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Sälh We Elbzeitung !87l> <»7. Schandau, Sonnabend, den 19. August In der Die „Sachs. Elb-Ieit»ng" erscheint Mittwoch und Sonnabend nnd ist dnrch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für t Mark »icrteljährl. zn beziehen. — rrL" Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh v Nhr, für das Svnnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr erbeten. — Preis für die ge- paltenc Corpuszeile oder deren Naum 10 Pf. stabellarische oder cvmplieirtc Inserate nach Ucberciutunft.) — Inserate für die Elbzeitnng nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-Bürcaus von Haasenstciu <L Bögler, W. Saalbach, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. Wahrheit sein und auch die heutige Machtstellung dcr pauslavistischcu Partei mit wünschcnöwerthcr Deut lichkeit bezeichne». Wenn cs dcm jetzigen Czarcn noch möglich ist, die von dcr Partei ausgehende kriegerische Strömung dcr öffcntlichcn Meinung zn beherrschen, so ist damit nicht gesagt, daß dies auch seinem Nach folger möglich sein wird, vorausgesetzt, daß dieser überhaupt deu Wille» habe, die friedliche Politik dcö BatcrS aufrecht zu halten. Die panslavistischc Partei kann über Nacht zur Herrschaft in Rußland gelangen und dann werden ihre Bestrebungen eine große Ge fahr für den europäischen Frieden sein, der bei Zei ten in die Angcn zu scheu gcrathcu sei» dürfte. Ncccnsio» über daö am 10. dies. Mon. zum Besten des hiesigen Kirchcnbancs stattgchabtc Conccrt heißt cS in der vorigen Nnmmer Ihres Blattes am Schlüsse wörtlich: „aber traurig wäre cS, weuu dcr hicsigeu Bewohnerschaft dcr Geschmack für solche Couccrtc oder gar die Sympathie für den guten Zweck, dem cö galt, fehlte." Daß daö Erstere nicht dcr Fall, ist bei früheren Gelegenheiten wiederholt bcthäligt worden nnd daß die Sympathie für den guten Zweck nicht fehlt, beweist die Thalsachc, daß dem hiesigen Kirchcn- vorstandc zu Ausführung des NcnovalionSbaneS der Kirche 03,000 Mark zur Dispositivu flehen, eine Summe, die jedenfalls ansreicht, um die nolhwcudigeu und nützlichen Herstellungen im Juucru der Kirche nnSznführcu und dabei auch noch das Aenßcrc der Kirche zu bedenken. Opferbereit haben die politischen Vertreter dcr Kirchcngcmcindc dasjenige bewilligt, was zn den »othwcndigcn und nützlichen Herstellungen er forderlich ist, freilich aber haben sic namcntlich bci dcn gegenwärtigen Zeit- nud Gcldvcrhältnisseu für LuxuSbautcn keine Sympathicen, würden jedoch vorans- sichtlich ebensowenig mit einer Sammlung unter den hier verweilenden Fremden nnd Badegästen einver standen gewesen sein, wenn sic darum befragt wordcu wären. UtF. — Die am 16. d. M. erschienene 25. Nummer der Bndelistc weist 505 Parteien mit 1315 Personen nach. — Am 15. dsS. Mtö. gegen Abend ertrank dcr am Elbbrückcnbauc bei Wcndischführc beschäftigt ge wesene Manrcr Franz Heinrich Dricöneck auö Nohnnu in Böhmen beim Baden in dcr frcicu Elbe. Dcr Leichnam dcö Pernuglücktcn ist bis heute noch nicht aufgcfnndcu worden. — Morgen Sonntag Nachmittag findet auf dcr Fcstung Königstein wiederum ciu Eonecrt zum Besten eines patriotischen Zweckes statt, wo bei 50 Pfennige Entroc zugleich dcr srcie Eintritt in die Fcstung mit verbnndcu ist. — Die 2'/^-, 2-, 1- und '/2-Groschcnstückc dcr Thalcrwührnug vcrlicrcn ihren Gcldwcrth am 31. An glist dcö laufenden Jahres nnd werden nach diesem Tage von keiner königlichen Kasse eingewechselt. — Der Wasserstand dcr Elbe nnd Moldau, hcuer auönahmöwcisc auch im Hochsommcr dcm Schisffahrt- vcrkchr sehr günstig, hat sich in Folge dcr scit eüügcr Zcit rcgcnloscn Wittcraug in dcn lctztcn Tagen der artig erniedrigt, daß dem Schiffsverkehr überall Hin dernisse in den Weg treten. Die sächsisch-böhmische Dampfschifffahrts-Gesellschaft sah sich bereits verau laßt, die Fahrten zwischen Tctschen nnd Lcitmeritz gänzlich eiuzustcllen. — Zu den gegenwärtig znr Ausgabe gclaiigcndcu Formularen zu Jagdkarten auf das Jagdjahr 1876/77 ist grünes Cartonpapier