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Dresdner Journal : 26.10.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187210260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18721026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18721026
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1872
-
Monat
1872-10
- Tag 1872-10-26
-
Monat
1872-10
-
Jahr
1872
- Titel
- Dresdner Journal : 26.10.1872
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S50 Sonnabend, den 26. Octoker tu» »«led« Ivkr««»«» tritt ikdrUel» ..^r, . .... , Hür St-Mp»Ig»bcWr. r^däe»ä-uwcd-° ^Uu-Uet»: 1 rUr ld Fssr. L«jctw, ko»t- uvä Kmietvs btuwwera: t Kgr. 8teLtpetru»ebt»L biora. lo»«> rate »preise: Lür «i«v Ksvm «iovr eeip»iteoev 2«il«: 1Zt Vvtvr „Lioxeskmat" Uis 2«ito: S Kxr. LrseLeliieor lNgUcb, mit Xusnkdtrms äsr 8<.vn- uvä koiort»z», Fdeväs kür äea kotxeaäeu 1'sx. DreMerImriml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ^8727^ 1oser»t«o»o»»bm» «>,vlr1»: l,,ix»ix: /->. Lramt^rtter, OomwüsiooLr cis« Orsxiver sourr»»!»; «Kev6»s.: L LniAier, L«o«n H>rt u. L Freier, N»M- b»r,-L»rU»-Vt»»-l.»ip«is ^r«»I»»-rr»»Kk»rt «. N.i enettenn «t LvA?rr, I«rlia-VH»a-L»wd»r?-riA»t- kart » ».-«»ock,»: L«ct. Akottt, L«rNa: F. Leiem e^er, L Xibrec/»t, Lrem»»: L.§c-iotte, Lr«,I»a: LL'tanv«»'» Lüre»u u. L. Fe«x«, rr»»kc»rl ». H.: L ^aeAer'scb« «. O.//errmann'scbo öucbb, La«deF ^'o., kr»^: L>. tk^rttcV» tiucktl ; ckowmtr: /->. k»rl,: Lava», La/ittr, Luttler F Visu: 8lutlx»rt: Laude Fvo. UerLusxvdvr: Lüuiai. LrpsUition den Oresüosr sourusk, vresäeo, slsrglsretlieogasss Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 23. October. Se. Majestät der König haben dem Director der Forstakademie zu Tharandt, Oberforstrath vr. pl»il. Johann Friedrich Judeich, da- Ritterkreuz des Verdienstordens allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 23. October. Seine Majestät der König haben nachstehende Personal-Veränderungen im Sani täts-Corps allergnädigst zu genehmigen geruht: die Ent lastung des Assistenzarztes Hubert aus allerhöchsten Kriegsdiensten unter Verleihung des Characters als Stabsarzt, sowie unter Gewährung der gesetzlichen Pen- ion und der Erlaubniß zum Forttragen der für verab- chiedete Militairärzte vorgeschriebenen Uniform; die Be orderung des Unterarztes Brode zum Assistenzärzte mit Secondelieutenantsrang im actlven Dienststande und die der Unterärzte der Reserve vr. Bardeleben, Krause, Richter, Rupprecht, 0r. Schreyer und vr. Unruh zu Assistenzärzten der Reserve mit Seconde lieutenantsrang. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. relegraphische Nachrichten. ZeituugSschau. (Pall-Mal-Gazette. — Russischer Re- gierungsanzciger.) TagrSgeschichte. (Dresden. Berlin. Rendsburg. Schles wig. Straßburg. Stuttgart. Darmstadt. Mainz. Wien. Prag. Pesth. Paris. Brüssel. Rom. Florenz. Madrid. Lissabon. Kopenhagen. Konstantinopel. New S)ork.) Dresdner Nachrichtru. Provinzialnachrichten. (Freiberg.) KeaiÜetou. Inserate. TugeSkalenver. Börsennach- richten. Beilage. «roviazialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Zittau.) Vermischtet. Statistik und Bolktwirthschaft. Eingesandtes. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Pesth, Donnerstag, 24. Oktober, Abends. (W. T. BI Beide Delegationen haben in dritter Lesaug das Ainanzgesrtz pro 4878 angenommen und die Angelegenheit des NachtragscreditS für die Mi- litärgrenze (vgl. unsre Wiener Correspondenz unter „Tagesgeschichte") bis zur Berathung der Schluß- rechnung pro 1871 vertagt. Die Session der De- legationeu wurde hierauf geschlossen. In der Schlußsitzung der österreichischen De legation drückte der Minister des Aeußern, GrafAn- drassy, im Namen des Kaisers dessen Dank und An erkennung für den Fleiß und die Ausdauer der Mit glieder der Versammlung aus, im Namen des Mi nisteriums den Dank desselben für das Entgegenkom men und das