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Donnerstag, r. Mat LV1S. «.Jahrgang. ^ Arri>k>«ch«r-S«imielimm«»r: »»»«. «m ftr AachtgeiprLch«: »0011. /i5 MR F F-- « F, ^ . /»««AP /»««LrvrMUsL/k. l«»»nG »nd st»»i«9ihhillt>llill> «nrienstrah« »8/4«» »»0 ». v«», von Lteplch ck «etcharG « Dimtzu. v-stsHtck'ü-nt- 1« SS» L««P»i» ! Anz-Ig-n-Pr-ilL N^W^^LAL??«.«^^ N»4dr»L MN «<« d»»Mcher OinllmmiOch» c,Dir»»»er n»chr."> PÜIP,. — Nn^ilMip« SchNüftRS« «e^dt» »ich« «u«»«zr». 8er Reichstag über die sozialpolitischen Vorlagen. t ISS der Sewerbeordn»! >»h Arbeitskammer». — Nie Umklammern«? der -nglSvder bei Vvera. — Anhaltende re-e RanchMiakett an der SSdlveftsrovt. »er dentsche Abeadbericht. Berlin. 1. Mai. abends. « . T . v.) B»» de« SrlegSschanplLtzeu «lchtS ReueS. teßrneichlsch-iMMrischek strlegiberlcht. vl««. 1. Mat. »mtllch »ird verlautbart: Die regere SampftStigkeit «« der Sübwest. kr»»t hielt euch gestern tagsüber an. An verschiedene« Stele« »nrdeu italienische Erkundungen vereitelt. lW.r.vt Der Ehef de» Generalftab». Seirdliche KSuiie. Aach den hartnäck'gsten Verteidigern der Politik L«S Herr» v. Kühlmcrnu dürfte eS nicht leicht werden, die bis- beriaen Bukcrrester Berhamdlungen zu eine,« «rohen Erfolg« be< Staatssekretärs zu stempeln. Weil Graf Czernln eS von ketnem Standpunkte aus für gut htel-t, eine Politik mit dem rumänischen König zu machen, glaubte auch Herr ». Kühkmann bi« aufrichtigsten und einfluhreichsten Buka- «ftec Deutst-enfreunde dadurch vor den Kopf stoben »u kosten, dah er dt« Dynastiesrage a»S de» Verhandlungen ^«Sfchted*, wa» in der Wirkung einer Bestätigung «nd Anerkennung de» nachgewiesenermaßen verbandsfreund- vchen Königshauses gleichkam. Unwidersprochen hat die «Köln. Ztg." diesen Hof -acht« gekennzeichnet, dah Ferdinand «m Rumänien ein am Delirium leidender Trottel ohne eige- »en Willen kst. dah fein« Fr«m das Heft mehr al» f« in hen Händen bat und seit der Kriegserklärung vom N. August ISIS weder etwas gelernt noch etwa» vergessen hat. Wie «uter diesen Umständen ein« »Versöhnung und «ine Ber- ftäudiamrg" zwischen Rumänien und dem Deutschen Reiche »»stände kommen soll — und bas war doch wohl das Pro gramm. das auch Herr v. Kühlmann für sich al» bindend anerkannt hat —. da- tsr das Geheimnis des Staatssekretärs. Dah sich im fetzigen Augenblick an dem schon paraphierten FrtedenSroerk. das von anderer Seite allerdings in seiner Bebeutung für Deutschlands wirtschaftliche Zukunft als nicht ungünstig bezeichnet wird, noch einschneidende Aenderungcn t» der «gedeuteten Richtung vornehmen kaffen, erscheint leider »iemlich aus ««schloffen. Wir werden un» mit dem Gedanke« abftuden müssen, dah von vornherein die dentfch^cumänischeu Beziehungen mit einer «ffen-ohen Hypo thek belastet sind, un- utcmand vermag beute zu sagen, wann »der wie ste abgvstohen werden kann. Immerhin kan« «nS die Geschichte der Bukarest«! B:r- Handlungen eine Lehre für di« Zukunst setn, denn nicht «« tu Rumänien gibt e» eine Dynastie frage — auch in Velgtev ist eine vorhanden. Der Brüffeler Hof war v»r dem Krieg« ebenso eine Zentrale der Berbandspropa- «m-a. wir eS der vukarester während des Krieges gewesen «nd leider bi» heut« geblieben ist. Auch in den Parteivcr hältntffe« läht sich bei aller sonstigen Verschiedenheit der Verhältnisse zwischen Belgien und Rumänien ein« Parallele Siehe«. Den Anhängern Mavghiloman» entsprechen die belgischen Passivtsten und gewiss« Gruppen der belgischen Aktivisten, die eine Lösung -er flämischen Frage entweder «V Rahmen der gegenwärtigen belgischen Regierung sür möglich halte«, oder der Ansicht sind. dah. wenn schon der Raine .Belgien" und mit ihm jenes staatsrechtliche Kunst- Produkt