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MsdmfferTageblatt Nr. 140 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt Dienstag, den 20. Juni 1939 Postscheck: Dresden 2640 Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags Ik Ubr Bezugspreis manait L RM. tret Haus, bei Poftbcstcllung l,«u RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rpf Alle PoNanstatt«. Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- , ..... ... ,, . . stellungen entgegen Im «alle höherer Gewalt oder Wochenblatt fUI WllsdüUss U. UMgegLNV sonstiger BetriebSsiorun- gen besteht lein Anspruch — auf Lieferung der Zct- tuns oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesaudter Schriftstücks erfolgt nur, wenn Rückporto beiltegt Nie MsskMr SlhivierWeitkli Chamberlain bestätigt sie — Fernostgarantie bereitet London Kopfschmerzen Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. «. — Z i f f e r - G c b ü h r : So Rps. — Dorqeschrt«- bene ErschcinungStage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — A n z e i g e n-A n n a h m « durch b^rnru^ übermtt^ Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 t'ctten Anzeig?" übern?" men wir keine Gewähr. —— — Bei Konkurs ui» ZwangSvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Plumpe Menkuugsmanövn London und Paris unterstellen Moskau übertriebene Garantiewünschc Die englische und die französische Presse übertrifft sich kn dem krampfhaften Bemühen, ihren Lesern über die Enttäuschungen im Hinblick auf die englisch-sowjet russischen Verhandlungen hinwegzuhelfen. Seit Wochen hat die Presse der Westmächte die Oeffentlichkeit dar auf vorbereitet, daß der Abschluß des Paktes mit den Sowjets die Einkreisungssront vervollständigen werde. Jetzt aber stocken die Moskauer Verhandlungen, und der englische Sonderabgesandte Strang ist genötigt, sich neue Anweisungen aus London zu holen. Zu der großen Sorge um die Entwicklung der Dinge im Fernen Osten kommt nun also auch noch die Enttäuschung über die wachsenden Schwierigkeiten in den Verhandlungen mit Moskau. Um die enttäuschte Leserschaft davon zu überzeugen, daß die Schuld an dem Stocken der Moskauer Verhand lungen nicht in London und Paris zu suchen ist, werden den Sowjets die unmöglichsten Forderungen unterstellt. Angeblich hat Moskau übertriebene Garantiewünsche in bezug auf Europa geäußert. So behauptet der Londoner Korrespondent des Pariser Blattes „Excelsior", Moskau wünsche, daß Frank reich, England und die Sowjetunion durch eine verall gemeinerte Garantie sämtliche Staaten decken, die den Absichten des Dritten Reiches zum Opfer fallen könnten. Eine solche Garantie müsse sich sowohl auf Belgien als auch auf Lettland und Estland erstrecken und könne auf alle Staaten — das Blatt erwähnt Ungarn, Bul garien und Jugoslawien — ausgedehnt werden, die einen solchen Schutz wünschten. Durch diesen Moskauer Wunsch, so fährt das Blatt fort, seien jedoch neue, sehr verwickelte Fragen aufgeworfen worden, so daß man sich fragen müsse, ob der englische Unterhändler Strang ausreichende Vollmachten für die Behandlung derartiger Fragen besitze. Vielleicht um schon immer einen eventuellen Rückzug aus Moskau vorzubereiten, werden Moskau Forderungen in die Schuhe geschoben, die natürlich Eng land unter keinen Umständen erfüllen kann, will es sich nicht in Europa vollkommen der Lächerlichkeit aussetzen. Denn daß Ungarn — als Unterzeichner des Antikom intern-Paktes! —, Jugoslawien und Bulgarien — als mit den Achsenmächten eng befreundete Mächte — von der Tripleentente gegen Deutschland garantiert werden sollten, kann man nur als einen schlechten Witz bezeichnen. In der englischen Presse tauchen seit einigen Tagen in verstärktem Maße bösartige Hetzmeldungen auf, die sich mit angeblichen deutschen Truppen bewegungen in der Slowakei und im Protektorat Böh men