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Schaffens beschrieben. Bruch ist eine starke Begabung der späten Romantik. Er ist ein hervorragender Melodiker, der durch den edlen Schwung seiner Melodien nicht nur die damalige Welt, sondern auch die heutige zu verzaubern vermag. Max Bruch schuf vier Violinkonzerte, von denen das erste in g-Moll bei weitem das beste ist. Manche Musikwissenschaftler sind sogar der Meinung, daß dieses Werk den Höhe punkt seines Schaffens darstelle. Bruch gliedert dieses Werk in drei Sätze, die er Vorspiel, Adagio und Finale nennt. Im Vorspiel ist der präludierende Charakter nicht zu überhören. Immer wieder versucht die Geige mit perlenden Läufen und freien, kadenzähnlichen Einwürfen, mit gebrochenen Akkorden und Oktavspiel ihre Kunstfertigkeit gleichsam anzuspielen. Bruch gibt der Geige, was der Geige zukommt. Im Adagio entfaltet sie die ganze Süße ihres Tones, im Finale beweist sie ihre Eignung zu kapriziösem Spiel, das sich in Trillerketten, in Terzen- und Dezimenläufen äußert. Das Werk ist überaus dankbar, aber es ist zugleich schön, so daß die große Vorliebe aller Geiger von Ruf für dieses Werk zu verstehen ist. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts blicken deutsche Musiker begeistert nach Paris, französische Komponisten schwärmen von Carl Maria von Weber und von Beet hoven. Da wächst in Deutschland ein Mann auf, der zwar den Polen Chopin und den Franzosen Berlioz über die Maßen lobt, aber zugleich Franz Schubert in seinen Liedern, Klavierwerken und Sinfonien, die deutsche Musik und die „poetische Ganzheit“ propagiert: Robert Schumann. 1850 übersiedelte er von der Malerstadt Dresden nach der rheinischen Malerstadt Düsseldorf. Abgesehen davon, daß die Berufung als Musikdirektor Düsseldorfs Schumann neue künstlerische Impulse brachte, waren es besonders die rheinische Landschaft, die heimeligen nieder rheinischen Städte, der imponierende Kölner Dom, die sein Leben und seine Kunst beschwingten. Seine Frau Clara Wieck schrieb im Oktober 1850: „.. . Robert wurde beim (ersten) Auftreten (in Düsseldorf) mit einem Tusch empfangen, und es war mir ein besonderer Genuß, Robert heute dirigieren zu sehen mit der schönen Ruhe und großer Energie. Auch ich (als Solistin) wurde mit einem Tusch empfangen . . . !“ Und Robert Schumann berichtet: „Nie war ich tätiger, nie glück licher in der Kunst. Manches habe ich zum Abschluß gebracht, mehr noch liegt von Plänen für die Zukunft vor. Teilnahme von fern und nah gibt mir das Bewußt sein, nicht ganz umsonst zu wirken.“ Auf Grund dieser glücklichen Stimmung ent stand die 3. Sinfonie in Es-Dur, die sogenannte „Rheinische“. Im ersten Satz wird das schwungvolle Thema durch die Synkopen betont. Es gönnt dem anmutigen zweiten Holzbläserthema kaum Raum zur Entwicklung. Mit wuch tigen Akkorden wird der Satz beendet. Im Ländlerthcma des zweiten (Scherzo-) Satzes in C-Dur geben sich die Violoncelli und Fagotte lieblich-ländlich. Die imitierenden Sechzehntel der Variationen bestimmen auch den Trioteil des Satzes. Die Scherzowiederholung leitet über zum dritten, zum Serenadensatz. „Über ihm liegt der milde Glanz einer Mondnacht“ (J. Besser), nur die Streicher, Holzbläser und zwei Hörner musizieren. Der vierte Satz spricht von der sakralen Stille des Kölner Doms. Von den Bläsern wird die pompöse Feierstimmung einer Kardinals inthronisation, von kontrapunktischer Arbeit durchwebt, angestimmt. Und im letzten, fünften Satz klingt die rheinische Volksstimmung in ihrer Mischung von karnevalistischer Ausgelassenheit und Domfeierlichkeit auf. Prof. Dr. Mlynarczyk LITERATURHINWEISE : Ph. Spina: Joh. Seb. Bach, Leipzig 1921 K. Schönewolf: Konzertbuch I und II, Berlin 1961 R. Münnich: Robert Schumanns Schriften, Weimar 1956 VORANKÜNDIGUNG: 3. 4. Februar 1962, jeweils 19.30 Uhr 9. Außerordentliches Konzert Dirigent: Prof. Heinz Bongartz Solist: Radu Aldulcscu, Bukarest Werke von Bongartz - Schostakowitsch - Dvorak \ i I 6. Philharmonisches Konzert 6022 Ra III-9-5 162 1,4 It-G 009/94/62