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Fernsprecher: Amr Siegmar Nr. 244. Wochenblatt für Reichenbrand. Siegmar. Neustadt, Rabenstein md Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition lAeichenbrand. Ncvoigtstrahe 11). sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand. Kaufmann Emil Winter in Rabenftein und Albin Thiem in Rottluff entgegen- genommen und pro Ispaltige Petttzeile mit 15 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Amfangs und bei öfteren Wiederho Hingen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigerr-Armahme in der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags » Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags L Uhr. vereinsinserate müssen bis Freitags nachmittags 2 Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. ^ 18 Sonnabend, den 8 Mai ISIS Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Nabenstern und Nottluff, am 7 Mai 1915 Die Gemeindevorstande. M l«ss x t. ltommunaloerband der Amtshauptmannschast Chemnitz. Erneute Vorratserhebung von Getreide und Mehl. Nach der Bundesratsverordnung vom 22. April 1915 (R. G. Bl. S. 241) findet am 9. Mai 1915 eine neue Ausnahme der Vorräte von Getreide und Mehl statt. Diese Aufnahme erstreckt sich dieses Mal nur auf die landwirtschaftlichen und diejenigen Unternehmen, die solche Vorräte aus Anlaß ihres Handels oder Gewerbebetriebe» in Gewahrsam haben, also nicht auf die Haushaltungen. Auf die hierzu erlassene Verordnung des Ministeriums des Innern vom 28. April 1915 (Sächs. Staatszeitung Nr. 99. Chemnitzer Tageblatt Nr. 123) wird besonders hingewiesen. In den Landgemeinden des Bezirks der Amtshauptmannschast Chemnitz erfolgt die Aufnahme der Vorräte durch die Gemeindebehörde und die von ihr beauftragten Personen. Zur Aufnahme der Vorräte und zur wahrheitsgemäßen Anzeige der vorhandenen Vorräte sind die Betriebsunternehmer oder deren Vertreter verpflichtet. Die Gemeindebehörde und die von ihr Beauftragten sind befugt, zur Ermittelung richtiger An gaben Vorrats, und Betriebsräume oder sonstige Aufbewahrungsorte, wo anzeigepflichtige Vorräte von Getreide oder Mehl zu vermuten sind, zu untersuchen und die Bücher der zur Anzeige Verpflichteten zu prüfen. Die Anzeigepslicht besteht aber auch dann, wenn ein Anzeigepflichtiger von der Gemeindebehörde oder den von ihr Beauftragten versehentlich nicht aufgesucht worden ist. Er hat es dann sofort am 10. Mai 1915 bei der Gemeindebehörde zu melden. Wer vorsätzlich die Anzeige, zu der er verpflichtet ist. nicht in der festgesetzten Frist erstattet oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mlt Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe^bis zu 10000 Mk. bestraft; auch können Vorräte, die verschwiegen worden sind, Wer fahrlässig die Anzeige, zu der er verpflichtet ist. nicht in der gesetzten Frist erstattet oder unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit Geldstrafe bis zu 3000 Mk. oder im Unver- mögensfallc mit Gefängnis bis zu 6 Monaten bestraft. Gibt ein Anzeigepflichtiger bei Erstattung der Anzeige Vorräte an, die er bei früheren Vorrats- aufnahmen verschwiegen hat, so bleibt er von den durch das Verschweigen verwirkten Strafen und Nachteilen frei. Lbemnitz, den 6. Mai 1915. Die königliche Amtshauptmannschast. Maimlnichlink Wer öas Feldern der Hühner und Tauben. Da das Feldern der Hühner