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Rr.»b» L». Jahrg. »ejchkftSß««* ««» Lee»»»»««. 1V. Holbetnftraße 4> SiiMstbe Go««abe»d, 13. Nov. 1V2V Fernsprecher LtWK PostscheeNtznnt»: Letp,lg «e. 147S7 volfszeLtuna «»zua»V»«tS> «t»rtrlt!chr>t<- tn der »elchültSstell« oder von der Po'l abgeholt AnSgod« a ml» Miistr. Bettao» IN.TGS» ««»««»« » ».«» In Dredden ,md «an« Deutttdland sre» Han» «,»,«»« L Iv.« «n»««b, » ».»« S». - Di« Lüchfil»» BoHdzeitung rrtchetnt an allen «mbentaoen nachm. — Evrechsttmi»» der Redattion: I I bi» IHUHr vor«. ««,»>«»», «lnnahme von »e»ch«N«an,eigen bi« I« Ubr. von ffamttirnanieigen dt» II Uh, vorm. - «re>« Me »«, PelivEvalizett« 1.4« S». m> «ettamelett ».»» F. Namilirnanzetgen I.»»« ^ — ffür undeutlich geichnebene. lowle durch fferuiprecher milgegedene Iln««ig»n wnnen wir dt« verantwortttchdeii lür die Richtigkeit de» Teile» nicht Übernehmen !! II! !l , > t> > — „Nettgion ist Privatsache" Biele Arbeiter schwören noch immer, wenigsten» hier in Sachse», auf die Sozialdemolrati«. Zweifelhaft ist ihnen allensall« nur, welche der drei oder vier Richtungen die ist, dt« ihr« Interessen am entschie densten vertritt. Ja, welch« Partei sollte der Arbeiter auch wählen? Bon den drei bürgerlichen Parteien (Deutschnalionale, D. Boltsp., Demokraten) w,iß er allerding«, daß sie nur zu g«m ihre Reihen mit Arbeiter« aussüllen möchten. Sie Helte» auch ab und zu Reden, die an Arbeiterfreundlichleit nicht viel oder gar nicht» zu wünschen übrig lassen. Aber wenn ft: sich die Leute näher beschauen, die dort die Führung haben und aus den Kandidatenlisten an aussicht-reichster Stelle stehen, dann sagen si« sich, daß ste von diese» Parteien, und sollte« diese selbst den besten Willen dazu haben, ein auch nur an- nähernde» Verständnis für die berechtigten Forderungen de» Arbeiter- fiande» nicht erwarten können. Bei der Sozialdemokratie weiß sich der Arbeiter wenigsten» unter seinesgleichen und er hat dabet al» „Genosse" noch die B-quemlichkri», al» klassenbrwußtrr, aufgellärter, voller Kollege angesehen zu werde». Weniger leicht wird di« Entscheidung denen, die sich trotz roher Schimpferei«» in de, Fabrik, t« Bergwerk und neuesten» auch tn de» sozialistischen Versammlungen ihr Christentum in die neue Zeit her. übergeretlet haben. Früher konnte man von jedem Sozialdemokraten da» Wort „Religion ist Prtvatsache" al« Erwiderung hören, wenn man ihm vorhielt, daß die Tozialdemokrajie religionsseinblich sei und man al» Christ zum Beispiel gar nicht Sozialdemokrat sein könne. Jede« Genossen war diese» Schlagwerk al» eiserner Bestand ein- gehämmert. Freilich stimmte» die Laten auch vor dem Kriege schon wenig damit überein, und wenn man vollent« auf die klassischen Tchpif'en der Sozialdemokratie zurffckgrisf, da merkte man. daß diese» Wort nur ein PÜlverchen war, mit de« man die an« religiöse» Gründe« Bedenkliche« beruhigt«. Seit der Revolution ist man Herz- erfrischend offen geworden. Der Sturm gegen die christlich« Schul«, die Beseitigung de» Religionsunterrichte» au» der Schule wurden zwar anfangs auch nur damit begründ:», daß die Sozialdemokratie «den für absolut« Unabhängigkeit und Neutralität der Schule sei. Doch inzwischen merkt« man. daß die Erziehung de» Proletariat» ko» weit gediehen sei, daß man offen sagen kann: .Mit der weltlichen Schule wollen wir die Kirche unterminieren" (Arzt), vd-r: .E« ist selbstverständlich daß «tr versuchen werde», die Schule d-r Sozial demokratie dienstbar z« machen. Früher taten die« di« Pfaffen. Jetzt haben sich die Zet'e« ««gekehrt" lFellisch). Am klarsten aber wurde neulich der unabhängige Abgeordnete M-nke in einer Versammlung in Chemnig. Er agitierte mit fa»zinie- render Beredsamkeit