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Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied des Sächsischen und des Deutschen Zeitungsvcrieger-B-reins (E. V.) — BerlagSort Waldenburg Sachsen. Anzeigen bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags ^-3 Ahr in der Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Geschäftszeit 7—12,2—5 Ahr. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in.Wolkenburg bei Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streit, Aussperrung, Maschinen bruch, Storungen im Beiried der Druckerei oder unser Lieferer Hai der Bezieher keinen Anspruch auf Erhall der Zellung oder Rückzahlung de« Bezugspreis«. Für Richtigkeit der durch Fern- spreche! aulgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Donnerstag, den 7. Juni 1923 45. Jahrgang. Nr. 129 Gefamtforderung von 50 Milliarden Goldmark? Neuester Dollarkurs (vorbörslich) 72 5VO. Lie Veröffentlichung -er deutschen «ntwortuote wird a« Freitag erfolgen. Neber die Beamten, und StaatSarbeiter GehaltSruschläge wurde eine Einigung erzielt. Lie PortosLtze werden vom 1. Juli ab vervierfacht. I« Reichstag wnrde eine Interpellation über die Mark- entwertnng eingevracht. Die Sozialdemokratie sagt de» Kampf gegen den Reichs- kanzlrr an. In Berlin fand « gestern zahlreiche sozialdemokratische Protestversammlungen statt. I» Düsseldorf erschaffen die Franzose« einen 7jShrigen Knabe«. I« Schlesien ist ein Landarbeiterstreik ausgebroche«. I« Leipzig kam es gestern z» neue« Demonftratione«. Die deutsche« Kolzlieferu«ge« a« Italien find «ach- geholt. England gibt in der Saarfrage nicht «ach. Die englische Regierung hofft, daß die neue« deutsch « Vorschläge eine Grundlage zu Verhandlungen Vieten werde«. Baldwin will die Reparationsfrage znr Entscheidnng bringe«. Lord Cecil schlagt die «nflösuug der saarländischen Regierungskommisflo« von »Waldenburg, den 6. Juni 1923. LS ist nicht uninteressant, angesichts des Garantie- anaebotS der deutschen Industrie an die Reichsrsgle- rung und der sich aubahnenden Möglichkeit einer end gültigen » Regelung des Reparationsproblems einen Blick auf gewisse Vorgänge zu werfen, die sich in Pa ris hinter den Kul issen abspielen und irgend wie auf eine taktische Schwenkung der französischen Politik gegen Deutschland hinzudeuten schienen. Zwei verschiedene Strömungen ringen in Frankreich schon seit Monaten miteinander: die nationalistische, für du es nur eine Eroberungspolitik gibt, und die industrielle, die eigener Interessen und Lorteile^wegen den Weg der Verhandlungen mit Deutschland'M den verstän digeren hält, um zum Ziel zu kommen. Tie Auswir kungen dieses inneren Kampfes haben sich in letzter Zeit mehrfach gezeigt: Einmal ist es innerhalb der In dustrie insofern zu einer Klärung und Scheidung gekom men, als die am Ruhrkoks und an der Erhaltung des rheinisch-westfälischen Absatzmarktes hervorragend interessierte de Wendel-Gruppe sich durchsetzte und der Sieg über die zur nationalistischen Richtung und mi litärischen Eroberung des NuhrgebieteS neigende Schneider-Gruppe davontrug, die dann auch aus dem Comitä auLtrat. Infolgedessen hat nun de Wendel die Führung und beginnt energisch für eine Verständigung am grünen Tisch Stellung zu nehmen. Da die de Wendel-Gruppe äüe überhaupt die im Comite des Forges zusammenge- sahte französische Schwerindustrie zu einer der mäch- trgsten und einflußreichsten Gruppen in Frankreich ge hört, darf die Verschiebung der Verhältnisse keines wegs unterschätzt werden, zumal auch Präsident Mil lerand dem^» Standpunkt der Industrie zuzuneigen scheint; wenigstens wurde so etwas in der französischen Presse wiederholt angcdeutet. Und Poincars selbst scheint sich nicht mehr ganz sicher zu fühlen, zumal in dustrielle Kreise heftig gegen ihn Sturm laufen und kern Tag vergeht, an dem ihm die Presse der Industriel len nicht vor Augen hält, wie kläglich die Ergebnisse