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Dresdner Journal : 19.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-05
- Tag 1874-05-19
-
Monat
1874-05
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 19.05.1874
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187! Dienstag, den IN Mai Dres-nerImMal Verantwortlicher Rcdactcur: I. G. Hartmann. l)ne,äa«r ^ourn»I»; «d«»äiin : IO« A< «>'«-.- » /t S»mdorU-I«rU». <t" L«Ol» Vi«»-L»n>dilrA-kr»A l^tp,iA-kr»Qil- kurt » H -Uüorbe»: Ni««t. LirUs F ^/örrc/lk, Sremsa: L ^c/i/ukke, Sre,- I»»: T.ÄanA«,'» Nürsuu; Vkvmiutr: psiAk, rn>a>- kurt» »,: / Ta^At-i-Tebv u. T<". //rrrmnnn ncku ttuutik^ t^'a., varliti: /n«v /) , H»m»ov«r: (,' 8c^ü«</e7,- r»ri»t //«!„», Luttie^tt <'o , StuttxLrt: /)nuü« tt T'o., Sückck ttnri6>icfn-Nür«i«, Visa: kl<>I »usAeker: Ix "iU!7!, >'xptniitin»> R- j>r<-- d!>e>r .«mriml«, I »r>--«i'-ii, XliirA.iri-tdi-nx-^! t X->. I. ^Knanom<'nt«p7<>i«r ...... n.^.: ^MrlmU:. . . . 6 I dir ( SvuttK li«rll i^Ldrttok: I '?dlr. lü I Itmude« ?o-^ uvä It!uir«Iu« Kumn»«.ro: t ln^r 1 8t»lu^»Iru«.dtull tunru, lasi-rnt^nprel-er I^ür <t«n «»nm siavr Assx-sItEn^n ?vtNrkNv: 2 dkAr, Öowr „Linxs>«uttt" äiv 2«il«: b di Ar Lr»ek einen r lallet» mit iinnnittime 6«r 8ano- noä keisriNA«, Lbenä» für «iso tolAenüvv Ämtlicher Theil. Dresden, 18. Mai. Seine Kaiserlich Königliche Hoheit der Erzherzog Ludwig Bictor ist gestern Mittag von Wien hier eingctroffen und hat Sich auf die Weinbergs-Billa Ihrer Majestät der Königin Marie bei Wachwitz begeben. Dresden, 18. Mai. Seine Königliche Hoheit der Erdgroßherzog von Oldenburg ist heute Mittag, Seine Hoheit der Herzog Friedrich von Schleswig- Holstein heute Nacht von Leipzig hier eingetroffen und im „Hotel Bellevue" abgetreten. Dresden, 9. Mai. Se. Majestät der König haben dem emeritirten Eantor Franz Forbriger in Neumark die goldene Medaille vom Albrechtsorden zu verleihen geruht. Dresden, l l. Mai. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Eduard Heinrich Pinkert in Rück marsdorf die goldene Medaille vom Albrechtsorden zu verleihen geruht. Dresden, 12. Mai. Se. Königliche Majestät Haden den zeitherigen Anstaltsoirector zu Hubertusburg, Ober lieutenant v. d. A. Behrisch zum Director des neu zu errichtenden Weiberzuchlhauses zu Hoheneck, und den seit herigen ärztlichen Lircctvr der Heil- und Bersvrganstalten zu Hubertusburg, Medizinal-Nath 1N. Ehrt, zum An- staltsdirector daselbst zu ernennen allergnädigst geruht. Verordnung, das r «gebührliche Verladen von Bruchsteinen rc. auf Mbfahrzeugen betreffend; vom 30. April 1874. Es ist in neuerer Zeit vielfach zu bemerken gewesen, daß Steinschifser Bauhorzeln rc. nicht in den Schiffs raum, sondern auf quer über die Cchiffswändc gelegte Bohlen verladen haben. Da bei dieser Berladungsweise das Herabfallen von Steinen zu beiden Seiten der Bordwände in die Elbe während des Ein- und Ausladens, sowie während der Fahrt fast unvermeidlich ist und dadurch die Strom jahrbahn verunreinigt und die Elbjchifsfahrt beeinträch tigt wird, so finden Sich die unterzeichneten Ministerien veranlaßt, auf die Bestimmung in tz 39 der Verordnung vom 2. Januar l864, ström- und schifffahrtspolizeiliche Vorschriften für die Schifffahrt und Flösserei auf der Elbe betreffend, wonach jede Verunreinigung und Be einträchtigung der Strvmfahrtbahn verboten und straf bar ist, hierdurch besonders mit dem Bemerken aufmerk sam zu machen, daß Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschrift unnachsichtlich mit den in tz W3 der an- gezogenen Verordnung angegebenen Strafen, beziehent lich unter Beachtung der Vorschrift in K 4 der Ver ordnung, den Einstuß des Rcichsstrafgcsetzbuches auf Polizeijachcn betreffend, vom 14. December l87O — Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1870, Lette 374 —, wonach in den Fällen, wo die erkannte Frei heitsstrafe die Tauer von 6 Wochen nicht übersteigt, statt der Gcfängmßsirafc vielmehr auf Haft zu erkennen ist, werden belegt werden. Hiernach haben sich alle, die es angeht, gebührend zu achten. Dresden, den 30. April 1874. Die Ministerien der Finanzen und des Inner», v. Friesen, v. Nostitz-Wallwitz. Hrtm. UlchUrmLUüM LlM. u e b c t s t ly r. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Morning-Posl. — Daily-Telegraph — Times.) Tagrvgeschichte. (Berlin. Königsberg. Fulda. München. Wien. Paris. Brüssel. Nom. Florenz. Madrid. Lon don. Kopenhagen. Rustschuk. Taschkend. New-^)vrk.) Ernennungen, Versetzungen rc. im össentl Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Plauen i. V. Löbau. Fran kenberg.) Einaesandtes. Feuilleton. Inserate, Tagetkalender. Beilage. Telegraphische WitterungSderichtr. Inserate. Borsennachrichte». ^tltyr.lMsche NllchrWeu. Paris, Sonntag, 17. Mai, Morgens. (W. T. B.) Das „Journal officiel" bestätigt in seinem amtlichen Theile, daß die Minister um Entlassung von ihren Posten gebeten haben und daß das Ent- laffungsgesuch vom Präsidenten der Republik an genommen worden ist. Die Minister bleiben mit der provisorischen Fortführung der laufenden Ge schäfte beauftragt. Die Majorität der Nationalversammlung, welche den Rücktritt de» Ministeriums Herder- führte, bestand aus 310 Mitgliedern der Linken, 54 Mitgliedern der äußersten Rechten und 17 Bo- napartisten. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Die Mehrzahl der Journale der republikanischen Partei spriedt sich für die Nothwrndigkeit aus, die Nationalversammlung demnächst aufzulösrn, da dieselbe nicht im Stande sei, die Regierung»- form Frankreich» dauernd zu eonstituiren. Paris, Sountag, 17. Mai, Nachmittags. (W. T. 80 Goulard ist vom Marschallpräfideuten mit der Bildung des neuen Cabivets beauftragt wor den. Man hofft, daß dieselbe morgen oder über morgen vollendet fein wird. Paris, Sountag, 17. Mai, Abends. (Tel. d. Dresdn. Iouru.) Man versichert, Goulard werde das neue Cabinet aus Mitgliedern des rechten und des linken Ceutrums zu bilden suchen. Das „Journal de Paris" schreibt: Die äußerste Rechte mußte vorherseheu, daß nach dem Sturze de» Herzogs v. Broglie das neue Ministerium sich mehr zur Linken neigen werde. Das rechte Centrum werde das neue Cabinet unterstützen, wenn es die Ordnung vertheidigr und dahin wirke, daß di« Neaierungß-rwalt des Marschallpräfiden- ten Mac Mahon von allen Parteien resprctirt werde. Die letzten Nachrichten aus Versailles erwäh nen gerüchtweise nachfolgende Zusammensetzung deS Cabmets, welches Goulard zu Stande zu bringen hofft: Goulard, Inneres; Graf Chaudordy, Aeu- ßerev; Magne, Finanzen; Mathieu Bodet, öffent liche Arbeiten; Deseilligny, Handel; Desjardins, Unterricht; General Bertauld, Krieg. Goulard soll sich für die Lotirung der constitutionellrn Ge setze und für die Organifirung des Septennatü energisch ausgesprochen haben. Auf dem Boulevard wurde die neueste Anleihe zu 04,20, die türkische Anleihe zu 48,50 ge handelt. Paris, Montag, 18. Mai, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Iouru.) Dem „Journal des D^bats" zu folge ist der gestrige Versuch Goulard v zur Bll- düng eine» Cabinet» gescheitert. Die republikanische Linke hat gestern eine Ver sammlung abgehalten, in welcher die allgemeine Ansicht vorherrschte, daß die einzige Modalität der Appell an das Volk und die Auflösung der Na tionalversammlung sei. In den Bureaur der Linken wurde der Ent schluß neuerdings bestätigt, allen ministeriellen Cvmbinatiourn fern zu bleiben. Rom,Sonntag, 17.Mai,Morgens. (W. T B.) Der bisher mit der Verwaltung des Ministeriums des königl. Hauses beauftragte Commandeur I. Nisone ist definitiv zum Minister des königl. Hauses ernannt worden. Die italienisch-österreichische Consularconvention ist, wie der „Economista" meldet, vorgestern vom Minister des Auswärtigen, Biüconti-Lenosta, und vom österreichischen Gesandten, Grafen Wimpffen, unterzeichnet worden. London, Sonntag, 17. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Gestern hat im Krystallpalast zu Sy- denham zu Ehren des Kaisers von Rußland ein glänzendes Fest stattgesunden, bei welchem außer den russischen Gästen sämmtliche Mitglieder der königlichen Familie anwesend waren. Dem Con- cert und Feuerwerke, das vom schönsten Wetter begünstigt wurde, wohnten mehr als 40,000 Per sonen brr. Der Kaiser von Rußland wurde vom Publicum auf das Wärmste begrüßt. — Der Kaiser, welcher gestern Vormittag in Begleitung des Großfürsten Alexis der Kaiserin Eugenie einen Besuch abstatlete, empfing heute den Besuch deS jungen Prinzen Napoleon. New-Dort, Sonnabend, 1k. Mai. (W. T. B., Kabeltclegramm.) Nach hier eingegangenen Nachrich ten find in Goshen (in Massachusetts) drei große Wasserreservoirs geborsten und haben in drei Ort schaften, mehrer« bedeutenden Hüttenwerken und einzelnen Häusern großen Schaden angeriättct. Der Verlust an Menschenleben beträgt gegen KO Personen; an zerstörtem oder vcrwüstetcm Eigen- thum ist der Schaden gleichfalls außerordent lich groß. Dresden, 18. Mai. Der Besuch des Kaisers von Rußland in England bildet das Hauptthema der Londoner Presse. Dir „Morning-Po st" bezeichnet trotz ihrer bekannten Russcnferndlichkeit die Landung des Zaren in England als ein Ereigniß, das die größte und achtungsvollste Aufmerksamkeit des Landes verdiene. Die Friedensliebe des Kaisers gebe der Hoffnung 3laum, daß die Be ziehungen Englands und Rußlands sich auch im fernen Osten immer freundlich gestalten werden. — Der „Daily- Telegraph" bemerkt, es könne ohne jede Schmeichelei gesagt werden, daß es unter den verschiedenen Souveränen, die im Gedächtniß lebender Menschen als Gäste nach dem Hofe von St. James gekömmcn sind, "Niemanden gab, der ein echteres oder besser verdientes Recht auf die von populärer Acclamation gezollte Art von Tribut be sitze, als der Vater der Herzogin v. Edinburgh, unter dessen Regierung Rußland um Jahrhunderte vorgerückt sei. — Die „Times" läßt den Vorzügen der russischen Dynastie eine sehr wanne Anerkennung widerfahren und meint, daß Rußland viel mehr von einer Verfassung habe, als die Engländer im Allgemeinen zu glauben ge neigt seien. Es gebe dort mehr communalc Gewalt ober Das, was als „Selfgovernment" bezeichnet werde, als in Großbritannien selbst. In einem andern Artikel behandelt das Eityblatt die Frage, was denn England dem Zaren besonders Interessantes zeigen könnte, und schließt eine Aufzählung der verschiedenen Sehenswürdig keiten mit den Worten: „Auf jeden Fall kann er nicht um hin, von einer Sache überzeugt zu sein, und dies ist daS Glück seiner vermählten Tochter. Alles, was er sieht und hört, wird ihn belehren, daß die Prinzessin sich be findet, wo und wie sie sich zu befinde« wünschen tonnte, uud dem Gedanken, welcher sich natürlich aufdringen wird, dürften hoffentlich Schlüsse folgen, welche den Beziehungen und dem Verkehr zwischen Rußland und England alS günstig sich erweisen." Wie bereits gemeldet, hat der Kaiser Alexander bei dem Empfange der fremden Botschafter und Gejandten in London, wie schon vor einiger Zeit bei einem festlichen Toaft in St. Petersburg geschehen, als bas Ziel feiner Politik