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Dresdner Journal : 14.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189906146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990614
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-14
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 14.06.1899
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Brzuissret», »Martbo lich deul Grschetnen: Täglich mit Ausnahme der So»»» und Feiertage abend«. S«»spr.-»«schluß:Rr 1»»». Für Dresden viertel jährUchr — ^«„beiden Kaiser- lachen Postanftaltrn Vierteljährlich » Mart; außer» bald de« Deutschen Reich«» Post» and Stempelzuichlng Etaiela« Nummern: 10 Ps. IMrnal. Ankündiguuzssebühre«: Für den Rauw eine, gejpal- tene» Zeile kleiner Schrift *0 Pf. Unter „Eingesandt ' die Zeile so Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Heransseber. Königlich« Expedition de« Dresdner Journal- Dresden, Zwmgerstr. ro. Sernspr-Anschluß: Nr. 12»L 13S. Mittwoch, den 14. Juni abends. 18SS. Amtlicher Teil. Das Ministerium des Innern hat der Kranken kasse der Kürschner zu Markranstädt (eingeschriebe nen HülfSkasse) auf Grund de- III. Nachtrags zu dem revidirten Statute vom 24. April dss. Js. bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen deS 8 75 des Krankenversicherungs gesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novtlle vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, am 10. Juni 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. Vodtl. Klopfleisch. Sr»e««uage», Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. 3» Geschäftsbereich« de» «intftertum» der Finanzen. Bei derPoftverwaltung ist ernannt worden: Huhle, jeitber Telegraphenassistent, als Postassipent im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdirektion zu Dresden. 3» Geschift«beretch« de» »tuiftertn«« »es Kultus >»d dffentltcheu Unterrichts. Zu besetzen: die dritte ständig, Lehrerstellt zu Kittlitz. Kollator: die oberste Echul- behörde. Einkommen: 1200 M. und fieie Wohnung, überdies 45 M. für Fortbildungsschulunterricht und bis aus weiteres 180 M. für Ueberstunden. Bewerbungen find bis zum SO. Juni nebst allen erforderlichen Beilagen bei dem Kvnigl. Bezirls- schulinfpektor Bach in Löbau rinzureichen; — die zweite und die dritte Lehrerstelle in Mosel. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen: Die »weite Stelle ist mit rov M. über den jeweiligen gesetzlichen Mindestgehalt neben »00 M. Wohn ungsgeld und »S M für den Fortbildungsschulunterrrcht, die dritte Stelle mit 100 M. über den jeweiligen gesetzlich,n Mindestgehalt neben Svo M. Wohnungsgeld und »6 M. für den Turnunterricht im Eommerhalbjahre ausgestattet. Gesuche um diese beiden Stellen find unter Beifügung sämtlicher Prüfung»- und Amtsführungszeugniffe bis zum 4. Juli bei dem König!. Bezirksschulinspektor Schulrat Lohs« in Zwickau «inzureichen: — die erste ständige Lehrerstelle zu Ansprung. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1SS2.1» M. vom Schuldienste, Ivo M. vom Kirchendienstr, bis zum Eintritt des neuen Lehrrrgrhaltsgesetzc« SOO M. persönliche Zulage, 7» M. für FortbrlduagSschuluuterricht, freie Wohnung und Gartengenuß Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 2» Juni bei dem König!. Bezirksschulinspektor vr. Bräutigam in Marienberg rinzureichen; — die zweit« ständige Lehr,»stelle an der sechsklafpgen BolkSschulein Kiebitz Kolla- tor. die oberste Schulbehörde Einkommen: außer sehr geräumiger Wohnung im neuerbaute» Schulhanse und Benutz»ng eines großen Obst- und Gemüsegarten», irov