Vertrauen der Delegation. — Der Prä sident der Delegation, Ritter v. Hopfen, das Resul tat der Arbeiten resumirend, hob hervor, daß trotz der erhöhten Forderungen für die Bedürfnisse des Heeres die gemeinsamen Reichsausgaben pro 1873 nur 3H Mil lionen höher seien, als im Vorjahre, und daß die cis- leithanische Quote noch 1 Million niedriger, als im vorigen Jahre sei, sowie daß bet dem jetzigen Normalbud- grt erhöhte Anforderungen für die nächsten Jahre nicht zu erwarten ständen. Ritter v. Hopfen schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, welchem die Versammlung enthusiastisch zustimmte. New-Uork, Douner-tag, 24. October. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Die hiesigen Zeitungen be sprechen den vom Kaiser Wilhelm zu Gunsten der uordawerikanischen Uuiou gefällten Schiedsspruch in der San Juan Krage. Die „Tribune" äußert sich voller Anerkennung über den hohen Gerech- AkeitSfinn, von welchem der Kaiser bei dieser Entscheidung geleitet worden sei, während die „Limes" den Schiedsspruch als einen Sieg der amerikanischen Nation und der Verwaltung des Präsidenten Grant bezeichnet. Dresden, 25. October. Immer weiter dehnen sich die, wenn nicht kriege rischen Eroberungen, so doch friedlichen Errungenschaf ten des russischen Reichs und Großbritanniens im mitt leren Asten aus; immer näher rücken die Bethätigungs- gebiete ihrer dortigen Politik, und immer reger wird die Wachsamkeit, mit welcher der eine Nebenbuhler um die Oberherrschaft in Asien die steten Fortschritte des anderen beobachtet und verfolgt. Jüngst ist es wieder Rußland gelungen, mit dem rührigen Herrscher von Kaschgar einen vortheilhaften Handelsvertrag ab zuschließen, welcher den russischen Kaufleuten freien Durchzug durch dessen Land gewährt. Alsbald be schäftigte sich die englische Presse mit dieser neuen Er rungenschaft Rußlands in nicht sehr wohlwollendem Tone-, namentlich stellte ein Artikel der „Pall-Mall- Gazette" die Behauptung auf, daß es nur durch ernste Gewaltandrohung und Vorrücken von Truppen an die Grenze gelungen sei, den Widerstand Jakub Bek's ge gen die Forderungen des russischen Unterhändlers zu besiegen. Gegen solche Behauptung des englischen Blattes tritt nun das amtliche Organ der St. Peters burger Regierung selbst mit Entschiedenheit auf. In einem bemerkenswerthen Artikel, welcher der versöhnlichen Stimmung der maßgebenden Kreise an der Newa auch gegenüber England Ausdruck verleiht und geradezu für ein einverständliches Zusammengehen beider rivalisiren- den Mächte in den central-asiatischen Ländern sich aus spricht, läßt der russische „Regierungs-Anzeiger" sich hierüber folgendermaßen vernehmen: „Die Verhand lungen des Generalgouverneurs von Turkestan mit Jakub Bek hatten einen durchaus freundschaftlichen und fried lichen Charakter. Ihr einziger Zweck war die Feststel lung gutnachbarlicher Beziehungen und die Regelung der Handelsverhältnisse. Dieses bestätigt auch selbst die „Pall-Mall-Gazette", indem sie sagt, daß der Ge neralgouverneur von Turkestan dem Abgesandten Jakub Bek's die formelle Erklärung abgegeben habe, daß Ruß land keine Eroberungen suche, sondern nur für die Einbürgerung der Principien der Civilisation Sorge trage. Kann eine solche, den Tendenzen der kaiserlichen Regierung durchaus entsprechende Erklärung mit den Forderungen freien Durchzugs von Truppen oder mit der Drohung, zu den Waffen zu greifen, vereinbar sein? Was nun die Versicherungen betrifft, welche angeblich Jakub Bek dem Baron Kaulbars in Bezug darauf ge geben, „„daß er die Freundschaft des großen Zaren der Freundschaft Englands vorziehe und daß er alle Aner bietungen der ostindischen Regierung abgelehnt habe"", so sind dieselben nichts weiter, als einer jener astatischen Kunstgriffe, welchen Niemand eine ernstliche Beachtung schenkt. Jakub Bek nimmt wahrscheinlich keinen An stand, mit ebensolchen Versicherungen sich