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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000725026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900072502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900072502
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-25
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
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Abend-An Saab e Druck und Verlag vo» L. Polz in Lechji» Sl. Jahrgang Mittwoch den 25. Juli 1900. F-uölletsn »I -n/Sniir n-votsnO 0 0 0 S Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. o 5 o 0 o o o 0 SS,60 82-75 01,60 00,25 09,75 01,25 57,— 103,SO 65,20 87,00 von ihr am 19. ds. Mts. an den Vicekönig Kuan-Nhl-Kai und den Taotai Scheng gerichtetes Telegramm heute früh vom Tsung li Kamen durch Vermittelung Scheng's folgendes Telegramm er halten: Am 18. ds. Mts. besuchte auf Befehl deS Tfung li Kamen ein Beamter die auswärtigen Gesandten und fand sie alle wohl und unversehrt. Kungln ordnete an, alle Gesandtschaften mit Lebensmitteln und allem Nothwendigen zu ver sehen, und beantragte, daß sie, jo lange in Peking die Ruhe nicht vollkommen hergestellt sei, unter dem Schutze (!) chinesischer Truppen nach Tientsin gebracht werden, wo sie außer jeder Gefahr sein würden. 113,40 73,80 140,00 88,75 7»,SO 178,— * Washington, 24. Juli. („Neuter's Bureau.") Die Bot schaft, die der Kaiser von China an den Präsidenten Mae Kinley gelangen ließ, ist im Allgemeinen in denselben Ausdrücken gehalten, wie die Botschaft an den deutschen Kaiser. Mac Kinley erwiderte gestern auf die Botschaft: „Ich bin erfreut, zu erfahren, daß Euer Majestät anerkennen, daß die amerikanische Regierung und das amerikanische Volk nichts von China wollen, als was recht und billig ist. Die Truppen wurden gelandet, um die Gesandtschaft zu be- freien und das Leben unLEigenthum, imEinklang mit den Vcrtragsrcchten, den in China sich aushaltenden Amerikaner zu schützen. Aus Eurer Majestät Brief geht hervor, daß böswillige Menschen, die den deutschen Gesandten Frhr. v. Ketteler ermordet haben, die Gesandten in Peking belagert haben und sich im Aufstand gegen die kaiser- lichen Behörden befinden. Wenn dies der Fall ist, lege ich Eurer Majestät Regierung nahe: erstens öffentlich zu erklären, ob die fremden Gesandten noch leben und in welcher Lage sie sich be finden, zweitens den Diplomaten die sofortige freie Verbindung mit ihren Regierungen zu gewähren und alle Gefahr für ihr Leben und Eigenthum zu beseitige», drittens, die kaiserlichen Behörden in China mit der Entsatzexpedition in Verbindung treten zu lasten, um zu coopcriren (dies Wort kann auch anders heißen) zum Schutz« der Ausländer und um die Wiederherstellung der Ordnung herbei zuführen. Wenn diese drei Pnncte zugestanden werden, glaube ich, wird sich einer freundschaftlichen Beilegung aller aus den jüngsten Unruhen sich ergebenden Fragen kein Hinderniß entgcgenstellen. Die srenndschaftlichcn guten Dienste Amerikas werden mit Zustim mung der übrigen Mächte Euer Majestät gern zur Verfügung ge stellt werden." * Shanghai, 24. Juli. In Peitang ist am 19. d. Mts. für den Director der Chinese Engineer and Mining Company in Tientsin ein Bote auS Peking mit der Meldung angekommen, daß die Ge sandten in Peking am 16. lebten unter Schutz von Prinz Tsching und