M Gehalt und SS M. Honorar für drn anteiligen Fortbildungsschuluntrrricht. Be fähigung zum Orgelspirl erwünscht, jedoch nicht Bedingung. Gesuche find unter Beifügung sämtlicher Prüfung»- und AmtS- sührungszeugnisse bis zum 28. Juni bei dem König!. Be- zirkSschulrnspektor Reil in Oschatz eiuzurrichen. Nichtamtlicher Teil. Zeitbetrachtungen eines Unbefangenen. Neue Folge. VII. Da» geeinigte Deutschland im Reichstage. „Die Mitglieder de» Reichstag,« sind Vertreter de« gesamten Volke«", dieser Satz der Reichsoerfassung stand an der Spitze der vorigen Betrachtung. Au« der gemein» samen Waffenthat der deutschen Heere ist da« Deutsch« Reich hervorgegangen Soll sein Bestand gesichert sein, so muß e« dem Auslande gegenüber al» ein festgeschloffene«, einige» dastehen. Diese Eigenschaft muß sich auch in der au« den Volk«wahlen hervorgegangenen Volksvertretung wiederspiegeln. Der Reichstag giedt aber in seiner jetzigen Zusammensetzung ein bedauerliche« Bild der Uneinigkeit und Zerrissenheit. Die dem amtlichen Mitgliederverzeich- niffe de« Reichstage« (E. Rr. 1 der Drucksachen l O. Legi«. laturperiode, I. Session 18S8/SS) angehLngt« „Fraktion»- list«" beurkundet vor aller Welt, daß di« Reichstag», abgeordneten in 11 Gruppen gespalten find, di« all« «ne besondere politische Richtung vertreten, und daß e« unter den 3S7 Mitgliedern nur 29gi«bt, die keine ausgesprochene Parteistellung rinnehmen. Wenn eine leider nicht germse Anzahl der Gewählten einer vaterlandslosen, rüchsfeind» lichen Verbindung anaehört, die sich selber als revolutionär bezeichnet und bei jeder Gelegenheit verkündigt, daß fi« auf den Umsturz der ganzen heutigen Staat«» und Gesellschaftsordnung auIgSht, so versteht «S sich von selbst, daß ein Teil der Abgeordneten von de« andern durch eine tiefe Kluft getrennt sein muß Von Rechtswegen sollte r» nur zwei Grupprn geben: hier di« Vaterland»feinde, ihnen gegenüber die Vaterlandtsreunde, einig wie ein Mann, furchtlos und treu, einer für drn andern einstehend Statt dessen berichtet di« „Fraktion«» liste": Deutsch-Konservativ« 50 Mitglieder, 2 Hospitanten; Reich«partei 21 Mitglieder, 1 Hospitant; beulich-sozial« Reformpartei S Mitglieder, 1 Hospitant; Zentrum 101 Mitglieder, 5 Hospitanten; Polrn 14 Mitglieder; Nationalltbrrale 44 Mitglieder, 4 Hospitanten; freisinnig« Vereinigung 12 Mitglieder, 1 Hospitant; deutsch frei sinnige Volk«partei 28 Mitglieder, 1 Hospitant; deutsch« Volk«partei 8 Mitglieder; Sozialdemokraten 56 Mit» alieder; Elsaß Lothringer 10 Mitglieder; bei kein«» Fraktion 29. So sieht da« geeinigte Deutschland im Reichstage au». Wenn die Polen und die Elsaß-Loihringer al» Lanvsleute unter sich zusammenhalten, so läßt sich da» allenfall« begreifen; daß die Sozialdemokraten von allen übrigen getrennt sein müssen, ist durch ihre Bestrebungen erklärt. Auch da« läßt sich noch verstehen, daß e« in der Behandlung öffentlicher Angelegenheiten zwei Richtungen geben kann, von denen die eine di« vorhandenen Gesrtze und Einrichtungen thunlichst zu erhalten sucht, die ander« immer etwa» Neue« an die Stelle de« Vorhandenen setze» will. Wal aber darüber hinau« die Spaltung in «ne ganze Reihe kleinerer, zum Teil recht winzig«, „Fraktionen" und „Fraktiönchen" bedeuten soll, worin der Unterschied zwischen diesen Bruchstücken einer Volk«v«ttetung bestehe, und daß solche mehrfache, auf Eigensinn oder Rechthaberei hinau«kommende Spaltungen notwendig oder auch nur annähernd berechtigt seien, da« wird die Mehrheit de« Volke« nun und nimmermehr begreifen Man hat die Bedeutung