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Dresdner Journal : 03.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186908038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690803
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-08
- Tag 1869-08-03
-
Monat
1869-08
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 03.08.1869
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.V 177. Avoanruzoatsprststi Na Nordd. Vvsd«: ^Li>rlivl>: 6 Ltilr. — »^Mrliok: 1 „ 45 „ slooRtlick:— „ 15 „ Linrewe Kummern: 1 „ lnkreusss» trttt)iti>rlicl» L 1'ülr. 8tewpel>set»üUr, »ussertzsld do» Kurdd. Lunde» Lost- und 8temi>elrusetilsx Kiuru. rnsrratrnpretst: kitr den kaum einer ^e»p»It«nen 2ell«: 1 Kzr Vnter „tiinxesnndt" di« LeUe: 3 Kxr. erscheinen: ^Lxliek, mit Xusonkm« der 8von- und tHerr»^», Absuds kür den kolxendeo I'»x Z869. Dienstag, den 3. Angust. Dres-nerAMMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Jäseralniannahme auswärts: l.«Ixris: 4». LnenvsriiHt:», Oomunsslootlr de« Dresdner donrnsis; ekendn».: Ik Dxliir«. Lro»„ Losr, Nswdur^-vsrU»- tVisii-I.vil'riL'^^^^'^^^^^rt » Ll. ilL»suxsr«in dl Vooi uu, Norlin. (>u>>eil n'scke liuckli., liurrurrs»'» Nnronu, Ill-norrn >lo»se; Vremrn: 15. kcni.orri; Lro,Iuu:D 8r^s<ii-.>'s ^»iioneenlnireuu, .lunsr, N,xr L Dnri s»; Lrttnkeurt n.L.: d^nui u'selie Nuolili.; Löl»! >n. IlXur ur u, kuria: II^v»s, Dsk-kir«, Nr ui-lr.» LCo., (8,1'Iuee de In Nour^ei; prax Iu I'uuuicu's Nuckk,; ^ion Xi„ Oi rLli« licrausgrder: Itouixl. Dls.cättiim de, Dresdoer ^ournnls, Dresden, Lisrieostrnsss Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 16. Juli. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, die bei dem letzten vberlansitzcr Lanetage Walpurgis auf den bisherigen Landcsbcstall- ten, Regierungsrath a. D. Franz Gnido Hempel auf Ohorn, gefallene Wahl zum Landesältcstcn, sowie die gleichzeitig stattgcfundcnc Wahl dcS Stiftsvcrwescrs des wcltadrligen Fräuleinstists Joachimstein, Theodor Gra fen und Edlen Herrn zur Lipp c-Bicsterfeld-Wei- ßenfcld auf Teichnitz und Lubachan, zum Landes- dcstalltcn der Oberlausitz, zu genehmigen. Dresden, 1. August. Seine Majestät der König haben dem Ncgicrungs Rathc bei der Kreisdircction zu Zwickau, vr. Wahle, die aus Gesundheitsrücksichten nachgcsuchtc Entlassung aus dem Staatsdienste mit der gesetzlichen Pension allergnädigst zu bewilligen geruht. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgcschichte. Berlin: Hofnachrichtcn. Die Stel lung der Post- und Telegraphenbeamten in der Com- munalsteuerfragc. Militaria. Feier der Lubliner Union in Posen und Westpreußcn. Zum Maurer- strike. — Kiel: Däuische Banknoten als Zahlungs- miitcl verboten. — Karlsruhe: Preßproceß. — Wien: Von den Delegationen. Ernennung. Ant wort des Reichskanzlers auf die Depesche des kgl. sächsischen Staatsministcrs Freiherrn v. Friesen. Er laß des Cultusministers in Sachen des Krakauer Karmcliteriuncnklosters. — Krakau: Zur Klo steraffaire. — Triest: Von der k. k. Flotte. — Agram: Baron Gablenz. Kaiser!. Gnadenact. — Paris: Verurtheilungcn. Versammlung aufgelöst. Vom Senegal. — Florenz: Vermischtes. — Rom: Dem Grafen v. Caserta ein Sohn geboren. Die