Suche löschen...
Sächsische Staatszeitung : 01.12.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id48072833X-192012018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id48072833X-19201201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-48072833X-19201201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-12
- Tag 1920-12-01
-
Monat
1920-12
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 01.12.1920
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Synodal-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. , . , . . . , < ' ... 1 . < t Ml* vrauftragt mit der Herausgabe: Hosrat Dsenge» in DreSde«. 1920. XI. ordentliche Landessynode. (Fortsetzung der Sitzung vom 29. November 1920.) Ey». Areishauptmann v. Nostitz-Wallwitz (Bautzen): (Schluß.) Indessen wie weit dürfen wir in der den Religionelehrern gewährten Freiheit gehen? Da kann ich denn nicht verhehlen, daß die in die Vorlage aufgenommenen Worte „ohne dogma tische Formulierung" bei mir und einem Teil meiner Freunde schwere Bedenken erweckt haben Wir können ihnen nur in dcm Vertrauen zustimmen, daß sie nicht aus dem Zusammenhänge gerissen und daß sie nur in Verbindung mit dem Borangegangenen verstanden werden. Werden'sie dahin aufgefaßt, daß den Kindern in der Volksschule keine Dogmatik, keine popularisierte Theologie vorgetragen werden soll, so können wir uns damit gern einver standen erklären. Nimmermehr aber dürfen diese Worte dahin auSgelegt werden, als ob nicht die volle Kenntnis und das Be kenntnis mindestens der drei ersten Hauptstücke des evangelisch lutherischen Katechismus das erstrebenswerte Ziel wäre- (Sehr richtig l) In der gegenwärtigen Übergangszeit wird man sich mit diesen Grundsätzen begnügen müssen nnd absinden dürfen Für den künftigen Dauerzustand aber werden weit bestimmtere Richt linien für den christlichen Religionsunterricht sowie Sicherungen für deren Beobachtung nicht entbehrt werde» können. Diese festznlegen, kann nimmermehr alleinige Sache des Staates sein. Was Religionsunterricht im Sinne der Reichsverfassung, Reli gionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätze» der evangelisch-lutherischen Landeskirche ist, das festzusetzcn, ist Sache der Landeskirche und ihrer Organe. (Sehr richtig!) Daß sie dann bei der methodischen Behandlung der Sache, der Ausstel lung der Lehrpläne, der Auswahl der zu b.nutzenden Bücher, die Fachleute, mithin die den Religionsunterr cht erteilenden Persönlichkeiten zu Rate ziehen wiro, ist wohl e ne Selbstver ständlichkeit. Ebenso selbstverständlich aber ist, daß uns für unser miß >eleitetes, in weiten Kreisen oben wie unten aller Moral, all r Autorität, aller Sitte Hohn sprechendes Volk, das immer mehr in Selbstsucht und Materialismus versinkt, ein wöchentlich zweistündiger Religionsunterricht in sonst rein weltlich gerichteten Schulen, in denen jeder Unterricht in Deutsch oder Geschichte alles wieder niederreißt, was in dem kargen Religionsunterricht mühsam aufgebaut worden ist, nimmermehr genügen kann. Des halb die Forderung von Schulen unseres Bekenntnisses, in denen der ganze Unterricht von christlichem Geiste durchweht ist und in denen ein neuesßGeschlecht aufwachsen soll, schlicht und demütig, treu und wahr, rein und selbstlos, erfüllt von Liebe zu Gott und dem Nächsten. Deshalb ist es auch Pflicht der Kirche, sich weit mehr als bisher der Jugend anzunehmen und die Mängel des religiösen Schulunterrichts auszugleichen im Kindergottes dienst, durch die v m evangclisch-lutherischen Landcskonsistorium schon seit Jahresfrist angcordnc e Ausdehnung des Konsirmanden- uiiterrichts, durch kirchlichen Katechismusunterricht in Sonder kursen