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Allgemeiner Anzeiger Zeitung für die Ortschaften: Bretnig, Kauswalöe, Großröhrsöorf, Expedition: Bretnig N . 1 3 s. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten in- v aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post IM. exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkuuft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag V,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag »/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gee ichten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck und Verlag von N. Schurig, Dretnig. Nr. 58. Sonnabend, den 22. Juli 1893. 3. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches Bretnig, den 22. Jul' 1893. — Abgabe von Waldgras und Wald streu aus den sächsischen Staats-Waldungeu. Das ssächs. Finanzministerium hat mit Rück sicht auf den durch die Trockenheit des vor. und des heurigen Jahres hervorgerufenen Mangel an Früter- und Streumitteln und einem durch das Ministerium des Innern übermittelten Gesuche des stellvertretenden Vorsitzenden des erzaebirglschen Kreisvereins uom 27. Juni d. I. entsprechend beschlossen, die bereits mehreren Oberförstereien auf An suchen für dieses Jahr ausnahmsweise er- teüte Befugnis zu Abgabe von Waldgras sür das laufende Jahr auf sämtliche Ober- forstmerstereien zu erstrecken und dieselben zu ermächtigen, Waldqras, sowie Fntterlaub und Streu an Landwirte, vorzugsweise an kleinere, AM Zwecke der Verwendung für die eigene Wirtschaft im Wege des Meistgebotes oder fmweg zu müßigem Preise, jedochj nur an solchen Stellen abzugeben, wo ein Schaden für Boden und Bestand mit Sicherheit aus geschlossen erscheint. Was insbesondere die Streu anlangt, so ist in den Bezirken, in Welchen sich Torflager befinoen und die Mög lichkeit der Abgabe von Torfstreu vorhanden ist, an erster Stelle diese ins Auge zu fassen, und nur soweit dies nicht angängig scheint, auf andere Streu zuzukommeu. Hierbei ist sich aber in der Regel auf erhöhte Aufbereit ung und Abgabe von Schn-idelstreu zu be schränken. — Von Herrn L. A. Thomas in Groß röhrsdorf ist am Donnerstag die 1200. Mangel zur Bahn befördert worden. Bischofswerda, 18 Juli. In der heutigen gemeinschaftlichen Sitzung des Stadtrats und der Stadtverordneten wurde Herr Bürgermeister Dr. Lauge rn Neustadt Mit 19 von 20 Stimmen zum Bürgermeister unserer Stadt gewählt. — Das Königl. Ministerium macht be kannt, daß die im Bezirke der Amtshaupt- Mannschaft Bautzen gelegene Ortschaft Har- k?au mit Ortsanteil Kleinharthau künftighin unter Wegfall beider Bezeichnungen den Orts- Uamen Großharthau zu führen hat. Stolpen. Bei der diesjährigen Vogelwiese hierselbst hat sich leider ein Un glücksfall ereignet. Als am Montag mehrere Komiker und Artisten im Schützenzelt fröhlich beisammen saßen, warf ein Komiker mit einem Ei nach einem Kollegen und traf denselben so unglücklich, daß das Auge auslief. Der Thäter ist flüchtig. — Eine neue antisemitische Zeitung größeren Styles soll in Dresden von Dr. mman, dem bisherigen Redakteur der „Dresdn "achr.", gegründet werben. — Die kgl. Polizeidirektion von Dres en hat ein neues Regulativ über das Kell- ^innenwesen erlassen. Nach demselben wird mr Restaurationen und Weinstuben mit Kell- Uninnen-Bedienung die Polizeistunde auf As i Uhr festgesetzt. Die Kellnerinnen lassen bei dem Wirte wohnen und müssen derzeit von dem Wirte oder dessen Stellver- kreter überwacht werden. Die Kellnerinnen u- s- w. haben anständige und unauffällige lmdung zu tragen; auch ist ihnen verboten unanständiger oder auffälliger Weise an den Fenstern und Thüren der Schank räume zu verweilen oder durch Worte und Geberden Personen in die Schankräume an zulocken, für sich oder für andere Personen Speisen und Getränke von den Gästen zu erbitten, oder Gäste zum Trinken zu bereden. Es ist ihnen ferner unbedingt untersagt, an den Gasttischen in Gemeinschaft mit Gästen Platz zu nehmen. — Was Berliner Blätter mit der sprich wörtlichen, sich selbstüberhebenden Berliner „Schnoddrigkeit" leisten, dafür giebt der nach stehende „Bericht", welcher sich in verschiede nen Berliner