seiner Ruhcaktion sind, und daß es doch wohl besser wäre, wenn ein Geeigneterer feinest- Platz einnehmen würde. TaS Vertrauensvotum nach der mehrtägigen Ruhrdebatte in der Kammer, in der der nationalistische Plock den Ausschlag gibt, hat allerdings erneut gezeigt daß die Wünsche der französischen Industrie im Par lament noch keinen Widerhall finden. . AErUch schwer vorauszusagen, wann di< französische Industrie auf dem Plan erscheinen wird wirtschaftlichen Interessen Frank, rcickö aeaen die nationalistischen Wünsche des Herrr PotncarS und seiner Getreuen tn die Wagschals zu wer- fen. Man würde sich jedoch, einer bitteren Täuschung hingeben, wenn man annehmen wollte, daß diese wirt schaftlichen Interessen Frankreichs zu annehmbarer Förderungen, an Deutschland führen würden: soviv ist bereits zw-uns gedrungen, daß man in Frankreick ernsthaft mit dem Plan umgeht, eine Beteiligung ar der deutschen Industrie zu verlangen, d. h., di< deutsche Industrie soll sich zu einem er. he blichen Teil dem französischen Rentnei dienstbar machen. Ein solcher Play^ird jedoH auf deutscher Seite auf entschiedenen Wiverstand sto ßen, da e» nicht angeht, etne Ueberfremdung der denk schen Industrie durch französisches Kapital hinzuneh. men. Infolgedessen liegt es jetzt an der deutschen Re gierung, hervorzutreten und Frankreich ein durch di« Jndustriegarantie besonders wertvolles «nd gesich«. les Reparationsangebot zu machen, dessen Ablehnung Frankreich nach Möglichkeit zu erschweren ist. Daft« muß aber von deutscher Seite unbedingt die Forderung aufgestellt werden, uns nach jeder Richtung hin Wirt- < Ha i tl i ch xHr e ihe i t e n zu gewähren. Solche be- stKen natürlich auch darin, uns von jeder überflüssigen UUabe zu befreien, damit die gesamten deutschen <Än- ÜW"^»erfaßt und zusammengehalten und dem deut. tr Zur Aufbringung der Repara- tiMMniMarden Nieder zugeführt werdet könne«. Auf bkAen Punkt ist bei den bevorstehenden Verhandlun gen da» größte Gewicht zu legen: denn wenn es uns gelingt, jeden fremden Truck auf die deutsch«» Finan- deutsche Wirtschaft zu beseitigen, dann ev- grot sich ohne weiteres eine Aufhebung der Milliar- ?en kostenden Rheinland- und Ruhrbesetzuna. Rur IN die.em Sinne ist das Jndusiriecmgebot auffufaffen und nicht anders . ~ Politisches Runs sch au. DeutschrsMeich. Die' deutsche Note. Reichskanzler Dr. Enno ha» Montag nachmittag nacheinander die Vertreter der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, der bürgerli chen Arbeitsgemeinschaft und der Deutschnationalen Volkspartef^dmpfangen und ihnen die Grundlage des deutschen Ergänzungsangebots nach dem Ergebnis der letzten internen Verhandlungen und der letzten diplo matischen Aussprachen mitgeteilt. Di<„Ueberreichung der Note steht unmittelbar bevor, und dann dürfte auch gleichzeitig ihre Veröffentlichung erfolgen. Es er scheint deshalb zwecklos, auf die verschiedenen Kombi nationen über ihren vermutlichen Inhalt einzugehcn. Der Reichstagsausschuß für die Untersuchung der Markstützung setzte am Dienstag seine Verhandlungen in öffentlicher Sitzung fort. Havenstein meinte, seit' Juni 1920 sei ein Passivsaldo der Handelsbilanz von 6 Milliarden Goldmark eingetreten. Aus der Ausfuhr konnte deshalb keine starke Reserve an Devisen ange- sammrlt werden. Bankier Löb schätzt die gesamten Devisen- und Nvtenbestände in Deutschland auf höch stens 1'/, Milliarden Goldmark. Die Sozialdemokratie sagt den Kampf gegen Reichs kanzler Cuno an. Die schlesische Sozialdemokratie ver öffentlicht eine Entschließung, in der es heißt, daß sich die Sozialdemokratie nicht mehr damit begnügen dürfe, die alleinige Verantwortung dem Bürgertum zu über lassen, sondern daß sie jetzt den Kampf gegen diese Re gierung der vollständigen Kraftlosigkeit gegenüber dem Auslande und dem inneren Stabilisierungsgegner durch eine entscheidende Gegenaktion aufs äußerste verschärfen müsse. Die Partei müsse zu