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Dresdner Journal : 01.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188902014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-02
- Tag 1889-02-01
-
Monat
1889-02
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 01.02.1889
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^S7 188». Freitag, den t. Februar, abend». L»»nn»pr«>t»» k^lr vraiä«» visrtvhLLrlivk > H »y kf., d«i <i«v ti»i»«rl ä«ut»et»«n viortst- jLdrliok » tt.; ^u»»»rlr»Ib äe» tisut-ckso Lsiobv« tritt l^o«^ uoä 8tmopolru»<:ül»z tuoru. LnkLaälxunx«xeküIirvai k'Nr Uva lt»uw «iu«r »«»psltellev 2«ils 8odrikt «0 l^f. 0ot«r <ti« Lsit« b0 kf. ti«i 1»b«Il«o- u»«l lLiLl«r»»»t« «otspr Aukioül»^. Lnaokeiitra, Httsliol» mit AuiLkLmv ävr Nova- unä tviort«^» »d«Qä». k«n»pr»ol» Ansvlüns«: Ur. 1285. Dres-nerIMMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. Auiuttiwv rou »u^nkrt»» l^tpntF: L^anltutett«-, 6onuui»«>0QLr ä«s vr«»äo«r ^ourv«a»; N»wd«r» - S«rU» - Vi«L L»„l Sr„l«il rnmlitarl ». N.! L S«rli» Vi«ll N»wdilr^- kr»^ I»tpii^ rr»Qlleart ». U. UÜL«d«L! UuU. karrt» - l-onäoll - NirlUl -Tram^urt ». N-Slott^»rl: Dca^5« L 6o.,' S«rtui! /rtvaial/enri«»^:, VSrUl«: S. ^«»c/a/ota«',' Lamovr; 6. Le/n^le--,' L»II« ». A i F Larot L 6a. U»r»u»s»d»r: Lvui^I. Lrpväitiou äs» Vrvbällvr Laurit»!,, vrmäsil, ^MUl^vrstr»»»« 80. kervsproeü-AnioUlu«: Ur. 1285. Nachbestellungen auf da» „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von 1 M. 70 Pf. angenommen für Dre-de» bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 2 M In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2 und bei Herrn Kaufmann C. Siegmeier (Albertplatz am Alberttheater), woselbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann E. Eschler, in Firma Oskar Schröder Nachf., Pillnitzer Straße, Ecke Ziegelstr., dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), dem Herrn Buch händler Knecht (Kiosk am böhm. Bahnhof), Herrn Kaufmann Simon, Circusstraße 24, Ecke Pillnitzerstraße, Herrn Kaufmann August Bensch, Schmiedegäßchen 2, Ecke der Haupt straße, Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50 und Herrn Kaufmann Emil Dreß ler, Zöllnerstraße 5 einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 1. Februar. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, und Ihre König liche Hoheit die Prinzessin Mathilde sind gestern Abend 6 Uhr 51 Min. von Brünn wieder hier ein- getrosten. Dresden, 1. Februar. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ableben» Sr. Königlichen Ho heit de» Prinzen Eugen von Savoyen-Larianan am Königlichen Hofe die Trauer auf eine Woche, von Sonnabend den 2. bi» mit Freitag den 8. Fe bruar, in Verbindung mit der bereit» angelegten, ge tragen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Wien, 31. Januar. (W. T. B.) Schon in den frühesten Morgenstunden begannen die Ar beiten zur Aufbahrung der Leiche drS Kronprinzen Rudolf unter der Leitung de» persönlichen Adju tanten HauptmauuS v. Gießl. Der Kaiser und die Kaiserin kamen heute morgen in daS zu einem Totevzimmer umgewandelte Schlafgemach deS Kronprinzen, um dort ein stille» Gebet zu ver richten. Die Erzherzöge Albrecht, Wilhelm und Rainer, sowie die Erzherzogin Elisabeth erschienen später bei der Frau Kronprinzessin, deren Ge mächer unmittelbar an das Totenzimmer anstoßen, und begaben sich sodann in da» letztere, wo sie ebenfalls am Sarge deS Verblichenen in stillem Gebete verweilten. Feuilleton. Sybilla Hol«. Erzählung von T- Panty (Sortierung.) „Da» genügt mir nicht. Die Gräfin von ihrem Sohne bevormunden zu lassen, lag nicht in meiner Ab sicht, vielmehr kam ich, um Garantien von Ihnen zu fordern, Baronesse, daß diese Unterschrift erfolgt und zwar noch heute.