auch an die englischen Agenten zu wenden, wenn er mit demselben Verhandlungen zu führen hat. Eine Achtung der ge genseitigen internationalen Verpflichtungen hat in dem Rechtsleben der Asiaten noch keine Wurzel gefaßt. Eine Aenderung in dieser Beziehung kann nur von der Zeit, noch mehr aber von dem guten Beispiele zweier Großmächte erwartet werden, welche den ge meinsamen Beruf haben, die Civilisation in Mittelasien zu verbreiten. So lange England und Rußland, ein jedes in seiner Sphäre, im Einverständniß mit einan der handeln und ihre frühere, gegenwärtig jeder Be deutung entbehrende Nebenbuhlerschaft aufgeben, werden alle Kniffe asiatischer Politik nicht im Stande sein, dieses Einverständniß zu stören. Ein Bündniß Eng lands mit Rußland wird — wenn es darauf gerichtet ist, in jenen Ländern eine bessere Ordnung der Dinge herbeizuführen — ohne Zweifel eben sowohl der Mensch heit, als den beiden Staaten, welche mit einander nür in der Ausbreitung der Civilisation und des Handels wetteifern können, von Stutzen sein." Lagesgeschichte. Dresden, 25.October. Der von der außerordent lichen Deputation der 1. Kammer über den Ent wurf einer revidirten Städteordnung (Referent: Bürgermeister Hennig) erstattete Bericht ist heute an die Mitglieder der Kammern ausgegeben worden und wird dies morgen auch bezüglich des Berichts über den Ent wurf einer revidirten Landgemeindeordnung (Referent: Adv. Deumer) erfolgen. Beide Berichte dürften hiernach voraussichtlich zunächst den Berathun- gen der 1. Kammer unterliegen. Dresden, 25. October. Der unlängst in Str. 41 der „Evangelisch-lutherischen Kirchenzeitung" enthaltene und auch in andere Blätter übergegangene Artikel über römische Umtriebe in Wechselburg giebtuns zu der Bemerkung Veranlassung, daß die Regierung den dortigen Verhältnissen ihre fortdauernde Aufmerksamkeit zuwendet. Insbesondere unterliegt bereits der in dem Artikel erwähnte Vorfall bezüglich der Kinder eines Handarbeiters in Wechselburg, welche durch Vermittlung des Grafen Schönburg in eine katholische Erziehungs anstalt in Schlesien gebracht worden sein sollen, der eingehenden Erörterung und Vernehmung mit den com- petcnten preußischen Behörden. Unerwartet des Er gebnisses jener Erörterungen ist aber bezüglich der in jenem Artikel enthaltenen Behauptung: „unterdeß mehre sich das kleine katholische Häuslein in Wechselburg theils durch Zuwanderung, theils aber durch Uebertritte", schon jetzt zu bemerken, daß nach amtlichen Ausweisen seit dem Monat März d. I. kein Wechselburger Einwohner evangelischer Confesston zur römisch-katholischen Kirche übergetreten ist und sich seit derselben Zeit nur ein Katholik in der Person eines gräflichen Beamten von auswärts nach Wechselburg gewendet hat. * Berlin, 25. October. Se. Majestät der Kai ser wird die beabsichtigte Reise nach Ludwigslust be reits schon am 27. Octoder (Sonntag) Nachmittags an treten und voraussichtlich bereits am 30. October wie der von dort zurückkehren. Wahrscheinlich werden der Kronprinz und Prinz Karl Se. Majestät nach Lud wigslust begleiten. — Der deutsche Botschafter bei der französischen Republik, Gras Harry v. Arnim, wurde gestern Mittag von Se. Majestät dem Kaiser und Könige in einer Abschiedsaudienz empfangen und hat Abends die Rückreise auf seinen Posten nach Paris angetreten. — In der heute unter Vorsitz des Staats ministers Delbrück abgehaltenen Sitzung des Bun des- rathes wurde über folgende Gesetzentwürfe für Elsaß- Lothringen berathen: a) den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Besoldung der Hypothekenbewahrer; b) den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Einführung des Reichsgesetzes vom 7. Juni 1871 über die Verbind lichkeit zum Schadenersatz für die bei dem Bettirbe der Eisenbahnen, Bergwerke rc. herbeigeführten Tödtungen und Körperverletzungen; e) den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Deposttenverwaltung. — Dem