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Dresdner Journal : 26.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189906262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990626
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-26
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 26.06.1899
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ve,««»»ret«r Für Dresden »iettrljährlichr 2 Mart dvPf, bet den Sasser- Uch deusschen Postanstallen vtertrljahrlrch » Mart; außer- halb de» Deutschen Reiche Pust- und Srewpelzuichlay Einzelne Rammern: 10 Pf. GrsGetnenr Lägltch mit LuSuahme der Sonu- und Feiertage abend«. Femspr-Anschluß: Nr 12SL Dresdner Ssurml. A«tüu»ig»n,««e»ützre»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SV Pf Unter „Eingesandt" die Zeil« KO Pf. Bei Tabelle«- und Ziffern üitz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: SSniglicke Ezpedttion de« Dresdner Journal» Dresden, Zlbrngerstr. 10. Fernspr.-«nschlub:Rrir»». ^14S. Montag, den 26. Juni abends. 18SS. Amtlicher Teil. Dresden, 26. Juni. Se. Majestät der König find gestern abend ^11 Uhr von Stettin bez. Heringsdorf in» Hoflager Pillnitz zurückgekehrt. Se. Masestät der König haben Alleranädigst ge ruht, dem Maschinenmeister Schulze bei der Buch druckerei der vr. Güntz'schen Stiftung zu Dresden dar Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Verordnung, die Neuwahl für den Reichstag im 8. Wahl kreise des Königreichs Sachsen betr. Unter Bezugnahme auf die in Nr. 143 deS Dresdner Journals und in Nr. 144 der Leipziger Zeitung abgedruckte Verordnung vom 17. dieses Monats wird hiermit anderweit bestimmt, daß die darnach anberaumte Neuwahl eines Abgeordneten zum Reichs tag für den 8. Wahlkreis deS Königreichs Sachsen nicht am 12. Juli dieses Jahres, sondern am 18. September 1899 stattzufinden hat. Bei der Bezeichnung deS Wahlkommissar- und dem Umfange der Wahlkreises hat es zu bewenden. In Gemäßheit von 8 34 deS Wahl-Reglement- vom 28. Mai 1870 und 8 8 deS den Verwaltungs behörden seiner Zeit durch die Kreishauptmannschaften zugefertigten Berichts der WahlprüfungS-Kommission über die Ergebnisse der Wahlprüfungen in der neunten Legislaturperiode von 1893 bis 1898 — Nr. 286 der Drucksachen deS Reichstages von 1897/98 — werden die Gemeindeobrigkeiten deS bezeichneten Wahl kreises, als welche in dieser Beziehung für die Städte mit der Revidirten Städteordnung die Stadträthe, für die Städte mit der Städteordnung für mittlere und kleine Städte die Bürgermeister und für das platte Land die Amtshauptmannschaftev anzusehen sind, hierdurch angewiesen, unter Beachtung der einschlagenden Be stimmungen des Wahlgesetzes für den Reichstag vom 31. Mai 1869 und deS erwähnten Reglements, ins besondere der 88 6 und 7 deS letzteren, ungesäumt und zwar zugleich für die in ihren Bezirken befind lichen exemten Grundstücke die Abgrenzung der Wahl bezirke vorzunehmen. Hiernächst haben die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände nach 8 8 des Gesetzes und 8 l des Reglements die Wählerlisten aufzustellen. Mit Auslegung der Wählerlisten ist spätesten» de« 7. August 1899 zu beginnen, auch vorher in Gemäßheit von 8 2 de» Reglements die dort vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen. Ferner haben die Gemeindeobrigkeiten rechtzeitig nach 8 8 deS Reglements die Wahlvorsteher und deren