österreichischen Klöster. — Madrid: Carlistenban- den. — Lissabon: Ministrrkrisis. — London: Ankauf der Telegrapenlinien vom Unterhause ge nehmigt. Proceß Murray. — Stockholm: Hof- nachrichtcn. Neuer nordamcrikanischcr Gesandter. — Bukarest: Ordensverleihung. Ungarische Invasion. — Belgrad: Ministerveränderungcn. —Alexan drien: Aushebung der Mission in Paris. Mini ster ernannt. — Bombay: Ans der neuesten Ucbcr- laudpost. — Mexico: Neuer Gesandter der Union. Handels- u. Schifffahrtsvertrag mit dem Norddeut schen Bunde. Diplomatisches. Innere Angelegenheiten. (Rechnungsabschluß des Fonds zu Pcusionnung der cmerilirten evangelisch lutherischen Geistlichen.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. (Leisnig.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Madrid, Sonntag, 1. August. (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta" meldet: Die ^artistischen Banden in der Mancha werden unablässig verfolgt. Zwei unbedeutende Banden haben sich in der Pro vinz Leon gezeigt. Sonst herrscht überall Nuhc. Die Berichte der lithographirtcn „Spanischen Kor respondenz", welche von einer Ausdehnung des ballistischen Aufstandes wissen wollen, sind als durchaus grundlos zu bezeichnen. Der Staatöministcr bat,, demselben Blatte zu- folge, an die diplomatischen Vertreter Spaniens im Auslande ein Rundschreiben gerichtet, welches die bisher erzielten Erfolge der Revolution auf zählt und hinzufügt, daß der Regierung während der parlamentarischen Ferien schwere Pflichten ob liegen. ES sei vor allen Dingen uothwcndig, den Geist der Anarchie niederzuhalten, welcher durch die Parteigänger einer imaflinürcn Legitimität ge schürt werde. TlMsgtschichtc. * Berlin, 31. Juli. Dcn ncuZten Nachrichten zufolge ist die Abreise Sr.Majestät des Königs von Ems vorläufig auf dm 10. August festgesetzt. Derselbe wird zunächst Wiesbaden und daun Homburg besuchen und sich an jedem Orte ein paar Tage aufhaltcn. Die weitern Bestimmungen sind uech nicht ganz festgestellt, doch wird der König sich vcrmuthlich dann nach Kassel begeben und am 24. August hier wieder cintreffen, um dem Manöver hiersclbst bcizuwohneu. Hierauf begicbt sich der König wiederum nach dem Main zu dcm Ma növer bei Frankfurt, dann zu dcn Truppenübungen nach Pommern und am 6. September nach Königsberg. Von Königsberg kehrt der König wieder nach Berlin zurück und begicbt sich hierauf nach Badcn-Badcn, wo ihn die Königin erwarten wird.-— Der Entwurf der ersten drei Bücher einer Pro ceßordnnng in bürgerlichen Nechtsstrcitigkcitcn für den Norddeutschen Bund wird in dcn nächsten Tagen im Verlage der k. geh. Oberhosbuchdruckerci (N. v. Decker) hiersclbst erscheinen. — Die Post- und Tclegraphenbeamten zerfallen in 2 Klassen: in solche, welche von der Präsidialrcgic- ruug augcstcllt wcrdm, und in solche, welche von ein zelnen Bundesregierungen angestcllt werden. Die Letz tem bleiben, obgleich sic, wie die Erstem, Bundes- beamte sind, unmittelbar doch Beamte dcr Negierung, die sie angestcllt hat, und unterliegen daher auch dcn auf die Beamten bezüglichen Landesbcstimmungcn, z B. in Preußen dcr Bestimmung darüber, wie die Beamten zu den Communalstcucrn hcranzuziehen find. Diese