Kung-lu. Ter hier weilende Li-Hung-Tschang behauptet ebenso, daß die Fremden in Peking leben. Einige seiner Berliner Freunde, Maler und Musiker, die in Ungarn gewesen waren und auf der Rückfahrt Oberschlesien be rührten, suchten ihn nach kurzer, telegraphischer Anfrage in Schollen auf, und als sie in das alte Schloß einzogen, hallte es bald wider von ihrer fröhlichen, lärmenden Gegenwart. Es wurde gesungen, gepfiffen, gelacht und gegeigt, und Frau Wens- lein, die sehr bald eine beliebte Persönlichkeit wurde, konnte gar nicht genug herbeischaffen und backen und braten, um allen Wünschen gerecht zu werden. Wenn die Herren stundenlang im Wald umhergestreift waren, kamen sie immer hungrig in das Schloß zurück, und am Abend saßen sie mit dem Hausherrn bis in die Nacht unter der Kastanie, rauchten ihre Cigarren und tranken eine Bowle nach der anderen aus. An anregenden Gesprächen fehlte eS dabei nicht. Graf Egon war froh, wieder einmal über Anderes, als über Jagd, Land- wirthschaft und Forstcultur reden zu können, und trug das Sämige zur Unterhaltung bei, aber von seiner nächsten Nach barin, der Mitbewohnerin des Schlaffes, sprach er nicht. Auf die Dauer konnte ihre Existenz den Freunden ja nicht verborgen bleiben, aber eine eigenthümliche Scheu hielt ihn davon ab, sie zuerst zu erwähnen. Seit seine Zweifel zur Gewißheit ge worden waren, konnte er in seinen Aeußerungen über sie ja gar nicht vorsichtig genug sein, und zugleich war es ihm immer noch peinlich, einzugestehen, daß er im alten Schloß nicht mehr Allein herrscher sei. Doch seine Zurückhaltung bekam ihm schlecht. Kaum hatte das lustige Künftlervolk entdeckt, daß eine reizende, junge Frau mit ihnen unter einem Dache lebte, so machten sie ihm über sein Schweigen dir lebhaftesten Vorwürfe, beschuldigten ihn der Heuchelei und Hinterlist und bestürmten ihn mit einer Fluth von Fragen, die er nicht beantworten konnte und wollte. Daß trotz der ländlichen Einsamkeit, die dergleichen sonst be günstigt, kein nachbarlicher Verkehr zwischen den beiden Parteien bestand und Vie Baronin für den Grafen noch immer eine Fremde war, erschien ihnen zuerst kaum glaublich. Sie meinten, er wolle ihnen geflissentlich ihre Bekanntschaft vorenthakten, um sich allein und ungestört daran zu erfreuen, als er sie aber von der Wahr heit seiner Aussage überzeugte und sein Bruder, der dann und wann herüberkam, dieselbe bestätigte, lachten sie ihn ganz einfach aus, nannten ihn einen Philister, einen Menschen, der gar nicht würdig sei, mit solch' einer vielversprechenden Nachbarschaft begnadet zu werden, und benutzten ihrerseits jede Gelegenheit, um die Baronin zu beobachten. Ein Fremdenzimmer im ersten Stock, daS nach dem Garten 2/8,75 1»9,25 102 SO 216,00 357,50 ISS,SS 18-»,«) 200.25 147,75 121.25 108.25 117.25 hinausging, über den Gemächern der Baronin lag und von zwäi der Herren bewohnt wurde, bot dazu die beste Gelegen heit dar. Hier konnte man ihrem herrlichen Clavierspiel lauschen, sie mit der Tante am Arm im Park lustwandeln sehen und, mit einem Krimstecher bewaffnet, sogar constatirm, was für Hand arbeiten sie machte und welche Bücher sie las. Die Terrasse war nämlich ihr Lieblingsaufenthalt, hier spielte sich gewissermaßen ihr Tagewerk ab, und auch am Abend saß sie dort noch stundenlang bei der Lampe, wenn die Tante und deren Gesellschafterin