Stellvertreter sowie die Wahllokale zu bestimmen und überhaupt für gehörige Erledigung der Wahlgeschäftes zu sorgen. Gegenwärtige Verordnung ist unverzüglich in den im 8. Wahlkreise erscheinenden Amtsblättern zum Ab druck zu bringen. Dresden, am 26. Juni 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Krauß. DaS Ministerium deS Innern hat dem Weber- Kranken- und Begräbniß-UnterstützungSverein zu Hainichen, eingeschriebener HülfSkaFe, bescheinigt, daß er auch nach Einführung de» VI. Nachtrages vom 27. Mai 1899 zu seinem Statute vom 19. Oktober 1884, vorbehaltlich der Höhe deS Krankengelde», den Anforderungen de» 8 75 de- Kranlenversichenmg-- gesetze» vom 15. Juni 1883 in der Fassung vo« 10. April 1892 genügt. Dresden, am 17. Juni 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. vodel. Klopfleisch. GratNunuge», Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I« Geschäftsbereiche »es Ministerin»« Se« Kult»« »«» -ffe«tltchen Unterricht«. Zu besetzen: zwei Lehrer- stellen in Planitz, Sollator: die Gemeinderäte von Obre-und Niederplanitz. Einkommen: der Grundgehalt von 12KV M. steigt mit dem iS. Lebensjahre auf 1SSV M. und vo» da au aller drei Jahr« einmal um 100, sechsmal um ISO und vier mal wieder um loo M, bi« mit dem SS. Lebensjahr der Höchst gehalt von S7S0 M erreicht ist. Außerdem ei Hollen verheiratete Lehrer »SV, ledige ISO M. WohnungSgeld. Gesuche find unter Beifügung sünnucher Prüfung»- und AmtSsLhrungSzeugniste bi« zum 12. Juli bei dem Gemeiadevorstand in Oberplanitz rin» zureichen. Nichtamtlicher Teil. j Zeitbetracht»»ge« eines Unbefangene«.*) Neue Folge. IX. Wa» hat den Verfall de» Reichstag» herbei geführt? „Verfall de» Reichstag»?" Diese» Wort wird mir von denen, die gern i« Sumpfe fitzen und au« besten Rohr ihr« Pfeifchen schneiden, gewaltig übel genommen werden Aber nach den Zustände«, die in den vorigen Betracht ungen wahrheitsgemäß dargestellt worden find, entspricht der Reichstag semer hohen Bestimmung nicht mehr so, wie früher; der Durchschinusgehalt der sittlichen und geistigen Bildung seiner MttqUcdcr ist von Jahr zu Jabr geringer geworden; die äußere Form seiner Verhand lungen hat an Würde verloren; die Verstöße gegen ban guten To» häufen sich, M,Pachtung der Gesetz« ist dH einem Teile der Abgeordneten alltägliche Gepflogenheit) bei vielem R«de» wird wenig auSgeruhtrt; wo Htlfe am nötigsten wäre, versagt sie ganz oder kommt zu spät Ein großer Teil de» Volk«» ist dieser seiner Vertretung von Herzen überdrüssig; die Wort« „Reichsverdrossenheit" und „ReichStagSverdroffenheit" bezeichnen da» Urteil de» Volks und die jetzt herrschende Stimmung Al» Mittel, diesem unbehaglichen Zustande ein Ende zu machen, ist eine Auflösung de» Reich»tag» genannt worben. Zu diesem Mittel hatte einst der eiserne Kanzler gegriffen. Ueber de» Erfolg hat er sich in einer an König Ludwig von Bayern 1878 au» Kisfingen er- statteten Darstellung der politische« Lage so «»«gesprochen: ,Hch war bei Beantragung der Auflösung nicht im Zweifel, baß bi« Wähler regierungsfreundlicher find al» bi« Abgeordneten, und bi« Folg« bavon ist gewesen, daß viele Abgeordnete, welch« ungeachtrt ihrer oppositionellen Haltung wiedergewählt wurden, die» nur durch Zusagen zu Gunsten der Regierung erreichen konnten. Wenn sie dies« Zusag«n nicht halten, und eine neue Auflösung folgen sollte, so werden sie nicht