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Abonnements auf die „Weißeriß-Zeitung" für die Monate November und Dezember nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 3. November, Abends kurz vor Vs 6 Uhr, erschollen hier die Feuersignale, denen sich bald das Stürmen mit den Glocken zu gesellte und riefen die Feuerwehren zu Hilfe bei einem ausgebrochenen Brande. In der Stadtmühle, Herrn Mühlenbesitzer Nenger gehörig, war in der sogen. Rei nigung ein Schadenfeuer entstanden. Den anrückenden Mannschaften, denen durch den Mühlgraben genügend Wasser geboten war, mußte es scheinen, als ob das Mühlengebäude nicht zu halten sei, da aus allen Fugen des Daches dicker Rauch ausstieg. Als es aber gelungen war, demselben durch Einschlagen des Daches Abzug zu schaffen, ließ sich der Feuerheerd genau erkennen und wurde derselbe alsbald thatkrästig bekämpft, so daß bald alle Gefahr beseitigt war. Um 7 Uhr rückte die freiwillige Feuerwehr ab, nachdem schon vorher die Pflichtfeuerwehr, welche wie auch die Bahnhofsspritze, gleich der freiwilligen Feuerwehr, sich diesmal wieder in anerkennenswerther Weise bei der Bekämpfung des FeuerS betheiligt hatte, entlassen worden war. Eine Wachsektion blieb aus dem Brandplatze zurück. — Bon auswärtigen Spritzen waren nur die der Gemeinde Ulberndorf, die Nittergutsspritze von Berreuth und die der freiwilligen Feuerwehr Reichstädt erschienen, von denen nur die Mannschaft der ersteren in Thätigkeit kam. — Der Schaden, den Herr Nenger an Mehl und Getreide erlitten hat, dürste durch die in das Gebäude geworfenen Wassermengen immerhin ziemlich hoch sein. — Als Bürger hiesiger Stadt sind in letzter Zeit verpflichtet worden: Hausdiener Geschu, Schrift setzer W. N. Palme, Kaufmann M. H. Richter, Bäcker E. B. Schneider, Nathsregistrator O. Schumann, Zimmerpolier E. H. Hegewald und Bezirksarzt vr.moä. P. R. Flinzer hier. — Die Oekonomische Gesellschaft im König reich Sachsen wird in Kürze ihre im Winterhalbjahr stattfindenden VortragS-Versammlungen eröffnen. Die für die einzelnen Versammlungen bereits festgesetzten Vorträge dürfen durchweg von großem Interesse sein, zumal sich zur Erörterung der verschiedenen Themata Hervorragende Fachmänner aus dem betreffenden Ge biete bereit erklärt haben. Den ersten Vortrag wird Herr Professor vr. H. Settegast-Leipzig, Freitag, den 10. November, Nachmittags 4 Uhr, in der Deutschen Schänke zu den „Drei Raben", Dresden-A., Marien- straße Nr. 20, halten über: „Die Bekämpfung des Wassermangels der Pflanzen durch richtige Boden bearbeitung." Das Thema dürste in diesem Jahre, welches für den Landwirth durch die außerordentliche Trockenheit so viele Schäden im Gefolge hatte, von ganz besonderem praktischen Interesse sein, wenn durch die Erörterung des vorgenannten Gegenstandes Finger zeige gegeben werden können, wie durch eine ent sprechende Bodenbearbeitung der in diesem und im vorigen Jahre so unangenehm fühlbar gewesene Wassermangel für die Pflanzen möglichst verhindert werden kann. Ulberndorf. Am Sonntag, den 5. ds. Mts., deS Abends gegen '/iS Uhr, entstand in der Scheune deS Gutsbesitzers Gustav Lieber Feuer und brannte letztere mit sämmtlichen Erntevorräthen bis auf die Umfassungsmauern nieder, auch wurde das Seiten gebäude durch die Gluth in Brand gesteckt und eben falls zerstört. Der Kalamitose hat versichert. Di« Entstehungsursache des Brandes ist unbekannt. Thätig waren die hiesige Ortsspritze und Spritzen aus Ober carsdorf, Elend, Dippoldiswalde, Naundorf, Sadis dorf, Oberfrauendorf und Reichstädt. Altenberg. Zur Sicherung des Eigenthums der hiesigen Einwohnerschaft werden auf Anordnung der hiesigen Stadtbehörde wieder Bürgernachtwachen eingerichtet werden. 