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Dresdner Journal : 13.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-05
- Tag 1874-05-13
-
Monat
1874-05
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 13.05.1874
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W10S. « - - ^donvemoutsprotir 7m »Livko- 1 l»kr«u»»«» tritt jLllrliol» i/ r ?dlr 8temp«lx«t>M>r, . . , . K Ullr. s 6«ut»ckso ^jllkrliLÜ: I IRIr. 1ü ( tteicbv» Lo»t- ur.ä l:m»slQ«i Kuo>u»^n»: 1 j 8t«ivp«i»u»cdI»L divra, lusi-ratooprelser ?ür ^vn K»uio olvvr ^«»psltvoev ?«tirr«il»: 2 K^r. Uotvr „Lin^vsLnäi" <ti« 2sils: k di^r. Lrsvlielne», IDUllai» mit clsr 8orm- uvä ?»isrt»^», ^bsvä» kür äoo kolr«oäs» Mittwoch, den 13. Mai. DreMerIounml. Verantwortlicher Rcdactenr: I. G. Hartmann. 1877 !oKer,t<»an»»d»« »o»rrRrt»t /->. Rr«nU»tett«r, t)owm»»uolMr «t>« Vrv«av«r Sguru»l»; ebsuclmi: u ü »»wdur^-L«rU»- Vt«u.l.«ip,ix-»»««I-rr»»I»ll-^r»»>lkart » ».: 7/auEi«t«n <e ^0Ai«r. Lerlu» Vt»i»-L»wd»iA-kr»^-l,«ip»t^-kr»Lk- tort ». N Hüucdea' RuU. ^kv»«r, Lsrlto Äet«°»»ie^«r, /noakt^entianz,//. ^//-rec/tt, Lrewvi»: L L>e^tott«, vr», leu: T.§7a»iAen'» liürvuu; vkemmt»! />. poiA/, kr»»'-- L H.: /. i/arAer't>e>ie u. >/ <7. ^/err»»an»H»« kuekli., DlluLe^Oo., vdrliti: /nv-L , »iu»oov«r: 0. ü'ckü^sr,' keri»: //«!««, /.«/itte, Rut/ier <0 <7o., Stutt^ert^ I-ause ct <7o., Lüciii. ^»nouctM-Lurrau, Vi«ol ^lk Oppetit. N» r»»ii8x«ksr: Xüni^l. slxpiilition 6«^ 1>re«ciner Sournal«, Drvoclt-n, ^litr^rottu-u^iu»« t^o. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 10. Mai. Ihre Majestät die Königin Mutter haben heute Allerhöchstihren Aufenthalt in Schloß Jahnishausen genommen. Dresden, 12. Mai. Ihre Kaiserlich Königliche Hoheit die Frau Erzherzogin Elisabeth ist heute früh 6 Uhr nach Prag abgeretst. B>kan»kmachung. Die Anthropologische Sammlung ist bis auf Weiteres täglich, mit Ausnahme des Sonntags, nur von 11—12 Uhr geöffnet. Dresden, am 9. Mai 1874. Eeneraldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. von Friesen. Nichtamtlicher LheU. Ucberslcht. Telegraphische Nachrichten. Taaesgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Metz. München. Stuttgart. Rudolstadt. Gera. Paris. Brüssel. Rom. Madrid.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Markranstädt. Meißen. Plauen i. V. Erimmitschau. Schneeberg.) vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsennach richten. Ehrengarde und die Bürgergarde bildeten die Begleitung des Königs. Letzterer wurde auf dem Wege bis zum Schlosse durch unaufhörliche enthusiastische Kundgebungen der Volksmenge und zahlreiche Blumenspenden begrüßt. Nach der Ankunft im Schlosse begaben sich der König und die Königin auf den Balcon, wo dieselben durch erneuerte Kundgebungen und die lebhaftesten Hochrufe von der versammelten Menge empfangen wurden. — Heute Nachmittag findet ein Frstdiner im Schloss« statt; um 9 Uhr Abends wird vor demselben eine große Serenade ausgeführt werden. Amsterdam, Dienstag, 12. Mai, Mittags. (Tel. d. Dresdu. Journ.) DaS NrgierungsjubUäum drS KömAS wurde heute durch eine Feier in der neuen Kirche begangen, wo Se. Majestät, im Beisein der königlichen Familie, der fürst lichen Gäste, der Minister, des diplomatischen CorpS, der Staatsbehörden, sowie der Kam mern, die HuldiAUng und die Glückwünsche der Vertreter der Nation