mehr Glauben bei de« Wählern finde« u«d nicht wieder gewählt werden " Seitdem find freilich zwanzig Jahre über da» Land dahingegangen, und in diesen zwanzig Jahren hat sich *) Bi«her habe ich mich al« Verfasser dieser Betrachtung«, nicht genannt, weil e« auf die Person nicht ankommt, wenn nur da« Gesagte zutrifst. Neuerding» ist der Wunsch laut ge worden, daß der Verfasser genannt werde. Da «in Grund zar Geheimhaltung durchau« nicht vorliegt, bekenne ich «ich hier durch zur Urheberschaft der „Zeitbetraytunaea". Hugo HSp« viele» geändert Di« Sozialdemokratie ist den Regier- unge« seitdem so ziemlich übe, den Kopf gewachsen Eie ist rin Staat im Staate geworben, hat sich ein zahlreiche«, »ohlgeorbnete», durch strenge Zucht zu blindem Gehorsam erzogene» Beamtenheer herangebildet, verfüat über reich- gesullle Kaffe» und läßt sich in der Verfolgung ihrer Pläne durch kein Gebot der Religion, der Ehrlichkeit, der guten Sitte oder durch irgend «in« Regung mensch- lich«» Gefühl» irre machen Den Regierungen gegenüber hat sie nur Trotz, Frechheit und Verachtung, wie sich erst längst, am 6. Juni im Reichstage zeigte, wo der Abg. Lebel da» von den Bundesregierungen vorgelegte Gesetz »um Schutze der Arbeitswilligen als ein Attentat auf die vr. heit und Unabhängigkeit der Arbeiter zu bezeichnen, ja sogar mit dem Schimpfnamen «ine» „Schandgesetze»" zu belegen wagte und wo der Staatssekretär für seine Erklärung, die Bundesregierungen wollte» nur die Aus wüchse des Koalitionsrecht« beseitigen, die kein Kulturstaat dulden könne, von den „Genossen" au«gelacht wurde. Diese durch ihre Macht und Ausdehnung gefährliche Ge sellschaft beherrscht jetzt die breiten Schichi-n der un gebildeten Volkrklaffen teil« durch gewissenlose, nie erfüll bare Versprechungen, teil« durch Drohungen und brutal« Mißhandlungen. Wenn e« daher jetzt zu einer Auflösung de« Reichs tage« käme, würben die Neuwahlen nur der Sozial- demokratie zu gute kommen Denn einmal würbe ihr bie Wahlbewrgung die beste Gelegenheit barbiete«, die Auf reizung der Volk«maffen in noch größerem Maße zu be- treiben, al« bi«her; und überdie« würde die leider »icht geringe Anzahl der Wohlgesinnten und Ord»ung«freunde, die au« Scheu vor den Widerwärtigkeiten der jetzigen Wahlkämpfe von ihrem Stimmrechte keinen Gebrauch machen, neuerding« verstärkt werden durch die nicht minder große Anzahl derer, die be« Reichstag« von Herzen über- brüsfig find und ihm völlig teilnahmlo« gegenüberstehen Daß der Reich«tag so aus der Art schlagen und dem Volke so entfremdet werden konnte, daran trägt die Schuld lediglich der Erbfehler der Deutschen, da» AuS- ländische höher zu schätzen, al» die eigene Art. Wie wir unsere herrliche deutsche Muttersprache mit fremde» Flicke» verwälscht, i« unfern Gebräuchen und Verkehrtfonne« fremde Sitten «achgeahmt, unsre Kleidung vo« fremden ost recht geschmackigen Moden abhängig gemacht, selbst unsre kerndeutschen Jugendspiele und Leibesübungen noch fremden Mustern umgestaltet habe«, so habe« wir auch in unser öffentliche» Äben ein fremde« W«sen eingepflanzt, da» aus deutschem Loden »icht gedeihen und schließlich nur Schaden bringe« kann: da» Parlameniiwesen nach französischem Muster mit seinen bedenklichen Aulwüchsen: ber Gleichmacherei, »er StaatSpsuscherei, der grundsätzlichen Unbotmäßigkeit, der alle« benörgelnde« Rechthaberei und dem gedankenlosen