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und Anzeiger Mr das Erzgebirge verantwortlicher Redakteur: Pritt Kridels. FL« die Inserate verantwortlich: lOelttr Kr»>». Beide in Ane t. Erzgeb mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag« nachmittag» von «—s Uhr. — lelegramm-Adreff«: Tageblatt Aue. — Fernsprecher KT Für unverlangt «ingesandte Manuskripie kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag »n,«- «.veNiv-«— m. b. 8. in Ane i. Erz geb. ^Vezugepreie: Durch unser« Boten frei in, kau, monatlich so pfg. Sei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich HO ptz. und wdchentlich ,o pfg. — Bet der Post bestellt and selbst abgeholt vierteljährlich i.so Mk. — Durch «« Briefträger frei in, Sau, vierteljährlich ,.-r Mk. — Einzeln» Nummer io pfg. — Deutscher postzeitungs. katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Aurnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätesten» g'/e Uhr vormittag». 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Lösung der Kretasrage. Nach einigem Hin und Her und einem im Grunde genom men tragikomischem Zwischenfall erscheint nunmehr die Kretafrage gottlob wieder in den Hintergrund rücken zu wollen; warum sie überhaupt wieder hervorgcholt worden ist, weiß im Grunde ge nommen kein Mensch, uno man kann sich des Eindrucks nicht er wehren, ob nicht dunkle Mächte ihre Hände im Spiel hatten, um bei der zu erwartenden Verwirrung der Dinge im Orient ein bischen im Trüben fischen zu können. Freilich als der Brand da war und die Dinge eine Wendung zu nehmen schienen, bei der für Unbeteiligte kaum etwas herauSzuschlageu war, war man all seitig emsig bemüht, die auflodernden Flammen durch kräftiges Wassergeben nach beiden Seiten hin zu löschen. Gewiß bedarf die Kretafrage einmal einer definitiven Regelung, denn cs handelte sich bisher immer nur um ein Provisorium, aber es war nicht einzusehcn, warum die Lösung der Frage gerade jetzt erfolgen sollte, und überdies hatte man den Moment recht schlecht gewählt, denn man mußte sich voraussagen, daß die Türken mit ihrem jetzt erwachten Nationalgcfühl sich eine Behandlung en canaille nicht gefallen lassen würden nnd daß sie auch vor dem Aeußersten nicht zurückschrecken würden, wenn man versuchen wollte, sie kriselte zu schieben. Im Verlauf der jüngsten Affäre schien es allerdings manch mal, als ob die Provokation gegenüber Griechenland von den Türken ausgegangen, aber man darf nicht vergessen, daß die griechische Regierung äußerlich wohl eine korrekte Haltung einnahm, in Wirklichkeit aber den Wühlereien auf der Insel wie auch m der Türkei selbst nicht so ganz fernstand, wenngleich man ihr be greiflicherweise etwas Positives nicht nachsagen konnte. Die Situation war für die Pforte nicht so leicht; auf der einen Seite hatte sie mit der Empfindlichkeit der Jungtürken zu rech nen, andererseits hatte ein Kampf gegen Griechenland sein Bedenk liches im Hinblick auf die griechische Bevölkerung in der Türkei, die sicherlich nickt ganz ruhig geblieben wäre. Dazu kam die Interven tion der Schutzmächte, die sicherlich im Falle des Sieges der Türket die Früchte ihrer Erfolge nicht gelassen hätte. Unter allen diesen Erwägungen tat das türkische Kabinett wohl daran, es nicht bis zum Aeußersten kommen zu lassen, sondern sich durch die letzte griechische Note für befriedigt^ erklären, obwohl sie Nicht ganz nach ihrem Hrzen gewesen sein mag» Erleichtert