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SWschc WMung. Amts- und Anzetgeblatt für das Königs. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandan und den sLtadtqemcm em l87:l Schaudau, Sonnabend, den 25. October Die „Sächsische Elb-Zelt»»»" erschein« Mittwoch und Sonnabend und I» durch alle Pollanstallen, die Freitag frül, !> Mir er. jährlich zu bezicben. - Inserate kür da» M > 11 w o ch S b l a II weiden di» Dienstag froh !> «ßr, für das S angrnemmcn in Hohnstein bei Herrn beten. - Prei« für die einmal gespallene CorvuSzelle oder deren Naum I Ngr. - AuSwarlS vaaienstcin L Vogler. Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annonten-Bureaur der Herren W. Saalbach, , - o Kaiser Wilhelm i» Wicil. Fast eine volle Woche wcillc 5kaiscr Wilhelm als Gast des österreichischen Herrschers in der alle» Domin- Hauptstadt. Durch die höchste» AuSzcichuuugcu von Seite» seines kaiserliche» Wirthcs geehrt, w»rdc er a»ch von der Bevölkerung mit ciucr Herzlichkeit »ud Wiirmc clupfaiigcli, wie dieselbe »och bei der Ankunft keines der zahlreich fürstlichen Gäste, welche im Laufe dcö Sommers die Auöslclluugöstadt besuchte», mit so überraschender Eiuuüilljigkcit hcrvortrat. Weil» der crusthastcre stforddculschc, der mit shmpathischc» Knnd- gcbttllgc» welliger verschwenderisch mnzugchcn pflegt, n»ch vielleicht versucht ist, eilte» Theil dieses Acifalls- stlwmcS auf !>icchnung der größere» Leichtlebigkeit des heitere» Wiener Nölkchcns zu scheu, so werde» doch a»ch Misere Herze» frciidig bewegt bei der herzliche» Begrüssung zweier Fürsten, den Repräsentanten von 80 Millionen, deren Begegnung durch kci»c» Mission getrübt wird nnd deren persönlicher Bcrkchr nicht mehr durch cutgcgcnslchcndc Interessen ilnd ungelöste Fra- gcn eine Slörnng zu bcfürchlcu hat. Neun Jahre sind verflossen, seit Kaiser Wilhelm Wien zum letzte» Male betrat. Auch damals, im mittelbar »ach der glorreiche» Beendig»»» des dä nische» Krieges, crschic» er in der Hoflmrg als Ver bündeter des Kaisers Franz Joseph. Aber cö war schon damals nnschwcr voransznschcn, daß die Frcmid- schaft zwischen den Sieger» vv» Obcrsclk »nd de» Helden von Düppel nnd Alscn nimmer von langem Bestände sei» könne. Das prcnssisch-österreichische Bündmss voll, Jahre 1803 Irng den Keim der Auf- lösnng schoii an dem Tage in sich, an del» es ge schlossen wurde. Die dcntschc Frage hieß der wunde Fleck, au dem cs krankte. Der Streit der beiderseitigen Jiitcrcssen crlrng nur einen kurzen Alls schnb, aber keine dcmerndc Bcrsöhnnng. Der Sicgcö- prcis der herrlichen Waffcnlhat selbst, die del» Feinde abgcrungcnc Grcnzprovinz, war der Eckstein, all wel chem die unnatürliche Frcnndschaft zerschellte. Wenn auch die Herrscher Oesterreichs und Prenßcnö persön lich dcli Brnch bcdancru mochten, die U>,Haltbarkeit der beiderseitigen Beziehungen zu Deutschland machte eine gewaltsame Auseinandersetzung und Klärmig der lrii- bcii Verhältnisse auch gegen alle persönlichen Ncgnngcn zur gebieterischen Rothwcudigkcit. Wie ganz anders liegen heute die Dinge! Die Freude über die Zusammenkunft der bcidcu Kaiser wird nicht mehr wie damals dnrch den Gedanken bc cinlrächtigt, daß zwischen den beide» große» Staaten- gcbildc» Miltclcnropa'ö iloch Frage» schwebe», die ihrer Lösung harre». Wc»u Dciitschland hc»tc die Freundschaft Oesterreichs sacht, so geschieht cs ledig lich, nm dasselbe sür eine Politik zu gewinnen, welche dcn gegenwärtige» Besitzstand in Europa garantirt und etwaigen fricdcnSslörcrischcn Bcstrcbnngcn ei» gc- biclcndcs Hall znrnft. lind wcnli cs danach scheinen konnte, als wenn Dcntschland dcn Rachegelüsten eines gcdcmülhigtcn Olachbarö gegenüber von dein ncncn Bündniß den Hanptgewinn hätte, so miiß anch Oester reich sich sagen, daß wir nicht mit lccrcn Händen kommen; denn das wicdcrhcrgcstclltc frcnndlichc Eiu- vcrnchincn