Wortgeklingel. Di« groß« Menge ist leicht zu fange» mit Schlag, »örtern, die ihre» Gelüsten schmeichln Wie viel ober wie wenig Wahrheit hinter de» Schlagwörtern steckt, wird «icht untersucht; jeder denkt sich darunter da«, wa» ihm am besten gefällt „Bolk»souveränetät" ist solch ei« Schlagwort, da» heut« «ine große Rolle spielt, wo vo» Ordnung der StaalSangclegenhklten die Rede ist. Ueber der genauen Feststellung de» Begriffe» zerbricht sich der gemeine Mann den Kopf nicht; er stellt sich einen Zu stand vor, bei dem jeder einzelne mitberufe« ist zur Leitung de» Staate«, überall mit hineinrede« kann und sich möglichst wenig sagen zu lasse« braucht. Sei« L«teil an der „Souveränrtät" wird unmittelbar au«geübt durch da« allgemeine Wahlrecht und mittelbar durch da« au« den Wahlen hervorgegangene „Parlament", in welchem »an am liebste« bie gesetzgebende, bie vollziehend« und die regierende Gewalt vereinigt sehe» möchte Di« Fra»zosen habe» ein Parlament, bi« Engländer haben ein«, bie Amerikaner haben ein«, folglich müsse» bie Deutschen auch ein« baden Daß bie Rechte dieser Parlamente sehr verschiedene find, daß e« einen großen Unterschieb «acht, ob, wie beispiel»weisr i» England, die Zusammensetzung, die Befugnisse und di« Einricht ungen de« Parlament« im ge'chlchtl chen Verlaufe vo» Jahrhunderten au« den Sitte» und der Eige»art ei»e« Volke« heraus entstanden und mit dem ganzen Volksleben e»a verwachsen, oder ob sie, wie in Frankreich, »eiter nicht» sind al» bie »um Gesetz erhobenen Hirngespinste etlicher Freiheitsschwärmer — da» alle» macht ber große« Menge keine Kopfschmerzen Sie hat gehört, baß i» ge wissen Parlamenten kein Mitglieb wegen seiner Rede« zur Verantwortung oder Strafe gezogen werde» darf; da» müsse« wir auch haben. Sie hat gehört, baß gewisse Parlamente ihre Beschlüsse gegen de» Wille» ber Krone, die nur ein aufschiebendes Einspruchsrecht hat, durchsetze» können; daS müssen wir auch habt» Eie hat gehört, daß irgendwo die Minister au« der Kammermrhrheit ge nommen werden und ihre Stelle »erlassen müssen, wenn diese Mehrheit nicht mehr ihnen zur Seite steht; da« müsse» wir auch haben. Ob da« Fremde gerade für Deutschland paßt, ist zunächst Nebensache. Andere haben e«, folglich müssen wir e« «uch haben Ja, die ungebildete Menge ist unersättlich wie jene hessische« Bauern von 1848, bie auf die Frage, ob sie Republik oder Monarchie wollte«, zur Antwort gaben: „Alle« wolle mer habbe, Republik wolle mer, und den durchlauchtigste» Kurfürsten wolle mer auch!" Wa« sollten wir nicht alle« habe«, wenn e« be« un verständigen Gelüsten de« gemeine« Volke« nach ging«! Diese «ber find im Volke geweckt und genährt worbe» durch Leute, bie «uf wohlfeile Art eine «roße Rolle spiele» möchten. Zu biesem Zwecke gehen solch« Leut« darauf au«, immer etwa« neues auf« Tapet zu bringen Weil sie d«« aber mit eigne» Gedanken nicht vermöge«, stöb«rn sie in der Fremde danach umher, und sobald sie etwa« finden, da« einigermaßen nach Freisinn oder Fortschritt riecht, wird flug« da« deutsche Vaterland damit beglückt. Etwa« Gute« muß e« doch sei»; den» e« ist ja „nicht von hier". Auf diese Weise ist un« da« fremdländische Parlament«- wesen aufgepfropft worden. Und eben weil e« fremd ländisch ist, hat e« Eingang gefunden; eben de«halb ist e« aber auch bei un» zu einer Krankheit geworden Ihm verdanken wir d«» heillose