außerhalb des Schulunterrichts. Was in dieser Be ziehung sn^der hiesigen Frauenkirche, in Döbeln, Glauchau und anderwärts von den Geistlichen getan wird, kann nur ruf das wärmste anerkannt und aus das dringendste zur Nach ahmung empfohlen werden. Vielfach treten auch bewährte Helfer und Helferinnen der Kindcrgottesdienste ein, die für die von ihnen zu gebenden Stunden von den Geistlichen besonders korbrreitet werden. Dankbar sei auch der vom Deutschen evangelisch-lutherischen Schulvereiu ausgebildeten Hilfskräfte ge dacht, neben die in Bälde die auf dein Leipziger ReligionSlehrer- seminar des christlichen Bolksdienstcs Studierenden in die Arbeit trete > werden. Vor allem aber sei hier daran erinnert, daß es auch noch Lehrer gibt, die allen Anfeindungen in öffentlichen Beisammlungen und in der Presse, allen Schädigungen in ihrem Priva leben zum Trotz neben dem Religionsunterricht der Schule noch ergänzenden kirchlichen Religionsunterricht geben. Das sind Helden, ja zum Teil Märtyrer. Ihnen wollen wir unsere dank barste bewundernde Anerkennung zollen. Pflicht der Kirch gemeinde aber ist es, sich hmter diese Männer, hinter diese Ver anstaltungen zu stellen und alles auszubwien, um unserer Jugend das Kleinod des christlichen Religionsunterrichtes, das wir un serem Luther d.nkcn, kraftvoll in voller Echtheit zu erhalten. Das ist der Zweck unseres Antrages, den ich zur einstimmigen Annahme empfehle (Lebhaftes Bravo l) Syn. Studienrat Professor Hickman» (Leipzig): Wir sind wohl alle vo i dem tiefen Gefühl durchdrungen, daß jetzt für die religiöse Erziehung der Jugend unseres Volkes eine ernste Entscheidungsstunde geschlagen hat. Würde der Re ligionsunterricht nicht mehr die Kmder hineinwachsen lassen in unseren Nachwuchs in der Kirche, so würde sie aufhören, Volks- kirche zu sein. W>r können nicht verkennen: der Feind ist im Lande, der unsere Kmder auch seelisch aushungern und ihnen die wertvollsten Lebenswerte entziehen möchte. Trotz der Ent scheidung des Reichsgerichts wollen wir nicht verkennen, daß die Gefahr für die religiöse Erziehung in Sachsen durch«») noch nicht überwunden ist. (Sehr richtig!) Der Religionsunterricht, der jetzt durch die gesetzliche Lage gesichert zu sein scheint, soll sabotiert werden, sabotiert auf zwei Wegen. Zunächst handelt es sich darum, die Eltern gegen den Religionsunterricht aufzu hetzen «nd sie dazu zu bestimmen, die Kü der dem Religions unterricht zu entziehen. Wie gearbeitet worden ist, zeigt der Ausruf des Leipziger Leh ervereins an die Leipziger Bevölkerung. LS sind auch vielfach Versuche gemacht worden, durch die Schule selbst unter den Eltern Abstimmungen über die Beteiligung der Kind r an dem Re! giouSunierricht einzuleiten. Wir dürfen hier mit Befriedigung feststellen, daß das Kultusministerium ent schlossen und klar gegen einen solchen gesetzwidrigen Versuch S ellung genommen hat. Nicht möglich aber ist es gewesen, auf irgendwelchem Wege durch Besetz und Verordnung zu verhindern, daß trotzdem durch die berufenen Erzieher eine irresüh ende Agitation gegen den Religionsunterricht pl «mäßig durchgeführt worden »st. Unseren Eltern ist ein schwerer Kampf aufgezwungen. Und darum «st es loohl unsere Pflicht, auch von dieser stelle aus einen Ruf zur Wachsamkeit an unsere Eltern zu richten. Ab r auch auf anderem Wege sucht man noch den Religions unterricht, der verfassungsmäßig gesichert ist, zu sabotieren. Die Lehrerschaft verweigert, ihren Dienst in der religiösen Erziehung zu tun, in weiten» Umfange. Die Abstimmungen, die unter de« Hetzern stattgefunden haben, können noch kein richtige« BAd Ergeben, weil auch da die Form der Abstimmung eine