verschwinden solle, so -och die Dynastie erhalten werben könne. Dah der Begriff Belgien mit einem freien »nd selbständigen Flandern unvereinbar. bah in einem belgischen Einheitsstaat für flämische Bestrebungen kein Raum vorhanden sei, da» ist der Punkt, in dem alle flämi scheu Aktivisten einig sind. Wie jedoch bei jeder nationali stischen Bewegung, gibt eS auch im flämischen AttiviSniuö verschiedene Schattierungen. Man unterscheidet, wie wir dem Berich» eine» Brüsseler Mitarbeiters entnehmen, vier Gruppen, bi« all« dasselbe Ziel, jedoch auf verschiedenen Wegen, erstreben. Die erste Gruppe, dt« die meisten An hänger hat. sind die Fun gflamen. die als Hauptpunkt in ihr Programm «inen »selbständigen Staat Flandern" aus genommen haben. Die zweite Gruppe ,,V rt j Blaanbe - ren" verlangt, dah Flandern so selbständig wi^ möglich werde, einerlei, in welchem Staatsverband«. Die dritte Gruppe bilden die Unionisten, Diese befürworten eine Personalunion zwischen Flandern und Wallonien. d. h. Flandern und Wallonien sollen zwei vollkommen gesonderte Staaten unter demselben Attrstcnhause bilden. Die vierte Grupp« endlich umfaßt dief«ntg«n. di« nicht unbedingt ein« der drei vorher genannten Lösungen befürworten. — Sin rrenes englischer Sperrgebiet. — sonder» sich »uter gewissen Modifikationen der einen oder anderen Lösung anschliehen würben. Alle Aktivisten ohne AuSnahine verlangen für Flandern die vollkommenste poli tisch: Selbständigkeit mit eigener gesetzgebenden. auSführen- den und richterlichen Macht, viel« fügen dem «och bei: mit eigener Vertretung nach auhen hin. Mit diesen flämischen Wünschen haben wir zu rechnen, und uns die Frag« vorzulegen, auf welche Weise ste am sichersten verwirklicht werden können. Einigermahen scharf Umrissen ist nur das Programm der Jungflamcn einerseits un- das der Unionisten anderseits. Di« Unionisten glauben, diese Selbständigkeit Flandern» am besten durch eine Personal- oder Realunion mit Wallonien erreichen zu könne». Innerhalb derselben geographischen Grenzen deS Landes. -aS früher Belgien hich und das jetzt den Name» Flandern und Wallonien tragen würde, würden zwei voll kommen selbständig« Völker neben« inan der leben, würden zusammen, eine wirtschaftlich« Einheit bilden, unter dem Zcpt«r ein und derselben Fürstenhauses stehen, jedoch politisch und kulturell vollkommen geschieden sein. Nach ihrer Meinung ist das flämische Volk infolge der 85 jährigen Französier«»« in kultureller Hinsicht so schwach, dah eS Ge» fahr lausen würde, von einem kulturell viel stärkeren Volke. da» in Flandern seinen Einfluh geltend machen könnte, ausgosogkn zu werden. Mit Recht wird aber den Unia,Uften-vou-dSu Jungflameu rntgvgengehalte«. dah eine Personalunion mit Wallonien auf «ine Verstärkung des verhängnisvollen „BelgtziSmuS" hinauslaufen würde, mit Rcchr werden ihnen die Fragen vorgelegt: Wo wird der ge- meinsame Fürst residieren, in Brüssel oder Namur? Welche Sprache wirb an seinem Hofe herrschen? Ist die Gefahr nicht sehr grob, dah der Hof aus den »verflanschten" führenden Kreisen zusammengesetzt wird und das, damit der üble Zustand vor dem Kriege wiederkehrt? Damit scheint uns die Frage, ob eine Wiederkehr König Albert» erwünscht sei, schon gelöst zu fein. Der gegenwärtige belgische König, der heute vollständig dem Verband-Seinslnh ausgelicfert ist un- von einem Größer- Belgien träumt, der schon vor dem Kriege aus seinen französischen Sympathien niemals ein Hehl gemacht und die Französier»»« Belgiens in neutralitätswidriger Weise mittelbar gefördert hat, -- er kann ein selbständiges Flan dern nicht wünschen. Seine Rückkehr nach Brüssel würde die künftigen Beziehungen Deutschlands zu dem künftigen StaatSwcsen