sich längst zurückgezogen hatten. Triumphirend berichtete man dem Grafen das Resultat der Beobachtungen. Man rühmte ihre Anmuth, ihre Schönheit, die vornehme Ruhe der Bewegungen, schwärmte von ihren großen, traurigen, dunklen Augen und sprach den festen Vorsatz aus, eine Annäherung zu erstreben, ja, wenn nöthig, zu erzwingen. Graf Egon s Betheuerungen, daß alle Bemühungen fruchtlos sein würden, machten nicht den geringsten Eindruck auf sie, und Werner Schacht, der Jüngste der Drei, «in Violinvirtuose, der in einem weltberühmten Quartett die erste Geige spielte, beschloß sogleich zum offenen Angriff vorzugehcn. Der Landschafter Hans Dude begleitete ihn, und Beide ließen sich bei der Baronin melden. Wie Graf Egon vorausgesehen hatte, lehnte sie den Besuch unter einem Vorwand ab, als man aber Johann mit einer Bittschrift absandt«, die von den Beiden in launigster Weise verfaßt, von dem Dritten im Bunde, dem Professor Sietze, mit Randverzeichnungen versehen und so gehalten war, daß selbst die zartfühlendste, sprödeste Dame darin nur eine ehrfurchtsvolle Huldigung erblicken konnte, wurde ihnen ein besserer Bescheid zu thoil. Me Baronin empfing Vie beiden Herren in Gegenwart ihrer Tante auf der Terrasse, unterhielt sich in liebenswürdigster Weise mit Ihnen und fragte nach ihren, in dem Schreiben bereits an gedeuteten Wünschen. Nach kurzem Zögern und Bedenken wurden dieselben gewahrt. Hans Dude erhielt die Erlaubniß, Vie Grenzen ihres Reiches zu überschreiten, wann immer es ihm beliebte, um einzelne Partien im Park und das Schloß von der Gartenseite aufzunehmen, und mit Werner Schacht versprach sie zu musiciren. Etwas Aufregung that ihr, wie sie offen gestand, in dieser Beziehung dringend noth, und da die Künstler bald wieder abroisen wollten, glaubte sie die gute Gelegenheit nutzen und ihr Stillleben für kurze Zeit unterbrechen zu dürfen. Schließlich ließ auch der Professor sich bei ihr einführen und war von ihrem Geist und ihrer Anmuth ebenso entzückt, wie seine beiden enthusiastischen Freunde. Ja, er als der Aelteste und Er- vent-cll- in Voko- iürsvi»-, vi-s (23/71 ii 8«r8<>li ipf«r: ja «v Vork lackslpkia ndklwpkiir »«cd o», dsicks (24/7) klUksr- ClSSSLNt 7, b VNr rk, (22/7, »»iso, ia i. 'er len, von evVork, toll (28/7) -N»rl«- or» lllld * Petersburg, 24. Juli. Ueber die Situation in der Mandschurei und den Grenzländern von Semirjetschensk und Kuldscha melden Berichte des Generalstabes vom 21.: Auf der Grenze von Kuldscha ist alles ruhig, die Post geht zweimal in der Woche regelmäßig nach Kuldscha und zurück, die russische Post wird von vier Kosaken begleitet und geht regelmäßig, ebenso ver- kehren auch Beamte und Private ohne Hinderniß. Ter Consul hat zu den Chinesen die beste» Beziehungen. Die Chinesen rüsten indessen insgeheim stark.— Ter Consul von Tschugutschak telegraphirte am 20. an den Generalconsul: Hier herrscht vollkommene Ruhe, der Gouverneur bürgt für die Aufrechthaltung derselben. — Die meiste Gefahr droht der östlichen Station der chinesischen Bahn. Berichte vom 19. besagen, die Linie nördlich der Station Daschizao ist samint den Brücken und 14 Waggons zerstört, ebenso die Kohlen gruben von Tautai, Viele Beamte und Mitglieder der Schutzmann schaft sind getödtet. Die chinesischen Truppen conccntriren sich in großen Gruppen in Jmpu Sjutscheli