Volltext Seite (XML)
r und neuer Figur Cha- chnell, wer- ange- denen Frau char- elden elin" ario- i, die hat wirk» izert- r der itent- hler- ?uitc ;iner zert- zu- kom- den ung zum Icorg ken eben. auf -sehr >1 ia „den iers, Nr. L1L — S. Jahrguag Sonnabend de« 17. September 1V1V WscheUMsmIllna OUchelnt täglich nach»!, mit «»«nahm», der Tonn- und Jellluge. «»-gab» I., Mil „Die Zeit in Wort und Bild' dierteijührlich. ».!<» X In Dresden durch Boten «,4U In ganz Deutschland frei Hau» »SS ^ M«»aabe »-> Ohne illullriertc Beilage biertels I, Dresden d. Bolen »,»« ^ In ganz Deutschland frei Hau« ».«« ^ — «Injel-Rc. IO z — 8eitun,Svre>«l. Nr. aSSi«. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die «gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit IS 4. Reklamen mit SN 4 die peile berechnet, bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt Buchdroilerei. Redaktion und <tleschiift«ftr0e > LreSdea, PUlai-rr «traft» 4». — Iernsprechcr ISS« gürRiiikgabe unverlangt. Schriftftiitkr keine «verbiadlichketl Redaktion«-Sprcchslunde: II-IS Uhr. Litte probieren 5ie iltisereri lioetiteinen ^ZMilien-^Zffee per Lftwicl /tlarsi 1.35. Herling Z, sioclcstrosi, Dresden. kilsasesstz^r, In sllsn Sdacldtsllsn. nid Ein kardinal über das Motuproprio i^avrorum änMMnin". <Von unserem römischen Korrespondcntcn.) Rom. den >4. T°evlembcr 1910. Wieder einmal rauscht es gewaltig im liberalen Blätter- ivalde. Die gewisse Presse, die sich sonst um Angelegen- heiteu der katholischen Kircl)e wenig oder gar nicht kümmert, hat auf einmal ihr Herz nir die armen Priester, natürlich für die Unbotmäßigen und Dissidenten, gefunden. Die letzten Verfügungen des Heiligen Vaters betreffend die Absetzbarkeit der Pfarrer, die Erteilung des heil. Sakra- nientes des Altares an siebenjährige Kinder und vor allein das Dekret Motuproprio „tKreroruiii uiitmtitiim" ha' m in der ganzen antiklerikalen Presse eine» solchen Widert, nl gefunden und eine solche „Empörung" hervorgerufen, daß inan sich mit Recht fragen muß, was denn geschehen sei, was solcl>e Erregung rechtfertigen würde. Ein vatikanischer Würdenträger, der dem Heiligen Vater und dem Staats sekretär Merrh del Val nahesteht und mit deren Inten tionen Wohl vertraut ist, hatte die Güte, mich zu empfangen »ich mir betreffend des Motuproprios folgende Mit teilungen zu machen: „Wie Sie sehen, ist dieses Motuproprio die logische Fort- ietzung des Kampfes Sr. Heiligkeit Pius X. gegen das langsame und heimliche Eindringen der modernistischen Lehre, die anstatt wie Luther und die Reformatoren die Kirche direkt und offen anzugreifen, sich in die Seminare und unter die Kleriker langsam einschleicht unter dem trüge rischen Vorgeben, junge Leute aufklären zu wollen. Dieses Uebel, das womöglich ärger ist als die Reformation selbst, drohte die Kirche in ihrem Inneren zu erschüttern, wenn der klare und feurige Geist Pins X. nicht den Mut gehabt hätte, es mit dem Flammenschwerte zu bekämpfen. Man kann das „Motuproprio" als eine Folgerung der Enzyklika „I'imeenlli" betrachten, welcl>e theoretisch zu zeigen trachtete, worin die Fehler des Modernismus bestehen während das Motuproprio den kirchlicl-en Behörde» Mittel und Weg angibt, das Geschwür sofort zu entfernen. Die Enzyklika gegen die Sillonisten sah die Gläubigen durch nebelhafte Theorien vom rechten Wege cibweicl>en. DaS Motuproprio ist nur für die Kleriker bestimmt. Dies ist auch der Grund, warum die Enzyklika gegen die Sillon voll von väterlicher Liebe ist, während das Motuproprio, das an Ge horsam schuldige Priester gerichtet ist, kurz und bündig ge faßt erscheint." Ich stellte nun an meinen Gewährsmann die Frage, ob der Eidschwur genügen werde, um irgend einen Kleriker davon abzuhalten, insgeheim die modernistischen Lehren zu verbreiten. Ter hohe kirchliche Würdenträger antwortete mir: „Wir können niemanden daran hindern, einen Eid zu brechen, aber von nun an wird die Bestrafung schneller und strenger