4 Kreischa. Es ist leicht möglich, daß unser Kirchweihfest dieses Jahr verlegt wird; es fällt den 19. und 20. November. Da nun auf Mittwoch, den 22. November, der Bußtag fällt, dürfen Sonntag zu vor keine Kirmesfeste abgehalten werden. Die Ent scheidung ist bereits bei der Aufsichtsbehörde nachgesucht worden. 4 Poffendorf. Der Konfirmandenunterricht der diesjährigen Konfirmanden unseres Kirchspiels beginnt Mittwoch, den 6. d. M., und werden die Knaben von Herrn Pastor Nadler, die Mädchen von Herrn Diakonus Arland vorbereitet. — Bei hiesiger Tagesverpslegung für arme Reisende wurden im Oktober 144 Marken zu 20 Pf. von der Verwaltung ausgegeben. Dresden. Der Marschallstab, welchen der deutsche Kaiser dem König von Sachsen bei der Feier von dessen fünfzigjährigen Militärdienstjubiläum über reichte, besteht aus einer mit hellblauem Sammt über zogenen silbernen Hülse. Dieselbe ist abwechselnd mit goldenen preußischen Adlern und preußischen Königs kronen besetzt und zwar derart, daß in einer Längs- reihe je 7 Adler und 7 Kronen Platz gefunden haben. Im Ganzen sind vier solche Längsreihen angebracht. Die Hülse wird oben und unten von goldenen Kopf stücken abgeschlossen. Die obere Deckelplatte dieser Kopfstücke zeigt auf weißem Emaillegrunde den Namens zug VV. R. in Brillantrosen, von einem goldenen Lorbeerkranze umgeben, während die Emailleplatte von einer Reihe Brillanten umringt ist. Die untere Deckel platte trägt auf tief orangefarbigem Emaillegrunde einen mit Brillantrosen dicht besetzten preußischen Adler. Diese Platte ist von einer Reihe Smaragden und einer Reihe Brillanten umkränzt, welche die säch sischen Landessarben symbolisiren. An den beiden Kopfstücken ist frieSartig herumlaufend je ein Lorbeer band angebracht und von beiden Seiten durch einen mit Brillanten dichtbesetzten Rand abgeschlossen. Dieses Band trägt folgende Widmung: „Wilhelm II., König von Preußen, dem Feldmarschall König Albert von Sachsen für Verdienste im siegreichen Feldzüge 1870/71, zum 50jährigen Militärdienst-Jubiläum, 24. Oktober 1893". Gegen den blauen Sammt sind die Kopfstücke durch eine Reihe von Perlen abgeschlossen. Außerdem sind in den Höhlungen der Kopfstücke je 8 frei ge arbeitete goldene Blumen eingefügt, aus deren Mitte sich große Brillanten herausheben. Der Marschallstab hat eine Länge von 49 V, om bei einem Durchmesser von 4 om und ist in seiner künstlerischen Ausführung ein Meisterwerk der königl. preuß. Hosgoldschmiede Sy u. Wagner in Berlin. — Die diesjährige Bußtagskollekte des ersten Bußtages hat in Sachsen über 16 500 Mk. ergeben, Mchmh-ZitW. Amtsblatt für die Königliche Umtshaupirmnnschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe Mr „Weißeritz-Zeitung' erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag rnrd Sonnabend. Preis vierteljkihrlich 1 M. A> Pfg-, zweimonlmrch 84 Pfg-, «mnonatlich 42 Pfq. Einzelne Nummern tv Pfg- — Alle Postan- galten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« Sei v» bedeutenden Auflage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde«, werden mit 1V Pf«, die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Euiae- sandt, «in redaktionelüm Lheile,. die Syalte:izeile 20 Pfg. zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hanswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 131. Dienstag, den 7. November 1893. 