und Tauben nicht nachgelassen hat und in einer die Nachbarschaft schädigenden und belästigenden Weise geschieht, ergeht hiermit an alle Hühner- und Taubenbesitzer die Aufforderung, die Hühner und Tauben zum Schutze der Aussaat von jetzt ab bis mit 22. Mai 1915 eingesperrt zu halten. Zuwiderhandlungen werden nach § 24 Ziffer 2 des Forst- und Feldstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder Haft bis zu einer Woche bestraft. Die Gemeindevorstände zu Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 29. April 1915. wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme zu melden. Neichenbrand, am 7. Mai 1915. Der Gemeindevorstand. Am 30. April 1915 ist der 1. Termin Einkommen- und Ergänzungssteuer sowie der Stempelbetrag für Miet- und Pachtverträge fällig gewesen. Diese Steuern sind spätestens ^ bis zum 28. Mai 1915 verfahren ciugeleitet. ^ " S ö 3 Reichenbrand, am 7. Mai 1915. Der Gemeindevorstand. Lesezimmer Siegmar! Das Lesezimmer ist bis auf weiteres Donnerstags geschlossen. Die Turnspiele beginnen nach Pfingsten. Siegmar, am 7. Mai 1915. Der Ortsausschuh für Jugendpflege. Dir. Spindler, 1. Vors. Gemüse-Verkauf. Der Einzelverkauf von Graupen 1 60 Pfg. Reis I 1 kx 80 Pfg. Kakao V2 kx oder 1 Büchse 220 Pfg. durch die Gemeinde Rabenstein erfolgt Montag, den 10. Mai 1915 nachm, von 2—5 Uhr in der Brauerei (Johs. Esche) und zwar werden dort an demselben Tage vormittags 10 — 11 Uhr Marken ausgegeben und bestimmt, zu welcher Zeit die Käufer zu erscheinen haben, um den Andrang zu regeln. Die Marken, Gefäße und abgezähltes Geld sind mitzubringen. Die eingetroffenen Heringe werden Dienstag und Freitag durch Umfrage im Orte zum Verkauf gestellt. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 8. Mai 1915. 20 Zentner Kohlrüben stelle Brauerei Niederrabenstein. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 8. Mai 1915. Fundamt Rabenstein. Gefunden: 1 Geldtasche mit Inhalt. Rabenstein, am 6. Mai 1915. Der Gemeindevorstand. Pflichtseuerwehr-Uebung. Sonntag, den 16. Mai 1915, vorm. Punkt ^7 Uhr findet auf dem hiesigen Turnplätze eine Übung der Pflichtfeuerwehr statt. Die Übungsmannschasten erhalten besondere Ladung. Alarm-Signale werden nicht gegeben Rottluff, am 6. Mai 1915. Dar Gemeindevorstand. Militärpflichtige von Rottluff. Die sämtlichen im Gemeindebezkrke Rottluff aufhältlichen männlichen Personen im Alter von 20 bis 45 Jahren werden hiermit aufgefordert, sich Sonntag, den 9. Mai d. I. vormittags von Vr 11 bis 12 Uhr im Gemeindeamte — Meldeamts-Zimmer — einzufinden und ihre Milltärpapiere (Musterungs ausweis, Wilitärpaß, Grsatzreservepaß, Landsturinschein. Ausmusterungsschein, ürlaubspaß, Zurück stellungsausweis u. s. w.) mitzubringen. Nichterscheinen wird streng bestraft. Rottluff, am 3. Mai 1915. Der Gemeindevorstand. Schornsteinreinigung. Die nächste Reinigung der Schornsteine wird in hiesiger Gemeinde in der Zeit vom 11. bi» 14. Mai d. I. erfolgen. Rottluff, am 6. Mai 1915. Der Gemeindevorstand. Anonyme Schriften. Wiederholt wird den Verfassern anonymer Schriften (wie Anzeigen, Beschwerden u. s. w.) und auch der Allgemeinheit hiermit bekannt gegeben, daß auf anonyme Schriften von hieraus grundsätzlich nichts geschieht, diese vielmehr ohne weiteres vernichtet werden. Rottluft, am 4. Mai 1915 Der Gemeindevorstand. —' (L. V.) Pflanzt Sonnenblumen! Im heimatlichen