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WMMckM NM Wochen- und Nachnchtsblatt zugleich KGW°A«zeiger für Kohn-orf, Kööfftz, Kmisdorf, KLsdorf, St. Mii>im, Kemrichsorl, MarieiM n. Mlsm Awtsülatt für den Ktadtrat nr Kchlenstein. - -- - Jahrgang. Rr. 185. »---"KMittwoch, den 12. August 1903. Diese- Blatt erscheint täglich (außer Soun» und uu»> dd -ür den toigei oen Lag. Bierlcljühriicher Bezugspreis 1 Mk. 2b Pfg., durch di« Post bezogen 1 Mt. SV Ps. — Einzeln» Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition >n Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. PostanstaUen, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die sünfgespaltene KorpuSzeile oder deren Roum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätesten« vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zelle oder deren Raum wit 30 Pf.ouweu berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die 5gespaltene Zeile 15 Pfennige. — Politische Rundschau Dorische« Retck>. * Herzog Ernst von Altenburg bestimmte, daß eine ihm von der Bevölkerung überreichte Juki- läumsstiftung von 63 000 Mark zur Fürsorge für alte bedürftige Leute verwendet werden solle und legte noch 50000 Mark darauf. * In Berlin tagt zur Zeit die große deutsche Mäßigkeits-Versammlung und in den täglichen Vorträgen wird den Zuhörern klar ge macht, wieviel Unheil der Dämon Alkohol im deutschen Reiche schon ungerichtet. Aber man soll auch nicht über das Ziel hinausschießen, und einen guten Trunk im richtigen Maße nicht verdammen. Es stößt in der Bevölkerung auf heftigen Protest, wenn ihr immer wieder Mangel an Gewalt über sich selbst vorgeworfen wird. Wäre es so ganz fürchterlich, wie es behauptet ist, so könnten die Spareinlagen der kleinen Leute, wie das Nationalvermögen über haupt. sich in dem Maße nicht vermehrt haben, wie es wirklich geschehen. An Amerika sind eine Un menge Leute öffentlich Abstinenter, im Geheimen trinken sie dafür um so ärger. * Bertin. Hier nimmt man an, daß die russische Politik nicht wegen der Ermordung des russischen Konsuls in Mvnastir von dem Wege ab weichen wird, den sie im Einvernehmen mit anderen Mächten gegenüber den Wirren auf dem Balkan eingeschlageu hat. Oesterreich * Wien. Die gestrige „Reichswehr" veröffent licht eine Aeußerung über den Manöverunfall bei Bilek, die vom Chef des Generalstabs herrührt. Darnach ist die Untersuchung abgeschlossen und hat eine Reihe von Unregelmäßigkeiten ergeben. Die Schul digen sollen der strengsten Bestrafung zugeführt werden. Es werden Pensionen und Degradationen vorge- genommen. Teilweise ist der Unfall auf die ab normalen Witterungsverhältnisse zurückzuführen. Es wären größere Vorsichtsmaßregeln erforderlich gewesen. Frankreich * Der H u m b e r t - P i o z e ß in Paris hat am Sonnabend begonnen. Die Geschworenen sind nach einer Meldung des „B. L.-A." größtenteils Geschäftsleute und Privatbeamtc. Therese erschien in schwarzer Toilette. Als die Anklageschrift ver lesen wurde, unterbrach sie den Vorsitzenden durch die Rufe„Unwahr! Unsinn!" und mußte durch ihren Verteidiger Labori beschwichtigt werden. Kaum begann der Präsident: „Ihr Vater war . . .", als Thereses Wortschwall losbrach, den der Präsident nicht einmal einzudämmen versuchte; sie erklärte unter großer Heiterkeit die Daurignacs und die Humberts für größte — nicht etwa Schwindler, sondern „Gloire Frankreichs". Der Zudrang des Publikums, namentlich der Damen, zum Sitzungs saals ist ein bedeutender; zur Aufrechterhaltung der Ordnung sind strenge Vorkehrungen getroffen. Serbien * Belgrad. Die Regierung hat alle Ver- Kindlichkeiten des ermordeten serbischen Königspaares gedeckt. Die Regierung brachte alle hinterlassenen Werte an sich, um die Gläubiger zu befriedigen, für welchen Zweck 400 000 Franks erforderlich waren. 