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Mchmh-ZeitW. Inserate, »eich« vet d« b«deut«chen Suflage de« Bl-yteS «im schr wirk same Berbrcitungfindrn, werden mit 1V Pfa. di« Spaltenzeile od«r der«» Raum berechnet. — ta bellarische und complicirt« Inserate mit entspr«chsR» dein Aufschlag. — Eina«» sandt, im redaktionelli« Theile, die Spaltenzeil? 20 Pfg. Dl» „Weißeritz-Zeitung" SLSMY " 1«g und Soimadend. — Preis viertcljühilich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich -4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne sliuimmrn tOPfg.-Me Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- ' " Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Umtsgerichte und die StadLräihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde» Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land» und hanswirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 137. Dienstag, den 21. November 1893. 59. Jahrgang. Zum Bußtage. „Buße", dies Wort hat einen ernsten Klang. Schon deshalb gehen ihm Viele am liebsten aus dem Wege. Und wenn sie es hören müssen; wenn die Bußtags glocken eS ihnen in Ohr und Herz hineinläuten, dann ärgern sie sich, verwünschen die „thörichten" Gedanken und Stimmungen, die sich ihnen aufdrängen, und suchen sie möglichst bald wieder los zu werden. „Die Kopshängerei überlaß Anderen; wir wollen in Frieden bleiben und uns unseres Lebens freuen!" so lautet ihr Wahlspruch. Wie aber, wenn die Buße erst der Weg zum rechten Frieden und zur wahren Freude wäre? Ist es eine thörichte Forderung, die schon über dem Eingang des altberühmten heidnischen Tempels zu Delphi sich sand: „Mensch, erkenne dich selbst!"? Ist der Wanderer thörigt zu schelten, der Klarheit darüber haben will, auf welchem Wege er wandelt, und welchem Ziel er entgegengeht? Die Tagespresse hat an sich freilich nicht den Be- ruf, Bubpredigerin zu sein; das überläßt sie der Kirche. Aber wohl hat sie die Aufgabe, auf die Zeichen der Zeit zu achten und auf die Ereignisse des Tages, die Stimmungen und Strömungen, den Gang und die Entwickelung des Volkslebens hinzuweisen. Wer nun, der darauf achtet, kann in Abrede stellen, daß unsere Zeil ein sehr deutliches Gepräge der Un zufriedenheit an sich trägt? Immer lauter ertönen bei den verschiedensten Parteien die Klagen über die Un zulänglichkeit und Unhaltbarkett gegenwärtiger Zu stände. Immer schroffere Gegensätze stoßen auf ein ander. Immer tiefer thut sich die Kluft auf, zwischen Besitzenden und Nichtbesitzenden, zwischen Hoch und Niedrig, Reich und Arm, zwischen Christenthum und Widerchristenthum. Ueberall, auf kirchlichem wie aus staatlichem Gebiete, auf religiösem wie auf sittlichem, uuf wirthschastlichem wie auf industriellem, auf politi schem wie auf kommerziellem Gebiete stehen sich die Gegner kampfgerüstet gegenüber, bereit, auch das Aeußerste zu wagen, sodaß man wohl fragen mag: Was soll daraus noch werden? Und was wird das -Ende sein? Und nicht minder berechtigt erscheint dis Frage: Wie ist es dahin gekommen? Ist das eine gesunde Entwickelung unseres Volkslebens? Zeigt nicht viel mehr die Gegenwart das erregte Antlitz eines fiebern den Kranken? Wo aber liegt der Schade? Unsere Zeit steht unter dem Zeichen religiösen und sittlichen Niedergangs im öffentlichen Leben. Rücksichtsloseste Er werbs- und Genußsucht steht auf der einen, kirchliche Gleichgiltigkeit, ja offene Religionsfeindschast, dazu Ueberhandnahme der Sittenlosigkeit bei Hohen und Niederen bis in die Kreise der Jugend hinein steht aus der andern Seite. Vertrauensbruch und Meineid, Lug und Trug sind an der Tagesordnung. Daneben freilich auch die erfreulichsten Bestrebungen in Presse und Vereinswesen zur Hebung der Religiosität und Sittlichkeit. Und in der That, hier ist der richtige und der einzige Weg zum Heil. Doch wie viele sind es, die ihn beschreiten? Darum: Der Herr schenke uns unter dem Zeichen des Kreuzes, d. h. Seines ver söhnenden