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A-en-A»r<sahe rr. llahrgang. Rr. Zs» S«ttav. 4 August i»zz Barrikadenkämpfe in Straßburg Polizei gegen Streikende - 65 Verletzte H > v'-j zrankrM inibt st« zu bkrWgcn Bauarbeiter in den Ausstand, da die Nau- thrc Lohnforderungen ablehnten. Weder der -aS Straßburger Gericht konnten die Gcgen- «iqRgeiWrnl«: w mm MeN« «nmd«eNe rr VIg., auIwLN« «0 Pf,. KUIrnablchlag ». Rabatte nach Laet,. ktamtltcnanjetgen und Stetlengeluche er- mL»Istevret,e. O«..«ebahr »OPsg.— R-chdnnl nur mit Ouellenangad« Dresdner Rachrtchten. Unverlan-te Schrillstück« werden nicht aulbewabrt sähe auSglcichcn, und der Streik ging ununterbrochen weiter. Um nun endlich eine Entscheidung zu erzwingen, erließen vor einigen Tagen die sozialistischen und kommunistischen Gewerkschaften an die Straßburger Arbeiterschaft einen Auf. ruf zum Solidaritätsstreik, dem sich auch die Christ, ltchen Gewerkschaften anschlosfcn. NtS fehl befinden sich etwa 20 000 Straßburger Arbeiter im Streik, darunter die fast aller städtischen Betriebe, so der Straßenbahn, des Schlacht- hofeS, die Hilfsarbeiter des Wasserwerks und andere mehr. Auch der städtische Absuhrdicnst ist stillgelegt; die Straßen der Stadt sind seit Tagen nicht gekehrt, und in den HauS- elngäugcn stehen die »»geleerten Mülleimer umher. Es kann nicht vorauögcschcn werden, welche Ausbeh- nung die Streikbewegung in Straßburg nehmen wird. Wir Reichsdeutschen betrachten sie mit gemischten Gefühlen und fragen vor allen Dingen, wer denn eigentlich den Nutzen davon haben soll. Die Bauarbeiter, deren Unterstützungs kasten bereits geleert sind, doch nur dann, wenn sie tatsächlich eine wesentliche Lohnerhöhung durchdrücken, die den Ver- dicnstauSsall während der Strcikdauer ausgleicht; die übrige beteiligte Arbeiterschaft gar keinen. Wer den Schaden hat, ist klar: Die Allgemeinheit. Kür uns im Reich gehören Streiks einem überwundenen Zeitalter an, denn seit -er Schafsung der Deutschen Arbeitsfront sind Streiks in Deutschland unmöglich. Die NeichSrcgterung selbst hat für die Zukunft die Lösung aller Tarissragen im Geiste der Volksgemeinschaft in die Hand genommen, und die ge planten ständischen Gerichte werden dafür sorgen, daß weder von Unternehmer- noch von Arbcitnchmcrseite Ueber- grissc geduldet werden. So kann eö nicht mehr vorkommen, daß am Streit unbeteiligte Polizcibcamtc, die lediglich ihren Befehlen gehorchen, ihr Leben aufs Spiel setzen und daß anderseits Arbeiter, die vielleicht für nichts eintreten als für ihr gutes Recht, mit Gummiknüppeln und Säbeln Ne- kanntschast machen. Der Straßburger Streik ist uns ein Beispiel dafür, daß der Zustand, der bei uns erreicht ist, die llcberwindung des KlasscnkampscS im Geiste der Volksgemeinschaft und der Gerechtigkeit, auch in dieser Beziehung ein Fortschritt zum Besseren ist. »-»ugsgestüh« Lei täglich ,wetmaNg«r Lu st eNung monatlich RM. L.»o ietnIchUeLItch 70 «Ig. NU LritgerloLn», durch Voftbt,»» R«. «,n,chl„z«ch d« P,g. Postgebühr lohne Post»ustellung„edühr> de« stebenmul wöchentlichem verland, ikinselnuinmer lo Psg. Paris, 4 Ang. In Straßburg kam eS in den späten Abendstunde« des Donnerstags z« regelrechte« Straßenkämpse« zwischen de« Streikende« und der Polizei. Die Streikbewegung hat eine» vollkommen revolutionäre« Charakter angenommen, Die Polizei war zeitweise machtlos. Gegen 1 Uhr «achtS wurden im Arbeiterviertel sämtliche