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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191311306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19131130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19131130
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-30
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
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gonntagg’fluegabe für itiMia und Dorort* durd) unf*rt Trdgtt ■VC JUy ppTKIJ K * un g eptdlfturt zmal tdglld> In» Baue gtbroAt: monattidi l.ts m., ol*rttt)abrlid> 3.73 01. 6«i dtt e»fd)6fl*fl»U«, unftrn JUlaltn und Ru«gabt*ltUtn abgrtjolt: monatlich 101., oitrtrtlübrll*) 3 01. Durch dl« Poft: innttbalb Deutfchland« und ötr öeutfcbtn Kolonien monatlich 1 JO Ul., olcrtdifibrllA 4.50 Ul., auof<bll«MI* PoftbtfttUgtld. Pao ItipylgtrSägeblatt trfcbeint uttrKago 2mal,«oan. u. jeiertapo ImaL 3n lelpjtg, den Uadibarorten und den (Prten mit «laenen $lllalen wird dl* Rbendauegabe noch am Rbend de« Crfdieineno In* ftauo geliefert. DtrUncr Rtdattion: 3n dtu gelten 17, $ernfprecb»flnf<bluß» Uloabit Or. 447. ~nE~608. frinMsiJdtuno Amtsblatt bes Kates unb bes Poli^Hamtes der Stabt letwio Redattion und CefcbäftofkUes ^obannlegaff* tlr. d. ♦ $*rnfpr«b>Rnf<biuB Or. 14642, 14643 und 14644. 107. Jahrgang für Onferate auo leipjig unb Umgebung bi* /•njCiyCnprCIJC • ifpaltlgi Petttieile23 Pf., die tteriamejeile 1 Ul., oon auowdrto 30 Pf., Retlamen 1.20 Ul. Jamlllcn» u. flelnc Rnjclgcn 61* petit^elle nur20 Pf.,3nlerate oon Behörden un amtlichen Seil die Pttitjdl* SO Pf. Pefchäftsanieigen mit Plaboorfcbnft Im prtifc erhobt. Rabatt nad) Serif. Beilagegebubr: Befamtauflage 3 Ul. pro Saufend c«H- Pofigebübr. pnjtigen.Annahme: lobanniogaffeg. bei fämtlicbcn jiualen deo teipjigat Sägeblatt** und aUen Rnnoncen.Sxpeditlonen d*o 3n> und ftuoland**. BelchaftotleUe fut Berlin u. 01* Pr.Brancenoueg. OiteftionlDalter Jllegel, Berlin W. 10, Ulargacetbenflral)* 4. Jernfprecb» RnfcpluB: lütjoto *471 1913 Sonntag, den ?0. nonember. Das Wid)tigfte. * Der {Reichstag nahm am Sonnabenb u. a. bas ffiefeft über bas Hilfsridjtertum beim {Reicbsgeridjt in britter Hejuna an unb be« jd)äftigte fid) bann mit ber Vorlage über ben Haufietbanbel. (Siebe 23er.) * 91m ftreitag unb Sonnabenb ereigneten fidj in 3abern neue 3ufnmmenftöße awifdjen ber Beoöllerung unb ber bärtigen ©arniion. 2Bie oer« iitfiert wirb, ift fofort eine ftrenge Unter« | u dj u n g eingeleitet worben. Der (5 e m e i n b e« ratoon3«bern hat telegrappifd) eine 91 e« folution an ben Statthalter, ben 9?eid)sfanjler, ben preußifdjen Äriegsminiftcr unb bas 9teidjstags« präfiDium abgefanbt. (S. pol. Ueberf.) ♦ Sn ber baprifipen Stammet ber Abgeorb« ncten gab Minifterpräfibent ftreiherr »o n § e r t« Itng eine SHeilje wichtiger ©rtlärungen ab. («Siefje bef. Art.) • A uf ber S^idjauwerft in Danjig lief am Sonnabenb ber große Äreujer „© r f a ft Äaiferin Augufta“ glüctlid) oom Stapel. Das Schiff et« hielt ben Flamen „Hüftow“. (S. pol. Ueberf.) * § u e r t a bat fid) bie