Bundes- rath ist noch ein Gesetzentwurf, betreffend die Tabak- fabrik in Straßburg, zugegangen. Danach soll dieselbe für Rechnung der Landeeverwaltung von Elsaß-Lothrin- gen nebst den darin befindlichen Betriebseinrichtungen und Vorräthen im Wege eines schriftlichen Submissions verfahrens veräußert werden. — Die Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Elsaß-Lo- thringen traten heute zu einer Sitzung zusammen. — Die Centralcommission für die Wiener Weltaus stellung hat ihre Sitzungen wieder ausgenommen. Der Kronprinz beehrte die erste Sitzung, welche heute Mittag 12 Uhr im Berathungssaale des Staatsministeriums stattfand, mit seiner Gegenwart. — Der hiesige Magi strat ist mit Aufstellung des städtischen Budgets beschäftigt. Wie die „Sp. Z." hört, werden die Aus gaben die Einnahmen erheblich übersteigen und das so mit entstehende bedeutende Deficit durch die Einkommen steuer gedeckt werden. Der Ausfall hat seinen Grund in der erforderlich gewesenen Gehaltserhöhung, in der Preissteigerung der Materialien, der Arbeitslöhne rc. Die Summe, welche für Bauten verwendet worden, soll sich auf mehr als 1H Million Thaler belaufen. — In der heutigen Sitzung der Stadtverordneten stand u. A. auf der Tagesordnung der bereits mit- getheilte Antrag des Stadtv. Grunzke in Betreff der mangelhaften Einrichtungen der anhaltischen Eisenbahn. Nach längerer Debatte wurde ein Antrag des Stadtv. Behrend angenommen, welcher die Bahn nicht ohne vollgiltigen Beweis verurtheilen möchte und beantragt, den Magistrat zu ersuchen, bei den zuständigen Behör den dahin vorstellig zu werden, daß den „notorischen" Unzuträglichkeiten der anhalterBahn abgeholfen werde.— Der Bischof von Ermeland hat, wie in der „N. Pr. Z>" gemeldet wird, infolge der gegen ihn verhäng ten Temporaliensperre den Rechtsweg beschritten. — Der „Kur. Poz." meldet, daß der Jesuitenprovinzial, Graf Michael Mycielski, gegen seine Ausweisung aus dem Großherzogthum Posen beim Ministerium Protest erhoben habe. — Die Vermessungen in der Ostsee sind für dies Jahr beendet; die damit beauf tragt gewesenen Dampfkanonenboote „Meteor" und „Drache" werden in Wilhelmshaven außer Dienst ge stellt. — Die neuerdings aus einer großen Anzahl Festungsstädte verlauteten Nachrichten über eine an geblich schon bestimmte Aufgabe der betreffenden festen Plätze müssen zunächst jedenfalls noch mit großer Re serve ausgenommen werden. — Die „N.-Z." versichert heute, die von ihr selbst gebrachte Stachricht, daß der im Reichstagsgebäude für die Sitzungen des Bun- desrathes hergcrichtete Saal infolge der jedenfalls man gelhaften Fundamentirung sich dermaßen an der einen Seite gesenkt habe, daß, falls nicht ein Abbruch dessel ben vorgettommen werde, sein Einsturz bevorstehe, ent behre vollständig der Wahrheit und beruhe lediglich auf Erfindung. — In Bezug auf die Disl ocirungs- ordnung des Besatzungsheeres in Frankreich, welche nach Räumung des Departements Marne und Obermarne jetzt neu erschienen ist, schreibt man der „K. Z.": Die 2. bayersche Division besetzt die Depar tements Ardennen, den Bezirk Montmödy des Maas departements und den Bezirk Briey des Departements Meurthe-Mosel; die 6. Division das Maasdepartement, ausschließlich des Bezirks Montmödy, ferner die Can tone Neufchateau und Coussey des Vogesendepartements; die 19. Division das Meurthe-Moseldepartement, aus schließlich des Bezirks Briey; die 4. Division das Vo gesendepartement ohne die Cantone Neufchateau und Coussey, Bezirk Belfort; die Festungsartillerie befindet sich in Belfort, in Mözwres (hier auch die 7. Com pagnie des rheinischen Festungsartillerieregiments Nr. 8), in Toul (worunter die 8. Compagnie des westfälischen Festungsartillerieregiments Nr. 7) und Verdun. Etap- pencommandanturcn sind in Sedan (Verpflegungssta tion), Longuyon, Charleville, Clermont, Bar-le-Duc, Pagny, Nancy, Luneville (Verpflegungsstation), Bains und Belfort. * Berlin, 24. October. In der heutigen Sitzung des Herrenhauses, welcher die Staatsministcr Gras zu Eulenburg, Graf v. Jtzenplitz, Camphausen und Dr. Leonhardt beiwohnten, wurde nach der Vereidigung der Herren v. Beerfelde und v. Röder die Specialdiscusston der Kreisordnung begonnen. Der erste Titel handelt von dem Umfange und der Begrenzung der Kreise. Die 88 1 und 2, über welche die Debatte gemeinschaftlich eröffnet wird, enthalten nur bereits bestehendes Recht Feuilleton. (Redigirt von Otto va«L.) Goethe- und Schiller-Lenien. Mit Einleitung und erläuternden Anmerkungen herausgegeben von Ad. Stern. Leipzig bei PH. Reclam. (Schluß.) Mit Aufbietung aller Kräfte hatten in seiner Mittlern Periode namentlich die Berliner Freunde Lesstng's sich in dessen Streben hineingelrbt und sich der Art umgebildet, daß sie der „Miß Sara Sampson", dem „Philotas" und vielleicht noch der „Minna von Barnhelm" ein volles, innige- Verständnis, die Fähigkeit des Genusses, wie der Nachbildung enlgegenbrachten. Aber je weiter und umfassender der Gesichtskreis des Dichter- wie de- Kri tikers Lessing ward, um so äußerlicher umfaßten ihn Diejenigen, welche sich seine Gemeinde nannten. Man kann dabei von dem plumpen Nikolai ganz absehen. Wer die Anschauungen und productiven Leistungen Jo hann Jakob Engel'-, de- begabtesten und feinsinnigsten Autor- der Berliner Lessingschule, mit denen des Mei lers eingehend vergleicht, wird unfehlbar den Unter- chied gewahren. Was für Lessing selbst nur ein Mit- el gewesen war, um der deutschen Poesie zu größerer Naturwahrhrit, zu unmittelbarer Märme und Leben digkeit zu verhelfen: die Nachahmung der englischen bürgerlichen Trauerspiele und Romane und tue ein gehende Schilderung deutsch-bürgerlicher LebenSkreise, für die Realisten der Berliner Aufklärung war e- einzigrr Kunstzweck! Wahrheit und Natur suchten sie lediglich in der dumpfen Enge ihrer Lebens- zuständc, und die zufälligen, zum Theil höchst unerfreu lichen Sitten, Gewohnheiten und VorurtheUe derselben galten ihnen als Grundfesten der Aufklärung und Bil dung, gegenüber der Phantastik der Sturm- und Drang- Periode. Eine conventtonelle Existenz und einen äußer ¬ lichen Lebensbrauch, welche drei Jahrzehnde später bis auf den letzten Rest verschwunden waren, setzten sie als „nothwendig" und „wirklich" den tiefsten Empfindungen und Forderungen der menschlichen Statur entgegen, die aus den Sturm- und Drangdichtern (freilich zuweilen in wunderlichen und mißtönigen Lauten) sprachen und tauften diese Empfindungen und Forderungen Jrrthümer und jugendliche Aufwallungen. So hatte bis zu der großen Revolution des deutschen Lebens in der Sturm- und Drangperiode, jede Vor wärtsbewegung unsrer Literatur poetische Talente und tausende von Genießenden hinter sich gelassen, deren Kraft des Verständnisses und der Empfänglichkeit durch die unmittelbar voraufgegangene Bewegung verbraucht waren. Da die Wandlungen Schlag auf Schlag folg ten und ein Theil der deutschen Lesewelt noch volle Nahrung ans Gellert sog, während die Stürmer und Dränger schon über Lessing hinaus wollten, so darf man auch den Widerstand der vermeinten Nachfolger Lessing'S und die komische UeberlegenheitSmiene, welche die norddeutschen Aufklärer der jungen Generation ge genüber annahmen, nicht zu hart verurtheilen. Und wenn die Sturm- und Drangperiode mit ihrer porti- chen und socialen Umwälzung in entschiedenen Gegen- atz zu der Aufklärungsbildung und Nüchternheit trat, o ward der Kampf nur um so verworrener, das Durch einander der Stimmen um so wilder und leidenschaft licher, als ja die bekämpfte bürgerliche Aufklärung selbst noch keineswegs im ruhigen Besitze und im Vollgefühle deS Siege- levte. Die Erscheinungen der Jahre von 1770 bi- zur französischen Revolution gewinnen da durch an Interesse, an Mannichfalttgkett, daß der Kampf