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Auls- Wh Anzmebllltt für den Abonnement oiertelj. I M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. 88. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 45. Jahrgang. Donnerstag, den 28. Juli Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: di« kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. L8S8 Sonnabend, den 30. d. M., Vormittags 11 Uhr sollen die im Gasthof zum „Englischen Hof" hier eingestellten Pfänder, als: 2090 Stück Cigarren und eine größere Blechkanne mit Tafelöl versteigert werden Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht Eibenstock. Jugett, f. d. Ger -Vollz. Holz-Versteigerung. Forstrevier Schönheide. Im Hotel „zum Rathhaus" in Schönheide sollen Mittwoch, den 3. August 1898, von Vorm. 9 Uhr an Eche Kkotzer, 7—15 am stark, i den Abth. tw u. «8 (Kahlichlägel, 3—9, 13/8 „ „ 16—22 „ „ 3„ u. 4,0 m lang, II—13. 13—27, W—31, 33—vo, 83—70, 498 „ „ 23—42 „ „ j s 72-78, 81, 82. 88-81 (Einzelhölzer,, sowie — Donnerstag, den 4. August 1898, vo» Borm. 9 Uhr an 259 im weiche Arennscheite und Drcnnknüppel, i 413 „ „ Aelle und ' Daselbst. 25 „ „ Stöcke > unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden, «gl. Forstrevierverwaltung Schönheide und «gl. Korstrentamt Eibenstock, Hoffmann. am 23. Juli 1898. Serkach. Kürst Kerdinand auf Kelsen. Bulgariens zweiter Fürst versteht besser als der unglückliche Battcnbcrgcr, sei» Vorgänger, sich in der Gunst des Zaren fest- zusetzen. Er war in der vergangenen Woche mit seiner Gemahlin, einer geborenen Prinzessin von Parma, und seinem kleinen Thron folger Boris in Petersburg und hat dort einen Empfang mit saft königlichen Ehren gesunden. Eine politische Bedeutung höhe ren Stils hat allerdings dieser Besuch nicht; denn die Zeit scheint vorüber zu sein, in der man in Sofia oder von Sofia aus Welt politik treiben konnte. Und sollte Fürst Ferdinand dies zuvor nicht gewußt haben, so wird er wohl auf seiner Reise sowohl in Rumänien wie in Rußland davon in Kcnntniß gesetzt worden sein. Die Balkanhalbinsel ist unstreitig ein „interessantes" Stück Erde; politische Intrigen werden dort mit Vorliebe gesponnen. Aber aus sich allein haben die Balkanvölker keine Kraft, etwas ins Werk zu setzen. Sie sind stets darauf angewiesen, irgend welche Großmächte in ihr Intrigenspiel hineinzuziehen. Augen blicklich ist dies eine undankbare Aufgabe, denn Rußland, das „Schwcsterreich", auf das die meisten Balkanstaatcn alle ihre Hoffnungen setzen, hat jetzt für diese Licbcswerbungen nichts als freundliche und überaus höfliche Worte. Fürst Ferdinand hat während seines Aufenthalts an der Newa den Vorstand des slawischen Wohlthätigkcitsvcrcins em pfangen. Vor einigen Jahren hätte die« in der politischen Welt Bedenken hervorgerufen. In unseren Tagen wird man darüber zur Tagesordnung übergehen können. Wenn es früher galt, Revolten zu veranstalten, Fürsten gewaltsam zu entführen oder sonstige politische Unruhen auf dem Balkan anzustisten, so konnte man darauf mit Bestimmtheit rechnen, daß der slawische Wohl- thätigkcitSvcrcin einige geschickte Leute und große Summen Geldes zur Verfügung stellen wird. Woher diese« Geld entnommen wurde, ist für Niemand ein Gehcimniß, aber ebenso gut weiß man cs jetzt, daß diese Geldquellen nunmehr versiegt sind. Daß der zur Zeit regierende Fürst von Bulgarien es für nöthig fand, die Herren diese« Vereins zu empfangen, kann man auch als einen Akt der Dankbarkeit deuten; denn in der That wäre er niemals zu seiner jetzigen Stellung gelangt, wenn der genannte Verein nicht im August 1886 für die gewaltsame Entfernung des Prinzen von Battenberg Sorge getragen hätte. Trotz des ZwcibundcS sind für Rußland