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Dresdner Nachrichten : 06.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190205067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19020506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19020506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-06
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.05.1902
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verugrgedlldr: ,Dr»»d«rN-ck>rILt«' ertck»«!»«» W» «»«»«i die ve»t«»«r i» »resden »nd der nOcdl»«, Nm^du»,. wo die Aimaoini« dar» »igen« Voi«, oder »»«miiüoaLl, erdaUe» da» BiaU a» «vctxnliiae,. di« nick! auf vom,- oder Seien«,» toi««, i» ««> <deil-u««ade» «de,»« «h »uaelielll. Stk illückaab« eiuaeiandier kchritt» Küs« lei« verdiiltUchkU. peru>»r»idani»Iu>i: »«I rr». u und «r. »o»» r«I»aramm->dr»>>«: Nachricht»» »rasda» votttloll- im« LLLlävkorLttollSll Al, W»!»»»» io »ritt »w» Se-rili-et 1856 ^... > Xu»»»dl ^llisppen. I^i»aUd«»nt»«»n». LR 8ss RV»v»r W'lMvIlvn. 8«i LR Haupt -GefchäswIleLe: «artrustr. S8. Mreigen-^ack. Ne tlnnakme von A»I,i»i»»uncre>' »riolot üi dervauvIaelibLfiriielle u>uc den Äebenanuaduieiiellea »> Drc«d»n bis R»ib»ina,s L llbr Lon» und iieierioa« nur Maneiistra»- as von n bitz'/.l Ulik Die > (»allicce Grund «eile (ca « Silben) rc> Pig. An lllndiauuoen auf der üjrivaiieiie Zeile L P>o.: die rlvalüae Zeile als ..(tüi»eia»di" oder aui Teriieilc so Pf,. 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Pariser Wagnerlheater. Mnthmaßliche Witterung: Wärmer, veränderlick». Dienstag. «. Mai IW2. Königin Wl'.helmina. Nach den letzten Nachrichten über das Befinden de« Königin i von Holland schien die Hoffnung berechtigt, daß die Krankheit, die offenbar einen sehr kritische» Charakter gehabt hatte. be»eits eine enticheldende günstige Weudnng genommen habe und die Gene ung nur noch eine «'frage der Zeit lei. Um so mehr dürste die Mrlvnng von der vorzeitigen Entbindung der jugendlichen Her>icherin überraschen, wenn auch erfahrungsgemäß eine Früh' gebürt als Folg« des Typhus, an dem die Königin erkrankt war. zu elwarten stand. Es klingt wie die Kunde von einem devoistehenden tragischen Geschick, wenn man folgende Depesche au- Schloß Loo liest: »Die Arrzte haben wöhrend der Nacht das Schloß nicht »eilassen und wachlen abwcch elnd am Krankenlager. Die Königin-Mutter sowie Punz Heinrich blieben gleichfalls die gan,e Nacht wach. Es wurde eine lünslliche Geburt heibeigeiühit. welche mehrere Stunden erforderte. Am Morgen war die Königin noch am Leben " Ein wenig hoffnungsvoller lauirt das gestern Morgen auSgegeberre Bulletin: .Wie zu hesiilchten war, hat die Krankheit der Königin gelter» Abend die glückliche Hoffnung ver nichtet. deren Verwirklichung im Teiember erwartet wurde. Unter Berücksichtigung diese« Umstandes kann der Zustand der Königin gegenwärtig als befriedigend bezeichnet weiden." — Immerhin «richeint auch hiernach die Gefahr einer Katastrophe noch keines wegs auSgekchlvffen zu lein. Mit herzlichstem Mitgelühl. daS sich naturgemäß ans der StainnrcSverwanotschast und dem Freundschastsvelhältniß des deutschen mit dem niederländischen Bolle und aus der, warmen Sympathien «rgiedt, die sich die jugendliche Herrscherin erworben Kat. sieht man in Deutschland den weiteren Nachrichten ans Schloß Loo entgegen. Sehr schwere Besorgnisse erfüllen in Holland alle der Königin Wilhelm!»