der sogenannten „Fraktionen" darin finden wollen, daß von einer jeden innerhalb ihre» engeren Kreise« die Vorlagen und Beratung«gegenständ«, bevor e« zur öffentlichen Verhandlung im Reichstage kommt, durchgesprochen werden, daß al«dann die Fraktion Stellung zur Sache nimmt und zuletzt all« ihr« Mitglied«- in gleich«« Sinne abstimmen läßt. Allerding« jede „Auktion" ist auf gewisse Grundsätze eingeschworen, durch die fie von anderen sich unterscheiden will. Da« hat jedoch entweder nicht viel zu bedeuten, oder ist, wenn e« etwa« zu bedeuten hat, bedenklich. Ein „Fraktiönchen" von 8, 9 oder 10 Köpfen erscheint unter den 397 Abgeordneten al« ein so geringer Bruchteil, daß e» keinen Anspruch darauf erheben darf, «ine Rolle im Reichstage zu spielen, auch wenn seine Mitglieder zu allen Sitzungen sich vollzählig einfinden sollten Bei anderen ist schwer herauszufinden, was fie von ihren Sinne«verwandten trennt. Die Unterschiede zwischen frei» sinniger Vereinigung, deutschfreisinniger Volktpartei und deutscher Volkspartei sind z. B. so geringfügig und je nach Umständen so schwankend, daß sich eine feste Grenze zwischen diesen Gruppen nicht ziehen läßt. Sehr bedenklich ist dagegen schon der Gewissenszwang, dem in den Fraktionen die Mitglieder mehr oder minder unterliegen In unserer von Schlagwörtern und Reden«, arten beherrschten Zeit wird von Freisinn, ManneSmut und UrberzeugungStreue viel gebrochen, und zwar um so lauter, je werter man nach links kommt. „Männerstolz vor Königsthronen" ist ein erhabener Gedanke, wird aber am übelsten verstanden von denen, die ihn am meisten im Munde führen Mancher Parteiheld wähnt sich diese« Stolze« schon de«halb rühmen zu dürfen, weil «r un höflich ist gegen Hochstehende, grob und rücksichtslos gegen verdienstvolle Staatsmänner, die auf Angriffe nur mit einer feinen Abwehr antworten und zu vornehm sind, jeder Ungezogenheit die Strafe auf dem Fuße folgen zu lassen Vor dem Führer seiner Partei aber duckt sich solch ein Parteiheld, und gegenüber einem Parteibeschlusse darf er keine eigene Meinung haben. Je weiter nach link«, desto unbarmherziger der Zwang Ein Sozial demokrat, der aufmuckt, „fliegt hinaus". Wo bleibt da die Gedankenfreiheit, die Ueb- rzeugungStreue, der Manne», mut? Selbst die gemäßigteren Parteien erwarten von ihren Mitgliedern, daß diese mit der Partei stimmen, wenn, gleich mit dem, der einmal feine abweichende Ansicht vertritt, etwa« glimpflicher verfahren wird, als bei den anderen. Auf alle Fälle wird unter solchen Verhältnissen der Schwerpunkt der Entscheidung über die dem Reichs tage vorliegenden Angelegenheiten au» den Reichstag«, fitzungen in die Versammlungen der Fraktionen verlegt. Durch die Fraktiontbeschlüsse ist da« Schicksal einer Vor. läge bereit» entschieden, ehe e» zur Abstimmung im Reichstage selber kommt Die Beratung in den Sitzungen de« Reichstage» wird dadurch zwecklo»; e» ist vergebliche» Bemühen, die Abgeordneten durch Gründe belehren und überzeugen zu wollen. Die FraktionSmitalieder stimmen doch, wie die Fraktion beschlossen hat. Deshalb haben auch die der Abstimmung voraulgehenden Beratungen für den Gegenstand selbst keine ernstere Bedeutung. Mehr oder weniger werden nur wieder Wahlreden gehalten. Höchsten« platzen einmal die Parteien, die sich am schroffsten peqenübersiihen, aufeinander lo«. Das ist jedoch ohne Einfluß für die Gesamtzustände de« Reiche«. Da« FraktionSwesen hat ferner die Wirkung, daß oft. malS wegen Zersplitterung der Meinungen etwa» Wünschen«, werte» nicht zu stände kommt, und