sein als früher. Bis jetzt hat man, bevor man einen modernistischen Priester verurteilte, zu lange Zeit getvartet. Man hat zuerst in Erfahrung zn bringen gesucht, ob seine Absichten entschuldbar wären. Nun wird man dies als Meineid betrachten, und die kirchlichen Gesetze sind in einem solchen Falle unerbittlich." Ich fragte weiter, ob man nicht fürchte, daß die wieder holten Ausschließungen und Erkommunikationen die Kirche schwächen könnten. Ich erhielt folgende Antwort: „Wir wissen, daß diese Erwartung ein beliebtes Argu ment für diejenigen ist, welche die von: Papste ergriffene Maßregel verurteilen, insbesondere für die Blockzcitungen und Freimaurer. Wir sind ihnen außerordentlich dankbar für das spontane Interesse, das sie für die Kirche zeigen. Dies eine Mal, wo sie sich als Katholiken zeigen, sind sie ka tholischer als der Papst selbst. Wir sind aber der Ansicht, daß der Heilige Vater besser weiß, was er zu tun hat. Denken Sie nur an die Geschichte von Gideon im alten Testamente: Ein Heer von 500 Manu, worunter sich 200 Tapfere und 3l)0 Feiglinge befinden, ist viel schwächer als eines, das bloß aus 200 Tapferen besteht. Gewiß wäre eS klüger, wenn alle diejenigen, die sich Katholiken nennen, cs auch wirklich wären. Die Tatsacl>e. daß Mitglieder der Kirche austreten müssen, ist für uns jedenfalls recht peinlich. Da man aber mit dieser Tatsache rechnen muß, so wäre es ein Zeiclien von Schwäche und Feigheit, deshalb die Augen zu zudecken, um das llebel verkennen zu wollen. Pius X. hat die Gefahr des neuen Protestantismus erkannt, der sich in die Adern der Kirche einschleicht, und wenn auch sein väter liches Herz darob großen Schmerz empfindet, so hat er den noch beschlossen, die kranken Blätter unerbittlich zu entfernen, um den Körper selbst zu retten. Er hat die Gegen reformation vollendet, wie jene des 16. Jahrhunderts vom heil. Borromäus eingeleitet und von Pius V. vollendet wurde. Wäre mit dieser Gegeureform im 16. Jahrhundert Ü0 Jahre früher begonnen worden, so hätte man vielleicht einen großen Teil Europas für die Kirche zu retten ver mocht. Diesmal faßt mau Dank der Energie und Einsicht Pius X. das Uebel bei der Wurzel, ohne abzuwarten, bis es weitere Verheerungen anrichtet." Schließlich stellte ich noch die Frage, ob dem Motu proprio geheime Weisungen folgen würden. Ich erhielt zur Antwort: „Dies ist ein Geheimnis Sr. Heiligkeit und nur wissen nicht, was er entscheiden wird." Auf alle Fälle ist aus dem vorhergehenden zu erkennen, daß alle diejenige», die sich der im Motuproprio angezeigten Irrtümer schuldig gemacht haben oder es noch tun, ge- zwnngen sein werden, sich entweder zu uuterwersen oder aus der Kircl>e auszutrete». Maßnahmen gegen die Fleischteuerung. Dresden, de» 16. »eptembrr 1910 Mit der Frage der hohe» Fleischpreise beschäftigte sich gestern abend das Stadtverordnetenkollegium in einer drei stündigen Debatte. Wie wir gestern mitteilten, lagen hierzu drei Anträge von konservativer, uationalliberaler und sozialdemokratischer Seite vor, in denen Maßregeln gegen die Fleischteuerung sowie eine Darstellung der Einrichtung der neuen Schlachthofgebühren auf die Fleisclwreise ge fordert wurden. Stadtverordneter Hossleischermeister N iedens ü h r forderte die zollfreie ungehinderte Einführung von Nutz- und Zuchtvieh aus den angrenzenden Ländern und eine gleichmäßige Behandlung des Auslandsviehes bezüglich der seuchenpolizeiliche» Maßnahmen. Stadtverordneter Tr. Stresenrann (nat.