« treu ergebenen Gemülher. Die Hoff nungen. die sich seit Jahresfrist mit der junge», glückverheißenden Ehe WilhelininenS iür die Zukunft der Dynastie und das König reich unwillkürlich verknüpsle», sind jäh z» Nichte geworden. Das Leben des letzten Sprosses des ruhmreiche» Hauses Omnien ist bedroh!. Hinn»elani>a»ch;e»d — zum Tode betrübt! Dies Wort ist jetzt in Holland Wirtlichkeit. Dem Jubel der Vermählung sind Krimmer und Trübt«! gefolgt, den rauschenden Zeitlichkeiten düsteres Schweigen und banger Zweifel. Heiße Glück- und Segenswünsche stiege» zum Himmel empor, als am 7. Februar vorigen JabreS die in Iugendsriichc und Anmiith strahlende Königin dem A»S- rrwählten ihres Herzens. dem denischeii Prinzen Heinrich aus dem Harste Mecklenburg-Schwerin, die Hand znm Edcbunde reichte — und jetzt lichtet das Volk der Niederlande flehende Gebete an den Allmächtigen, daß sich die Schallen des Todes der Trägerin der oraniichen KönigSkrone nicht nahen mögen. Weit über die Grenzen des holländiiche» Königreiches erweckt da- Schicksal der Königin Wilhelmina die innigste Theil- »ahine. Sie hat sich eine Verehrung erworben und gesichert, die die mit wahrem Seeienadel verbundene Schönheit erzeugen muß. WaS vor und nach der Zeit ihrer Krönung und Vermählung in Teutichland bekannt geworben ist. war geeignet, die Herzen für sie cinzunehmen. Hell und klar erstrahlte ihre Persönlichkeit in dem Lichte rcner schönen Worte, in denen sie am 3l. August 1808 bei der Ueber- nainne der Regierung ihrer Auffassung des Herrscherbrruies und der Stellung der Dynastie zum Volke Ausdruck gab. Voll rührender Dankbarkeit und Temnth begrüßte sie das Glück, ein Volk, klein an Zahl, aber groß an «rast und Charakter, regieren zu dürfen. ..Oranien". sagte sie. »kann nie. ja nie genug thun für Niedcrland." Und wie begeistert und dankbar schlüge» die Herzen des deut'chen Volkes für sie. als die zarte, junge Königin mit der Tapferkeit de- unverzagten Mannes, ohne Rücksicht auf den geifernden Haß AtbionS, den greisen Präsiveulen Paul Krüger durch ein hollän dische» Kriegsschiff auS Südafrika dem sichere» Schuhe ihres Vaterlandes und der ursprünglichen Hcrmalh drs Heldcnvolkes der Buren zusührtrUnserem Kalter ist es ein Herzensbedüriniß ge logen. bei >eder geeigneten Gelegenheit mit nolzer Äenugtlnrung die feste Innigkeit der Beziehungen, die da» Deutsche Reich und die Niederlande, da- Geschlecht der Hohcnzollern und das Hau» Oranien, verbinden, zu betonen und zir preisen. Als in, Mar 1992 die Königin-Regentin Emma mit ihrer Tochter Wilhelmina die Gäste Kaiser Wilhelms im Neuen Palais in Potsdam waren, feierte dieser in seinem Trinkspruch das „treue, brave, arbeit- saure niederländische Volk, das so innig und fest an seinem Kqnigshause hängt. . . . Oranjefarben ist unser Orden, orani- ich«s Blut flieht in unseren Adern. Mit hoher Achtung und tiefer Ergebenheit wird der Name Oranien in meiner» Hause genannt: von dem gewaltigen Geschlecht der Oranier haben meine Vorfahren gelernt. Wir stehen noch heute staunend vor dem, was diese hohen Herren einst geleistet und geschaffen haben." Im vorigen Jahre, am 17. Januar, gab Kaiser Wilhelm bei der Centennarfeier des prcuhischcn Körngchums dieser Werchschätzung der Oranier m seiner» Glüh