irreftlheend« war, und so da» Ergebnis der ersten Abstimmung drwckau« nicht für tt« endgültige Entscheidung al« maßgebend MPfehm, werden kann. Wenn jetzt durch die reich-gese^che EeHch-tdvug der Religionsunterricht als Lehrgegenstand in »«stwäa Schulen gesichert ist, so dürfen wir hoffen, daß doch immerhin ein: sehr große Zahl wohlgesinnter sächsischer Lehrer allem Terror oer Organisation zum Trotz sich zur Verfügung stellen werden, den höchsten Dienst der Jugenderzieher in der Schule zu leisten. (Bravo!) Aber auch, wo das nicht geschieht und wo der Religions unterricht der Schule versagen sollte, wird eS nicht an Hilfs kräften fehlen, die die Glieder der Kirche zur Verfügung stellen werden, damit unsere Eltern wissen, sie stehen nicht verlassen da. In Leipzig, wo ja besondcrS zahlreich die Lehrerschaft den Dienst verweigert hat, sind HilfSk äste in großer Zahl aufgeboten. Die Leipziger Geistlichkeit hat gegen 700 Religionsstunden über nommen. Daneben haben sich zahlreiche freiwillige Kräfte in unserer Stadt zur Verfügung gestellt: emeritierte Pastoren und Lehrer, frühere Lehrerinnen, die inzwischen verheiratet sind, Religion lehrer der höheren Schulen, und allen voran hat ein großes Beispiel von Opferfreudigkeit unsere theologische Fakultät gegeben, und es ist gewiß eine ehrenvolle Pflicht der Synode, auch ihnen unseren warme»» Tank dafür auszusprechen. (Leb haftes Bravo!) So wird es nun kommen, daß gerade dort, wo am klarsten die Trennung von Kirche und Schule jetzt durch geführt werden soll, eine wunderbare und ungeahnte Arbeils- gemeinschast zwischen Kirche und Schule sich ergeben wird. Wir dürfen hoffen, daß auch diese wertvolle Früchte reife»» lassen wird. Was uns aber beim Kainpf um den Religionsunterricht immer an» tiefsten geschmerzt, ja innerlich erregt hat, das ist das gewesen, daß uns immer ein fürchterliches Zerrbild des Reli gionsunterrichts entgegengehalten worden ist. (Sehr richtig!) Unsere Lehrerschaft hat einen viel besseren Religionsunterricht gegeben, als sie es jetzt selber zur Darstellung bringt. Wir dürfen es unserer Lehrerschaft bezeugen, daß sie lange Jahre hindurch wertvolle Arbeit und hingebende Kraft aus eine ge sündere Form des Religionsunterrichtes verwendet hat, und es ist uns gerade ein tiefer Schmerz, d ß sie auf dieser Bahn nicht fortgeschritten ist. Jetzt aber sollte die Lehrerschaft wissen, d ß sie für gesunden Fortschritt, methodischen Fortschritt vor allen Dingen im Religionsunterricht eine freie Bahn findet, soweit er dazu dient, das Ziel des Religionsunterrichtes zu fördern. (Sehr richtig!) Als Inhalt des Religionsunter.ichts aber denken wir uns vor allen Dingen einen schlichten biblischen Unterricht, der das Ziel verfolgt, die Kinder zu Jesus unserem Heilande zu führe». Da der Religionslehrer jetzt auf Grund seiner fc.ien Gewissensentscheidung sich zu diesem Religionsunterricht zur Verfügung stellt und dabei nicht mehr unter der geistlichen Auf sicht steht, so wird die K rche nm so mehr fordern müssen, daß durch innere Bürgschaften der Charakter dieses Unterrichts näher bestimmt wird. Diese inneren Bürgschaften sehen »vir in der Gesinnung des Lehrers und in seiner innerlichen Verbundenheit mit der Kirche und der Gemeinde Christi. In schlichten biblischen Formen haben wir versucht festzustellen, welches Inhalts der evangelische Glaube ist, auf dessen Boden wir unsere Lehrer stehen sehen möchten. Dieser Religionsunterricht tvird auch für den rechten Lehrer nicht mehr ein Fremdkörper sein in der Em- heitsjchule, sondern er wird ihm selber erscheinen als das Herz stück seiner ganzen Religionsarbeit. Darum wiederholen wir noch einmal als Synode unser