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Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188507227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18850722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18850722
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-07
- Tag 1885-07-22
-
Monat
1885-07
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.07.1885
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-»» .37 L«7. — 5 Jahrgang. AbonnementSpreiS: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — 1'auvcS-Anzetaer mit Beiblättern kostet bei den Ausgabestellen in Chemnitz und de» Vororten SO Pfennige monatlich; bei der Post 60 Pfg. (10. Nachtrag 4523b.) Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz. Sächsischer FMks-Ailzchkr mit „Chemnitzer Stadt-Anjeiger". Mittwoch. 22. Juli 188S. JnsertionSpreiS: Raum einer schmalen Korpuszeile 15 Pfg.; — Reklame (Ispaltige Pctitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt- Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. 48. Telegramin-Adr.: Wiede'S Anzeiger, Chemnitz: WM»! „Tägliches Unterhsltungslilatt" md hmmilisch illujlrirles Sm»it«gsdM ^Lustiges Bilderbuch" Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Die Baier- Notenbank Filiale Nürnberg in Nürnberg Namens des Kaufmanns F. Mühlhoser in Weiden hat das Aufgebot eines von Otto Keine» in HartmannSdorf unterm 23. April 1885 ausgestellten und accep- tirten, an eigene Ordre und zwar bei Ernst Petasch in Chemnitz am 15. Juli 1885 zahlbaren mit dem Giro genannten Mühlhofcrs versehenen Wechsel« über 1050 Mk. beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgesordert, spätestens in dem aus den 3. Februar 1886, Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu melden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird. Chemnitz, den 16. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. Ueber das Vermögen des Restaurateurs Friedrich Hermann Dathe in Chemnitz wird heute am 18. Juli 1885, Nachmittag« sechs Uhr, das Co» cursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Or. Lindner in Chemnitz wird zum Concursverwalter ernannt. Concurssorderungen sind bis zum 1. Sep tembcr 1885 bei dem Gerichte anzumclden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines GlSubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Concurs- ordnung bezeichne»!, Gegenstände auf den 11- August 1885, Vormittags 10'/, Uhr, uud zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 1. October 1885, Vor mittags 10 Uhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Ge meinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auf erlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concurs Verwalter bis zum 30. Juli 1885 Anzeige zu machen. DaS Königliche Amtsgericht. Billing an Rochefort ausdrückt. Der Mahdi hätte General Gordon gar nicht in seiner Hand gehabt, deshalb habe er ihn auch nicht der englischen Regierung gegen ei» Lösegeld anbieten können. Außerdem sei Gordon nicht der Mann gewesen, sich in dieser Art verhandeln zu lasten. GordonS Neffe protestirt energisch gegen diese Voraus setzung. London. Die Verhandlungen mit Rußland dauern, wie schon kürzlich der „Daily Telegraph* zu berichten wußte, fort. Nach demselben Blatte soll sich die Lage nicht geändert haben. Ruß land, heißt eS, wünsche Merutschak zu erhalten und werde, falls ihm dies Zugeftändiiiß gemacht werde, die Forderungen deS EmirS in Betreff ZulfikarS zugestehen. Petersburg. Aus den Getreide bauenden Gouvernements gehen fortgesetzt Nachrichtin über unbefriedigende ErnteauSfichten ein. Die im Süden begonnene Ernte des Wintergetreides ist eine kaum mittelmäßige, das Sommergetreide mißräth dem Anscheine nach allent halben; aus Charkow wird das Eintreten von Regen gemeldet. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsge richtS wurde heute aus Folium 2792 die Firma Friedrich Otto Bertram in Chemnitz (Schillerstraße Nr. 23) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Gustav Friedrich Otto Bertram daselbst eingetragen. Chemnitz, am 18. Juli 1885. DaS Königliche Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2731 verlautbrrt, daß Herr Otto Franz Louis Sann in Chemnitz aus der Firma Sann u. Warneck daselbst als Mitinhaber ausgeschieden ist und daß der nunmehr alleinige Inhaber dieser Firma, der Kaufmann Herr Moritz Gustav Warneck, künftig Gustav Warneck firmirt. Chemnitz, am 18. Juli 1385. Das Königliche Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 6 verlautbart, daß Frau Julie Antonie verw. Duderstädt, geb. Mende, in Chemnitz die Firma I. F. Duderstädt daselbst aus dem Nachlasse des bisherigen Inhabers derselben, des Herm Friedrich Herrmann Duderstädt, zur Fortführung überlasten erhalten hat, daß der Kaufmann Herr Ewald Aurel Lindner daselbst in die genannte Firma als Mitinhaber eingetreten ist und daß demzufolge die dem Letzteren bisher ertheilte Procura sich erledigt hat. , Chemnitz, am 18. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtgerichts wurde heute auf Folium 1257 verlautbart, daß Herr Moritz Alexander Ger- ftäcker in Folge Ablebens aus der Firma R. Gerstäcker u. Sohn in Chemnitz als Mitinhaber ausgeschieden ist. Chemnitz, am 18. Juli 1885. Das Königliche Amtsgericht. Gesucht wird der Hausdiener Johann Nicolaus Weiß aus Tiefendorf bei Hof zur Vernehmung über eine Anzeige. Chemnitz, den 17. Juli 1885. Der Königliche Staatsanwalt. Telegramme -es Landes-Anzeigers. Vom 20. Juli. Köln. Der „Kölnischen Zeitung* wird aus Konstantinopel gemeldet: Lord Salisbury habe in einer Unterredung mit dem türkischen Botschafter MusuruS Pascha erklärt, daß das Cabinet die egyptische Politik seine« Vorgänger fortsetzen werde. Er bestätigte die Zusage, Egypten zu räumen, ohne jedoch eine bestimmte Frist festzu setzen, und versprach, England werde in Egypten keine Maßregeln ohne die Zustimmung der Mächte und deS Sultans treffen. In Con- stantinopel ist man mit diesen Erklärungen zufrieden. BreSlau. Der berühmte Nerven-Patholog und Professor der hiesigen Universität Berger ist gestern in Salzbrunn gestorben. DaS Begräbniß findet Hierselbst am Dienstag Abend statt. Sondershausen. Der regierende Fürst Carl Günther er öffnet« heute Vormittag elf Uhr im Beisein der Fürstin, deS Ministe- rlums und deS Landtags die Landes-Gewerbe Ausstellung mit einer kurzen Ansprache. Der Vorsitzende, Landrath Wilson, hielt die Fest rede, in welcher er sich über die Entwickelung der Thüringer-Wald- Judustrie verbreitete. Letztere ist ausgezeichnet vertreten. Musterhaft ist die Ausstellung in Forstwirthschast, Porzellan und Glasmalerei. Wie». Sämmtliche dreiundsünfzig Angellagte im Brünner Arbeiterprocesse sind verurtheilt worden, und zwar: neun zehn derselben zu Arreststrafen von drei Tagen bis zu einem Monat, vierunddreißig zu Kerkerstrafen von zwei bis zu achtzehn Monaten. Wien. In den kürzlich am Fuße deS Schneeberges anfgefundenen Leichenresten fand die Familie des Professor- Bamberger