an die Königin Wilhelmina erneut Ausdruck. Niederländer, so sagte der Kaiser, waren unsere ersten Matrosen, ein Niederländer unser erster Admiral. Zum Gedächtnih dessen wurde der deutschen Marine der alte „Ehrenmarsch" der niederländischen Flotte als Präscntir- marsch verliehen. Mit echter Herzlichkeit und Begeisterung wurde die Königin Wilhelmina vom Kaiser wie von dem ganzen deutschen Volke begrübt und gefeiert, als sie mit ihrem prinz- lichen Gemahl vor Jahresfrist unserer Reich-Hauptstadt einen Besuch obstattete. Di» schwebende Frage, ob das theure Leben der Herrscherin der Mederlande so ffrtiy beschlossen sein soll, hat eine hervor ragende politische Bedeutung. Mit der Königin Wilhelmina würde daS Haus Oranien erlöschen. Sie ist die einzige Tochter des letzten Oraniers, Königs Wilhelm III. der Niederlande, Großherzogs von Luxemburg, der am 23. November 1890 ge storben ist. Durch semeu Tod wurde die Verbindung zwischen Holland und Luxemburg gelöst, da nur im Königreiche der Nieder lande, nicht aber in dem Großherzogthum Luxemburg nach dem Aussterben des Mannesstammes die weibliche Lüne erbberechtigt wurde. Ter ersten Ehe des Königs Wilhelm III. mit der Prin- zessin Sophie von Württemberg waren zwei Söhne entsprossen: ober der eine, der Kronprinz Wilhelm, starb, 39 Jahre alt. im Sommer 1879, und der andere, Prinz Alexander, im Alter von 33 Jabren, fünf Jahre später. So wurde Wilhelmina, das einzige Kind ans der zweiten Ehe des Königs Wilhelm III. mit der Prinzessin Emma zu Waldeck und Pyrmont, die Erbin der Krone, während in Luxemburg der ehemalige Herzog von Nassau den Thron bestieg. Nach dem Tode des letzten männlichen Sprosses des oranischen Königshauses ist die Erbfolgeordnung dahin geregelt worden, daß nächst der Königin Wilhelmina die Schwester des Königs Wilhelm III., die Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar, die inzwischen verstorbene Gemahlin des vorigen Großherzogs Karl Alexander, und deren Kinder zum niederländischen Thron erbberechtigt sein sollen. Der einzige männliche Nachkomme der Großherzogin Sophie ist ihr Enkel, der gegenwärtig regieren! c 26jährige »»vermählte Großherzog Ernst Wilhelm von S.-.^sen-Weiirg.r. 2 r aber nach holländi schem Staatsgeietze die Thronbeste'"—x eines ausländischen regierenden Fürsten ausgeschlossen ist, jo kommen als erbberechtigt zunächst weiter in Frage die Töchter der Großherzogin Sophie. Die älteste Tochter ist die Prinzessin Marie lgeboren '20. Januar 1819s, vermäblt mit dem Prinzen Heinrich VII. von Renß j. L., früheren Botschafter des Deutschen Reiches in Wien. Die Prin- zessin Marie hat vier Kinder, den Prinzen Heinrich XXXII. laeboren 1878s, Leutnant zur Sec in Kiel, den Prinzen Heinrich XXXIII. laeboren 1879s, die Prinzessin Sophie laeboren I86I> und den Prinzen Heinrich XXXV. (geboren 1887>. Eine zweite Tochter der Großherroain Sophie ist die Prinzessin Elisabeth lgcboren 1854s, vermählt mit dem Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwcrin. Neueste Drahtmeldun^en vom 5. Mai. Znm Befinden der Königin Wilhelmina. Schloß Loo. Nach dem heute Nachmittag 2 Uhr aus- gegebenen KrankheitSbcrichte ist der Zustanv der Königin bis jetzt bcsiiedigend. Schloß Loo. Am Sonnabend spät Abends machten sich beunruhigende Symptome im Befinden der Königin bemerk bar. Es lvurde