die Erhaltung des Friedens aus dem Continente bezeichnet und für diese Absicht die Eooperation der übrigen Mächte begehrt. In ihrem neuesten Leader meint nun die „Times", die er neute Versicherung dieser friedlichen Absichten müsse von den segensreichsten Folgen für die Politik dcrConlinen- talmächte fein. Ruhland wolle entschieden die Erhaltung des Friedens und scheine sich zu den, Ende mit den so genannten neutralen Mächten vereinigen und separate Allianzanträge zurückweisen zu wollen, die sich mit ag gressiven Plänen tragen. Für Deutschland und Frank reich müsse es als eines der erfreulichsten Ereignisse be zeichnet werden, wenn die Ueberzeugung gewonnen wer den könnte, daß ein neuer Krieg auf eine lange Reihe von Jahren hinaus ein Ding der Unmöglichkeit sei. Die „Times" hebt dabei besonders hervor, daß die kriegeri schen Vorbereitlingen Deutschlands einen ausschließlich defensiven Charakter trügen und daß die deutschen Staatsmänner und die deutschen Strategen wohl das von ihnen Gewonnene behaupten und vertheidigen, nicht aber neue Eroberungen machen wollten. Der beste Dienst, den man den Franzosen leisten könne, bestehe darin, denselben die Ueberzeugung aufznnöthigen, daß ihnen Selbstbeherrschung und Ergebung noth thue. In dieser Hinsicht werde aber die Äeußcrung des Kaisers Alerander von der alle:günstigsten Wirkung sein. Tligosgtschichtc. 8 Berlin, >6. Mai. Im Herrenhause brachte heute auch Prinz Biron von Kurland die Aeußerungcn des Abg. Lasker bei Gelegenheit der Discujsion des Ab geordnetenhauses über das Gesetz, betreffend die Gewäh rung einer Staatsgarantie für die "Nordbahn, zur Sprache und gab dabei die Erklärung ab, daß, sobald ihm die stenographischen Berichte über die Angriffe des Abg. Lasker vorliegen werden, er gegen den betreffenden Herrn „weitere Maßregeln" ergreifen werde. — Zur Tagesordnung übergegangen wurden zunächst mehrere klei nere Gesetzentwürfe ohne alle Debatte erledigt. Sodann trat das HauS in die Generaldiscussion über die Rir- chcngcmcinde- und Synodalordnung ein. Referent v. Goßler, v. Kleist Retzow, Graf Krassow verthcioigten die Cvmnnssionsvorschlägc, welche insofern von der im Ab- geordnetcnhausc beschlossenen Fassung adwcichen, als sie die ursprüngliche Regierungsvorlage wieder Herstellen wollen und namentlich die staatliche Anerkennung der Kreissynvden ausjprcchcn. Zn der Vorenthaltung der staatlichen Anerkennung für die Provinzialsynoden stim men die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses und der Com mission dieses Hauses überein. Etwanger, Cultusmini- ster Ur. Falk, Oberbürgermeister Hasselbach traten für die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses ein und warnten im Interesse des Zustandekommens deS Gesetzes, diesel ben abzulehnen. 1N. Falt sprach zunächst seinen Dank aus, daß sein Vorgehen hier allgemein als correct an erkannt worven sei. Es handle sich hier darum, zu einem wirklichen, praktischen Resultat zu kommen, auf einem Gebiete, das seit mehr als 6o Jahren allen An läufen widerstand. Er habe im Abgeordnetenhause alle Versuche gemacht, einen anderen Beschluß herbeizufüh- ren, er habe sehr deutlichen Appell gegen die Beschlüsse erhoben, aber beim Abgeoronetcnhause kein Gehör ge funden. Dagegen sei die Regierungsvorlage mit er drückender Majorität verworfen und die abgeändcrte Vorlage mit Ausnahme eines einzigen Mitgliedes von dem andern Hause einstimmig angenommen worden. Es handle sich hier ganz allein um ein Majus oder Mi nus ; wenn man bas Mehr nicht erreichen könne, müsse man sich mit dem Minder begnügen. Er bitte deshalb, den Beschlüssen des Abgeoronelenhauses zuznfllmmcn. "Nach kurzer Specialdebatte