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Han-els-AeLkmg AnUsblatt Les N^rtLS urrd Les crrrrtes O^rr StcröL LeLpzig Nr. 87« Schrisllolung und <Se>chäsHsI«ll« Zohannil«-!!« Nr. 8 Donnerstag, den 11. November Frrnlprrch-Änlchiuh Nr. >4E. l4«i!» und l4v»4 1S15 Nie Thrmede zm ErDMg des LMW Die serbische Hauptfront erreicht Der deutsche Tagesbericht Das Wolffsche Büro meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 11. November. Westlicher Kriegsschauplatz An verschiedenen Stellen der Front Artilleriekämpfe sowie lebhafte Minen- und Handgranakentätigkeit. Ein englisches Flugzeug muhte nordwestlich von Ba- paume landen; die Insassen sind gefangengenommen. Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg: Bei Kemmern (westlich von Aiga) wurden gestern drei Angriffe, die durch Feuer russischer Schiffe unter stützt wurden, abgeschlagen. In der Nacht sind unsere Truppen planmähig und ungestört vom Feinde aus dem Waldgelände westlich und südwestlich von Schlok zurück gezogen worden, da es durch den Regen der letzten Tage in Sumpf verwandelt ist. Bei Berfemünde (südöstlich von Riga) kam ein feind licher Angriff in unserem Feuer nicht zur Durchführung. Bei einem kurzen Gegenstoh nahmen wir über hundert Rossen gefangen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Die Lage ist unverändert. Heeresgruppe des Generals v. Linslngen: Unterstützt von deutscher Artillerie warfen österreichisch ungarische Truppen die Ruffen aus Kosciu chnowka (nörd lich der Eisenbahn Kowel—Sarny) und ihren südlich an schließenden Stellungen. Sieben Offiziere, über 200 Mann, acht Maschinengewehre wurden eingebrachk. Südlich der Bahn scheiterten russische Angriffe. Balkankriegsschauplatz Die Verfolgung der Serben im Gebirge südlich der west lichen Morava hat gute Fortschritte gemacht, lieber 4000 Serben wurden gefangengenommen. Die Armee des Generats Bojadjieff hat die Morava an mehreren Stellen überschritten. Das serbische Hauptquartier nach Raschka verlegt rvtb. Athen, 8. November. Das serbische Hauptquartier ist nach Raschka. nordwestlich Novibazar, verlegt worden. (r.) Zürich, 11. November. (E i q. D r a h t b e r i ck k.) Der schweizerische Prehleleqraph meldet: Die serbische Regie rung und die fremden Diplomaten, die sich »"'-'»t in Ifchatschack und Mitrowitza befanden, find auf derFluchl nachMontenegro. Eine griechische Drohung an Serbien Drahtbericht "tb. Paris, 10. November. «Echo de Paris" meldet aus Athen: Finanzminisler Dra- qumis erklärte gestern, falls die Serben und ihre Verbün deten auf griechischen Boden zurückgedrängt würden, werde Griechenland Kraft der Gesetze der Neutralität gezwungen sein, sie zu entwaffnen. Zusammenziehung griechischer Truppen in Saloniki (r.) Wien, 11. November. «A Vilag" meldet aus Saloniki: In Saloniki werden immermeyrgriechtschcTruppenauädvN verschiedenen Gouvernements zusammengezog^n. Es sind bis zum Sonnabend im Salonikier Militärbezirk 30 000 Mann konzentrier' -""-d-n. Die ententeseindliche Stimmung gewinnt immer mehr an Raum und die Bevölkerung bringt dies in vielen Fällen zum Ausd .: ck, besonders den Franzosen und Engländern gegenüber. Der tür kische und der bulgarische Gesandte in Athen haben heute eine neue, doch in entschiedenem Tone gehaltene Verwah rung beim griechischen Auswärtigen Amt darüber -h'^ereichl, datz in Griechisch-Mazedonien sich große englische und französische