ein tausendfach getheilter ist. Erbitterte Gegner von aestern stehen heute im Kampfe gegen einen gemein samen Feind brisammeu und befehden sich morgen um so grimmiger auf einem dritten Felde. Die Nachklänge der Klopstock'schen Bardenporsie und des gestaltlosen Idealismus hallen im Göttinger Hainbund mit den ersten dichterischen Lauten des neuen Lebensgefühls zu sammen, die radicalsten Lebensanscbauungen verbünden sich momentan mit den letzten Resten des deutschen Pietismus! Aus allen diesen bekannten, vielfach und noch neuestens wieder von Hettner in den letzten Theilen seiner „Literaturgeschichte des l8. Jahrhunderts" mit Meisterschaft geschilderten Zuständen, resultirte einer seits die ungeheure Tragweite und unglaubliche Schwung kraft der ganzen Sturm- und Drangperiode, anderer seits das Chaotische, Wirre und Wüste in vielen ein zelnen ihrer Träger und Vertreter. Alle bedeutenden Menschen der jüngern Generation waren an der Be wegung belheiligt, von ihr erfaßt, mindestens berührt. Und aus der gewaltigen Gährung, welche die Gemüther bis inS Innerste ergriffen hatte, aus der schrankenlosen Freiheit einer Bewegung, die alle Hemmnisse nieder- warf und in ihren Ausschreitungen selbst jedes sittliche Gesetz und jede klare Weltanstcht in Frage stellte, ran gen sich die mächtigsten und besten Geister des deutschen Volkes zum ersten Male in völlig freier Selbstbestim mung empor, nach dem Werke nothwendiger Zerstörung freudig und ernst daS Werk de- Ausbaues beginnend! Bei diesem Werke hatten sich Schiller und Goethe, jahrelang nebeneinander hergrhend, in jener herrlichen, starken, wirkungsreichen Männerfreundschaft zusammen- aefunden, deren unmittelbarste Zeugnisse-ihr Briefwech sel und die Lenien sind. Sie hatten Bride der Sturm- und Drangperiode mit den genialen Schöpfungen und allen Bestrebungen ihrer Jugend angrhört, Bride auf ihre Zeitgenossen tiefer und stärker gewirkt, alS die an dern der zahllosen Talente, welche die denkwürdige Pe- riode erfüllten. Ihre ersten Berührungen konnten sie nicht näher zusammenführen: Schiller'S wild kraftvolle Erstlingsdramen erschütterten in derselben Zeit die deutschen Breier, wo Goethe in der Stille von Wei mar mit ernster Sammlung und starkem Künstlerwil len nach höchster Läuterung seiner menschlichen und poetischen Natur raug. In der Literatur bis zum Er scheinen der ersten Gesammtausgabe seiner Schriften halb verschollen, überraschte der Dichter 1787 die deutsche Gesellschafts- und Literaturwelt, die noch in wilder Be wegung auf- und abwogte, mit den unsterblichen Re sultaten seiner innerlichen Durchbildung und künstleri schen Reife. In der That, mehr Ueberraschung, Be fremdung war es, als Befriedigung und Enthusiasmus, welche das erste Erscheinen von „Egmont", „Iphigenie" und „Tasso" begleiteten. Stur in kleinen Kreisen be griff man, daß hier der reinste und reifste Abschluß aller Bestrebungen der Zeit und ein positives Ideal geboten sei, dem die deutsche Bildung des nächsten und vielleicht noch manchen Jahrhunderts nachzustreben habe. Schiller rang in eben dieser Zeit nach einer glei chen Klärung und Erhebung seiner eigenartigen und von der Goethe's nach Anlage und Richtung so we sentlich verschiedenen Natur. Auf diesem Wege mußte er sich mit Goethe begegnen und ihr Bund mit jedem Tage enger werden. Nicht die Bestrebungen der Sturm- und Drangprriode aufzugeben, nicht zurückzukehren galt es zur Herrlichkeit der „guten alten Zeit" des angeb lich „goldnen Zeitalters der deutschen Literatur", das die Aufklärer nach wie vor in die Zeit vor dem „Götz" und „Werther" setzten, sondern die positiven Resultate zu sichern, gegenüber den Anfechtungen der nüchternen Verständigkeit, die allem Idealen feindselig entgegen stand, gegenüber auch dem fortgesetzten Stürmen und Drängen, welches ein Ideal nur im Grenzenlosen, Wir-
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