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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.08.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180810011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918081001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918081001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-08
- Tag 1918-08-10
-
Monat
1918-08
-
Jahr
1918
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UL. Jahrgang Morgen-Ausgabe Sonnabend, de« 10. August An»eiae>u>reis: LLL-L SW A««Ia,» ». Aeddrbo» N» aottl. Lett golonelielle SV Pf^ ». an«» SS Pf!; dl«I»« Anzeigen die Koloueljell, !v Pf, auewLrtt ZS Pfz Selchgsttanzelge» mU PlatzoorlMrlften I« Preis« erhobt. Boilogen: »el-mlauflao, M. 7.— da« lausend -»Ischl. Past^dshr. ' stl»z,i»»»»«r t» Pf. — Son». mch Festi»^ li Vs. Serulvrech-Lschtnst Ar. t«««. 1««» »d 1««,«.- P,stsch.<tdo„, TAL ScheifNettu», »nd »eschLfttstell«: Zohauaisgast« Ae.8. Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig. 1918 Bezugspreis: L! M ot«rt«ll»drUcd M. «X»: f«r Adhaler manaillch M. 1/»; b^rch Mtser, Amtsblatt des Rates und des poUzetamt« Laupkschriflleiter: Dr. Erich Everkh, Leipzig. Ry 404 Fortsetzung der feindlichen Angriffe Der feindliche Anfangserfolg vtd. Berlin, 9. August abends. (Amtlich.) Zwischen Somme und Aore setzte der Feind seine An griffe fort. vtd. Berlin, S. August. (Drahkberichk.) Nachdem der Fochs «he Plan, die in dem Marnekeil vorgeschobenen deutschen Truppeti adzukneifen, mißlungen ist, und die franko-amerikanischon Angriffe gegen die Desle-Stellung verlustreich zusammengebrochen waren, versuchte der französische Oberfeldherr sofort da« gleiche Ma növer an anderer Stelle. Me Eile, mit der diese beiden Operationen aufeinander folgten, kennzeichnen das ängstliche Bestreben der Entenle- sührung, die Vorhand zu gewinnen und dem gefürchteten neuen deut schen Angriff zuvorzukommen. Der englisch-französische Angriff sollte in tiefem Vorstoß auf St. Quentin vordringen, um der deut schen Oisefront in die Flanke zu kommen. Bei Monkdidier und Alberi wurde einem französisch-englischen Angriff durch Rückverlegung der deutschen Stellung auf das östliche Avreufer die Basis entzogen. Foch Uetz sich jedoch hierdurch von seinen AngriffS- absichten nicht abbringen, sondern begnügte sich mit dem Angriffsraum zwischen Ancre und Aore. Hierdurch gelang ihm der überraschende Er- iotg, der durch den herrschenden dichten Rebel noch in besonderem Matze unterstützt wurde. Trotzdem und trotz des für einen Masseneinsah von Tanks so günstigen Geländes reichte jedoch der Anfangserfolg der unter Befehl d«S Marschalls Haig fechtenden englischen und französischen Armeen nicht über das am ersten Angriftstage übliche Matz hinaus. Lin gewisser Verlust an Geschützen und Gefangenen ist in solchen Fällen un vermeidbar. Im Gegensatz zu den bisherigen großen deutschen Offensiven erreichte der Angriff keineSselnerstrateglschenZiele. L -tu Gcländegewinn spielt um so weniger eine Rolle, als «S sich hier nicht um ein auSgebauteS Verkerdigungssystem handelt, sondern um «in Manövrier gelände, in dem die Kämpfe, die am 21. März begannen, noch keineswegs zum Abschlutz gebracht sind. Obwohl der Ententeangriff zwischen Ancre und Aore unter dem Befehl des Generals Haig fteyt und zu der Hedong d«S tief gesunkenen englischen militärischen Prestige« beitragen soll, tragen nicht wieder die Briten die Hauptlast, sondern, soweit sich nach den bisherigen Gefangenen aussagen feststellen läßt, befinden sich in den vordersten Linien austra lische und kanadische Divisionen, denen englisch« und fran zösische Divisionen folgen. Oesterreichisch-ungarischer Heeresbericht Wie», S. August. Amtlich wird gemeldet: An der italienischen Front erreichte der allgemeine Artilleriekampf im Raume der Sieben Gemeinden beson