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Lrhöhnngcn. der Löhne und Matcrialicnprcisc bchallcn wir uns das Nechl der Nachsorderung vor. ^Unterhaltung und Missen", „Das Unterhaltungüblatt", „Nag Lebe« im Bild" Gtanorge ^vochenvettagen. ^Nie Frau und ihre Wett", Illustrierte Sonntagsbeilage: LkVkN NN onv Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewall, Streik, Aussperrung, Bclrtebsstörung bcrcchltgl ,nchl zur Bczugsprciskürzung oder zum Anspruch aus Lieferung der Zcilnng. Bad Schandau, Mittwoch, den SV. März 4S32 76. Jahrgang Nr. 74 Vorbereitung kür die Aeuarations-Konserenr? Ueber den iimerpolitisck>cn Unruhen der kehlen Wochen scheint man in Deutschland mehr oder minder vergessen zu haben, dass auf der Neparatwnskonferenz im Ium weit- tragende Entscheidungen über das Schicksal Deutschlands be- oorstehen. Das zwischen den beteiligten Regierungen abge schlossene Abkommen gibt dieser Konferenz die Aufgabe sich über eine säuernde Regelung der in dem Bericht der Bal ler Sachverständigen aufgeworfenen Fragen und über die Methode zu verständigen, um die anderen wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten zu lösen, welche die gegen wärtige Weltkrise verursacht haben und sie verlängern ton- .-ren. Grundlegend für die bevorstehenden Verhandlungen -wird das Gutachten des Basler Sachoerständigen-Ausschusses über die Lage Deutschlands sein, und es ist schon aus diesem Grunde dringend nötig, sich in Deutschland ausgiebig mit demselben zu beschäftigen, um nicht ungerüstet auf der Kon ferenz zu erscheinen. Das Basler Gutachten hat sich aus politisä-en Gründen, die nur zu nahe liegen, im wesentlickM darauf beschränkt, eine deskriptive Darstellung der deutschen Lage zu geben, während cs bei den Schlußfolgerungen der cigenlliäzen Aus gaben des Sonderausschusses völlig versagt. Das trifft zu nächst z» in der Beurteilung der deutschen Außenhandels bilanz. Das Gutachten konnte zwar an der Tatsackre des gegenwärtigen deutschen Hungererportes mit seiner krisen- mäßig bedingten Aktivität nicht völlig vorbeigel)«». Es be schränkt sich aber auf die im wesentlichen akademische Fest stellung, daß der erzielte Holze Ausfuhrüberschuß teilweise das Ergebnis gewisser abnormer Faktoren sei, und daß es daher unmöglich erscheint, das Vorhandensein stärkerer all- gemeiner Faktoren — Zölle. Devisen-Kontrollmaßnahmen, Kontingente usw. — zu verkennen, die der Fortdauer dieser aktiven Entwicklung entgcgenstehen. Die Basler Sachverstän digen haben sich weder dazu entschließen können, in dieser Tatsache eine systematische Annahmeverweigerung der Gläubigerländer für die deutschen Zahlungen zu sehen, noch waren sie sich bewußt, daß dieser Noterport in kürzester Frist die deutsche Leistungsfähigkeit erschöpfen müsse. Das in zwischen veröffentlichte Ianuarergebnis des deutschen Außen handels zeigt, welchen unmittelbaren Gefahren wir durch den katastrophalen Zusammenbruch unseres Außenhandels ent- geaengehen. Das schon gedrückte monatliche Durchschnitts volumen des deutschen Außenhandels im Jahre 1931 in Höhe von 1360 Millionen Reichsmark ist im Januar 1932 auf 982 Millionen zurückgegangen, d. h. um fast 30 Prozent. Die Schrumpfung gegenüber Dezember 1931 beträgt über 20 Prozent. Die Aktivität der Handelsbilanz ist von 247 Millio nen im Dezember auf 102 Millionen im Januar, also um weit mehr als die Hälfte zurückgegangen. Was nutzen uns diesen nackten Tatsachen des