Auffassung hat der Bundeskanzler in einem Anträge an dcn Minister dcs Innern gegenüber der in Berlin eingeführten Commuualeinkommcnsteucr geltend gemacht, nnd Letzterer hat diese Auffassung in dem Erlasse an erkannt, welcher die Heranziehung der Beamten zu dcr erwähnten Steuer regelt. Dcn von dcr preußischen Regierung angestellten Post- und Tclegraphenbeamten können danach die Bcncficicn nicht entzogen werden, auf die sie als rein preußische Beamte Anspruch haben würden. — Die Gesammtzahl dcr infolge dcs letzten Feld zuges bis ultimo Juni dieses Jahres als inva lide anerkannten Mannschaften vom Feldwebel abwärts ist, dem „Milit. Wechenbl." zufolge, im ver flossenen Semester noch um 374 gewachsen. Es sind sonach bisher 11,414 Mann invalidisirt, welche sich auf die einzelnen Chargen folgendermaßen verthcilcn: Feldwebel rc. 196 ganz-, 42 halbinvalide; Scrgcntcn 568 ganz-, 141 halbinvalidc; Unteroffiziere 849 ganz-, 103 balbinvalide; Gemeine 8829 ganz- und 686 halb invalidc. — Die Entlassung dcr Reserven bei dem Gardecorps ist, wie die „N. Pr. Z." erfährt, nach einer nähern Bestimmung auf dcu 14. und 15. Sep tember festgesetzt worden. — Die Vorbereitungen zu der auf dcn 11. August bestimmten Jubelfeier der Lubliner Union werden — so schreibt man der „Osts. Z." — in dcn chcmals polnischen Landesthcilcn wie in der Emigration mit großer Rührigkeit betrieben. Den größten Glanz sollte die Jubelfeier in Lemberg cntfalt-m. Durch das polizeiliche Verbot sind zwar die öffentlichen Aufzüge und Volksversammlungen unter sagt worden, die Jubelfeier selbst aber ist von diesem Verbote unberührt geblieben nnd wird unter Bethei ligung aller polnischen Landcstbeile in umschlossenen Räumen stattfinden. In dcr Provinz Posen und Wcstprcußen soll die Lubliner Unionsfcicr nur in dcr Kirche und im häuslichen Kreise begangen und hauptsächlich.als Hebel der polnisch-nationalen Pro paganda benutzt werden. Zu lctztcrm Zwecke sollen populäre Schriften, welche über die frühere nnd künf tige Bedeutung dcr Union handeln, und in Paris ge prägte "ublincr Unionsmcdaillcn (mit dem Mutter- gottcsbildc und der Umschrift: „Königin Polens, bitte für uns!") massenweise an die untern Vvlksklasscn vcr- theilt werden; der; polnische, Adel dcr Provinz Poscn Feuilleton. Die Dresdner Kunstausstellung von 1869. III. Die hervorragendste Erscheinung dcr diesjährigen Ausstellung ist ein Gemälde des Dircctor Prof. vr. Schnorr v. Carolsfeld. Schon der Namc dcs Mei sters sichert dem Werke die allgemeinste Theilnahme, erhöht wird dieselbe durch den von ihm behandelten bedeu tungsvollen Gegenstand. Das Gemälde zeigt „Luther zu Worms vor Kaiser und Reich". König Maximilian ll. von Bayern bestellte cs im Jahre 1860, mit aus drücklicher Bezeichnung dcs Gegenstandes, für das Maxi- miliancum zu München. Dcr Umstand, daß nach dem Tode des Königs der Bau des Maximilianeums ins Stocken gerieth, verzögerte auch die Ausführung dcs Bildes; mit der Wiederaufnahme des Bauprojccts ist jedoch auch letzteres von Schnorr mit der ihm eigenen geistigen Regsamkeit und genialen Leichtigkeit des Schaf fen- in kürzester Zeit vollendet wordrn. Die bildende Kunst beschäftigt sich gegenwärtig