wurde jooann zuuach» > l der Vorlage in namcnllicher Abfummung mit "o gegen Stimmen, und fchließlich der ganze Eefetzenlwulf in der Fassung des Abgevicnelenhauico angenommen. Im Abgeordnelcnyaufe ergu» vor cnnllttl m die Tagesordnung zuuach» der Abg. Laster oas Wort Feuilleton. Redigirt von -Vtto Banck. K. Hoftheater — Altstadt — 16. Mai. In A. Lortzing'S komischer Oper „Zar und Zimmermann" gastirte Herr Winkelmann vom Stadttheater zu Danzig als Iwanow. Seine Stimme erschien — wenn man bei Mittlern Ansprüchen stehen bleibt — für derartige Buffotenorpartien befriedigend angenehm und klangvoll, namentlich in der höhcrn Lage, seine Gesangsausführung routinirt und sicher, ohne störende Manieren, so daß sie auf eine löbliche musitalifche Durchbildung schließen ließ. Um ein genügendes Unheil über seine Leistungsfähigkeit zu gewinnen, ist indcß diese gesanglich unbedeutend aus- geslattete Partie nicht geeignet. Anerkennenswenh ist des Gastes deutliche Aussprache; mit der Behendigkeit hierin einigt sich freilich nicht eine gleichmäßig rasche Lon- ansprachc; der Sprechton wird daher zu vorherrschend. Für die Repräsentation ist Herr Winkelmann durch seine Persönlichkeit wenig unterstützt; aber sein Spiel war lebendig und angemessen, ohne vordringlich und geschmack los zu werden, und gewandt und verständig auch die Behandlung des Dialogs. Die übrigen Leistungen in dieser Oper, deren Ge- sammtaufführung wenig befriedigen tonnte und ohne einen begabten Komiker für die Rolle des van Bett ihre beste Wiitung entbehrt, sind genugsam bekannt. Hr. v. Witt hat jetzt die Partie des französischen Gesandten über nommen und sang sehr hübsch und geschmackvoll die Ro manze im zweiten Act. C. Banck. Nefidenztheattr. In einem recht glücklichen Er kennen seiner künstlerischen Persönlichkeit und seiner Ta- lentrichtung hatte Hr. Tireuor Ur. Müller rin altes, aber mit Recht virlbeliedtes Repertoirestück „Die Me ¬ moiren des Teufels" von Arago und Vermond, deutsch von B. A. Hermann bearbeitet, am > 7. Mai zum ersten Male zur Darstellung gebracht. Alle Verehrer Emil Devrient's haben Gelegenheit gehabt, diesen glänzen den Künstler im Robin zu bewundern, der gewisserma ßen die Titelrolle des Stückes ist. Es gewährt diese Rolle, die am meisten durch die elegante Bravour eines Virtuosen gewinnt, da sie eine intponirende kühne Leichtigkeit verlangt, den verschieden artigsten freien Zugang. Wenn Devrient und Dawison zwei entschiedene Gegensätze in Art und Stil der Dar- fteUungskunsl repräsentier«, so bietet Robi« beiden mit verschiedenen Mitteln wirtenden Mimen dankbaren Er folg. Ma>i braucht die Verfasser deS Stückes nicht wegen ihres leichtfertigen Hinwegspnngens über viele Unwahrfchrinlichkeiten zu loben, wenn man ihnen die Lösung des Kunststückes zuerkennt, innerhalb eines losen Rahmens einen echt theatralischen Effect mit wirkungs vollen Ueberrajchungsscenen aufgebaut und das Publi cum nicht nur amufirt, sondern auch dadurch moralisch befriedigt zu haben, daß die heuchlerische Bosheit ent larvt und der Unterdrückte wieder in das ihm geraubte Recht eingesetzt wird. Herr Müller, der entschieden der Lawison'schc« rea listischen Kunslmamer angrhört und auch in seiner Führung der Eonversation an dessen Redeten des Lebens erinnert, brachte seine Partie hauptsächlich als feiner Sprechkünstler zu vorzüglicher Wirkung. Aber er ver gaß auch über diese brillante Außenseite die Zeichnung des Charakters nicht, die allmählich als natürlicher Hin tergrund der dämonischen Erscheinung des Robin Wärme und eine Liebenswürdigkeit geben muß, welche über die Bonvivantnatur weit hinausgeht. Hierdurch bietet dieser Theaterheld Garantten für das rein