die Tage Katkows und JgnaticwS unzweifelhaft vorbei und deshalb wird Fürst Ferdinand seine politischen Pläne ruhen lassen müssen. Er sehnt sich danach, doch endlich einmal an» dem VasailcnverhLlkniß zu der Pforte herauSzukommen; dann könnte er, wie die anderen Herrscher in seiner Nachbarschaft, die Königskrone aus sein Haupt setzen. Außerdem erstrebt Bulgarien eine Art Vorhcrrschast über die Südslawen. Rußland ist für die Unterstützung dahingehender Ansprüche nicht zu haben, wenigsten« jetzt nicht. Ihm ist vorläufig viel an dem ruhigen Bestchenbleiben de« gegenwärtigen Zustandes auf der Balkanhalbinsel gelegen, den» e« braucht seine volle Kraft in Asien, sowohl in China, wie auch im Norden von Indien. Auf irgend eine andere Macht hat aber Fürst Ferdinand erst recht nicht zu rechnen. -Nothgedrungcn wird der Fürst also seine Ansprüche auf lange hinaus vertagen müssen. Wenn ihm die» bei seinen Besuchen in Bukarest und Peters burg recht klar zum Bewußtsein kommt — sein Besuch in Koburg ist rein samiliärer Natur — so wird seine Reise dem allgemeinen FriedenSbedürfniß dienen. Die freundliche Aufnahme, die Fürst Ferdinand vor acht Tagen in Rumänien gesunden hat, kann als Beweis dafür dienen, daß man in Sofia vorläufig sich zu be scheiden gedenkt. Denn in Rumänien ist man gegen alle Vor gänge auf dem Balkan recht empfindlich, auch ist man dort über den Stand der Dinge sehr gut informirt. Man würde dem Fürsten Ferdinand gegenüber überaus kühl geblieben sein, wenn man dort nicht überzeugt gewesen wäre, daß seine Petersburger Reise ohne jeden politischen Hintergedanken unternommen worden sei. Die StandeSerhöhung, die Fürst Ferdinand so sehnlich er strebt, wäre nur dann erreichbar, wenn sie in keiner Verbindung mit politischen Umwälzungen stände. Er kann vielleicht König von Bulgarien sein, wenn er feierlich darauf verzichtet, König von Großbulgarien zu werden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die „Leipz. Neuesten Nachr." veröffent lichen folgenden von den bisherigen Veröffentlichungen etwa« ab weichenden Wortlaut des Telegramme« des Kaisers an den Grafen Ernst zu Lippe-Biestcrfeld: „Ihren Brief erhal ten, Anordnungen des kommandirenden Generals geschehen mit Meinem Einverständnisse nach vorheriger Anfrage. Dem Regenten, was dem Regenten zukommt, weiter nichts. Im klebrigen will Ich Mir den Ton, in welchem Sic an Blich zu schreibe» für gut befunden haben, ein für alle Male verbeten haben. VV. U." — Wie das Blatt versichert, ist von feiten der lippeschcn Regier ung sämmtlichen Bundesregierungen eine aktcnmäßige Darstellung des Vorganges übersandt worden. — Zur Vorbereitung der neuen Handelsverträge hatte bereits unter dem Grafen Dr. v. Posadowskh das Rcichsschatzamt die Vorarbeiten eines Entwurfs zum Zolltarif in Angriff genom men. 'Nach Beendigung derselben und Feststellung der Produk tionsstatistik werden das Reichsamt des Innern, der wirthschaft- liche Ausschuß uud das Auswärtige Amt die Angelegenheit be- rathen. — In den Kreisen, die unterrichtet sein müssen, nimmt man an, daß der Reichstag in der zweiten oder dritten Woche des 'November eröffnet werden wird. Selbstverständlich liegt heute darüber noch kein bindender Beschluß vor. — Ohne Abänderung des Rcichswahlrechks keine Reichstagsdiälen! Offen und bündig ist dies von dem schaumburg-lippcschcn Minister Spring in einer Sitzung des Bückeburger Landtages ausgesprochen worden. In dem amtlichen Protokolle jener Sitzung heißt es: Was die Bewilligung von Diäten an Ncichstagsabgeordnetc angehe, so sei der Bundcsrath nur dann damit einverstanden, wenn durch ein verändertes Wahl gesetz andere Wahlen als solche auf breitester Grundlage cinge- führt würden. Da« sei auch seine, Redners, persönliche Ansicht. — Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. Juli. Die „Wien. Zeitung" veröffentlicht ein Kaiserliches Handschreiben, durch welche« die Schließung der ReichsrathSscssion verfügt wird. — Wien, 26. Juli. Die gesammte Presse bespricht die erfolgte Schließung de« Reichsrath« je nach der Parteischattirung. Die deutsch-liberalen Blätter beurtheilen dieselbe höchst ungünstig und erklären, mit dieser Maßregel gestehe die Regierung ein, daß sie die Wiederherstellung geordneter parlamentarischer Zustände nicht zu erreichen vermöge und für längere Zeit den Versuch machen wolle, mit dem 8 14 ihr Auskommen zu finden. Man befürchtet neue Chikanirungen der Deutschen. — Die „Abcndpost" schreibt: Die RcichsrathSscssion ist geschlossen worden, nachdem zwei Versuche, die Wiederaufnahme der normalen Funktionen des Abgeordnetenhauses zu ermöglichen, erfolglos geblieben sind. Der erste Versuch scheiterte an der Stellungnahme der Vertreter der Linken in der Klubobmänncrkonferen; am 6. Juni 1898 gegen die damals gegebenen Anregungen, eine Reihe wichtiger Gesetz- Entwürfe der parlamentarischen Bcrathung zuzuführcn. Nach der Vertagung de« Rcichsrath« unternahm die Regierung eine Aktion, um eine Einigung der Parteien betreff« Neuregelung der Sprachenverhältnissc in Böhmen und Mähren zu erzielen, eine Einigung, welche die Möglichkeit der Aufhebung der Sprachen verordnungen vom 24. Februar 1898 geboten hätte. Aber auch dieser Schritt blieb infolge der ablehnenden Haltung der Vertreter der Linken ergebnißlo« und Angesicht» dieser Sachlage ist die Schließung der ReichSrathSsession erfolgt. Hierdurch ist nun der Regierung eine erhöhte AktionSfreihcit gegeben. — Spanien und Amerika. Eine Petition der Eubaner vom 23. d«. an die Vereinigten Staaten drückt in höflicher Form, aber doch mit aller Deutlichkeit den Wunsch au«, daß die Ameri kaner, nachdem sic ihre Arbeit gcthan hätten, wieder abziehen. Sie ist jedenfalls durch da« Vorgehen der Amerikaner bei der Besetzung von Santiago angeregt worden, bei welcher Gelegenheit die Amerikaner die Eubaner gänzlich bei Seite geschoben hatten. Die Eubaner fassen die Amerikaner beim Wort, daß e« sich bei ihrem Vorgehen lediglich um die Befreiung der Insel von der spanischen Herrschaft handle, ein Wort, welche« man aber in den Vereinigten Staaten jetzt gern in Vergessenheit bringen möchte. — In Madrid wird au» den häufigen Besprechungen de» Mi nister« de« Auswärtigen mit den Botschaftern England» und Frankreich« geschlossen, daß FriedcnSverhandlungcn thatsächlich im Gange sind. In der spanischen Hauptstadt ist auch, von Pari kommend, die Tochter des amerikanischen Generals Ihafter an- gckommen. Sic machte den Ministern angeblich im Interesse humanitärer Bestrebungen Besuche. lieber weitere Kricgsereignissc wird gemeldet: Habana, 24. Juli. Zahlreiche Schaaren Aufständischer griffen den Hafenort Gibara an, welchen die kleine Garnison nach hcldenmüthigcr Vertheidigung räumen mußte, nachdem sie dem Feinde beträchtliche Verluste bcigebracht hatte. - Amerika nische Truppen landeten bei Tayabacoa und haben, unterstützt durch zahlreiche Schaaren Aufständischer, Tunas de Zaza cinge- schlossen, zu dessen Angriff sie sich rüsten. Kap Haitien, 25. Juli. Die Besatzungen von Eaimanera und Guantanamo haben sich ergeben. Madrid, 26. Juli. Eine Privat-Depesche aus Portorico besagt, ein starkes amerikanisches Geschwader habe bei Bahiahonda auf Euba (etwa 100 Kilometer westlich von Habana) einen Land ungsversuch gemacht, sei jedoch mit Verlusten zurückgcschlagcn worden. Köln, 26. Juli. Die „Köln. Ztg." meldet aus Madrid, Macias habe telegraphirt, verschiedene amerikanische Kriegsschiffe seien vor San Juan de Portorico eingetrosfen. Die Landung solle gleichzeitig mit der Beschießung der Hauptstadt erfolgen; auch von Manila werden ungünstige -Nachrichten erwartet. -Nach ihrem Eintreffen tritt sofort der Ministcrrath zusammen, um über die FriedcnSsrage zu bcralheu. Washington, 26. Juli. General Milcs ist bei Guanica auf Portorico gelandet. Ncw-Hork, 26. Juli. Ein Telegramm aus St. Thomas meldet, daß amerikanische Truppen bei Ponce auf Portorico gestern die Landung begonnen haben. — Kreta. Die kretische National-Versammlung hat nunmehr den Vorschlägen der Admirale, betreffend die vorläufige Verwaltung der Insel, zugcstimmk. Gleichzeitig erklärte sie ihre Bereitwilligkeit, unter der Bedingung, daß die türkischen Truppen Kreta verlassen, den Mohammedanern, die in das In nere des Landes auf ihre Besitzungen zurückkchrcn, sicheres Ge leit zu geben. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 27. Juli. Die seither vo» der hiesigen Schütze »gesell schäft veranstalteten Vogelschießen wechselten in diesem Jahre mit einem 2tägigcn PrciSschicßcn auf Skaudmcistcr- scheibe ab, an welchem sich 26 Schützen, incl. 5 Gastfchützen, be- thciligten. Preise errangen folgende Schützen: I. Preis: Emil Drechsler 55 Ringe (19, 20, 16), II. Preis: Richard Mühlig 54 Ringe (16, 20, 18), III. Preis: Alfred Siegel 53 Ringe (16, 19, 18), I V. Preis: Fritz Siegel 51 Ringe (16, 18, 17). Außer dem schossen noch: Robert Wendler 51 Ringe (18, 16, 17), Curt Reiß 51 Ringe (18, 19, 14), Spediteur Strobel 50 Ringe (14, 17, 19), Hermann Horbach 49 Ringe (15, 17, 17), Gustav Bartholi 48 Ringe (12, 19, 17), Adolph Schmidt 48 Ringe (14, 18, 16), Richard Wimmer 44 Ringe (12, 15, 17) :c. Ale beste Schützen auf 10 Schuß-Punktkartcn erhielten den I. Preis: Richard Mühlig, 21 Punkte, II. Prci«: Alfred Siegel, 20 Punkte, III. Preis: Emil Drechsler, 20 Punkte. Der Dienstag Abend statt gehabte Fcstball mit Prcisvertheilung beschloß die Feier in ge diegener Weise; hoffentlich ist beim nächstjährigen Preisschießen die Bethciligung eine regere, damit der edle Schießsport sich wei tere Freunde erwerbe. — Dresden, 22. Juli. Der Zwinger, jene« berühmte und in seiner Art wohl einzig dastehende Bauwerk der sächsischen Residenz, ging besonders in den letzten Jahren einem merklichen Verfall entgegen, weshalb die Gcneraldirektion der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft darauf bedacht sein mußte, die kostbaren und eigenartigen Sandsleinornamentc vor der weiteren Verwitterung zu schützen. Au« diesem Grunde sind jetzt fast sämmtliche Fatzadcn des inneren Zwingerhofe« mit einem dichten Gerüst umkleidet worden und zwei tüchtige hiesige Künstler, die Herren Hofmaler Schulz und Maler Carl Sicher, erhielten den Auftrag, da« berühmte Werk PöppelmannS vor dem weiteren unausbleiblichen Verfall zu schützen. Die Ornamente werden des halb gegenwärtig mit graugclber WachSfarbe überstrichen und diese Manipulation ist der einzige und richtige Weg, den Zwinger vor dem Untergänge zu retten, da hierdurch die charakteristischen For men keineswegs verloren gehen. Da« Bauwerk sollte den Vorhof eine« großartigen KönigSschlossc« an der Elbe bilden, welche« Au gust der Starke in Dresden erbauen wollte. — Leipzig, 24. Juli. Nachdem der große, im vergangenen Jahre auf der Sächsisch-Thüringischen Industrieausstellung aus gestellte Entwurf für da« Völkerschlacht-Denkmal durch Prof. Schmitz eine künstlerisch vollendete Umarbeitung erfahren hatte, waren die neuen Zeichnungen auf ver Berliner Kunst- ausstclluug ausgestellt und erregten dort nach den Berichten der Fachzcitungcn berechtigte« Aufsehen, sowohl durch die Art der geistreichen Auffassung, al» auch durch die unübertroffene Technik