weiter, daß, weil keine Fraktion für sich den Ausschlag geben kann, in Fällen, wo etwa» durchsesetzt werden soll, ein Feilschen und Handeln um die Stimmen anderer Fraktionen entsteht. Die» kann dem Reich»tage nach außen hin nicht zur Empfehlung gereichen, auch dem Beschlußgegenflande nicht nützen; denn durch da» gegenseitige Abhandeln und die Zugeständnisse hin und her wird der Kernpunkt der Ent scheidung ost verschoben, bisweilen werden sogar wider natürliche Bündnisse geschlossen, z B wenn da» Zentrum bei Abstimmungen mit den Fortschrittsleuten oder gar mit den Sozialdemokraten zusammenging. Das Ausland hat mit Aufmerksamkeit die Gründung de« Deutschen Reich«, und zum Teil mit Neid, zum Teil auch mit Besorgni« seine Entwicklung verfolgt Wenn nun die Gesandten und sonstige Angehörige fremder Mächte in der Reich«hauptstadt den Reichttag beobachte», seine Zusammensetzung und sein Wirken näher kernen lernen wollen, wa« sehen fie da zunächst? Eine kläglich vernachlässigte, meisten« nicht beschlußfähige Versammlung in einem prächtigen, aber fast verödeten Haus«; wenn «« au«» nahm«weise einmal weniger leer« Bänke gubt, eine durch Eigensinn und Rechthaberei vielfach zerrissene und zersplit terte Versammlung, die mit ihren Arbeiten nicht zu stände kommt; in dieser Versammlung eine Anzahl Genossen, welche die Geschäfte mit Absicht verschleppen und welche, die häufige Beschlußunfähigkeit benutzend, die Zeit mit ihren über flüssigen, zum Fenster hinau» gehaltenen Wahlreden ver- bringen Eie sehen und hören, wie eine kurzsichtige Kleinkrämerei und Nörgelei dem Reiche die «»entbehr- lichsten Mittel zum Schutze unserer Handelsflotte, der zweitgrößten der Welt, versagt und wie ebendieselben Nörgler die Reichsregierung der Schwäche beschuldigen, wenn sie, wie erst kürzlich in Apia geschehen, fremder Uebermacht wehrlo» gegenübersteht und Demütigungen ertragen muß Und diese Vertretung de« geeinigte», mächtigen Deutschen Reiche» soll den die Geschicke der Völker bestimmenden Großmächten Achtung und Ehrfurcht einflößen! Ja den Schriften der Alten wird berichtet von einem, auf den die Würde de» römischen Senat» so tiefen Ein» druck gemacht habe, daß er meinte, ein« Versammlung von Königen gesehen zu haben. Wa» der wohl gesagt habe» würde, wenn er einmal unsern Reichstag gesehen hätte? Tagesgeschichte. TrtSdt«, 14. Juni. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute von 7 Uhr vormittag ab der Besichtigung de- 2. Königin HusarenregimentS Nr. 19 auf dem Exerzierplatz von Grimma bei. Drerbe«, 14. Juni. Ihre Excellenzen Frau Ober hofmeisterin v. Pflugk und Oberhofmeister, Wirk!. Geh. Rat v. Malortie haben sich heute vormittag zum Dienst bei Ihrer Majestät der Königin nach Sibyllenort begeben. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser nahmen gestern von 8 Uhr vormittag» ab im Neuen Palai» die Vor träge de« Chef« de« Militärkabinett«, General« v. Hohnke, de« Chef« de« Admiralstabe« der Marine, Contreadmiral« Bendemann und de« Chef« de» Marinrkabinrtt», Contre- admiral» Frhrn. v. Sendev-Bibran entgegen. Nachmittag« hielten Allerhöchstderselbe im hiesigen Königl Schlosse eine Kronratssitzung ab. — Der Kolonialrat trat gestern vormittag 10 Uhr unter dem Vorsitze de» Kolonialdirektors vr. v Buchta zu seiner zweiten Sitzung zusammen. Auf der Tages ordnung stand der Antrag der Herren v Schöller und Genossen auf Erlangung einer Landkonzession im nord westlichen Teile des Schutzgebietes von Kamerun, und der Antrag der Herren Deuß und Genossen auf Ver leihung einer Konzession zur Errichtung