Partei- und FraktionSwese«, diesen Tummelplatz kleinlicher, persönlicher Eitelkeit und Rechthaberei; ihm verdanken wir bie in unseren Volk«. Vertretungen austauchende Überhebung, die «icht mehr bloß beratend und prüfend den Regierungen zur Seite stehen, sondern über«! »nitregieren möchte, bie sich sogar anmaßt, über di« Rechtsprechung unserer Gerichtshöfe zu Gericht zu fitze« Ihm verdanken wir bie bei alle« Wahlen zum >l-ichsiaqe sich «iederholenben wider wärtigen, entsittlichende» Parteikämpst; ihm verdanken wir die bei viele» Gelegenheiten auch außerhalb be« Reichs- tag« und der Landtage sich breit machend« Parlament«, spielerei, dies« Wichtigthuerei um nicht«, da« seichte Maul» Heldentum Daß dies« Nachäfferei fremder Einrichtungen an sich verkehrt, besonder« aber mit deutsche, Art unverträglich ist, soll in de» folgende» Bettacht»»ge» »achgewiese» werben Ko« der Reise Sr. Müjeßit tzeS Königs. Stettin prangte vorgestern auf dem Wege vom Bahn hofe bi« nach Bredow zur Werft de« „Vulkan" i» reichsten» Flaggenschmuck. G«lt e« doch, S«. Majestät de» König von Sachse« zur Namengebung und zum Staprllaufe de« neuen deutschen Reichtpoftdampfer« »u empfange», der vom Herbste ab be» erlauchten Namen de« Monarchen über da« Meer von Deutschland nach Ostasien traae» wirb. Scho» vor vier Jahren gelegentlich de« Kaiser- Manöver», hatte di« pommersch« Hauptstadt di« Hoh« Fr«ude, den König in ihren Mauern begrüßen zu dürfen Erneut hatte e» sich jetzt zu fest licher Bewillkommnung gerüstet, und eine »ahWche Menschenmenge war zur Begrüßung Sr. Majestät am Bahnhof und i» de» Straßenzügen zum „Vulkan" ver sammelt Da» Wetter war frisch und sonnig. Auf de« Bahnhoie standen Ehrenposten vo« Grenadierregiment „König Friedrich Wilhelm IV." (1. pommersche») Rr 2. Vor dem Bahnhost hielt eine au» Pasewalk am Freitag eingetroffene Schwadron de» Kürasfierregiment» Königin" (pommerscheS) Nr. 2. Zum Empfange Sr. Majestät waren der Staattsekretär de« Reich» marrneamte«, Staat«. Minister Lontreadmiral Tirpitz, »er kommandierend« General de« II. Armeecorp«, General der Kavallerie v Langenb«ck, der Kommandeur der 3. Division, General- lieutenant » Janson und di« Spitz«, b«r Zwilbehörden versammelt Die Ankunst be« König« erfolgte um Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 24. d. Mt«: „Er- nani". Oper in vier Akten von F. M. Piave. Musik von G Verdi. (Neu einstudiert) Bei der große» künstlerische» Stellung Verdi« ist e« natürlich, daß die Musikfreunde gelegentlich auch einem jener älteren Werke de« Meister« Jntereff« entgegen- bringen, di« nur ein« begrenzte Lebensfähigkeit erwiese» haben Letztere« gilt von allen Verdisch n Oper», bi« vor „Rigoletto" entstanden find. Zwar haben unter diesen zahlreichen Arbeiten, die der schnellschreibende Komponist Jahr um Jahr auf den Markt brachte, „Nabucco", die Kreuz fahrer" und noch mehr „Ernani" seine Landbleute für den neuen Musiker gewonnen, und die drittgr«a»nt« Oper ist sogar jenseit« der italienischen Gren-pfahle mit vielem Erfolge gegeben worden, aber sie alle hätten den Ruf Verdi« nicht dauerhaft gemacht, seine Position gegenüber Bellini, Donizetti und Rossini nicht für immer befestigt: da« blieb späteren Werken Vorbehalten Man erkannte wohl in „Ernani" ein neue« künstlerisches Moment im Gegensatz« zu der Musik jener drei Meister, eine ge steigerte Leidenschaftlichkeit