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Nr. 176 Sonnabend 23. September 1843 ter die Leitung und materielle Vermittelung des Staats genommen Vereins stark genug, um die Sache allgemeiner, als es bis jetzt ge Thalern gehen für immer im fernen Auslande dem Vaterlande nutz los verloren, während die Arbeits- und Vermögenslosen, die Prole tarier,. zurückbleiben und am StaatSvermögen nur als kruxos con sumerv nati zehren helfen. Unläugbar aber drängt von allen Seiten her die Nothwcndigkeit immer ernstlicher, daß die Auswanderung un rieswegs stark genug sind, um die Folgen von mehr als Einem Un- glücksjahr ertragen zu können; es wird, um mich eines trivialen Aus drucks zu bedienen, im Allgemeinen aus der Hand in den Mund ge lebt. Und dir alljährliche Erzeugung von Arbeiterkrästen steht beinahe im umgekehrten Verhältnisse zu deren Bedarf und Verwendung. Aber wahrhaft wohlthätig haben die gut versorgten Bergmagazine gewirkt; sie geben einen schlagenden Beweis, wie das staatsökonomische Prin- eip zu Zeiten daS finanzielle überwachen müsse, und daß eine beabsich tigte theilweise Aushebung derselben gewiß ein Misgriff gewesen sein würde. Wir wollen lieber die Erfahrung des frankfurter Senats als die von Hessen-Darmstadt machen. Die Kartoffelärnte hat zwar noch Nicht begonnen, doch läßt sich bereits annehrnen, daß sie im Ganzen «ine gesegnete sein werde. Die Aussichten auf Herbstfütterung sind vorzüglich zu nennen und geben die Hoffnung, daß die eingebrachten reichen Borräthe theilß noch vermehrt, theilS wenigstens geschont wer den können. Kurz, die gütige Vorsehung hat uns den größern Theil der Bangigkeit vom Herzen genommen, mit der wir dem kommenden Winter während eines Theileö dieses JahreS noch entgegensehen muß ten. Allein dessenungeachtet läßt es sich bezweifeln, ob wir eine Wohl feilheit der Lebensbedürfnisse erhalten werden, wie sie die Armen deS Erzgebirges wünschen müssen; eS steht wenigstens so viel zu erwarten, ^en JahreS zu decken, der, wenn daS lausende Jahr nicht zu Hülfe gekommen wäre, unserer ganzen Existenz vermöge anderer ungünstiger Eonjuncturen so gefährlich zu werden drohte. Ueberhaupt aber hat sich bei dieser Gelegenheit deutlicher und fühlbarer an den Tag gelegt,! werde. Vielleicht wirkt das Beispiel Belgiens und des rheinländischen als Manche früher zu glauben geneigt waren, daß unsere Kräfte kei-1 Vereins stark genug, um die Sache allgemeiner, als es bis jetzt ge ¬ schehen ist, in Erwägung zu ziehen und einen heilsamen Entschluß zu fassen. 's München, 18. Sept. Zu Anfang des Sommers war hier ein in Rom lebender Deusscher, der auf eine von günstigen Anerbietungen begleitete Einladung, hier zu bleiben, abschlägig antwortete: „weil er ja nicht mit einem Regenschirm auf die Welt gekommen". Schade, daß der Mann nicht gewartet hat bis zu Ende des Sommers, er wäre ganz aufS Trockene gekommen. Wir haben die heitersten, lieblich sten Tage, nur zuweilen durch den vom Ostwind aufgewirbelten Staub getrübt, und 'fast zu trocken für unser auf KalkkieS liegendes, geringes Erdreich. Au den seltenen Naturprodukten unserer Gegend (davon daS Octoberfest in der Regel auffallende Proben liefert) gehört ein Hirsch, ein Achtzehnender, der in der Nähe von Tegernsee geschossen worden und 320 Pfd. wog. Unsere Naturforscher, die gegenwärtig durch ihre Reise nach Grätz um den Anblick dieses schöne» Thieres gekommen sind, mögen sich dort in dem Anblicke des 12 Schuh hoben steirischen Bären entschädigen; wie denn freilich noch ganz andere Freuden ihre» dort warten. In diesen Tagen sind einige der Herren auS Sachsen zu rückgekehrt, welche an der Versammlung der Landwirthe in A'^nburg Theil genommen. Sie können nicht genug den gastli^en Empfang, den schönen Geist der heitern und der belehrenhev «runden schildern l daß noch bedeutende Spuren des Nothstandes, den das vorige Jahr I verursachte, bleiben werden, zumal wenn die industriellen und mercan- I tilischen Verhältnisse keine namhafte Besserung erfahren sollten, was I leider sehr zu bezweifeln sein möchte. Es sind zwar, vielfache Anstren- I gungen gemacht worden, um den Nothleidenden Hülfe und den Ar- I bcitsfähigen Verdienst zu verschaffen, theils durch die bekannte Lotte- I ric, theils durch Bauunternehmungen, sodaß z. B. durch Straßenar- t beiten, durch den Aufbau von Sayda und durch den Teichbau bei I Dörnthal, auf den wir wegen seiner bergmännischen Wichtigkeit in I einem besonder» aus amtlichen Quellen geschöpften Artikel zurückkom- I men wollen, an 4000 Arbeiter beschäftigt