entgrgennahm. Die General staaten überreichten Adressen. Der König dankte für die Beweise der Liebe und Anhänglichkeit der Nativ». Der Bürgermeister von Amsterdam überreichte den Betrag einer Nationalsubscription, welchen der König zum Besten der Invaliden und Veteranen der Armee und der Marine bestimmte. Rom, Montag, 11. Mai, AbendS. (W. T. B.) Die ,,Gazzetta ufstciale" schreibt heute, sie sei ermäch tigt, zu erklären, daß die in der Pariser TimeS- correspondenz vom 5. d. M. enthaltenen Behaup tungen über eine angebliche Unterredung zwischen dem Könige von Italien und dem Kürsten Bis marck, betreffend die Wiedererwerbung von Sa voyen und Nizza, völlig unbegründet seien. Ukltyr.ipljUche Nachrichten. Paris, Montag, 11. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Die Fraktion des linken CentrumS war heute zu einer Besprechung vor dem morgigen Wiederbeginn der parlamentarischen Session zu- sammcntreten. In der Versammlung machte sich eine dem Ministerium wenig günstige Stimmung bemerklich. Von mehrer» Rednern wurde ins- besondere hervorgehobrn, daß die unverkennbaren Fortschritte, welche der BonapartismuS mache, wesentlich der Haltung des Ministeriums und der Ungewißheit der politischen Lage zugeschrieben wer den müßten. Die Rechte war ebenfalls versammelt, um über die Frage zu berathen, ob es angemessen erscheine, in der Nationalversammlung das Wahlgesetz vor dem Municipalgesetze zur Diskussion zu bringen. ES wurde beschlossen, der Vorstand der Fraktion solle sich mit dem Vorstande deü rechten CentrumS und mit der Regierung in Verbindung setzen, um eine Verständigung über diese Krage herbeizu- führen. Wie verlautet, beabsichtigt die Regierung am Freitaa den Gesetzentwurf über die Errichtung einer Ersten Kammer der Nationalversammlung vorzulegen. Amsterdam, Montag, 11. Mai, Nachmittags. (W. T.B.) Die Keier des 25jäyrigen RegierungS- jubilänmS des Königs ist heute durch den festlichen Einzug desselben eröffnet worden. Der königliche Zug, m welchem sich, außer dem Könige und den sämmtlicheu Mitgliedern der königlichen Familie, auch der Grobherzog und die Großherzogin von Sachsen- Weimar befanden, trat um ^2 Uhr in die Stadt ein und bewegte sich unter großem Zudrange der Bevölke rung durch die festlich geschmückten Straßen bis zum königlichen Schlosse, wo derselbe gegen 3 Uhr anlangte. Der König, die königlichen Prinzen, der Großherzog und das militärische Gefolge waren zu Pferde; die Königin und die Großherzogin fuhren in einem offenen Wagen. Eine aus Bürgern Amsterdams bestehende berittene Madrid, Montag, 11. Mai, Vormittags. (W. T. B.) Dem Vernehmen deS „Jmparcial" zu folge wäre eS in einem gestern abgehaltenen Mi- nisterrathe zu einer Krisis im Ministerium gekom men, indem MartoS für die Nothwendigkeit ein- getretev sei, nochmals den Versuch einer Versöhnung der Parteien zu machen, womit ein Theil der übrigen Minister sich nur bedingungsweise einver standen erklärt habe. Der Marschall Serrano soll seine definitive Entschließung auf morgen vertagt haben ES heißt, daß Zabala mit der Bildung eines VersöhnungSmimsteriumS beauftragt werden wird, in welches Garcia Ruyz als Mitglied ein- tretrn würde. MartoS würde dann aus dcm Mi nisterium auSscheideu. «- Eagesgeschichte. Dresden, 12. Mai. Die gestrige vierstündige Abend- sitzung der Zweiten Kammer war