Suche löschen...
Dresdner Journal : 30.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-30
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 30.10.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Kunst und Wissenschaft. hat er gar mancherlei auszusetzen. Vor allem wirft er ihm als schweren Hehler sein Verhalten gegenüber den süddeutschen Staaten vor. Kilt ihm schon die glimpfliche Behandlung Oesterreichs im Jahre 1866 — die ja anfänglich gar nicht den Wünschen des Königs entsprach und in der That erst nach langen Jahren die gehofften Früchte tragen sollte — als ein auf falscher Berechnung be ruhender Schritt und mißbilligt er entschieden das Zu geständnis von Artikel IV des Prager Friedens, so findet er, das; nichts so sehr die Gründung des Deutschen Reichs erschwert und so üble Wirkungen bis auf den heutigen Tag gehabt habe, als die überzarte Behandlung Bayerns Das ist das Leitmotiv, das sich durch das ganze Buch hindurchzieht. Im Gegensatz dazu wird die loyale Hal tung Sachsens seit 186«; sehr entschieden betont. Und in der That, wenn wir den zähen Widerstand beobachten, den der bayrische PartikularismuS im Bunde mit öfter reichischen und klerikalen Strömungen dem Werke der RcichSgründung fortdauernd entgegengesetzt hat, wenn wir sehen, wie schließlich nicht viel gefehlt hätte, daß noch nach den Siegen des Jahres 1870 der bayrische „Groß machtSdünkel" fast die Einigung des Reichs Hintertriebei; Hütte, wenn wir die wunderliche Vorgeschichte des An gedotS der Kaiserwürdc durch König Ludwig verfolgen, so können wir uns kaum der Empfindung verschließen, daß Lorenz nicht so ganz Unrecht hat, wenn er die Rücksichtnahme aus die Sondergelüste Bayerns, durch die sich namentlich das den Eintritt in den Nordbund schon lange ersehnende und immer wieder zurückgewiescnc Baden tief verletzt fühlen mußte, für zu weitgehend hält; man begreift wohl die Verstimmung, die dem König Wilhelm schließlich die Annahme der Kaiserwürdc vergällte Das Deutsche Reich ist in der That „unter Schmerzen geboren" Aber wir wiederholen cs: ein abschließendes Urteil übcr diese Gcburtsgeschichte, über die Motive, die den eisernen Kanzler, der doch sonst rücksichtslos zuzugreifen verstand, zu einer so langmütigen Geduld bestimmten, wird man solgt seine politische Entwickelung und seine Stel lung zur deutschen Frage seit der Bewegung von 1848 Jahr für Jahr; so betont er namentlich auch seine von Sybcl in der Thal nicht voll gewürdigte staatskluge Haltung dem Frankfurter Fürstentage von 1863 gegenüber, bei dem es „auf nichts anderes abgesehen war, als auf eine Demütigung König Wilhelms." Vor allen Dingen aber erscheint König Wilhelm in den Jahren, mit denen sich das Werk hauptsächlich beschäftigt, stets als ein durchaus selbständiger Charakter; er steht über den Parteien, weiß die manchmal recht schroffen Gegensätze milde auszugleichen, im gegebenen Augenblicke aber auch mit voller Energie durchzugreifen; dies gilt besonders von jenen unvergeßlichen Julitagen in EmS, in denen das Verhalten des Königs der großen Zeit in vollstem Maße würdig war. Die ungeheure Wirkung, die die vielbesprochene angebliche „Fälschung" der Emser Depesche gehabt haben soll, stellt Lorenz ganz in Ab rede, und sie ist auch in der That ein wenig überschätzt worden. Aber ist es denn wirklich ein so wesentlich anderes Bild, das sich das Deutsche Volk bis jetzt von seinem Heldenkaiser gemacht hat? Schon oft ist betont worden, daß jede Veröffentlichung übcr jcnc Jahre die wahre Größe Kaiser Wilhelms immer schärfer hcrvor- trcten läßt, und sie verliert wahrlich nichts dadurch, daß die Vorsehung ihm zur Ausführung der nationalen Pläne, die seit Jahrzehnten ihn beschäftigt hatten, Männer wie Bismarck und Moltke zur