leb hafter als früher mit der Reformationszeit. Wie alle Krisen der Weltgeschichte bieten ihre Kämpfe mit der bestehenden Welt eine Fülle großartiger Motive dar; durchgehends herrschen noch phantasiereiche Culturformcn, überall zeigen sich noch kecke Eontraste und abenteuerliche Schönheiten; dazu ist jene Zeit mit der unsrigen so vielfach verwandt, daß ihre Stoffe der Gegenwart sich überall vertraut darbieten. Einer der gewaltigsten, alle malerischen Vortheile enthaltenden, der Sympathie sicher sten Momente jener Zeit ist der Reichstag zu Worms, dcr Geburtstag des deutschen ProstetantiSmus, der von da an die Welt erschüttern und umgestalten sollte. Die künstlerische Verherrlichung dieses Momente- konnte in keine bessern Hände gelegt werden, al- in die Schnorr'-. Er hatte die deutsche Heldensage und die Glanzepoche deutscher Geschickte, die deutsche Kaiscrzeit, wieder le bendig vor die Augen hingcstellt; er mußte auch zur Verherrlichung einer mit dcr ganzen Entwickelung dcs deutschen Naüonallcbcns so eng verbundenen religions- gcschichtlichcn Heldenzcit das richtigste Verständniß besitzen. Betrachten wir die Schnorr'schc Arbeit. Die Sce- uerie ist dcr hohe gewölbte Saal im Bischofshofe zu Worms. Im Vordergründe, rechts im Bilde, sitzt unter einem rothen Thronhimmel Kaiser Karl V.; die jugend liche Gestalt neben ihm dürfte wohl Erzherzog Ferdi nand von Oesterreich sein. Dem Throne zunächst, vorn auf beiden Seiten dcs Bildes, befinden sich die hohen Würdenträger der Kirche und die Kurfürsten, unter de nen man das Antlitz Friedrtch's des Weisen erkennen wird. Dcn Mittelgrund und die Galerien dcs Hinter grundes füllen Geistliche, Ritter und Herren deutscher und welscher Nation an. Alles hat dcn Blick auf den Mönch gerichtet, dcr schlicht und bescheiden, aber über- zcugungsmuthig und fest vor der glänzenden Versamm lung, vor des Kaisers Majestät und allen Ständen des heiligen römischen Reichs dasteht. Zu seinen Füßen liegen die Schriften, wegen der er sich verantworten soll und hart wird ihm ob derselben von dcm Official von Trier, von Johann Eck, zugesetzt. Unbekümmert um dessen drohende Haltung, und aufgefordert, eine kurze, runde Antwort ohne alle Disputation zu geben, spricht Luther jene denkwürdigen Worte, in welche er seine ganze Geschichte und Stellung, sein ganzes Ge- müth und seine unvcrgängltchc Bedeutung zusammen faßt: „Es sei denn, daß ich durch Zeugniß der heilt- gen Schrift oder mit klaren und Hellen Gründen über wunden werde... so bin ich überwunden und gefangen in meinem Gewissen in GottcS Wort, und kann und mag darum nicht widerrufen, weil weder sicher noch bat 14,212 Sück solcher Euuncrnngcmc^allcn aus Paris verschrie', n, um sic au sOne Dienst- und Ar- bsttsleuic unentgeltlich zu vcrthcileu. Die polnische Emigration will die Lubliner Unionsfeicr zur Herbei führung einer Verständigung unter allen slawisch n Volksstämmcu lunutzcn und hat zu diesem Zwecke Ein ladungen zu einem allgemeinen Slawcncvugrcß er lassen, dcr in Paris, oder falls er dort auf Hinder nisse stoßen sollte, in Brüssel abgrhaltcn werden soll. — Die „N. A. Z." schreibt: Trotzccm in dem schwe benden Maure rstrike gerade in dcu