-lib.) trat der Meinung entgegen, -daß die Fleischpreise von agrarischer Seite künstlich hoch gehalten würden und auch eine Oeffuung der Grenzen werde nichts helfen. Er stimme mit dem Bunde der deutschen Viehhändler überein, der eine Herabsetzung der Ouaran täne für dänisches Vieh und eine Herabsetzung der Fracht sätze für Viehsendnnge» um .50 Prozent gewünscht habt Außerdem schlage er den Zusammentritt des Deutschen Städtetages vor. denn sonst wisse man überhaupt nicht, zu was dieser eigentlich da sei. Stadtverordneter Nitzschc (Soz.) bezeichnet die Angaben über die Viehseuchen als Humbug und wandte sich dann gegen die Schlachtsteuer und die UebergaugSabgabe. Seitens der Dresdner Fleischer werde die Meinung verbreitet, daß der neue Schlachthof au den hohen Fleischpreisen schuld sei. Dem müsse entgegen getreten werden. Oberbürgermeister Geh. Rat Dr. Beutler weist darauf hin, daß der Rat sich schon seit Monaten mit der Angelegenheit beschäftigt habe und daß in derselben Auge- lcgenheit bereits im Jahre 1003 eine Petition an den Reichs tag seitens der städtisclien Kollegien abgegauge» sei. Leider habe der Reichstag diese Petition damals abgelehnt. Ein Mangel an Schweinen sei überhaupt nicht vorhanden, denn erst gestern seien auf dem städtischen Viehhofe 303 Stück unverkauft geblieben. Auch seien die Lcliweinepreise be reits wieder gesunken und er hoffe bestimmt, daß auch die Preise für das ausgeschlachtete Fleisch seitens der Fleischer wieder reduziert werden würden. Auch er stimme den Maß nahme» des Vereins der Viehhändler bei: ebenso sei er für einen Import geschlachteter Tiere und für eine Ermäßigung der Frachtsätze für de» Transport des Viehes. Auch eiue Verkürzung der Ouaiantänezeit für dänisches Vieh könne er befürworten. Dagegen verspreche er sich nicht viel von einer Beseitigung der Schlachtsteuer und von einem Zu- sammentritt des Deutschen Städtetages. — Nach einer weitere» Debatte wurden alle drei Anträge einstimmig an genommen. Wir glauben nicht, daß eine Erniedrigung der Fracht sätze oder die Aufhebung der Schlachtsteuer eiue Abnahme der Preise im Lande zur Folge haben werden. Alle diese kleinen Maßnahmen fallen nur dem Händler in die Tasck-e. Daß Knappheit an Schlachtvieh herrscht, wird sicherlich zuzugeben sein. Aber bei weitem nicht in dem Umfange, daß sie die gegenwärtige exorbitante Höhe der Flcischpreise und das Geschrei der interessierten Händler über Viehmangel rechtfertigen würde. Bis »och vor zwei Jahren hat die Zunahme des Ninderbestaudes im Deutschen Reiche mit der Bevölkeruugszuuahme prozentualiter nickst nur gleichen Schritt gehalten, sondern sie noch bedeutend übertrofsen. Erst mit dem Jahre 1009 trat, eine Folge der damaligen abnorm schlechten Futterernten, eine kleine Ver minderung um 2,7 Prozent ein. Andererseits aber, und das wird von der Freihandelspresse geflissentlich stets unter schlagen, war im Jahre 1900 im Bestand an Schweinen eine Zunahme von .5.61 Prozent zu verzeichnen, die bis jetzt an- hielt, so daß jener Rückgang im Nindviehbestande auf dieser Seite wenigstens ausgeglichen wurde. Demnach ist auch der Fleischkonsum in Deutschland, auf den Kopf der Bevölke rung berechnet, fast stetig gestiegen. Bekanntlich ist nicht nur der Preis für Rindfleisch, sondern auch der für Schweinefleisch hinaufgegangen. Nun ist es merkwürdig, daß zu gleicl)er Zeit Notschreie der schleSwig - holsteinis ch e n Schweine- ü chter über verlustreichen Geschäftsgang ertönen. Es wird über ein viel zu starkes Angebot geklagt. Tie Aufzucht der Schweine sei forciert worden und so eine Ueberpro- dnktion und ein Preisrückgang eingetreten. Die Schweine bleiben unveikanft. Leider merkt man an den Preise» für Schweinefleisch von dieser Ueberproduktiou und diesem Preisrückgang blutwenig. Alle Bemühungen der Behörden, dem Fleischwncher zn steuern, scheitern an der völligen Unzulänglichkeit der von ihr getroffenen Maßnahme». So lauge die Behörden sich scheuen, einmal de» wahren Schuldigen an den Kragen zu gehen, wird es ihnen nicht gelingen, den kolossalen, zu meist künstlichen Preisschwankungen im Vieh- und Fleisch- Handel Einhalt zu tu». Und zu diesen Schuldigen ist in erster Linie der unreelle Zwischenhandel zu rechnen, der »»abhängig vom Verhältnis zwischen Angebot und Nach frage znm Schaden des Produzenten und des Konsumenten, nur zu feinem eigenen Vorteile, die Preise „reguliert". Da neben freilich muß eine systematische