Laterne« gelöscht. Die Streikende« Überstele« und mißhandelte« die Fußgänger und stellten sich der schnell her beigeeilte« Polizei mit Mestern entgegen. Im Verlause des Zusammenstoßes wnrde« fünf Beamte so schwer durch Messerstiche verletzt, daß sie in ei« Krankenhaus über» gesührt «erde« mußte«. A« verschiedene« Stellen der Stabt sind Barrikade» errichtet worden. Die Führer der Streikbewegung sollen angeblich selbst nicht mehr Herr der Lage sei«. Die Bewegung wird außerdem dnrch kommunistische Elemente ansgenützt, die a«S Paris in Straßburg eingetrossen sind. Ma» weist insbesondere auf die Anwesenheit des kommunistische« Abgeordneten Mo «f« « viS hin, der sich von Paris »ach Straßburg de, «den hat. Im Lause des DonuerStagS hat ein« ganze «eihe von HanSbelitzern ihre Mülleimer aus dem Hos t«S Rathauses vor den Fenstern des kommunistische« Bürgermeisters entleert. Der Polizeipräsident hat be« schloffen, vom heutigen Freitag ab alle Rersammlnnge« unter sreiem Himmel zu verbieten. Der Ordnungsdienst soll «och verstärkt werden. Rach ergänzenden Meldungen sind bei den Zusammen, stöben nicht weniger alssünszehn Sicherhei«sbean,te mehr oder weniger schwer verletzt worden. Von der Zivilbevölke, rung sind etwa sünszig Personen verletz« worben, von denen dreißig sich im Krankenhaus haben verbinden lassen. Der Geselflug Weltrekor- gebrochen Königsberger Student schon 30 Stunden in der Luft Königsberg, 4. Ang. Am Donnerstag früh um 7,25 Uhr startete der Königsberger Student der Philosophie, Schmidt, aus dem Segelsltegerplatz Korschenrnh mit einem Segelflugzeug des Grunauer Naby-TypS zu einem Angriss aus den Segelslugdauerrekord. Der Flieger ist zur Zeit noch in der Lnst. Er hat den Welt rekord von 22 Stunden und 80 Minuten schon längst ge- brache«. Die ganze Nacht wnroen am Hang Feuer unter halten, um dem Flieger die Orientierung z« ermöglichen. Am Morgen ist etwas Regen ausgetreten. Auch hat sich der Wind südlich gedreht, so baß er sehr spitz zum Hang steht. Am Freitagvormittag nm 10,25 Uhr war Schmidt be reits 27 Stunden oben und teilte mit, daß er, wenn die Windverhältnisse so bliebe« wie bisher, noch bis zum Abend weitersegcln würde. Er ist in bester Stimmung, ob wohl dauernd ei« leiser Rege« niebergcht. Um 11,48 Uhr, in der 29. Stunde seines SegelslugeS, kreuzte der Student Schmidt Uber einem Fichtenwald zwischen Korschenrnh und Brandenburg-Ostpreußen. Ein Flugzeug der Deru-Lust, das die Gegend u-Isierte, be schrieb eine große Schleife um den Segelflieger und fetzte dann feine Reise fort. Schmidt hatte schon vor 5 Wochen mit seinen Versuchen begonnen und blieb zu der Zeit schon 8 bis 7 Stunden in der Lust. Gestern herrschte Nordwind; er hatte sich nicht daraus gefaßt gemacht, so lange in der Lust zu bleiben. Auch hat er wenig Proviant bei sich, nur einige Butterbrote und eine Flasche Wasser. Augenblicklich weht ein Westwind in Stärke 8 bis 9. Der Anlaß zum Streik mar zunächst rein wirtschaft- sicher Art. Schon vor ungefähr sechs Wochen traten die Straßburger Unternehmer Präfekt noch Großfeuer in Korinth Der gesamte TNarkiplah abgebrannt Athen, 4. August. In der Nacht zum Freitag brach in dem durch Erdbeben vst genug heiingcsnchtcn Korinth ein Groß feuer aus, das unermeßlichen Schaden anrichtctc. Der Brandherd befand sich ans dem mit Holz häusern bestandenen Zcntralplatz, von wo aus sich die Flammen mit rasender Schnelligkeit auöbrcitctcn. Die