Eintreten sür die Bekenntnis schule, die unö ii» Sachsen vorläufig noch nicht gesichert ist. Es ist von uns niemals verkannt worden, daß die Lehrerschaft, die sür die weltliche Schule eintritt, durchaus nicht etwa von reli gionsfeindlichen und k»rcheufcindlichen Bestrebungen geleitet wird. Wir wissen auch wohl, daß sie eintritt zum Teil für hohe Kul urziele und erhabene Bildungsidcale. Aber so geuiß wir die Einheitsschule als eine»» außerordentlich bedeutsamen Versuch begrüßen, die Schranken gesellschaftlicher Schichtungen zu durch brechen, und so sehr »vir als Kirchgemeinde gerade im Gottes hause und im Konfirmandenunterricht selbst daran gehen, die idealste Gemeinschaft aller Schichte»» der Bevölkerung wirklich innerlich durchzusühren, so finde»» wir doch in der Überspannung des Einheitsprinzip) in der Einheitsschule, die von den konfessio nelle»» Unterschieden adsieht, eine ungeheure Gefahr gerade für die Erziehung (Sehr richtig!) Es sind vor allen Dingen päd agogische Rücksichten, die uns eintrete» lasse», für die Be kenntnisschule, in der wir die rechte Einheitsschule sehen, näm lich die Einheitsschule im Sinne der innere», Geschlossenheit. (Sehr wahr!) Sie allein scheint uns den sicheren Boden zu bieten für die rechte Charaktetbildung, und deshalb müssen wir gerade jetzt wieder für diese Bekenntm-schule vor unserem ganzen Volke eintreten. (Seyr richtig!) Und so wollen wir in dieser entscheidungsvollen Stunde durch unsere Erklärung noch einmal unserer sächsischen christlichen evangelischen Elternschaft ein: Wach auf! zurufen. Es handelt sich um die Seele unserer Kinder, um die Zukunft der Volkskirche und um die Erhaltung unserer christlichen Bolkskultur. (Lebhafter Beifall ) Syn. Pfarrer Schmid (Thallwitz): I» keinem der größeren Bundesstaaten Deutschlands ist der Kampf um den Religionsunterricht so lebhaft gewesen, wie in Sachsen in diesen letzten entscheidungsvollen Jahren. Das liegt neben der besonderen Lage Sachsens wohl daran, daß wir,n Sachsen schon seit längeren Jahren mitten in dieser Frage darin- stehen. Wir freuen uns, daß in der gegenwärtigen Tagung der Synode uns die Möglichkeit gegeben ist, bei dieser Fragestellung einen Schritt vorwärts zu kommen. Was ist es nun, w S die Kirche als Inhalt de» Religions unterrichtes wünscht? Wir »oissen, wie diese Frage besonders erhoben worden ist, soweit durch Umfrage der Lehrervercine und Lehrcrorganisationen die Lehrer veranlaßt worden sind, ihre Bereitwilligkeit zum Religionsunterrichte entweder zu ver weigern oder auSzusprech n. Zum Teil ist diese Bereitwilligkeit zum Religionsunterricht mit großer Freudigkeit gegeben worden, vielleicht nur mit dem Bedenken, daß man nicht wußte, wofür man seine Bereitwilligkeit erklärte. Die Lage für den Lehrer unserer Tage ist dadurch schwerer, daß ihm ja jetzt zurzeit eigent- lich keine stofflichen Anweisungen gegeben sind; er hat die voll- ständ ge Freiheit vom Bekenntnis; e« w»rd ihm keine Ber- pflichiung abgenommen; er hat auch die vollständige Freiheit über den Stoff, über den er unterrichtet. So drückend manchem Lehrer früher die Verpflichtung auf da» Bekenntnis gewesen ist, so unbequem mag gerade dem strebsamen, freudigen Lehrer, der de» Kindern etwas grben will, die Tatsache sein, daß er nur seinen subjektiven Gedanken folgen kann und nicht weiß, woran er sich zu halten hat. ES ist uns die Frage gestellt wor den: Was gibt die Kircb« nun al» Inhalt? Die Synode ist sich darüber klar, daß wir in solchen Stunden hier kein neue» Be kenntnis schaffen können; e« sind da« kirchliche Aktionen, dir auf jahre-, Jahrzehnte- und jahrhundertelangen Vorgängen be ruhen. E« ist auck nicht nötig, nachdem wir un« wiederholt zur Treue zum Bekennt«!