unverzüglich Dr. Schott aeruse», der die ganze Nacht im Schloß blieb und sofort Dr. Roßing und Professor Kouwer von der Universität Utrecht benachrichtigen ließ. Dr. RoßwL traf Sonntag gegen Mittag, Professor Kouwer später aus Schloß Loo ei». Die Befürchtung einer Komplikation nahm immer mehr zu. Die Lage wurde für äußerst ernst ange sehen. Gegen Abend wurde die hohe Kranke unruhig. Im Schloß verlautet, daß sie unsägliche Schmerzen erduldete. Die Zeit zwischen Kst/v und 11 Uhr Abends war die kritischste. Erst als die Aerzte die Gewißheit erlangt hatten, daß die Entbind- nna erfolgt sei, trat Beruhigung im Schlosse ein, und die Nach- Acht, daß trotz der heftigen Schmerzen der Königin die Lage befriedigend sei und 'Alles einen normalen Verlauf genommen bade, wirkte einigermaßen erlösend auf die Gemüther, wozu auch die Rückreise des Professors Kouwer noch Utrecht wesentlich bei trug. Heute Nachmittag soll eine Konsultcition stattsinden. Berlin. sPriv.-Tel.s Auf der hiesigen holländischen Botschaft ist in der fünften Nachmittaasstunde ein amtliches Telegramm einaegaiigen. welches lautet: Fehlgeburt. Nacht gut. Reizte zufrieden. * Amsterdam. Wie Reuter s Bureau aus Schloß Loo gemeldet wird, stand die gestern Abend eingeiretene Komplikation in engem Zuigminenhange mit der infektiö en Krankheit, woran die Königin leivet. Die »vthwendige Operation ging glücklich und ohne alle Schwierigkeiten vn» statten, welche in ähnlichen Fällen oft Vorkommen Man sicht daher in der Umgebung der Königin die Lage wiever hoffnungsvoll an. zumal alle Symptome daraus Hinweisen, daß eine augenblickliche Gefahr nichtmehr vorhanden ist. * Amsterdam. Die Blätter geben der ernsten Stimmung des holländischen Volkes anläßlich der Nachrichten aus Schloß Loo, zugleich aber auch der Freude Ansvruck, baß das Leben der Königin alS gerettet anzusehcn sei. Berlin. lPriv.-Tcl.> Reichstag. Präsident Grai Balle st rem macht dem -Hause die erschütternde Mittheilung von dem Hin scheiden des Augeordnelcir Friede!, der heute früh auf dem Wege von seiner Heimath Oberfrankcn nach Berlin bei dem Elicirbauunnfalle bei Zschortau verunglückt ist. T>as Haus ehrt das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Plätze». — Auf der Tagesordnung sieht die dritte Bernthnng des Gesetzentwurfs betreffend die Ableistung der Wehr pflicht bei den Schutztruppcn. Auf Antrag Bassermann's wird der Gegenstand von der Tagesordnung abgesctzt, weil Abg. Dr. Hasse, der hierzu einen Abäuderungsanlrag zu stellen beabsichtigte, in Folge des Eiscrrbahnunsallcs bei Zschortau sür heute am Er scheuten verhindert ist. Sodann wird w dritter Beralhnng der Gesetzentwurf betreffend die geschäftliche Behandlung des Entwurfs eines ZolltarisgcsetzcS (Diäten für die Kam- missionsmitgsteders debattelos dcsmitiv angenommen: dagegen stimmen Sozialdemokraten. Freisinnige »nd Antisemiten. Daraus wird die zweite Berathung des Tote ranz ge setze nt- wurfsdeS Centrums fortgesetzt. 