für Kirchenaustritt und Abmeldung der Kinder vom Religionsunterricht, wo» übrigen» auch in den Versammlungen der Mehrheit«soziallsten jetzt allgemein aeüb» wird. Neulich flogen in eine katholische Schule nach so einer Versammlung gleich fünf vorge druckte Zettel: Hierdurch erklär« ich, daß mein Sohn (Tochter) am Religionsunterricht nicht mehr teilnxhml-n darf. Unterstempelt: So- zialdemokra'ischer Verein zu Chemnitz, kein Wunder denn, daß sich In der Menke-Berlammlung ein Pastor die Frage »stattet«, wie sich denn diele ktrchenfeindliche Agitation mit dem Programmworte vereinbare: .R-ltgion ist Prtvatsache." Im Schlußworte fragte Herr Menke; .Sagen Sie mir doch einmal wo steht denn diese» Wort?" „Im <kr- fnr>«r Programm!" war dt« Antwort. ,.Ei. ei. Herr Pastor, so gut kennen Sie do»i Dort fieht nämlich im eisten Teile nun Wir for dern vom Staat« die Erklärung der Religion zur Privatsache. Und da» heißt, wir fordern, daß sich der Staat in Ding« der Religion nicht mehr elnmischt nicht mehr die Kirche unser, stütz» und besckützt, also: Trennung von Kirche nnd Ttaatt" Da» war im Schlußwort Go ist man mit gefälschten Programm worte« jahrzehntelang auf den Gimpelfang ge gangen! Jetzt, wo die Zeiten reff geworden find, wirst man den Schafspelz ab und fletscht hohngrinsend die WolstzShne. Al» Kuriesität sprach tn der Versammlung auch der .Genosse" Pastor Schlosser. Er be'euerst: .Ich b«n ein glühender Christ und ein üb-rzeugter Sozialdemokrat." Unter johlendem Bestall de, Ber- sammlung sag», ihm Menke Im Schlußworte: „Her, Pastor, da» geht nicht Entweder Sie sind ein glühender Christ, dann könne« SI« kein überzeugter Sozialdemokrat stin. Oder aber Sie sind ein überzeugter Sozialdemokrat, dann (mit erhobener Stimme) können Sie kein Christ sein!" Christliche Arbeiter, glaubt ihr e» nun, wenn es euch von dieser Seite gesagt wird? Noch ein Musterb-ispiel/ wie sich Menke di« sittliche Erneuerung unsere» Volke» denkt- Nachdem er da» Christentum al» «ine längst überhaste Sache zum Tod« vernrstil» hatte sprach er auch den Geboten da» Recht ab. noch in unseren Tagen di« Genossen z« belästigen. An- dere Zeiten, andere Sitten! .Da ist vielleicht dort der „deutsche" H«r* (ein Bürgerlicher hatte auch von Bat-rland»liebe gesprochen) de» Abend» an einem Kornfeld« vorbelgegange«, hat sich ein hübsch paar A-h-en losgemacht und die Frau hat kaffe« daran» gemacht. Ist da« schlecht?" »N«el" antworte fest ein« Stimme au« dem Saal«. »Oder vor der Revolution waren die karnikel im Hose sicher. Nur noch wenige Stunden trennen uns von ber Wahl. Viele unserer Leser im Lmde er halten die Zeitung erst am Sonntag, wenn die Wahl bereits tm Ganoe ist. Mir Hochdruck haben in diesen D'gen noch die Parteien gearbeitet. Es ist dabei besonders ausgefallen, welch ungeheure Kapitalien vor allem die beiden Rechtsp irteien, die Deutschnalionale Partei und die Deutsche Volk-Partei zur Verfügung haben müssen. Es ist weiter besonders bemerkenswert, datz die meisten Parteien von irgend einem Gesichtspunkte aus an d esen oder jenen Stand zu appellieren und damit die Gegensätze zu verschärfen suchen. Es ilt er« staunlich, was manche Partei alles geleistet baben will. Die Christliche Volkspartei dat niemals Versprechungen gemacht, die sie nicht halten kann, und was sie versprochen hat, hat sie gehalten und wird sie halten. Die Christliche Volkspartei kann fußen auf ihrem siegreichen Programm der letzten KO Jahre. Die Christliche Volkspartei kann darauf Hinweisen, daß, wenn in den letzten KO Jahren in Deutschland die Ideen, für die sie eingetreten ist, dnrchgeführt worden wären, wir beute nicht die furchtbaren Zustände hatten, unter denen wir leiden müssen Immer mehr zeigt sich, daß wir sowohl im Reiche als auch tn den Einzelläudern eine Partei des Ansaleichs, eine Partei der Versöhnung und keine Parteien der Klassengegensätze brauchen. Nun heißt eS, dafür zu sorgen, daß die Partei des sozialen Ausgleichs, daß die Christliche Volks partei, endlich auch in den Sächsi'chen Landtag einzieht. Wir brauchen jedoch nicht noch einmal das Programm der Christlichen Volkspartei dar legen. Wir können heute schon sagen, daß auf Seite der Christlichen Volkspartei der Wahlkampf zwar entschieden, aver ruhig und sachlich geführt worden ist. Die Christliche Bolkspart i und ihre Anhänger haben es, wie immer so auch jetzt, ab- gelehnt, plumpe Wahlmanöver auszuführen. Wir haben solche Mittel nicht notwendig, weil unsere Partei die Kraft der Ideen besitzt, und weil wir der Ueberzeugunq sind, daß sich auch in Sachsen die Idee der christlichen Politik auch ohne solche Mittel gehässigen Kampfes Bahn brechen wird. Nun ist die Stunde gekommen, wo es heißt, zur Tat zu schreiten. Wir bitten nochmals "lle Anhänger der christl chen Volkspartei, die letzten Siuuden zu eifrigster Werbearbeit zu benutzen. Flugblätter und Stimmzettel zu verbreiten, mit einem Worte, fruchtbare Wahlarbeit zu leisten. Der 14. November ist für die Christliche Volks partet in Sachsen ein Entscheidungstag. Alle Anhänger der Christlichen Volkspartei, Männer und Frauen, mögen daran denken, was für unS am Sonntag auf dem Spiele steht. Der Worte sind genug gewechselt, nun muß die Tat folgen. Damm nochmals: Auf zum Kampf, auf zum Sieg! AM lle M Sktzlki»! Jetzt steigt man über den Zaun. Man will auch mal einen Brate» haben. I st da» schlecht?" Fehlte klotz noch: Man tut sich, um der Sicherheit willen, zu Dreien, Bieren zusammen, bricht aus «ine« Bauemhofe oder bei einem Fleischer oder Kapitalisten ein, kommt je mand in den Weg, haut man ihm den Schädel ein. Denn man will sich auch mal was leisten ISnnen. Ist das schlecht? O beileibe nicht! DaS ist aber jetzt Sitte. KriegSsite, Revolution-sitt-i Denn „sitt lich ist, was Sitte istl" sagt der Altmeister Bebel, an dessen Doktrinen doch kein Sozialdemokwt zn zweifeln wagt- Die Revolu. tion hat doch daS eine Girt«, daß sich dt.- Sozialdemokra ie sich nun mehr in ihrer ganzen edlen Schönheit offenbart. Menke ist uuab- hängig. Man meine nun ja nicht, daß die Rechtssozialist n besser s-ien. Der ehemalig« rechtssozialistische „Stadtpräsident" von Chem- nitz. Redakteur Kraneld sagte vor 2 Jahren: „In den Ziele» sind wir (RechtSsozialistcn und Unabhängig«) uns gleich. Nu, nnsereWege s i n d v e rs ch ied«n." Das wolle man ja immer beachten. Verschieden mag auch der Ton ab und zu sein. Doch gibt es unter de» RechtSsozialisien auch Führer wie zum Beispiel den Ab geordneten Fellisch, die darüber hoch erhaben sind, vornehmer in der Kampfesw-Ise zu fein, wie ihr« unabhängigen und kommunistischen Stiefbrüder. Wer di« Geschichte kennt und verstehen will, weiß, daß die Ab lehr eines Volkes von der Religion nnaushaltsame» sitffck'n Nieder gang im Gefolge hat. Und dt- Sitstulosigk-i» bst der Fänlnisvilz, an dem alle Kulturvölker wenn nicht ganz zugrunde gegangen. so doch wirtschaftlich und staatSpoliti'ch oft auk Jahrhunderte zusammenge. brachen sind. Di« religion-feindliche Sozialdemokratie ist d«x Fäul- ni-erreger, der dem deutschen Volke im Fleisch.- fitzt. Da« mutz ein- mal offen ausgesprochen werden. Wer sein Volk, sein Vaterland lieb hat. wer auch st-lbst nur. allerdings mit weiterer Sicht, an sein« und seiner Kinder Wohlfahrt denkt nnd wer noch weiter über dieses Leben hinaus'' nkt, der muß und wird sich von derSozialdemokratie losmachen und sich der Partei anschlietzen, die des deutschen Volke» Hell in der sittlichen Erneuerung auf christlicher Grundlage steht, dabei aber die plastischen wirtschaftlichen und sozialen Be dürfnisse aller Volksschichten in gerechte- Weil? im Geist- christlicher Nächstenliebe und tm Sinne des Gemeinwohles zielsicher im Aug« hat: dem Zentrum, der einzigen christlichen Volks- Partei. H. Kr. Zur Frage des Relcksschuloesetzes Bon Fritz Günther, Neu-Leuter-dorf (V.