die Ueber- reste des seit Jahresfrist verschplleuen jungen Richard Bamberger. Wien. Oesterreich stimmte der Ausgabe der egyptischen Anleihe nur unter dem Vorbehalt zu, daß das Parlament die Finanzconvention vollziehen werde, und lehnte bis dahin die ihm zusallende Garantie für die Anleihe ab. Budapest. Zum Besuche der hiesigen Ausstellung laugten 1140 Tschechen au. Der Budapest» Tschecheuclub bereitete den An kommenden eine herzliche Begrüßung durch eine Deputation. Ober bürgermeister, sowie Vertreter des Industrie-Vereins und deS Tschechen- clubs hielten Reden. Salzburg Statthalter Graf Thuu begab sich heute nach Bastein, um den Kaiser Wilhelm dort morgen bei seiner Ankunst zu empfangen. Paris. In einer Versammlung von Senatswählern wurde ein Programm festgesetzt, durch welches der Candidat verpflichtet wird, für die Abschaffung de» Senat» zu wirken. — Am Sonntag sprach Clemeneeau in Bordeaux und sonderte sich in seiner Rede aufs schärfste sowohl von den Revolutionären al» von den Oppor tunisten ab. Paris. Der „Petit MarseillaiS* veröffentlicht einen Brief —>—„ ... bet Neffen GordonS, welcher einen absoluten Zweifel in die Richtig- zu errichten, o» - «it der Angaben des neulich mitgetheilten Briefes von Exdiplomat'deutschen GewerbfleißeS vollen Erfolg wünschen. Das Resultat vo« fünfzehn Jahre«. Alljährlich, wenn das kaiserliche statistische Amt seine Daten über den deutschen Handel erscheinen läßt, freuen wir uns über die ständig zunehmende Ausfuhr deutscher Jndustrieartikel nach fremden Ländern, an der ja auch unser C h e m n i tz einen ganz hervorreagenden Autheil hat. Die deutsche Industrie und der deutsche Handel haben in der That Große» errungen, umsomehr, wenn wir daran denken, daß wir erst seit 1870 von einem deutschen Handel reden können. Vor dem großen Nationalkriege gegen Frankreich konnte von einer deutschen Exportindustrie wenig die Rede sein. Der Grund für diesen Mangel war einfach. Eine thatkräftige Theilnahme am Weltmarkt wird nicht nur bedingt durch die Leistungen der Industrie, andern eben so sehr, ja noch mehr, durch die politische Machtstellung des Staates, dem die betreffende Industrie angchört. Mit der Achtung vor dem gesammten Staate wächst auch das Ansehen vor einer Industrie, und wie viele, besonders überseeische Völker hat es gegeben, die vor 1870 von Deutschland kaum den Namen kannten! England und Frankreich beherrschten zu der Zeit den überseeischen Handel in einem Maßslabe, daß die Industrie der einzelnen deutschen Staaten gar nicht dagegen aufzukommen vermochte. Hinzu trat, daß es an kräftiger Vertretung der deutschen Staaten im AuSlande fehlte, daß der Industrie der Unternehmungsgeist schwand, weil er fast allzuwenig Aufmunterung erhielt. So bot der deutsche Exporthandel vor 1870 ein klägliches Bild, und wenn auch einzelne Industrie zweige blühen mochten, die Majorität führte doch nur eiu kümmer liches Dasein, ihr fehlte zur gedeihlichen Entwickelung die Haupt bedingung, der Erfolg. Sieht eine Industrie all' ihre Mühe unbe- lohnt, so verkümmert sie. schließlich, und vielleicht wäre daS auch das Schicksal der deutschen Industrie gewesen, oder wäre doch zum min desten eine gefährliche Entwlckclungsstöruug eingctrete», ohne 1870/71. Das Kriegsjahr schuf einen Wandel. Das deutsche wirth schastliche Leben schnellte wie mit einem Zauberschlage in die Höhe, der Wechsel war jedoch zu rasch, er verleitete zur Täuschung, zur Verkennung der wahren Thatsachen, auf welchen allein