zwischen Wien nnd Petersburg ist Deutsch lands Verdienst. Andererseits gewinnt anch das den! sche Element in Oesterreich, welches bekanntlich die stärkste Stütze - dieses Staatcngcfügcö ist, dnrch die Anlehnung an das mächtig emporstrebende Dcntsch land ncuc Kräftigung und Ermuthigung znm erfolg reiche» Widerstande gegen die Ucbcrflnlhnng dnrch slavischc nnd magyarische Stämme. Die großartige politische TlMigkcit, welche zur Llufrichtung eines europäischen FricdcnsbnudcS iii» vorigen Jahre die Drcikaiserznsammcnknnft ermög lichte »nd die dnrch die Anwesenheit des Königs von Italic» i» Wic» »»d Berlin ihre» llnistmg crwciterte, sindct ihre letzte nnd cndgiltigc Besiegelung in dciii Äcsnchc des dcntschcn Kaisers in Wien. So summen wir gern in die stolzen Worte eine« österreichischen Blattes über die Bedeutung der nnn ihrem Ende nahenden Wcltansstcllnng ein: »linst»' UnsstcllnngS- jahr hat in der Thal, indem cs die knltnrcllc Bc- dcnlnug des Friedens nntcr Staalcn niid Völlcrn mit so übcrzcugniigsvollcr Macht Fürsten und LtaatS- niäniicrn in sicigcndcui Grade znm Bcwnßlscm brachte, eiiic mehr als vorübergehende, eine im edelsten S»mc politische Mission erfüllt." Tckges.qtschichtc. Sachso». Die letzten Diillciinü über Se. Mas. dcn König tauten: Pillnitz, Donnerstag, 23. Ocibr. früh 7 Uhr 35 Minuten. Se. Majestät der König baden einige Stunden der Nach« ziemlich ruhig ge schlafen. Im klebrigen ist daö Befinden dcö hohen Kranken vollkommen dasselbe wic am gestrigen Tage. — Nachmittags, 1 Uhr 55 Minuten. Der Zustand Sr. Masestäl dcö Königs ist ein vollständig hoff nungsloser. Dr. Fiedler, Dr. Ullrich. Ur. Brauer. — Der Wortlaut deö Gebetes, welches in dem Fürbitte-Gottesdienst sür Se. Majestät den König in asten Kirchen des Pandes verlesen wird, ist folgen der: „Lor Dir, o ewiger Herr nnd Regierer der Welt, der Du nach Deinem unerforschlichen Naih- schlusse unseren geliebten König mit schwerer Krank heit hcimgesucht und dadurch unö, seine «reuen Umcr- «hancn, mi« banger Bcsorgniß erfüllt hast, beugen wir unö in inbrünstiger Fürbitte für unsern gelieb ten Fürsten und Herrn. Aste unsere Tage find auf Dein Buch geschrieben, ehe derselben noch Einer da war; nnd wir wissen, daß Du für cmen Jeden die rechte Abschiedsstunde kennst. Ist cö Deiner Weis heit und Gnade nicht entgegen, so laß den geliebten König genesen und erhalte ihn noch lange seinem Volle und dem hohen KönigShause, wie geschrieben steht in Deinem Worte: Du gicbst einem Könige lan ges Leben, baß srinc Jahre währen immer für und für. Ja, erzeige ihm Güte und Treue, die ibn bc- bütcn, so wollen wir Deinem Namen lobfingen. Aber, waö Dn auch beschlösse» habest i» Deinem Nathe, stehc ihm bei s» seiner Krankheit mit Deiner Kras« und Deinem Tröste, wic Du bisher Dich an chm vcrherrtlcht hast durch Deine Gnade. Wir fle- he» zu Dir nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf Deine große Barmherzigkeil. Erhöre uns, um Jesu Ehrist,, unsercs Herrn und Heilandes willen. Amen." (Dr. Anz.) — Die Invaliden und Pensionäre, die in dem sächsischen Hccrc dienten, bevor dasselbe alö 12. Ar- mcccops dem großen NeichSarmecverbande cinvcrleibi wurde, wird co freuen, zu vernehmen, daß ihre Lage erheblich gebessert werden soll. Wic die Negierung dem Landtage vorscblägl, soll für die Zukunft nnd vom Jahre 1874 an hinsichtlich der Pensionen der vor dem Jahre 1870 verstümmelten Militärpcrsoncn, sowie der Hinterlassenen der vor demselben Jahre gebliebenen oder in Folge der Verwundung ver storbenen Militärpcrsoncn der Königlich Sächsischen Armee mit denen der Invaliden aus dem Kriege 1870/71 möglichste Gleichstellung erfolgen. — Nath Niid Sladivcrordnctc Dresdens haben eine Dankadresse an den deutschen Kaiser wegen sei ner würdigen und männlichen Amwvrt auf den Brief Pmü IX. beschlossen. — In dcn lctztvcrgangcncn Monaten