* Sybilla stand einer Bildsäule gleich vor dem Se kretär und blickte ihn fest an. Keine Miene verriet, daß sie in seiner Rede den Stachel der Feindseligkeit empfand. „Ihr Wunsch ist kühn, Garantien bedingen da» Vorhandensein einer Verpflichtung. Womit begründen Sie Ihren Anspruch au mich?* „Mit meiner Fähigkeit, Ihnen zu dienen, voraus gesetzt, daß eine Enugung zwischen beiden Teilen sich erzielen läßt.* „Sollten Sie Ihre Fähigkeit in diesem Falle nicht überschätzen, Herr Nux?* Sybilla sagte e» so gelassen, al» möglich. „Keineswegs. Zwei Worte von meinen Lippen wären für Sie von hohem Wert, Baroneste.* „Sie sprechen mit einer Unfehlbarkeit Behaup- tungen aus, die ich stark bezweifle; denn, Hr. Nux, Ihre Geständnisse sind mir überflüssig, völlig wertlos. Daß die Rubin-Riviere sich trotz der verläumderischen Anschuldigung gegen meinen seligen Bater im Besitz DaS Leichenbegängnis de» Kronprinzen Rudolf findet vorbehältlich der Genehmigung de» Kaiser» am Dien»tag nachmittag 4 Uhr statt. Wie ver lautet, äußerte der Kaiser den Wunsch, dir Leichen feier einfach zu gestalten. Der Leichrnzug wird sich auf dem kürzesten Wege durch die Stadt nach der Kapuzinerkirche bewegen, iu deren Gruft die Beisetzung stattfivdet. Sonntag nacht» soll die Leiche au« dem Schlafgemach in die Pfarrkirche der Hofburg übertragen und Montag vormittag dem Publikum der Zutritt gestattet werden. — Die größeren Straßen der inneren Stadt zeigen überall den tiefsten Trauerschmuck. Wien, 1. Februar. (Tel d. Dresdn. Zourn.) Die Sektion der Leiche de» Kronprinzen Rudolf begann gestern abend um 9 Uhr. Zu derselben waren der Vorstand de» pathologisch anatomischen Institute», Professor Kundrat, die beiden Leib ärzte, Itr. Wiederhofer und Auchenthaler, sowie die Hofkommission deigezogen. Die Obduktion war um Mitternacht beendet, worauf im Laufe der Nacht die Leiche nach dem großen Speisesalou übergeführt und dort aufgrbahrt wurde. Pari», 1. Februar. (Tel. d. DreSdo. Journ.) Die radikalen Zeitungen find erfreut, daß eine Ministerkrise vermieden worden ist. Die oppor tunistischen Journale führen aus, das Ministerium habe nur einige Tage Krist erhalten. Die kon servativen und boulangistischru Blätter sagen, die Majorität habe sich gestern moralisch zu Grunde gerichtet Die parlamentarischen Kreise nehmen an, daß die allgemeinen Wahlen erst im Oktober stattfinden werden. Es heißt, Kloquet werde zwei Opportunisten inü Ministerium aufnrhmrn. Bei der gestrigen Abstimmung bestand die Majorität ausschließlich aus Mitgliedern der republikanischen Parteien. Paris, 31. Januar. (Telegr. d. Agence HavaS.) Nach einem Telegramm aus Hue wählte der große Rat und der Hof von Annam am 3V. d. M. Buu- bun zum König. Derselbe ist rin Sohn PuffucS und lO Jahre alt. Die Regentschaft wird von dem StaatSrat unter Vorsitz deS Prinzen Hoaidue geleitet werden. Der französische Resident wurde beauftragt, dir Wahl zu ratifizieren. — In Hu« und und iu der Provinz herrscht vollkommene Ruhe. Brüssel, 31. Januar. (W T.B.> Deputier tenkammer. Der Präsident machte von dem Hin- scheiden deS Kronprinzen Rudolf von Österreich Mitteilung, gab in beredten Worten der innigen Teilnahme des Landes und des Parlaments für die Kronprinzessin Stephanie, sowie die königliche Familie von Belgien und die kaiserlich oster- reichische Familie Ausdruck und beantragte, zum Zeichen der Trauer die Sitzung aufzuheden. Der Miristerpräfident Brrvaert schloß sich den Worten des Kammerpräsidenten an. Die Sitzung wurde aufgehoben. — Der König und die Königin reisen deute abeud nach Wien. Rom, 31. Januar. (W. T. B.) Ministerpräsi dent CriSpi machte in der Deputirrtcnkammer Mitteilung von dem Ableben deS Kronprinzen Rudolf von Oesterreich und bat um die Ermäch tigung, der Bevölkerung Oesterreich-Ungarns den Ausdruck der schmerzlichen Gefühle, von denen daS italienische Parlament bewegt werde, über mitteln zu dürfen. Der Präsident der Kammer erwiderte hierauf, die Kammer habe mit tiefem Schmerz die traurige Nachricht von dem großen Unglück vernommen, welches das österreichische Kaiserhaus betroffen habe, die Kammer drücke ihre der Grasen Humblot befunden hat und die Fassung des Halsbandes noch heute in der kleinen Schatulle liegt, welche Sie in v-riger Nacht aus dem Schrank entsernen wollten, bleibt für mich ohne jeden Zweifel. Sie sehen, ich bin gut unterrichtet und ich wüßte nicht, au» welchem Grunde Sie sich so überaus lebhaft mit dieser Angelegenheit beschäftigen.* „Nux stand völlig sprachlos. „Wie, Sie wissen, Baronesse?* „Alles, vom Verkauf der Rubinen bis zum Ver bleib der antiken Silbersassung. Ihr Angebot kommt, wie Sie sehen, zu spät.* „Dennoch wissen Sie noch nicht alle-.* „Vor der Hand genügt mir meine Unkenntnis der weitern Dinge; am wenigsten bm ich gesonnen, von Ihnen eine Aufklärung über jene dunkeln Punkte zu wünschen, die aufzuhellen mir beliebig frei steht, wie Sie wohl einsehen werden.* „Wenn nun aber niemand besser, als ich, in die Dinge eingeweiht, Ihnen den gewünschten Aufschluß geben könnte'?* „So wird e» trotzdem mein fester Entschluß sein, auf Ihr Geständnis zu verzichten, da ich in Ihnen — vernehmen Sie wohl — nicht» al» einen Mit- schuldigen erblicken müßte. Bekanntlich erheischt aber jeoe Mitschuld, daß sie mit der Hauptschuld zugleich geahndet werde." Nux begann zu beben. „Wie, Sie glauben, ich hätte die Hand im Spiele? Wer hat e» gewagt, mich auf diese so niederträchtige Weise zu verläumdeu?" Sybilla hob abwehrend die Rechte. innige Teilnahme auS und schließe sich der Trauer der Bevölkerung Oesterreich-Ungarn» um den er lauchten Toten an. — Der Senat faßte einen analogen Beschluß, nachdem Ministerpräsident CriSpi demselben ebenfalls Anzeige von dem Tode de» Kronprinzen Rudolf gemacht hatte. — Der Schatzmeister Perazzi wird am nächsten Sonntag ein Expose über die Finanzlage geben. London, 31. Januar. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat Kaiser Kranz Joseph den Wunsch ausgesprochen, daß daS Leichenbegängnis de» Kronprinzen Rudolf einen lediglich privaten Charakter trage, und deshalb hat der Prinz v. Wales die Absicht aufgegeben, sich zur Leichenfeier nach Wien zu begeben. In derselben Stunde, wo diese in Wien vor sich gehen wird, soll in der hiesigen österreichischen Kapelle ein TrauergotteS- dienst abgehalten werden, welchem die Mitglieder der königlichen Familie, die Diplomaten und Mi nister beiwohnen werden. Unter denjenigen, welche heute in der österreichischen Botschaft Beileids- dlsuchr abstatteten, war auch die Kaiserin Eugenie. London, 1. Februar. (Tel. d. DreSln. Journ.) DaS Reutersche Bureau bezeichnet das in Pari» kursierende Gerücht, England beabsichtige sich von der Blockade der ostafrikanischeu Küste zurückzu- ziehen, als absolut unbegründet. Bukarest, 1. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ) Die Kammer wählte Gradisteano (ge mäßigt konservativ) zum Präsidenten. Washington, 1. Februar. (T.l d Dresdn Jorun., Ler es-enat nahm die beku"nten Zusätze zum Konsularbudget an. Sherman protestierte dabei gegen die chauvinistische Sprache gewisser Redner und empfahl große Vorsicht, damir die Vereinigten Staaten nicht unnötig zu Schritten von großen, möglicherweise verhängnisvollen Fol gen hingerissen würden, es sei denn klar, daß Rechte der Amerikaner verletzt wären, deren Schutz eine Notwendigkeit sei. Der Antrag auf Errichtung von Botschaften in St. Petersburg, London und Paris, wurde endgiltig abgelehnt. Sansibar, 1. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Sultan verlieh dem deutschen Kon sul das Großkieuz seines Orden mit Brillanten. Dresden, 1. Februar. Zur Eröffnung des italienischen Parlamente». Die Eröffnung der italienischen Kammern, welche am vergangenen Montag stattfand, trug, wie in der Regel, den Charakter eines Festes für ganz Rom. Gegen 11 Uhr vormittags verließ daS königliche Paar in Begleitung der Prinzen den Quirinal und begab sich von einem zahlreichen, glänzenden Gefolge umgeben nach dem Monte Citorio, auf welchem sich da» Ltäode- haus erhebt. Längs des Weges waren Truppen auf stellt und festlich gekleidete Volksmaffen jubelten dem Herrscherpaar auf seinem Durchzuge entgegen. Von der Engelsburg herab donnerten Kanonen, auf dem Monte Citorio läuteten Glocken die Feierlichkeit ein, doch der südländlich-laute Jubel des römischen Volkes übertönte fast Kanonendonner und Glockengeläut!. ES war ein Ehrentag für tue königliche Familie wie für die patriotischen Bürger der Tiberstadt. In dem großen amphitheatralischen Saale des Abgeordnetenhauses hatten sich d»e Gesandten der fremden Mächte, die hohen Beamten des Reiches, die Abgeordneten und Senatoren und neben ihnen alle», was Rom an Vertretern der Kunst und Wissenschaft, „Niemand, denn niemund ist von mir bisher be fragt. Nicht- wird indes meine feste Überzeugung er schüttern! Sie thun darum wohl, sich auf keinerlei Vermittlung durch meine Person Rechnung zu machen. Weiler wäre in der Sache überhaupt nicht- zu sagen. Dagegen — fuhr sie fort, bin ich ermächtigt, rn be- treff Ihrer Zukunft Ihnen die Entschließungen des jungen Grafen mitzuteilen. Er ist gesonnen, Ihre Dienste durch eine lebenslängliche Rente zu belohnen.* Gleichzeitig nannte die Baronesse dem Sekretär die von Hans bestimmte Rente. „Diese Bagatelle? Darauf gehe ich keinenfallS ein, nimmer! Die Gräfin ist mir fehr verpflichtet, sie weiß e» und wird sich dessen nicht entziehen. Ich muß annehmen, der Graf handle hinter ihrem Rücken.* „Gleichviel, diesen Vorschlag wacht ihnen der Graf durch mich, vorausgesetzt, daß Sie sofort diese» Haus verlassen." Nux verbeugte sich mit einem hämischen Lächeln. „Darüber mag der Graf, mögen auch Sie, Baro nesse, außer Sorge sein; ich werde nicht nochmal» da rum betteln, vorgelasjen zu werden und mich demüti gen, wo e» mir zusteht, gebührend zu fordern. Ich gehe sofort, ziehe auch meinen Antrag über die ver heißene Versorgung aus dem Nachlaß der Gräfin vor der Hand zurück." Die Baronesse behändigte ihm wieder das Akten stück, da» sie noch iu der Rechten hielt. „Sollte der Graf gewillt sein, meine Rente zu ver doppeln, so will ich volle» Schweigen über jene Dinge bewahren, deren Verschwiegenheit der gräflichen Familie nur erwünscht fein kann. Die kleine Summe de» mir au»gesetzteu Fahrgelde» wird mein Schweigen indessen der Adel»- und GeisteSaristokratie iu seinen Mauern birgt, ein glänzende» Stelldichein gegeben, während auf den Treppen und Galerien eine große Anzahl reichgeschmückter Frauen und Mädchen ihre Schönheit und die Pracht ihrer Kleider zur Schau stellten. Auf diesen äußerlichen Prunk geben die Italiener unglaub lich vül. An ihn heftet sich da» allgemeine Interesse in fast höherem Grade, al» an die Thronrede, deren wichtigste Punkte man meist zum voraus kennt. Die italienischen Thronreden sind in der Regel bei weitem ausführlicher gehalten, als die» iu anderen Staaten der Fall zu sein pflegt. Bei uns begnügt sich der Landesherr damit, in kurzen Worten die aus wärtigen Beziehungen zu charakterisieren und die Ge setze aufzuzählen, welche die Regierung dem Parla mente vorzu^gen gedenkt, aber in dem Lande der „magniloquenza* erwartet Volk und Parlament von dem Könige eine lange, rhetorische Kunstleistung, die nicht bloß durch das Gewicht ihres Inhaltes, sondern auch durch die Anmut ihrer Form, durch ihr redne risches Gewand fesseln soll. Die Liebhaber oratorischer Kunstleistungen sind am Montag nicht zu kurz gekommen. Wie immer, so war auch diesmal König Humberts Rede ein kleines Mei sterwerk der hohen, feierlichen Beredsamkeit. In dem Teile, welcher die auswärtigen Beziehungen Italiens behandelt, gedachte der König mit warmen Worten de» Besuches unseres Kaisers und der innigen Freund schaft, welche das italienische Volk mit dem deutschen verbindet. Lebhafte, langanhalteude Beifallsrufe der Deputierten fügten dem Könige, daß die Kammer von gleichen Gefühlen beseelt sei, wie er und seine Re gierung. Hinsichtlich der inneren Politik verbreitete sich der König besonders über seine Reise in die Ro magna, über den Tod seines Vetters, deS Prinzen Eugen von Carignan, ferner über die Notwendigkeit fozialer Reformen zu Gunsten der mindest begüterten Klassen und eudlich über die leidige Finanzsrage. WaS die Regierung zu thuu gedenkt, um daS Gleichgewicht im Staatshaushalt herzus^llen, ist noch immer iu Dunkel gehüllt. Die einen b-ha> pt i, man werde die Grundsteuer, welche erst im um zwei Zehntel herabgesetzt wurde, aufs r-e erhöhe«, deu Salzpreis von 28 auf 32 Pf. pro Kilogramm steigern und endlich eim erhöhte Steuer auf die Eisen- bahnbilletS eivführen. Aber wenn diese Angaben auf Wahrheit beruhten, so wäre es vollkommen unerfind lich, warum Hr. Magliaui von der Leitung des Fi nanzministerium- zurückgetreten ist, denn eben jene AuSkunftSmittel hatte ja auch er zur Beseitigung des Defizits vorgefchlagen. Der König würde sich niemals eine- so bewährten Mitarbeiter-, wie Hr. Magliaui lange Jahre hindurch für ihn gewesen ist, beraubt haben, wenn er nicht die Überzeugung gewonnen hätte, daß mit diesen kleinen Mitteln eine endgiltige Besser ung der Finanzlage unmöglich zu erreichen sei. Das ständige Defizit des italienischen Budget- beträgt etwa 50 Millionen Frcs., und dazu kommen im laufenden Jahre noch 150 Millionen außerordentliche Ausgaben für daS Heer und die Marine. Zweihundert Millio nen FrcS. — 160 Mill. M. — scheinen nun aller dings für einen Großstaat keine unerschwingliche Summe, aber das italienische Volk ist von Steuern aller Art schon derart überhäuft und seine wirtschaft liche Lage ist von der allgemeinen Handelskrise so schwer in Mitleidenschaft gezogen, daß sich jene Summe durch neue Abgaben nur mit äußerster Mühe würde beschaffen lassen. Eine weniger vorsichtige Regierung als e- die gegenwärtige italienische ist, würde sich einsach durch eine Anleihe zu helfen suchen, aber es leuchtet ein, daß dieses Auskunst-mittel, ein ständiges Defizit zu decken, über kurz oder lang die verderblichsten Folgen zeitigen müßte. Glücklicher Weise besitzt der italienische Staat noch andere Mittel nicht erkaufen. Belieben Sie solches dem Grafen zu eröffnen, Baronesfe." ,Lch werde Ihren Wunsch erfüllen; ob Ihr höherer Anspruch Berücksichtigung findet, bezweifle ich jedoch." Nux trat jetzt näher; ein Zug der Schadenfreude lag in feinem Gesicht. „Baronesse", sprach er halblaut, ,Lhr Stolz be mühte sich, mich zu verletzen. Me>ne Thatkraft jedoch lähmt Ihr Widerstand nicht, im Gegenteil! Ich hoffe bestimmt, dieses Gemach nicht ohne Ihre Zusicherung zu verlassen, daß Sie, gerade Sie, mein Interesse beim jungen Grafen warm vertreten werden „Welche Sprache! Ich werde es nimmer thun." „Ist daS Ihr letztes Wort, Baronesse?" „Gewiß! Ich weiß nicht, was Sie bewog, meine Person zwischen Sie und die Angelegenheit de- Grafen zu bringen, die einen rein geschäftlichen Akt vorstellt?" Stolz richtete sich Sybilla nach diefen Worten empor. Der Sekretär lachte höhnisch. „Ein Dienst ist des anderen wert. Sie forderten mit dem ersten Schritt über diese Schwelle still schweigend meine Diskretion über ein Inkognito, da» Sie gegenüber der Gräfinmutter aufrecht zu erhalten bemüht find. Diese» Inkognito schließt eine Täuschung iu sich, Baronesse; ich frage Sie daher nochmal», wollen Sie mir die verdoppelte JahreSreute gewähr leisten für meine fernere Verschwiegenheit?* Eine leichte Blässe war da» einzige Anzeichen, welche» für die tiefe, innere Erregung Sybillen» sprech. „Ich bitte, daß Hie mich verlassen,* sagte sie mit
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