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Erttzzig. Di« Zeitung «r- jcheint mit «»«nahm« dc« «onniag« täglich zwei mal un« wird auigegebeu in M«ip. zig Vormittag« II Uhr, Abend« k Uhr; in Dr«»t«n Abend« ö Uhr, Vormittag« 8 Uhr, 16. Januar 1862.' Nr. 23 -— Deutsche Mgeuieiue Zeitung. Zu beziehen durch all« Post ämter de« Zn- und Äuilande«, sowie durch die Expeditio nen i» Leipzig iOuerstraße Nr. 8) und »resd«« (bei 8. Höckner, Neustadt, R» der Brücke, Nr. L). für da« Vierteljahr I'/>Thlr.; jede einzelne Num mer l Ngr. Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» InscrlionSge-ühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutsch la«-. >j-Frankfurt a- M., 12. Jan. Als wir vor einigen Monaten das nahe Ende der deutschen Flotte verkündeten, da wurden wir von man» chen Organen der deutschen Presse dafür gescholten und geschmäht. Wir behaupteten damals, daß die Flotte wegen Mangel an Beitragen zu Grunde gehen würde. Stun, es ist geschehen, wie wir es vorausgesagt haben. Von Ptpsthiedenen Seiten wurden Versuche gemacht, die deutsche Flotte zu erhal ten; Hannover besonders und die kleinern Küstenstaaten interesstrten sich da für. Preußen und Oesterreich aber erklärten sich dagegen. Baiern, Würt temberg und Sachsen und andere meinten, sie hätten, da sie entfernt von den Küsten lägen, keinen Nutzen von einer deutschen Flotte. Der Beschluß, der schon vor Monaten reif war, ist indcß erst am 7. Jan. in der Engern- RathSsihung gefaßt. Die wiederholten Anträge, die zur Erhaltung der Flotte gestellt wurden, fanden keinen Anklang. Weder als Nordsecflotte noch als Zollvereinsflottc konnte und sollte sic fortbestehen. Die Küstenstaatcn moch. ten die Flotte nicht auf ihre Kosten allein erhalten, die andern Staaten blie ben bald im Rückstände mit ihren Flottcnbeiträgen, die Kasse ist schon wo chenlang leer und die Flotte ist nun endlich aus Mangel an Lebensmitteln gestorben. Der Beschluß vom 7. Jan. ergab sich also als eine nothwendigc Maßregel von selbst. Wir gestehen cs zu, daß eine deutsche Flotte ein Un ding ist ohne ein einiges Deutschland. Wenn wir diese Geständnisse über das zerrissene und zerstückelte Deutschland, welches zu keiner Einheit kom- men könne, aber in officicllen Organen lesen, so fragen wir, wozu ist dann der Bundestag? Seine Bestimmung ist ja, die verschiedenen Staaten Deutsch lands gemeinschaftlich zusammenzuhalten, gemeinschaftlich zur Erhaltung und Sicherheit des Ganzen bcizusteuern. Könnten denn die Staaten, welche fern von den Grenzen im Herzen von Deutschland gelegen sind, nicht auch sich wei gern, fernere Beiträge zur Instandhaltung der Grcnzfestungcn zu liefern? Was sind denn Kriegsschiffe anders als aufdem Wasser schwimmende Festungen ? — Der preußische Antheil an der „Schlacht von Bronzcll" ist, wie das Frankfurter Journal aus Fulda meldet, mit 16,000 Thlrn. bezahlt wor den, womit die Liquidationen für erlittene Beschädigungen an Häusern, Gär ten und Feldern, sowie für Fourage- und Fuhrcnliefcrung der Gemeinden berichtigt werden sollen. Berlin, 11. Jan. Der Generalmajor v. Bonin, Commandeur der 16. Division, ist nach der amtlichen Anzeige des Preußischen Staats-An zeiger zum Staats- und Kriegsministcr ernannt worden. 