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WMlM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mr. SV Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und dis Kolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. ^301. Freitag, den 29. December 1882. Verordnung des Ministeriums des Innern an die Stadtriithe, Bürgermeister und Gemeindevorstände. Zum Zwecke einer Inventur bei der Altersrentenbank machen sich Erörterungen über den Lebensbestand der Renlenanwärter erforderlich und es wird sich des halb die Altersrentenbankverwaltung an die betreffenden Gemeindebehörden mit dem Ersuchen um Ertheilung der nöthigen Auskunft wenden. Auf Antrag des Finanzministeriums erhalten nun hiermit die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände Anweisung, den bezüglichen Requisitionen der Altersrentenbankoerwaltung Folge zu geben, ohne dafür Kosten in Ansatz zu bringen. * Die Antwortschreiben an die Altersrentenbankverwaltung sind zwar un- frankirt, jedoch unter der Bezeichnung als portopflichtige Dienstsache abzusenden. Dresden, am 13. December 1882. Ministerium des Innern. Für den Minister: Schmaltz. Paulig. Die auf den 4. diesjährigen Termin fälligen Ablösungs-Rente» sind den 30. dieses Monats anher zu bezahlen. Stadtsteuer-Cinnahme Waldenburg, am 27 December 1882. Bekanntmachung. Wegen des Rechnungsabschluffes werden in der Zeit vom 1. bis mit IS Jauuar 1883 bei hiesiger Sparcasse weder Einlagen angenommen noch Rückzahlungen gelei stet werden. Jürstkiche Sparkassen-Dermaktung Waldenvurg, am 11. Decbr. 1882. Nebel. Almncmcnts-EmIadiiW. Mit dem 1. Januar 1883 beginnt ein neues Abonne ment auf das Schönburger Tageblatt. Bestellungen werden in der unterzeichneten Expedition, von den Austrägern, sowie von sämmtlichen Postanstalten und Landbriefträgern entgegengenommen. Expedition des Schönburger Tageblattes. "Waldenburg, 28. December 1882. Politische Rmwschcm. Deutsches Reich. Der Kaiser hat am 23. d. nachmittags den Reichskanzler Fürst Bismarck zum Vortrag em pfangen. Der Kaiser verlieh dem Minister v. Puttkamer den rothen Adlerorden erster Klasse mit Eichenlaub. Gegenüber der „Börsen-Zeitung", die den Ge sundheitszustand de^ Reichskanzlers als sehr er schüttert bezeichnet, bemerkt die „Post": „Der Kreis der Thäligkeit des Reichskanzlers ist geschäftlich jetzt eher umfänglicher als seit Jahren. Officielle Be suche haben schon seit Jayren von ihm weder ge macht noch empfangen werden können. Der ge schäftliche Verkehr mit den Ministern wird erschwert durch die Verminderung des mündlichen Verkehrs, da die Gesichlsschmerzen hauptsächlich durch lautes und anhaltendes Sprechen provocirt werden." Der Bundesrath, welcher am 27. d. noch be hufs der Erledigung laufender Geschäfte eine Sitzung abhielt, wird in der zweiten Januarwoche seine Thäligkeit wieder ausnehmen. Man sieht hierzu dem Eintreffen einer größeren Zahl von Bevollmächtigten entgegen, als in den letzten Wochen dort versammelt war; von sogenannten „Ministersitzungen" ist indessen iu letzter Zeit nicht die Rede gewesen, die stimm- ftthrenden Minister der Einzelstaaten haben sich an den Arbeiten des Bundesraths in den letzten Monaten fast gar nicht betheiligt. Es ist, so schreibt man der „Nat.-Ztg", wohl nicht unbegründet, wenn vielfach verlautet, daß zwischen den Bundesregierungen in letzter Zeit wegen militärischer Angelegenheiten ver handelt worden sei und daß die Reise des bayrischen Bevollmächtigten, General Lylander, nach München damit Zusammenhänge. Die Ausschußarbeiten wegen des preußischen Antrags auf Erhöhung der Holzzölle werden erst nach Neujahr in Angriff genommen weiden. Der am 14. d. M. beim Reichstage eingebrachte Antrag auf Abänderung des Jnnungsgesetzes, wonach Arbeitgebern, die nicht einer Innung an gehören, die Annahme von Lehrlingen untersagt werden kann, hat 140 Unterschriften von Mitglie dern des Centrums, der Conservaliven und Welfen . erhallen. Die Mitglieder der Reichspartei haben ' nicht unterzeichnet. ! Der unter der Oberleitung des Freiherrn v. Huene s stehende große Bauernverein für Oberschlesien ! und die Grafschaft Glatz gewinnt bei der regen Thäligkeit der einzelnen Zweigvereine desselben mehr und mehr an Bedeutung. Die Bestrebungen dieses Vereins, den Bauernstand zu heben und namentlich auch die kleineren Grundbesitzer vor mancherlei Schädigungen bei Aufnahme von Darlehen u. s. w. zu bewahren, werden sicher bei weiterem einheitlichen Vorgehen der Vereinsgenossen zu erfreulichem Erfolge führen. Bei der Gründung des schlesischen Bauern vereins diente, wie die „Schl. Ztg." schreibt, als Vorbild der „Westfälische Bauernverein", der gegen wärtig, wie der „Landwirlh" mittheilt, schon 19,000 Mitglieder zählt und ein Vermögen von 85,400 Mark besitzt. Der westfälische Bauernverein ist vor Allem bemüht, gemeinnützige Institute ins Leben zu rufen und zu subvenlioniren, welche dem ganzen westfälischen Bauernstand zu Gute kommen. Da gegen liegt es nicht in der Absicht jenes Vereins, einzelnen Mitgliedern directe Subventionen zukom men zu lasten, außer in besonderen Noihfällen, in denen nur ein Eingreifen des Vereins ein Mitglied vor sicherem Ruin bewahren kann. Im Interesse der Hebung der Landwirlhschaft will der westfälische Bauernverein Winterschulen für den kleineren Bauern stand ins Leben rufen und demnächst auch Dar- lehnskassen nach dem Muster der Reiffeiffen'schen Darlehnskaffen einrichlen. Der schlesische Bauern verein sucht durch eine recht geschickt redigirte Ver einszeitschrift in den Kreisen der Vereinsgenoffen mancherlei Belehrungen zu verbreiten, die gerade den kleineren Grundbesitzern zu wesentlichem Vor theil gereichen dürften. Das Ergebniß der Landtagswahlen in Wür- temberg liegt jetzt vollständig vor; 5 Bezirke haben noch Stichwahlen zu treffen, was vermuthlich nach Neujahr geschehen wird. Der 20. December hat eine vollkommene Niederlage der Volkspartei gebracht. Zwar hat sie einiße Erfolge aufzuweisen, aber die sem Gewinn stehen ebensoviele Verluste gegenüber. Die Hauptsache aber ist und bleibt die schwere Niederlage der Führer (K. Mayer, Payer, S. Schott, Retter, Osterlen u. s. w.) Der Schwäb. Merkur hebt aus dem Wahlresultat hervor: die Neigung der Bezirke, Einheimische zu wählen. Ueberraschend regten sich, ost in der vorletzten Stunde, diese Can didaturen als Gegensatz gegen Auswärtige. Hand in Hand damit geht das Abnehmen der gewählten Beamten (bisher 18, jetzt 11), auch der Stuttgarter (bisher 18, jetzt 15), ferner die starke Vertretung der Gemeinde- und Corporationsbeamten, sowie der Landwirthschaft. Im Ganzen bietet diese allmähliche Umwandlung neben der berechtigten Seile auch eine nicht erfreuliche dar, denn es wird der Kammer manche Intelligenz entgehen. Aber die neuen deut- fchen Verhältnisse weisen die hohen Fragen in den Reichstag. Das Verschwinden der Führer der Volkspartei aus der Kammer steht übrigens noch nicht durchweg fest; es wird van anderer Seite be richtet, daß zu Gunsten derselben einige gewählte Mitglieder der Volkspartei zurücklreten würden. Jedenfalls hat das Ministerium Mittnacht-Hölver einen entschiedenen Sieg erfochten; wieviel davon auf die conservalive Richtung Mitlnacht und wieviel auf die nationalliberale Nuance Hölder kommt, bleibe dahingestellt. In Berlin hat am 27. d. vormittags eine große Arbeiteroersammlung stattgefunden, welche sich leb haft gegen den Antrag auf Einführung von Arbeitsbüchern aussprach und eine Petition an den Reichstag um Ablehnung des Antrags richtete. Oesterreich. Die Jnsurrection in der Herzegowina er hebt immer wieder frech ihr Haupt. Aus Cattaro wird vom 17. December geschrieben: Am Sonn abend hatten die Insurgenten in Pobori die Kühn heit, die Gendarmeriekaserne in Pobori bei helllichtem Tage anzugreifen. Die 14 Gendarmen, die sich in der Kaserne befanden, vertheidigten sich wacker und hielten stundenlang die Angreifer in ziemlicher Diüanz von der Kaserne. Als die Nacht herein brach, entfernten sich die Insurgenten in der Rich tung des Monte Kolozun, der an der montenegrini schen Grenze liegt. Gleich nach dem ersten Angriffe auf die Kaserne wurde ein vertrauenswürdiger Mann nach Cattaro entsendet, um die Behörden von dem Uederfalle zu verständigen. Sonntag um 2 Uhr morgens setzte sich schon eine Compagnie Infanterie gegen Poborl in Bewegung, und gleichzeitig wurde auch von Budua aus eine Compagnie Jäger dahin entsendet. Ungarn» Die Magyarisirung greift in Ungarn immer weiter um sich. Jetzt hat die Comitatscongregalion von Temesvar dec Stadl Weißkirchen, welche einen geregelten Magistrat besitzt, den Gebrauch der deut schen Prolokollsprache, die bisher Geltung halte, verboten. Frankreich. Ueber Gambettas Zustand sind wieder schlimme Gerüchte verbreitet unv sogar Nachrichten von seinem Tode umlaufend. Nach den Aussagen seiner Freunde hat Gambetta allerdings Fieberanfälle und die hef- ligsten Schmerzen im Unlerleibe gehabt, doch soll heule sein Befinden ein weitaus besseres und sonach alle Allarmnachrichlen unbegründet sein. Thalsöch- lich dürfte Gambetta schwerer krank sein, als das interessirte Leugnen und Vertuschen seiner Freunde zuläßt. Nach Tunis kommt nun Tonking an die Reihe. Nach langem Hin- und Herdebatliren wurde endlich