verwendet und ist die Vor derseite dieser Karten in dcr zcitherigcn Wcisc bedruckt worden, während ans dcr Nückscitc dic Schon- und Hegezeiten dcr jagdbaren Thicrc nach Maßgabe der nencstcu gesetzlichen Bcstimmnugcn in tabellarischer Form angegeben sind. wurde. Am 14. d. Mts. Abends hat die Dienstmagd Kappler beim Destillateur Hüulich in Wilthen bei Bautzen, angeblich ohne Borwisscn ihrer Diensthcrr- chaft, Spiritus aus dem NiederlagSraum geholt, mrch unvorsichtige Manipnlationen an dem betreffen den Fasse aber ciu plötzliches HeranSströmen dcö Jn- hnlts veranlaßt, welcher ihr zum größten Theil ans die Kleider geflossen ist. In dcr Verwirrung hier über ist sie der mitgenommenen Laterne mit den vom Spiritus getränkten Kleider» zu uahe gekommen, wo- Jn dcm Kcllcr dcS dem Kaufmann Schmidt ge hörigen Hanfes auf dcr Schloßgassc iu Pirna cxplo- dirtc am 15. Anglist Vormittags cinc Flasche mit Naphtha und steckte mehrere Gegenstände in Braud. Durch Eiuwcrfc» von Fcucrlöschdoscm und die Thä- tigkcit dcr Fcucrwchr wurde derselbe bald erstickt. Bei dem Betreten des Kellers mit einem Lichte in dcr Hand, in numittclbarstcr Nähe dcr Explosion des 'Naphtha, hat sich dic älteste Tochter Herrn Schmidt'ö erhebliche Brandwunden zugczogen. In Leipzig verschied nach längeren Leiden am Abende des 14. d. dcr hochvcrdicntc Obcrbürgcrmci- stcr Or. Koch. Der Verblichene war am 3. Mai 1810 in Grasdorf geboren. Sein Vater war Nathö- förstcr daselbst mid wurde später als Oberförster nach Leipzig versetzt. Dr. Koch stndirtc iu Leipzig Jura, erlangte als Advokat nm 25. September 1840 daö dortige Bürgerrecht, verhcirathcte sich im Jahre 1842 mit einer Tochter des früheren Supcriut. Or. Zschir- ncr nud wurde im Jahre >848 zum Vizcbürgcrmci- ster, im folgenden Jahre aber, nach dem freiwilligen Zurücklriltc dcS Bürgermeisters Klingner, znm Bürger meister gewählt. Dic Stadt verdankt ihm wesentlich ihre Vergrößerung und Verschönerung. Von ihm ging dic Idee der Erbauung dcö Museums, des neue» Theaters, dcr Vcrschöucnmg dcr Promenadcnaulagcu aus uud cS wird ihm iu jcdcr Bczichung auch von sciucu Gcgucru ciu chreuvollcs Audcukcu nicht ver sagt werden können. Wie dcm Sladtrathe in Chcmnitz offiziell angc- zcigt wordcu ist, wird dic uutcr Lcituug des Ehefö. des GcucralstabS dcr Armce, dcö Gcucralfcldmarschall Grafen von Acoltkc stattfindcudc diesjährige Ucbnngö- rcisc dcö großen GcucralstabS auch Chemnitz berüh ren. Das Ncisckommando wird bestehen aus dcm gc- uanntcu Geucralfeldmarschall, 2 Adjiitautcu, 4 Avthci- luugschcfs rcsp. Ncgimcutökomuiaudcurcu, 12 Stabs- offizicrcu, 9 Hauptleutcn, 1 Rcgistrator, 3 Untcr- osfizicrcu, 42 Gcmcincu nnd 62 Pfcrden. In Bischofswerda ereignete sich am 15. Aug. folgender traurige Fall: Die Frau des aasigen Bar- bicrhcrrn Borchardt stürzte sich mit ihrem kleine» Kiudc unweit dcr Stadt in dic Wcscuitz. Bcide cr- trankcu, obwohl der Wasscrstand kein hoher ist. Als Grund nimmt man au, daß die Unglückliche längere Zeit an Trübsinn gelitten hat. In dcr Nacht zum 14. ist iu Wittgcusdorf ciu schrcckcucrrcgeudcr Mord geschchcu. Der Holzarbeiter und Aufseher Autou Rockstroh aus Lößnitz, 27 Jahre alt, ist früh kurz nach 5 Uhr von seinem Kamera den Frauke, der ihn wecke» wollte, i» seinem einsamen Waldhänschen im Schützwalde (znm Nittcrgutc Witt- genödorf gehörig) im Blute schwimmend todt gefun den worden. Rockstroh ist kurz vorher, etwa um 1 Uhr- Nachts, mit sciucu Kameraden Hochstein nud Heuscl von Köthcnödorf in seine Waldwohnnug zurückgckchrt. Da der Ermordete seines Geldes beraubt ist, so dürfte wohl Geldgier das Motiv dcr entsetzlichen That sein. Der Unglückliche hinterläßt cinc Willwc uud drei Kinder. Vom Dircctorium dcs GcrSdorfer Stciukohlcu- bauvereinS geht dcm „Chcmn. Tgbl." dic höchst er- frcnlichc Mitthcilung zn, daß gestern früh im Pluto- Schachte bci ca. 680 Meter Tiefe daö erste Flötz glücklich erreicht und bis Abgang dcr bctrcsfcndcn De- peschc bereits ein Meter rciucr Kohle aufgeschlossen Tagcsgeschichte. Sachfen. Schandau, 16. August. Amts- und Anzeigeblatt für das Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein V Panslavistischc Bestrebungen. Eiu großer Theil dcr russische» Presse führt bci Gclcgcuhcit ci»c sehr gcrciztc »»d sogar fciudscligc Sprache gegen diejenigen dentschcn Blätter, tvclchc sich niit den Zielen nnd dcn Mitteln nnd Wegen dcr russische» Oriciitpolitik nicht einverstanden erklären können; im gegenwärtigen Angcnblick erregt besonders dic Polemik Aufmerksamkeit, welche dcr „Goloö" ge gen dic „Kölnische Zcitnug" begonnen hat, weil die selbe auf Grund von Thatsachcn, dic lcider nicht wcg- zulcugncu sind, dcr Uebcrzeugnng Anödrnck gicbt, daß ncbcn dcr officicllcn Petcrsbnrgcr Politik im Oricnt cinc gchcimc officiösc Politik hcrlüust, wclchc dcn auö- gesprocheucn Zielcn dcr crstcrcn, namentlich auch de ren Friedcnövcrsichcrnngcn ganz nnd gar widerspricht und statt für die Beruhigung dcr Slaven in der Türkci zu wirken, dieselben immer mehr aufrcizt. In dieser Ansicht, die weit über Deutschlands Grenzen hinaus Anhänger hat, erblickt dcr „Goloö" das Verbrechen der beleidigten Majestät dcr rassischen Nation nnd spccicll ans deutscher Seite deu gröblich sten Undank für dic Wohlthatcn, wclchc die russische Politik dcm ncucn deutschen Reich erwiesen habe. Dieser Ton ist keineswegs nen, und ihm gcgcuübcr sicht sich selbst die sehr russcnfreuudlichc „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veranlaßt, wiederholt daranf hiu- znwciscn, daß die Dienste, welche Rußland Deutsch land geleistet hat, das letztere nicht im entferntesten in ein Abhängigkeitöverhältniß zn ersterem gebracht habe, welches eine politische und diplomatische Hccrcö- folgc begründen könnte. Solche Entgegnungen würden vielleicht überflüssig sein, wenn nicht die russischen Prcßvcrhällnisse derart wären, daß hinter dcn Auslassungen dcs „Goloö" die Ansichtcn sehr hohcr nnd cinflnßrcichcr Kreisc verum thct wcrdcn müßten, die sich mir schwer zn dcr An schauung bcgucmcn, daß dic Frcnndschaft zwischen Deutschland und Rußland durchaus auf Gegenseitig keit beruht uud deu einen Theil nicht mehr als dcn andern verpflichtet. Dic Krcisc, von dcncn wir hier sprechen, nnd die bis in dic nächste Nähe dcs Thrones reichen sollen, -gehören dcr sogcnanntcn panslavistischc» Partei a», ja sic bilde» deren mehr oder weniger hcrvortrctcudc Oberlcitnng. Dic Ziclc dicscr Partei sind ans dic Vereinigung aller slavischcn Nationen unter russischer Oberherrschaft gerichtet, uud weuu ihucu eine bestimmte staatsrechtliche Formulirung »och abgcht, so mag dies darau licgcn, daß mau cbcu in Rußland selbst dic Möglichkeit ihrer Erreichung erst in schr wciter Ferne erblickt, in cincr Zeit, für deren praktische Bedürf nisse viel spätere Generationen zu sorgen haben wer den. Sic fassen dic nationale- Idee dcs Nusscnthnmö zusammen, und da noch eine schr große Anzahl sla- vischcr Völkerschaften unter nicht russischem Secpter stehe», so liegt cö i» der Natur dcr Dinge, daß die panslavistischc- Partci in Rußland aggressiv nach Außen anftritt, soweit dic officicllc Politik dcö Rcichcö eö gestattet. Dic Partci hat daher in allen slavischcn Gebieten Oesterreichs nnd der Türkei Verzweigungen; sie un terhält in denselben dic panslavistischc Agitation nud organisirt uutcr Umstüudcn Aufstände, wozu ihr stets reiche Geldmittel zu Gebote stehen; für den serbischen Krieg hat sie Generäle, Officierc, Untcrofficiere uud Soldaten, Waffen, Munition und anderen Kriegsbe darf gestellt. Das läßt sich, soviel Versuche dazu auch gemacht werden, nicht abstreiten nnd begründet, da cs von dcr russischen Regierung nicht verhindert wird, den Verdacht, daß die Orientpolitik Rußlands geheime Zwecke habe, wclchc dic officicllcn beeinträch tige, mit Thatsachen. Nehmen wir aber anch an, daß die officielle Frie denspolitik Rußlands vollkommen aufrichtig sei, so wird doch daö gclcgcutlichc Wort des Czarcu Nieo- . laus, daß zwischen Rußland und dem Krieg mir eben i seine eigene Person stehe, auch unter Alexander eine l