Kriegs- dienst, den in dieser schweren Zeit zu leisten für jedermann eine un abweisbare nationale Pflicht ist. darf kein Mittel unversucht bleiben oder zu gering erscheinen, das zur Erleichterung unseres ehrenvollen Durchhaltens, zur Ergänzung der verfügbaren Nahrungsmittel dienen kann. So verdanken wir derDirektion desNattonal-Hygiene-Museums einen wertvollen Hinweis auf den praktischen Nutzen, den in dieser Hinsicht die Zierde unserer Gärten, die Sonnenblume (tteliLmbus Lnnuris). zur Streckung der vorhandenen Fettvorräte und Futtermittel geben könnte. Aus dem Samen dieser Pflanze läßt sich ein wohl- schmeckendes Speiseöl gewinnen, während der aus den ausgepreßten Kernen bereitete Ölkuchen ein vorzügliches Vtehfutter darstellt. Zur Erzielung einer möglichst reichen Ernte ist es nötig, daß jeder, der über ein Stück Gartenland verfügt, sich an dieser vaterländischen Ausgabe beteilige und Sonnenblumen pflanze. Ende April und An- fang Mai ist die Zeit zum Stecken des Samens; es darf also nicht damit gezögert, die Sache muß unverzüglich in Angriff genommen werden. Einer besonderen Pflege bedarf die Blu.ae nicht, und für eine oder mehrere allgemeine Sammelstellen und die richtige Der- Wertung wird seinerzeit die Landesauskunst für Dolksernührung sorgen. An alle Gartenbesitzer und -besitzerinnen, gleichviel ob sie ein großes Terrain oder nur ein kleines Dorgärtchen ihr eigen nennen, ergeht daher der Ruf: Pflanzt Sonnenblumen, ihr erfüllt damit eine vaterländische Pflicht und der Erfolg wird die geringe Mühe reichlich lohnen! Rabenftein. Der Verband der Gabelsbergerschen Stenographen- vereine von Chemnitz und Umgebung hat auf seiner von 77 Vereins- Vertretern besuchten Dertreteroersammlung einstimmig beschlossen, daß die diesjährige Frühjahrsversammlung am Sonntag, den 6. Juni, im Gasthaus „Weißer Adler" in Rabenstein stattfinden soll. Die Tagesordnung umfaßt folgende Punkte: 2 Ähr Dorversammlung. r/,3 Uhr Preisschnellschreiben. 5 Uhr Hauptversammlung. 7 Uhr öffentlicher Vaterländischer Abend unter Mitwirkung einer Konzert- Kapelle und mehrerer Damen und Herren aus dem Verbände. Die Festrede: .Deutsches Heldentum" hält der Verbandsvorsitzende. Herr Oberlehrer und Stadtverordneter Schiersand, Chemnitz. Der Verein Rabenstein wird für die Vereine, die die Derbandsversammlung immer als Ziel ihrer Frühlingswanderfahrt wählten, einen Waldgang nach dem Totenstein unternehmen, an dem sich ein Morgenkonzert in einem der in Oderradenstein gelegenen gartengeschmückten Aus- flugelokale anschließt. Wenn auch ein sehr großer TeU von den 5000 Mitgliedern des Verbandes im Waffendienste steht, so dürste doch der Besuch dieser Versammlung ein guter werden. Näheres wird noch später mitgeteilt werden. Rabenstein. Nach dm Aufstellungen des hiesigm Einwohner- Meldeamts betrug die überschriebene Einwohnerzahl am 1. April 1915: 5301. Im April wurden 59 Zuzüge mit einer Personenzahl von 73 und 74 Fortzüge mit einer Personenzahl von 84 gemeldet, sodaß die jetzige Einwohnerzahl unter Zurechnung von 13 Geburten und Abrechnung von 4 Sterbefällen 5299 beträgt. Amzüge wurden 10 gemeldet. Rabenstein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkaffe wurden im Monate April 1915: 147 Einzahlungen im Betrage von 12768 Mk. 72 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 173 Rückzahlungen im Bettage von 31881 Mk. 92 