Truppenmassen aushallen können. Die Gesandten erklärten, dah ihre Regierungen in der dauernden Anwesenheit dieser fremden Truppen ?ine Verletzung der griechische n Neu tralität ersehen, und datz durch Dulden dieses Zustandes die griechische Regierung nicht dem Einvernehmen mit ihrem Neu- tralitäksslandpunkt gerecht werden könne. Ministerpräsident Skuludis erklärte den Gesandten, dah er den Protest zur Kenntnis nehme, und lm Namen der griechischen Regierung mitleilte, dah das neue Kabinett alles getan habe, was in seiner Macht stehe, und in Zukunst alles tun werde, damit die griechische Neutralität in ihrer Ganze erhalten bleibe. Die serbische Hauptsront von den Verbündeten erreicht Telegraphischer Bericht wtd. Berlin, 11. November. Kirchlehner berichtet aus dem KriegSpressecmartier an den .Lok.- Anz.": Es wird nunmehr bekannkgegeben, dah die Verbündeten die serbische Hauptsront erreicht haben. Es ist nicht klar gestellt, ob nicht doch beträchtliche TUle des serbischen Heeres gegen Süden abzuströmen versuchen, während die vom Gegner er reichten Heeresteile zum Kampfe gezwungen sind. Der rechte Flügel der Armee Köveh steht einen ganzen Tagemarsch vor der Grenze des Sandschaks. Österreichische Truppen des Zentrums der Armee Köveß Kämpfen südlich Kaona mit abgehenden Truppen. Die Kolonnen der Armee Gallwitz ziehen sich gegen Südwest. Die Schlacht am Varbuna-Patz Telegraphische Berichte tu. Budapest, 11. November. «A Dilag' meldet aus Sofia: Ueber die mehrtägige Schlacht am Barbuna-Pah wird berichtet: Der Kampf war sehr erbittert. Der Verlust der Serben und französischen Truppen an Toten und Verwundeten beträgt mehrere tausend. Infolge des heftigen Ansturmes der mazedonischen Truppen muhten die Serben und Franzosen den Rückzug antreken, der in Flucht ausartete. Der Feind lieh auf dem Schlachtfelds vier ganze Batterien und eine große Menge Munition und anderes Kriegs material zurück. Das Wespennest Saloniki Eigener Drahtberichk (r.) Zürich, 10. November. Der frühere Antimililarist Hervä schreibt in seiner .Guerre so- ciale": .Wir müssen wissen, was die griechische Negierung im Sinne hat. Entweder mit uns oder gegen uns! Wenn der König Kon stantin nur ein Handlanger der deutschen Negierung ist, so mögen die Verbündeten ihn beim Kragen nehmen und ihn als Feind be handeln. Es wäre wirklich zu bequem, das Doppelspiel weiter zu spielen, das diese Persönlichkeit seit mehreren Monaten spielt ... Ich bedauere die französischen und englischen Regimenter, die sich im Vertrauen auf die , Ehrlichkeit der griechischen Negierung nach Serbien hineingewagk haben, um den Serben zu helfen. Ich bedauere sie, wenn sie gezwungen werden, sich auf griechisches Gebiet zurückzuziehen nach Saloniki, wo sie nicht zu Hause sind, wo sie nicht das Recht haben, im voraus Befesti- gungen anzulegen, und wo sie sich unter dem Feuer der Türken, Bul garen und Deutschen wieder einschifsen müssen, vorausgesetzt, dah nicht auch der griechische Generalstab noch sich in die Partei einmischt und auf sie schießen läßt. Wennwir nicht in derLage sind, König Konstantin zu entthronen, so ist Saloniki ein Wespenne st für uns,eine Mausefalle,eine Sch iinge." Das sind die Verteidiger der kleinen Staaten, die Netter der Zivilisation und der Frelyelt! , Kitcheners Mission Eigener Drahtber'cht (r.) Köln, 10. November. Die .Köln. Zkg.' meldet aus Zürich: In schweizerischen Kreisen, die geschäftlich mit England in Verbindung stehen und deshalb auch über die in der Londoner City herrschenden Stimmungen gut unterrichtet sind, wird die Reise Kilch-ners dahin gedeutet, dah der englische Kriegsministcr zum O t e r b e f e h l S h a b e r der englischen Streit- Kräfte in Aegypten auSerschen sei, und daraus der Sckluß gezogen, dah man in England entgegen vorliegenden Zeitungsberichten die Be droh u n g d e S Suezkana > s al^ s o h r e c n st ansehe. Man erfährt auch, dah England ganz gewaltige Anstrengungen zur Verteidigung des Suezkanals eingeleitet habe. Seit Wochen seien zahlreiche englische Transportschiffe mit Soldaten und Material nach Aegypten geschickt worden und noch unterwegs. Man glaube auch in englischen Geschäfts kreisen zu wissen, dah auf dem Donauwege Massentransporte von deutschen Mannschaften und Munition Nach Konstantinopel gingen, um die .türkische Armee in Syrien zu verstärken. Darüber, dah das ägyptische Volk sehr unzuverlässig geworden sei, gebe man sich in London keiner Täuschung hin. In der Londoner City ist man noch diesen Schw-izer Erkundigungen allgemein der Ansicht, dah der Suezkanal zum Angelpunkte deS Weltkrieges werden und dah der bevorstehende Kampf am Suezkanal den Krieg ent scheiden werde. Die ganze Linie sei in eine riesige Festung umgewandelt morden. Dadurch, dah man Lord Kitchener, den besten englischen Feld herrn und trefflichen Kenner der Orienkverhällnisse, auf seinen Wunsch nach dem Suezkanal schicke, werde von englischer Seite die Wichtigkeit des ganzen Unternehmens genügend dargelegt. Italien und Albanien An dem völligen Sckeilern der Balkanpolitik unserer Feinde scheint Italien, soweit man die Lage heute übersehen kann, die Hauptschuld zu tragen; denn die Sonderinteresscn, die die italienische Regierung auf dem Balkan verfolgte, liehen sich schlechterdings weder mit den griechischen noch mit den serbischen Forderungen in Einklang bringen, und machten deshalb alle Be strebungen der Diplomaten des Vierverbandes, einen neuen Bal kanbund mit der Spitze gegen die Zenkralmächte zusammen,zubrin- gcn, zunichte. Auch jetzt steht Italien bei der großen Aktion, die die Verbündeten in Mazedonien planen, trotz der energischen Mahnungen aus Petersburg, London und Paris wieder abseits, und cs scheint, daß die Italiener, falls sie überhaupt Truppen nach dem Balkan senden, diese lediglich in Albanien landen lassen wollen. Auch hier aber wird Italien wiederum nur für italienische Zwecke fechten, die, wie uns dünkt, durchaus nicht im großen Plan des Vierverbands liegen. Albanien soll italienisch werden; dies Ziel, das Serben und Griechen gleich verhaßt ist, verfolgen die Italiener immer deutlicher. Ein Beweis dafür scheint uns — trotz der Ableugnung aller Annexionsabstchten — ein Manifest zu sein, das die italienische Regierung neuerdings zur Stimmungsmache unter den Albanern verteilen läßt, und dem wir folgende Sätze entnehmen: ..ES ist vollkommen richtig, dah Italien die Mohammedaner und die Griechen zum Zwecke der epirotischen Revolution unterstützt hat; aber nur, weileSdenPrinzenvon Wied auSdem Lande jagen wollte, der sofort nach seiner Ankunft in Durazzo be wiesen hat, dah er ein Organ der Oesterreicher war. Es ist vollkommen richtig, dah Italien Essad Pascha unterstützt hat und noch unterstützt, weil er ein Gegner des Prinzen von Wied und aller Albaner ist, die die Organe der Fremden (der Oester reicher und der Iunglürken) sind, und weil Essad die albanischen Interessen vertritt („Albanien den Albanern"). Italien hak im Einverständnis mit Frankreich, England und Rußland schon immer die Politik verfolgt, dah Albanien ein unab hängiges Land sein solle gemäsi den Beschlüssen der Londoner Kon ferenz im Hinblick auf die Integrität und die Unabhängigkeit deS Landes, höchstens mit der einzigen Abänderung, dah an Stelle eines Königs rin Generol-wvverneur (der sooar ein Albaner sein könnte) ernannt würde, und dah Albanien, wie die Schweiz, in Kantone getei'« wrrdep sollte. Italien, Griechenland, Serbien und Montenegro werden das be setzte Albanien räumen. Italien hat Valona aus drei Gründen besetzt: Erstens um dort di« Griechen zu schützen, zweitens um eines Tages die Griechen und Montenegriner vertreiben zu können, drittens um eine Flotten basis in der Adria zu haben." Das Manifest fährt dann fort mit einer Klage, daß die Albaner diese .guten" Absichten der Italiener dauernd mißverftün- den und fordert von ihnen als Beweis der Sympathie Albaniens für Italien, daß alle albanischen Zeitungen die Propaganda zu gunsten des Prinzen von Wied einskellen und nie mehr seinen Namen erwähnen sollten. Ebenso sollen sie aufhören, Oesterreich und Deutschland zu loben und in ihrem Interesse tätig zu sei.: und anderseits ihren Kampf gegen Italien und gegen Essad Pascha ein stellen. Schließlich sollen die Albaner künftighin bei allen poli tischen Bewegungen nicht nur den Rat, sondern auch die Hilfe der italienischen Regierung fordern, da sie selbst unfähig wären, sich über die Politik der Mächte zu informieren. So weit die Kundgebung der italienischen Regierung, die in mehr als einer Beziehung recht bezeichnend ist. Beweist sie doch klar, daß Italien in der albanischen Frage schon zu den Zeiten, wo die Regierung König Viktor Emanuels noch vorgab, treu am Dreibund festzuhalten, im geheimen aus das schärfste und hinter listigste gegen österreichische Politik und die von ihr selbst gut geheißenen Beschlüsse der Londoner Konferenz intrigiert hat. Noch ist die Zeit nicht gekommen, um über die Geschichte des selbständigen albanischen Fürstentums, das durch die Abreise des Fürsten Wilhelm aus Durazzo ein vorläufiges Ende fand, ein ab schließendes Urteil zu fällen. Aber das eine steht fest: Die un geheuren Schwierigkeiten, die der Fürst in Albanien zu über winden hatte, waren zum großen Teil von Italien verursacht, das in seinem Gesandten Aliotti einen ebenso geschickten wie skrupel losen Unruhestifter zur Verfügung hatte, dessen Treiben um so schwerer zu bekämpfen war, da er der Vertreter einer befreundeten Großmacht war. In Europa, zumal in der deutschen Presse, hat man diesen Verhältnissen in der Beurteilung der Regierungstätigkeit des Fürsten zweifellos zu wenig Rechnung getragen und ist deshalb, wie immer, wenn lediglich nur nach Erfolg oder Mih erfolg geurteilt wird, anscheinend ungerecht gewesen. Erst die Zukunft wird lehren, ob ein Albanien, das sich selbst überlassen bleibt und nicht der Tummelplatz intrigierender Diplo maten ist, in sich die Möglichkeiten eines gesunden und entwick lungsfähigen Staatswesens birgt. Erst dann wird man auch er kennen können, ob der Fürst der Mann dazu ist, mit kräftiger Hand die widerstrebenden Wünsche der albanischen Häuptlinge und Stämme im Gefamtinlereffe des Landet zu lenken, fallt er sich