Seite gestellt und daß er sie gefunden und benutzt hat. Auch Bismarcks „Gedanken und Erinnerungen" haben ihin sicher nichts von dem wohlverdienten Ruhme entzogen. Wirklich im Gegensätze zur allgemeinen Meinung aber befindet sich Lorenz mit seinem Urteile über Bismarck So geflissentlich er auch das politische und divlomatische Genie des großen Kanzlers und seine Verdienste hervor hebt, so merkt man doch, daß er ihm im Grunde eine wenig symvathische Persönlichkeit ist. An seiner Politik Akten Badens, sondern unterstützte ihn auch durch viele eigne Erinnerungen, so daß das Werk wohl zum Teil als sein eignes gelten darf — und schon das giebt ihm einen hohen Quellenwert. Andere Materialien verdankte Lorenz den Großherzogcn von Sachsen-Weimar und Oldenburg. So giebt uns das Buch ein Bild der Ent stehungsgeschichte des Deutschen Reiches, wie es sich in denjenigen kleineren deutschen Staaten spiegelte, die seit 1866 der preußisch-deutschen Entwickelung mit voller Sympathie gegenübcrstandcn. Wir dürfen freilich da rüber nie vergessen, daß die wichtigsten Quellen sür diese Entstehungsgeschichte, die in der Reichskanzlei und im Auswärtigen Amte zu Berlin liegen, dein Verfasser ebenso unzugänglich gewesen sind, wie sie einst v. Sybel seit dem Rücktritte des Fürsten Bismarck verschlossen blieben. Bevor nicht diese Quellen, deren Geheimhaltung man bedauern mag, aber wohl begreifen kann, erschlossen sind, wird die geschichtliche Darstellung des Werdeganges des Deutschen Reiches stets sehr unvollkommen bleiben und zum großen Teile auf mehr oder weniger gewagten Vermutungen aufgcbaut werden müssen. Daß daran auch das Erscheinen der „Gedanken und Erinnerungen" des Fürsten Bismarck nichts geändert hat, so hoch man ihre politische wie ihre historische Bedeutung auch ein- schätzcn mag, das beweisen die zahllosen kritischen Er örterungen, die sich an sie angeschloffen haben In der TageSpressc sind bereits viele mehr oder weniger umfangreiche Auszüge aus dem Werke von Lorenz veröffentlicht worden Raummangel verbietet uns den Abdruck solcher an dieser Stelle; ja wir können nicht ein mal alle diejenigen Punkte hervorheben, in denen der Ver fasser gegen bisherige Anschauungen oder angebliche bis herige Anschauungen Front macht Denn nicht immer wird man zugebcn können, daß die Auffassung, gegen die Lorenz ankämpft, so allgemein verbreitet ist, wie er meint Mit vollem Rechte stellt Lorenz die ehrwürdige Gestalt Kaiser Wilhelms in den Vordergrund Er vcr- Kaiser Wilhelm und die Begründung des Reichs. Das unter diesem Titel im Verlage von Gustav Fischer, Jena, erschienene Werk von Ottokar Lorenz ist, mag man über seine Tendenz denken, wie man will, in der großen Zahl der Schriften über die Entstehungs geschichte des Deutschen Reichs ohne jede Frage eines der wichtigsten und inhaltreichstcn; cs wird die öffentliche Meinung voraussichtlich noch lange beschäftigen und wohl auch zu tiefgreifenden Kontroversen Anlaß geben. Als im Jahre 1885 sein Verfasser, der berühmte, freilich gerade damals persönlich heftig angefemdete Wiener Professor, den Ruf an die kleine Universität Jena an- nahm, war man in Fachkreisen vielfach erstaunt, bis man erfuhr, daß Herzog Ernst von Koburg ihn dazu aus ersehen hatte, bei den Abfassungen seiner „Lebens erinnerungen", dieses Werkes, das seinerzeit so großes Aussehen machte, mitzuwirken Die „Lebcnserinnerungen" reichen bekanntlich in der Hauptsache nur bis 1866; die beabsichtigte Fortsetzung bis 1871 ist unterblieben, doch waren bereits viele Materialien dazu gesammelt. Der Persasser konnte sich auf einen bestimmt ausgesprochenen Wunsch dcs verewigten Herzogs beziehen, wenn er sie nebst den Tagebüchern des Fürsten und Aufzeichnungen seines Ministers v. Seebach hier