eine gesunde Industrie basirt, die strenge Redlichkeit, die sich mit ehrlichem Gewinn begnügt, wurde verachtet, und die Folge war ein Rückschlag, der uns au den Rand des Verderbens brachte. Wir wollen hier nicht im Einzelnen untersuche», wo die Schuld des Finanz- und Jnduflrie- kraches lag; das Wort Geheimrath Reuleaux' über die Leistungen der deutschen Industrie, das erst so herb verurtheilt und dessen Wahrheit schließlich doch anerkannt wurde: „Billig aber schlecht I", hat Manchem die Augen geöffnet und Deutschlands industrielle Arbeit von dem falschen Wege, auf den sie gerathen war, auf den richtigen zurückgeführt. Unsere Industrie erkannte den Fehler, welchen sie begangen, sie sah ein, daß auf dem Weltmarkt nur das Beste sich behauptet, und sie begann das Beste zu schaffen, in eine siegreich« und ehrenvolle Concurrenz mit den Industrien des Auslände» zu treten. DaS alte Wort: „Durch Schaden wird man klug* hat sich vielfach auch bei uns bewährt, und jetzt können wir auf unsere Erfolge stolz sein. Nicht nur, daß unsere Industrie die Concurreuzschläge des Aus landes abgewehrt, sie ist selbst zum Angriff übergegaugeu und hat einen Fußbreit Bodens nach dem anderen erobert. Wir müssen wiederholen, was wir schon oben gesagt, und dürfe» vor Allem nicht außer Acht lassen, daß eS die Machtstellung des neuen deutschen Reiche-, die sich von Jahr zu Jahr kräftigte, ge wesen ist, welche unserem Handel nach dem Auslände den Weg geebnet hat. Die deutsche Vertretung im AuSlande war seit 1871 eine ganz andere geworden, sie genoß ein Ansehen, wie die keines anderen Staate- weder früher noch jetzt, sie war einheitlich geworden und trat mit aller Energie für die deutschen Interessen ein. Die Heldenthateu von 1870/71 waren auf dem ganzen Erdball bekannt geworden, sie verursachten, daß dem Deutschthum ein gesteigertes Interesse evtgegengebracht wurde, und als nunmehr der deuische Handel und die deutsche Arbeit sich der anderer Nationen ebenbürtig zeigte, war das erste Treffen in dem Handelskriege, daS entscheidende, gewonnen. Wir Deutschen hatten aus unseren Fehlern gelernt und die Lehren, welche uns die Erfahrung gegeben, beherzigt. Es liegt auf der Hand, daß der deutsche Handel in der verhält- nißmäßig kurzen Zeit seit seinem Aufschwung sich nicht überall völlig heimisch machen konnte oder im Stande war, den Handel Frankreichs und Englands so einzuengen, daß er der vorherrschende wurde. Ein solches Ziel zu erreichen erfordert die Zeit eines oder mehrerer Menschenalter. Die deutsche Industrie hat aber kräftig au die Thore des Auslandes gepocht, an ihr selber ist cs vun, darauf zu achten, daß diese Thore nicht zu einem Viertel oder zur Hälfte, sondern ganz geöffnet werden. Natürlich ist dabei Unterstützung durch eine gerechte Wirtschaftspolitik des Reiches nöthig, aber nicht weniger kann die Industrie selbst thuu, welche den ausländischen Consumenten in jeder Weise nahe zu treten suchen muß. Die Kraft der deutschen Industrie ruht nicht daheim im Deutschen Reiche; sollte nicht mehr producirt werden, al- das Deutsche Reich cousumirt, gar mancher Arbeiter würde brotlos werden. Im AuSlande muß die deutsche Waare Achtung und Anerkennung finden, dann fehlt'- auch daheim nicht. Wir müssen sogar suchen, die Absatzquellen im AuSlande in jeder Weise zu ver mehren, um das schlimme Uebel der Ueberproduction zu verhüten. Beifällig ist deshalb der Gedanke, im AuSlande deutsche Musterlager zu begrüßen und wir wollen diesen Pionieren Politische Rundschau., Chemnitz, den 21. Juli. Deutsches Reich. Das frische, kräftige Aussehen des Kaisers hat in Konstanz auf das Freudigste berührt. Der Curge» brauch in Em» hat auf die Gesundheit unseres Kaiser- sehr gut ge wirkt, denn während der ersten Zeit des dortigen Aufenthalte- konnte man sich einer gewissen Beunruhigung nicht entschlagen. Als der Kaiser bei der Abfahrt von hier das zujubelnde Publikum vom Dampfboot aus begrüßte, geschah eS mit solcher Frische und Heiter keit, daß der Jubel sich immer wieder erneuerte. Der Kaiser trug Civilanzug und lüftete wiederholt den Cylinder zum Abschiedsgruß. Am Sonntag Vormittag wohnt« der Kaiser dem Gottesdienste auf der Insel Mainau bei. Am Abend wurde ihm von einem Sänger verein in Konstanz eine Serenade dargebracht. Montag Nachmittag ist der hohe Herr von der Insel Mainau nach Wildbad Gasteiu ab gereist, wo die Ankunft heute Nachmittag erfolgen soll. Der Kaiser übernachtete im Kaiserbad zu Rssenheim. — Die kronprinzliche Familie wird, dem Vernehmen nach, voraus sichtlich am Freitag Abend von Potsdam nach St. Ragatz im Canto» St. Gallen abreisen, um zunächst einige Zeit dort Aufenthalt zu nehmen. — Der Minister des Innern, von Puttkamer, ist nach de» Provinzen Pommern und Westpreußen abgereist. — Die deutsche Expedition im Congogebiet ist, der „Frankfurter Zeitung* zufolge, in erfreulichem Fortgange begriffen und auch die chwierige Frage der Beschaffung von Trägem darf als gelöst be trachtet werden. ES sind dort zwei Forschungsexpeditionen nnterweg». — In norddeutschen Blättem wurde der Bischof von Eichstätt als derjenige bezeichnet, welcher den Bischof von Paderborn deS be kannten Erlasse« wegen in Rom denuncirt habe. In Folge dessen richtet der Bischof an die „Augsburger Postzeitung" folgende Zuschrift : «In Bezug auf die Angriffe, welche in einigen Blättern gegen meine Person gerichtet waren, ersuche ich die geehrte Redaction, die Erklärung zu veröffentlichen, daß ich weder vor meiner Romreise, noch während meines Aufenthaltes in dieser Stadt, noch seit meiner Rückkehr in meine Diöcese über den vielbesprochenen „Paderborner Erlaß", der mir erst durch die öffentlichen Blätter bekannt wurde, oder über sonstige Verhältnisse jener Diöcese weder mündliche noch schriftliche Mittheilungen an irgend eine maßgebende Person oder Stelle in Rom gemacht habe? — Die „Kreuzzeitung", die bekanntlich wegen der UrtheilS- motivirung im ersten Stöcker-Proceß den Gerichtshof heftig an gegriffen und eine Aeuderung der Proceßordnung verlangt und «it , Selbsthülfe gedroht hat, schlägt heute in einem längeren politischen Artikel dasselbe Verfahre« gegen den Vorsitzenden deS neuesten Stöcker- ProcesseS ein. — In dem Proceß Lieske ist, wie wir aus Leipzig er« fahren, Termin zur Verhandlung der von dem Angeklagten einge legten Revision bereits zum 25. dieses Monats vor dem Ferien« Strafsenat des Reichsgerichts anberaumt worden. — Von militärischer Seite sind in der letzten Zeit wiederholt Klagen darüber geführt, daß die Ausbildung, welche unsere Reserve- Officiere erhalten, durchaus nicht den Anforderungen entspreche, welche an die Berufsofficiere gerichtet werden müssen. Man hat diesen Mangel für um so bedenklicher erklärt, als im Felde eiu Unterschied zwischen Berufs- und Reserveofficier in den meisten Fällen nicht zu machen ist. Es ist deshalb der Vorschlag aufgetaucht, auf die tech nische und theoretische Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen, die nach Absolvirung de- Dienstjahres die Oualificatiou zum Reserve Osficier erlangt haben, größeres Gewicht zu legen und vielleicht nach Ablauf der ersten großen Hebung, welche die Reserve-Officier-Aspiranten mitzumache« haben, ein zweites Examen zu veranstalten, von dessen Ausfall die Bestallung zum Osficier abhängig gemacht werden könne, und deS Weiteren sollte bei allen späteren Hebungen der Reserve« Officiere vor Allem daS Augenmerk darauf gerichtet werden, diese Kategorie von Officieren in ihrer Ausbildung den BerufS-Officieren immer näher zu bringen. ES wird bekannt, daß in der baierischen Armee bereits Schritte zu einer gründlicheren Vorbildung der Reserve- Officiere gethan find, deren Resultate gegenwärtig festgestellt werden. — Ueber Lehrling-Wesen und Jnnungsbildung läßt sich der Jahresbericht der Handelskammer von Koblenz, ausgehend von den Klagen über mangelhafte Ausbildung der Lehrlinge und dem gemäß auch der Gesellen und künftigen Meister, wie folgt auS: „Bei der jetzigen Lage des Handwerks und mit Rücksicht auf die immer stärker hervortretende Vorliebe für geschmackvolle, wenn möglich künstlerisch durchgebildete Herstellung aller Gegenstände des täglichen Ge brauchs und der Ausstattung kann in Einrichtungen, welche eine sorg fältige Ausbildung der Lehrlinge herbeizuführen geeignet sind, nur die beste Waffe des Handwerks im Kampfe mit der fabrikmäßigen Production erblickt werden. Bon diesem Gesichtspunkte aus haben sich denn auch Kreise mit der Förderung der Jnnungsbildung einverstanden erklärt, welche sonst an dem Princlp der Gcwcrbefreiheit nicht gerüttelt wissen wollen, wie dies durch die Einführung der Bestimmung des 8 100 o in die Gewerbeordnung geschehen ist. Wie wünschenswerth unter Umständen die Jnnungsbildung sein kann, zeigt sich in dem Steinindustriebezirk des Kreises Mayen, wo nach compctentem Urtheil die Zukunft eines zur Zeit blühenden, für die ganze Gegend außerordentlich wichtigen Industriezweiges durch das derzeitige ungeregelte LehrlingSwesen geradezu gefährdet wird." — Obgleich eine gestrige Maurerversammlung eine Resolution annahm, welche die arbeitenden Gesellen in Berlin auffordert, die Arbeit wieder niederzulegen, so hat sich doch die Zahl der Arbeitenden heute vermehrt. — In Halle au der Saale arbeiten Nationalliberale und Freisinnige an einer Verständigung für die nächsten Landtag-Wahlen, die große Aussicht aus Erfolg hat. — Der Ausschuß de» GcwerbevereinS Kaiserslautern, als Vor ort deS pfälzischen Gewerbe Verbandes, hat im Einvernehmen mit dem Reichstagsabgeordneten vr. Buhl eine Commission zusammeube- rufen, welche über die dem Reichstage vorgelegten Arbeiterschutz- ge setze berathen und das Resultat der Berathnngen dem nächsten Monate hier stattfindenden VerbandStage vorlegen soll. — Da für den Wiederzusammenlritt des bairischen Landtag» die Vorlage eines Gesetzentwurfes, betreffend Errichtung einer Landes- MobiliarverficherungS - Anstalt, seiten» der königlichen StaatS- regierung nicht zu erwarten sein dürfte, so wird, wie die „Münchener Allgemeine Zeitung* erfährt, von dem Vorstandsmitglied der bairischen patriotischen Kammerfractio», dem Landtags-Abgeordneten Freiherrn von Soden, ein Initiativ-Gesetzentwurf dieses Betreffs vorbereitet. — Dem im Frühjahr zum Beigeordneten der benachbarten Ge meinde Mühlheim gewählten Socialdemokraten Schuhmacher Wolf daselbst ist nach de« „Offenbacher Tageblatt* laut Beschluß de»
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