vollständig von der allgemeinen Debatte über die Steucrreformvorlage ausgefüllt. Außer dem Referenten Abg. Ur. Gensel sprachen die Abgg. Walter, Richter (Tharandt), Günther, Vicepräsident Streit, Krause, Kirbach, Ur. Heine, mit Ausnahme Streit's lauter Deputationsmitglieder. Alle Redner, mit Ausnahme des Abg. Krause, cmpsahlen An nahme des von der Deputation mit der Regierung ver einbarten Eompromißvorschlages: Annahme des Ein kommensteuergesetzes in der ihm von der Deputation ge gebenen Fassung; daneben Beibehaltung eines Theils der bestehenden directen Steuern und Offenhaltung der Frage, in welchem Verhältniß der durch directe Steuern aufzubringende Staatsbedarf durch die erstere und die letzteren aufgebracht werden soll, für den nächsten Land tag. Trotz der principiell sehr verschiedenen Stellung, welche diese Redner zur Einkommensteuer einnahmen, waren sie darüber einig, den angedeuteten Weg als den allein möglichen und dringend gebotenen Anfang zur praktischen Verwirklichung der lang geplanten Steuer reform zu betrachten. Abg. Krause entwickelte seinen von dcm der Tcputationsmajorität abweichenden Stand punkt, er empfiehlt im Wesentlichen eine Reform der Gewerbesteuer, welche auf das landwirthschastliche Ge werbe auszudehnen wäre; dafür wäre die Grundsteuer aufzuheben und eine Gedäudesteuer einzuführen. Der Finanzminister Frhr. v. Friesen präcisirte Sinn und Tragweite deS der Kammer vorgeschlagenen Compro- misses. Es solle die Erörterung der eigentlichen Prin- cipfragen verschoben werden, bis auf Grund der nach dem vorgeschlagenen Einkommensteuergesetze vvrzunehmen- den Abschätzung ein klares Bild gewonnen sei, wie groß das steuerbare Einkommen und in welchem Verhältnis es zwischen den einzelnen Klassen der Bevölkerung verthesit sei. Denn der Hauptgrund, daß bisher die Reformbestrebungen zu keinem Ziele geführt hätten, sei doch darin zu suchen, daß man noch immer mit unbekannten Factoren habe rechnen müssen. Die Erwartungen der Freunde sowohl, als die Befürchtungen der Gegner der Einkommensteuer hätten bisher mehr oder weniger auf willkürlichen Vor aussetzungen beruht. Es handle sich bei dem Vorschlag der Regierung und der Deputation nicht um ein Ex periment, noch weniger um einen Schritt der Verzweiflung, sondern um weiter 'Nichts, als einen ganz wohl über legten Versuch, eine nothwendige Zwischenstufe, die der Gesetzgebung Klarheit über die weiter zu thuenden Schritte verschaffen, sie in die Lage versetzen solle, nicht ferner ins Blaue hinein Beschlüsse fassen zu müssen. Den Antrag des Abg. Krause erklärte der Minister mit der selben Bestimmtheit, wie es seiten des Referenten ge schehen war, für unannehmbar, seine Annahme würde die vollständige Sisiirung der Steuerreform bedeuten, nicht bloS bis zum nächsten Landtage, sondern es wäre dann gar nicht abzusehen, wenn man wieder dahin kommen werde, wo man jetzt endlich einmal angelangt sei. Zn seinem Schlußworte forderte der Referent noch mals die Kammer mit Wärme zur Annahme deS Com- promisses auf: komme auf diesem Landtag wieder nichts zu Stande, so werde sich der sächsische Landtag ein Zeugniß gesetzgeberischer Impotenz auf diesem Gebiete ausgestellt Haden, das er demselben erspart wissen möchte. Zn der heutigen Sitzung trat die Kammer in die Specialberathung des Einkommensteuergesctzentwurfes ein. Bei