U n t e r ft ü ft u n g ber ©roßbanlen erbeten, um bie 23erpflidj« tungen ber Staatsetfenbapnen am 1. Dezember erfüllen au tönnen. (S. 2Iusl.) Umschau. * Seipjig, 29. IRobember. Allenthalben, im £ntenbe wie im Auglanbe, ift ber p a r 1 a m e n t a r i f d) e betrieb ivie- bet in vollem (Gange. Berlin ftat ber {Reichstag nad) einet Utul)e&vit von fünf Monaten bie Arbeit auf genommen; in Dreöben ifl bie ^tveite Stammet bereite mit ber erften allgemei nen (Etateberatung fertig; in Mündjen jiub bie Abgeorbneten nad) ber unter allerlei öereijt- peiten burdjgefefcten (Erhöhung ber 3teilli|te mit wirtfdjaftlidjen Vorlagen bejdjäftigt; unb in Startetufje finb bie babifdjen üaubftänbe biefe 'AJodje ju einet S-agung unter redjt fdjivierigen Verl)ältni|fen jufammengetreten. £n Alien je^t fidj bie {Regierung mit ben Delegationen über bie ö|terreid)i)d)e Baltanpolitit beg langen unb breiten auSeinanber; in ftabert bie Stam met mit ben $611611 SBartftou unb Dumont er bittert wegen ber „nötigen (Selber"; in 'Jiom Ijat bie Dijtonrebe mit einer ftoljen IBertjeigung auf eine am jenfeitigen Ufer beö lüiittelmeereä liegeube .ßutunft bie 23oliSvertceier mucijtig be geifert;. nur in (Snglanb beljiljt man fid) nod) eine ffieile mit )Dlini|terreöen wie bie 213qui11)3, bie fieft mit ihrem mertwürbigen litemifd) von l)öd)fter ^uüeriidjt unb bcwcgliajer Silage über bie Unvernunft ber anberen, Vom 'JtüftungSfieber befallenen iUlädjte fo feltfam aite- neljmen. Der 9ieidj$tag bat fofort eine JReifte meljr ober minber Wichtiger Dinge in erfter AJejung er- lebigt. (£r ift über baS von ber yiegierung vorgelegte (gpionagegcfeV jiemlid) einig ge worben; wenigftenS ergab fid) eine Ueberem« ftimmung über baS, wa§ man will, ober bodj gutfjeiSen tann, unb baä, wa$ man auf lei nen ö a H üiill, nämlid) eine Vaftmlegung ber treffe bei ber 23el)anblung militärifajer 2ln- gelegenljeiten. öar nidjt fo übel war ber (Sin- rvanb eines fdjer$l)afteu fHcbneite, baß eä bod) bebentlid) fei, wenn fd)ließlid) bie (Geographie unter bie geljeimjufjalteiiben militärifd)cn Dinge falle. Der neue ftriegäminifter v. galten- 1) a ft n ljat fid) burdj fein Auftreten ein günftigeö Urteil berfdiafft; er ftat, wie man ju ’agen pflegt, eine „gute greife", wag al.erbings bei neuen (Staatsmännern in ber iHegel fo ift. AlBie man glaubt, wirb er bie wid)lig|ten iüJünfdjc ber Militärverwaltung in ber Stommiffion burdjänfefjen wiffen, freilid) aud) nod) mandje IjeiHe §rage ju beantworten haben. (So wirb er wohl aud) gefragt werben, wie fid) mit bem 23ebürfnte nach ftrengften iBerfjütungg- unb Sidjerunggmaßregcln bie (Gepflogenheit jufam- menreimt, üffixiere au3 allen möglichen (Staa ten ju ben Manövern einjulaben, wo ihnen fo Uemlid) alles im vollen 'Betrieb borgeführt wirb, wonach ihre Üöißbegierbe irgenbwie Ver langen tragen tann. (Sie braudjen nur bie 2lugen aufjumad)en. (Sbenfo feltfam ift e$ im (Grunbe, wenn immer feftärfere Veftimmungen gegen bie Spionage erforbcrlirfj werben, roäh- renb jebermann weiß, baß fid) bie fremben yjlili- tär- unb 9Jtarineattad)63 bamit nüfjlid) machen, ihren {Regierungen jebe Steuerung im §eere8- wefen, jebe Veränberung auf ba£ forgfaltigfte uno au8führlid)fte äu berichten. (Sie spionieren nicht — bewahre! eie finb fa beglaubigt. 