Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Gemeinde - Giro - Konto Nr. 136. ! Freitag, den A Februar 4927 26. Jahrgang. amtlichen Bekanntmachungen zu Ottendorf-Okrilla. Mit den Beilagen »Neue Illustrierte', »Mode und Heim' und »Der Kobold'. Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. MterWWS Diese Zeitung veröffentlicht die des Gemeinderates - w»Ä«u muß »der wem, d« « Armkm» g«A. Hiiiiiiiiiiiiiiiiiitti»»«»»»» »iiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiittÄiMiD« »ocher bekanntgegeSch. Zeder Anspruch «uf StschtÄ «lischt, vr» der Anzeigeu-Vetrag durch mage itng««^ »1l1lllIII1iiiiliiliiliiiiiiiiiiiiiii, H vt« .Ottendorfer Zeitung- erscheint Diene» - tag, Donnerstag und Sonnabend. - v« B«»llg«-Pret» wird mit Begin» - jeden Monat, bekannt gegeben. M Im Kalle höherer Gewalt sKrieg od. sonst. - - ögendwelcher Störungen de, Betriebe« der L L Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderungs- H 2 Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An» - » sprich auf Lieferung oder Nachlieferung der - m Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreise,, ü »111,11 IIIIII »III« IIIIIIIIIIIIIIIIIIH Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer 2f OertlicheS «uv Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, den zr. Februar zSrr. — A« Freitag und Sonntag wartet da» Kino zum Hirsch mit einem ganz außergewöhnlichen Programm auf. Ill e» doch der Direktion gelungen, den Film „Der tanzende Tor" wrlcher erst vor etwa 8 Tagen im Zentrum-Lichtspielen in Dresden seine Uraufführung erlebte, für beide Tag« nach hier zu leihen. Ein Besuch dieses Films, der al« ein Meisterwerk der nordischen Filmkunst gilt, ist zu empfehlen. Nähere« sieh« Inserat. — Am 17. Februar wird in allen Kulturländern der 100. Todestag de» Schweizer Schulmannes, Kinder» uud Menschenfreundes Joh. Heinrich P«stalozzi gefriert wrrden. Sein Leben und Wirken war ein rastlos unermüdliche» Schaffen am Wohl« der Menschheit. Klar erkannte er die Schwäch«« seiner Zett und bekämpft« sie durch die Tat. Sein« tiefe, selbstlose Liebe galt besonder» den Armen und Waisen, denen «r Heimat uud Familie ersetzen wollte. In seinen Erziehungsanstalten und Waisenhäusern schuf er die Grundlagen zur allgemeinen Volksschule, zu neuen Methoden im Unterichte, zu einrr Erziehung durch Li«be und Güt«. Di« Kräfte de» Leiste« der Hand und des Herzens müssen geübt werden, um verständige, arbettssame und zufritdine Menschen zu bilden. Dadurch wurde er zum Sucher, Seher und Künder der Erziehung-ideal« der Gegenwart. Di« Schule wird da» Andenken dieses «dl«n Manne« durch «ine G«d«nkfeier für die Schulkinder und einen Elternabend am Montag den 21. Februar abend» 8 Uhr im Hirsch ehren- Dazu werden alle Eltern und Freunde der Volksschule herzlichst eiugeladen. — Am Montag beging im Saale de» Gasthofe» zum Hirsch der Gewerbeverein fein diesjährigee» Wintervergnügen bei einer zahlreichen Teilnehmerschar. Die Darbietung der Kapelle Löhnert, die Lieder zur Laute, vorgetragen von Herrn Gnauck jun. uud ein humoristischer Bortrag sanden guten Anklang. Auch da« Lustspiel, von den Spielern gut dargeboteu, verursachte viel Heiterkeit. Der 1. Vorsitzende, Herr König, begrüßte die erschienenen Mitglieder und Gäste und wünschte allen einen genußreichen Abend. Ein ge mütlicher Tanz hielt daun noch di« Erschienenen