menschliche Ziel, das ihn dieses Stück erreichen läßt. Wenn es auch den andern Mitspielenden, mit Aus nahme von Frl. Evpner's feiner wohlthuend sublimer Haltung, nicht möglich war, sich auszuzeichnen, so thaten sie doch ihre Schuldigkeit und kamen der sorgsamen, recht geschmackvollen Inscenirung nach. „Ern großer Damental,ee" Graben-Hofsmann's, hier schon durch Privaivorfübrungen thcilweise bekannt, dürfte sich solchen Familienkreisen mehr, als den öffentlichen der Bühne und der Kritik anempfehlen. O. B. Archäologisches. In Nr. 19 der Zeitschrift: „Im neuen Reich" eröffnet IN. Wolfgang Helbig in Rom in einem dort abgedruckten Vortrage, den er jüngst bei einer Festsitzung des archäologischen Institus gehalten hat, überraschende neue Gesichtspunkte zur Erkenntniß und Beurtheilung der Tracht der Heroinen, wie sie sich Homer nach Dem, was er in seiner Zeit — um 900 vor. Ehr. — sah, denken mußte. Der Verfasser, der fortwährend mit dem Studium etrurischer und griechischer Alterthümer der älteren Zeit, wie sie in den Necropoleu Etrurien» und sonst gefunden werden, beschäftigt ist, weist nach, daß die spätere ideale Künfl im b. Jahrhunderte den Heroinen und Frauen der älteren Zett das spätere von orientalischen Einflüssen unabhängige griechische Cojtum gegeben habe: die genaue Prüfung des Schmuckes und der Krauenklcidung bei Homer weise auf die aus Asien stammende, von den Phöniziern unter oen Griechen verbreitete schwerfällige und buntfarbige Tracht hin, wie sie sich auch in den alten etrurischen Gräbern vorsindc, so daß die von Homer beschriebene Helena im Frstgc- wande durchaus nicht dem hellenischen Schönheitsideal in klassischem Gewände entspreche, sondern eher an einen Obelisken des Königs vvnTyrus oder eine der Frauen des Salomo erinnere. Eine beigegebrne Zeichnung er läutert di« Abhandlung. Hx. — Aus Smyrna wurde vor Kurzem ge- mclbet: Tic umfaffenden Ausgrabungen, welche seit einer Reihe von Jahren auf ephefischcm Trümmerfeld auf Anregung uno Kosten des brunchen Museums ge macht wurden, sind jetzt zu einem zeitweiligen Abichluß gekommen. Der unverdrossene und glückliche Leuer der Arbeiten, Wood, hat sich jung» nach England begeveu, um für ein neues Feld archavlvgncher TyattgkeU, näm lich fili die Erforschung des «arocsgebtelcs, freunde und materielle Theilnahme zu gewinnen. Die Ergebnl„e, welche in Ephe,os erreicht wurden, sind in mehr als einer Hinsicht von hoher Bedeutung. Durch tue glück liche Wiedcrauffinvung der Reste des Artemljion, dieser eulst vielbewuttdertcii uttd vielbesuchten Tempelilallc, ift ein wichtiger Schritt geschehen, um die bisherige Kenm- niß jener dentmatrelchen Stadt in etwas zu vc,oioerll. Vieles bleibt freilich noch zu thun, fei cs bezüglich der Bloßlegung ganzer Stadtthcile oder in der besonderen eingehenden Untersuchung einzelner Ruincnplätzc. WaS das Sardesgebiet anbelangt, so ist der Augenbttck, um Ausgrabungen mit Erfolg durchzuführen, ein Höch» gün stiger. Die Bahnlinie, welche jetzt voll Kanada nach Philadelphia gebaut wird, durchjchneidet die denkwürdigste Strecke Lydiens. * Der Photograph Hermann Krone, welcher am hiesigen Polytechnikum über Photographie docirl, ist in seinem Fach als leitender Techniker der Auckland-Station in der Süvjee attachirt, einer der fünf deutschen Rcichs- erpeditioncu zur astronomisch-photographischen Beobach tung vom Venusdurchgange (am 9. December 1874). Es wurde dem Genannten am H. d. M. die hohe Ehre zu Theil, Sr. Majestät dem Könige über dir Speciali- täten jener wissenschaftlichen Unternehmeinen auf die photographifchen Hilfsmittel besonders bezüglichen Vortrag zu halten.
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