dem außerparlamentari schen Mittel der Volksabstimmung schreiten oder eine Auflösung des Reichstags herbeiführen. Tie deutschen Holzlieferunern an Finnen «aq c-cholt. Wie die italienische Regierung offiziös be kanntgibt, ist Deutschland bislang mit allen rückstän digen Holzlieferungen an Italien nunmehr nachge- kominen.;« Toch machte der Transport Schwierigkeiten, da nach dem französischen Vorgehen in Baden nur die Brennerlinie offen war. Eine Denkschrift des Neichslandbundes. Der engere Vorstand und die Vertreter-Versammlung des Reichslandbundes beschäftigten sich am Montag mit dem Garantieproblem. Es wurde beschlossev^sich, wie im mer, den Forderungen des Vaterlandes nicht zu ver schließen und in einer Denkschrift an den Reichskanzler die Opferwilligkeit der deutschen Landwirtschaft zu be kunden. Würde durch Hergabe des gesamten landwirt schaftlichen Vermögens das deutsche Volk von der Pei nigung durch äußere Feinds befreit werden können, so würde das geschehen. Ta aber diese Aussicht, ange sichts des Vernichtungswillens Frankreichs, nicht im geringsten besteht, vielmehr die Gefahr droht, daß die heutige Politik keinen Eindruck auf die Feinde machen wird, ist die Opferwilligkeit der Landwirtschaft dadurch begrenzt, daß sie in der Lage bleiben mutz, die Ver antwortung für die Ernährung des deutschen Volkes in der kommenden Not zu tragen. - Eini; ung über die Beamtem und Staatsarbriter« zn chlärje.» Nach langwierigen Verhandlungen der Re gierung Mit den Spitzenorganisationen der Staatsar- ^bciter konnte am Montag in später Nachtstunde eine Einigung erzielt werden. In Ortsklasse A beträgt der Stundenlohn ohne Ortslohnzulage für den Handwer ker 2250 Mark, für den ungelernte»?Arbeiter 2108 Mark gültig ab 1. Juni. Die Höchstgrenze der Orts lohnzulage ist mit 70 Proz. vom Grundlohn verein bart worden. Tie Auszahlung wird möglichst beschleu- nigt. Am Dienstag wurde auch über die Bezüge der Beamten und Angestellten eine Einigung erzielt. Ab 1. Juni soll der Teuerungszuschlag 2900 Proz., der Frauenzuschlag 32 000 M. betragen. Frankreich. „Echo de Paris" meldet, daß Baldwin die Absicht habe, in Paris eine entscheidende Verhandlung mit PoincarL über die Reparationsfrage zu führen. Er will dieser Frage ein Ende machen. Der Augenblick scheine ihm hierfür günstig zu sein. Belgien. Die belgische Regierung beabsichtigt eine Gesetzvorlage einzubringen, wonach die im Staatsdienste befindlichen Beamten kein Streikrecht besitzen. England. Im Unterhause erklärte Mac Neill auf eine Anfrage, die englische Regierung sei vom Völkerbund nicht offi ziell davon in Kenntnis gesetzt worden, daß im Saar gebiet der französische Franken als einziges gesetz liches Zahlungsmittel eingeführt wird. , Der Nationalverband der englischen Industri ellen lieh die Regierung in einer Resolution bitten, England müsse, wie auch die deutschen Vorschläge sein mögen,^verlangen, dah Deutschland gezwungen werde, seine Mrplfichtungen durch, geeignete Steuern und wirk same Maßnahmen zu erfüllen und nicht durch die Aus gabe von Papiergeld. Die Resolution wendet sich auch gegen die von der deutschen Regierung--gewährten Sub ventionen, beispielsweise an die Eisenbahn. Dies« würden die englischen Interessen benachteiligen. - Der „New Uork Herald" bringt kn der Saar gebietsfrage folgende Londoner Mitteilung: Aus einer Aeuherung, die in offiziellen Kreisen gemacht wurde, geht hervor, dah die englische Regierung auf ihrer Forderung? nach Einsetzung einer UntersuchungSkom- mission im Saargebiet besteht und zwar trA des Widerspruches Frankreichs, das dem Völkervund di« Berechtigung zu einer solchen Untersuchung abstreitet. Lord Robert Cecil wird diesen Standpunkt bei vem Zusammentritt des Völkerbundes znr.Geltung bringen und nötigenfalls einen Vorschlag zur Aufliffung der gegenwärtigen Saargebietslvmmission machen, da man erachte, dah sie völlig unter französischem Einfluß stehe.