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Nr. 9 Weißerih-Ieitrmg Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 30. Januar 1866. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post ¬ anstalten. ! g Pfg, Amis- uvd Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstein und Attenberg. TageSgeschiehte. Dippoldiswalde. Einem Privatbriefe aus Ma drid vom 2l.d. M. entnehmen wir Folgendes: „Was die hiesige Revolution betrifft, so ist solche so gut wie gar nichts und wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen ihr Ende erreichen. Es giebt hier in Spanien 3 Parteien: 1) die Car listen, dies ist die streng katholische Partei und besteht meist aus Priestern. Diese Partei will einen Enkel Carl V., eine Prinzeß, die im Norden Spaniens lebt, auf den Thron bringen. 2) Die Progressisten, dies ist die stärkste Partei, .zu der auch der General Prim gehört. Diese Partei will den König von Portugal als Regent. 3) Die Demokraten, die gar keinen Souverain wollen, son dern eine Republik. Fast gar Niemand ist der jetzigen Regierung gewogen. Beinahe alle Revolutionen sind hier Militärrevo lutionen ; das Volk scheint mir einer ernsten Revolution nicht fähig zu sein. Der jetzige Minister O'Donnel kam auch durch eine Militärrevolution an die Spitze; er hatte dieselben Regimenter, die jetzt mit Prim gehen, ausgewiegelt und kam, nachdem er einige Zeit im Lande herumgezogen war, triumphirend nach Madrid. Der General Prim thut jetzt Dasselbe; er zieht mit seinen Truppen im Lande herum, und wenn er genug zusam men bekommt, so kommt er triumphirend nach Madrid, stürzt das Ministerium und setzt sich an die Spitze. Es ist hier wie im alten Rom, ein General vertreibt den andern, aber alle diese Militärregierungen taugen nicht viel. Das Land ist so vieler Verbesserungen be dürftig; es fehlt an Wegen, in der Regenzeit ist es fast unmöglich, fortzukommen, selbst in den nächsten Umgebungen von Madrid sind die Wege bodenlos. Industrie giebt es in Folge dessen gar nicht, man bezieht daher so ziemlich alle Produkte von auswärts. Dennoch ist das Land sehr reich, und wenn einmal das Eisen bahnnetz fertig sein wird, so wird auch die Industrie aufblühen. Das Leben hier ist sehr theuer, doppelt so theuer als in Paris. Im Uebrigen ist Madrid eine ganz moderne Stadt, und wenn man hier in einem Cafä oder Concert verweilt und die Ouvertüre zum Freischütz oder Propheten hört, so könnte man glauben, daß man irgendwo in Frankreich oder Deutschland wäre, wenn man nicht spanisch sprechen hörte. Die Gewohnheiten und Sitten der großen Städte sind fast auf der ganzen Erde dieselben. Die spanischen Frauen sind außeror dentlich schön; sie tragen der Sitte gemäß keinen Hut, haben alle volles schwarzes Haar und darüber die Mantilla, eine Art schwarzen Schleier. — Der Wein ist hier sehr gut, auch giebt es deutsche Bierbrauereien, welche vortreffliches Bier liefern. Die Spanier sind ganz gute Leute, sehr höflich und zuvorkommend, nur in Geldangelegenheiten nicht zuverlässig." Altenberg. Nachdem am 24. d. Mts. unser neu gewählter Bürgermeister Herr Advocat Riedel durch Herrn Amtshauptmann v. Oppen feierlich in sein Amt eingewiesen worden ist, hat derselbe Tags darauf dasselbe angetreten und nunmehr seine Expedition im neuen Rathhause eröffnet. Es ist demselben dieses wichtige Amt von den Gemeinde-Vertretern in gerechter Anerkennung seines bisherig»» Strebens: sich um das Wohl der Stadt verdient zu machen, übertragen worden. Seine Kenntnisse und Erfahrungen, seine Humanität, seine Thätigkeit, sein zeitheriger freundlicher Umgang mit der Bürgerschaft und die vielfachen Beweise sei nes Eifers, das Beste der Stadt zu befördern, berech tigen uns zu der Hoffnung, daß derselbe dieses Amt mit Freudigkeit, Gewissenhaftigkeit und mit dem besten Erfolge verwalten werde. Möge Gott seinen Segen dazu geben! — Ein großes Feld zur Thätigkeit liegt vor ihm, und wollen wir nur auf zwei Gegenstände hauptsächlich Hinweisen: das Eine ist die Regelung des Aktenwesens mit Aufarbeitung der im Rückstand verbliebenen Sachen, und das Zweite: genaue Kennt- niß vom Armenwesen sich zu verschaffen und dabei ge eignete Reformen vorzunehmen, wenn nicht das neue, mit vielen Kosten erbaute Armenhaus eine Ruthe für die Stadt werden soll, statt daß es derselben zum Nutzen, zur Ehre und zum Segen gereichen möge. Nun, wir wollen hoffen, daß er den ersten Uebelstand bald beseitigen und bei dem zweiten wie immer den Nagel auf den Kopf treffen möge! o Frauenstein. Am verflossenen Freitag, 26. d. Mts., in der 11. Vormittagsstunde brannte das dem Gutsbesitzer Carl Gottlieb Barsch in Reichenau gehörige Wohnhaus bis auf die Umfassungen und ei nige Scheidewände nieder, während dessen Seitenge bäude und die Scheune vom Feuer verschont blieben. Das Mobiliar, von welchem wenig gerettet worden, hat der Calamitose angeblich versichert. Die Entstehungs ursache dieses Feuers ist noch nicht ermittelt. Man hatte hier, sowie in den andern umliegenden Ortschaften von diesem Feuer wegen des dichten Nebel« gar nicht gemerkt, weshalb auch keine fremden Spritzen erschienen waren. Pirna. Vergangene Mittwoch, den 24. Januar, wurde Hierselbst beim Graben eines Keller« in einem Hinterhause der Dohnaschen Gasse ein vollständige« Gerippe eines Menschen, sowie eine steinerne Kugel