8 2b bestimmt in der Kommissionsfassung, cs soll gegen den Willen der Erziehungsberechtigten ein Kind nicht zur Theilnahme an dem Religionsunterricht oder Gottesdienste inner anderen Religionsgemeinschaft angehalten werden dürfen, als den im 6 2 und 2a getroffenen Bestimmungen entspricht. Ein Antrag Schrader's will statt dessen bestimmen: Gegen den Willen der Er ziehungsberechtigte» soll cw Kind überhaupt nicht zur Theilnahme an irgend einem Religionsunterricht oder Gottesdienst airgehaltcn werden dürfen. Ein Antrag Chrzanowski sPolej will ß 2b der Kommission hinzufügen, daß gegen den Willen der Erziehungs- berechtigten ein Kino auch nicht zur Theilnahme am Religions unterricht angehalten werden darf, der nicht in seiner Mutter sprache ertheilt wird. Ein sozialdemokratischer Antrag verlangt endlich Fortfall des Religionsunterrichts als Unternchtsgegen stand in allen der allgemeinen Erziehung übende» öffentlichen Schulen, und in den dieie» gleichgestellten Anstalten Unterricht in der Religion zu ertbeile», soll den Erziehungsberechtigten frei stehen. — Abg. Schräder sFreis. Ver.i führt zur Begründung seines Antrags aus, es gebe auch in der betreffenden eigenen Religion abweichende Anschauungen. Er erinnere nur an die Unterschiede zwischen Katholizismus und Altkatholizismus (oivie zwischen Rcformirten, Lutheranern, Unirten, soday sich ein Zwang nicht rechtfertige: auch aus die Kinder der Dissidenten dürfe ein solcher nicht ausgeübt werden. — Abg. Hieber lnat.'lib.j er- klärt sich Namens seiner Fraktion gegen sämmtliche Abänderunas anträge. Auch der Antrag Schräder s greife zu sehr in die alt- ererbten komplizirten Schuircchtsverhältinsse ein und trage ferner auch der Gewissensfreiheit der Kinder selber nicht Rechnung. — Abg. Dr. Bachem (Centrums erklärt sich ebenfalls gegen alle Ab. änderungsanträge: auch gegen den Antrag Chrzanowski, der thatsächlich nicht die Religionsfreiheit, sondern die Schutfrage betreffe und über das hinaus gebe, womit sich der vorliegende Toleranzantrag des Ceutrnms beschäftige und deshalb gar nichi hierher gehöre.—Abg. Graf Bernstorss-Ueltzen (Welfes stimmt mit seinen Freunden den Kommissionsbeschlüsseu zu. Auf reli giösem Gebiete sei ein solches Eingreifen des Staates am aller wenigsten angezeigt, zumal der Staat ja doch nicht überall au! dem Boden des Chrislenthums stehe. — Abg. Bebel lSoz.s: Dc> Staat sei überhaupt kein „christlicher Staat". Der moderne Staat gehe davon aus, „Glaube was Du willst, und zahle Deine Steuern". Auch die Wehrpflicht sei eine allgemeine und v>on dem religiösen Bekenntnis; unabhängig. Der Religionsunter richt sei um so weniger berechtigt, als bei uns der Schulzwang bc stehe. Auch wenn der Antrag Schräder angenommen würde. müßtenschrBiele ihreKinder indenihnennichtpassendenReligions unterricht schicken, um sich nicht in ihrer bürgerlichen Stellung zu schädigen. Deshalb müsse der Religionsunterricht ganz hinaus aus den Schulen. Was den Polenantrag anlange, so müßte nicht nnr der Religionsunterricht, sondern überhaupt aller Unterricht nur in der Mnttersprache ertheilt werden. — Abg. Gras Bcrnstorff-Lauenbnrg sReichsp.s führt auch zu diesem Para graphen aus, daß alle diese Unterrichtsfragen Sache der Landes- gesctzgcbung seien. Seine Freunde lehnten daher den 8 '2b in jeder Form ab. Das Richtigste bleibe, von dem ganzen Geset; entwarf nnr 8 1 stehen zu lassen, man würde dann auch um so sicherer auf die Zustimmung des Bundcsraths rechnen dürfen. - Abg. Kuncrt lSoz.s polcmisirt gegen Richter s Stellungnahme zu den vorliegenden Anträgen. — Abg. Richter lFreis.s erwidert daß es ihm ans daS Zustandekommen des Gesetzentwurfs ankommc und daß er sich deshalb