letzte» Tagen die Stimmung dcr Meister eine gewisse Erdittcrung zeigte, ist doch alle Aussicht vorhanden, daß die An gelegenheit schon in der nächsten Woche zu cincm beide Theile befriedigenden Abschlusse gelangt. Bereits arbeiten wieder über 2000 Gesellen, also über ein Drittel; und nm auch die übrig.u baldigst dcr gewohnten Beschäf tigung zurückzugcbcn, hat der Com'tv beschlossen, aus die Unterschrift dcr Meister unter d<.u neuen Lohntarif zu verzichten, sofern sich letztere auf irgend eine andere Weise verpflichten, dcn Tagelohn von 1 Thtr. zu zahlen. Nun haben aber die Meister in idrcn Versammlungen wiederholt erklärt, daß sic die Lohnforderung der Ge sellen im Allgemeinen nicht für übertrieben halten, vicl- mehr als gerechtfertigt anerkennen, nnd daß sic nur iu der geforderten Unterschrift eine Beleidigung ihres Staudes erblicken; nachdem also dieser Dissens fort- gefallen, steht dcr Verständigung nichts mehr im Wege. Kiel, 30. Juli. Die „Kieler Zcimng" veröffent licht ein Schreiben dcs Handels- und d.s Finanzmi- nistcrs an den hiesigen Handels- uod Jndustri.vcrcin, worin das Gesuch desselben, das Gesetz über die Be schränkung dcr Zahlungsleistung mittelst auslän dische» Papiergeldes sür die Elbherzogthüme. mit Be zug auf dänische Banknoten zu snspendireu, ab- gelchut wird. Karlsruhe, 30. Juli. Heute wurde vor dcm hie sigen Schöffengerichte ciri nicht uninteressanter Preß- proceß gegen 36 Angeklagte verhandelt, über wel che» eine Karlsruher Correspondenz dcs „Fr. I." Nach stehendes berichtet: Vorauszuschickcn ist, daß die „Bad. Ldsztg." vor einigen Wochen mehrere offene Sendschreiben an Kaufmann Jakob Lindau in Heidelberg brachte, welche sein agitatorischer- Wirken mißbilligten und mit „mehrere Priester" unterzeichnet waren. Es wurde nun, von wem ist nicht recht ersichtlich, eine Er- kle-rung der katholischen Geistlichkeit Badens veranlaßt, die nach Capiteln im „Bad. Bcob." unterschriftlich erklärten, daß sie keinen Theil an diesen offenen Briesen haben und über haupt nicht glauben, daß solche von Priestern hcrrühren. Man gedachte damit entweder zu erreichen, daß man den bez. die Namen, des bez. dcr Briefschreiber, erfahre oder aber die „Bad. Ldsztg." der Schriftfälschung überführe. Beides ist bis jetzt mißlungen, da noch lange nicht alle Priester unterschrieben haben, einzelne sich sogar davor bewahren, daß ihnen die Pi stole so auf die Brust gesetzt werde. Einige der Erklärungen der Capitelsgeistlichkeit sind ruhig, andere äußerst heftig abge faßt. Eine der heftigsten ist die dcs Landcapitels Heidelberg, welche, von 34 Priestern mit Namen unterzeichnet, die „Bad. Ldsztg." der „ehrlosen Schriftfälschung" beschuldigt, so lange nicht.der Name der Priestn: genannt werde. Gegen diese 34 Unterzeichner, sowie den Trucker und Verleger des „Bad- Beobachters", war die Ehrenkränkungsklage deS Herausgebers und EiacnthümerS dcr „Badcnschen Landeszeitung", Buchhänd ler C Maklot, gerichtet. Gegcn die beiden letzter» Angeklag ten wurde noch weitere Klage gerichtet wegen eines später als die Erklärung dcr 34 Geistlichen erschienenen ArliblS, in wel chem gleichfalls die Beschuldigung der Fälschung erhoben wor den war. Die