Pfg. Eröffnet wurden 13 neue Konten. Zinsbar angelegt wurden einschl. bei Banken 981 Mk. Die Gesamteinnahme betrug 29131 Mk. 63 Pfg., die Gesamtausgabe 32899 Mk. 97 Pfg. und der bare Kaffenbestand am Schluffe des Monats 4022 Mk. 80 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monat April beziffert sich auf 62031 Mk. 60 Pf. Die Sparkaffe ist an jedem Wochentage von 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm., Sonnabends von 8—3 Uhr durchgehend, geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit 3»/,»/,, ver zinst und streng geheim behandelt. Rottluft. Die Einwohnerzahl hiesiger Gemeinde betrug am 1. April 1915 : 2025 (einschl. 2 Saisonarbeiter). Im April wurden 14 Zuzüge und 37 Verzüge sowie 4 Geburten und 2 Sterbefälle gemeldet, sodaß die fortgeschriebene Einwohnerzahl am 1. Mai 1915 2004 (einschl. 2 Saisonarbeiter) betrug. Unter Feinden. Roman von Karl Matthias. „Gewiß ein Befehl vom Kommando", plauderte sie. „O, ich kenne das. Wenn solche dicke Depeschen kommen, gehen die Herren, um nicht wiederzukehren." Desiree antwortete nicht, aber die Worte der Wirtin fielen ihr schwer auf das Herz. War das wirklich ein Ab berufungsbefehl? Wenn er fort mußte, wer stand ihr dann fernerhin hilfreich zur Seite? Während die Alte ein- und ausging, saß jene in tiefem Sinnen mit halbgeschlossenen Augen. Das Licht der Lampe blendete sie. „Das Fräulein ist müde, es sollte sich zu Bett legen", sprach die Josnes nach langem Stillschweigen, das nur durch den Sturm auf der Gasse und das Knistern des erlöschenden Kaminfeuers unterbrochen wurde. „Lassen Sie uns schlafen gehen. Im Schlafe vergißt man alle» Kummer und der nächste Tag kommt schneller heran." Desiree leistete keinen Widerstand. Sie lieb sich aus- kleiden und zudccken. Sie war zu müde, selbst etwas zu tun. Allmählich kam der Schlummer über sie, aber in ihm hörte die Apathie der Seele aus und die des Körpers begann gegen ihren Willen. Wie gefesselt, unfähig, sich zu bewegen, lag sie da und glaubte zu hören und zu sehen. Das Bild unter dem Spiegel beschäftigte sie. Es kam ihr vor, als löse sich die weißgekleidete Gestalt von dem Papier und wachse und dehne sich, bis sie den Fußboden erreichte. Und diese Gestalt trat auf sie zu und legte die Hand in die ihrige. Aber die Hand war eisigkalt und das Gesicht, welches sie mit tote» Augen anblickte, war ihr eigenes Ge fühl, nur älter, blässer und trauriger. Als die Schläfen» zu ihr sprechen wollte, flatterte jene nach allen Richtungen auseinander, schwebte wie ein Nebel längs der Decke hin und zog dann, sich senkend, durch den Kamin ins Freie. Dann öffnete sich leise die Türe. Ein Mann trat in das Zimmer. Er war in grauer Uniform und trug ein Osfiziers- käppi. Der Mann suchte etwas auf der Kommode. Endlich hob er das Bild empor. Aber die Gestalt daraus war verwischt. Seufzend ließ er den Karton fallen und schritt nach der Tür. Da enlsan» sich die Schläferin, wo sie ihn gesehen halte. In Bazeilles war es gewesen. So war ihr Vater hinausgegangen, als er ihr geflucht hatte. „Papa", wollte sie rufen, aber sie brachte keinen Ton über ihre Lippen und die Tür schloß sich lautlos. Dann umfing Desiree tiefes Dunkel; als es wich, stand d'Alincourt vor ihrem Bette und bat sie, aufzustehen, da er verwundet sei. Und sie willfahrte seiner Bitte und pflegte ihn, und dann war es Waldemar, der lag. Als sie ihn