in Bezug aus weitergehendc Wünsche Zurückhaltung anserlege. — Abg. Äunert lSoz.s ruft: Ungläubig! — Abg. Rechter lFreis.s: Mit Ihren groben Zn rufen sind Sie ja bekannt. lGroße Heiterkeit links.s — 8 2b wird unter Ablehnung aller Abänderungsanträge gegen die Stimme» der Rechten in der Kommissionsfassung angenommen. § 2o be stimmt, daß nach beendetem 14. Lebens'ahr dem Kinde die Ent icheidung über sein religiöses Bekenntnis) zustehcn soll. Der ur sprüngliche Antrag L'cber hatte dem Kinde dieses Recht schon mit dem beendeten 12. Lebensjahr geben wollen. Ein Antrag Gröber will dieses Reckt hinausschiebcn bis zum vollendeten 16. Lebensjahr. — Inzwischen ist der Reichskanzler Gras Bnlow erschienen, ebcnio die Staatssekretäre v. Tbielmann und v. Richthosen, sowie Minister Möller. — Abg. Stadthagcn (Soz.I bekämpft den Antrag Gröber. Er selbst würde sogar noch sür eine niedigere Grenze als die Kommission sie Vorschlag!, zu haben sein. — 8 2o wird in der Fassung der Kommission ange nommcn. 88 3. 4 und 4a betreffen den Austritt aus einer Rcl: aionsgemcinschaft nebst den Rcchtswirknngcn des Austrittes. - Abg. v. Stau du lkoiff.) und Gras B e r n st 0 r s f - Lauenburg lRcichsv.j bekämpfen diese Bestimmungen, da es sich hier wiedc.. so recht eigentlich um Landcsanaelcaenheiten handele. — Aba. Groben lCentr.s entgegnet, cs bandle sich hier einfach um dm bnrgerlich-rechtlichc, uni die nermögensrechtliche Folge des Aus tritts, wofür zweifellos die ReichSoesetzgcbung zuständig sei Wenn Jemand aus der Religionsgemeinschaft auStrcte, solle er sür diele nicht mehr zu zahlen gezwungen sein. — Es werden hieraus d» 88 3 bis 4» genebmigt. womit die zweite Lesung deS Toleranz gesehentwuris crlediat ist. — Es folgt erste Lesung der Vorlage betreffend Brüsseler Znckcrtonventioii und Zucker stener. Reichskanzler Gras Bit low: Man hat den Regier u,igen vorgemorfen, daß die Brüsseler Konvention die Interessen der deutschen Zuctcrindustrie und unseres Rübenbaues schädige, sic ruinirc und daß cS sich »in einen Sieg des Auslandes, ins besondere Englands, bandele. Diese Vorwürfe sind nicht be gründet. Die Interessen der Zlickerindustric sind wohl gcwahri. wir haben mit dieser Konvention die Gelegenheit benutzt, zue Beseitigung der direkten und indirekten Prämien auch in anderen Ländern. Trete Dentschland der Konvention nicht bei, so würde uns künftig hauptsächlich der cngilsche Markt für unseren Z,icker verschlossen sein. Die verbündeten Regierungen sind überzeugt, daß die Konvention und die vorgeschlagenc Reform der Zuclerstcuer die Bedingungen schasst, aus welchen unsere Landivirtbschast für >bre Rübe» in Zulnnst lohnendere Preise erhalte» kann, als wie es jetzt zum Theil der Fall ist. Die Regierungen haben auch nur im Sinne früherer Beschlüsse des Hauses gehandelt. Es lag Gefahr vor, daß Fianlreich, Belgien »nd andere Länder ein separates Abkommen mit England abschlossen, bei dem wir dann das Nachseben gehabt hätten. Von unserer Produktion von 23000000 Doppelcenlneru exportiren wir 15 bis 16 000000, davon über 6000000 nach England. Es würde danach eine mißliche Sache sei», den englischen Markt auszu- hcben und neue Märkte zu suchen. Es wäre das um !o schwieriger, als zur Zeit der Weltmarkt überfüllt ist. Die Weltvorräthe
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