und Mähren beschäftigen. Auch jetzt wird diese üble Brunnenvergiftung, die offenbar auf Grund eines wohlüberlegten Planes und im Rahmen der allgemeinen Einkreisungsaktion durchgeführt wird, fortgesetzt. So wird von zahlreichen Tanks, Panzer wagen und Transportfahrzeugcn phantasiert, die durch Prag nach Osten marschierten; und bei Mährisch- Ost r a u wollen findige angelsächsische Reporter sogar nicht Weniger als 1v Divisionen aufgespürt haben. Von zuständiger deutscher Seite werden diese völlig unbegründeten Kombinationen, deren Ziel nur die weitere Verschärfung der vorhandenen Spannun gen sein kann, auf das schärfste zurttckgcwicsen. Daß es sich dabei eindeutig um eine neue gewissenlose Mache der englischen Einkrcisungspolitik handelt, geht schon daraus hervor, daß die Lügenfabrikanten gleichzeitig das hirnverbrannte Märchen kolportieren, daß Deutschland und Ungar« angeblich die Teilung der Slo- Aal ei — die bekanntlich unter dem Schub- Deut schen Reiches steht — vereinbart bätten. * Bei den fortgesetzten verbrecherischen Lügenmanövern der englischen Presse handelt es sich um bewußte, man darf sagen hinterhältigste Brunnenvergiftung, deren Skrupellosigkeit zu einem Verbrechen am europäischen Frieden wird. Eine Regierung, die ein solches Trommelfeuer sinn losester Lügen seitens ihrer Presse duldet, hat das Recht ver wirkt, ihre politischen Machenschaften unter das Aushänge schild der Friedenssichcrung zu stellen, denn solche Lügen haben keinen anderen Zweck als die bewußte Schürung des Unfriedens und sollen Europa im Dienste der Ein kreisungspolitik immer wieder in Aufregung versetzen. Aller dings muß die Ratlosigkeit der englischen Politik schon weit gediehen sein, wenn man sich nicht scheut, so unglaubliche Märchen wie die beabsichtigte Teilung der Slowakei zu kolpor tieren. Die Slowakei steht unter deutschem Schutz und fühlt sich Unter diesem Schutz, wie aus den Aeußerungen ihrer maß gebenden Persönlichkeiten hervorgeht, jedenfalls wohler, als wenn sie sich dem Schutze der Einkreiser anvertraut hätte. Aber hier kommt es nur auf die Lüge an, möge sie auch nur für Kluge Stunden gegenüber der Wirklichkeit standhaften können. chp Ueber die Verhandlungen mit Sowjetrußland befragt, konnte Ministerpräsident Chamberlain im englischen Unterhaus nur feststellen, daß die Verhandlungen an dauern. Ferner mußte er zugeben, daß nicht so sehr die baltische Frage an den Schwierigkeiten in Moskau schuld ist. Obwohl Chamberlain sich außerordentlich vorsichtig ausdrücktc, wurde sein verblümter Hinweis auf das Fernostproblem sofort verstanden. Am 15. Juni, so erklärte Chamberlain, seien der fran zösische und der britische Botschafter in Moskau sowie Mister Strang von Molotow empfangen worden, dem sie die jüngsten englisch-französischen Vorschläge auseinander- gelegt hätten. Am 16. Juni habe eine weitere Be sprechung stattgefunden. Im Laufe dieser Besprechung habe Molotow den britischen und französischen Vertretern gewisse Einwände der Sowjetregierung unterbreitet. Die Besprechungen dauerten immer noch an. Der Labour- Abgeordnete Dalton verlangte vor diesem öffentlichen Forum eine Mitteilung darüber, ob die dem britischen Botschafter in Moskau erteilte Möglichkeit, Schritt für Schritt Zugeständnisse zu machen, weitgehend genug sei. Chamberlain erwiderte in seiner Not mit einer nichtssagenden Phrase. Es sei, setzte er aber hinzu, mög lich, daß weitere Punkte aufgeworfen würden, die Rück fragen notwendig machten. Auf die Frage des Konser vativen Adams, ob etwa neben der baltischen Sache andere Schwierigkeiten bestünden, antwortete Chamberlain: -„Ja, es gibt noch verschiedene andere Punkte." * Mit dieser Erklärung vernimmt man aus vem wcunve des britischen Premierministers selbst eine Bestätigung dafür, daß die Frage der baltischen Staaten längst auf gehört hat, die