und anderen Orten nahe der Bahnlinie. Die ganze Organisation der Chinesen und ihre Ueberfälle beweisen, daß nach einem streng durchdachten Plane vorgegangen wird, kleine Detachements obzu schneiden, ihnen den Rückzug unmöglich zu machen und sie zu vernichten. Jede Verspätung der Truppensendung von unserer Seite giebt den Chinesen die Kraft und die Möglichkeit, sich zu verstärken. Die Station Daschizao ist von unseren Schützen und Kosaken besetzt. Weiter südlich sind kleinere Commandos vertheilt. Gegenüber den StationenSpalctschen und Gajutschon befinden sich reguläre chinesische Truppen mit Geschützen. In Blagowjestschensk herrscht vollkommene Ruhe, die Chinesen scheinen nicht gewillt, den Angriff zu wieder- holen. Die Bewegungen der anderen Detachements waren günstig; besondere Hindernisse haben nicht stattgefunden; es ist Hoffnung auf eine baldige Wiederherstellung der Ruhe, wenigstens in den naheliegenden Gebieten. Die chinesische Bevölkerung in Chardin ist vollkommen ruhig, da die Mandschuren keine besondere Sympathie für die Aufständischen hegen, was eine baldige Wieder- Herstellung der Ruhe erwarten läßt. Die Berichte des Gcneralstabes lauten sehr beruhigend. Die verbündeten Truppen haben überall Erfolg. Auf dem Kriegsschauplatz haben unsere Truppen überall mit Erfolg den Widerstand der chinesischen regulären Truppen ge brochen und sich namentlich am linken Ufer des Peiho ausgezeichnet, wo sie am 14. Juli 42 Geschütze genommen haben. — Dem Finanz ministerium zugegangene Meldungen besagen, daß der Ingenieur Botscharow aus Dono am 23. ds. Mts. und daß der Ingenieur Offenberg mit seiner Abtheilung in Zuruchajtu am Abend desselben Tages angekommen sind. Di« Wagen der vierten Sektion wurden von den Chinesen geplündert. 12 Personen, darunter eine Frau, wurden getödtet. und daß chinesische Truppen Uber sie wachen, damit ihnen kein Leids geschieht. Diesen Schwindel genießbar zu machen, sind wir nicht im Stande, chinesische Doppelzüngigkeit muß mit einem Maßstab gemessen werden, der unS fehlt. * London, 24. Juli. Das „Neuter'sche Bureau" erfährt, daß sich in den amtlichen Kreisen Londons mit Rücksicht auf die fortdauernden Meldungen, daß die Gesandten in Peking noch am Leben seien, Hoffnung zu regen beginne. * London, 25. Juli. „Daily Telegraph" meldet ans Tokio vom 23. Juli: Das im Jahre 1895 geschaffene Eisenbahn- Bataillon ist mit einer Abtheilung Kulis und Artillerie nach China abgegangen. Die „Times" berichten aus Hongkong vom 23. d. M.: Bevor Li-Hung-Tschang nach Norden abreiste, nahm er den Befehl, daß die Schwarzflaggen nach Peking maschiren sollen, zurück. Die Schwarzflaggen lagern jetzt außerhalb Cantons und werden von dem stellvertretenden Vicekönig über wacht, der für die Sicherheit der Fremden in der Niederlassung Garantie übernahm. * Loudon, 24. Juli. (Meldung des „Neutcr'schcn Bureaus". Der englische Consul in Tientsin telegraphirt unter dem 21. d. Mts.: Ich habe heute von Macdonald einen Peking, den 4. Juli datirten Brief erhalten, in welchem Macdonald um Hilfe bittet und mittheilt, daß noch hinreichend Lebensmittel für 14 Tage vorhanden seien, daß die Garnison sich aber nicht mehr lange gegen die heftigen Angriffe würde halten können, 44 Mann seien todt, verwundet die doppelte Anzahl. * London, 25. Juli. Der „Standard" berichtet aus Tschisu unter