Blätter befindet, ein charakter istisches Beispiel: „Frau Dr. Minna Wett- stein-Adelt in Charlottenburg gab sich am 17. Juli mit Herrn Spitzbarth, dem Wirte des „Restaurants zum blutigen Knochen" in Chemnitz i. S., ein unfreiwilliges Rendezvous vor der ersten Strafkammer am Landgericht II. Veranlassung dazu gab die von der Frau Dr. Wettstein herausgegebene Broschüre: „Drei und einen halben Monat Fabrikarbei terin". In dieser Broschüre hat die Ver fasserin unter anderem geschildert, wie die jungen Soldaten der Chemnitzer Garnison durch das Treiben gewissenloser Gastwirte systematisch verdorben werden. Speziell war das Treiben im „Restaurant zum blutigen Knochen" geschildert. Die Verfasserin der Broschüre hat das Lokal dreimal in Männer kleidern besucht; dabei will sie beobachtet haben, daß sicy dort sinnliche Weiber aufhielten, welche den dort verkehrenden Soldaten in hohem Maße gefährlich seien. Die Schilder ung der beobachteten Einzelheiten wollte Herr Spitzbarth nicht auf sich sitzen lassen. Er erhob Privatklage beim Amtsgericht Char lottenburg, woselbst die Beklagte wohnt. Die Beklagte wurde daher wegen Beleidigung zu zehn Mark Geldstrafe verurteilt, wogegen sie Berufung einlegte. Vor der Strafkammer plaidierte der Vertreter der Privatbeklagten für Freisprechung, da sich seine Clientin in Wahrung berechtigten Interesses befunden und sich durch Aufdeckung der im Lokal des Klägers bestehenden Verhältnisse nur ein Ver dienst erworben haben könne. Dagegen be merkte der Vertreter des Klägers, daß, wenn die gemachten Beobachtungen richtig geschil dert seien, es doch auffallen müsse, daß eine anständige, gebildete und gesittete Dame dem Lokal dreimal einen Besuch macht, während sie doch schon beim ersten Besuche Empören des erlebt haben wolle. Herr Spitzbarth ver sicherte: „Ich habe das Restaurant doch schon elf Jahre, und noch nie hat die Bolizei etwas gemerkt, und dabei hab'n mer doch eine so gute Bolizei!" — worauf der Vor sitzende sarkastisch erwiderte: „Das glauben wir Ihnen schock, daß Ihre Polizei nichts ge merkt hat!" (! >) Das erste Urteil wurde mit den Gründen des ersten Richters bestä tigt und die Berufung verworfen. — In der Lommatzscher Pflege ist die Roggenernte in vollem Gange und muß we gen des gleichzeitigen Meisens der übrigen Getreidearten schnell befördert werden. We gen des Mangels an Grünfutter und Stroh müssen viele Landwirte sofort vom neuen Roggen ausdreschen und zu Fütterungszwecken vermahlen lassen. Die bisherigen Drusch proben haben außerordentlich befriedigenden Ertrag geliefert. Auf eine Grummeternte ist' bis jetzt überhaupt nur bei besonders günstig gelegenen Wiesen zu rechnen. Die Kirschenernte, die nunmehr bald beendet ist, hat in der dortigen Gegend einen ungewöhnlich reichen Ertrag geliefert. — Die der Kcudestötung angeklagt ge wesene, bisher unbescholtene Dienstmagd Alma Auguste Silbermann, 1874 in Bieberstein geboren, wurde vom Schwurgericht Freiberg am 10. Juli zu 3 Jahren 6 Monaten Ge fängnis verurteilt. — Am 12. d. M. ereignete sich zu Oberlungwitz der gewiß seltene Fall, daß 2 Ehegatten an einem Tage mit Lod abgingen. Zuerst starb der Ehemann, Strumpfwirker- meister Christian Friedrich Wirth, und 12 Stunden später folgte ihm seine Gattin, Jo hanne Wilhelmine Wirth. Die nunmehr auch im Tode vereinten Eheleute standen im Alter von 68 bez. 75 Jahren. — Der Gutsbesitzer Schönberg aus Naundorf bei Oschatz, welcher, kürzlich bei der Zufuhr von Ziegeln zum Schulneubau daselbst verunglückte, jetzt aber wieder auf dem Wege der Besserung war, hat sich nach träglich noch das Leben durch Erhängen ge nommen. — „Guten Morgen, liebe Schwieger mutter!" Mit diesen Worten trat ein Herr in das Haus eines Bürgers bei Ebersbach und fiel gleich der Frau um den Hals. Als diese den fremden Mann fragte, woher ihre Verwandtschaft käme, teilte ihr der Mann mit, er habe ihre Tochter in Amerika geheiratet. „Haben Sie denn unsere Photographie noch nicht erhalten?" fügte er hinzu. „Ich bin hierher gekommen, um meine Schwiegereltern kennen zu lernen und will morgen nach Gör litz reisen, um dort beim Bankier mein Geld umzuwechseln". Da der Leute