250 000 Fr. hinterließ der König in Bargeld, 150 MO Fr. ergab der Verkauf der im Konak befindlichen Gegenstände und 300 000 Fr. hinterließ die Königin Draga. Der Rest verbleibt für die Erben. Bulgarien * Sofia. Die Nachricht von der Ermordung des russischen Konsuls in Monastir hat auf die hiesigen Regierungskreise einen kolossalen Eindruck gemacht. Man ist der Ansicht, daß das Attentat weitere Komplikationen in der ohnehin schon zuge spitzten Lage nach sich ziehen wird und daß ein Ein schreiten Bulgariens und Serbiens unvermeidlich sei. Spanien. * Madrid. Der Kriegsminister und der Premier minister beschlossen, die Präsenzstärke um 40000 Mann zu erhöhen, um die Besatzung von Nordafrika und den Kanarischen Inseln zu verstärken. Diese Anordnung wird lebhaft besprochen. Aus Stadt und Laud Lichtenstein, 11. August. * — Vom 14. bis 19. August d. Js. finden die Regimentsübungen der Feldartillerie bei Lichtenstein, vom 21. bis 24. August ds Js. die Brigadeübungen der Feldartillerie zwischen Waldenburg und Hohen stein-Ernstthal, vom 25. bis 28. August d. Js. die Manöver der 48. Infanterie-Brigade nordöstlich von der Linie Meerane—Glauchau—Lichtenstein statt, während durch das vom 29. bis 31. August d. I. stattfindende Manöver der 24. Division der ganze nordöstliche Teil des amtshauptmannschaftlichen Be zirks berührt werden wird. I Zu Schulfestkleidern vassend bietet mein 2 I Wmunsz-kiiMliMl I W eine Menge im Preise bedeutend zurückge- M M letzter W I HgzMIMmlosle I neuester Ausmusterung. 8 W Ebenso billig finden Sie W W rein seidene Schärpen und W W Bänder, Corfetten, Hemden, M Strümpfe, Hands chuhe,Shlipfe, 2 I Hosenträger, Hahnen, impräg- W W nierte Hlaggentuche etc, M W in Mossenausmahl. W I ötmami HMenreHtt. I (Eingang der Polizei gegenüber * — Die Einrichtung von Badcabenven besteht seit langen Jahren in vielen kaufmännischen Betrieben Lüddculschlands. Jetzt in der „stillen Zeit" läßt es sich leicht ermöglichen, daß in den Ge schäften gegen 5 — 6 Uhr abends ein Schichtwechsel unter dem Personale eingesührl wird, so daß jedem Angestellten an mindestens zwei Abenden in der Woche die Gelegenheit gegeben wird, ein Bad zu nebmen. Während der Sommerzeit ist eine solche Erfrischung von außerordentlich günstiger Einwirkung aus Körper und Geist, die um so eher gewährt werden kann als dadurch der übliche Geschäftsschluß in keiner Weise beeinträchtigt wird. Ter DtUtschnationale Handlungsgehilfen-Verband in Hamburg hebt hervor, daß alle Firmen, die ihren Angestellten solche Bade abende gewähren, damit die denkbar besten Er- salunngen gemacht haben. Es soll uns freuen, wenn es auch bei der hiesigen Prinzipalität nur dieser An regung bedarf, um den Angestellten diese kleine Ver günstigung zu verschaffen. Die Durchführung des Vorschlages wird sicher kein Kaufmann bereuen. * — Tas König!. Ministerium des Innern hat dem Hilssweichensteller Röhner in St. Vgidien und Hilfsbahnmärtcr König ebendaselbst das trag bare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. * — .