wurde ihr dies durch die inzwischen erfolgte Entfernung der griechischen Ska a 4 L.auk Kreta, dirrck die LL^mschost-N. her.fremdep. ^cktste. sodaß dem türkischen NationalgeftchlGenüge geschehen war. Das Auftreten der Mächte freilich, die anscheinend in Konstantinopel schärfere Töne anschlugen als in Athen, speziell die letzte Note der Schutzmächte hat am Goloenen Horn verschnupft, da man durchblicken ließ, daß die Unabhängigkeit Kretas doch einmal un abwendbar sei; man wird daher der letzten Kollektionote der Mächte eine Antwort folgen lasten, in der man gegen diese Be merkung protestiert, um dem türkischen Selbstgefühl zu genügen. Fraglos lst, daß die Türkei aus dem Verhalten der Schutz mächte wieder einmal ersehen hat, von welchen Gesinnungen diese gegenüber dem Osmanenreiche beseelt ist, und der zuletzt erwähnte Hinweis auf die spätere Unabhängigkeit zeigt deutlich, wohin der Kurs gehen soll; gewiß weiß man das in Konstantinopel selbst sehr wohl, daß hierauf die Bestrebungen hinlaufen, aber immer hin hat man dort Grund, es als Taktlosigkeit zu empfin den, daß dies offen in einer offiziellen Note der Schutzmächt: ausgesprocken wird. Mag auch die Lösung der Kretasrage zu ziemlicher Zufriedenheit der Türkei ausgefallen sein, da die Wünsche der Griechen nicht in Erfüllung gegangen sind, so muß doch die Haltung der Schutzmächte einen Stachel ist Konstantinopel zurück lassen, und es liegt klar auf der Hand, daß zwar eine Erledi gung vorliegt, daß diese aber nur einen provisorischen Charakter haben kann und daß d'e ganze Affäre zweifellos nicht ohne politische Folgen für die Zukunft bleiben wird. Von der Larrdesversaurmluug -er sächsischen Sozialdemokratie. Die diesjährige Landcsversammlung der sächsischem Sozial demokratie trat Sonntag abend in Zittau zusammen. Die eigentlichen Verhandlungen begannen Montag früh unter Lei tung von Lipinski im Gcwcrkschastshaufe. Es waren 63 Dele gierte, darunter eine Dame, anwesend. Von der Reichstagsfrak tion waren anmchend Geyer-Leipzig und Noske-Ehemnitz. Den Parteivorstand vertrat Molkenbuhr. Zum ersten Punkt der Tagesordnung: Organisation und Agitation referierte Sinder- mann. Er gedachte zunächst der im verflossenen Jahre ver storbenen Pagtessgpnossen, speziell des Abgeordneten Gold stein - Zwickau, deren Andenken die Versammlung in der üblichen Weife ehrte. Er betonte, daß di« Parteiorganisation in Sachsen um 2700 Mitglieder zugenommen habe, so datz hatten sich auch die Finanzen gehoben)'fö daß «ine Mehr ein nähme von 47000 zu rerzlichnea sei. Scharf zu tadeln sei aber, datz die Erhöhung des Woche nbei träges an die Partei auf 10 Pfennige noch nicht Liberal! durchgeführt woüden sei. Wnrn die Erhöhung in den armen Wahlkreisen möglich ge wesen sei, so müsse sie auch in den übrigen eingeführt werden können. Man dürfe nicht überlege», ob man einem Beschluß der Landeskonferenz ausführen wolle oder nicht, sondern man müße ihn einfach aussiihren. In Leipzig und Dresden sei dieser Bei trag bereits erreicht, es sei auch schon ein Extrawahjlfonds in Angriff genommen, um den finanziell schwächeren Kreisen bei springen zu können. llober behördliche Matzregelun gen gegen me Sozialdemokratie sei dem Zentralkomitee kein Material zugegangen. Daraus dürfe man aber ja nicht schlie ßen, daß es in Sachsen in dieser Beziehung gut bestellt sei. Im Gegenteil. Trotz der Versicherungen des früheren Ms.nisterpräfi- denten Grafen