« ausgesprochen haben. A er um oe« Fragestellern eine Antwort zu geben, die au« treuer Liebe zu ihrem Herrn Jesus Thrillu« und au« tnniaer Hingabe an ihre« Unterlicht diese Frage stellen, sind wir doch gezwungen, de» Punkt zu suchen, der als Brennpunkt alle die AuSstrablunaen umfaßt, die von den» christlichen Glaubensgedanken in die Ge meinden ausgehen; und damit wollen wir nicht nur der Fragestellung gerecht werden, die von feiten der Lehrer an un» kommt, sondern besonders auch den Fragen, die innerhalb der Gemeinde erhoben werden. Wer den Kampf um den Religionsunterricht in Sachse»» al« Lehrer mitgemacht hat, der weiß genau, wie es sich hier nicht bloß um eine Religionsfrage handelt, sonder»» der weiß, »vie diese Bewegung hineinsührt mitten iu die Geheimnisse des Unterrichts. Aber wer nur» diese Erneuerung des Streites in unseren Tagen als Seelsorger in der Gemeinde wieder »nit erlebt, der weiß, wie auch in das tiefste Lebe»» des Hauses hinein, in das Ver hältnis zwischen Mutter und Kind diese Frage eingreift. So manches, was Vater »»nd Mutter heilig ist, möchten sie beim Kinde auch heilig sehen. (Sehr richtig!) Es entsteht den Eltern, die durch die Arbeit des TageS abgehalten sind, den» Kinde selbst alles zu geben, tvas sie ihm wohl geben ruöchten, die Frage: Wann kommt nun »nein Kind mit diesem Wissen, mit diesem Glauben, mit diesem christlichen Heilsgedanlen? Die Synode hat diesen Brennpunkt gesucht, und die Antragsteller glauben ihn darin zu finden, daß wir uns einig sind mit allen den religions- »lnterrichtsfreudigen Lehrern und Eltern in dem Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, unserem Herrn und Heiland. Wir sehen in dieser Fassung das Volks tümlichste und Kindertüml chste, waS über den christliche»» Religions unterricht in der evang.Iijch-lutherischen Kirche gesagt werden kann. Und'wenn dabei der Ausdruck „ohne dogmatische Formulierung" von den Antragstellern gewähtt worden ist, so wollen wir keinessalls das Mißverständnis auskommen lassen, daß irgendeine Kürzung dessen gemeint sei, was eben gerade der Ausgangspunkt d. r F age- stellung in unseren Tagen ist, der Stellung der Gemeinde »vie de» Lehrerschaft zu Christus dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Der Toi» des Katheders klingt anders als der Toi» der Kunzel, und dem wollte man in irgendwelcher Weise Ausdruck geben, indem wir den Forderungen nach pädagogischer und psychologischer Grundlage weiten Raum geben, daß wir das religiöse und sitt liche Leben in den Kindern pflege»» und wecken wollen auf kinds- tümliche Weise, um ihnen Jesus nahe zu bringen, sie zu Gott als Vater zu führen und Gottes Willen zu lehren. Wir freuen uns, daß jetzt o v ele Kräfte an» Werke sind, dies in der Gemeinde lebendig zu machen Wir gedenke»» dankbar der Persönlichkeiten innerhalb der Kirchgemeinden, der Gemeinschaften, der Jugend- bünduisse, die hier und da im Lande Religionsunterricht ein gerichtet haben, un» ii» der Notlage unserer Zeit nicht nur zu reden, sondern zu handeln. Wir erkennen besonders dankbar an, wo schnell gehandelt worden ist, denn die Kirche ist sich dessen gewiß: es darf auch nicht ein Jahrgaag der Kinder heranwachsen, der d.r hohen heilige»» Güter, die uns voi» den Vät rn gegeben sind, entbehrt. Vor allem sind wir dessen gewiß, daß kein Jahr gang heranwachlcn möchte, der bei» Katechismusunterricht ga> nicht mehr habe»» sollte, daß die Kirche sich selber gerührt hat in ioren Laienkräfte ». Wir freuen uns aber besonders, daß wir dabei auch der Unterstützung vieler Lehrer gewiß sei»» konnten, daß diese Lehrer persönlich mit den Geistliche»» verhandelt