Tochter in Amerika war und von ihrer Verheiratung Meldung gemacht hatte, schenkte man dem Manne vollen Glauben und dies um somehr, als er in die Verhältnisse hüben und drüben vollständig eingeweiht war. Groß war die Freude im ganzen Hause und abends wurde ein gutes Essen bereitet. Am andern Mor gen brachte ihn die Frau selbst auf ihrem Fuhrwerk nach dem Bahnhof. Vorher sprach der junge Mann sein Bedenken aus, ob er für sein amerikanisches Geld eine Fahrkarte erhalten könne. Sofort wurde sämtliche im Hause vorhandene Barschaft in der Höhe von 32 Mark dem „Schwiegersohn" eingehändigt und außerdem noch ein großer Reisesack, um die Geschenke, welche er sämtlichen Familien mitgliedern aus Görlitz mitbringen wollte, hineinzupacken. Abends fuhr die Frau nach dem Bahnhof, um, wie verabredet worden, den Gast abzuholen. Allein dieser kam we der am Abend noch tags darauf zurück. Erst am darauffolgenden Tag, als die von dem Schwiegersohn angekündigten Photo graphien aus Amerika eintrafen, wurde der Betrug wahrgenommen. — Gelegentlich der am Sonntag in der „Tonhalle" in Zittau stattgefundeneck öffent lichen Tanzmusik hatte sich ein Streit zwischen dem böhmischen Schuhmacher Funda und einem aus Breslau gebürtigen, in Zittau in Kondition stehenden Barbiergehilfen entspan nen, der leider ein blutiges Ende-nehmen sollte. Gegen 1^ Uhr nachts, als der Schuhmacher den Nachhauseweg antrat, wurde er von seinem Gegner kurz vor der Stadt meuchlings angefallen und ihm mit einem Messer gefährliche Stiche beigebracht. Der Verwundete dürfte kaum mit dem Leben da- vvnkommen. Der heimtückische Bösewicht, der erst 18 Jahre zählt, sitzt bereits hinter Schloß und Riegel. — Der harten, wenngleich gesetzlich niedrigsten Strafe von je drei Monaten Gefängnis verfielen durch Spruch des Zwickauer Landgerichts der Deckenfabrikant Stölzel aus Lößnitz und der Gasthofsbesitzer Landgraf aus Gablenz bei Stollberg wegen Zuwiderhandlung gegen das sogenannte Dy namitgesetz. Ersterer hatte als Verwalter einer Konkursmasse neben anderen Spreng stoffen auch 5 Pfd. Dynamit an Landgraf verkauft, die dieser in einem Pulverturm ver wahrte, ohne daß beide polizeiliche Erlaubnis zum Verkaufe bezw. zur Lagerung von Dy namit besaßen. — In Leipzig gewinnt die Idee einer Huldigungsfahrt zu dem Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh immer mehr an Boden. Es soll demnächst eine Versammlung von Bismarck-Verehrern stattfinden, um das Wei tere zu besprechen. Kirchennachrichten von Frankenthal vom 1. bis 15. Juli 1893. Getauft: Selma Anna, des Gutsbes. Freudenberg in Frankenthal T. — Willy Johannes, des Schneiders Fischer in Bretnig S. Beerdigt: Frau Johanne Eleonore Großmann geb. Oehme in Frankenthal, 67 I. I M. 26 T. alt. — Karl Gottlieb Rein hard, Gutsauszügler in Frankenthal, 77 I. 4 M. 10 T. alt. — Frau Johanne Christi ane verw. Steinert geb. Wolf in Bretnig, 72 I. 10 M. 8 T. alt. 8. Sonntag n- Trin. früh 8 Uhr: Beichte und Kommunion (besonders bestimmt für oie diesjährigen Konfirmanden), p-9 Uhr Haupt gottesdienst, nachm. ^2 Uhr Katechismusun terredung mit den konf. Söhnen von Fran kenthal und Bretnig. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wur den eingetragen: Il a Martha, T. d. Stell machers Richard Max Hempel. — Bruno Walter, S. des Einpackers Emil Bruno Rentsch. — Gustav Albert, S. des Maurers Gustav Adolf Haufe. Dieses Kind ist 4 T. alt wieder verstorben. — Agnes Gertrud, T. des Bandwebers Edwin Bernhard Hans. — Karl Friedrich, S. des Bäckermstr. Hermann Robert Thomas. — Anna Marie Helene, T. des Fleischermstrs. und Gastwirts Georg Adolf Mensch. Heirats-Register. Die Ehe schlossen: Friedrich Bruno Zschiedrich, Fabrikarb., mit Caroline Emma Rosenkranz. — Paul Adel bert Weidnitzer, Geschäftsgehilfe, mit Olga Ida Schnauder. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Albin Clemens Nitzsche, Bäcker gehilfe, ledig, 20 I. 1 M. 18 T. alt. — Karl Traugott Ziegenbalg, Gutsbesitzer, Ehe mann, 68 I. 8 M. 3 T. alt. — Adolf Martin, S. des Maurers Friedrich Adolf Löpclt, 2 M. 5 T. alt. — Auguste Emilie Zeuner geb. Schurig, Handelsfrau, Witwe, 57 I. i M. 9 T. alt. — Außerdem ein unehel. S.