tz 1, Gegenstand der Einkommensteuer, der in Ver bindung mit dcm Eingang des Gesetzes zur Discussion gestellt wurde, erneuerte sich die allgemeine Debatte. Es traten eine Anzahl Redner auf, die sich gegen die Dc- putationsvorschläge und von Neuem sür eine blose Re vision des bestehenden Steuersystems erklärten, so die Abgg. Riedel, Schnoor, Penzig. Auch die meisten Redner, die sich im Gartzen für die Deputation erklärten, wie die Abgg. Haberkorn, Uhlemann, Jordan"Haten es nur unter vielen Vorbehalten und Voraussetzungen; der Abg. Haberkorn will sogar den Ständen je nach dem Ergebniß der nach dem vorgeschlagenen Einkommensteuer gesetze vorzunehmenden erstmaligen Einschätzung ander weite Prüfung der Principien dieses Gesetzes Vorbehalten, bevor es ausgeführt werden darf, und hat diese Ansicht in einem, später zur Abstimmung kommenden Antrag formulirt. Eingang und 8 l des Entwurfs wurden schließlich in der von der Deputation beantragten Fassung gegen 12 und bez. 13 Stimmen angenommen; es lautet danach der Eingang: „Wir u. s. w. haben beschlossen, eine allgemeine Ein kommensteuer, zunächst zum Ersätze eines Theils der bestehen- den directen Steuern cmzuführen", nnd 8 1: „Im Königreich Sachsen wird eine allgemeine Einkom mensteuer erhoben. Gegenstand der Steuer ist das reine Einkommen, gleich viel, ob dasselbe aus Grundstücken, aus Reuten oder Capual- bcsitz, aus einer mit Gehalt oder Lohn verbundenen Stel lung, oder aus gewerblicher oder sonstiger gewinnbringender Thalißkeit verrührt." Die Dtscussion erstreckte sich sodann zunächst auf die ;8 3—5, welche von der BcitragSpsticht und deren Be schränkung durch gewisse Ausnahmen handeln; sie be wegte sich namentlich um die Fragen der Heranziehung der im Auslande lebenden sächsischen Staatsangehörigen (K 3), ferner der Gemeinden und andern juristischen Personen des öffentlichen Rechts und der den Zwecken der öffentlichen Armenpflege dienenden Stiftungen zur Einkommensteuer (8 4), Fragen, welche durch Annahme der Anträge der Deputationsmajorität bejahend entschie den wurden; endlich uni die Frage, ob Personen, deren Einkommen den Betrag von 4:>o Mark nicht übersteigt, wie die Abgg. Kirbach und Grahl in Uebereinstimmung mit der Regierungsvorlage beantragen, oder nur Die jenigen von der Einkommensteuer befreit sein sollen, von welchen wegen gänzlichen Unvermögens ein Beitrag vor aussichtlich nicht zu erlangen ist, wie die Majorität der Deputation will (8 5 l»). Auch hier pflichtete die Kam mer der letztem Ansicht bei. Die 88 0 bis 9 wurden in der von der Deputation beantragten Fassung ange nommen. Die Berathung wird morgen fortgesetzt. * Berlin, 11. Mai. Sc. Majestät der Kaiser erfreut sich, wie aus Wiesbaden berichtet wird, des besten Wohlseins, beabsichtigte gestern dem Gottesdienste beizu- wohnen, mußte aber, der ungünstigen Witterung wegen, davon Abstand nehmen und brachte dann die Vormit tagsstunden mit Erlediguitg von Regierungsgeschäften zu. Mittags machte Sc. Majestät der in Wiesbaden zur Eur sich aufhaltenden Großherzogin von Oldenburg einen Besuch, und um 5 Uhr fand ein Diner statt, zu welchem der commandirende General v. Bose, der Oberst v. Kaveczinski, der Bischof Wilhelmi rc. Einladungen erhalten hatten. Ihre königl. Hoheit die Großherzogin von Baden wird morgen zum Besuche ihres kaiserlichen Vaters