dere Stärke. In Albanien ist die Gefechkstäligkelt abgeflaut. Der Chef des Generalstabes. Feindliche Kriegsberichte Englischer Bericht vom 8. August abends. Die Operationen, die in oer Frühe an der Front bei AmienS unter General Rawlinson be gonnen wurden, schreiten erfolgreich fort. Die Zusammenziehung der Truppen wurde während der Nacht unbemerkt vom Feinde vervoll ständigt. Französische, kanadische, australische und englische Divisionen, unterstützt durch eine große Anzahl Tanks, griffen die Deutschen auf einer Front von über 20 Meilen von der Avre bei BiacheL bis nahe Morlancourt im Sturm an. Der Feind wurde überrascht, und die Alliierten drangen überall stürmisch vorwärts. Die ersten Ziele wurden auf der ganzen Angriffsfront zu früher Stunde erreicht. Der Vor- marsch der Infanterie dauerte während des Vormittags stetig an, unter stützt durch britische Kavallevie, leichte Panzer- und Motorwagen, Ma schinengewehre und Bakterien. Der Widerstand der Deutschen wurde an gewissen Punkten nach hartem Kampfe überwunden. Zahlreiche Gefangene wurden gemacht und Geschütze erbeutet. Die Franzosen griffen mit großer Tapferkeit an, überschritten die Avre und nahmen ungeachtet des Widerstandes die feindlichen Verkeidigungsstcllen. Nördlich der Somme wurde der größere Teil der Ziele vor Mittag genommen, aber bei Chipilly und südtich Morlancourt leisteten feindliche Abteilungen län geren Widerstand, so daß an beiden Oertlichkeiten schwer gekämpft wunde. Aber der Widerstand wurde schließlich überwunden und die Ziele genommen. Südlich der Somme wurden nachmittags auf fast der ganzen Schlachkfront die schließlichen Ziele genommen. Durch leichte Panzerwagen unterstützt, ging die Kavallerie zwischen der Infanterie hindurch über unsere Ziele hinaus vo-r, wobei sie douksche Transport- und Goschützwagen niederrtlt, Dörfer einschloh und sinnahm und zahl reiche Gefangene machte. Die allgemeine Linie verläuft über Plesster— Nozainvillers—Beaucourt—Laix—Frcrmerville—Chipilly westlich Mor lancourt. Die Beute wär dis jetzt noch nicht festzustellen, aber eS sind verschiedene tausend Gefangene gemacht und zahlreiche Geschütze ge- noenmen. Fachs Aufmarsch Zürich, V. August. (Sig- Drahtberlcht.) Die .Züricher Morgenzeitung' meldet: Der Aufmarsch de« Fochschen Heere« gegen die von FiSmeS au« oskwärt« verlaufenden Höhenzüge, wo die Deutschen Siellungen bezogen haben, ist zur Stunde im Gange. Soviel sich augen- k-iicklich erkennen lätzt, behält Marschall Foch für den allgemeinen Angriff, der gegen die Vesle-Fronk zu erwarten ist, icine bisherige Zangentaktik bei. ES scheint, dah er einen Hauptstoh gegen die feindliche Flanke übe, Soiffon« und Reim« unternehmen und erst, wenn einer dieser Stötze Erfolg haben sollte, den frontalen An turm gegen die Desle-Linie Braäsne—Fisme« versuchen wird. Genf, S. August. (Eig. Drahtberlcht.) Der Militär- Kritiker de« .Echo de Pari«' schreibt: .Die große Fochsche Offensive findet in den nächsten Tagen ihre Fortsehung an anderen Teilen der Ententefront. Mr dürfen hoffen, dah in der ganzen Welt, wo Truppen der Ententestaaten stehen, diese jetzt zum Angriff übergehen werden. Mit TMangriffen ist die gewaltige Macht de« Feinde« nicht zu brechen.' — .Lorriere della Sera' und .Secolo' melden am Dienstag übereinstimmend von der Front: Die Stille der Operationen sei die Ruhe vor dem neuen Sturm. Die italienischen Truppen er- warleten mit Ungeduld den Beifehl zum siegreichen Vorgehen. S Haag, S. August (Eig. Drahtbericht.) Lloyd Georg« >t am 8. August nach Wales gereist, um dort dos Nationalfest mit- rfricrn. Als er de« Abends in Lardiff ankam, las er einer großen Meng« am Bahnhof ein Telestramm über den englischen Angriff vor, >aS «r «beu erhalten hatte. Er sagte dann: .Wir hämmern UN« schon durch!' Frankreichs „letzte Anstrengung" Gens, 