einer Transport-, Plantagen- und HandelSaesellschaft im Seengebiet von Deutsch Ostafrika. Der Kolonialdirektor stellte fest, daß die Kolonialabteilung de« Auswärtigen Amte» zur Vorlage dieser Anträge behufs gutachtlicher Aeußerung de« Kolonialrat« nicht verpflichtet gewesen sei. Diese Vorlage sei aber bereitwilligst gemacht worden, zumal noch keine Beschlußfassung der Kolonialabteilung über die fraglichen Anträge erfolgt sei. Fall« der Kolonialrat sich grundsätzlich gegen die beantragten Konzessionen au«» sprechen sollte, werde um andere Vorschläge zur wirtschaft lichen Erschließung der bisher von unserem Handel nicht ausgesuchten Gebiete gebeten. Au« der Mitte des Kolonial rat« war ein Antrag eingegangen, die von vr. Schöller beantragte Landkonzession für unzulässig zu erklären, oder doch von ganz bestimmten Bedingungen abhängig zu machen. Demnächst wurde die Generaldebatte über den Schöllerschen Antrag und den dazu au» dem Kolonialrat eingegangenrn Antrag eröffnet, die sich sehr leb haft entwickelte. Am Schlüsse der Vormittagssitzung verla« Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Regent des Großherzogtum« Mecklenburg-Schwerin, ein Telegramm Sr. Majestät de« Kaiser« al« Antwort auf da« Huldigung«-Telegramm, da« der Herzog im Namen de« Kolonialrats gestern an den Kaiser ge richtet hatte Das Huldigung«telegramm lautete: „Ew. Kaiserliche und Königlich« Maj«stät wollen Allergnädigst geruhe», den Ausdruck freudigsten Dankes de« heute zu» sammengetretenen Kolonialrat« für die diplomatisch in so hervorragender Weise durchgeführte Erwerbung der Insel gruppen der Karolinen, Palau und Marianen huldvollst entgegenzunehmen. Der Kolonialrat erblickt in dieser be deutsamen Vermehrung unsere« überseeischen Besitze« einen hocherfreulichen Akt Ew Majestät Weisheit und aller» anädigsten Fürsorge für die weitere Ausgestaltung unserer Kolonien in der Südsee, für die Entwickelung unsere» dortigen Handel« und für die Förderung und Kräftigung der Machtstellung de» Deutsche» Reich». Im Auftrage der Mitglieder de« Kolonialrat»: Johann Albrecht, Herzog zu Mecklenburg" Hierauf ging folgende Ant wort Sr. Majestät de« Kaiser» ein: „Neue» Palai«, den 12 Juni 1899 Indem Ich mit Befriedigung von der patriotischen Kundgebung der Mitglieder de« Kolonial rate« au« Anlaß der Erwerbung der Karolinen-, Palau» und Marianeninseln leiten« des Deutschen Reich« Kennt nis nehme, bitte Ich Euere Hoheit, dem Kolonialrat für die» erneute Zeichen seine« Vertrauen» in Meine a»S- wärtige Politik Meinen Kaiserlichen Dank zu sage». Wilhelm I. R " — In der Nachmittagesitzung, die um 3 Uhr ihren Anfang nahm, wurde die Generaldebatte über den Antrag de» vr. Schöller und Genossen auf Land- konzesfion in Kamerun fortgesetzt. Wie der Vorsitzende, Direktor vr. v. Buchka mitteilte, sind vr. Schöller und Genossen bereit, unter anderem folgende Verpflichtungen einzugehen, um die Konzelfion zu erhalte»: Drei Viertel der Herren de» Verwaltungsrat«, dessen Vorsitzender und sämtliche Mitglieder de« Direktorium« müssen Deutsch« Kunst und Wissenschaft. Köuigl. Opernhaus. — Am 13. d. Mt«.: Zum Besten de» PenfionSfond« de» Königl. OpernchoreS: „Violetta." Oper in vier Akten von F. M. Piave. Musik von Verdi. Zu der gestrigen Vorstellung hatte sich ein große» Publikum eingefunden, einerseit» um den wohlthätigen Zweck zu fördern, anderseit» um dem interessanten Ver suchs des Frl Tullinger beizuwohnen. Diese« ehemalig« beliebte Mitglied de« Königl. Schauspielhaus»« erschien gestern al« Gast auf der Opernbühne und vollzog damit ihren Berufswechsel, den fie durch ein zweijährige« Studium bei Prof Lamperti vorbereitet hat Schon während ihrer früheren Thäugkeit war fi« in Stücken mit Ge sangseinlagen mehrfach durch ihr« hübsch« Stimme und musikalische Veranlagung heroorgetreten und der lebhaft« Beifall, den fie dafür empfing, hatte fie jedenfall« in dem Entschluss« bestärkt, ihre weitere Zukunft auf den Gesang zu stelle». Daß dieser Entschluß kein leichtfertiger gewesen ist, daß fie ihr Studium mit Talent und Energie betrieben hat, bewie« die erste Leistung, die fie der Ocffentlichkcit zeigte. Frl Tullinger hatte eine Roll« gewählt, dr« in gesanglicher, musikalischer und darstellerischer Beziehung einen gute« Probierstein abgiebt, demgemäß aber auch stark« An sprüche erh«bt. Diesen hat Frl. Tullinger zum Teil in sehr befriedigender Weise entsprochen, wa« nach einem so spätm und kurzen Studium nicht wenig bedeuten will. Ihre Stimme, di« m der ernsten Schule an Ton wesentlich zu genommen hat, wenn sie auch nicht zu einer bemerken«wrrtrn Fülle ^klangt ist, gab mit ihren natürliche» Eigenschaften da« meiste für die zarten,rührenden Accente her, während bei starker Anspannung der Klang zuweilen «twa« schrill und di« Intonation unsicher wurde. Der Ansatz war zuweilen noch schüchtern, noch ungleichmäßig, desgleichen di« Ton verbindung, aber unter dem besonderen Gesichtspunkte diesc» Auftreten» erschien die G«sang»behandlung im ganzen sehr anerkennenswert, die Phrasierung gut musikalisch. Insbesondere gefiel auch die Ausführung der ver zierten Stellen, die der Sänaeriu im ersten Akte über Erwarten sicher gelangen Daß es bei diesem ersten Ver such« nicht gleich zur Bravour, zur leichten Virtuosität kam, wird keinen Unbefangenen wundern Der darstelle rischen Seite der Rolle widmete die ehemalige Schau spielerin, die al« solche übrigen« für den gesanglichen Teil der Aufgabe eine musterhaft deutliche Aussprache mitbrachte, ihre volle Geschicklichkeit Von einer gefälligen Erscheinung unterstützt, verdeutlichte sie die mannigfaltigen Stimmungen nnd Erregungen Violetta« recht gewandt, und ihre Leistung näherte sich einem runden Bilde der Figur mehr, al« man e« bei ihrem so lange im Fache der Naiven bewährten Talente für diese mehr die Weltdame fordernd« Aufgabe hatte annehmen können. Faßt man alle« zusammen, so gab Frl Tullinger, der man bei ihrem ersten mutigen Schntte natürlich nicht di« Forderung nach Vollendung entgegenhalten darf, gesang lich Gute« und ihr Beste« im erste« und letzten Akt«, m diesem auch schausoicl r ich wohlbestehend. Im zweiten Auf zuge fehlte«« ihr »och an fr»i«r Bewegung,im dritte« Finale an völliger Sicherheit Der Beifall war aber auch nach de« mittleren Akten ein sehr lebhafter, nachdem er sich während de« ersten Aufzug« und am Schlüsse derselben geradezu stürmisch geäußert hatte. Hier und am Ende der Vorstellung mußte Frl. Tullinger zahlreichen Hervor- rufe» Folge leiste» P Königl. Schauspielhaus. — Am 13 d M» : „Tin SommernachtStraum". Dramatische« Märchen in drei Akten von Shakespeare. Uebersetzt von A W Schlegel Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdi Di« gestrig« vor völlig au«vrrkauftem Haus« statt- g«sund«ne Wiedervorführung de« ,,Sommernacht»traum«" war durch glückliche« Gelingen, durch den Hauch frischer Belebung und poetischer Stimmung au«gezeichnet, den die« wunderbare Phantasiespiel eigentlich niemal« entbehren kann und der sich doch nicht immer einstellen will. Di« letzt« Gastrolle de« Hr» Thimig vom Wiencr Burg- theater, al» Weber Zettel, hatte offenbar doppelten An teil an der vorzüglichen Darstellung und der hoch gesteigerten Heiterkeit de« Publikum« Der Wunsch, den vortrefflichen Künstler noch in einer seiner von Wien her viel gerühmten Shak.si'.onschen Rollen zu sehen, hatte zahlreiche Kunstfreunde in da« Theater geführt Und von der ganz meisterhaften, unaufdringlichen und doch hin reißenden Wiedergabe de« Haupte« der Rüpelkomödie ging ein lebendiger, unwiderstehlicher Zug au«, der auch alle anderen Darsteller erfaßt« und rin luchs: bew«gte«, nach b«inah« allen Richtungen hin wirksames Zusammenspiel herbeiführte Der Weber Zettel ist kein« Virtuose»- aufgabe, aber ein Probierstein für die echte komische Kraft. Und Hr. Thimig, von dem wir mit Bedauern Abschied nehmen, den wir bald wieder zu begrüßen hoffen, bewahrte diese seltene Kraft wieder in allen Ecenen von der ersten Zusammenkunft der PyramuS- und Thitbespieler, bi« zu dengrot««ke«Sprüngen de«BergamaSkertanze« Ergab im Zettel da« treue Urbild de« unter seine« Gleichen hervor ragenden Philister«, der sich für einen gewaltigen Kerl hält, dem die schrankenlose Eitelkeit den Schwung dreister Zuversicht leiht und der mit derselben Sicherheit de» Löwen, wie den Liebhaber der Elfenkönig,n spielen zu können meint. Jeder Strich zur Figur kam aus dem Ganzen und wirkte zum Ganzen, die unbewußte* Rückfälle au» der kamodrnuschen Selbstüberschätzung in die nüchtern« und ungehobelte Nitur waren geradezu köstlich, der heilige Eifer nn Rüpelspiel di« vergnüglichste Selbstparodie — Die Besetzung de» figurenreichen Stücke« nimmt fast alle Kräfte unserer Hosbübne in Anspruch Di« Damen Frau Basts (Hermia), Frl Diacono (Helene), Frl. Salbach (Hippolyt«), Frl.Serba (Oberon), Frl GaSny (Titania), Frl. Trommsdorff (Puck), die Darsteller der poetisch gehobenen Rollen, die Herren Blankenstein (These»«), Wind« (Egen«), Franz (Lysander), Wiecke (Demetrius) und wiederum die Grupp« der um Zettel gescharte» Handwerker, die Herren Erdmann (Squenz, der Zimmer mann), Huff (Schnock, der Schreiner), Gebühr (Flaut, der BügnUcker), Schubert (Schnauz, der Kesselflicker), Gunz (Schlucker, der Schneider), waren alle, je nach Gewicht und Bedeutung ihrer Rollen, so auf den rechten Ton gestimmt und trafen im ganzen so gut zum Ziele, daß sich um ein paar Einzelheiten, die man voller oder gedämpfter, kecker oder duftiger wünschen kann, nicht gut rechten, sondern nur danken läßt. Die hier gebrauchte Bühnenbearbeitung drängt die fünf Akte de« Märchen« in drei zusammen Si« hat de« Vorteil, daß fie da» Zusammengehörige gut zusammenhält, den Nachteil, daß der erste und drttte Akt (mit dem ersten und fünften bei Shakespeare zusammenfallend) dem überlangen zweiten gegenüber z« kurz erscheinen. Ad Stern. Nene Romane. Der Roman in einem Bande, eine Kunstform oder vielmehr Buchform, die bei den Franzose» schon lang« di« belletristisch« Litteratur b«h«rrscht und dir moderne Be schränkung auf de« Episodenroman, der im Grunde ge nommen nur ein« erweiterte oder verbreitert« Novelle ist, in den meisten Fällen zur Vorau«srtzu»g hat, ist auch bei un« im letzten Jahnehnt mächtig geworden. Der Ver» such, mehr al« ein Stück der Welt, »ehr al« einen -vslnden Abschnitt au« dem große» Buche de« Leben« zu geben, wird nur noch vereinzelt und zumeist schüchtern ge macht Dafür hat sich eine Darstellung««» heraiwpebildet, di« dem einzelnen Vorgänge, dem einzelne« Abenteuer nicht nur alle« abzugewrnne« sucht, wa« «« an Stimm ung, Leidenschaft und innerer vednttuug für die M«nsch-
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