Leidens und Sterbens einen gesegneten Bußtag; Er schenke eine gesegnete Ein- und Umkehr dem Volke wie dem Einzelnen! -Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Welch hohes Interesse die hies. Bewohnerschaft der geplanten Einrichtung elektrischer Beleuchtung in unserer Stadt entgegenbringt, zeigte die zahlreiche Zuhörerschaft, welche sich auf die Ein ladung des Herrn Bürgermeister Voigt am Sonn abend Abend im RathhauSsaale eingesunden hatte, um den Vortrag des Herrn Jngentenr Beyer in Dresden über Einrichtung und Kostenpunkt obiger Beleuchtung anzuhören. Nachdem Herr Bürgermeister Voigt darauf hingewiesen, wie man sich besonders seit Erbauung der Unterrichtsmühle der Einführung elektr. Beleuchtung zugeneigt habe und nun durch das Beispiel anderer Städte wie Tharand, Wilsdruff, Stolpen noch mehr zur Verwirklichung ausgemuntert werde, sprach Herr Ingen. Beyer einleitungSweise über Erzeugung und Fortleitung der Elektrizität, sowie über verschiedene Meßapparate und Konstruktion der Glühlampen und ging dann auf die Kostenberechnung als den Haupt punkt seines Vortrags über, nach welcher die Ein richtung des Elektrizitätswerkes für 400 Lampen be rechnet 31000 Mk. kostet, der Betrieb verlange einen jährlichen Aufwand von 9410 Mk., während durch den Anschluß von 400 Lampen eine Einnahme von 13140 Mk. erzielt werden könne. Durch Benutzung der Dampfmaschine in der Unterrichtsmühle würde sich natürlich das noch zu schaffende Anlagekapital wesent lich verringern. Der Anschluß einer Privatleitung würde im ungünstigsten Falle pro Lampe 20 Mk., für 10 Lampen bei günstigen Verhältnissen 100 Mk. kosten. Dazu gehöre aber bei einer größeren Anzahl von Lampen eine Meßuhr für 130—180 Mk., für 1 oder 2 Lampen für 15 Mk., oder es werde mit dem Werke für eine Anzahl Stunden L 3 Pfg. pro Lampe akkor- dirt. Nach 1000 Brennstunden mache sich eine Er neuerung der Kohlensaser für 55 Pfg. nöthig. Günstig für das elektrische Licht spreche noch die größere Rein lichkeit in den Stuben als bei Petroleumbeleuchtung, die erhöhte Sicherheit vor Feuersgesahr, die größere Gelegenheit zum Sparen durch Wegfall der Lampen bedienung und durch schnelles Ein- und Ausschalten, sowie auch das Glühlicht günstig auf die Augen wirke. Außerdem könne auch die Elektrizität für gewerbliche Zwecke zum Betrieb von Motoren nutzbar gemacht werden, wobei pro Stunde und Pferdekraft 15 Pfg. berechnet würden. Kostenanschläge werden von Herrn Ingenieur Beyer gratis geliefert. Anmeldungen werden von Herrn Ingenieur Kretzschmar, der sich in den nächsten Tagen hier aufhalten wird, sowie von den Herren Stadträthen Reichel und Mende entgegengenom men, wie die Genannten auch gern bereit sind, alle etwaigen Auskünfte zu erlheilen. Noch wollen wir bemerken, daß Herr Beyer für von ihm gelegte elektr. Beleuchtung 2jährige Garantie übernimmt, sowie auch die Anlagekosten durch Abschlagszahlungen gedeckt werden können. Nachdem noch Herr Mühlenbesitzer Schmieder aus Tharand Herrn Beyer für die dortige Einrichtung ein gutes Zeugniß ausgestellt hatte, sprach Herr Bürgermeister Voigt die Hoffnung aus, daß durch zahlreiche Anmeldungen die Einführung der elektrischen Beleuchtung recht bald ermöglicht werden möchte. — Der Bußtag ist in diesem Jahre zum ersten Male kommenden Mittwoch (22. November) zu begehen. Die Polizeibehörden sind noch besonders darauf hin gewiesen worden, daß alle polizeilichen Bestimmungen über die Feier der Bußtage auch auf den neuen Buß tag ohne Weiteres Anwendung zu finden haben. Danach ist die Abhaltung von Tanzbelustigungen aller Art an Bußtagen und deren Vorabend verboten, in gleiche» die Abhaltung von Konzertmusiken und anderen, namentlich der mit Musikbegleitung verbundenen geräusch vollen Vergnügen. Theatralische Vorstellungen dürfen am Bußtage gar nicht stattfinden. Oeffentliche Ver sammlungen aller Art, sowie Versammlungen der Innungen und anderer Genossenschaften dürfen am Bußtage nicht