werden und mithin nam- I hafte Geldsummen im obern Erzgebirge in Umlauf gesetzt worden sind, I allein diese Erwerbsmittel wirken nur palliativ, die Theuerung der Le bensmittel hat keine Ersparnisse möglich gemacht, jene Arbeiten hören im Winter auf, die müßig gewordenen Hände haben nur zum klein sten Theil Aussicht auf anderweite Beschäftigung und der Pauperis mus ist überhaupt im Wachsthum begriffen, wie die Armenhaushal- tungcn der Stadt- und Landgemeinden sattsam nachzuweiscn vermögen. > Bemerkenswerth ist aber noch Folgendes. Die selbst von empfindlicher Armuth gedrückten Erzgcbirger entschließen sich im Ganzen sehr schwer zu einer andern Beschäftigung als zu der, an welche sie einmal ge wöhnt sind, Und die Gedrängtheit, in der sie beisammen wohne», flößt ihnen eine so große gegenseitige Anhänglichkeit ein, daß sie lieber das Loos harter Entbehrung gemeinschaftlich ertragen, als daß der Einzelne zur Milderung desselben von den Uebrigen sich trennen sollte. Viel häufiger ist die entgegengesetzte Erfahrung in dem untersten Theile des Erzgebirges als in dem obern, eben weil in jenem Theile die Gewöh nung an eine, ich möchte fast sagen traditionelle Arbeit nicht so groß und die Gedrängtheit der Bevölkerung nicht eine ganz gleiche ist. So dann hört män so gut wie nichts von Auswanderung oder auch nur von der Neigung dazu. Allein wer kann unter den obwaltenden Um ständen auswandern? Wer Tüchtigkeit zu jeder körperlichen Anstren gung und Geldmittel besitzt. Wo aber sind diese bei dem armen Erz gebirger? Uebrigens ist eö eine Wohlthat, daß sich diese Lust zum Auswandern auch bei Denen nicht regt, die wenigstens einigermaßen bemittelt sind. Denn welche Verluste damit für das Staatsvermögen verbunden sind, ergibt sich recht deutlich aus den Erfahrungen, die z. B. Muern in der jüngsten Zeit gemacht hat; fleißige und kräftige Hände entziehen dem Staat ihre nützliche Thätigkeit, Millionen von WM Deutsche Allgemeine Zeitung. IM Auslände». «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» U-vervlick. tveutschlanb. »Aus dem Erzgebirge. Die Lernte. Der Nothstand, -f München. Der Sommer. Ein Achtzchnender. Die Zusammenkünfte der Landwirthe und der Architekten. -«-Stuttgart. Bauten. Mreutzen. — Lerlin. Großes Cavaleriemanoeuvre. Rückmarsch der Landwehr. AbschiedSscenen. Große Parade. Das Salutschießen. Die Kadetten. Die Kaiserin von Rußland. General v. Grolman. ^Ber tin. Der König geht nach Lüneburg. Die Artillerie. Die Cavalerie- manocuvres. "Aus Westpreussen. Die verspätete Bekanntmachung rheinischer Landtagsverhandlungen. Exceß bei einer Procession. Ldeftevveich. -j-Wien. Eröffnung des Landtags in Niederösterrcich. Ge rücht von einer Allianz zwischen Oesterreich, England und Frank- reich, "presburg. Die Magnaten über die Religionsfrage. Epanien. * Paris. Barcelona. Untyätigkeit Prim's. Ein Communist in Figueras. Entdeckung einer geheimen Verbindung in Madrid. Lod Torepo's. Grotzdätannien. Repcalversammlung in Liverpool. Die Rebekkai ten greifen um sich. Avankreich. Citadellengürtel um Paris. Entdeckung eines Complots. Seltsame Vorarbeiten für Eiscnbahnbautcn. S Paris. Mäßigung der! Centralisation durch die Präfecturräthe. Echwetz. Weitling vor Gericht. > Italien. Revolutionaire Bewegungen. *Aus Äicilien Aengstlichkeit und Unruhe. Unsicherheit. Griechenland. Schwangerschaft der Königin, -f Athen. Verordnun gen. Eindruck der Parlamentsverhandlungen. Depesche der Schutz mächte. Gerücht von der Ankunft des Hrn. v. Brunnow. KSerdien» * von der serbischen Grenze. Opposition der Anhänger des Obrenovich. Türkei. Konstantinopel. Der Bestätigungsferman. Fürst Bibesco. I Manoeuvre. Syrisches Quarantainewesen. I Handel und lFnbufllrie. * Dresden. Die Oberlausitzer Bahn. Kenknndignngen. Deutschland. * Rus dem Erzgebirge, 20. Sept. Unsere Aernte, mit ganz geringer Unterbrechung stets von der günstigsten Witterung begleitet,! ist nun wenigstens so weit vollendet, daß wir sie im Allgemeinen zu« Heurtheilen und ihren Werth zu schätzen im Stande sind. Die Cerea-1 lien ergeben, wenn auch einen weder an Qualität noch Quantüät aus-1 -gezeichneten Körnerrrtrag im Einzelnen, doch einen großen Rcichthum I -an Schocken, sodaß die Mangelhaftigkeit des erster» durch die Menge der letzter» ziemlich ausgeglichen wird. Und wir können darin in der! That einen Vortheil wahmrhmen: wir bedürfen zunächst nicht sowol Ge-1 treibe von vorzüglicher Güte, sondern möglichst viel, zugleich auch Stroh in I bedeutender Menge, um in beiderlei Beziehung den Ausfall des vori-1