2lber welchen .(Sinn hdt e* eigentlich, ber Sßreffe bie yjlitteilung unb (Erörterung miliiäri|d)er Dinge ju verbieten, wenn eg bod) fiefter ift, baß jeoer Staat auf bie einfadjite Hßcije von ber 2i5elt alles (Ertunbbare weit eher erfährt, ate bie cinl)eimi» fdjen Leitungen! — *|u ben wid,tig ren Vor.ag.n gehörte ferner bie über bie (Errichtung eineg StolonialgeridjtöhofeS, über befjen ^wedmäßigteit lein (Streiteng war, ivoljl aber über ben <Si£ — Berlin ober $amburg ober Aieipjig? Dem Stolonialfetrctär $errn Dr. <S o l f, ber übrigeite and) allgemein gut angc- fcfjricbcn ift, würbe eg etwag )d)Wül bei biefem (Stäbtcftreit, unb er mahnte jur (Site. (Einige Heinere Vorlagen, ferner (Eingaben unb üii5al)l- prüfungen Würben ohne viel älufregung, ft.llen- weifc unter leidjtem iparteigeplantel erlebigt. Vud) Verfd)iebene „lurje Bufragen" belebten bie Dagegorbnung, wobei bie Antworten )o tnapp ausfielen wie bie fragen. 2lnberS bet Sl.iegg» ininiftcr, ber auf bie &rage wegen ber Vor gänge in Jabern jieiulid) roeit augl)olte, obwohl in turjem bie ganje Sache infolge einer Interpellation nodjmals vcrhanbclt werben muß. tUian füllte meinen, eigentlich tönnc man, um einen hübfdjen fäd)iifd>parlameniarijcr;en Vus* brud ju gebraudjen, „Beruhigung jaffen", nad)- bem aus Jabern biefer iage veefünbet würbe, baß bort bie Vorgelegen bie Verfehlung beg Leutnante v. fyorftuer burd) ihren <S>prud) |itcng- fteite rügten unb überbieö ben Vuöbrud „ÜltadeS", ber lädjerlidjerweife auf befiem VSege war, fo berühmt ju werben, wie einft bie „(Geufen" ju Stönig ipftilippö 11. feiten, m 2ld)t unb Bann getan haben. Die heutigen GJtelbun- gen auS Jabern über Aufammeiirottungen, 'JRili- täraufgebot unb Verhaftungen lauten freilid) ivieber recht bebenllid). 2luS bem fäd)[ifd)en fianbtag ver nahmen wir biefe 2ßod)e, Wie bei jeber Be ratung beS (StaatShauShaltg, Wieber alte 23ünfd)e unb Hoffnungen. Sie bag nid)t an berg fein tann. geht ba (Großes unb Sc.eines nebeneinanber per. (Eigcmlid) füllte man mei nen, bie Siegierung habe einen glänjenben Staub Denn bie ffinanten finb ja nun einmal, wie bei febem gewöljiuidjen bürgeriidjeit Haushalt aud), ber (Gcgenftanb ber Hauptiorge, unb wenn man hört, baß baS leßte {Rechnungsjahr mit einem nod) nie bagewefenen Ueberfdjuß von 59 Tiillionen abfd)loß, baß feit 1902 111 tfRillionen (Sdjuiben getilgt würben unb einer (Staatsfdjulb von 868 Millionen ein unbeweglidjeS Vermögen von l*/ s Milliarbe gegenüberfteljt, jo ift baS im Vergleid) ju manchem anberen BnnbeSftaat ein fajt beneibenSwcrtcr Auftanb. 3Ran begreift baßer nidjt redjt, warum ber Seift JRügerS nod) immer mahnenb burd) bie (Gemädjcr ber üRini« fterien gel)t, ja von feinem 9iad)folger bei hellem Sage l)eraufbefd)Woren wirb, um bie Begeftr- lidjteit ber Voltsvertreter ju fdjrcden. 