Fürsorge der staatlichen Stellen für noch intensivere Ausgestaltung des Viehstandes und der Viehmästnng einherlaufen. Aus mit den Grenzen! Nieder mit den Viehzöllen! schreien die Händler und Sozialdemokraten, um die Auf merksamkeit des Publikums von den wahren Ursachen der Fleischteuerung abzulenken. Die Grenzen für die Ein fuhr von Schlachtvieh aus anderen Ländern sind ja ohnehin schon offen und »nr daun und dort gesperrt, wo und wann die Einschleppung von Viehseuchen zu befürchten ist. Wenn von auswärts trotzdem so wenig Schlachtvieh hereinkommt, kann doch die deutsche Landwirtschaft nichts dafür. Sie muß aber die nötigen Vorsichtsmaßregeln im Interesse des Schutzes des heimischen Viehbestandes verlangen, weil eine Tezimieruug des einheimischen Viehbestandes durch Ein schleppung von Seuchen erst recht eiue Vieh- und Fleisch lich erzeugen und das Fleisch konsumierende Publikum erst recht auf Gnade und Ungnade den Fleischwucherern vom Stamme Nimm auslieferu würde. Politische Rundschau. Dresden, den 16 September 1910. Dir Vorstniiddinitglirdkr drs Tcutschcn Flrischrrvcr- bandcs sprachen am l I. d. M. im Haudelsminiestrium vor. Mit der Fleischnotfrage hatte der Besuch au dieser Stelle jedoch nichts zu tun. Es handelte sich vielmehr ausschließ lich um interne Angelegenheiten des Fleischergewerbes, das sich durch neue Gesetze und Verfügungen mehr oder weniger berührt fühlt. Ihre Wünsche und Gedanken hatte» die Herren in einigen Abhandlungen niedergelegt, die sie er läuternd den Vertretern der Regierung überreichten. Eine dieser Beschwerden behandelt das Gesetz vom 3. Februar '.900, betreffend die Preisnotiernngen beim Markthandel mit Schlachtvieh. Eine andere Schrift beschäftigt sich mit der Eicbpslicht für landwirtschaftliche Meß- und Wiege geräte. und eine dritte erörtert die Bestimmungen, die für die Beichästigungszeit und Beschäftigungsart der Lehrlinge in den mit Motorbetrieb ausgerüsteten Schlächtereien er lassen lind. Es wurde den Herren eine eingehende Prüfung ihrer Eingabe» zugesagt. Der Aiisschusi des deutsche» Bnncrnbiindes gibt nun mehr seine Stellungnahme zu de» Agrarzöllen bekannt. Er hat folgende Entschließung einstimmig angenommen: Der deutsche Bauernbund steht entschiede» auf dem Stand punkte des Zolltarises des Jahres 1002 und der laufenden Handelsverträge. Er erklärt ausdrücklich, daß er eine Herabsetzung der Getreidezölle ebensowenig als angängig erachtet, wie eine Herabsetzung der Vieh- und Fleischzölle cder eine Minderung des Seuchenschubes." Was sagt nun der Hausabund zu dieser Stellungnahme seiner Vasallen? 2. Frage: Wozu ist den» der Bauernbund gegründet worden? Eine bcachtkiiöMrrtc Rcdc hielt der Zentrumsabge- ordnete Graf Praschma in Tarnowitz: er führte dabei u. a. aus: „Ein anderes Hetz- und Agitationsmittel, dessen sich besonders der Hausabund bedient, um die Volksiuassen auf- zuwiegeln, ist die Mär von den bevorstehende» neuen Steuer n. Demgegenüber ist festzustelle». daß die Stenern sich ganz gut bewähren: daß dieser oder jener Posten in diesem Fahre hinter dem Voranschlag zurückbleibt, hat nichts zu besagen, denn damit ist von vornherein gerechnet »vor- den. Ter volle Ertrag ist erst in einem oder in zwei Jahren z» erwarten. Das eine aber Nüssen wir scheu jetzt, daß die Reicl>sfinanzeii einer Gesnndiing entgcgengehen. Neue Steuervorlageu werden mithin kaum kommen. Man spricht von einer neuen Militär- und Marinevorlagc: daran glaube ich nicht. Aber auch die Erbschaftssteuer wird nicht wieder- kommen, denn Herr v. Bethmann Hollweg würde dadurch die Mehrheit, mit der er die Finanzreform gemacht hat und mit der er auch in Zukunft wird rechnen müssen, vor den Kopf stoßen, und er wäre unklug, wenn er das täte: aber es werden auch keine Schulden gemacht, denn dazu gibt der Reichstag keine Einwilligung. Es verbliebe also nur eine Erhöhung der Matrikularbeiträge und der Umlage aus die Einzelstaaten, und dafür würden sich wieder diese be-