de« Au«druck«, ein wenn auch noch so schüchterne« Bestreben nach schärferer dramatischer Charakteristik, da« sich in der sorgfältigere» Behandlung einzelner Rezitative und Ensemblesätz« kundgab Jedoch waren dies« Anläufe, au» der italienischen Opern schablone herauszukommen, noch nicht so zielbewußt und kräftig, war anderseit« di« Mischung von Leidenschaft und Roheit noch zu stark, al« daß diese Oper hätte kunstgeschichtlich schon den rechten Markstein bilden und da« Publikum länger befriedigen können Immerhin ist „Ernani" heute den Verehrern Verdi« im wesentlichen von Wett al« «in Au«gang«punkt seine« sich allmählig immer «ehr klärenden und veredelnden ungewöhnlichen Tale»««, und al« einer der erste» Wegweiser für ein« neue Ent wickelung der uaUenftchen Opernmustk. Unmirreldare Wirkung auf die Zuhörer übt da« Werk nur noch durch wenige Stücke, so namentlich durch da« erste Finale und die beiden Terzett« im zweiten Akt, neben einzelnen ge fällige« und au»druck«vollen Stelle« im Liebe«duett, in der ersten Ari« Elvira« und in d«r große» Arie de« König«. Diese letztere ist, namentlich wenn sie so prächtig gesunaen wird wie e« vorgestern durch Hr» Scheidemantel geschah, der einzig« Lichtpunkt im dritt«« Aufzuge, für dessen am Schluß besonder« banale Musik man ebenso wenig wie für dessen szenischen Vorgänge (in der Gruft Karl« de« Großen) heute noch Interesse übrig hat. Hier und im krassen Schlußakt versagt da« nach Victor Hugo« gleichnamiger, greller Tragödie gebildete Tertbuch am vollständigsten gegenüber dem künstlerischen Anspruch und Geschmack der Gegenwart Bei alledem find wir der Hostheaterleitung dankbar für die Neueinstudierung vo« „Ernani" und würden e» auch sein, wenn »vir ein geringere« Interesse an der ersten Schaffen«zeit de« italienischen Meister« hätte«. Denn di« vorgestrige Aufführung war «ine so vorzügliche, daß sie allein di« „Aulgrabung" rechtfertigte. Den Herren Anthe» (Ernani), Scheidemantel (Carlo« V ), Perron (Silva) falle« hier Aufgabe« zu, in denen sie ihre stimmlichen Mittel auf« glänzendste entfalten können und die auch ihrem dramatischen, schauspielerischen Können ei» gute« Feld biete« Nach diesen Richtungen hi« bote« die drei Künstler durchweg Vortreffliche«. Reben ihnen brachte Frl Bossenbergrr eine lobeniiwette Leistung, die nicht nur, wie wir da« bei dieser Sängerin gewöhnt find, gesanglich so«dern auch schauspielerisch wohl- abgerundet war Di« kleinen Rollen waren gleichfoll« sehr günstig besetzt J»«gesamt nahm die Ausführung unter Hr» v Schuch eine» bi« auf Nein« Schleppungen im ersten Akte »»«gezeichneten Verlaus, de» da« Publikum durch reichsten Beifall, häufig bei offener Scnck, dankbar anerkannte P Refideuztheater. Am 24. d Mt« : „Da« Recht auf sich selbst" Schauspiel in vier Aufzügen von Friedrich v Wrede. (Zum ersten Male ) E« ist an dieser Stelle gelegentlich der Erstausführungen neuer Schauspiele wiederholt die Rede davon gewesen, welch« Anforderungen an ein gute« bürgerliche« Schau spiel — da« Schmerzen«kind der dramanschen Poesie — gestellt werden müssen. Di« Werke dieser Art, die im Laufe diese« und de« vergangenen Jahre« auf der Refi- denztheaterbühne aufgeführt wurden („Der Gymnasial- direktor", „Pastor Brose" rc), zeigten samt und sonder» in mehr oder minder augenfälliger Weise die große innere dramatische Schwäche, au« der poetischen Wirklich