6 Berlin, 14. Jan. Der Erklärung-Preußens, daß Oesterreich nicht daS Recht habe, Anleihen sür die deutsche Flotte abzuschließcn, indem ein Recht nicht jedem einzelnen Thcilnchmer eingeräumt werden könne, das eine Disposition über das Ganze involvire, sind auch mehre andere Bundes regierungen bcigetretcn. — Was die Haltung betrifft, welche die Staals- regierung den in den Kammern eingebrachtcn und noch einzubringendcn An trägen aufBerathung der Kreis- und Provinzialordnung gegenüber cinnimmt, so können wir dieselbe dahin präcisiren, daß genau an den Acu- ßeruiMn des Ministers des Innern, als er die Kreis- und Provinzialord- nung den Kammern zur Kenntnißnahme vorlegtc, fcstgchaltcn werden wird. — Man will hier genau davon unterrichtet sein, daß Ludwig Napoleon der Bundesregierung der Schweiz die bestimmtesten Zusicherungen seiner persönlichen wohlwollenden Gesinnung habe ertheilen lassen. Es soll in je nen Zusicherungen namentlich die ausdrückliche Erklärung enthalten sein, daß die französische Regierung jeder Beeinträchtigung der völkerrechtlichen Ver hältnisse der Schweizerrepublik entgegentreten werde. Vorkommcnde Diffe renzen, welche namentlich durch die Flüchtlinge mit einzelnen Cantonen her- bcigeführt werden möchten, sollten stets als cantonale Angelegenheiten ange sehen werden. — Es ist jetzt, schreibt die Voß'sche Zeitung, von einem Anträge aus die Ernennung eines römisch-katholischen Bischofs von Berlin die Rede. Die Motivirung des Antrags stützt sich auf die Zunahme der ka tholischen Gemeinden und Kirchen in der Mark und in Berlin. Neuerdings ist in Kottbus wieder eine neue katholische Gemeinde gestiftet und eine Kirche gebaut worden; andere sind in Wrietzcn,' Neustadt-Eberswalde, Spandau, Brandenburg, Luckenwalde, hier in Berlin die MichaeliSkirchc und die in der Großen Hamburger Straße im Bau begriffene. — Man schreibt der Schlesischen Zeitung aus Berlin: „Ein Schreiben eines österreichischen Industriellen, der zur Eröffnung dcs Zollcongresscs nach Wien gegangen war, berichtet uns, «daß nach seiner und aller seiner Geschäftsfreunde Meinung die dortigen Debatten vollständig unfruchtbar und resultatlos sein würden. Die Abgesandten der verschiedenen deutschen Staa- ! ten würden in Wien eine gegründetere Einsicht in die Finanznoch Oester- reichs gewinnen, als sie je zuvor besessen, was man auch anwcnden mag, ihr Urtheil zu bestechen; die Ueberzeugung, daß keine geordnete Administra tion sich mit dem wirthschaftlichen Ruine, der Jahrzchnde der Ruhe und echt bürgevlicher Regierung zu seiner Heilung bedürfe, alliiren könne, werde sie abhalten, sich in Wien durch Punktationen zu binden, welche die Re construction des Zollvereins unmöglich machten. Eben jetzt sei Hr. v. Kraus, der seine letzte Anleihe selbst als misluugen betrachtete, zurückgctreten, da mit der neue Name seines Nachfolgers die Stimmung des Auslandes für eine Anleihe in Silber gewinne. Man begreife kaum, wie Preußen nur einen Augenblick über die Beschickung des Congresses habe schwanken kön nen. Die Armee erschöpfe Oesterreich; sein reichstes Kronland, die Lom bardei, leiste in unerhörter Weise passiven Widerstand gegen das Gouver nement und sein Papier, die Stimmung dcs ganzen Reiches sei durch alle Classen unglaublich traurig und verbittert.» Wir citircn diese Mittheilun- gcn eines wahrlich unparteiischen Geschäftsmannes, um Diejenigen, die un» ter österreichischer Aegidc Millionäre zu werden hoffen, doch auch an die Kehrseite der Schwarzenbcrg'schcn Offerten zu erinnern. Wir wünschen Schle sien und Sachsen alle Vortheile eines erleichterten Grcnzvcrkehrs mit Oester reich, nur müssen sie durch einen Handelsvertrag der beiden großen Zoll- gruppcn, aber nicht durch ihre rücksichtslose