in Wiesbaden erwartet. Am Mittwoch Nach mittag findet zu Ehren des Kaisers eine große Corso- fahrt statt; Abends gelangt auf allerhöchsten Befehl die Lchumann'sche Oper „Genoveva" zur Aufführung. — Der Generalfeldmarschall Graf v. Moltke, Chef des GeneralstabeS der Armee, hat sich während der Som mermonate mit Urlaub nach Ereijau bei Schweidnitz in Schlesien begeben. — Das Obertribunal hat kürzlich folgendes Präjudiz ausgestellt: Der Versuch, auf die künftige freie Entschließung Anderer, ob und wie lange sie einer in Beziehung auf die Erlangung gün stiger Lohnbedingungcn getroffenen Verabredung Folge leisten wollen, durch eine eventuell ausgesprochene Ehrverletzung einen Einfluß auszuüben, ist strafbar, sollte cs bei jener Verabredung auch noch nicht zum Einver ständnisse über das anzuwcndende Mittel (z. B. einem Strike) gekommen sein. — Der Bundesrath hielt heute 'Nachmittag 1 Uhr eine Plenarsitzung unter dem Vorsitz deS Staatsministers Delbrück. Veach den ein leitenden Geschäften wurde berichtet über die Gründung der Eentralstellc für 'Meereskunde. Der Antrag, be treffend den Dermin für die Volkszählung wurde nach dem bereits mitgetheiltcn Ausschußantrage angenommen, ebenso die Ausschußanträge, betreffend die Einführung eines Betricbsreglements sür die Eisenbahnen Deutsch lands. Es folgten mündliche Berichte über den Reichs tagsbeschluß zu dem Entwürfe einer Strandungsordnung und über die Ausprägung von Fünsmarkstücken in Silber, welche letztere beschlossen wurde. — Eine Privatdepesche der „Schles. Ztg." meldet: Auf allerhöchsten Willen ist Graf Arnim aufgefordert worden, die Beschwerden wider ihn zu beantworten. Die Beantwortung ist bis jetzt nicht erfolgt. 5. Berlin, 11. Mai. In der heutigen Sitzung des Herrenhauses theiltc der Präsident zunächst mit, daß Se. Majestät der König auf Präsentation der Stadt Bromberg den Bankier Dagobert Friedländer daselbst als 'Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit berufen hat. Uebcr die geschäftliche Behandlung der aus dem Abgeordnetenhaus«: herübergekommcncn beiden kirchen- politischen Gesetze entspann sich eine längere geschäftliche Debatte. Der Präsident schlug vor, beide Gesetze durch zweimalige Plenarbcrathung zu erledigen, während Baron Senfft v. Pilsach Eommissiottsberalhung, die Herren Graf zur Lippe, Graf Brühl und v. Kleist-Retzow einfache Schlußberathung in Vorschlag brachten. Letzterer bat zugleich, diese Vorlage nicht vor Freitag auf die Tages ordnung zu setzen, dcm der Iustlzminisler o». Leonhardt widersprach, da die Zeit dränge und im Uebrigen die Mitglieder des Herrenhauses durch den Eommissions- Fellittetoil. Redigirt von Otto Banck. Rundschau über Theater und Musik. Die Generalintendanz der königl. Schauspiele in Berlin hat die hergebrachte statistische Uebersicht über die Thätigkeit der königl. Bühnen in Berlin, Hannover, Kassel und Wiesbaden pro 1873 veröffentlicht. Nach derselben hat auch in diesem Zeiträume das classische Repertoire die gebührende Beachtung gefunden. Es haben in Berlin im Schauspiel 98 Vorstellungen und in der Oper 62 Vorstellungen klassischer Werke statt gefunden, und zwar von Lessing 14, Goethe l5, Schiller 21, Kleist 2, Shakespeare 36, Sophokles 3, Morcto 7; in der Oper Gluck 3, Mozart 24, Weber 14, Beethoven 8, Mehul 6 und Cherubini 7. — Im Opernhause ver abschiedete sich im vorigen Monate der früher so liebe voll verwöhnte Helden- unk Spieltenor Anton Wo- worsky nach 1b jähriger Wirksamkeit als Almaviva in Rvssini's „Barbier", um in das Privatleben zurück- zutreten. — Die Erwartung, daß die Verdi'sche Oper „Awa" durch Wiederholungen in der Gunst des Berliner Publicums steigen werde, hat sich durch die Erfahrung bestätigt. Am 1. d. brachte das Opernhaus abermals zwei 'Novitäten: ein einaktiges Lirderspiel und ein einaktiges Ballet; jenes vom Kapellmeister Robert Radecke zu einem Text von Gustav Gursky copiponirt, letzteres von Paul Taglioni nach Meränte und Nuitter bearbeitet. Das Libretto des „Liederspiels" führte ursprünglich den Titel „Die Probehcirath", hat diesen aber pur rcspoet pour io« moc-ur» (die übrigens darin nicht einen Moment mit Verletzung bedroht sind) in die „Mönkgutrr" ver wandelt. Bei diesen konservativen Bewohnern der gleich- namigcn rügenschen Ortschaft gilt jene an daS Probe jahr des Freischütz-Max erinnernde Sitte des Probe heirathens auf Zeit. Der Inhalt läuft freilich auf eine sentimentale Liebesgeschichte hinaus. Radecke's Musik ist in den landläufigen Couplctstil noch viel tiefer hin- eingerathen, als Lortzing's Zarenlied, welches offenbar das Muster gewesen. Auf größtmögliche Popularität war die Absicht der Tonsprache gerichtet; wenn aber Musiker, deren gesammter Bildungsgang mit den Ge fühlsbedürfnissen der Massen nichts gemein hat, sich zu diesen einmal hinabzubücken versuchen, dann Pflegen sie leicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Handlung des neuen Ballets von Taglioni hat den Vorzug einer lustspielartigen Jntrigue; die Schürzung und Lösung des Knotens richten sich in komischer Scencnfolge darauf, daß dem Schmied von Gretna-Green Das, was er Anderen oft anthut, selber zu seinem Aerger passirt. Dieser „Fabrikant von Civilchen" traut nämlich wider Wissen und Wille» seine Tochter und deren Bräutigam, indem Beide die Kleider mit zwei vornehmen Braut leuten tauschen, die, weil der Vater unerwartet nach Gretna-Green kommt, von ihrer Verheirathung abstehen. — Das Gastspiel Ernesto Rossi's mit seiner italieni schen Schauspielergesellschaft im Victoriatheater, welches Anfangs wenig Anklang zu finden schien, hat jetzt nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch das hohe Interesse des gebildeten Theils des Berliner Publicums gefunden. Sticht minder große Thrilnahme erweckt das Grsammtgastspiel der hcrzogl. mciningenschen Hofschauspieler im Winterhause des Friedrich-Wil- helmstädtischen Theaters. Der Unternehmer soll der kunstsinnige Herzog Georg selbst sein, welcher als solcher auch das volle Risico trägt, was nach dem glänzenden Anfänge allerdings nichts auf sich hat. Tie Gesellschaft zählt 55 Personen, darunter 46 darstellende und 9 tech nische Kräfte. Zum Transport der Requisiten waren nicht weniger als 9 Güterwagen erforderlich. Shakc- speare's „Iulius Cäsar" wurde an zehn auf einander folgenden Abenden vor gänzlich ausverkaustcm Hause gespielt. Die Anziehungskraft beruht neben den geschicht lich-treuen Dekorationen und Costümen vor Allem in dem vorzüglichen Zusammenspiel, in welchem' Jeder bis zum Statisten herunter seinen Platz entsprechend aus- füllt, so daß ein Eindruck von ganz merkwürdiger Kraft und Wahrheit der Statur daraus resultirt; die Volks- sccnen sollen geradezu frappant wirken. Zn der Grup- pirung der Einzelnen, in dcm Jneinandergreifcn der Effecte bekundet sich ein technisches und scenischeS Ge schick, welches von der Kritik einstimmig bewundert wird. — Während der Wiener Tanzcomponist Johann Strauß augenblicklich die Elite der Mailänder Gesellschaft durch den Vortrag seiner Walzer clcktrisirt, erweist sich auch seine vieractige Operette „Der Carneval von Rom" auf der Sommerbühne der Friedrich-Wilhelmstadt als selten zugkräftig. Will man schon das Talent des Componistcn innerhalb seiner Sphäre gern gelten lassen, so ist doch daS „Buch" von Joseph Braun danach angethan, Widerwillen und Ekel an dcm Stücke hcrvorzurufen. Was hälfe es uns, wären wir wirklich den Offendach los — und er scheint sich überlebt zu haben —, wenn „die Offenbache" geblieben sind? — Im Hostheater zu Weimar wurde unlängst ein Schauspiel eines nieder ländischen Dichters aufgeführt, das, wenn auch nicht einen durchschlagenden, so doch einen sehr hübschen Er folg erzielte. Das Stück führt den Titel „In die große Welt"; die sogenannte große Welt, in die der Lichter uns nicht selbst führt, sondern von der er uns nur einige Schlagschatten zeigt, ist der Gegenstand der Sehn sucht der jungen Gattin eines hochgestellten Beamten in der Residenz, der, durch seine Stellung wider seine 'Neigung gezwungen, an den Vergnügungen der hohen Gesellschaftskreise theilzunehmen, seiner Gattin die Pfor ten dieses Eden sorgfältig verschließt. Die deutsche Ueber- setzung ist von H. Küchling; der niederländische Autor, der seinen Stamm verschwiegen hat, gehört, wie wir erfahren, dem Hofe des Königs Wilhelm der Niederlande an. Das künstlerische Ereignis; der Weimarer Saison verspricht die Ausführung von Wagner's „Tristan und Isolde" zu werden, welche in der Zeit vom 14. bis 21. Juni drei Mal stattfindcn wird. Die Hauptrollen hat das Münchner Sängerpaar Vogl übernommen. Charakteristisch ist es und könnte fast heiter stimmen, wem: nicht die eigenthümliche Taktik gewisser Leute bereits ziemlich offen zu Tage läge, baß diese Vorstellungen das zarte künstlerische Gewissen eines Weimarer Correspondcn- ten der „Nat.-Ztg." peinlich berühren, welcher dcm „in dividuellen Virtuoseilthum" ein „Virtuosenthum der Bühnen" zur Leite stellen zu müssen glaubt. — Aus München wird die für die Träger der deutschen Li teratur beachtenswerthc Erscheinung gemeldet, daß, seit dem die Vorliebe ves Königs Ludwig 11. für solche Theaterstücke bekannt ist, welche zur Zeit Ludwig'S XtV. und XV. spielen und in welchen die Machtfüllc und Prachtlicbe dieser Herrscher verherrlicht wild, sehr zahl- rclche Einsendungen hieran; bezüglicher Theaterstücke beim königl. Cabinet in Vorlage kommen. Diesem Genre ge hört ein Schauspiel „Ehre um Ehre" von Paul Hey,e an, in welchem sich der Dichter offenbar ee Aufgabe gestellt hat, ein Stück, das die Frivolität der Gesellschaft unter Ludwig XV. an einem sehr pikanten Vorfall schildert, auch im französischen Sinn und nach Muster ihrer Comödie zu schreiben; dies soll ihm auch vollstän dig gelungen sein. Ein gegenwärtig zur Separatvor- stellung für den König in Vorbereitung begriffenes Drama hat tcn Titel „Der Wcg zum Frieden" und ist von Schneegans übersetzt; die Jnscenirung wird auf
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