-L.) Der Zen'rumSführer Trimborn hat neulich in seiner mustergül tigen Etalsrede da- neue ReichSschulgeiel! ^fordert. Und wahrlich, e« ist höchste Zeit, daß einmal genaue Richtlinien voriiegen. damit fortan die Unsicherheit über die Zulunst mancher Schulen schwind«» (ich denke vornehmlich an die Dtasporavrivatschulen. ab'r auch an übelwollende einzelstaatlich« „Kultusbcsttel'uiiss n", soser» sie auf di« konfessionellen Schulen gerichtet sind). So viel ist sicher, daß das kom mende Reichsschulgesetz keine v.stlose Befriedigung bringe,, wird. und. daß manche Ausdrücke der hierzu gehörigen Parag apyen der Re chs- verfassung N-dekämpse um deren Auslegung he-vorrustn werden. Durch die Zeitungen ging letzthin die Nachricht, daß im Reich», ministe,i-.'m des Innern ein Entwu'-f zum ReichS'chnlgcst tz vordere! et w-rde. Im Parlament werden die Anhänger der Simultan'chule möglichst viel aus den Versassungsartil-lv herauslestn wollen, »nd di- Anhänger der Konfessionsschule» werden alle Kraft aiiswenden müssen, um Ihren Standpunkt zu wah r» Cs sei hier erinnert an 8 174 der R -V. und an die Aeußerung eine» Abgeordnete» der sächsi schen Volkskammer bei der Beratung des U-beraanasscki-lg''-des daß sich da« Reich nach Sachsen zu richten habe. Das ist nur ein Beispiel. Wenn auch das neu« Schulgesetz von Reichs weg»» noch nicht vorliegt. so ist eS doch ein Gegenstand, der unsere höchste Aufmerk samkeit erfordert und der zwingt, uns damit zu befassen. In Artikel 14« Abs 1 der N.-V. heißt eS: „Aus einer für alle gemeinsamen Grundschule baut sich das mittler« und höbe e Sek-«»D-- -uu'-tan - b-" > L- »r tagen Mffchmaschschule) ist also div Regel Einzig und allein sind Anlagen und Neigungen des Kindes maßgebend, nicht das Belennt- nts nicht die wirtschaftliche und soziale Stellung der Eltern oder d-ren Religionsbekenntnis. Konfessionsunterschiede dürfen nicht ge mach» we-den Die iouale Auslegung diests Satzes verlangt aber auch, daß einem Kin'-e der Eintritt in die Ko»'! ssivnSschule nickt ver wehrt werden kann »nd darf, wen» eS einem anderen Bekenntnis an- gehör-. Den Leustn, die u»z>:f,ie'e„ sind mit der ge^eglich n Aner kennung der Simustanickule lei gesagt, daß sick im Hinblick auf die Schularten viel»r Einzelslaat-n kBad n Me'ningen u a.) und aul die meisten der u»S nmgeben'-en Lände- di- Kon'esiionSscknle als Norm nickt festst«»! ließ. Denuock b-auchen die Freunde der Konst ssionS» schule nickt zu »»-nagen, denn ihnen ist verfassungSgemäß das Recht g-geben eine Sckust ih-e- Bekenntnisses zu fordern, wenn die Vn-» auSsehunaen aeaeb-n sind. Die'« sind niedergeleat in Artikel 146. Ab- satz 2. Zwe-erlet ist kür die Einricktunq de- kvnstssionS'chul« nötig. 1. Der Antrag ber Erzieh »ngSberechttq-en und 2. ber geordnete Schulbetrieb, auck mit Rücksicht auf de» ersten Absatz, dark nicht darunter leid- n Dies« Fassung läßt eint v-rlumstrltt-ne AnSleannq zu und dürste auck Grnnd zu varlomen- torisch«» A-Seinan'-r^hungen sein, wie wir «S noch auS der Ratio» nalver^ommff'ng wissen. Die Eltern müssen al'o einen Ant-ag «inreicken. Unbestimmt ist noch dl« No rm a l»aht. d. b di? Zahl k-ie Elgern, die dstf«» Antraa stellen "nd stützen und die Zahl der Kinder für die Gründung einer solch-n Schule. Darüber wird uns ba« neue Gesetz Genaue» örinttn. Unter .geordneten Schulbelrieb" »ersteht man wohl da»