9, August. (Eig. Drahtberlcht.) «Petit Journal' meldet: Lkemenceau äußerte sich am 4. d. M. zu den Mitgliedert der Armeekommission im Hauptquartier, Frankreich habe die letzten Anstrengungen in diesem Kriege vor sich. Die Einberufung der ahresklasse 1920 würde nach seiner festen Ileberzeugung di« letzte militärische notwendige Maßnahme für Frankreich sein. Das Schicksal der Romanows Amsterdam, 9. August. (Eigener Drahtbericht.) Reuter meldet aus London: Die .Times' berichten aus Santander vom 6. August, daß König Alfon« seine Bemühungen zugunsten der Familie Romanow sortsehe. Dringende Telegramme informieren ihn über die verzweifelte Lage des Großfürsten Georg, der, wie ver- aalet, in einem Gefängnis von Petersburg krank danieder - üegt ohne genügend« Nahrung und ohne ärztliche Hilfe. Wahrschein lich wird die russische Regierung von Spanien die offizielle Anerkennung für ihre Zustimmung zu der Regelung fordern. Bern, 9. August. (Dvahkbericht.) Ein Schweizer Korrespondent meidet au« Moskau, daß man in russischen politischen Kreisen erklärt bade, die russische Zarin werde auf Anordnung der Behörden n Sicherheit gebracht werden. Di« Regierung soll di« Absicht mben, sie in Anklagezustand zu versetzen wegen ihrer Bezie hungen zu Rasputin. Die Kämpfe im Murman Haag, 9. August. (Eig. Dra htderi cht.) A«S London wird gemeldet: Di« Ententetruppen, die in Atch angel landeten, find südlich der Wologdaeisendohn entlang weiterqezogen. Ihre Gegner, die durch di« Deutschen unterstützt werde«, haben fünf Mellen südlich von Archangel Widerstand geleistet, w»rd« aber lurückgetrieben m,d ziehen sich setzt auf Bozerskosa. 79 Mette« vo« Archanqeh zurück, wo st« ei«e ^'rteidigungsstelle »orberelten. Haa» - Auaust. (Drahtbericht unsere« Sonder- d«rrcht»rstatt«rA.) Di« .Time«' melden cur« Stockholm: Italienische Flugzeuge über Wien Wien, 9. August. (Drahtberlcht unsere« Wiener Mitarbeiters.) Heute um A10 Uhr vormittags haben 8 italienische Flugzeuge die Stadt Wien über flogen und Flugzettel abgeworfen, die in ausgezeichnetem Deutsch abgefaht für die Stimmung der Bevölkerung berechnet sind. Sie besagten, dah Italien nur für die Freiheit und auch für die Befreiung Oesterreichs vom preußischen Joch Kämpfe. Bomben wurden nicht abgeworfen. Eine Molffsche Meldung besagt: Freitag um )<10 lihr vormittags erschienen über Wien sechs italienische Flugzeuge und warfen in mehreren Bezirken Tausende von Flugzetteln, zum Teil in italienischen Landesfarben, ab. Das Herannahen wurde nicht sofort beobachtet und gemeldet, weil die Flugzeuge mangels Belastung mit Bomben außer- ordentliche Höhen einzuhalten vermochten und der Morgendunst die Stchtverhälknisse etnschränkte. Einer dn> Aufrufe entbietet den Wienern einen Gruß der FrethettStrtkolore und sagt, die Italiener könnten ganz« Tonnen Bomben abwerfen, aber wir führen den Krieg nicht mit Bürgern, Kindern, Greisen und Frauen, sondern mit eurer Regierung, dem Feinde der nationalen Freiheit, mit eurer blinden, starr- köpfigen, grausamen Regierung, die euch weder Bro? noch Freiheit zu geben vermag und euch nur mit Haß und trügerischen Hoffnungen füttert. Der Aufruf schließt: Hoch die Freiheit! Hoch Italien? Hoch die Entente! — Der Fliegerangriff, der von der Presse nur als Spork- leistung bezeichnet wird, da schon mit Rücksicht auf die räumliche Ent fernung die Mitnahme von Sprengbomben ausgeschlossen ist, hat in der Bevölkerung keinerlei Unruhe hervorgerufen. Der Inhalt der Flug- zettel begegnet allgemeinster Entrüstung, zumal die österreichische Be völkerung die fast täglichen Bombenangriffe auf Triest, Laibach und andere Städte, durch die Kinder, Drerse und Frauen vielfach ge- tötet wurden, nicht vergessen hak. Nach bisher eingelaufenen Mel dungen ist ein Italienischer Flieger bereits bei Schwarza» in der Nähe von Wiener-Neustadt niedergegangen. Der Apparat verbrannte vollständig. Die Besatzung ist geflüchtet und konnte noch nicht auf- gegriffen werden. Doch ist Hoffnung, daß die« mit Hilfe der Bevölkerung bald geschehen wird. Graf Tisza über die Kriegslage Me«, 9. August. (Drahtberlcht unseres Wiener Mit- arbeit*««.) Aos Budapest wirb gemeldet: Graf Tisza ver- vffmksicht in seinem veibblaft .Igazmondo' einen Artikel, in dem er die Kriegslage bespricht und die ungarische Nation zum AuS- harren im Kampf auffordert. Lr führt aus. dah man nicht ver gessen dürfe, dah bis heute noch um den Bestand des Vaterlandes ge kämpft wird, und daß aus dem italienischen und dem französischen Kriegsschauplatz der Kampf um die Integrität und Unabhängigkeit Ungarns geführt wird. Wenn der Feind siegen würde, dann würde e« Ungarn mit den aus seinem Körper gerissenen blutigen Gliedern bezahlen müssen. In der Gefahr, in der da« Vaterland schwebt, ist jede« Wort und jede Handlung, die Zwietracht im Innern und die Gegensätze und den Haß zwischen den Parteien cmfrühr«, «In Ver brechen. Keine Püffe für englische Arbeitervertreter Haag. 9. August. (Eig. Drahtbericht.) Durch die englische Labour Party wird mikgeteilt, daß die Regierung es nicht für wünschens, weit hält, Pässe den Arbeitervertretern für die beabsichtigte Reise nach der Schweiz zu geben, damit sich diese dann mit Troelstra und anderen Sozdaltstenführern zosammenfinden könnten. , Man meldet zuverlässig aus Petersburg, dah die maximalistische Regierung Truppenaushedungen gegen die bei Archangel und im Murmangebiet stehenden Ententetruppen vor nimmt. Der Bölkerbundgedanke Mit der Länge der Kriegsdauer und mit der Höhe der Opfer wächst die Sehnsucht der Menschheit nach dein Frieden. Die chauvinistischen Reden der feindlichen Staatsmänner können nicht darüber Hinwegtäuschen, dah auch durch das englische und fran zösische Volk ein starkes Friedensbedürfnis geht, und man wird den Eindruck nicht los, dah die zurzeit bei der Entente an der Macht befindlichen Staatsmänner nach außen hin nur deshalb mit so lärmenden Gesten sprechen, um die Friedensbestrebungen im eigenen Volke nicht an die Oberfläche gelangen zu lasten. Mehr noch als in Frankreich gruppieren sich in England die einsichtigen Elemente um die Idee des Völkerbundes. Die An hängerschaft für diesen Völkerbund ist im Wachsen begriffen, und daraus erklärt sich die Eile eines Lloyd George und Balfour, den Begriff des Völkerbundes in ihrem Sinne umzudeuien. In großen öffentlichen Versammlungen und im Parlament baden diese bei den führenden englischen Minister über den Völkerbund ge sprochen und ihm einen Sinn untergelegt, der mit dem Begriff einer Friedensliga nichts mehr gemein hat. Die herrschende Schicht in England, zu der in der Hauptsache auch die englischen Großindustriellen gehören, will den Völker bund nur als Mittel des WirtschaftskampfcS. Unter der eng lischen Hegemonie sollen sich nicht nur die Dominions, sondern auch die übrigen im Kampfe gegen die Mittelmächte stehenden Ententeskaaten zu einem Wirtschaftsbund zusammenschlicßen, der die Aufgabe hätte, das Programm der Pariser Wirtschaflskon- ferenzzu verwirklichen. Deutschland und seine Verbündeten sollet vom Weltmarkt und vom freien Meer abgeschlossen bleiben. An den blutigen Krieg mit den Waffen soll sich der Wirtschaftskrieg anschliehen, zu dem der gegenwärtige Hungerkrieg das Probc- exempel war. Gegen diese Art Völkerbund muß sich Deutschland zur Wehr setzen. Hierin kann es — mag man sich über die Kriegsztele noch so sehr streiten — in allen Schichten nur Ein mütigkeit geben. Denn würde dieser Völkerbund Wirklichkeit, so würde der deutsche Arbeiter um Lohn und Arbeit gebracht, und der Völkerbund selbst wäre nur ein Kriegsinstrumcnt, aber nicht ein Mittel, künftige Weltkatastrophen zu verhüten. Unser größter philosophischer Denker Emanuel Kant hat in seiner Abhandlung «Ideen zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" vorausschauend die Entwicklung der Menschheit zu einem Völkerbund geschildert. Schon 1784 schrieb er, «dah die Menschheit durch die Kriege, durch die überspannten und niemals nachlassenden Zurüstungen zu ihnen, durch die Not, die dadurch endlich ein jeder Staat selbst mitten im Frieden innerlich fühlen muh, zü anfänglich unvollkommenen Versuchen, endlich aber nach vielen Verwüstungen, Umkippungen und selbst durchgängiger innerer Erschöpfung ihrer Kräfte zu dein getrieben werde, was die Vernunft auch ohne so viele traurige Erfahrungen hätte sagen können, nämlich aus dem gesetzlosen Zustande der Wilden herauszugehen und in einen Völkerbund zu treten.' In dem Kantischen Völkerbund soll jeder Staat, auch der kleinste, seine Sicherheit und Rechte nicht von eigener Macht oder eigener rechtlicher Beurteilung, sondern allein von diesem großen Völker bunde, von einer vereinigten Macht und von der Entscheidung nach Gesetzen des vereinigten Willens zu erwarten haben. Von diesen großen weltbürgerlichcn philosophischen Ideen ist bei Llovd George nichts zu spüren, wenn er den Völkerbund als Mittel zunr englischen Wirtschaftskrieg propagiert. Aber die Opposition im eigenen,^Lande wächst. Frühere Ministerkollegen haben sich gegen ihn erhoben und haben proiestiert gegen den Ausschluß von 1I0 Millionen Menschen, die Mitteleuropa als arbeitende Bevölke rung bewohnen. Auch in Amerika stoßen die Bestrebungen des englischen Diktators auf Widerstand. Bis jetzt hat Wilson seine Zustimmung zu der Pariser Wirtschaftskonserenz nicht erteilt, und Lloyd Georges letzten Reden haben in den Vereinigten Staaten ein Echo gesunden, das sich gegen den Rohstoff- und Wirtschafts krieg wendet. O- Je tiefer die Menschheit in den Krieg verstrickt wird, um so stärker wird allenthalben die Sehnsucht nach jenem Ideale, das dem Kriegszustand entgegengesetzt ist. Aber wie jenen Kraftaus gleich finden, der aus dieser Wirrnis auf den rechten Weg hinaus führt? Wir haben niemals ein Hehl daraus gemacht, daß wir in den Methoden der Regierung Hertling — so sehr wir es wün schen möchten — keine Aussichten auf einen Erfolg in dieser Hin sicht zu erblicken vermögen. Nicht bloß in ihrer Politik nach Westen. Auch im Osten haben sich die Dinge jetzt so entwickelt, daß jene Lösung, die keine oder dock nur eine sehr provisorische war, ziemlich als erledigt gelten kann. Die Dinge treiben dort mit wachsender Geschwindigkeit einer Katastrophe zu. Die Sowjetrepublik scheint vor dem Zusammenbruch zu st eh e n. Unü man ist in Berlin gezwungen, ein neues politisches Programm — wenn man so sagen darf — zu entwerfen. Der Krieg ist wieder in ein kritisches Stadium getreten. Rach einer Periode beiderseitiger Vorbereitungen und beiderseitigen Zu wartens ist nach dem strategischen Mißlingen unserer Offensive bei Reims die Entente politisch wie militärisch zum Generalangriff geschritten. lieber die Aussichten der feindlichen Offensive, die nach den Vermutungen unserer leitenden militärischen Kreise zu erwarten ist, sagt Hermann Stegemann, jener Mililärkriiiker, der wohl am besten imstande ist, aus den militärischen Vorgängen die großen Linien de« inneren Zusammenhangs und ihre politische Auswir kung zu beurteilen, im Berner .Bund': «Die Kampfkraft der deutschen Truppen und di« Entschlußfähigkeit der Führer haben den auf Durchbruch und Rückenangrlff angelegten Flankenstoh Foch« in einen Einbruch und opferreichen frontalen Nahsturm ver wandelt, und die deutsche Heeresleitung in den Stand gesetzt, sich lediglich auf di« Vesle zurückzuziehen. Nun ist der Moment ge kommen, in dem Foch« Gegenangriff eine Generolofsen- sive der AikNerten hercmsbringen kann, eigentlich sogar
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