2lber fie finb ja, abgefeljen von ben plänereichen Wort führern ber (Soaialbemotralie, gar nicht fo un- einfiefjtig, baß fie wie bie fdpvelgenbcn freier im Haufe beS Cbhifeite ben xifdj in üppigfter fyülle gebedt haben wollen. (Sie wiffen, wie fdpvcr eS hielt, vergangene ftinanjjünben wieber gut« jumadfen, unb beuten nidjt baran, baS mühjame Wert '.RügerS leidjtfertig in bie Brüche gehen ju laffen. 2lber Herr v. <S e i) b e lv i ß hat nidjt nur nad) überwachtem 9icacpt bie ftmanjeit in allau büfteren ftarben geniait; er ijat aud) im übertriebenen (Sinne von ben (G c f a 1) re n ber {ReidjSfinanapolitit gefprodjen, unb wir meinen, baS ftünbe gcrabe Sadjfcn nidjt wol)l an. Der ftinanaminifter ift nidjt entlädt von bem Wei) r beitrag, unb er ift eS er jt redjt 'nidjt von ber fRet djöver mögen Sa uwadjS* ft euer. 2llleS begreiflich; aoer bie Berufung auf BiSmard, auf bie Unantaftbarteit ber bi- retten Steuern, beS JRüdgrateS ber (Einaelftaatcn, ja, was hilft baS! Wir wiffen ja nidjt, was BiSmard, wenn er nod) lebte unb baS (Gelb für bie leßfe große HcereSvermchrung hätte be- fdjaffen müfjen, getan haben würbe. Wir Wiffen aber: ein V r i n a i P i e n r e i t e r war er nidjt. Wenn ein Staat mit unb baut ber (Entwidlung beS {ReidjeS empörtem, fo ift es Sadjjen, unb wenn bie fädjfifche {Regierung bie Weljrvorlage angefidjte ber Weltvorgänge für ebenfo notwenbip hielt wie bie anberen BunbeSftaaten, fo tann fie fid) bodj nidjt gut hinterher ijolieren, weil ihr bie Auf bringung ber 'IRittel nidjt a u fagt- Dieje ßwic- fpältigteit tann fid) baS jyürftentum fReuß le.ften, aud) baS Äönigreidj Sadjjen tann einmal eines SteucrprinaipS wegen gegen ben SteidjS- fiStuS ftront machen: aber mit einer bauernben Verfteifung auf eine 'Meinung wirb taum et was gebeiiert weroen, wobei wir ult r^i.igs hof fen, baß nieftt balb eine Jßrobe auf bie jeßt fo ftart betonte (Grunbfäßlidjteit ber fädjfifdjen {Re gierung in {ReidjSfteuerfragen gemacht werben wirb. Wenn es bennodj gejdjieljt, fo werben vorgefaßte (Entfdjeibungen vom Uebel fein, benn baS {Reich forbert nichts, eS täte benn not, unb wenn eö oljne birette Steuern tatfädjlidj nidjt auStommt — was bann?! Man füll in ber Volitit niemals niemals Jagen. {Roch bebent- lidjer wäre ber (Einbrud, wenn bie fädjfifdjc {Re gierung, wie heute verlautet, fid) nadjträglidj an anbere {Regierungen gewanbt haben jollte, um fie au einer Verwahr un g im Sinne bes .perrn v. Sepbewiß aufauforbern. Wir tönnen uns bas nidjt redjt beuten, jumal ba fidj bodj namentlidj bie baprifdje {Regierung, Wie betannt, unmittelbar nach ber Durdjfeßnng ber Steuerlagcn gan? auf ben Boben ber Be« fdjlüjfe bcS {ReidjStageS {teilte, fa feine „große nationale Dat" rühmte. Wie wäre es möglidj, feßt hinterher eine Bewegung einauleiten, bie im {Reiche faft wie bie Bufrollung eines Ber- aifungSa'vifteS wirten müßte, im wiiSlanbe aber idjerlidj nodj fdjlimmcr, nämlidj alö ein Ver- agen ber (Gefolgfdjaft ber BunbeSftaaten auf jem Wege ber {ReidjSpolitit gebeutet werben würbe. Darüber würbe bann