dem 23. Juli: Eine hier aus Peking ringetrofsine vom 10. d. M. datirte Nachricht besagt: Die in der britischen Ge sandtschaft befindlichen Ausländer bedürfen dringend des Entsatzes; unter ihnen herrscht Krankheit. Die chinesischen Truppen halten die Belagerung noch aufrecht. * Paris, 25. Juli. Die Blätter meinen bezüglich der Depesche des französischen Generalconsuls in Shanghai, die das Ver sprechen Li-Hung-Tschang's enthält, nächstens eine Antwort des Gesandten Pichon zu übermitteln, daß dieselbe nur theil- weise beruhigend wirke. — „Figaro" bemerkt, wenn die Gesandten im Begriffe wären, nach Tientsin abzureisen, würden sie sicher in der Lage sein, Nachrichten von sich zu geben. * Paris, 24. Juli. Der Minister des Auswärtigen Delcassö erhielt von dem französischen Generalconsul in Shanghai ein von gestern Abend 6 Uhr 20 Minuten Latirtes Telegramm, das besagt, Li-Hung-Tschang habe ihm, dem Generalconsul, die Versiche rung gegeben, daß der französische Gesandte Ptchou lebe. Li- Hung-Tschang willigte ein, an Pichon eine Botschaft zu übermitteln und forderte fünf Tage Zeit für die Antwort. * Konstantinopel, 23. Juli. Das türkische Journal „Jkdam" giebt der Hoffnung Ausdruck, daß die Gesandten in Peking wohl behalten sind. „Das wilde Vorgehen der Chinesen erfüllte den Sultan und alle Muselmanen mit tiefem Schmerz. Wir geben unserer lebhaften Genugthunng über die Siege der europäischen Truppen Ausdruck." — Das Blatt theilt weiter mit, daß der türkische Botschafter in Berlin osficiell sein Beileid aus Anlaß der Ermordung des deutschen Gesandten ausgedrückt habe. * Petersburg, 24. Juli. (Meldung der „Russischen Tele- graphen-Agentur".) Die hiesige chinesische Gesandtschaft hat auf ein Herr vo» Brandt über Vie Lage. Bei der unfreundlichen Haltung, welche die russische Presse gegenwärtig vielfach gegen Deutschland angenommen hat, ist es mit Freude zu begrüßen, daß der in Petersburg eingetroffene frühere deutsche Gesandte am chinesischen Hose von Brandt die Gelegenheit wahrgenommen bat, unbegründete Borurtheile zu zerstreuen. Er hatte eine Unterredung mit dem Chefredacteur deö „Herold" über die Sachlage in China. Bevor Deutschland noch anKiautschau gedacht, so führte Brandt nach dem „B. L.-A." aus, hätten die Franzosen sich bereits in Südchina und die Engländer in Hongkong und un Gebiete deS Dangtsekiang festgesetzt, ferner hatte Ruß land bereits vorher durch den Bau der Bahn in der Mandschurei festen Fuß gefaßt. Kiautschau, das übrigens vorzüglich gewählt sei, wäre durchaus nothwendig gewesen, um dem deutschen Handel in Ostasie» einen Stützpunkt im Stillen Ocean zu schaffen. Denn es könute doch kommen, daß uns die Kohleneinnahme unmöglich gemacht würde. An dem AuSbruch der Unruhen in China trage namentlich ein Theil der Presse Schuld. Insbesondere sei eS die eng lische und französische Presse, die immerfort die For derung ver Austheilung Chinas und der Beseitigung der Mandschudynaftie ausgesprochen habe. China, da» die Artikel Westeuropas eifrig gelesen habe, sei dieses „Herum trampelns auf sich" müde geworden. Einen Fehler hätten - nnXs. is 875 6., 8., Vsr. 2IVV 8-, .lltiii cksr , 2000 8., Siekbüll 'rödlicks )»., 6r»k etellüm- 17 500 u , ?tiilipp iv uou 0., 12 250 II, ?8r1illxs- KUrdLllll » 3400 (1. sisllroäs i»kLN»ell mrollorn 8., Vil- L - 8,!,«ll Vs Vsr- Srnllä- Annahmeschluß für Anzeigern Abend-AuSgab«: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Srpebitio» m richten. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Klemm'» korti». Uusyersitättstrahe 8 (Paulinumz Louis Lösche, Kwtzodmckr. I», »ort. und König-Platz tz> Nedaction und Expedition JohanttiSeaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. 109 50 134.25 137.50 155,40 133,— 1S2, 137 14», 100.75 44,50 170,10 104.75 80.80 108.50 140.75 140.50 213.50 184.— 1vO,7S 223,— 144V5 209.50 360,— 203.50 166.50 80.90 08,50 152,— 103,25 00,50 203,40 127.— 214.50 84,20 83,00 213,10 215.80 84.35 210,05 Graf Egon's neue Nachbarin. Novelle von G. von Stokman» (Germanis). Nachdruck verboten. Auch in ihrer Abneigung gegen den Ehestand begegneten sich ihre Ansichten nur scheinbar, denn er hatte bisher immer ange nommen, daß er nur für die Männer eine Gefahr, für die Frauen aber der ersehnte Hafen und gewissermaßen das Schutz gebiet der Liebe sei. Auch hatte er immer nur an sich gedacht, wenn er die Möglichkeit einer Verbindung jemals im Erwägung zog. Daß er, in seiner Eigenschaft als Gatte, eine Frau nicht be glücken, ja sie unglücklich machen könne, war ihm nie in den Sinn gekommen und diese Voraussetzung der Baronin ärgerte und empörte ihn beinahe. Es war nicht zu leugnen: — er hatte nicht geheirathet, und er wollte nicht heirathen, weil Neigung und Verhältnisse dem widersprachen, — aber wenn es ihm je emfallen sollte, einer Frau seinen Namen zu geben, einer guten, edlen Frau, die er liebte und die seine Neigung erwiderte, — so tvürde er sie auch glücklich machen, — daran zweifelte er keinen Augenblick. Ueberhaupt: die Baronin war zum Richteramt in dieser Angelegenheit am allerwenigsten berufen. Sir selbst hatte sich am der Heiligkeit der Ehe versündigt, uttd ihr stand nicht das Recht zu, sie zu kritisiren und zu schmähen. Einige Tage beschäftigten diese Erweägungen ihn noch, dann wurden die empfangenen Eindrücke durch andere verdrängt, und schließlich blieb von dem ganzen Erlebniß nicht» weiter übrig, als eine dumpfe, vage Mißstimmung, eine gesteigerte Abneigung gegen jeden näheren Contact mit der gefährlichen Frau. Inzwischen war auch der August herangekommen und da» Ende de» Sommer» brachte Graf Egon den Beginn der Hühner jagd. Dieselbe nahm ihn bald ganz in Anspruch. Die Ein ladungen zu den Nachbarn häuften sich; er war eigentlich nie mehr zu Haus, und da die Völker in diesem Jahr besonder» groß waren und er einen prachtvollen englischen Hühnerhund besaß, machte die Sache ihm wirklich Spaß. Einige Wochen ging da» so fort, dann, ehe die Hirschbrunst begann, trat für den eifrigen Jäger eine kleine Pause ein, aber von Ruh« und Stille war trotzdem nicht die Rede. Ntztra-Veilage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug 60.—, mit Postbesörderung ^ll 70.—. 1075 825 iss 2050 1725 260 20860 1250 1650 13800 350 3700 1025 2700 12000 1225 s, Lloot 4s. Von Ick VUck- Anzeiger. Amts Mit des H-Mgkichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes nnd Motizei-Änües der Ltadt Leipzig. Die Wirren in China. Graf Bülow hat es abgelehnt, das Vermittelungsgesuch deS Kaisers von China dem deutschen Kaiser zu unterbreiten. Aehnlich wie der französische Minister deS Auswärtigen be gründet auch Graf Bülow die Ablehnung deS chinesischen An trages. In erster Reibe ist e» das Schicksal der inPeking eingeschlossenenFremden, dessen Aufklärung Gras Bülow fordert, bevor er die chinesische Note seinem Souverain vor legt. Mit vollem Rechte wird dieser Punct vom Grafen Bülow vorangestellt. Da» unerhörte Spiel, daö China mit den verbündeten Mächten sich erlaubt, ist durch die vorliegende chinesische Note noch um ein gutTheil schlimmer geworden. Denn jetzt besteht nicht mehr der geringste Zweifel daran, daß die chinesische Regierung im Stande ist, authentisch Auskunft über daS Schicksal der in Peking Eingeschlossenen sowohl selbst zu erthcilen, als auch die Gesandten hierüber direkt berichten zu lassen, wofern sie am Leben sind. Anstatt aber auf demselben telegraphischen Wege und durch dieselbenMittels- personen Aufklärung zu bieten, hüllt sich die chinesische Re gierung betreffs der in Peking Eingeschlossenen in Schweigen! Die zweite Boraussetzung, unter der Graf Bülow daS Vernnttelungsgesuch China» unserem Kaiser unterbreiten will, ist die Gewähr einer Sühne für die Ermordung des deutschen Gesandten. Anstatt sich dazu bereit zu er klären, beschränkt sich die chinesische Note auf den Ausdruck tiefsten Bedauerns. Während die chinesische Ne gierung unseres Wissens hiermit zum ersten Mal dem deutschen Kaiser gegenüber den Gesandtenmord amtlich berührt (am 2l. Juli!), bringt sie einigermaßen vorwurfsvoll zur Sprache, daß die fremden Staaten auf den Verdacht gcriethen, die chinesische Negierung begünstige die Fremdenverfolgung. Als ob das Schweigen der chinesischen Negierung und der fremden Gesandten, sowie die Theilnabme chinesischer Truppen an der Fremdenverfolgung den Mächten jenen Verdacht nicht hätte auszwingen müssen! Gleichfalls vorwurfsvoll erwähnt die chinesische Note die Einnahme der Taku-Forts als einen Umstand, der das Unglück immer verwickelter gemacht habe. Aber daß die Chinesen zuerst das Feuer auf die fremden Schiffe eröffneten, übergeht die Note mit Stillschweigen. Wenn letztere schließlich die chinesische Regierung als in einer Zwangs lage befindlich darstellt und angiebt, die Anrufung der Hilfe Deutschlands sei das einzige Mittel zur Beseitigung deS allgemeinen Unwillens gegen China, so vergißt sie, daß nunmehr China fast alle ver bündeten Mächte um Vermittelung gebeten hat und daß der Hinweis auf eine angebliche Zwangslage nicht den mindesten Anspruch auf Glaubwürdigkeit hat. Kurz, auch diese chinesische Note bat mit bestem Rechte in Berlin eine rund ablehnende Aufnahme ge funden. Aus den nachfolgenden Telegrammen werden die Leser ein neues Bild der „Wirren" erhalten. Sie werben erfahren, daß die Gesandten von chinesischen Truppen eingeschlossen und belagert sind, daß sie eiligster Hilfe bcnöthigen, daß ihnen Lebensmittel fehlen und Krankheit herrscht und daß sie bei der Vertheidigung ihres Lebens gegen chinesische Soldaten zahlreiche Tobte gehabt haben. Zu gleicher Zeit, mit demselben Boten, wird berichtet, daß sich die Gesandten und Angehörige gesund unter dem Schutze der Prinzen Tsching und Tschungli befinden, daß diese Herren sich durch einen Boten des Tsung li Damen nach ihnen er kundigten, für ihre Bequemlichkeit und Lebensmittel sorgen BezttsS-PreN A tz« Hauptexpeditlon oder den im Gkntzt» tztzirk und den Vororten errichteten AuS- «bestellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, vei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljübrlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendnng in» Ausland: monatlich 7.öO. fahrenste von ihnen, wußte die Vorzüge der Baronin am meisten zu würdigen und jedes Zusammensein mit ihr wurde ihm zum hohen Genuß. Im Gegensatz zu Graf Egon zeigte «r nicht das geringste Miß trauen gegen sie, nicht die leiseste Neugier in Betreff ihrer Ver gangenheit. Daß diese schwer und trübe gewesen war, bezweifelte er keinen Augenblick, aber mehr wollte er auch gar nicht wissen. Die holde Gegenwart, der Zauber ihrer Persönlichkeit, genügte ihm vollkommen, und als Graf Egon sich einmal veranlaßt sah, ihn vor der Baronin zu warnen und nur im Allgemeinen von dem Onus sprach, mit dem jede geschiedene Frau belastet ist, wurde der Professor sogar ernstlich böse auf ihn. „Mensch", rief er, „hast Du denn keine Augen im Kopf, kein Herz in der Brust? — Sichst Du, fühlst Du denn nicht, daß von der Möglichkeit einer Schuld, einer wirklichen Schuld, hier über haupt nicht Vie Rede ist? Gefehlt kann sie haben durch Schwäche oder Uebereilung, zu streng kann sie gewesen sein in der Beur- tbeilung Anderer, — aber eine gefährliche Circe, eine kokelte Frau ist die Baronin nicht. Ich kenne die Weiber besser als Du, und ich weiß, was ich von ihnen zu halten habe. Wenn Deine reizende Nachbarin mich wollte, ich ffeirathete sie auf der Stelle, aber, dazu ist wenig Aussicht vorhanden. — Ein innerer Pro- ceß, der sie gegen fremde Einflüsse unempfindlich macht, ist noch nicht abgeschlossen; — sie tritt aus ihrer Zurückhaltung nicht heraus, vertheilt ihre Huld gleichmäßig zwischen uns Dreien und zeigt sich selten ohne die Tante, einen echten, rechten 6o vertu. Du kannst also über unsere Sicherheit beruhigt sein, lieber Egon, di« schöne Melusine bethört un» nicht." Das klang nun Alles ganz gut und schön, aber Graf Egon wußte es, seiner Meinung nach, besser, und wenn er nur hätte reden können, er würde den Professor schnell überzeugt haben. Aber er mußte ja schweigen und es ruhig mit anschen, wie seine Freunde sich immer dieser in die Netze der Baronin verstrickten und ihre Abreise von Tag zu Tag hinauSschoben. Er selbst schien ihnen nur noch Mittel zum Zweck zu sein, und er Mt unter dem Umstand, daß sie ihn, dem doch ibr Besuch eigentlich galt, immer mehr vernachlässigten. Wenn sie nicht mit der Baronin zusammen waren, so schwärmten sie doch unter irgend einem Vorwand in ihrer Nähe herum, und seine Vorwürfe beantworteten sie lachend mit der Aufforderung, sich ihnen anzuschließen, statt der schönen Nachbarin geflissentlich aus dem Wege zu gehen. --- Davon wollt« «r ab«r nicht» Wissen, und auch die Baronin sprach weder ihr Befremden über sein Fernbleiben, noch den Wunsch aus, ihn zu sehen. Sie mochte wähl bedenken, daß der Verkehr mit ihm, der im Hause blieb, sich nicht so leicht wieder Arrzeigert-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4ge» spalten) 50^z, vor den Famlliennachrichlea (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem PrelS- verzeichniß. Tabellarischer und Zifsernsatz nach höherem Tarif. " - 8riek 9 7SS0 80 4700 3600 17500 5 3535 9 3875 5 2100 10300 17900 »400 9 12400 9 7350 9 13700 9 5350 2760 - 4000 575 5 1760 5 3575 c 1660 5 2250 0 2800 3475 15500 1375 5 2150
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