Ein- wohner des von dem Brande hclmgcsuchtcn Stadtviertels, die aus dem tiefsten Schlaf erwachten, verließen zu Tode erschrocken ihre Häuser und irrten durch die Straßen, um abseits von der Feuerzone Schutz zu suchen. Hundert Geschäftshäuser mit großen Warenvorräte» find vollkommen niedcrgebrannt. Auch ein hauptsächlich aus Pinien bestandener Park wnrde vom Feuer ersaßt und brannte vollkommen ab. Die Athener Feuerwehr ist zur Hilfeleistung nach Korinth abgefahren. Die gesamte „Agora", der antike Marktplatz Korinths, siel den Flammen znm Opfer. Dalbo wir- -en Gü-kurs Wahlen Abflug kaum vor dem 10. August Rom, 4. A»g. Mit Rücksicht auf die anhaltend schlechte Wetterlage zwischen Neufundland und Irland hat Balbo nach einer amtliche» Mitteilung sich entschlossen, für den Rückflug den Weg über die Azore n einzuschlagcn und die nördliche Fluglinie trotz der in Valentin getroffenen Vor- bereitunacn aufzugebcn. Die aus der Nordltnic statio nierten Schisse haben bereits Befehl erhalten, ihren Stand ort zu wechseln und sich entlang der südliche n Flug strecke aufzustcNe». ES wird angenommen, daß bis zum 10. August alle Vorbereitungen sttr den Flug über die Azoren abgeschlossen sein werden. Mährt ter SungtaWsten muh gambura Berlin, 4. Ang. Die I « n g f a sch i st e n sind heute früh 8M Uhr mit dem Sonderzug vom Lehrter Bahnhof nach Hamburg abgefahren. Zum Abschied hatten sich auf dem Bahnsteig Vertreter der deutschen Behörden, der italienische Botschafter Cernttt, eine Reihe von Mitgliedern der italienischen Kolonie, SA.-Männcr und viel Hitlcrsugend etngcfunden. Unter Musik und branscndcn Hcilrnscn nahmen die Iimgsaschtsten von der NcichShauptstabt Ab schied, deren willkommene Gäste sie in den knapp drei Tagen ihres Berliner Aufenthalts gewesen sind. Löbe tm Konzentrattonslaoev BreSla«, 4. August. Am Frettagvormittag wurden ins Breslauer Konzentrationslager eingesicfcrt der frühere NeichStagSprästdent Löbe» welcher in Begleitung von mehreren Kriminalbeamten an» Berlin kam, sowie Frau Lü bemann, die Frau des bereits im Konzentrations lager befindlichen früheren Obcrpräsidcnten von Nieder schlesien, wegen Verbreit »na unwahrer Behaup tungen über bas Konzentrationslager, und der berüch tigte Journalist Fritz Kunde, der frühere Herausgeber -er jetzt verbotenen Mochenzeitung „Der Greifer Paris, 4. August. Der Londoner Korrespondent des „Echo de Parts" schreibt, in gutuntcrrtchtcten englischen Kreisen weise man aus die Gleichgültigkeit hin, mit der man von selten der Kleinen Entente die Entwtck- lung verfolge. Das erkläre sich dadurch, daß die Mächte der Kleinen Entente eine Wiederherstellung der Monarchie in Oesterreich sehr viel mehr fürchteten als einen deutsch- österreichischen Anschluß. Man betone außerdem, daß die österreichische Regierung nicht ausdrücklich ein Eingreifen der Großmächte oder des Völkerbundes erbeten habe. Di« Re gierung Dollsuß sei vielmehr ziemlich erschüttert, und der Bnnbeskanzler werde dnrch die Drohungen seiner Kollegen «ingeschüchtert, die einem Zusammengehen mit den Rational» soztalisten freundlich gegenttberftänben. Gandhi z« Gefängnis verurteilt. Gandhi ist von dem Gericht in Puna zu 12 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Gegründet 1ZS6 druck «.Verlag« Ltepsch L Reichard», Dreoden-A. l, Marie» straß« Z S/42. Fernruf 25241. Postscheckkonto loSS dreoben die» Blatt enthält