deutschen Wirtschaftsoerfalls gegenüber die professoralen Weisheiten der Baseler Sachverständigen, wonach es in der Wirtschafts geschichte kein Beispiel einer Krise gebe, auf die nicht eine Zeit der Stabilität und des Aufschwunges gefolgt märe. Mit dieser platonischen Vertröstung auf das schicksalhafte Wal- ten einer höheren Macht ist uns nicht gedient. Es war viel mehr Aufgabe der Baseler Sachverständigen, konkrete Vor schläge für den Wiederaufschwung zu machen. Sie mußten aber in dieser Frage um so mehr versagen, als sie noch nicht einmal in der Erkenntnis der Ursache der deutschen wirt schaftlichen und politischen Not zu haltbaren Ergebnissen ge langt sind. Wenn der Bericht in dem starken Rückgang der Kaufkraft der breiten Verbrauchermassen die Ursache für die mangelnde Rentabilität der deutschen Unternehmungen sieht, so verwechselt er mit dieser Auffrischung der unseligen Kauf krafttheorie Ursache mit Wirkung. Will man schon überhaupt mit dem fragwürdigen Argument der Kaufkraft an die wis senschaftliche Durchdringung der deutschen Lage Herangehen, so hätten die Baseler Sachverständigen erkennen müssen, daß die nicht zuletzt durch die Reparationen übersteigerten deut schen Selbstkosten zunächst die Untcrnehmerkaufkraft der deutschen Wirtschaft vernichtet haben, bevor die Kaufkraft der breiten Massen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aber es kam offenbar den Baseler Sachverständigen letzten Endes ;ar nicht darauf an, eine restlose sachliche Klärung der deut- chen Lage und entsprechende Schlußfolgerungen zu geben, andern eine politisch bedingte Kompromißformel zu finden, um den verantwortungsschweren Ball den politischen In stanzen wieder zuwerfen zu können. Nur aus derartigen Erwägungen heraus ist wohl auch der Hinweis auf die in einer späteren Zukunft möglichen „normalen" Ueberschüsse der deutschen Reichsbahn geboren. Die jüngsten internatio nalen Erörterungen zeigen bereits, welche Absichten hiermw ^erfolgt wurden. Es wird diesen Bestrebungen einer neuen Pfandnahme gegenüber mit eine der dringendsten Aufgabe» der deutschen Reparationspolitik sein, unsere Gläubiger zu überzeugen, daß auch der Weg einer neuen Reichsbahnbela stung, der sich grundsätzlich in seiner wirtschaftliche» Auswir kung von einer ossenen Haushalisvewstung m reiner Weyr unterscheiden würde, von uns abgclehnt werden muß. Das jüngste Abkommen in der Reparotionsfrage ent hält aber neben seiner Bezugnahme auf das Baseler Gut- achten zugleich die Empfehlung von Methoden, „um die anderen wirtschaftlichen und finanziellen Schwieri,keiten zu lösen, welche dl« gegenwärtige Weltkrise verursacht haben und sie verlängern könnten". Bei oberflüchlict-er Prüfung dieser Formel könnten wir vom deutschen Standpunkt aus versucht sein, uns über ihre weiträumige Zielsetzung zu freuen. Wenn wir daran erinnern, welche Schwierigkeiten es seinerzeit machte, in dem deutschen Memorandum, das die Einberufung des Sachverständigenausschusscs beantragte, die Enae des Vounavlanes zu überwinden und eine umfas ¬ sende Prüfung und Regelung der Gesamtlaae anzuregen, muß es sogar überraschen, daß jetzt auch Frankreich sich nicht "ur Indirekt auf den Poungplan beruft, sondern zugleich auch die anderen Schwierigkeiten in den Aufgabenkreis der Juni-Konferenz «inbezieht. Die französiscl)e Presse läßt je doch keinen Zweifel darüber, daß ktie Tendenz oahin geht, der Tributfrage den Charakter des Kernproblems der deut schen und der Weltkrise zu nehmen und sie mit möglichst untergeordneter Bedeutung in «in Sammelsurium anderer Fragen einzureihen. So baut Frankreich heute schon an der -Weiche, mit der die deutschen Forderungen in der Repara- rkonsfrage auf das tote Gleis gefahren werden sollen. Wir sollten uns rechtzeitig auf die Schwierigkeiten vorbereiten, die uns in Lausanne erwarten. Die Mermächte-Konferenz Paris fetzt bevorzugte Behandlung durch London, 30. März. Die englische Diplomatie ist zur Zeit bemüht, die Lon doner Donaukonfcrenz mögliäüt bald zustande zu bringen. Der unmittelbare Zweck der Konferenz besteht darin, daß die Vertreter der vier Großmächte durch eine Aussprache Klarheit über die Richtlinien gewinnen, die für die weitere Behandlung der Donaufrage maßgebend sein sollen. Es be steht also die Möglichkeit weiterer Konferenzen. Da Tar dieu den Wunsch hat, sich vorher mit MacDonald über die beide Länder interessierenden Frage auszusprechen, wird inan «nglischerseits keine Hindernisse in den Wey legen. Die Vertreter Englands werden sich jedoch die Möglichkeit zu einer Erörterung der verschiedenen vorliegenden Donau- pläne nicht nehmen lassen. Aussprache über die Tribute? Die Möglichkeit, daß die Reparationsfrage im Rahmen der Zusammenkunft zur Svrache kommen kann, wird in London zugegeben. England, so sagt der „Observer", habe seine Reparationspolitik mehr als einmal deutlich dargelegt, so daß London jetzt der Darlegung der französischen Auf fassung durch Tardieu entgegensetze. Die in Deutschland um laufenden Gerttchie über eine englisch-französische Verstän digung in der Reparationsfrage sind, wie der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" behauptet, unbegrun- det. Die „Sunday Times" meint, daß die Reparalionsver- handlungen ein vierjähriges Moratorium und danach deutsche Zahlungen von etwa 400 Millionen Mark jähr lich bringen würden. (?? d. Red.) Termin noch unbestimmt. Paris. 30. März. Die Agentur Havas veröffentlicht eine Mitteilung des französischen Außenministeriums, in der cs heißt, Minister präsident Tardieu und Finanzminister Flandin werde» am Sonntagiiachmittag nach London reisen. Sie folgen der Ein- ladung, die die englische Regierung Anfang März ergehen ließ und die bereits damals für Anfang April angenommen worden ist. Ministerpräsident Tardieu und Finanzminister Flandin werden am Montag mit den englischen Ministern verhandeln und am Dienstagvormittag wieder in Paris sein. Was die Konferenz der vier Großmächte angehe, so sei diese grundsätzlich einstimmig angenommen worden, aber bis jetzt habe der Zeitpunkt noch nicht festgesetzt werden können, da man über die zeitlichen Möglichkeiten der Regierungs chefs und Minister, die an dieser Konferenz teilnehmcn wol len, nicht genau Bescheid wisse. Nach dem bisherigen Stand des Meimmgsaustausches zwischen Berlin, London und Paris hören wir,' daß init der Vorverlegung des Termins, der ursprünglich auf Ende näch ster Woche angcsctzt war, für Mitte nächster Woche zu rechnen ist. Da der Reichskanzler für die kommende Woche seine Dispositionen bereits getroffen hat, dürfte für Deutschland Staatssekretär von Bülow nach London fahren. Uebrigens wird auch Tardieu nicht persönlich an diese» Vorbesprechun gen teilnehmen, die naturgemäß ein abschließendes Ergebnis nicht haben können. Dar Warschauer Ergebnis Ium Abschluß der deulsch-polnischen Verhandlungen. Berlin, 30. März. Der Abschluß der in Warschau geführte» deutsch-pol- »ische» Wirtschaftsoerhandlungen wird in zuständigen Ber liner Kreisen als eine erfreuliche Entspannung der Beziehun gen zwischen Deutschland und Polen betrachtet. Die Verhandlungen haben dam geführt, daß Bole« gegen Konzessionen im Obertarlf Vie deutsche Llnsuyr auf dec Grundlage von 1931 wlederzugelassen hat. Im Durch schnitt sind achtzig Prozent, zum Teil sogar einhundert Pro zent unserer Einfuhr nach Polen wiederhergestellt. DefterreWscher Minlsterbeluch Wien, 30. März. In den nächsten Tagen wird der österreichische Land- Wirtschaftsminister Dr. Dollfuß in Gesellschaft des Vizekanz lers Ingenieur Winkler nach Berlin reisen, um dort mit maßgebenden Persönlichkeiten der Wirtschaft Handelspoli- -tische Fragen zu erörtern. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, daß am 1. April die österreichischen Handelsverträge mit der Tschechoslowakei, Ungarn, Jugo slawien und Polen ablaufen. Eroener mb der SA.-Besthl Line Erklärung des Reichswehrministers. Berlin, 30. März. In einigen Zeitungen wurde berichtet, Reichswehrmini ster Groener habe den nationalsozialistische» Befehl über die Zusammenziehung der SA.-Mcmnschafteii am Wahltage vorher gekannt. Vom Relchsinnenmlnislerium wird demgegenüber er klärt, daß diese Behauptung nicht zutreffe. Der Minister hab? lediglich Kenntnis von der Tatsache gehabt, daß die SA.-Lcute in besonderen Unterkünften züsammcngczogen werden sollten. Der Befehl selbst oder der Entwurf eines Befehles habe dem Minister nicht vorgelegen. Im übrigen habe der Minister von vornherein die schwersten Bedenken gegen derartige Pläne gehabt. Den Wortlaut des Befehls habe er erst bei dem Besuch der nationalsozialistischen Füh rer Göhring und Frank II am Freitag, den 18. März, ein gesehen. Bei diesem Besuch habe Minister Groener erkläri. daß er sofort gegen derartige Pläne Einspruch erhoben haben würde. Eine Erklärung der MDAV München, 30. März. Zu der Erklärung des Neichsiimemmnisters Groener teilt die Pressestelle der Neichsleitung der NSDAP mit: Die Abgeordnete» Goering und Dr. Frank (11) haben an Verlauf ibrer Unterreduna mit dem Reichsinnenminister Grocuer dem General aus den Akte» des Nechlsauwalls Dr. Frank die Originalfassung des Befehls des Stabschefs der SA vom 2. Mürz 1932, Vorbereitung für de» Reichs- präsidcntemvahlkampf betreffend, unterbreitet. Ls ist unrich tig, daß General Groener im Verlauf dieser Unterredung irgendwie erklärt hätte, daß, wenn er den Wortlaut des Be fehls vorher gekannt hätte, er sofort Einspruch erhoben hätte. Ls wird demgegenüber ausdrücklich sestgestellt, daß bei die sem Empfang Reichsinnenminister Groener seinen« Staunen über die Polizeiaktion Severings Ausdruck verliehen hat. Ausdrücklich hat Reichsiuncnminister Groener erklärt, daß er persönlich an dec Legalität Hitlers in keiner Weise zweifle. Zu dieser Meldung teilt das Neichsmmisterium des In nern folgendes mit: Vorstehende Erklärung bestätigt nur die Mitteilung des Ministers Groener, daß ihm vor den« Wahltag von den« Wortlaut des Befehls über die Zusammenziehung der Sturm abteilungen überhaupt keine Kenntnis gegeben worden ist. Als der Reichsinnenminister nach der Wahl, nämlich am 18. März nachmittags, die Herre» Goering und Rechtsan walt Frank empfing, und von ihnen zum erstemnal den Wortlaut des betreffende» Befehls erfuhr, hat er, wie ge genüber der obigen Erklärung nochmals ausdrücklich betont