keit in die bürgerliche Alltäglichkeit, au« d«m Beispiel in die These, au« der Handlung in die Moralpredigt zu verfallen. Hiervon kann sich auch da« am Sonnabend zum ersten Male mit Frau Maria Pospischil vom Ham- durger Stadttheater als Gast ausgr ührtr vieraktige Schau spiel des jungen Fürsten Wrede „Das Recht auf sich selbst nicht vollkommen befreien, wenn e« auch mehr innere Geschlossenheit zeigt, als die vorgenannten Stücke. Der Inhalt des Schauspiel«, der stark an englische Gou vernantenromane anklingt, ist etwa der folgende: Anina, die Gattin de« Arzte« vr Philipp, hat al« Mädchen eine Gefängni«strafe unschuldig verbüße» müssen Sie hat den Makel, der auf ihrer Ehre haftet, verschwieg», al« sie dem Gatten die Hand reichte Durch einen Zuiall wird da« Geheimni« gelüftet Anina hat die erlittene Strafe nicht »»«halb de« Gatten verheimlicht, «eil sie da« Geschehene damit begraben wähnt, sondern »eil sie mit dem feinem Seelrninstinkte de« Weibe« fühlt, daß durch da« Geständni« ein« dunN« Scheidewand zwischen ihr und ihre« Gatten aufgetürmt werden wird Sie aber will da« Recht auf sich selbst, aus ihr Glück nicht freiwillig hingeben, sie verteidigt e« mit der Hingebung, aber auch mit der Unlogik de« liebenden Weibe« Al« dann, nach Jahre» einer anscheinend schattenlos«», in Wahrh«it ihr jedoch beständig von dem Gespenst der Entdeckung ihre« Geheimnisse« bedrohten Ehe da« Verhängni« über sie hereinbricht, hat sie nicht die Kraft, die Konsequenz«» ihre« Handel»« zu tragen und will freiwillig au« dem Lebe« scheide». Der tragisch« Au«ga»g wird allerdings im letzten Augenblick verhüt«, zum Schaden de« Werke«, denn hätte der Verfasser sein Werk poetisch konsequeut zum Schlüsse führen wollen, so wäre der tragische Au«, gang unvermeidlich gewesen Die Charakterisierung der männlichen Hauptgestalt verliert in der vorliegende» Fassung die innere Wahrheit, der Arzt vr. Philipp wird angesicht« der Katastrophe, vor die ihn da« Gistslaschche» in »er Hand der Gattin gestellt hat, zum Abtrünnigen an seiner Ueberzeugung, nicht minder Anina selbst, die angesicht« de« Umschwung« de« Gatten ebenfall« bereit ist, da« Leben mit diesem weiterzuleben. D«r Dichter besitzt zunächst noch nicht die Fähigkeit, eine Gestalt oder eine Handlung mit poetischer Notwendigkeit und Konsequenz zu entwickeln, sie zu befreiender tragischer Größe zu er- ht ben Die Motivierung der Forderung von dem Rechte, da« jeder Mensch auf sich selbst hat, erscheint in der vor liegenden Form psychologisch nicht glaubhaft; der innere Konflikt, au« dem herau« da« Schicksal der Heldin erklärt werden soll, ist wohl korrekt geknüpft, aber nicht ebenso korrekt gelöst. Lom rein technischen Standpunkte au« betrachtet zeigt da« Drama manche« Gute. Der Verfasser ist ein scharfer Beobachter der Thätigkeit d«r mensch lich«, b««l«. Seine Gestalten find nicht für die Zwecke de« Drama« zurechtgestutzt« Schablonenfiguren, sonder» au« dem volle» warmen Leben geschöpft. Di« Kleinmalerei ist fast allenthalb«» eine sehr lebendige, wen» auch nicht immer insofern ein« glückliche, al« zu häufig satirisch-hmnoristisch« Elemente in den an sich tiefernste» Stoff verwob«« werd«« Der Dialog, wenn auch nicht hervorragend, genügt den Anforderungen, die man die«, bezüglich an ein bessere« Schauspiel zu stellen verpflichtet
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