wohl and) im {RcidjStage wie im Sanbtage nodj ein Wort a« fagen fein. Wie eS um bie auswärtige Bolitif fteljt, wcldje folgen bie leßtc HeereSvorlage acitigtO/ wie fidi bie Mädjtc bamit abfaitbcn, wie weit unfere Verljanblnngcn mit (Englanb gebieljen finb, wie fidj bie neue Drbnung am Balten anläßt — all baS unb einiges anbere gebentt ber {R e i dj S- t a n a l e r bem 'JleidjStage nädjfte Wodje im Sidjte feiner 2(uffaffitng in gebrängter Sliirje unb woljlgeorbnet au a^flen. „Wollt ihr in meinen Äaften fehn? Des Sehens Spiel, bie Welt im deinen, ©leidj füll fie eurem Slug’ eridjeinen, 9lur müßt iftr nidjt ju naße fteftn.“ Herr V. Hertling fann baS anfdjeincnb nicht ab warten. (Er hat bem banaler heute ein Widj- tigeS Wort Vorweggenommen; er ljat im batj- rifdjen ßanbtage mit erhobener Stimme ver- tünbigt: eS gibt feine neue Militärvorlage unb hinjugefügt: eS wirb feine geben, weil baS beutfehe Volt am (Enbe fei ner Kräfte ift! Wir trauen un fern Singen nidjt. Wer hat Herrn v. $>ertling au foldjer Dorljeit ermädjtigt? Wie fann er eS wagen, Deutfdjlanb fo Vor bem SluSlanbe bloß- auftellcn? Sclbft wenn er redjt hätte — unb wer leugnet bie fdjwere Saft? — fo ift eS bodj gana unerhört, in biefer Weife mit großen Wor ten umaufprütgen. (Eben jefct werben auS bem Werfe „Deutfcplanb unter ftaifer Wilhelm II." bi. 'Ausführungen beS vormaligen {ReirfjSfana- lerS ft ü r ft e n Bülow über ben (Gang ber beutfdjen Bolitif im leßten ^aljraeljnt befannt- gegebeit. (Es Wirb uns ba beftätigt, Wie feljr wir bei ber Schaffung unferer Macht mittel, namentlidj bet ftlotte, von Schritt au Schritt Vorwärts gebrängt würben, wie wir eine (Gefahrenaone nad) ber anbern überwinben mußten, bis bie Sliterfennunp als Weltmacht im großen unb ganaen erreidjt würbe. (ES war bodj — nehmt alles nur in allem — ^iig in ber Sache. Unb heute? Sinb unfere (Gegner nidjt gcfdjäftiger als je? (ES ift ja fehr wahrfdjeinlid), baß Herr v. Betljmaun Viel I)dle ftarben auf ber Bulette hat; aber mag er feinem Weltbilb fo Viel tröfllidje dich ter anffeßen, als er verantworten tann: {eben falls hat er nad) allem (Grunb, einmal Ijerahaft au fagen, baß bie Leitung ber IReidjöpolitit heute meßt a(S je vollftänbige innere (Gefdjlof- f c n 1) e i t voraitefeßt unb fcincrlci Awifdjcn- treiberei, einerlei, von wem fie auSgeht, ver trägt. $ft er nidjt imftanbe baau, biefe (Ge- fdjloffeiiheit a u wahren, fo tjeljen uns alle fdjönen Wenbungen nidjtS. Wir braudjen eine feftc $anb, unb eS geljt nidjt an, (Gepflogenheiten auffommen aulaffen, bie in einiin Staatcnbunbc erträglich fein mögen, nimmermehr aber in nu ferem Dcutfdjen üteidje, baS ein einljcitlidjcr BnnbeSftaat ift unb bleiben muß. die neuen Unruhen in Jabern* Wie wir bereits in ber geflügelt Slbenbausgabe unfeies Blattes melbeten, ift es in 3abern am ftreitag abenb unb Sonnabenb pormittag abermals tu fdjweren 3 u i am| nen)tößen jwifdjen ber Veoölte« runa unb bem Militär getommen. Ungefähr 30 Blauen warben am ftreitag abenb perhaftet, unb unter Siefen befanoeii fidj, wie wir ebenfalls bereits melbeten, auctj ber Staatsanwalt unb jwei llanbgeridjtsräte Auf bem ofßjiöfen Draht wub nunmehr gleich« falls eine edjilberung ber peinlichen Vorfälle über« mittelt, bie wir in (Ergänzung unferer gelingen 'Mitteilungen hier folgen laßen: Berlin, 29. 