sind mehr- fach satschc Thalcrstücke, besonders Kgl. Sächs. Tha- lcr mit der Jahreszahl 1850 und Kgl. Wünemb. mit der Jahreszahl >883, in Umlauf gesetzt worden Vic Falsifikate sind gegossen und bestehen aus Blei und Zinn. Sebnitz, 21. Oktbr. (Dr. Pr.) Die geringe Hoffnung, welche »ach der Zahlungseinstellung der Pirnaer Bank, welche hier eine Filiale besaß, hier noch vorhanden war, daß das Unglück bei cincr ge richtlichen Ltquidation und Auflösung des JnstmuS sein Bewenden habe» werde, wurde durch die Nach richt von der Einleitung des ConcurSproceffeS nieder- geschlagen, und man sicht den härtesten Verlusten entgegen. Nach Allem, waö man von Einzelnheilen hört, schein« eS wenig Gcschäfislente in Sebnitz zu geben, die nicht als Gläubiger an dem EvttcurO der Bank inttressirt waren. DaS Aergste aber ist, daß unzählige kleine Leute verleitet worden sind, ihre mühsam am Munde abgcdarbten Ersparnisse in die- sem Banlgeschäst anzulegrn. Auch die böhmische Nachbarschaft, welche geivobnhcttöinäßig sächsischen Geldinstituten den Vorzng vor österreichischen gieb«, wird von diesem Eoncurö hart ge,rossen und da durch der sächsische Eredtt bei den Böhmen geschädigt. Pirna. Der „P. A." schreibt unterm 22. Ok tober: Gestern Abend in der 12. Sinnde, zum Ein- «reffen des von Dresden kommenden Eileitbahnzuges war auf hiesigem Bahnhöfe eine zahlreiche Mcnschcn- massc versammelt, um den in Aussicht stehenden An- heriranöporl der in Leipzig verhafteten früheren Bankdirectorc» Gebrüder Marr zu erwarten. Beim Aussttigcn dersetbcn machte sich die große Entrüstung allgemciu iii einer Weise bemerkbar, die sür dieselben wenig schineichelbafi war, und gab die Menge den unter sicherer Führung befindlichen Verhafteten das Geleite bis in deren neue Wohnung, das Arresthaus, unter Rufen, die sehr vcrständltch und unverblümt die Handlungsweise derselben ihnen vorhieltcn. — Neber die Pirnaer Bank schreibt matt dem „Dr. Börsenblattc": Einen ordnungsmäßigen Sla- tils aufzustellen, ist bei der großen Mißwiuhscbafl, welche bei diesem Institut geherrscht ha«, bis jetzt noch nicht möglich gewesen, jedoch haben alle bis jetzt festgestellien Unterlagen einen Beweis sür die Jn- solvenz der Firma herbeigeführ«. An Depot und Spareinlagen sind klrca 350,000 Thlr. gebucht, dein nur sehr undedeuteudc flüssige Aktiven gegenüber stehen. In Meißen Hal am 21. d. M., Nachmitiagö, ans-dem sei, 335 Jahren benützlen bisherigen sladit- schcn Friedhof die letzte Beerdigung stallgcfnndcn. Er ist nunmehr für immer geschlossen. Daö „M. T." bring« dabei die nicht unsüleressame Milthellung, daß nach dciii Kirche,,biichc der erste, also vor 335 Jah ren Beerdigte em Angestellter der König«. Porzellan- Manufaktur Utid der letzte, am 21. d. M. Einge- senlic daö Gleiche war. Gegen den socialdemvkraUschcn „Volköstaal" in Leipzig sind jetzt wieder drei neue Preßproecssc an gestrengt worden. Den einen Hal ein Kriegrrverein, den andern die Sloltberger Behörde, den drillen die lönigl. prcuß, Negierung angestrengt. Dazu befin- de» sich noch fünf Prcßprocessc gegen den jetzigen Nedacteur, Caöper, im Stadium der Untersuchung, ebenso rin Crimtnalproceß (Majcstätöbclcidigung). Auch gegen den früher» Redakteur Hepner ist eme Umcrjuchuiig anhängig. Der „Vollsstaai" nnd seine Ncdacicurc unterliegen also der Verfolgung in zehn Processen. Hohenstadt bei Grimma, dcn 20. Oct. Hentc wurden bei der hier stailgefnndeneti Jagd auf dem Revier deö Herrn Nmerguwbesitzcrü Arnold Platz- mann, 2 weiße Füchse (Männchen „nd Weibchen) geschossen. Allen anwesenden Schützen waren Füchse von derartiger Farbe noch nicht vorgelvmmen nnd erregte» große Bcwundcrnng. Mulhwilligc Thicrquälcrei ist am letzten Sonn- tag ,n Ehcmnitz die Uriachc zu einem ernstlichen Unglucköfall gewesen. Nach der letzten Vorstellung dcö Circuö Mpcr gab ein Arbeiter,' — er muß ei»