bi« amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft dresden und de» Schiedsamt«« beim «Vberverstcherungsamt dresden Frage der nationalsozialistischen Propaganda in Oesterreich gehandelt habe. Wenn der Kommentar des Reuter-Büros dann sortsährt: „Falls die beteiligten Regierungen z» dem Ergebnis kommen sollten, daß ein Schritt in Berlin g e r e ch t s c r t i g t sei . . .", so zeigt diese vorsichtige Formulierung, baß man sich in London der Verantwortung bewußt ist, die man siir die weitere Entwicklung der «uro» väischen Beziehungen übernehmen würde, wenn man die Politik irgendwelchen demagogischen Bedürfnissen dienstbar machen würde. Interessant sttr das Bestreben Englands, sich zurückzuhalten, ist in diesem Zusammenhang auch eine Meldung des „Daily Telegraph", in der cS heißt, daß Großbritannien an den Er- örtcrungen nur als „uninteressierter, wenn auch hilfsbereiter Ratgeber" teilnehmen könne. Menn so in den westlichen Hauptstädtcn die Erkenntnis sich Bahn bricht, baß cS mit der These der Unabhängigkeit Oesterreichs nicht vereinbar ist, wenn man eine Intervention wegen Spannungen unter nimmt, die nur Deutschland und Oesterreich unmittelbar be rühren, so kann man das als einen der Klärung und För- derung der europäischen Politik dienlichen Vorgang nur be grüßen. Senkst keim .Lemonhe" wem» SestemiA Berlin, 4. Aug. Seit einer Reihe von Tagen wurde die der Ruhe dringend bedürftige Weltöffentlichkeit durch un- verantwortliche Erörterungen der Pariser Presse über eine bevorstehende diplomatische Aktion in Berlin in Aufregung gebracht. Man zeigte sich besorgt um die „Unabhängig, kett" Oesterreichs, obwohl man eigentlich hätte wissen dürfen, daß in allen sachlich Denkenden dabei höchstens die Erinnerung an Vorgänge geweckt wurde. bei denen gerade Frankreich die Unabhängigkeit Oesterreichs mißachtet tmd offenkundig versucht hat, durch finanzpolitische Schach, züge auf Oesterreich und England einen politischen Druck auszuüben. Durste man also allem Gerede über die angeb lich gefährdete Unabhängigkeit Oesterreichs schon an sich mit gerechtfertigtem Zweifel gcgcnübcrstehcn, so mußte man das Ankttndigen einer diplomatischen Aktion wegen des österreichisch-deutschen Verhältnisses angesichts der Tatsache, daß die NcichSrcgierung sich stets im Rahmen der Verträge loyal und korrekt verhalten hat, geradezu als eine un- erträgliche Belastung der internationalen Gemcin- schast cmpstndcn. Ja, man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß gewisse Kreise, denen die positive Auswertung des europäischen Kräfteverhältnisses, wie sie im Viermächte- pakt erstrebt wird, ungelegen kam, diese Gerüchte in der geheimen Absicht lancierten, das vom italienischen Minister- Präsidenten in großzügiger Weise eingelettcte FricbenSwerk zu sabotieren. Ossenbar hat man nun an den maßgebende« Stellen in Paris «nd London doch erkannt, daß derartige «»kontrollierbare Gerüchte nicht geeignet sind, baS Wepk der Verständigung vorwärtSzntreiben. Pit einer, bemerkenswerten Zurückhaltung bemüht sich der ofstziöse „TempS", den Eindruck zu verwischen, als sei Frankreich in der Frage einer Intervention feder- führend. In der gleichen Richtung sucht eine Verlautbarung des Reute r-Bürov beruhigend zu wirken, in der ent gegen den Behauptungen von einer dicht bevorstehenden oder gar bereits erfolgten diplomatischen «ktion in Berlin kftgestellt wird, baß es sich lediglich um eine Prüfung der