haben, oft in schwerem Geistesringen, oft in dankbarem Empfinden gemeinsam brüderlich vorgehen, um die Wege zu finden, auf denen Kirche und Schule sich gemeinsam verstehen konnten. Es war so nötig, daß wir unseren Gemeinden Beruhigung schafften, denn die Beunruhigung der Eltcrnwclt war groß geworden. Und daß »vir die Elternschaft und die Religionslehrcrschaft jeder zeit auch in Zukunft herangezogen wisse»» möchten, das soll aus drücklich betont sein, wenn cs auch im vierten Abschnitt de« Antrages nicht genannt werden konnte. (Bravo!) Vizepräsident des Ev.-luth. Landeskonsistoriums Oberhofpredige» Superintendent vvr. TibeliuS: Tas Landeskonfistorium hat mit dankbarer Freude von die sem Anträge Kenntnis genommen und erhofft, daß dieser An trag, wenn er die einmütige Zustimmung der Sunode finden sollte, als ein kraftvolles und maßvolles „Wach auf!" in unserem Volke einen segensreichen Impuls finden werde. Gott walte es! Syn. Schuldirektor Philipp (Dresden): Ich kann leider nicht ohne weiteres alle»» Sätzen zustimmen, die hier vorliegen. Ich bedauere das auflerordentlich, weil auch ich aus den» Standpunkte stehe, der Religionsunterricht soll der Schule erhaltel» bleiben, und »veil auch ich darin das Beste, das Heil für die Kirche sehe, weil dadurch der Boden geschaffen werden könnte, auf dem sie weitcrbauen könnte. Ich sehe aber insb.« sondere in Satz 1, namentlich in Verbindung mit Satz 3 eine Gefahr. Dieser Punkt wird den Zweck, den er hat, nicht er reichen, denn im ganzen ist eS letzten Eudes nichts weiter als ein papierener Protest an eine gewisse Stelle; einen anderen Wert wird er nicht haben. Kirche und Staat werde»» vonein ander getrennt, genau so »vie Kirche und Schule vvneinander getrennt werden. Daran ist nichts zu ändern, und der Staat als Herr der allgenreinen Volksschule wird sich zweifellos das Recht nicht nehmen lassen, über den Jnl)alt dessen zu be stimmen, was er als Mindestmaaß für seine Heranwachsenden Staat bürger verlangen kann uns fordern will, wobei er sich natürlich durchaus im Rahmen dessen halten wird, wa» Artikel 149 der Reich: vcrfaslung besagt. Und »venn gesagt wird: Die Kirche ist diejenige, die entscheidet, so wird darin wieder ein Versuch der Kirche erblickt werden, sich wieder den alten Einfluß zu sichern, den sie früher gehabt hat. (Unruhe.) Die Agitation in der Lehrerschaft hat vor allem einen jo gewaltigen Boden gesunden um deswillen, weil die kirchliche Aussicht immer in der Schule auch wach war; mau wollte dieser Aufsicht ledig sein. Also eigentlich »var es im wesentlichen ein äußeres Moment, an das die ganze Agitation angeknüpst hat. Hier kommt diese ganze Fraae »vieder, wenn dieses äußeren Momentes wegen die große Menge der Lehrer heute den Religionsunterricht ablehnt, nicht, weil sie nicht auf kirchlichem Boden stünden, weil ihnen der Religionsunterricht nicht lieb wäre, nein, um der Agitation willen, um der Agitation nachzugeben gegen diese kirchliche Aufsicht. Jetz» kommt dieser Gedanke wieder. (Lebhafter Widerspruch.) Gewiß, ich gebe zu, daß das nicht gewollt »p, ich erkenne das an, aber m»n wird nicht verhindern können, daß das unbedingt so auSgelegt wird. (Widerspruch und Bewegung.) Um deswillen Halle ich e« sür verhängnisvoll; ich warne deshalb vor der Annahme dieses Satze-; ich kann ihm nicht zustimmen. Syn. Superintendent Wüller (Zwickau): Wir befinde« un« in diesem Augenblicke, wo die Entschei dung de« Reichsgericht» zuiunsten unser«! Anschauungen gefallen ist, ia einer außerordentlich verantwortlichen Lage. Wir Haden einmal gegen die christlichen Eltern in unserer Gemeinde di«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite