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Amtsblatt Jasrratr nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande entteMl, auch befördern die Annoneen-Expedittonen solch« zu Originalpreisen. für M Nchl. SMMt lei vtülrit z« HchOiil-kniMtl. Orga« aller Gemeru^eoerwaltunge« der umliegende« Ortschafte«. ^Hetmt jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und tostet durch die Austräger II Kerulprether das rteljahr M. 1.55 durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei ins Haus. I, Nr. U. Anzeiger ^für HetzeuWeimtkrnltt-ar, Oberlungwitz, Gersdorf, ^rm-dorf, vernSdo - Meinsdorf, Langenberg, Falten, Reichenbach, Callenberg, LangenchurSdorf, Grumbach, DrM heim, Suhschnappel, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg Lugan, Er»<) Pleißa, Rüßdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Ur. ,37. < EMWMWSMSMMWW ««fthlMstell* «cholstraß« Nr. 81. Sonntag, den ,6 5nni ISI2 vrtef» und Ieleg«iLw.rd«ss« NmNblaN Vshnlsteis-Erustibaj. 82. lahr-. Anordnungsgemätz wird darauf hingewiesen, daß die Anleitung des Reichsver- stcherungsamteS über de« Kreis der nach der Reichsverficherungsordnung gegen Invalidität und gegen Krankheit versicherten Personen unter dem 26 April 19 l 2 erschiene« ist. Sie kann von der Buchhandlung von Behrend und Co. in Berlin W. 9, Linksstraße 23/24 bezogen werden. (Einzelpreis 1 Mk., bei Entnahme von 50 Stück je 90 Pfg.,, von 100 Stück je 80 Pfg., von 300 oder mehr Stück je 70 Pfg.) / Ttadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 15 Juni 1912 Am 1. April 1912 ist teilweise das Hausarbeitgesetz oon 20 Dezember 1911 (Reichs-Gesetzblatt 1911 Seite 976) in Kraft getreten. I. Neben den sonstigen reichsrechttichen Vorschriften gelten die Vorschriften dieses Gesetzes für Werkstätten, in denen, a) jemand ausschließlich zu seiner Familie gehörige Personen gewerblich beschäftigt, b) eine oder mehrere Personen gewerbliche Arbeit verrichten, ohne von einem den Werkstatt- betrieb leitenden Arbeitgeber beschäftigt zu sein. Ausgenommen bleiben Werkstätten, in denen ausschließlich für den persönlichen Bedarf des Bestellers oder seiner Angehörigen gearbettet wird. Die unter a und b bezeichneten Personen, soweit sie nicht nach vorstehendem ausgenommen sind, gelten als Hausarbttttr i. S. des Gesetzes. Als Werkstätten i. S. des Hausarbeitgesetzes gelten neben deu Werkstätten i. S. v. 8 105 b Abs. 1 der R G. O.-Räume, die zum Schlafen, Wohnen oder Kochen dienen, wenn darin gewerbliche Arbeit ver- richttt wird, sowie im Freien gelegene gewerbliche Arbeitsstellen. II. Gewerbetreibende, (Fabrikanten und Andere), die außerhalb ihrer Arbeitsstätte in Werk stätten vorbezeichneter Art gewerbliche Arbeit verrichten lassen, sind verpflichtet, s) ein Verzeichnis derjenigen Personen, welchen sie Hausarbeit übertragen oder durch welche außerhalb der Arbeitsstätte des Gewerbetreibenden die Uebertragung erfolgt, unter Angabe der Betriebsstätte dieser Personen zu führen. Das Verzeichnis ist auf Erfordern des unterzeichneten Stadtrates sowie den Gewerbeaufsichtsbeamten jederzeit zur Einsicht vorzulegen oder einzureichen, b) sosern die Beschaffung eines Ausweises darüber vorgeschrieben ist, daß die Räume, in denen die Arbeit verrichtet wird, den an sie gestellten Anforderungen genügen, Hausarbeit nur für solche Werkstätten auszugeben, für welche ihnen dieser Ausweis vorgelegt wird. c) Die entsprechende Verpflichtung liegt solchen Personen ob, welche, ohne daß sie eine Ar beitsstätte besitzen, für Gewerbetreibende außerhalb deren Arbeitsstätte 'Arbeit an Haus- arbeiter übertragen, tz 13 des Gesetzes. M. Mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. und im Unvermögensfalle mit Hast bis zu 8 Tagen wird bestraft, wer es unterläßt, den für ihn nach Abschnitt II unter a bis e begründeten Verpflichtungen nach zukommen. Hohenstein-Ernstthal, am 10. Juni 19 l 2 Der Ltadtrat. Sparkaffe Müfteukraud. Der oberbehördlich genehmigte II. Nachtrag znr Tparkaffenordnnng der Gemetnve Wüstenbrand, nach dem die Einlagehöchstbeträge auf 5000 und 10 000 Mk. erhöht worden sind, liegt hier an Kassenftelle zur Einsichtnahme aus. Wüstenbrand, am 14. Juni 1912. Der Gemeinderat. Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Wüstenbrand, am 14. Juni 1912. Der Gemeindevorstand. Nach dem von der Königlichen Oberersatzkommission I im Bezirke der 7. Infanterie-Brigade Nr. 88 ausgestellten Geschäfts- und Reiseplane wird die diesjährige Aushebung der Militärpflichtigen des Aushebungsbezirkes Chemnitz-Land aus der Gemeinde Wüstenbrand am L4. und 25. Juni d. I. von vormittags 8 Uhr ab in Siegmar Gasthof von Lehrmann stattfinden. Diejenigen Militärpflichtigen, die sich zu dieser Aushebung zu stellen haben, erhalten durch die Ortsbehörden noch besondere Stellungsbefehle, auf denen die Zeit der Gestellung angegeben ist. Militärpflichtige, die der Vorladung zur Aushebung keine Folge leisten, oder unentschuldigt ausbleiben, werden nach ß 33 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 mit Strafe beleg! werden. Wer zu spät, betrunken oder in unreinlichem Zustande zum Aushebungstermine erscheint, desgleichen, wer sich im Aushebungslokale ungebührlich benimmt und den Anweisungen der mit Aufrechterhaltung der Ordnung beauftragten Polizeiorgane nicht allenthalben nachkommt, hat eine Geldstrafe von 10 Mark oder eine Haftstrafe von 2 Tagen zu erwarten. Die befohlenen Mannschaften haben ferner zur Vermeidung einer Geldstrafe von 3 Mart ihre Stellungsbefehle, sowie die Losungsscheine miizubringen und bei der Gestellung auf Erfordern abzugeben. Chemnitz, am 23. Mai 1912. Der Zivilvorfltzendc der Königlichen Erfatzkommiston deS Aushebnngsbezirks Chemnitz-Land. Sas Wichtigste vom Lage. Das preußische Hauptgestüt wird von Graditz nach Seesen im Harz ver legt werden. Das englische Armee-Lustjasiff „G a m in a" erlitt gestern bei einen, Aufstieg wieder einen erheblichen Unfall. Der N a t i o n a l st r e i k der engli schen Transportarbeiter stellt sich immer mehr als die verfehlte Spekulation ein zelner Führer dar. Dagegen nimmt der Streik der französischen Seeleute schärfere Formen an. Sultan Mulay Hafid ist in R a b a t an der Westküste Marokkos eingetroffen. Königin Wilhelmina und Prinz Heinrich der Niederlande sind gestern in S ch w e- r i n cingetroffen. Die Abgaben von den Erträgnissen der französischen SPielklubs und Spiel kasinos in den Badeorten an den Staat sollen erhöht werden. In Galipoli sollen sich etwa 3 0 0 0 0 Mann türkischer Truppen befinden, da man Angriffe der Italiener befürchtet. Vas weinende und clas lackencle Auge. (Von unserer Berliner Redaktion.) Unter der Pariser Studenten schaft ist eine f r e m d e n f e i n d l i ch e Stimmung eingerissen. Sie hat gewiß ihre politischen, aber sie hat auch ihre wirtschaftlichen Ursachen. Wir kennen ja ähnliche Erscheinungen auf unsern deutschen Hochschulen. Der Ver druß über die „biereifrigen" Russen oder Japa ner, die womöglich 5 Minuten vor Voll in den Hörsälen für die 20 Minuten später beginnen den Vorlesungen die Plätze auf den vorderen Bänken mit ihren Heften belegen (bloß Berlin kennt feste Sitzplätze nach der Reihenfolge der Anmeldungen), mengte sich mit allerlei instink tivem oder bewußtem Rassen-Vorurteil und auch mit politischen berechtigteren Abneigungen. Ist der Gedanke doch nicht sonderlich angenehm, der Nachbar von links könne gerade ein seinem Za ren als Geburtstags-Präsent zugedachtes Bömb- chen in der Tasche mit sich herumführen und der von rechts habe seine Zacherlintüte zu Hause liegen lassen! Solche Ursachen sind es nun wohl weniger, die die Jünglinge der Sorbonne gegen die „F r e m d e n p I a g e" mobil machen. Denn merkwürdigerweise scheint man es dort vor allen, aus die deutschen Kommilitonen abgesehen zu haben, die Gott sei dank noch nicht in aller Welt als „Bombenschmeißer" scheel angesehen werden. Wenigstens hat man in der erregten Versammlung der Akademiker, die soeben im „Hause der gelehrten Gesellschaften" abgehalten wurde, des längeren und breiteren die Frage behandelt, ob die deutsche Kultur der französi schen überlegen sei oder umgekehrt. Besonders aber hat man sich beklagt über Konkurrenz, die den eingeborenen Akademikern von den sich nach ihren, Studium in Frankreich niederlassen den Ausländern gemacht werden soll. Ob die gar so arg ist, mag dahingestellt sein. Theolo gen und Juristen schalten in dieser Hinsicht doch Wohl vollkommen aus. Deutsche Sprachlehrer sind für Franzosen natürlich konkurrenzlos. Bleiben hauptsächlich Aerzte und Ingenieure. Aber dafür sorgt doch das in Frankreich viel sprödere Nationalgesühl, daß das Publikum keine Ausländer bevorzugt, klotz weil sie Ausländer sind — wie es in Deutsch land immer noch der Fall i't. Gegen die ge forderte scharfe Staatskontrolle über solche na turalisierten Fremdlinge läßt sch schließlich nichts Stichhaltiges einwenden. Aber daß man solche Naturalisationen durch ein Ausnahmegesetz er schweren will, welches solche Leute auch noch nach dem 27. Jahre ihre französische Dienst pflicht zu erfüllen zwingt — wo bleibt da das gepriesene demokratische Gleichheits-Prinzip der Republik, die sich ihre Große und Großherzig keit so gern selbst bei jeder Gelegenheit be scheinigt? Indessen tun wir mit dieser Frage und der Anzweiflung ihrer Konsequenz vielleicht doch den Leuten Unrecht. Es scheinen sich nämlich in der besprochenen Versammlung nicht Re publikaner und Demokraten, sondern die Herren Monarchisten ein Stelldichein gegeben zu Haden. Wenigstens darf man das wohl rus der Tatsache schließen, daß der bekannte Pujo von den Camelots du Roi den Vorsitz geführt hat, der sich durch seinen spanischen Namen so hübsch zum Wortführer des französischen Na tionalismus eignet. Beiläufig ist es im Grunde recht bedauerlich, daß über die unglückselige Ne vanchefrage kein vertrauliches Verhältnis der in Paris lebdnden Deutschen gerade mit diesen Leu ten zustande kommt. Ist doch ihre Gruppe uns politisch die meistshmpathische im ganzen Frank reich, die einzige, in der wir Verständnis für unsere milgebrachten Staatsideale finden wür den! Aber der Fanatismus der Vergeltungskriegs- Fexerc, verschließt die Herzen jedem Bedürfnisse einer Verständigung. Glücklicherweise sieht es keineswegs überall in Frankreich in den Köpfen so aus wie in der Hauptstadt. Schon unmittelbar nach dem Kriege vermochten die Frankreich Reisenden in den vom Kriege unberührt gebliebenen südlichen Landes teilen nicht allzu viel des Deutschenhasses vor zufinden. Bekanntlich hat in den späteren Kriegsmonaten Bismarck sogar daran gedacht, die nationale Feindschaft der Provencalen ge gen den Norden zu bewaffnen, wenn dieser nicht nachgeben wollte. So stellt sich denn auch der arg antideutsch gefärbten Kundgebung der Pariser Studenten ein deutsch-französisches Ver brüde r u n g s f e st an die Seite, welches in diesen Tagen zu Grenoble, der Haupt stadt des Dauphine stattgefunden hat. Die reich lich hundert dort studierenden Deutschen haben ein Sommerfest veranstaltet, zu dem sie außer den Universitätsbehörden auch die politischen Obrigkeiten und Honoratioren, sowie die übrigen Ausländer-Kolonien eingeladen hatten. Bei die ser Gelegenheit hat der Universitäts-Rektor Pe- tit-Dutailles die Bewillkommnung des Komitee- Vorsitzenden mit dem freundlichen Worte er widert: „Wenn die internationalen Beziehungen so gepflegt würden, wie unter den Studenten von Grenoble, sei aller Krieg zu vermeiden, wie überhaupt der internationale Studentenver kehr ein wichtiger Faktor zur Annäherung der Völker sei." Ein deut'ch-französischer 'Friedenstempel läßt sich natürlich auf die Gemeinplätze einer gut gemeinten Tischrede nicht gründen. Aber in der Annahme der Einladung auch durch den Prä selten des Departements lag doch auch eine ehr liche Absicht, wenigstens unter den eigenartigen Verhältnissen von Grenoble guten internationalen Verkehr pflegen zu wollen; die junge Universität hat bekanntlich die deutschen Gäste zu ihrem Ge deihen dringend nötig. Von alters her ist ja auch die französische Höflichkeit weltbekannt. Daß in dem vor Zeiten so besonders feinen Paris man heute es liebt, eine andere Seite herauszukehren, ist ein Kapitel für sich und hat eine ganze Reihe politischer Ursachen. Uebrigens, wenn man auch die freund lichen Worte des Herrn Petit-Dutailles weder in ihrer Bedeutung überschätzen noch freilich auch unterschätzen soll als bloßes Erzeugnis des Gre- nobler Reklame-Bedürfnisses: den intimere Be kanntschaft mit französischer Sprache und Kultur erstrebenden Deutschen mag sie ein Fingerzeig sein, lieber in den, freundlicheren und höflicheren Süden als in der sich jetzt so unartig dem frem den Annäherungs-Verlangen verschließenden nörd lichen Hauptstadt die Befruchtung ihres Bildungs hungers zu besorgen. Monsieur Jean kann eben zweierlei Gesichter aufstecken: nehmen wir das lächelnde, mit welchem er uns in Alpen glühen des nahen Hochgebirges begrüßt, und verzichten wir darauf, uns das unfreundliche hervorkchren zu lassen, weil uns die Kolleg- Plätze in der Sorbonne nicht gegönnt werden. Aus dem Beiche. Rückreise des Kaisers. Der Kaiser traf gestern abend 6 Uhr 10 Min. mittels Sonderzuges von Hannover kommend, auf der Ftirstenstalion Wildpark ein und begab sich sosorr ins Neue Palais. Die Verstärkung unserer Flotte durch die kürzlich verabschiedeten Wehrvorlagen wird, wie von unterrichteter Seite geschrieben wird, teilweise schon im Herbst d. I. ver wirklicht werden. Zuerst dürfte mit der Bildung des 3. Geschwaders begonnen werden, und zwar voraussichtlich mit den Linienschiffen „Kaiser" und „Friedrich der Große". „Kaiser" ist am 22. März 1911, „Friedrich der Große" am 10. Juni 1911 vom Stapel gelaufen. Die beiden Schiffe dürsten im September mit den Probefahrten beginnen und nach deren Beendi gung in Dienst gestellt werden. Im nächsten Jahre treten noch die Linienschiffe „Kaiserin" und „Prinzregent Luitpold" hinzu, so daß die erste Division des 3. Geschwaders im Herbst 1913 fertig sein wird. Im Jahre 1913 findet auch die Kiellegung des ersten der drei durch die Flottennovelle neubewilligten Li nienschiffe statt. Im Herbst d. I. wird ferner die Auf - kläruugsslotte um 2 kleine Kreuzer ver stärkt, so daß sie künftighin aus 4 großen und 8 kleinen Kreuzern bestehen wird. Die großen Kreuzer sind: „Moltke", „v. d. Tann", „Jork" und „Goeben". Der Ausbau unserer Unterseeboot- flott i l I e soll in der Weise erfolgen, daß wir jährlich 6 neue Boote bauen, bis der Stand von 72 Booten erreicht ist. Bis Ende d. I. dürften wir über 18 Unterseeboote verfügen. Für das Jahr 1912 sind durch den Etat 15 Millionen und durch die Flottennovelle weitere 5 Millionen für den Bau von Unterseebooten ausgeworfen. Da ein Unterseeboot durchschnitt lich auf 2)^ Mill. Mk. zu stehen kommt, so wird sich unsere Marinevcrwaltung wahrschein lich dazu entschließen, in diesem Jahre statt 6 8 Unterseeboote zu bauen. Für Luftfahrzeuge im Dienste der Marine sind durch die Novelle 2 Millionen be willigt. Das Luftschiff „Z. 3" ist von der Marine schon angekauft und manövriert seit ei niger Zeit in Wilhelmshaven. Der Ankauf weiterer Luftschiffe, Aeroplane, und voraussicht lich auch Hydro-Aeroplane dürfte bald folgen. Die Marineverwaltung hat schon mehrere See offiziere und Ingenieure nach Berlin zu Flug studien kommandiert.