abgehalten werden. Dasselbe gilt be züglich des darauffolgenden Todtenfestsonntages. An beiden Tagen sind apch sämmtliche Läden geschloffen zu halten. Dahingegen sei schon jetzt darauf hinge wiesen, daß an den folgenden vier Adventsonntagen hier die Verkaufsläden bis Abends 9 Uhr geöffnet bleiben können. — Während die am vergangenen Reformations feste in hiesiger Stadtkirche zum Besten des Gustav- Adolf-VereinS gesammelte Kollekte 57 Mk. betragen hat, beläuft sich der Ertrag der kürzlich innerhalb unserer Parochie für das Rauhe Haus zu Horn bei Hamburg und für die luth. Gemeinde zu Metz ver anstalteten Kollekten auf 51 Mk. bsz. 46 Mk. zu sammen 97 Mk. Sollten Freunde christlicher Liebes- thätigkeil bedauern, daß die Sammelstelkdn für die beiden letzteren Kollekten bereits eingezogen sind, so sei hiermit ausdrücklich darauf hingewiesen, daß in der hiesigen Pfarramtsexpedition während der nächsten Tage noch Gelegenheit geboten ist, die Kollekten für das Rauhe HauS und für die luth. Gemeinde in Metz zu vermehren. — Die Knickerei, bei Bezahlung von Rechnungen durch Postanweisungen das Porto in Abzug zu bringen, ist einem Geschäftsmann in Dortmund theuer zu stehen gekommen. Er hatte 20 Pfennige an dem schuldigen Betrag von 2.90 Mk. abgezogen. Der Empfänger war hiermit nicht einverstanden. Es kam zur Klage, welche für den Verklagten ungünstig ausfiel. Der Prozeß um die 20 Pfennige verursachte ihm 16.60 Mark Kosten. 2 Hänichen. Bei uns hat die DiphtheritiS ihren Einzug gehalten. Vergangene Woche sind leider zwei größere Kinder an dieser tückischen Krankheit ge storben. Auch im benachbarten Bannewitz hat die DiphtheritiS mehrere Opfer gefordert. Hennersbach bei Börnersdorf. Am 16. d. M., des Morgens gegen 2 Uhr, gerieth im Gehöfte des hiesigen Gasthauses ein Haufen Nadeln von weichem Brennholz in Brand. Das Feuer wurde sofort be merkt und konnte daher, ohne daß ein weiterer Schaden entstand, noch rechtzeitig gelöscht werden. Die Ent stehungsursache ist unbekannt. Dresden. Die Vermählung des Prinzen Jo hann Georg mit der Prinzessin Isabella von Württem berg wird am 15. April 1894 in Stuttgart statlfinden, Freiberg. Das kgl. Schwurgericht verhandelte am 17. Nov. gegen den Drechslerlehrling Oskar Paul Walther in Rabenau, den Handarbeiter Otto Ernst Walther in Börlas und den Handarbeiter Friedrich Hugo Walther daselbst wegen gemeinschaftlicher Vor nahme unzüchtiger Handlungen an einer Frauensperson. Die Verhandlung selbst wurde unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt. Das Urtheil lautete gegen F. H Walther wegen Verbrechens gegen § 176 deS St.-G.-B. aus 3 Monate Gefängniß, während die beiden anderen Angeklagten freigesprochen wurden; Oskar Paul Walther ist aber in einer Erziehungs und Besserungsanstalt unterzubringen. Chemnitz. In der an der Stadtgrenze auf Kappler Flur aufgestellten Kreibe'schen Menagerie brannte am 15. November Abends der sogenannte Dreffurwagen aus; ein weiterer Schaden wurde durch das Ein greifen der Kappler Feuerwehr verhindert. Durch den Brand war das Günther'sche Gut gefährdet, gleichwie ein Wagen, welcher bereits angekohlt war und in dem sich sechs Löwen im Werthe von 15000 Mk. befanden. Wäre dieser Wagen vom Feuer zerstört worden, so hätte unter Umständen die Nachbarschaft durch ein Ausbrechen der Thiers in Gefahr kommen können. Das Feuer ist durch Explosion einer Petroleumlampe entstanden und zwei in dem Wagen mit ausbewahrt gewesene Flaschen mit Benzin und Petroleum haben weitere Nahrung gewährt. Der entstandene Schaden beziffert sich auf 5000 Mk. — Nach erfolgter Ver weigerung der Erlaubniß der Vorführung der wilden Thtere war die Menagerie von Chemnitz nach Kappel übergesiedelt, doch auch hier wurden die Vorführungen verboten und die Menagerie stand im Begriffe, ab zureisen. Aus dem Erzgebirge. Große Freude hat das Bekanntwerden der Eisenbahnvorlagen in ver schiedenen Theilen des Erzgebirges verursacht. Werden