Verteidigung machte unter Andern: geltend: Die 34 Geistlichen haben dcu iu ihrer Mitte befindlichen Be- ncficiaten Schuh in Heidelberg im Allgemeinen beauftragt, eine Erklärung gegen die „LandeSztg." zu geben, zn ehrcnkränken- den Ausdrücken hi den sie ihn aber nicht bevollmächtigt. Schuh habe den Artikel für sich verfaßt nnd dessen Veröffentlichung besorgt. Beneficiat Schuh gab die Erklärung ab, der Artikel stamme von ihm allein her und habe er denselben, ohne vor her die Gutheißung der Form von irgend einem dcr übrigen 33 Geistlichen einzühvlen, dem „Beobachter" eingesavdt. Fer ner versuchte die Vertheidigung, aus der Stellung der 6 cist- lichkeit und aus dcr Haltung der angegriffenen Zeitung die Be rechtigung zu solchem Vorgehen abzu eiten, und betonte noch außerdem die bedingte Natur der Injurie Was den Redac tcur und dcn Drucker betreffe, so feien diese durch die Namen der Einsender gedeckt und überdies noch dadurch, daß der Re dacteur nach Anleitung des Preßgcsetzes noch rechtzeitig/den Verfasser genannt habe. Was den zweiten incriminirten Ar tikel betreffe, so gche schon aus dessen ironisch humoristischer Farm hervor, daß daGanze nur ein Scherz sei- llebrigens sei die Beschuldigung der Fälschung ja »ich: gegen den Kläger, sondern mir gegen die „Landeszeünng" und überhaupt nur gemacht worden, um den oder die Namen dcs oder der Prie ster zu erfahren, und trägt der Anwalt des Beklagten, Herr Schulz ans Heidelberg, mn Freisprechung an. Der klägerische Anwalt, Herr Fürst von Karlsruhe, dagegen führte aus, daß der Natur her Sache uach die Ehre dcs verantwortlichen Re- dacteurS, Desjenigen, der das Blatt zeichne, gekränkt sei, wenn dcm von ihm gezeichneten Blatte solcher Schimpf angethan werde; feiner suchte cr die MüverantwMltichkeit der 33 Geist lichen trotz der gemachten Einwendungen aufrecht zu erhalten und beharrte bezüglich des ziveilen incrimmirlen Artikels auf dem Ernste und der Schwere dcr Beschuldigung trotz der iro nisch humoristischen Form, dir er übrigens nicht zugab. Noch ist ein Versuch dcr Vertheidigung zu erwähnen, die mehr fach wiederholte Behauptung der „Landcszeitung", die offenen Briese rührten dennoch von wirklichen im Amte befindlichen Priestern her, zu verdächtigen. Zn diesem Behufe wurde die Behauptung ausgestellt, der Klager habe nachträglich noch brief lich den Pfarrer Zerrer veranlassen wollen, sich als einer der Verfasser der offenen Briese zu bekennen Dcr heute als Zeuge austretende Pfarrer Zerrer aber erklärte, er habe nie einen derartigen Brief vom Strafklager erhalten. Nach drei stündiger Verhandlung zog sich das Gericht zurück nnd ver- sündete eine halbe Stunde später als Urteil: wegen deS ersten mcriminirleu Artikels wird Bcncfi ial Ecbnh zu-l>Fl. Geld und iu die Hälfte der Kosten vcrnrtheilt, die übrigen 33 Geistlichen, sowie dcr Reda tcur und dcr Drucker dcs „Bad. Beobachters" aber werden sreig-lpiocdcn. We cn dcs zwciten incriminirten Artikels wird der Rcdacteur Bcrbcrich des „Bad. Bcobachtcrs" zu 2.» Fl. Geldstrafe und ein Viertel dcr Kosten und der Drucker Großmann dcs genannlcn Blattes zu >" Fl. Geldstrafe und ein Viertel der K- steu verurteilt Die Entschetun-sgründe