lange Zeit beisammen. — In der letzten Singestunde de« M.»G.»V. Deutscher Gruß wurde beschlossen, am Freitag, den 11. März einen gemütlichen Tanzabend im Rahmen der Verein« abzuhalten Am ersten Osterfeiertag soll dann ein öffentliche« Gesang«, konzert mit besonder« Saaldekoration ab gehalten werden. Beide Veranstaltungen finden au« Anlaß de» zwanzigjährigen Bestehen« de« Verein« statt. — Kein Karneval ist imstande Heiterkeit und frohe Laune für da« ganze Jahr zu spenden. Diese Wohltat vollbringen die Meggendorser-Blätter deren wöchentlich neu erscheinende Hefte jedetmal so viel neue Witze, Anekdoten, Satteren, Humoresken und Gedichte heiteren und lyrischen Charakter« enthalten, daß die Lektüre jedem Leser Stunden ungetrübt« Fröhlichkeit bereitet. Dazu kommt der von ersten Künstlern geschaffene illustrative Teil, der stet» mit lustigen Zeichnungen, Karikaturen und farbigen Bildern ausgrstattet ist. Die in jedem Heft «scheinende Wochen- aufgabe gibt allen Lesern Gelegenheit selbst heitere Einfälle zu produzieren— und die Chance dafür 100 Mk. zu er halten. Vollkommen unpolitisch sind dir Meggendorser- Blätter, dar Witzblatt sür jeden, der Humor und Satire liebt. Da« Abonnement auf die Meggendorfer-Blätt« kann jederzeit begonnen werden. Bestellungen nimmt jede Buch handlung und jede« Postamt entgegen, ebenso auch der Verlag in München, Residenzstraße 10. Die seit Be ginn eine« Vierteljahre» bereit» erschienenen Nummern werden auf Wunsch nachgelirsert. Klotzsch«. Erschossen ausgefunden wurde gestern in der Dresdner Heide ein aus Freiberg stammender Herr im Alter von 70 Jahren. .Dresden. In der Person des 33 Jahre alten Schuhmacher» und Gelegenheitsarbeiter» Neubauer hat die Kriminal-Polizei einen gewerbsmäßigen Fahrraddieb feßge- nommen. Neubauer hat in den letzten Monaten faß all täglich Fahrräder au« Hausfluren und Höfen gestohlen, sie durch Auswechfeln einzelner Teile unkenntlich zu machen versucht, u? d si« dann weit unter ihrem Wert an Privat personen verkauft. In der Wohnung? Neubauers wurde ein größ'tt« Lager einzelner Fahnadmle vorgesunden uud Bautzen. Wie bereits berichtet, wurde am 15. Januar d. I. von der Krimtnalabteilung hier der daselbst zur Untermiet« wohnende Viehändl« August Johann Rämsch f«stg«nommen und der Staatsanwaltschaft zugeführt. Di« polizeilichen Erörterungen führten bereits zur Aufklärung von rund zwanzig Einbrüchen in Gem«indeämt«r. E« wurd«n ferner noch eine Uvmrnge Sachin aller Art beschlag, nahmt, die unzweifelhaft von weiteren Diebstählen und Einbrüchen herrühren, und die in einem Zimmer bri d« Kriminalabtiilung in Bautzen zur Ansicht aurgelegt sind, Von Jnterrff« ist noch zu erwähnen, daß seit der Festnahme des Rämsch die Gemeiudeetubrüch« aufgehört haben. Seit dem 21. November vorigen Jahre» befindet sich der 1900 zu Salesel geborene Friseur Kurt Heinrich Strache beim Amtrgericht Olbernhau in Haft. Strache ist ein Maffenein- brecher, der auch eine Anzahl Einbrüche in Gemeindeämter Sachsen« verübt hatte. — In dem nahen Grenzstädtcheu Wittichenau scheint ein selten harmonische« Verhältnis zwischen den beiden städtischen Kollegien uud unter den Stadtvätrrn selbst zu herrschen. Dort hatten sich Magistrat und Stadtverordnete mit ihren Frauen im Gasthaus „Zur goldenen Weintraube" zu einem Eisbeineffen mit Kränzchen vereinigt. Gewiß ein drastische« Gegenstück zu den vielen Orten, wo sich die Stadtväter in unseren Tagen zanken. Hainichen. Drri junge Musiker, die angeheitert waren, versuchten au der Frankenberger Straße die Eisen- bahr.schran» h-runterzulaffkn. Ein Polizeibeamter hinderte sie an ihren Vorhaben, da« schwere Folgen haben konnte. Sie sehen nun entsprechender Bestrafung entgegen. Nossen. Im nahen Starbach waren zwei Diebe in die Niederlage der Landwirtschaftlichen Handelsbank eilige» drungeu und hatten zwölf Säcke Weizen aus dem Lager raum gestohlen, die sie später mit einem Wage» fortschaffen wollten. Sie wurden aber von Ortsbewohnern bemerkt und konnten festgenommen werden. Der Anstift« entpuppt« sich als ein schon vielfach vorbestrafter Einwohner au« Saultitz. Die beiden Einbrecher wurden in« Amt«gsricht Nossen eingrliefert. Grimma. Sin gemeiner Ueberfall wurde im nahen Seelingstädt nach!« auf den Lehrer L. ausgeführt. Al« dies« mit seinem Kollegen, Kantor G., von der Singstunde kommend, in die Schulgaff« einbog, sprangen drei be waffnete, maskiert« Unholde auf ihn zu. L. entfloh, um in einem nahen Gehöft Schutz zu suchen; dort erreichten ihn di« Verfolger und schlugen ihn durch wuchtige Knüppel schläge auf den Kopf nieder. Nur dem Umstand« da« s«iue Mütze die Schläge minderte und Kantor G. mit einigen Männern zu Hilfe eilte, hat L. s«in Leben zu v«rdauk«n. Leider find die feigen Attentäter im Dunkel dir Nacht ent kommen. Au« gewiffen Umständen geht hervor, daß e« sich um einem Racheakt au« schulichen Gründen handelt. Leipzig. Von schwerer Heimsuchung wurde die Familie de« Pfarrer« Weickert an der Michailiskirche be troffen. Nachdem im Spätsommer ein hoffnungsvoller Sohn beim Baden im Rheine ertrunken «ar, starb wenige Stunden nach einem erlittenen Unfall die im 57. Lebens jahre stehende Gattin. Sir hatte versucht, im Rosentale noch schnell vor «iuem kommenden Straßenbahuzuge die Gleis« zu überschreiten. Dabei war sie umgeriffen und ein Stück mitgeschleift worden, wobei sie einen schweren Schädel- bruch erlitt dem sie erlag. Wilkau. Kürzlich wurde hier bei einem Familien- zwist der Bergarbeiter Roth von seinem Stiessohn Niemann durch einen Brustschutz schwer verletzt. An der Verletzung ist Roth gestern im Krankenstift Zwickau verstorben. Niemann der wegen Verdacht« de» Morde« in Haft ge nommen worden war ist nunmehr außer Verfolgung gesetzt worden, da er lediglich im Fall« der Notwehr gehandelt hatte. Roth war ein üoelbeleumundeter Mensch der die Familie drangsalierte. VeslLÜSW WM Gedenken. Am 17. Februar sind es 100 Jahre her, daß Pestalozzi, der große Schweizer Pädagoge, zv Brugg im Aargau das f Zeitliche segnete. Wenn tn diesen Tagen nicht bloß Lehrer schaft und Schule, jondern das ganze deutsche Volk und darüber hinaus dir an der Erziehung der Jugend und des Volles interessierter» Kreise nichtdeutscher Kander das Gedächtnis an PestalE feiern, dann beweist^ das schon s ä'utzerlick. dak dieser Mdogoge zu den Krachen d e r Menschheit gehört, daß er gleichsam „überzeitlich" ist. Was ist's denn, das diesen seltsamen Grübler, der dem praktischen Leben in osr kindlicher Hilflosigkeit gegen überstand, dem alles, was er in wirtschaftlicher Hinsicht an fing, in Scherben ging, zum Führer aller Erzieher hat werden lassen? Aus seinen zahlreichen Schriften, Reden und Briefen, insbesondere aas der „Abendstunde eines Ein siedlers", aus „Lienhard und Gertrud", aus „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt", ons dem .Schwanengesang", aus der „Rede an mein Haus", aas der „Lenzburger Rede", aus den Briefen an den Engländer Greaves u. a. erkennen wir deutlich, was Pestalozzi als das A und O aller Jugend- und Volkserziehung ansnh. ..Des Menschen eigentliche Kraft liegt in seinem Glauben und in seiner Liebe. In diesen liegt der heilige Vereinigungspunkt Ler. Krafts des Kennens, des Könnens, des Wissens und Tuns, durch den sie, diese Kräfte, erst wahre menschliche Kräfte werden. Die Kräfte des Herzens, der Glaube und die Liebe, sind für den Menschen eben das, was die Wurzeln für das Wachs tum des Baumes", sagt er in der „Rede an mein Haus" (1818). Und im „Schwanengesang": „Liebe und Glaube ist dasA und Oder naturgemäßen B i l d u n g z u r M e n s ch l i ch k e i t." In der Tat: In Pestalozzi lebte ein unverwüstlicher Glaube daran, daß das Gute im Menschen sich trotz aller Hinder nisse doch zum Licht hindurchringt, und eine erstaunliche Kraft der Liebe zu den Armen, Bedrückten und Schwachen. Beides hat ihn nie verlassen, auch nicht in schwerster Not und nicht in Stunden und Tagen furcht barsten Zweifels. Durch Glauben und Liebe wurde Pesta lozzi ein Retter der Armen in Reuhof, ein Vater derWaisenin Stanz, wurde er sür alle Zeiten der vor bildliche Sozialpädagoge und eifrigste Verfechter einer christlichen Familienerzteh u n g, der begeisterte An walt der Mutter als Erzieherin ihrer Kinder zum Guten und Schönen. Pestalozzi sah eine Errettung des Volkes aus den Niederungen der äußeren und inneren Unfreiheit zur Freiheit nach außen und innen allein in einer gesunden, d. h. naturgemäßen Emporbildung und Stärkung der Kräfte des Körpers, des Geistes und Herzens, also durch vernünftige Erziehung zur wahren Menschlichkeit. Solche Grundsätze und Ziele haben in Preußen vor mehr als 100 Jahren den Anlaß gegeben, daß die gesamte öffent liche Erziehung damals in Pestalozzischem Geist erneuert wurde. Und in der Gegenwart mit ihrer aufs Aeußerlichs gerichteten Zivilisation, ihrer Unterhöhlung aller wahren Kultur, ihrer immer stärker werdenden Abkehr von dem gesunden Boden christlicher Familienerziehung tut es doppelt und dreifach not. sich auf Pestalozzi zu besinnen und dem Gedanken Raum zu geben, daß letzten Endes alles bloße Wissen, alle schillernde Zivilisation nichts sind, wenn nicht die Kraft z u r S i t 1 l i ch k e i t — d. I. nach Pestalozzi wahre Menschlichkeit — die Menschen erfüllt und wahre Kultur schafft. Die idealen Kräfte des Glaubens und der Liebe sind die Wegweiser zu solchem hohen Ziel, das sozial im besten Sinne ist. Pestalozzis Grabschrift auf dem Denk mal an seiner letzten Ruhestätte in Birr (Schweiz) sagt uns und den Nachkommenden, wer er war, was er wollte und was er allen Zeilen sein wird: „Vater Pestalozzi der dankbare Aargau. Heinrich Pestalozzi, geb. in Zürich am 12. Jänner 1746, gest. in Brugg am 17. Hornung 1827, Retter der Armen auf Neuhof, Prediger des Volks in „Lienhard und Gertrud", zu Stanz Vater der Waisen, zu Burgdorf und Münchenbuchsen Gründer der neuen Volksschule, in Jferten Erzieher der Menschheit; Mensch, Christ, Bürger, alles für andere, für sich nichts. Segen seinem Namen!" Za, Segen dem Namen Pestalozzis — d«m Führer aller, die das Wer* der Erziehung treiben. W e y h e r,