benutzt. Weit reichere Quellen freilich, wie diese und die Mitteilungen des Herzogs von Meiningen boten, erschlossen sich ihm durch die Huld des Großhcrzogs von Baden, dem bei der Gründung des Reichs eine so bedeutende Rolle be schieden war und dessen Urteil seinem Charakter wie seiner persönlichen Stellung zu Kaiser Wilhelm nach ohne Krage von schwerwiegender Bedeutung ist; er ge stattete dem Verfasser nicht bloß schrankenlosen Einblick rn seine private Korrespondenz und in die politischen >ooT je «, I. eise te m für s In- u» te ditio», chluß- Durch. Zini» > Lage» > läge) t,87,1L, a Tage) >Sa«a- Topeft- d ns, t. Paul- nd Nu IllinoS ille uni iew-Hork rn sec»- »orlhen, Norsoll soulhew Pacific- iereinigtc l37^, ,, Amal- dinaq r l,tt crl,t» iL da, anuar- z-Avnl , Mai- dank t issel r^, York >rg VH sh, ü etreidch Oktob« 53,00 N, !. Nogam per Dc- ai 13S,7S per Ob 35,00 N, er I3l,sa M, M. ),V0 N, >hig. S-i- Umsas Ares-ncr Zomnal beignsügem M 253 1902 Donnerstag, den 3V. Oktober nachmittags Amtlicher Teil (Behdrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit preußcn haben gebürtigen noch Tausend): Wcstpreußen Oppeln (148), Sachsen (266), Württemberg (120), Mecklenburg-Schwerin (84). Gewonnen haben durch die Binnenwanderung (in Tausend): Berlin (800), Brandenburg (177), Westfalen (260), Rheinland (292), Königreich Sachsen (254), Bremen (62), Hainburg (267), Unter - und Ober-Elsaß (60), Lothringen (85). Besonders beträchtlich ist der Zuwachs, den die 33 Großstädte im Bevölkerungsvcrkehr mit den LandcS- teilcn und unter einander erfahre«; haben. Er beträgt in Tausend bei: Berlin 800, Hamburg 257, München Die ganze Rede Bebels war lediglich zu agitato rischen Zwecken zurechtgelegt worden, sie war nicht aus die Mitglieder des Reichstags, sondern auf eine kräftige Wirkung „zum Fenster hinaus" berechnet. Auch Zahle» brachte der sozialdemokratische Führer bei, aber diese wurden schon durch Zwischenrufe als unrichtig gekennzeichnet und später sowohl durch den Staatssekretär des Innern vr Grafen v. Posadowsky als auch durch Redner aus dem Hause berichtigt Von der ganzen Ausführung Bebels blieb nach den neuen Widerlegungen nichts übrig als maßlose An griffe auf die Verbündeten Regierungen und die positiven Parteien, sowie Aufreizungen der Bevölkc rung auf der Grundlage unwahrer Darstellungen Auf die Sozialdemokratie aber machte es keinen Eindruck. Statt beschämt zu schweigen, sandte die sozialdemokratische Fraktion neue Redner vor, die einfach die soeben abgefcrtigtcn Behauptungen wieder holten, als wäre gar nichts dagegen gesagt worden. Ja, ein sozialdemokratischer Abgeordneter brachte cs fertig, seine Partei als die einzige anzupreiscn, die für das Wohl der Arbeiter cintrcte, und zu behaupten, die Sozialdemokraten seien keine Feinde der be stehenden Ordnung. Aus all diesen sozialdemokratischen Redeleistungcn kann man klar erkennen, daß das Auftreten der Sozialdemokratie im Reichstage einen lediglich agi tatorischen Zweck hat. Auch wenn Bebel nicht aus drücklich eingestandcn hätte, daß die Sozialdemokratcu nur dazu da seien, Reden zum Fenster hinaus zu halten, würde diese Absicht gar nicht zu verkennen sein. Von diesem Gesichtspunkte aus sind aber die sozialdemokratischen Parlamentsreden ausschließlich zu »beurteilen, und danach wird man ihnen am aller wenigsten einen parlamentarischen Wert beilegen können. im Bevölkerungsaustausche der Reichs folgende Gebiete verloren (Zahle«; in >185), Pommern (219), Posen (322), Breslau und Licgnitz (293), Provinz Ober-, Rüttel und Üntcrfranken (93), 248, Leipzig 172, Breslau 162, Dresden 144, Char lottenburg 133, Frankfurt a. M. 130, Cöln 120, Nürn berg 118, Hannover 96, Stettin 90, Düffeldorf 83, Stuttgart 77, Magdeburg 71, Chemnitz 71, Straß burg 67, Mannheim 65, Königsberg 65, Halle a. S. 56 und Dortmund 53. Parlsme«t»rische Thätigkeit der Sozial demokratie. Vor ein paar Wochen hat der Abgeordnete Bebel mit wenig Worten die parlamentarische Thätigkeit der Sozialdemokraten sehr deutlich und treffend gekenn zeichnet. Er erklärte: „Im Reichstage reden wir zum Fenster hinaus; dazu sind wir da." Die Sozial demokratie faßt demnach die Thätigkeit ihrer Abge ordneten nur als eine rein agitatorische auf. Nicht um die vorliegenden Gesetzentwürfe sachlich zu be handeln, um durch Vorbringen ihrer Einwände und Bedenken auf die Entschlüsse dcs Reichstags einzu wirken, wie das die Aufgabe der Parlamentsmitglieder ist, ergreifen die sozialdemokratischen Abgeordneten das Wort, sondern nur, um von der Tribüne aus wirksamer agitieren zu können, geschieht es. Bebel be merkte weiter, in Versammlungen spreche er vor 4- bis 5000 Personen, im Reichstage aber richte er seine Reden an 40 bis 50 Mill., er rechnet also auf die Mit wirkung der „bürgerlichen" Presse bei der Ver breitung seiner RcichStagsrcden in der Bevölkerung. Die sozialdemokratische Spekulation auf die Agitationskraft der Parlamentsreden ist in der That geschickt angelegt, zumal besonders dafür ge eignete Reden als Agitationsbroschüren noch in Massen verbreitet werden. Aber sobald in der Be völkerung bekannt geworden sein wird, daß den Sozialdemokraten der Gegenstand, über den der «»künstsnnsssthützrc«: Dir Zeile kleiner Schrift Ser 7 mal gespaltene« Ankiindi- gunaS-Seite oder deren Raum r« Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re daktionsstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühre« - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittags 1« Uhr für d«e nach« mittags erscheinende Rümmer. Reichstag berät, vollkommen nebensächlich ist, daß sie in ihm stets nur ein Agitationsobjekt erblicken, wird man die parlamentarische Thätigkeit der sozial demokratischen Abgeordneten doch in einem anderen Lichte erblicken und sich fragen, ob sich diese mit der Pflicht derselben vertrage. Die Reden der sozialdemokratischen Abgeordneten, mögen sie den Etat oder irgend eine andere Vorlage betreffen, umfassen seit Jahren schon einen Raum, der beinahe so groß ist, wie ihn die Redner aller übrigen Parteien zusammengcnommen beanspruchen. Noch erheblich größer ist das Mißverhältnis bei den Zolltarifverhandlungen. Reden von der Dauer von drei Stunden und mehr sind jetzt nichts seltenes, und alle diese Reden haben nur den Zweck, nach außen hin zu wirken. Sie sind lediglich dazu da, um zum Fenster hinaus gehalten zu werden und die Bevölkerung im sozialdemokratischen Sinne zu be einflussen. Die Aufgabe der Parlamente aber ist es, die Verhandlungsgegenstände durch Rede und Gegenrede zu erörtern, zu klären und sich gegen seitig durch sachliche Gründe zu überzeugen und zu bekehren zu versuchen. Auf diese Aufgabe verzichten die Sozialdemokratie von vorn herein. Sie wollen im Hause nicht überzeugend oder klärend wirken; sondern von der Tribüne aus nur ihre einseitigen Ideen und Angriffe ins Land hinein bringen. Dem Wesen des Parlamentarismus tragen also die Sozialdemokraten keine Rechnung. Während andere Parteien auf die Beweisführungen oder Ein wände von gegnerischer Seite eingchen, sie zu wider legen suchen, und wem dies nicht gelingt, als falsch erkannte Anschauungen fallen lassen, gehen die sozial demokratischen — und leider auch manche frei sinnigen — Abgeordneten auf die gegnerischen Dar legungen zur Sache gar nicht ein. Ihre Polemik ist stets nur äußerlich, sie ignorieren die unbestreit barsten Widerlegungen und fahren ruhig fort, ihre als unrichtig nachgewiesenen Behauptungen weiter aufrecht zu erhalten, als seien sie unanfechtbare Wahrheiten. Dadurch soll im Lande der Eindruck erweckt werden, daß die Sozialdemokratie immer im Rechte und die „bürgerlichen" Parteien immer im Unrechte seien, daß die sozialdemokratischen Behaup tungen nicht widerlegt werden könnten. Typisch in dieser Hinsicht war beispielsweise auch die letzte dreistündige Reichstagsredc Bebels in der Debatte über die Bichzölle. Der sozialdemokratische Redner bewegte sich dabei, ohne sich an vorher gegangene Widerlegungen zu kehren, auf dem Boden haltloser Behauptungen. Er bestritt das Vorhanden sein einer landwirtschaftlichen Notlage, erklärte, die bestehenden Zölle seien nicht nur vollständig aus reichend, sondern könnten ohne Gefahr für die Vieh zücht herabgesetzt werden, das Flcischbcschaugesetz sei nicht im gesundheitlichen Interesse erlassen worden, die sani tären Gründe, die man angcbe, seien nur Vorwände; von schädlichen Wirkungen der Fleischeinfuhr habe man nie etwas gehört. Ferner gab er an, die Fleisch Verteuerung habe jetzt schon eine Rebellion der deutschen Bevölkerung hcrvorgerufen, wie sie noch niemals dagewesen sei; Fleisch werde Luxusartikel, ein Arbeiter, der dein Tarif zustimmc, würde ein Selbstmörder, ein Mörder seiner eigenen Familie, ein Mörder seiner Klasse sein. Zugleich flocht Bebel wieder einige seiner gewohnheitsmäßigen Angriffe gegen die König!. Sächsische Regierung ein, die in dessen durch den stellvertretenden Bundesratsbcvoll müchtigten Hrn. geh. Finanzrat I)r. Rüger abgewiescn wurden. vezug-tzret«: Am» Bezüge durch di« Geschäft»«,lle i»»ertz»w Preudnx r,50 M (einfchl Lutragung), durch die ,» Deutschen Reiche » M. (»»-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. G»»et»e Rummern 10 Pf. Wich Zurächenduna der siir dir Schriftleitung bestimmte», aber mm dieser nicht ein» Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Assessor bei dem Landgerichte Dresden Georg Ludwig Schlegel für die Zeit vom 1. No vember 1902 an zum Landrichter bei diesem Gerichte zu ernennen Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Kaufmann Reinhold Leonhard Heubner in Zwickau zum Handelsrichter und den Kaufmann Georg Rödel in Zwickau zum stellvertretenden Handelsrichter bei der Kammer für Handelssachen im Landgerichte Zwickau zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Bergamtsrath und Professor des Bergrechts und der allgemeinen Rechtskunde an der Bergakademie zu Freiberg vr. jur. Franz Hermann Böhme vom I. November dieses Jahres ab zum Finanzrath in Gruppe I der IV. Klasse der Hofrangordnung und Hülfsarbeiter im Finanzministerium zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Postmeister Goltze in Lommatzsch das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Beamten der Staatseisen bahn Verwaltung, und zwar dem Lokomotivführer Müller in Meißen und dem Oberschaffner Schu mann in Leipzig das Albrechtskreuz, dem Nacht- fcuermann Brade in Dresden und dem Bahnwärter Goldbach in Zschaiten das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schriftsetzer Diettrich in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Gebürtigkeit der Neichsbevölkerung. Nach dem Ergebnis der Volkszählung vom 1. De zember 1900 sind von der Reichsbevölkerung, die 56 376178 beträgt, 98,5 Proz. (- 55 529 229) im Deutschen Reiche geboren worden. Die übrige Be völkerung (1,5 Proz. --- 837 949) stammt zum größte«; - Teile (828 599) aus nichtdeutschen Staaten; 257 Per sonen sind in deutschen Schutzgebieten und 131 auf See geboren worden; für 7962 Personen fehlt eine ent sprechende Angabe. Von besonderem Interesse ist die Frage, wieviel reichsgcbürtigc Personen in den einzelnen Landesteilen einheimisch (d. h. dort geboren und anwesend), wieviel dort zugezogen (d. h. in anderen Reichsgebietsteilen ge boren) und wieviel Einheimische von dort verzogen (d. h. in anderen Landcstcilen als zugezogen ermittelt) sind. Für Ostpreußen wurden in dieser Beziehung 1 909 201 Einheimische, 71920 Zugezogenc und 523 836 Weggezogcne festgcstellt. Demnach hat Ost preußen 451916 Menschen durch Binnenwanderung an andere Gebietsteile des Reiches abgegeben. Neben Ost- Tageegeschichte. Dresden, 30. Oktober. Se. Majestät der König begab Sich heute früh 7 Uhr 10 Min. mit Sonder zug ab Pirna nach Königstein und unternahm von da aus mit einigen Kavalieren einen Jagdausflug nach dein Rosenthaler bez. Markersdorfer Re vier Nach beendeter Jagd wird Se. Majestät mit Allerhöchstseiner Umgebung zu Wagen nach König stein zurückkchren, von wo aus 6 Uhr 45 Min abends die Rückfahrt nach Pirna bez. Hosterwitz er folgen wird Dresden, 30. Oktober. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz hat heute dem vom Großenhainer Parforcejagdverein abgehaltenen Rennen beigewohnt Deutsches Reich. Berlin. Gestern morgen begab Sich Se. Majestät der Kaiser mit dem Kronprinzen von Dänemark nach dem Schießplätze bei Kummersdorf, wo auch das Frühstück eingenommen wurde. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundes rats für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse fürZoll- und Steuerwesen und für Eisenbahn, Poft und Telegraphen, sowie für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen hielten gestern eine Sitzung ab. — Ein Parlamentsbcrichterstatter meldet, mehrere Fraktionen des Reichstages hätten gestern vor mittag Sitzungen abgehalten U. a. sei im Zentrum gestern eine Aenderung der Geschäftsordnung angeregt und eingehend besprochen worden. Das Zentrum wolle die Zulässigkeit von namentlichen Abstimmungen in gewissem Grade einschränken. — In mehreren Blättern wurde die Nachricht ver breitet, daß die Wahlprüfungskommision des Reichs tagcS die Wahl des Abg. Faber für Forchheim Kulmbach beanstandet habe. Diese Nachricht «st der Münchener „Allgem. Ztg." zufolge unrichtig. Es wurden nur die Wahlakten eingefordert, da es sich um eine Er Hebung handelte, die mit dem Falle „Lochner wegen Wahlstimmenkaufs" zusammcnhing. Lochner wurde in dieser Sache in Bayreuth zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Die Wahlprüsungskommission des Reichstags beschäftigt sich nicht weiter mit der Wahl in Forchheim Kulmbach. — In dem nächstjährigen Reichshaushalts etat wird zum ersten Male unter die Verbrauchs steuern die Schaumweinsteuer eingestellt werden Während die Ansätze für alle übrigen Verbrauchssteuern nach den Ergebnissen der Zeit vom September 1900 bis August 1902 berechnet merdcn, ist die Einhaltung des gleiche«; Verfahrens bei der erst im laufenden Jahre eingcführten Schaumweinstcucr nicht möglich. Ihr Etats ansatz dürfte sich auf eine Summe belaufen, die sich um 4 Mill M. bewegt. — Ein Münchener sozialdemokratisches Blatt hatte behauptet, der Direktor des Bundes der Landwirte, Abg vr. Diedrich Hahn habe den Brief an den Zentrums abgeordnete«; vr. Hein; geschrieben, von dem dieser in der Rcichstagssitzung am 20. d. M. sagte: „Rian hat mich beschworen, schriftlich sogar — da kann nichts ge leugnet «vcrdcn — ich möchte auf meine Parteikollegen cimvirkcn, daß diese elende Flottcnpolitik zum Scheitern käme." — Die „Korrespondenz dcs Bundes der Landwirte" stellt demgegenüber fest, „daß ein solcher Brief von keinem der Herren des engeren Vor standes dcs Bundes der Landwirte an Hrn. vr. Heim geschrieben worden ist." Herausgegeben von der Königl. Expedition do- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag- aachm. 5 Uhr. — Originalberichte and Mitteilimgen dürfen nur mit voller Q»ellenangabe nachgedruckt werden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite