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Amts- M Aiizeilikbllltt für de« oiertelj. 1 M. 20 Pf. «inschließl. de« »Jllustr. Untrrhalttmgsbl."' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten fowie bei allen Reichspostanstalten. LS Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redaktmr, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 5t. Jahrgang. -- - Donnerstag, den 11. Februar «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die Neinspaltige Zeile l2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Ps. LSEV4 Nachstehende Bestimmungen des § 9 der hiesigen Straßen - Polizeiordnung werden hierdurch zur Nachachtung in Erinnerung gebracht: t) Schnee- und Eismassen, welche aus den Gehöften geschafft werden, dürfen nicht auf die Straße abgelagert werden, sind vielmehr aus dem Orte zu schaffen. 2) Wenn von dem Dache gefallene Schneemassen den Verkehr aus öffentlicher Straße stören, müssen sie sofort von der Straße beseitigt werden. 3) Bei Glatteis oder Schneeglätte ist innerhalb der bewohnten Ortsteile entlang eines jeden Grundstücks der erhöhte Fußweg und wo ein solcher nicht vorhanden ist, die am Grundstück hinführende Straße in einer Breite von mindestens zwei Metern mit Sand, Asche oder einem anderen die Glätte abstumpsenden Material während der Zeit von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends so oft und so dicht zu bestreuen, als die Sicherheit des Verkehrs dies erfordert. Die GrundftüikSbefitzer bez. deren Stellvertreter sind für gewissenhafte Besolgnng vorstehender Bestimmungen verantwortlich. Uebertretungen der vorstehenden Bestimmungen werden mit Geld bis zu dreißig Mark bestraft. Schönheide, den 8. Februar 1904. Der Gemeindevorstand. Die Eröffnung der Feindseligkeiten durch Japan. Wenn trotz de« Abbruch« der diplomatischen Beziehungen von verschiedenen Seiten noch die Möglichkeit einer fremden Intervention in Betracht gezogen wurde, so war dabei nicht ge nügend berücksichtigt, wie sehr sich Japan bereit« in den »er gangenen Wochen einer solchen Vermittelung abgeneigt gezeigt hat. Japan begründet seinen Schritt eben mit der Unmöglichkeit, noch länger zu warten und die Verstärkung der russischen Stell ung im fernen Osten anzusehen, nachdem e« 2b Tage lang ver geblich auf die Ueberreichung einer Antwort aus seine letzte an Rußland gerichtete Note gewartet hat. Die Note ist in der Tat, wie jetzt bestätigt wird, nicht in die Hände der japanischen Regierung gelangt. Unter diesen Umständen war der Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit der Erklärung de« Kriege« so gut wie gleichbedeutend und nur zu schnell ist die letzte Hoff nung, an die sich die Freunde de« Frieden» hielten, zunichte ge macht worden. Ohne eine weitere formelle Erklärung abzugeben oder abzuwarten, haben die Japaner bereit« in der Nacht vom Montag zum Dienstag mit den Feindseligkeiten begonnen, über die der Admiral Alexejeff nach einer bereit« durch Extrablatt »er- brelteten Depesche au« St. Petersburg folgende im .Regierungs boten" veröffentlichte Drahtmeldung an den Zaren abgeschickt hat: Ungefähr um Mitternacht vom 8. aus 9. Februar machten japanische Torpedoboote einen Plötzlichen Minenangrifs aus da« Geschwader, da« auf der äußeren Reede der Festung Port Arthur lag, wobei »Retwisan" und.Zäsarewitsch" und der Kreuzer »Pallada" beschädigt wurden. Der Charakter der Be schädigung wird festgestellt. Einzelheiten folgen für Ew. Majestät. Am Dienstag abend ging nachstehende«, ebenfalls bereit« veröffentlichte« Telegramm ein: New-Jork, 9. Februar. Die »Associated Preß" meldet au« Petersburg von nachmittag« 2'/, Uhr: Laut einer Mitteilung der Admiralität sind bei dem Angriff der Japaner gegen Port Arthur N japanische Kriegs schiffe und 1 russische« untergegangen. 7 Ruffen wurden getötet, zahlreiche verwundet. Pott Arthur steht in Flammen. Diesem folgte in der Nacht nachverzeichnete« Dementi: London, 9. Februar. Da« »Reutersche Bureau" meldet au« New-Jork: Eine Untersuchung über die angeblich offizielle Nach richt der »Associated Preß" au« Petersburg ergibt, daß dieselbe aus keiner Grundlage beruht. Nach den heute vormittag eingegangenen Depeschen erwiesen sich beide Nachrichten al« unzuverlässig. Die Japaner haben tatsächlich Port Arthur beschossen und, im Gegensatz zu obiger Meldung, wohl mit Erfolg, wie au» den im )epeschenteil wiedergegebenen und auch durch Extrablatt zum teil bereit« be kannten Telegrammen ersichtlich. Bereit« am Montag ist nach einer Meldung der »Köln. Ztg." au« Wien dem Kommandanten der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine Frhrn. v. Szenin vom Kommandanten de« Wach- detachement« der Pekinger Gesandtschaft ein Telegramm zuge- gangen, wonach Japan seine Garde und 2 Divi sionen auf 4V Dampfern eingeschisft haben soll. (Die gesamte japanische Armee besteht au« der Garde und 18 Liniendivisionen.) Die letztere Meldung ist bi«her noch nicht bestätigt, gewinnt aber durch die Nachricht von dem Angriff auf die russische Flotte an Wahrscheinlichkeit. Danach wäre in kurzer Zeit eine Landung größerer japanischer Truppenmassen in Korea zu erwarten. Rußlandrund Japan« Streitkräfte zu Lande haben etwa folgend« Stätte; Die japanische Armee beträgt rund 400000 Mann mit 486 Feld- und 198 Gebirg«geschützen. Die aktive Armee und die Reserve zusammen bilden die für einen Landkrieg verfügbare Feldarmee von 240 000 Mann. Der Rest, die Territorialarmee, kommt für einen Krieg gegen Rußland so lange nicht in Frage, al« nicht die russischen Truppen in Japan selbst eindringen, da die Territorialarmee nur im Lande selbst zu VetteidigungSzwecken verwendet werden darf. Die Kavallerie ist minderwertig wegen ihrer Pferde, während die Infanterie einen starken Offensivgeift und große Beweglichkeit verbunden mit Ausdauer im Ertragen von Strapazen hat; hingegen soll die Au«bildung im Schießen zu wünschen übrig lasten. Die russisch« Landmacht in Ostaflen bkträgt zurzeit rund Nb 000 Mann mit 300 Geschützen. Zikht man di« für d«n Grenz- und Sisenbahnschutz, sowie für den Feftung«dienst erforderlichen Mannschaften ab, so behält Rußland rund 100000 Mann gegenüber der japanischen Feldarmee von 240000 Mann übrig. Inwieweit die sibirische Bahn imstande sein wird, größere Verstärkungen prompt zur Stelle zu schaffen, läßt sich einstweilen nicht sagen. Die Bewaffnung de« russischen Landheere« steht, da sie noch ältere Konstruktionen aufweist, der japanischen etwa« nach; dafür erscheint aber die Ueberlegenheit de« russischen Sol datenmaterial« zweifello«. Der Gesecht«wert der russischen zu den japanischen Streit kräften zur See dürfte sich etwa wie 2 zu 3 verhalten. Tagesgefchichte. -Deutschland. Berlin, 8. Februar. Der Komman dant S. M. S. »Habicht" meldet au« Swakopmund: Der Feind hat die Umgegend von Omaruru »erlassen. Die Opera tionen gegen Gobabi« sind wieder ausgenommen. — Bremen, 9. Februar. Der Dampfer de« Norddeutschen Llohd »Darmstadt" mit dem Truppentransport für Deutjch- Südwcst-Afrika ist heute nachmittag 1 Uhr wohlbehalten in Swakopmund eingetroffen. — Zur Berittenmachung unserer Truppen sind bisher 300 Pferde in Argentinien angekauft worden, die am 20. d. Mt». mit dem Dampfer „Etiola" nach Swakopmund ab gehen werden. E« ist die« nur ein Vortransport, und e« ist der Kauf von weiteren 700 argentinischen Pferden in die Wege geleitet, die von einer deutschen RegierungSkommission, die bereit« nach Bueno« Aires abgegangcn ist und dort in zehn Tagen ein treffen wird, abgenommen werden sollen. Für den Fall, daß sich noch ein weiterer Ersatz a>« nötig Herausstellen sollte, sind Verbindungen in Mexiko angeknüpft, und ebenso wird die Frage erwogen, ob man einen Versuch mit der Sendung deutscher Pferde machen