91od. Ue» er bie geftripen Vorgänge in 3ßbern wirb non juftänbiger Seite mitgeteilt: Als geftern nadj B e e n b i g u n g ber Du rn« ftunbe, bie in ber Stäbtifrfjen lurnljalle ftatt« fano. bie D f f i j i e r e f i dj n a dj Haufe be« gaben, würbe non 3ioiliftcn hinter ihnen hergejdjrien. Die Df fixiere ließen bie Heute burdj eine B a t r o u 111 e i e it n e h m e n. Bei biefer fteftnaljme fammelte fidj eine große Tlenge an, bie ben Dfßaieren folgte, unb ba lein Sidjer« heitsbeamter anroefenb war, trat bie 2Badje ins ©eweht unb rüefte auf ben Sdjloßplaft not bie Äaierne. Unter Irommelwirbel würbe befanntgegeben, baß bie Straße fofort ju räumen fei, anbernfalls würbe non ber Sdjußwaffe ©ebraudj gemacht werben. Die 'Menge lief auseinanber, nur niet bis fünf Sdjreier blieben an einem Haben fteljen unb würben feftgenommen. Da (ich injwijdjen wieber weitere Heute ju fammeln neriudjten, würbe bie Haupt« ftraße oor bem Sdjloßplafte burdj bie Wache Doll ft änbigpomVoltge räumt. Mehrere Heute weigerten ßd) babei, weiterjugehen unb würben feftgenommen. Aacftbem bie Hauptftraße unb ber edjloßplaft geräumt waren, rürfte bie Wadje wieber ein. (Es würben nodj mehrfach Batrouillen ausgejanbt, um bie Hauptftraßen freijuhalten unb ben Dffijieren, bie nad) Haufe gehen wallten, bie {Möglirfjfeit au bieten, Heute, bie etwa wieber hinter ihnen Ijerjdjreien füllten, feftjunehmen. 3nt ganjen würben 26 Heute feftgenommen. Segen 9 Uftr abenbs trat SRutje ein. Unter ben fteft« genommenen foll fidj ein Staatsanwalt be« finben, ber fidj geweigert hat, weiterjugehen; ob er injwi.djen freigelaffen würbe, ift unbetannt. Von ber V e r h aff t u n g anberer ©eridjts» perfonen ift nidjts betannt. Der B ü r g e r m e i ft e r lag tränt im Bett, ber Äreisbirettor war in Straßburg. SBegen ber angeblichen Verfehlung bes Heutnants n. ftorftner im 'Manöoer ift eine Unterfudjung im Sange; ihr (Ergebnis fteljt noch nidjt feft. Ueber bie Vorgänge am Sonnabenboormittag liegt ein ausführlidjer Beridjt nodj nidjt oor. Das offi« jiöie Bureau weiß in einem Vierjeilet lebiglidj folgenbes mitjuteilen: 3abern, 29. 'Jiooember. Heute pormittag fanben hier einzelne Ausfdjreitungen ftatt. Der flanbgeridjtspräiibent unb ber © r ft e Staatsanwalt haben fidj heute pormittag nad) Straßburg begeben wie man hört, um bem Statthalter Vortrag ju palten. 2Bie bas 'Ißolfffcbe Büro ferner oon „berufener Stelle“ erfährt, ift wegen ber neueften Vorfälle in 3abcrn jogleidj eine ftrenge Unter« fudjung eingeleitet worben. ®ine Dlejolutioit heö Weuteiitbcratö. 3abem, 29. 