schließ»n sich im Allgemeinen den Ausführungen des kläacri- scheu Anwalts an, erkennen an, daß der Klüger durch die frag lichen Artikel in seiner journalistischen nnd bürgerlichen Ehre schwer gekränkt sei, beben aber bcrvcr, das; sür die Mitschuld der 33 Geistlichen keincrlei Bcwcis erbracht sei, und daß der Redacteur und Druck,r als durch den Einsender gedeckt erschei- uen. Für den zweiten Fall wird die Schwere der Beschuldi- gung trotz dcr Form betont. Als strasmil ernd wird die Hef tigkeit deS gegenwärtig iu der badeiifcheu Presse tobenden Par teikampfes anerkannt. Von den Angeklagten war Beneficat Schuh und vier bis fünf der 34 Geistlichen, sowie der Redac teur Berberich in Person erschienen. Hervorzuhcbcn ist noch als Cnriosum: Anwalt Schulz, der Verthcidiger der Geistlich keit und des ultramontancn Blattes, ist Protestant, der kläge rische Anwalt Fürst aber Katholik- * Wien, 31. Juli. Die Dclegationsseffion soll, wir die „Boh." erfährt, am 20. August geschloffen werden. Heute versammelte sich die ganze ungarische Delegation zu einer Confcrcnz, in welcher über den Tag dcr nächsten Sitzung b^rathen wurde. Derselbe wurde abermals, und zwar aus Donnerstag, 5. August, verschoben; man will nämlich die Militärsection in ihren Arbeiten nicht stören und hofft, daß dieselbe bis Donnerstag fertig sein werde. Die Militärsection wählte gestern einen Subcomitv zur Fvrmulirung dcr definitiv beschlossene» Anträge. Heute rcfcrirtc dcr Subcomite, und wurde Titel I von 3,027,414 Fl. auf 2,624,426 Fl. rcducirt. Titel II wurde anstatt mit 158,599 Fl. nur mit 147,822 Fl. bewilligt. Die Kosten der ungarischen Kronwache, wurde beantragt, in das ungarische Landcsbudgct cinzustellen. — Im Budgct- ausschuß dcr Rcichsrathsdclcgation kündigt Mer tons eine Resolution wegen dcr Ungleichheit der Gagen der Cavalericoffizicre an. Die Kosten für das Fuhr wesen wurden mit cincm Abstriche von 27,813 Fl., die Ncmcntirnng wie im Vorjahre mit nur 904 917 Fl., die MiUläibildnugsanstallen nack dem Ncgierungs- ansatze, die Verpflegsmagazine mit cincm Abstriche von 44,626 Fl., die Bcttenmagazine nach dcm Rcgierungs- ansatzc angenommen. — Die hcutige „W. Z " meldet, daß auf Grund dcr vom Kaiser genehmigten Errichtung von Eommerzkanzlcicn bei dcn k. und k. Missionen im Auslände dcr bisherige Kanzlcidircctor dcs k. und k. Gciicralconsulats in Paris, Ministerialrath vr. Ritter v. Schwarz, zum Cvmmcrzkanzleidirector bei dcr dor tigen k. und k. Botschaft und zum G.neralccnsulsstcll. Vertreter ernannt worden ist. — In dcr „W. Abdp." wird heute „zur Vervoll ständigung dcs diplomatische» Materials" die Ant wort des Reichskanzlers ans die (iu Nr. 172 ent haltene) Dcpcsche dcs k. säcksischcn Staatsministers Frhrn. v. Friesen mitgcthcilt. Das Schriftstück ist an dcn kaiserlich österreichischen GZaudten in Dresden Frhrn. v. Werner gerichtet nnd lautet: gcrathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir!" — In reicher Nüancirung spiegelt sich dcr Eindruck dieses Auftretens Luthcr's in der Versammlung wieder. Hier Verachtung und Haß, dort Einverständnis;, Blicke der Ermuthigung und htngebendcr Bewunderung. Stahl- gcpanzerte Männer lauschen den