«Hinkende Vergleiche. Wir bedienen uns gern, um einen Gedanken recht klar zu machen, eines Vergleiches und beuten dabei namentlich das Tierreich aus. Wir sagen: Stolz wie ein Pfau, fleißig wie die Bienen, dumm wie ein Schaf u. a. m. Viele dieser Vergleiche beruhen indes auf einer un genauen Beobachtung der betreffenden Tiere. So hört man nicht selten: Sie ißt wie ein Vogel. Daß dieser Vergleich ganz bedeutend hinkt, wird Jeder zugeben, der z. B. einen Stubenvogel betrachtet. Aber auch die Vögel in der Natur verspeisen im Verhältnis zu ihrer Körpergröße ganz ungeheure Quantitäten. Nicht besser steht es mit den Redens arten : Unschuldig wie die Tauben, sanft wie die Tauben. Der Kenner weiß, daß gerade die Tauben zu den zänkischsten und futterneidischsten aller Vögel gehören. Man wird deshalb wohl der Behauptung eines bekannten Ornithologen beipflichten, daß diese Vögel ganz mit Unrecht als ein Sinnbild der Sanft mut und Lieblichkeit gelten. * — Mf Gebote für Rad-Touristen. 1. Mache nie eine Radreise mit einem, der viel besser oder schlechter fährt als du. 2. Nimm kein über flüssiges Lot Gepäck mit! Jedes ersparte Lot ist ein Kilo Reisebequemlichkeit mehr! 3. Vergiß aber andererseits nicht, daß auch an den Radfahrer ge wiss- Ansprüche in Bezug auf äußere Erscheinung gestellt werden. — Gatt sieht freilich das Herz —- aber auch nur Gott, darum sorge, daß auch die Menschen etwas anständiger sehen! 4. Frühmorgens ist die Welt am schönsten. Darum früh aufs Rad und früh herunter, dann schläfst du gut und bleibst hübsch munter. 5. Trage zum Radeln keine wärmere Unterkleidung, als du sie gewöhnlich trägst; aber eine wärmere Ueberhülle mußt du stets bei dir haben. 6 Ruhe nach jeder Mahlzeit eine halbe Stunde. 7. Trinke nur zu den Mahlzeiten! je weniger desto besser. Gegen den Durst nimm eine Zitrone mit, bohre ein kleines Loch hinein und sauge daran. 8. Vergiß nicht, daß ein Bad oder eine Abreibung nach der Radtour das beste Stärkungs mittel ist. 9. Eine Viertelstunde, die du am Abend oder Morgen auf das gründlichste Nachsehen deines Rades verwendest, spart dir vielleicht einen unfrei willigen Aufentnalt von vielen Stunden. 10. Wenn du abends in lustiger Gesellschaft kneipst, hast du den nächsten Tag verloren. 11. Lies nicht nur diese Ratschläge, sondern befolge sie auch. * — Die Zahl der Wenden in Sachse«. Nach den neuesten amtlich statistischen Angaben gibt es in Sachsen noch 297 Gemeinden, in denen dis Wenden fünf vom Hundert oder mehr der Bevölkerung ausmachen. Diese Gemeinden gehören sämtlich der Oberlausitz an. Unter Wenden versteht die Statistik der wendischen Sprache sich bedienende Ein wohner, sie hat aber zugleich festgestellt, daß von ihnen der weitaus größte Teil auch des Deutschen mächtig ist. Ferner wurde festgestellt, daß die Zahl der Gemeinden, in denen die Wenden 85 vom Hundert der Bewohnerschaft oder mehr ausmachen, sich in den letzten 50 Jahren von 176 auf 91 Ge meinden vermindert hat. * — Die rechte Zeit des Drachensteigens ist der Herbst, wenn der Wind über Stoppelfelder weht. Aber jetzt bereits sieht man draußen die liebe Jugend beim Drachensteigen beschäftigt. Und mit welchem Eifer sie diesen schönsten Kindersport betreiben. Erst wird zu Hause unter Vaters Anlei tung ein solches Ungetüm kunstgerecht angefertigt, das in die Lüste steigen soll. Nicht immer gelingt der erste Versuch. Oft muß der Schwanz, der sich als zu kurz oder zu lang erweist, geändert werden. Bald aber ist alles in Ordnung und der Drache strebt unter dem Jubel der Kleinen dem Himmel zu. Unter den vielen altertümlichen und modernen Drachen sind die wunderlichsten Gestalten vertreten. Jooiale Mondgesichter, die ihr Drachen los mit Schmunzeln zu ertragen wissen, steigen neben den ernsten Mienen gestrenger Herren auf; dort „flattern" Käfige, Schmetterlinge rc. Es ist, wie gesagt, ein merkwürdiges Bild, all diese Drachen in ihrer Vielgestaltigkeit zu beobachten. Aber das Drachensteigen kann auch seine unange nehmen Seiten haben, nämlich durch abge rissene Drachenschwänze werden erfahrungsgemäß in dieser Zeit die oberirdisch geführten Telegraphen-