Verschmelzung erworben werden." V München, 11- Jan. Die Kammer der Abgeordneten hat heule die Berathung dcs Entwurfs über den Districtsrath fortgesetzt und die Bestimmungen über die Ausschüsse angenommen. Ein Vorschlag, diesen Aus schüssen die Wahl ihrer Vorstände zu überlassen, fand zwar vielfache Un terstützung, wurde aber mit 71 Stimmen gegen 43 abgelehnt. Der Fi nanzausschuß hat seine Vorarbeiten für das Budget vollendet. Nicht un erhebliche Abstriche geschahen an den verschiedenen Ausgabepostulaten, ins besondere in den Etats des Ministeriums der auswärtigen Angelegenhei ten wie des Kriegs, wie sehr es sich auch der Ministerpräsident angelegen sein ließ, seine Voranschläge aufrecht zu erhalten. In den höchsten Regio nen wird dieses Nichtdurchdringen sehr übel vermerkt werden, und man spricht bereits davon, daß man im Plane habe, das Ministerium v. d. Psordtcn nach Erledigung des Budgets fallen zu lassen. Die nächste Verwaltung würde ein Ministerium der vollständigen Restauration sein, das die Aufgabe hätte, alle Ucbcrbleibsel aus dem Jahre 1848 aus der Gesetz gebung zu tilgen. Man soll sogar den Versuch machen wollen, diese Re- staurationsentwürfc mit den jetzigen Kammern durchzuhandeln, und erst wenn die Abgeordneten ihre Abneigung gegen solche Manipulationen zu erkennen geben, würde man zur Auflösung der Kammern und zur Neuwahl schrei ten. Wenn man sieht, wie wenige Macht die Minister auf die Wirksam keit eines untcrgcordnctcn Beamten haben, so wird mau sehr versucht, an die Bestätigung jener Gerüchte zu glauben.,— Morgen wird die Kammer der Abgeordneten den Entwurf über den Landrath in Angriff nehmen, in der nächsten Woche soll sodann die Berathung dcs Budgets beginnen. Unter dem Einlaufe der Kammer der Abgeordneten befindet sich auch ein Antrag dcs Abg. Arnheim auf Crcirung von Papiergeld. — In der Ange legenheit dcs verhafteten Mayerhofer ist noch immer keine Aenderung eingetrctcn, obwol sich der Minister des Innern dieser Sache selbst lebhaft angenommen. Weder die Staatsanwaltschaft noch der Untersuchungsrichter haben es bisjetzt gerechtfertigt gefunden, gerichtlich gegen das Verfahren der Polizcidirection einzuschrcitcn. Stündlich erwartete man die Freilassung Mayerhofers, sie ist aber noch nicht erfolgt. Kassel, 12. Jan. Gestern ist dem Oberbürgermeister durch kurfürst liche Regierung die vom Ministerium des Innern unterm 3. Jan. verfügte Auflösung des Bürgerausschusses mit der Auflage bekannt gemacht worden, sowol den Stadtrath als Bürgcrausschuß ungesäumt von dieser Maßregel in Kenntniß zu setzen. Von den 48 Mitgliedern dcs aufgelösten Ausschusses sind 17 auf die Dauer von neun Jahren von der Wieder wahl ausgeschlossen, hierunter die Obergerichtsanwalte Schwarzenberg, Hen kel, Harnier und Alsbcrg. Nach der Gemeindeordnung ist die Auflösung dcs Ausschusses nur bei fortgesetzter Pflichtwidrigkcit zulässig. Da in dem Regierungsausschrcibcn weder eine einzelne noch fortgesetzte Pflichtwidrigkcit nachgewicsen wurdc. so ist man wol zu dem Schlüsse berechtigt, daß Hr. Hasscnpflug das treue Festhalten an der Verfassung für eine Pflicht widrigkeit ansieht. Außerdem hat das Ministerium der Negierung zu gleich aufgegeben, über diejenigen' Mitglieder des Stadtraths, welche ge gen die Ausführung des provisorischen Gesetzes voni 7. Juli als verfas sungswidrig protestirt hätten, auf den Grund der tztz. 17 und 18 dcs pro visorischen Gesetzes vom 10. Juli eine Disciplinaruntcrsuchung zu ver hängen. (D. Rz.)