'Jiooembcr. Ter Sennin Dem Oon jabcin bat am SonnabenD nadimittag eine 9t e i d l ii t i o n angenommen, Die teiegrauhifd) an Den JHeicpDtaniler, Den Ztattpalter, Den preuftifepen ftriegsminifter itnD Das 9t e i d) D t a g 9 p r ä f i D i ii m gefanDt toniDc. Tai in toirD energtfeh Dancgen proteitiert, Daß am ftreitag abriiD ungeiäur 30 r n D i g e V n i g e r oon einer Miiitamtroiiille gcmaltfam 1 efts genommen unD angeführt ronr Den. Alle mit Anda nähme eines VaiiDridjtcro mußten trott Des Siu» iprudjs Der gioitectjiirDe Die 'Aach t im Mel le v Der H a f e r n e verbringen unD würben erft am Sonnabenb gegen Mittag Dem tfioilridjter oorgcüijit, Der fofort iure ft r eil aff ung ans orDucte. Ter (GemeinJerat bittet DringenD, fofort Die nötigen Maßregeln ju ergreifen, um Der 3aberner Bürgcrfdjaft Den Schuß angcDcihen ju laffen, auf Den fie rechtlich Aniprud) bat ®s braucht taum befonbers betont au werben, baß man nur wünfdjen tann, baß bie Bepörben audj wirtlidj fofort alles tun werben, um ben berechtigten Bitten ber Beoölterung au willfahren. (Eben|o über« flüjjig ift es wopl, ptnjujufügen, baß ber ,,'Matin“ bie ganje für ibn fo überaus willtommene Selegen» peit m maßlofefter 2Beife ausjcpladjtet. Die (Stimmung ttt 23erlitt. (Von unferer Berliner Bebattion.) (•_ Berlin, 29. Slooember. Die neueften Aadjridjten aus 3abern werfen in piefigen politifcfjen Streifen, wie jeftgeftellt werben muj). allmäpiicp bodj lepr unbepaglidje ©mpfinbungen. Aud) borc, wo man anfangs geneigt jepien, unbeiepen bie Bartei bes Heim oon ftorftner ju nehmen, Pe« ginnt man naepgerabe ftuftig ?,u werben. So itpreibt feibjt bie „lagt inunbfdjau“: „Sin ©in« brud fiept )cpon jeftt feft, baß in ber Beurteilung uno Behandlung aller biefer Dinge tatfächiid) ein bebauerlidjer Segenfaft jwtnhen 3ioil» unb SRilitärbehörben beftept. Das erweift ber ©iniprud) bes Streisbireitors gegen bas Vorgehen bes Dberiten, bas erweift eine ©rtlärung bes Jaberner Bürgermeifters, in ber er bem Ver« tretet bes „Deutjcpen Xelegrappen" jagt: „ftür bie Volijei pat nicht ber gering ft etörunb ju einem ©infeh reiten oorgelegen. Aud) ift es nadwerabe jweifellos, baß biefer ©egenfaft jwiidjen 3teil« unb 'Militärbepörber. troft aüer Be« rupigungen an amtlichen Stellen fidj bis ju ben l)ö t.ften reichslänbifchen Stehen jufpiftt unb tatfäch« lief) in einem ©egen aß jwifd)cn Statthalter unb tommanbierenbem ©eneral gipfelt. Der perjonliche ©egen|oß jwifchen ©raten 2Uebel unb bem ©eneral oon Deimling ift aud) leit ber ©r» nennung Deimlings latent oorhanben. ©tue fuvje Anfrage im {Rcirfjötage. Berlin, 29. Jlooember. Dem {Reichstage gin& folgenoe Anfrage ber eliaß»lothringifd)en Abgeorbneten Haegi). Ihumann«föebweilet unb'lß t n b • e rf ju: Sft bem Heim Beicfjsfanjler betannt, baß in 3abem am 28. fiorember Difijiere bes 99. 3n« fanterieregimencs ohne oon ber Bolijeibehörbe requiriert worben ju fein, einen 3ug Solbaten mit aufgepflanjtem Bajonett unb ge« labentm ©ewel)t gegen bas Bublitum auf ben Straßen oorgehen ließ'? SBelcfte fdjleunigen Maßnahmen gebentt ber Here {Reichs« tanjler ju ergreifen, um Üebergtiffcn bes Militärs oorjubeugen, bie bie ©efahr blutiger ©reigniffe beraufbefchwören ?
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