noch unendlich schwerer belasten, als etwa die Rückkehr König Ferdinands nach Bukarest. Die Wiederherstellung dieser Dynastie würde nichts anderes be deuten, als völligen Verzicht auf die moralischen Sicherungen, die wir uns durch eine kluge Politik im flämischen Volke schaffen könnten, nichts anderes, als die Aushöhlung der militärischen Sicherheiten, die un» der Friebcnsvcrtvag bringen soll. Die Iuugflamc» haben die Ueberzeugung, dah, solange der Einfluh der Wallonen nicht allsgeschaltet ist, das flämische Volk niemals von dem Krebsschaden der Jranzö- sierung wird gesunden können. Diese Ueberzeugung gründet sich aus die Erfahrungen, die da» flämisch« Volk seit der Begründung des belgischen Staates machen muhte. ES liegt auf der Hand, daß wir uns jede Möglichkeit, mit den Flamen zu einem sür beide Teile erspriehlichen Ein vernehmen zu gelangen, verbauen würden, wollten wir ihnen einen „Franskiljon" — und das ist König Albert — zum Herrscher geben. Wir wollen nicht annektieren, wollet, Sen Flamen im Innern jede Freiheit gönnen, die ihnen ans der Blntsaai dieses Krieges zu erblühen scheint, nur eins wollen und müssen wir verhindern in unserem eigen sten Interesse: die Wiederherstellung der früheren Dynastie und die Ausrechlkrhaltung der blutleeren Fiktion eines „belgischen" Staates. Wie sehr ein solches Streben in der Linie der wahren Interessen Flanderns liegt, beweist folgendes Wort des Pfarrers von Ostende. Nylegaard: „Obwohl Deutschlands und Flanderns Interessen durch aus parallel laufen, gibt eS doch eine wn liiche deutsche Ge fahr für Flandern. Wenn nämlich Deutschland so töricht wäre, Belgien wicücrherzustcllen, wie es einst war. wenn auch mit getrennter Verwaltung, aber doch mit der früheren Kl'.quenregierung. un- Walen und Flamen in einem Staatsverband, dann wäre das eine grobe Gefahr, Wohl würden dann vielleicht keine Zollbeamten mehr an der Ostgrcnze stehen, es würden wieder deutsche KrtegS- schtsse an unserer Küste liegen, und hier und da würde sonst einiges an dentschrn Einfluh erinnern: aber der französische Geist, die französische Spnichc, die verhängnisvolle Macht, würde in Flandern Oberwasser behalten." -rutsche Matznahmen tu tzer Ukraine. -er Aeichrtng ilber die sozialpolitischen Vorlagen. (Draht»eldansunlrer«erlt»erGchrtktlett«»»g.1 Berlin, 1. Mai. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Anshebung deö 8 ISS der Gewerbeordnnug. Abg. Becker-Arnsb«r« (Z.j: Der Paragraph war »u einer Ausnahmebestimmung gegen die Arbeiter geworden. Daher verlangen Arbeiter und Angestellte seit Jahren seine Aufhebung. Damit soll nicht strafwürdige» Handlungen Straffreiheit gewährt werden. — Abg. Ebert (Soz.j: Wir schließen uns -cm an. — Abg. Dove (F. Bp.j: Auch wir sind für die sofortige Annahme der Vorlage. Die ArbettS, willigen sind durch die Bestimmungen des Strafgesetzbuches genügend geschützt. — Abg. Iunck sntl.i: Die überwiegende Mehrheit unserer Fraktion wird für die Vorlage stimmen. — Abg. Schiele (konf.j: Die Industrie lehnt di« Aufhebung des 8 158 ab. DaS muh doch seine Gründe lmbeu. Wohin soll denn die Reise eigentlich noch gehen? Wir lehnen die Verantwortung für di« ganze Entwicklung ab. — Abg, Behrens (Deutsche Fraktion). Abg, Jäckel (Unabh. Doz.« und Abg. Nowickt (Polej sprechen für die Vorlage. Abg Legten (Soz.j verteidigt die Gewerkschaften. — Die Bor» läge wird hierauf in erster und zweiter Lesung an- genommen. Darauf leitet der Staatssekretär des Reichs-Wirtschaft'». amteS Freiherr v. Stein die erste Lesung deS Arbeitskammergesekes esn. Die ArbeitSkammern sollen dem wirtschaftlichen Frie- den dienen. Der Arbeitsnachweis soll im engsten Zusammenhänge mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausgevaut werden. Hierbei werden auch die Arbeit»- kamm^rn Mitarbeiten. Wir halten an ihrer fachlichen Gliederung fest. — Abg. Schiffer (Zentr.j: Wir begrüßen die Vorlage und freuen uns, -ah die Regierung sich in wich tigen Fragen auf den Standpunkt des Reichstags gestellt hat. Die Frage, ob sachliche oder territoriale Grundlage, muh im Ausschüsse eingehend geprüft werden. — Abg, Legier» (Soz.j kritisiert die Vorlage, die noch von dem alten Geist des Mißtrauens und der Bevormundung be seelt sei. Die Negierung habe die Arbeiterwünschc nicht berücksichtigt. — Abg. Weinhansen (Bp.j begrüßt, daß end lich ein lebhafter Wunsch der Arbeiterschaft erfüllt worden sei. Auch d?e Angestellten sollten in die Arbeitokammern einbezogen werden. — Abg. Ickler (natl.j bedauert die Aus- nahmcbehandlung der StaatSarbcitcr. Ter Entwurf sc! eine brauchbare Grundlage, müsse aber in vielen Punkten umgestaltct werden. — Abg. Tr. Wildgrube (kons.j: Wir sind Anhänger der beruflichen Gliederung und stimmen dem Einschluß der Staatsarbeiter in die Arbeitskammern grundsätzlich zu. Die Landorbkito- frage mutz durch das Landesgcsetz geregelt werden. — Abg. Behrens (D. Fr.j hat Ausstellungen an der Vorlage zn machen. DaS Gesetz dürfe nicht ohne die Einbeziehung der Landarbeiter verabschiedet werden. — Hieraus wird die Weitcrbcratung auf morgen 1 Uhr vertagt: außerdem steht der Etat des ReichSwirtschaftSamtes ans der Tagesordnung. — Schluß 6!l Uhr. Die neuen Steuern im Hauptausschuß. (Drabtmelduna unsrer Berliner Schristlcltunft.j Berlin, 1. Mai. Der Hauptausschuß des Reichstags begann beule mit der Beratung der ihm überwiesenen Sienelvorlagen: Besitzstenern, Umsatzsteuer »nd VerlcbrS- steurrn. — Abg. Ebert (Soz.j wünschte zunächst gesondert zu besprechen, wie ein Teil der hcantragten indirckjen Steuern durch dircttc ersetzt iverdcn könne. Der Vor sitzende schlug demgegenüber vor, die Beratungen des Aus schusses zu beginne» mit der erhöhten Reirhsabgabe ans Post- und Tclcgraphengebühren. Nach deren Erledigung sollen der Wechsclslempel und dann die Umsatzsteuer beraten werden. Abg. Erzbcrgcr (Zentr.i wünschte Vorlegung von Statistiken Uber das Ergebnis des Wehrbcitrags, der Kriegsgcwinn- und Belmögeiiszuwachsstcuer unter Berück sichtigung von Einkommen und Vermögen. Schatziekrciär Gras Rödern stellte eine solche Statistik sür den Wehr- beitrag in A»Ssicht, erklärte ste aber für die Kriegsstener zurzeit für unmöglich. Abg. Tr. I n n ck (nll,j verwies aus die j«tzt in erhöhtem Umfange trassierenden Schiebungen mit Goldwaren und Lurn-Sartikeln. Ei» Sichcrnugsgesetz dagegen sei unbedingt notwendig. Schatzsekrctür Gras Rödern bemerkte, der Wunsch, durch eine Vundesrats- Verordnung die Liixussteilcr zn sichern, könne vom VundrS- ratc nur erfüllt werden, wenn er vom Reichstage deutlich und ausdrücklich ausgesprochen werde. Abg. Eber! (Toz.j erklärte die Zustimmung seiner Partei zn einem solchen SichcrnngSgesetzc. — Der Ausschuß erhob danach formell die Forderung, daß durch eine alsbald zu erlassende BundeS- raisverordnung Mahn ah men zur Sicherung der Luxus st euer angeordnct werden. — Hieraus wurde die Beratung der Vorlage auf Erhöhung der Rcichsabgabe sür die Pvss- und Telrgraphcugcbübrcn begonnen. Tie Sozial» deinolralen beantragten Aushebung der Portosrciheit der Fürsten, die unabhängigen Sozialisten auch Beseitigung der Befreiung der Gemahlinnen und Witwen regierender Fürsten von der Zahlung von Post-, Telegraphen- und Fernsprechgebühren. Schatzsekrctür Graf Rödern stellte gegenüber einer Bemerkung Südekums richtig, dah Staat.», minister Dr. Helsferich niemals von einer Aufhebung der Portosreiheit der Fürsten gesprochen habe.