Hohenthal, es solle keine Nadelstichpolitik ge trieben werden, kümmerten sich die Verwaltungsbehörden gar an l :«n herbeiströmt« »sank rapid. S V Mark. Sobald i reihte sich Bohrldck M«er rv rtt-Är gi zwar an der Oberfläche der Erde fand, benutzte man es zu allen möglichen Dingest, ohne datz diese Verwendung jemals eine Be deutung erlangt hätte, die über den engsten Kreis der benach barten Ortschaften hinaus«,ing. So war es auch in Amerika. Die Indianer, denen die Petroleumvorkommnisse Pennsylvaniens bekannt waren, entzündeten das Oel entweder aus religiösen Gründen oder sie bereiteten daraus Salb«», mit denen sie ihre Wunden einrieben und von denen insbesondere die sogenannte „Mustangsalbe "große Berühmtheit erlangte uni» sogar expor tiert wurde. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden die Geologen, die mit der Vermessung des Erdöldistrikte« be traut waren, auf das merkwürdige Vorkommen aufmerksam und «rst durch ihre Berichte wurde es in weiteren «Kreisen bekannt. Hier und da Lachte wohl der eine oder der andere daran, Salben oder Asphalt daraus darzustellcn, aber «in nennenswerter Han del entwickelte sich nicht. Dies änderte sich mit einem Schlage, als am 27. August 1859 der bereits ol«n erwähnte Titus Drake die erste Petroleumsquelle erdchrte. Wie bei so vielen bedeut samen Entdeckungen, so spielte auch hier der Zufall feine Rolle. Drake dachte nicht an die Ausnutzung Lee Petroleums, sondern wollte für seine Farm einen artesischen Brunnen und mit dessen Waster die Wohn- und Etallgebäude versorgen. Zn einer Tief« von 22 Metern stieß man plötzlich auf eine Oelquelle, LS« mit derartiger elementarer Gewalt sich Bahn brach, datz die Bohrer weit in die Höhe geschleudert wurden und datz auch die Brun nenbauer sich nur unter höchster Gefahr und mit äußerster Schnel ligkeit vor den Fluten des Oels zu retten vermochten, das in Form einer hohen Säule unter gewnftigem Druck bis zu beträcht licher Höhe emporstieg. Amerika «ar damals in vollem Auf schwung begriffen und zahlreiche dunN« Existenzen sowie Aben teuer aller Art hofften dort zu Reichtum zu gelangen. So konnte es denn nicht fehlen, datz Vie Kunde von Hom EnLSlreichtum Pennsylvaniens, die sich rasch verbreittle, alle möglichen Leut« anzog und daß tm ErdöldtstrM rasch ein intensiver Kampf um den Besitz, sowie sine mild, Spekulation Platz griffen. Die «ste von Drake «bohrte Quelle, liefert« täglich 30 H«ktolit«r Oeltm Werte von Ob« """" " Kl aus Keri auf "»er jonischen Insel Zante. Auch das mit dem Erdöl sc vielfach zusammen verkommende Erdwachs, den Asphalt, verwendete man hier und da zur Herstellung eines Mörtels, und solcher Asphaltmörtel rst z. N. aus den Lauten von Babylon und Niniveh bekannt. Auch in Aegypten ist der Asphalt beim Ein- balsamieren der Leichen verwendet worden. In Sizilien brannte man Erdöl in Lampen, und wenn Lies an vereinzelten Stellen der Erde auch immer durch alle Jahrhunderte hindurch der Fall gewesen sein dürfte, so Hal sich «ine weitere Verbreitung des Oels und seine Verwendung zu Leuchrzwecken früher doch nie mals «geben. Auch in Deutschland findet sich Erdöl, das schon vor Jahr hunderten Verwendung sand, freilich nicht zu den Zwecken, zu denen wir es heute im Gebrauche zu sehen gewöhnt sind. Es diente bereits in der Mitte des 15. JahrÄmderts als heil kräftiges Mittel gegen di« verschiedenartigsten Gsbrechen. Die Apotheker — und wer sich sonst mit den: Betriebe bofatzte — führten es unter den vcrschiedennrtigst«» Namen, Am berühmte sten ist Las in der Nähe von Teg-.rnsec vorkommende Oel ge worden, das als Sankt Quirinusöl in der HeiAunde vergaugs- ner Zeiten eine ziemliche Rolle spiclrc. Auch in der Lüneburger Heide, wo heutzutage eine ziemlich große Petroleumindustrie blüht, macht« man schon früh von Erdöl Gebrauch, und zwar stellte man Wagenschmiere daraus her, die sich di« Heide bauern selbst bereiteten. In einer alten Chronik aus dem Jahre 1660 finden sich die ersten Nachrichten über di« Art .und Weise der Herstellung dieser Wagenschmiere. Der ölhaltige Sand wurde mit heitzem Wasser ausgewasch«» und das auf dem Wasser sich ansammelnde Schmieröl abg« schöpft und auf die Wagenachsen geschmiert. Im Jahre 176« berichtet der Hofmedikus Taube aus Telle in einem seiner Werke gleichfalls, datz man in der Lüne burger Heide ölhaltig«» Sand grabe und datz das Oel medizini schen Wert habe. Auch die Pcchqurlle bei BeichelLrunn tm Elsaß war seit Jahrhunderten bekannt und lieferte Oel fiir Heil zwecke. Es soll aus stiesem Oel auch Asphalt hergeMlt worden schn, wenigstens wurde 177k ein Privileg zur Gewinnung des selben vergeben. . 7So wi« es in vorstehenden Zeilen geschildert »'urde, durfte «s tzohl überall gewesen sein: wo jinan Petroleum sand, und Das Petroleum. Zu« fünfzisjährigen Jubiläum der Entdeckung der amerikanische« Peteoleumquellen. (Nachdruck verboten.) Der gewaltige Aufschwung der Perrolcuminduistri« mit allen ehren Nebenzweigen «mH um so mehr in Erstaunen fetzen, wenn wir bedenken, datz erst 50 Jahre verflossen find, feit diese Jndu- Itrie sich zu entwickeln begann. Es war am 27. August 1859, als der amerikanische Ingenieur Tirus Drake in der Nähe der heutigen Stadt Titusvttle in Pennsyloanien zum ersten male eine Petroleumquelle «bohrte, und damit den großen Petroleumdistritt d« amerikanischen l'.nion erschloß. Auf der Verwendung Les amerikanischen Petroleums hat sich dann di« ganze heutige Petroleumiit-ustri»; «ntwickest, und wenn auch später aus Rußland gleichfalls groß« Petrolleummengen de: technischen und industriellen Verwertung zugefiihrt rvurlden, so ist es doch einzig und allein dem Vorgehen der Amerikaner zu verdanken, daß wir gegenwärtig dieses wichtige Hilfsmittel in so mannigfacher Art auszuniitzen verstehen. Das Petroleum freilich war fck)on in den ältesten Zeiten bekannt und ist auch im grauen Altertum bereits hier und du verwendet worden. Diese Verwendung geschah ab.r meist lediglich zu religiösen Zwecken «nd bis vor SO Jahren hat niemand daran gedacht, die Petro- leumvorkommnisse der Erde auszuniitzen und sie der Heizung, Beleuchtung, der Darstellung chemischer Produy-e nsw. mssw>. Dienstbar zu machen. Erst die geschäftsklugen Amerikaner waren Hs, die den Wett de» Erdöls erkannten und die ihn, nachdem di« erste Quelle erbohrt war, systematisch zu steigern und durch hi« verkommnung der Technik zu vervielfältigen verstanden. Außer zu religiösen Zwecken, wie z. Bi beiden heiligen Feuern zu Baku, verwendete man das Petroleum im Altertum ««»eilen auch als H «izmarerial. Diese Anwendung scheint eine zirmltch seltene gewesen zu sein, penn nur ganz »em-e Schriftsteller geben uns hiervon Kunde. So bericht« ü B. der arabisch« Geschichtsschreiber Jstacjve im Jahre 800 hoch Christi von ein« Raphaerde, di« an Stelle von Hotz , als ^tzmater^^mch^»nrde xnd Herodot spricht von einem Erdöl