Worten und blicken, wie dcr im Schlachtcnlärm rrgraute Georg v. Frunds- berg, weich darein. Selbst dcr Kaiser anerkennt wenig stens die Unerschrockenheit des Mönchs. Die Gestal ten sind weit entfernt vom Actmäßigen dürftiger Mo- dellsclaverct und nicht um blosc Porträttrcuc handelte cs sich in dcn ausdrucksvollen Köpfen. Da ja, was man eben historischen Stil nennt, das Persönliche im Geschichtsbild, wo man vor Allem die Idee in gro ßen Zügen sehen will, weniger betont werden darf. Man darf daher, obgleich das Bild kräftig nnd schön gemalt ist, auch keine chargirtcn Farbenwlrkungen in demselben suchen. Die Localität und alles Beiwerk ist einfach und zurückhaltend behandelt, und leise und discrct, um die Aufmerksamkeit nicht von den charaktervollen Hauptgestaltcn abzulcnkcn, auch dcr Lichtstrahl nur an- gcdeutet, der über der Versammlung durch das hohe Fenster des Eingangs hereinbricht und in dcm, wie tn dem letzten Accord eines Musikstückes, die Idee dcs Ganzen, das Auftreten einer neuen sittlichen Macht in der Weltgeschichte, symbolisch verhallt. Auch von einem Schüler Schnorr's, von Franz Dietrich, finden wir eine größere bcachtenöwcrthc Arbeit, welche, wenn sie auch als Erstltngsarbrit noch Unzulänglichkeiten in der Ausführung hat, doch durch die poetische Erfassung dcs Gegenstandes auf eine nicht gewöhnliche künstlerische Begabung deutet. Dcr reali stische Zug unsrer Zeit läßt nur selten noch eine poetische oder, wa- gleichbedeutend damit ist, ideale Regung aufkommcn; und um so crsreulichcr und an- crkcnnenswcrthcr ist cs, wie dcr junge Künstler in seinem aus dcm Lcbcn gegriffenen Gegenstände eine Darstellung hcrausgcbildct hat, welche mit dcr Wahr heit und NatürlichkZt dcr Motive die ideale Seite menschlicher Dinge verbindet. Tas Bild betitelt sich „die Friedensbotschaft". Sichtlich unter dcm Eindrücke dcs Friedensschlusscs von 1866 entstanden, bat der Künstler darin die Botschaft als eine Himmclsbotschaft aufgcfaßt. Weißgekleidete Jünglinge niit Hcroldsstäben sind die Himmclsbotcn in seinem Bilde, welche den Frieden verkünden. Die Thore dw altcrthümlichen Stadt, von deren Thurme die weiße Fahne flattert, öffnen sich, und die ganze Bevölkerung, alle Stände und Alter, zichen frei aufathmcnd den Boten entgegen. Freude und Schmerz bc ;rüßcn die hcimkchrcnden Krie ger, und in anziehender Weise werden uns alle Situa- tioncu zu Gcmüthc geführt, welche das große Ercigniß mit sich bringt. Selbst die Erde scheint in den Jubel cinznstimmcn, Segel blinken wieder auf dcm Strome, und am Himmel sogar scheint die Sonne dcn Frieden zu verkünden. C. Clß. 1 Geographie. Das 6. Heft von Or. A. Peter man n's„G co graphisch cnMitt Heilungen" bringt folgcude größere Aufsätze: Die wissenschaftlichen Er gebnisse dcr ersten dcutschcn Nocdfahrt 1868, von W. v. Frccden. Die amerikanischen Eisenbahnen nach dem Pacific, von Th. Pöschc. Die Erdbcbenfluth im pa- cifisckcn Ocean vom 13. bis 16. August 1868, von vr. F. v. Hochstctter. Hieran schließen sich zahlreiche geographische Notizen und die dritte Ouittung über rin- gegangcne Beiträge für die zweite deutsche Nordpolar- expedttion. '
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