Hauptschwierigkeit bei den Moskauer Be sprechungen zu bilden. Es bestätigen sich damit die In formationen. daß cs die von Moskau geforderte Fern- ost-Garantie ist, die den Briten schwere Kopf schmerzen bereitet. Chamberlain mußte diesen Tatbestand nunmehr vor dem Unterhaus zugeben, konnte aber mit Dann muffen eben wieder neue Lügen herhalten. Aber die deutsche Politik wahrhafter Friedenssichcrung wird dafür sorgen, daß alle Lügenmärchen an der Wucht der Tatsachen zerschellen. Offenbare Böswilligkeit Sloworikches Preßbüro weift Hetzlüge über Deutschland zurück. Unter der Ucberschrift: „20 00 Deutsche in Sillrin" weist das halbamtliche Slowakische Preßbüro eine Ten denzlüge der internationalen Brunnenvergifter über an gebliche deutsche Truppenbewegungen gegen Polen zu rück und prangert die Böswilligkeit solcher Lügenhetze ge bührend an. In der slowakischen halbamtlichen Meldung heißt es: „Die Agentur „Associated Preß" hat eine Meldung heraus gegeben, derzufolge 20 000 deutsche Soldaten slowakisches Gebiet, und zwar Sillein, in der Richtung gegen die pol nische Grenze passiert haben sollen. Diese Nachricht ist eben so wie viele andere Meldungen, die in den letzten Tagen von den verschiedensten Blättern verbreitet wurden und die in dem Sinne ausklingen, als ob eine Aufteilung der Slowakei vorbereitet und die Slowakei allmählich von deutschen Truppen besetzt würde und als ob ein deutsches Hauptquartier in Preßburg einquartiert worden iväre, vollkommen frei erfunden. Wie uns aus Sil lein gemeldet wird, sind in Sillein weder deutsche Truppen eingetroffen noch haben solche die Stadt zu Fuß, mit der Bahn oder mit Motorfahrzeugen passiert. Die Tendenz derartiger Nachrichten sowie ihre Böswilligkeit ist jedem, der die Verhältnisse in der Slowakei kennt, aus eigener Erfahrung offenbar. Diese Nachrichten werden nur darum erfunden und konstruiert, um die zwischen den Völkern bestehende Spannung zu steigern." Britische presse dementiert Ueber die augenblickliche Lage in der Slowakei befragt, erklärte Unterstaatssekretär Buller im Unter haus im Zusammenhang mit den Lügenmeldungen von „Times" u. a., er habe erfahren, daß sich in der Slowakei keine Ereignisse von besonderer Bedeu tung in letzter Zeit zugetragen bätten keinem Wort auch nur andeuten, wie sich England aus diesem Dilemma befreien wird. Chamberlain hat im gleichen Atemzuge die ernsten Zustände in Tientsin darstellen müssen. Die hier ein- getretene Situation allein könnte genügen, um in London ernste Sorgen heraufzubeschwöreu. Viel schwerer noch ist aber, wie aus der Chamberlain-Erklärung jetzt klar erficht- lich, das Problem für die britischen Staatsmänner da durch geworden, daß Moskau hartnäckig bei seiner Forde rung auf die Fernostgarantie besteht und nicht gewillt ist, davon abzulassen. Dilemma der britischen Einkressmn Zu der Chamberlain-Erklärung und zum augenblicklichen Stand der Moskauer Verhandlungen schreibt der „Deutsche Dienst" in einem Eigenbericht aus London: Die Unterhauserklärung Chamberlains über die Moskauer Verhandlungen hat erneut das Moskauer Debakel der britischen Außenpolitik in das hellste Licht des öffentlichen Interesses gerückt. Es ist rührend zu sehen, wie lange nun ichon der gute Name der baltischen Staaten von der britischen und franzö sischen Presse dazu mißbraucht wird, das Moskauer Debakel der britischen Außenpolitik auf eine schamhafte und delikate Weise zu verhüllen. Keiner, der die Schliche und Methoden der briti schen Einkreisunaspraktiken einigermaßen kennt, hat jedoch nur den geringsten Zweifel daran, daß etwa die britische Außen politik skrupellos genug wäre, um im Bedarfsfälle die bal tischen Staaten auch wider ihren eigenen Willen in die britische Einkreisungsfront hineinzupressen. Albion hat noch nie nach dem Willen kleiner Völker gefragt, wenn es sie in seine impe rialistischen und kapitalistischen Ziele einsetzen wollte. Das Schicksal der schwergeprüften Araber in Palästina ist gerade in diesen Tagen ein erneutes Beispiel dafür. Warum sollte es sich ausgerechnet durch Lettland, Estland und Finnland von dieser lang genug geübten Praxis abbringen lassen? Man sagt Baltikum und meint den Fernen Osten. Denn hier ist der wunde Punkt, wo alle britischen Unterhändlerschläue und alle schönklingenden Phrasen und münd lichen Versicherungen der Hilfsbereitschaft abprallen an der unerbittlichen Haltung der sowjetrussischen Außenpolitik. Mos kau beharrt auf seiner Forderung: es will die schriftliche Fest legung der britischen Beistandsverpflichtungen im Fernen Osten im Falle eines Konfliktes mit Japan als Gegenleistung für seine Beteiligung an der britischen Einkreisungsfront. Das aber ist die schwache Seite von John Vull: erstens fürchtet man, daß ein britisches Beistandsversprechen für Eow- jetrußland im Fernen Osten die japanische Regierung in ihrer rnglandfeindlichen Haltung so sehr bestärken würde, daß der Ausbruch eines offenen militärischen Konfliktes nicht länger aufzuhalten wäre. Und zweitens, selbst wenn London die wei tere Zuspitzung des Verhältnisses zu Japan in Kauf nehmen wollte: England könnte ja, selbst wenn es wollte, i» Fernen Osten keinerlei nennenswerte Unterstützung für Moskau leisten. Denn schon der Tientsin-Vorfall beweistdie ganze Ohnmacht der britischen Position im Fernen Osten, die bezeichnenderweise in der britischen Presse in einem peinlich aninutenden Gemisch von wütenden Ausbrüchen, massiven Dro hungen und flehenden Beschwörungen an die Adresse Japans zum Ausdruck kommt. In Moskau ist man offensichtlich realpolitisch genug, dreses Dilemma der britischen Außenpolitk klar zu erkennen. Moskau will sich eben nicht umsonst als Kanonen futter für Großbritanniens Interessen hergeben, sondern ver langt infolgedessen von Großbritannien das Prinzip der Gegen seitigkeit, und zwar schriftlich! Gerade das aber ist London besonders peinlich! Chamberlain zur Tienism-BLockabe Nur Klagen, keine Gegenmaßnahmen Englands Im Verlauf der Beratungen des Unterhauses gab Ministerpräsident Chamberlain auch, nachdem er vorher die Erklärung über die stockenden Moskauer Ver handlungen abgegeben hatte, die mit größter Spannung erwartete Erklärung über die Lage in Tientsin ab. Cham berlain erklärte, daß di? Abriegelung andauere. Alls britischen Staatsangehörigen seien an den Schranken fest gehalten und rigoros durchsucht, in einigen Fällen sogar unwürdig behandelt worden. Die Einfuhr von verderb lichen Lebensmitteln und Eis in die britische Nieder lassung sei durch die verschärfte Durchsuchung an den Schranken verzögert worden und erfolge nur von Zeit zu Zeit. Demgegenüber wurden die Märkte der französischen Niederlassung in Tientsin normal beliefert. Im allgemeinen müsse man sagen, daß britische Schiffe, einschließlich Schlepper und Leichter, von den japanischen Militärbehörden angehalten und durchsucht worden seien. Der britische Generalkonsul in Tientsin habe bei seinem japanischen Kollegen protestiert, und ebenso sei der britische Botschafter in Tokio angewiesen worden, die Frage bei der japanischen Regierung aufzurollen. Die allgemeine Lage sei noch nicht klar. Der britische Ministerpräsident sagte dann, daß man „noch immer Hosse", daß sich „eine örtliche Vereinigung" als möglich erweisen werde. Er bestätigte aber im gleichen Atemzug, daß man den Eindruck habe, daß die ursprüngliche Forderung nach Auslieferung der vier Chinesen dadurch verwickelt worden sei, daß „größere Fragen von allgemeiner Bedeutung" aufgeworfen worden seien Auf eine Anfrage bestätigte Chamberlain, daß auch die Blockade von KulanLiu kortdauere. Verbrecherische VrmmenberMung Neuer englischer Lügenseldzug über angebliche deutsche Trupyenbewegungru