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„Welßeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 28 Psg., zweimonatlich 84 Pfg,, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern IO Pfg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mcherih-ZitW. Amtsblatt Inserate» welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes «in« sehr wirk same Berbreitungstliden, werden mit 10 Psg. di» Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Sirme- sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeike LV Pfg. für die Königliche UmlshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit llchtseiti-em „Austritten Ilnterhsltungrdlutt". » Mit humsristischer IVochenbrilsge „Seisendlssen". ss- Mit lind- und haurwitthschustlicher M-uitrbtiluze. Nr. 39. Waö schlägst Du so freudig, o Menschlicher;? Was bewegt Dich der Glocken tönendes Erz? — Es ist, al» sollte in neuer Lust Aufjauchzen frei die Menschenbrust: Gesprengt find heute des Grabes Pforten, Und Ostern ist.es wieder geworden, Und die Sonne küßt mit Frühlingslicht Der alten Erde Angesicht. Mit den sprossenden Blnthen in Wald und Au, Mit den singenden Bögrln im Himmelsblau, Mit den würzigen Düften im grünen Tann Hat es dies Fest uns angcthan: Die Welt durchwogt init heiligem Wehen Ein mächtiger Drang nach Auferstehen, Es zittert mit BerhrlßungSglan; Um jedes Grab, um Kreuz und Kranz. Am OsterLage. Was ist uns das Erwachen der Natur zu neuem FrühlingSlebe», wenn nicht das eigene Herz, das mit Dunkel erfüllte, eine Auferstehung feiert? Erst die Freudenbotschaft, welche Christus uns gebracht: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!" schafft Ostern in der Menschenseele. Denn diese Botschaft giebt dem, der ihr sich öffnet, die Gewißheit, daß wir nicht geboren sind, um unter dem Bann unserer Lüste und Sorgen ein welkes Dasein zu führe» und endlich zu sterben, nachdem wir eine Hoffnung nach der andern zu Grabe getragen haben, sondern um in Gott zu leben und nimmer zu sterben. Aber das Ziel erreicht nur, wer den Kamps gegen das eigene Ich — welcher der schwerste unter allen Kämpfen ist — siegreich besteht. Ein tiefsinniges Wort über solches Sterben, das die Bedingung des Lebens ist, hat Goethe gesprochen: Lange hab' ich mich gesträubt, Endlich gab ich nach. Wenn der alte Mensch zerstäubt. Wird der neue wach. Und so lang' du dies nicht hast, Dieses Stirb und Werde, Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde. In Kampf und Selbstverleugnung muß Jeder seinen Charfreitag feiern, der gewürdigt werden soll, in tiefster Seele ein Ostern zu erleben. Wieviel Klagen und Murren geht heute durch die Welt! Wir müssen besser werden, dann wird es besser sein. Der Ostertag ruft unser deutsches Volk, ruft Jeden von uns zu neuem, in selbstloser Liebe verjüngtem Leben. Was dürr war, grünt im Weh'n der Lüste, Jung wird das Alte fern und nah; Der Odem Gelles sprengt die Grüfte, — Wacht ans! der Ostertag ist da! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die dem Stadtrath vom Kgl. Äriegsministerium zugegangene Antwort bezüglich der Erlangung einer Garnison hat, wie wir erfahren, denselben Wortlaut, wie der dem Rathe zu Meißen ertheilte Bescheid, den wir in der vorletzten Nummer d. Bl. mitgetheilt haben. Daß diese Antwort auch bei uns Hoffnung aus „besondere" Berücksichtigung entstehen lassen wird, wie in Meißen, ist aber wohl nicht anzunehmen. — Seit bereits 8 Tagen herrscht das herrlichste Frühjahrswetter und wenn auch die Nächte noch kalt sind, fällt doch die Temperatur fast stets noch unter Null, so sind die Tage doch um so wärmer und an genehmer. Der Winter ist ganz verschwunden und selbst im Gebirge ist mit d,n riesigen Massen Schnee bedeutend aufgeräumt worden. Auch heute Freitag herrscht wieder milder Sonnenschein, un> bekanntlich Sonnabmd, dm 1. April 1893. -E O st e r »t. O firh nicht auf Leid und Schmerz zurück, Zur Ostersonne erhebe den Blickt Sie leuchtet mit ihrem milden Schein Dir trostvoll ins wunde Herz hinein; Und weinst Du um Todte? — O gönn' ihnen Frieden, Auch ihnen ward ein Ostern beschieden, Ein ewiges Ostern — o glaub' eS nur, Herz, — Ein Aufrrstehen aus jeglichem Schmerz. Und dränge die Schatten heute zurück! An Deine Seele pocht eS wie Glück, Und warst Du müde, verzagt und erschlafft, Ein neuer Frühling bringt neue Kraft; Im Herzen regt sich die Hoffnung wieder, Dem stummen Munde entquellen Lieder, Die Freude an Schöpfung und Leben erwacht, Wie der Morgenstern leuchtet nach dunkler Stacht. heißt es: „Was der Sountag will für Wetter Han, das fängt er schon am Freitag an." Für günstige Osterfeiertage sind also alle Vorausstchten gut und wenn das Menschenherz für alle Eindrücke und Er mahnungen der Natur und des Glaubens empfänglich ist, wird eS gesegnete Ostern geben. — Wie sehr während d°s Festes für Vergnügungen gesorgt ist, kann man aus dem heutigen Jnseratentheile ersehen. Außer den üblichen Tanzmusiken, die überall statt finden, veranstaltet Hr. Hoppe am ersten Feiertag im „Stern" ein Streichconcert, während am zweiten ein Concert im „Schießhause" stattfindet, bei dem die hier rühmlichst bekannte Frau Mehlig mehrere Lieder vor tragen wird. — Während des vom 6. bis mit 2t. April währenden Urlaubes des Herrn Amtshauptmann von Einsiedel wird derselbe vom Herrn Bezirksassessor von Kiesenmetter vertreten. — Die Genehmigung zu öffentlichen Tanzmusiken an außerregulativmäßigen Tagen wird auf ergangene oberbehöldliche Anordnung hin feiten der kgl. Amts- hauptmannschast regelmäßig überhaupt nicht mehr, sondern nur ganz ausnahmsweise und aus besonderer Veranlassung ertheilt werden. Auch die Herren Bür germeister der mittleren und kleineren Städte sind an gewiesen, gleichartig zu verfahren. — Ein kürzlich hier vorgekommener Fall zeigt er neut, daß Arbeitgeber es ja nicht versäumen mögen, ihre Arbeitnehmer bei der Ortskrankenkasse anzumelden. Außer der Strafe hatte der Erstere die seit dem Ar beitsantritt ausgelaufene Steuer, den Arzt und die Apotheke und das Sterbsaeld an die Kasse zu ent richten, und es war für chn noch sehr günstig, daß der Erkrankte nur wenige Tage krank war, sonst wäre auch noch das Krankengeld rückzuerstatten gewesen. — Die Befürchtung, daß der letzte Schnee und Frost dem Saatenstande Schaden zugcfügt haben könne, bestätigt sich erfreulicher Weise nicht. Nach wie vor zeigen die Fluren ein Aussehen, das zu den besten Hoffnungen berechtigt; die etwas kühlere Witterung kommt sogar sehr erwünscht, denn die anhaltend war men Tage in der ersten Hälfte dieses Monats ließen die Saaten wuchern, so daß sie von ihrer ursprüng liche» Kräftigkeit einbüßten. Einen geradezu glänzen den Stand zeigen Roggen und Weizen, frühe Aus saaten zeichnen sich hierin noch besonders aus. Die Kleefelder zeigen neues Grün, und wie man sieht, hat ihnen die Strenge des Winters nicht geschadet; von den Rapsbreiten läßt sich dasselbe sagen. Einen reichen Knospenansatz haben alle Obstbäume, und die überaus strenge Kälte im Monat Januar hat ihnen nicht geschadet. Frauenstein. Der am vergangenen Montag stattgesundene Vieh markt war, begünstigt durch das 59. Jahrgang. ES öffnet fich weit das enge Haus, Zu allen Thoren zieht es hinaus, Den kranken, todeSmüden Mann Weht'S wie ein Hauch der Genesung an, Weit will die wunde Brust fich dehnen, Und in jungen Herzen erwacht ein Sehnen, So seltsam heiß, so süß und still, Als wüßten fir nicht, was werden will. O sei gesegnet, Osterfest, Das Keinen ohne Gaben läßt, Der mit offenem Herzen und reinem Gemüth, Sich freut, wenn eS ringsum sproßt und blüht. Und wenn fich tausend Keime regen, Fällt auch auf Dich ein Tröpflein Segen, Du Aermster; o glaub es sicherlich — Es kommt ein Ostern auch für Dich. schöne Wetter, äußerst zahlreich besucht und eS ent wickelte sich ein reger Verkehr. Zum Markte gebracht waren: 36 Pferde, wovon 6 verkauft bez. getauscht wurden, 4 Kühe, wovon 2 Absatz fanden und 238 Ferkel, von denen 174 verkauft wurden. Letztere wurden mit 42 —50 Mark pro Paar bezahlt. Poffendorf. Am 2. Osterfeiertage wird Herr Pastor Nadler seine Abschiedspredigt halten und so dann in den wohlverdienten Ruhestand treten. Dresden. Im Beisein der Protektorin, Prinzessin Friedrich August und ihres Gemahls, erfolgte am 30. März Mittags die feierliche Eröffnung der Jubi läums-Ausstellung der Gartenbaugesellschaft Feronia in einem Theile der neuen Markthalle in Dresden. Dieselbe bietet eine fast unermeßliche Fülle der herr lichsten Blumen und Sträucher. — Sie ist bis zum Dienstag geöffnet, an welchem Tage das Eintrittsgeld nur 50 Pf. beträgt. — In den Waldungen der Dresdner Haide zeigt sich an einzelnen Stellen die gefährliche Nonne. Die Verwaltung des Forstes läßt den Schädling in ener gischer Weise verfolgen. Di? von dem Insekt be fallenen Bäume werden ihrer Rinde entkleidet. Meist stehen dieselben ganz nahe in Gruppen zusammen. Tausende von anderen Bäumen werden 1 m vom Boden entfernt mit einem klebrigen Ringe umzogen, um dem Ungeziefer das Htnauskriechen am Stamm zur Unmöglichkeit zu machen. Durch diese rechtzeitig er griffenen Maßregeln hofft man, der gefürchteten Ver breitung der Nonne ein Ziel gefitzt zu haben. Blasewih. Die Länge der neuen Brücke be trägt von Ankerkammer zu Ankerkammer 266,, Meter und die Spannweite, das ist von Pfeilermittel zu Pfeilermittel, 146,« Meter. Die Brücke hat eine Breite von l l,« Metern und weist ein Gewicht von 60,000 Zentnern auf. Dieses Gewicht betrifft lediglich die Eisenkonstruktion; Holzkonstruktion, Asphalt rc. sind nicht mit eingerechnet. Pirna. Auf dem Sims eines Schaufensters der hiesigen Schöffergaffe sand am Nachmittag des ver gangenen Dienstag ein 7jähriges Mädchen einen herrenlosen Handkorb, in dem sich bei genauer Durch suchung 3 Einlagebücher der hiesigen Vereinsbank und eine Anzahl Koupons im Gesammtwerthe von ca. 14,000 Mark, außerdem ein 20-Markstück vorfanden. Der Korb mit seinem werthvollen Inhalte wanderte deshalb auf die Polizeiwache, wo sich bald der Verlust träger >n der Person eines 12jährigen Knaben aus einem Orte bei Königstein einfand. Der Knabe war angeblich von seinem Vater mit den Werthpapieren allein nach Pirna geschickt worden, um dieselben der Vereinsbank vorzulegen, hatte einen anderen gleich alterigen Jungen als Gesellschafter mitgenommen und während er mit diesem der Reihe nach die verschiedenen