soll. — Frankreich. Sehr unbehaglich scheint man sich über den russisch-japanischen Konflikt in Frankreich zu sühlcn. Die sozialistisch-radikalen Blätter verlangen kategorisch die Erklärung, daß mit diesem Kriege Frankreich nicht« zu tun hat, da» nicht gegen die befteundeie Macht England für Rußland« ostasiatische Interessen Kanonen aufzufahren habe. Da« ist auch die Meinung Delcasse«, der aber begreiflicherweise davor zurückscheut, der be freundeten und verbündeten Macht von der Kammertribüne au« zu sagen, daß hier da« Bündni« nicht in Betracht komme. Eine öffentliche Aussprache wird dem Minister aus die Dauer aber nicht erspart bleiben. — England. Ueber die britische Mission in Tibet sind in London amtliche Schriftstücke veröffentlicht worden, welche ergeben, daß Großbritannien infolge der in den Jahren >900/01 vom Dalai Lama nach Petersburg gesandten Mission Rußland und China davon verständigt hat, daß e« irgendwelchen Maß nahmen, die darauf gerichtet seien, den bestehenden Zustand in Tibet zu ändern, nicht gleichgültig zusehen könne. Ein russische« Memorandum vom 2. Februar 1903 enthält die Mitteilung, daß Rußland infolge de« Vorgehen» England« vielleicht Schritte ergreifen könne, um seine Interessen zu schützen. Lan«downe hat daraufhin dem russischen Botschafter mitgeteilt, wenn Rußland irgendwelche Tätigkeit entfalten sollte, werde Großbritannien ge zwungen sein, seinerseits Maßnahmen zu ergr.iftn, welche über die Rußland« hinau«gehen. Einige Wochen später unterbreitete dec russische Botschafter eine Darlegung der Anschauungen Ruß land«, in der erklärt wurde, daß, wenn auch Rußland nicht wünsche, sich in Tibet einzumischen, doch irgendwelche Verletzung de« ütatu« <zuo in Tibet Rußland zwingen werde, seine Interessen in Asten zu schützen. Lan«downe erwiderte, Großbritannien müsse darauf bestehen, daß Tibet seine Vertrag«verpflichtungen erfülle. Al« die britische Mission nach Tibet abmarschierte, erhob Graf Benckendorff ernste Vorstellungen bei Lanidoivne. Dieser entgeg nete, e« scheine ihm über die Maßen sonderbar, daß diese Ein sprüche von einer Macht erhoben würden, die aus der ganzen Welt niemal« gezögert habe, in die Rechte ihrer Nachbarn einzu greisen, wenn die Umstände die« zu erfordern schienen. Wenn die russische Regierung ein Recht habe, sich darüber zu beklagen, daß Großbritannien Schritte tue, um durch Eindringen in tibe tanische« Gebiet Ersatz von den Tibetanern zu erlangen, zu welcher Sprache, fragt Lan«downe, würde dann nicht Großbritannien be- rechtigt sein angesicht» der russischen Uebergriffe in der Mand- schüret, in Turkestan und in Persien? Sin Telegramm de« Vize- könig» von Indien an den S»aat»sekretär für Indien vom 13. De zember 1903 besagt, daß nach einem Bericht de« Obersten Joung- hu«band russische Waffen in Tibet Angeführt würden und daß sich die Tibetaner auf Versprechungen von russischer Unterstützung ver ließen. — Daß gerade der jetzige Augenblick von der englischen Regierung für die Veröffentlichung diele« überau« interessanten Notenwechsel« gewählt wird, ist in hohem Grade bemerkens wert. In Peter«burg wird dieser Wink mit dem Zaunpfahle wohl verstanden werden. — Amerika. Der Riesenbrand wütete auch den ganzen Montag über in der Stadt Baltimore sott und richtete ge radezu furchtbare Verwüstungen an. Seit dem großen Brande von Chikago im Jahre 187 l ist in den Vereinigten Staaten keine solche Feuersbrunst mehr erlebt worden. Die Gebäude, die bi« Montag nachmittag zerstört sind, bedeckten zusammen 60 Acre« Land. Da» Zollhaus, Bank- und Theatergebäude, sämt liche Zeitungsdruckereien und viele Warenspcicher sind dem Feuer völlig zum Opfer gefallen. Auch da« Stadthaus steht in Hellen Flammen. Sonderzüge brachten die Feuerwehren von Washing ton, Philadelphia, New-Jork und anderen Städten hierher. Doch sind alle Bemühungen gegenüber dem wütenden Feucrmeere ver geblich, da« gleich einer Flutwogc von zweihundert Fuß Höhe die Straßen entlang fegt, an den himmelhohen Wolkenkratzern hinaufleckt und sie gleich Streichholzschachteln verzehrt. Früh halb sieben Uhr sprang der Wind um und trieb die Flammen der Wasserscite der Stadt entlang, sodaß auch deren südöstlicher Teil bedroht wurde, dessen Bevölkerung schleunigst floh. Die Verwaltungsgebäude der Baltimore und Ohio-Bahn und der Pennsylvania-Bahn sind ebenfalls niedergel»annt. — Philadelphia, 8. Februar. Da« Großfcuer in Baltimore hat da« GeschäftSvicrtel der Stadt, da« 140 Acre« umfaßt, so gut wie vernichtet. Bei der Bekämpfung de« Feuer« wurde ein Feuerwehrmann getötet. 75 Personen erlitten Verletzungen und liegen im Krankcnhause. Die mit Baumwolle beladenen Dampfschiffe nach Europa konnten vor dem Uebcrgreisen der Flammen gerettet werden, jedoch sind die Hafen pier« größtenteils zerstört. Auffallend an dem Feuer war die Schnelligkeit, init welcher die Flammen die massiven steinernen Gebäude zerstörten, von denen die meisten nach den neuesten Fortschritten der Technik angeblich feuersicher gebaut sein sollten. 12 Häuser wurden mit Dynamit gesprengt, um ein weitere« Umsichgreifen der Flammen zu verhindern. Die zerstörten Bau lichkeiten waren mit großen Summen versichert. Die eigentlichen Wohnviertel der Stadt blieben durch Umschlagen de« Winde« vor den Flammen bewahrt, jedoch sind Hunderte von Einwohnem der ärmeren Stadtteile obdachlos. Die Archive de« deutschen, des britischen und spanischen Konsulate« wurden von den Flammen zerstört. — Japan. Tokio, 9. Februar. Eine formelle Kriegs-Erklärung durch die japanische Regierung wird hier für Fieitag erwartet, nachdem der russische Gesandte Baron Rosen abgereist sein wird. Die erste, die zwölfte und die Garde-Division sind zunächst mobilisiert. Truppcntran-portschiffe, deren Zahl unbekannt ist, sind bereit- unterwegs, eskortiert von Kriegsfahr zeugen. Da« Auswärtige Amt hat eine begründete Darlegung über den Abbruch der diplomatischen Beziehungen veröffentlicht. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 10. Februar. Am 8. d«. Mt«. früh in der sechsten Stunde ist am Bahnhofe Eibenstock, und zwar am Uebergange der Bahnhofstraße über die Bahngleise der 37jährige Handschuhmacher Bondcjson au» Malmö in Schweden in er starrtem Zustande aufgefunden worben. Die Wiederbelebungs versuche sind von Erfolg gewesen und der Aufgefundene hat am gleichen Vormittag im hiesigen Krankenhause Aufnahme gefunden. B. hat angeblich am 7. d«. Mi«, hier Arbeit zu erhalten ver sucht und abend« in verschiedenen SLankwirtschaften hier verkehrt. Er scheint hieraus planlo« in die Nacht hineingelaufen und an ter vorbezeichneten Stelle so von Müdigkeit ersaßt worden zu sein, daß er sich dort zur Ruhe niedersetzte, hierbei jedoch einschlics. — Dretben. Vor der 2. Strafkammer de« hiesigen Landgericht« hatte sich am Sonnabend der Redakteur der sozial demokratischen »Sächs. Arbeiter-Ztg." Düwell wegen Beleidigung der Generaldirektton der sächsischen Staat«bahnen zu verantworten. Der Angeklagte hatte zwei heftige Artikel gegen die genannte Behörde veröffentlicht, in denen er behauptete, die Schuld an den Mißständen aus sächsischen Bahnen und speziell an dem be kannten Unglück auf der Haltestelle Buchholz trage allein die »Sparwut" der Behörde. Gerichttseitig war da» ReichSeisen- bahnamt ersucht worden, in bezug auf da« Buchholzer Unglück sich gutachtlich zu äußern, ob irgend welche Schuld der Ver waltung beizumessen sei. Da« Amt hatte die» au« gesetzliche» Gründen abgelehnt. Dafür hatte da« Gericht den Oberbaurat Andre in Dresden und den früheren russischen Eisenbahndirektor und Vorstand der Rigaer Bahn, Geheimrat Pander al« Sach verständige geladen. Beide erklärten übereinstimmend, daß die Betriebssicherheit auf den sächsischen StaatSbahnen die denkbar