59. Jahrgang. wovon 27 Anstalten und Vereine der inneren Mission unterstützt worden sind. — Der Landeskulturrath für das Königreich Sach sen wird in seiner nächsten Plenarsitzung auch die Fischereirechtsverhältnisse in den Kreis seiner Berathungen ziehen. In Sachsen steht nämlich das Recht zur Fischerei oft Einzelnen auf kleinen und kleinsten Strecken und oft nur in der halben Breite der Wasserläufe zu, sodaß die Pflege des Fischbestandes durch Schonung und Einsetzen von Brut nur dem Nachbar zu Gute kommen würde. Dadurch werde eS veran laßt, daß auch nur in wenigen Ausnahmefällen eine schonende Ausübung der Fischerei stattfinde; sie werde um so schonungsloser betrieben, je kürzer die den Einzelnen zustehcnden Strecken des Fischwassers seien. Es wird deshalb vorgeschlagen, nach Analogie des Jagdgesetzes zwischen Fischereirecht und dem Recht zur Ausübung der Fischerei scharf zu unterscheiden und in die Gesetzgebung den Grundsatz einzuführen, daß nur bei Vereinigung großer Wafferstrecken in einer Hand, und zwar in der ganzen Breite des Gewässers die Fischerei ausgeübt werde« darf. Eine derartige, un zweifelhaft im Interesse der Pflege und Förderung der Fischerei liegende Beschränkung der Ausübung des Fischereirechtes würde naturgemäß zur Vereinigung einer geringeren oder größeren Zahl von Fischerei berechtigten zwecks Verpachtung ihres Fischreviers oder zur genossenschaftlichen Bewirthschaftung desselben führen. Die Bestrebungen des sächsischen Fischereivereins, die Bildung von Fischereigenossenschaften auf dem Wege freier Vereinbarung herbeizuführen, haben anfänglich recht erfreuliche Erfolge zu verzeichnen gehabt, indem bis zum Jahre 1891 4 solche Vereinigungen entstanden waren, welche im ganzen etwas über 41000 laufende Meter Fischwaffer bewirthschaften, während 9 Genossen schaften als in der Einrichtung begriffen bezeichnet werden. Neuerdings ist jedoch nach dieser Richtung völliger Stillstand eingetreten, da die Verhandlungen mit den betheiligten Fischwasserbesttzern an deren starrem Festhalten am Althergebrachten und ihrer Furcht vor Benachtheiligung durch Anschluß an eine genossenschaftliche Vereinigung scheiterten. Würde aber hierfür eine gesetzliche Grundlage geschaffen, welche geeignet ist, eine Erleichterung des Zusammenschlusses von Fischereiberechtigten herbeizusühren, und den Be hörden die Möglichkeit bietet, einen Zwangsanschluß anzuordnen, so könnte eine rationelle Bewirthschaftung der Fischwässer möglich gemacht werden. Der Landes kulturrath wird sich auch nach dieser Richtung hin schlüssig machen. Meißen. Ein unternehmungslustiges, aber mittel loses Ehepaar von hier wollte kürzlich einen Besuch bei Verwandten in Nossen abstatten. Da aber das zu einer Eisenbahnfahrt nothwendige Geld fehlte, so schickte man zu einem dortigen Geschirrhalter und be stellte zur bestimmten Stunde einen Landauer. Das Geschirr fuhr auch vor und das Ehepaar machte es sich bequem in demselben. Bevor aber abgefahren wurde, erschien der Geschirrhalter und bat um Vorauszahlung. Hierüber waren zwar die Fahrgäste sehr ungehalten, da nach ihrer Meinung die Fahrt erst bezahlt wird, wenn sie gemacht ist. Der Geschirrhalter ließ sich aber nicht erweichen und meinte trocken: „Wenn Sie heute kein Geld haben, dann haben Sie morgen erst recht keins. Bitte steigen Sie aus, meine Herrschaften." Unter dem Gelächter der Umstehenden mußte das Ehepaar den Landauer wieder verlassen. Aus Wuth über diese Blamage sollen die beiden Leute bis Nossen gelaufen sein. Löbau. Eine verdiente Strafe erhielten jene Anhänger der Sozialdemokratie, welche in der Nacht zum 24. September d. I. mit Steinwürsen die Altar fenster an der Altgersdorser Kirche vollständig demo- lirten. Es waren dies der 26 jährige Fabrikzwirner Gustav Albin Kern und der 25 jährige Fabrikschlosser