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Dresdner Nachrichten : 10.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187506108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-10
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.06.1875
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MsH'Int «Igttq fr«, 1 Uhr In dcr (krvcdiiion Warirnilr»t>e Ni. «l>o„. ncmenl»»rk>« v>erl»lial,r> ltch SMarl - > Pttie.durq »te Pos, S Mar! »U P,ac. Stnjrl. vlumiarrn I'nMr. «uflagr: 27000^'kvl. Allr die Rlickgade ein,,. sandter Ma„»irr>pie «echt sich die Rrdaciw» »ich« verdlndlich. Anferoken-Iliniadme a»>. «iirlt: U»»»»u»t«i>> »uö V»>I,e tn Hamdurg, Äer> Itn, Wien, SetpU^. Valrl Vrellou. »rauksurt a M. — lloL U »,» t>i «riitn, SelpZ». VUrn. Hamburg, gronksurl a. P>.. w'uu- chen. — Vaud, t 0o. in Urautsurt a. M. — i r. Vxigt in Cbrmnlg. — Ii>- N»,U»IUt,. liuvi«, t c.», t» Par». Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepschsr Reichardt in Dresden. Anlrrate werden »»»W» Sirade Ut angenomme» di, «d. !) Uhr, Loniilu^ di, MM-g» »2 Uhr. 2» Meuiiadl: grote »lotre«. gasir ü dit Rachm. 4 Uhr, Der Raum einer ei«, thailiara Pclil^rite kostet >^s>, . ümqeiandl dt» Zette ltt P,.ic. »u>r Garonli» tnr da» nach stldtztge strichet. nri> der Inserate wir» nicht ge,i eben. eiurwiirtige t'innonrrn, Auilragk von NN, und» tannirn ?,trmrn und Per. tonen inscriren wtr nur argen P ranum r l a nd o» Zähl uN , durch Bitet- markrn oder Postetnjali» lu»>, ücnn TUden losten tü P- c, üuuiute ,ur dir ttltonlaod 'Rnniinec «drr nach kiiiein Feliiag. die Peliijktte Ä P'ge. Politisches. „Ich soupire nicht, Majestät!" ES ivar am Abend des 18. März 1848. Blutiger Bürgerkrieg wogte in den Straßen Berlin-, nachdem am Nachmittag desselben Tages durch das historisch gewordene „Mißverständnis!" zwei Schüsse aus den Reihen der vor dem königlichen Palast ausgestellten iColdatcn abgcfeuert worden waren. Der Schrei: „Berrath! Berrath! Mau mordet unsere Brüder!" gellte durch die Stadt und die erste Kanonenkugel war bald gegen die erste Barrikade abgefeuert worden, ein Geschoß, wel ches die Legende alsba'.d mit der Aufschrift: „An meine lieben Ber liner" versehen sein ließ. Im Schlosse des Königs herrschte derweil die größte Unruhe, gepaart mit einer fast naiven Unkenntnis, der wahren Stimmung der Bevölkerung. Die Empörung des »Volkes, dessen angestammter Herrscher er war, fand keine Erklärung im romantisch mittelalterlichen Katechismus Friedrich Wilhelms I V. Da erscheint Abends ein unscheinbarer Alaun an der »Pforte des Palastes. Er ist bestäubt, in Neisekleideru und verlangt Einlaß, ohne sich um das sonst vorgeschriebcne Eercmoniell zu kümmern. Es ist der Landrarh Georg von Bincke, der Matador der Opposition des vereinigten Landtages, dieser Borschulc des parlanientarischen Lebens in Preußen. Niemand denkt daran, den so wenig höfisch gekleideten Mann aufzuhalten. Er schreitet raschen Trittes durch die verödeten Gemächer, hie und da mit verächtlichem Blick die in den Ecken furcht »am und scheu zusammcngedrängtcn Schranzen musternd, die rath- lo- dem Ungeheuerlichen gcgcnüberstanden, das sich vor ihnen ab spielte. So gelangt Bincke in das Zimmer, in welchem der König, von Generalen und Ministern umgeben, neuer Botschaften des Schreckens gewärtig, entschlußlosen Rathcs pflog. Bei Binckcns Eint.itt eilte der Monarch auf ihn zu und, um sich selbst eine gcivisse Contenance zu bewahren, sprach er sein Bedauern aus, daß der Ab geordnete diesmal „unter dem Donner der Kanonen" seinen Einzug in Berlin hatte halten müssen. Kaum hatte der König geendet, als einer der dabei stehenden Generäle den Eintretendcn mit den scharfen Worten apostrophirte: „Das ist die Frucht ihres schändlichen Land tages; der allein hat uns dies Alles auf den Hals gehetzt!" „Schä men Eie sich", versetzte Bincke, ohne Rücksicht aus den dabei stehen den Monarchen, „daß Sie so von einer Institution des Landes zu sprechen wagen, welche der König selbst zur Erfüllung seiner Ver pflichtungen gegen das Land in's Leben gerufen!" Friedrich Wilhelm IV. wollte begütigend dazwischen treten und sagte, von diesem Thema ableukend: „Sie soupirenßdoch mit uns, lieber Bincke!" „Ich soupire nicht, Majestät", entgegnete Bincke lakonisch, kehrte sich lurz ab und verließ das Schloß. Das war der Sohn der rothcn Erde, dessen Tod uns der Telegraph gemeldet. In Allein ein echter Westfale, derb, knorrig, geradaus, rücksichtslos und vor Allem zähe, fast eigensinnig und halsstarrig, wie cs in ähnlicher Weise, wenn auch mit weniger Witz und minder leichtem Redefluß, seine Lands leute Waldeck auf diplomatischer, Mallinckrodt auf ultramontaner Seite gewesen. Bor IO Jahren zwang zunehmende Kränklichkeit den müden Kämpen vom Schauplatz abzutrcten und die rasch ver gessende Mitwelt wird erst jetzt wieder durch eine kurze Todesanzeige an diesen bedeutenden Politiker und parlamentarischen Redner erinnert. Als daS Haupt der altliberalen Partei, der sogenannten Gothaer im Parlament zu Frankfurt und zu Erfurt, hat Georg Bincke eine Richtung angebahnt, welche von den Ereignissen überfluthct, in der jetzigen nationalliberalen Partei wieder austauchte, bis einst der Strom der Zeit auch dieser ein ähnliches Schicksal bereiten wird. Sein Weg ist nicht der unsere, aber das Lob, welches ihm gebührt, sei ihm trotzdem gern gezollt. Bei aller trotzigen Zähigkeit, welche ihm als Westale eigen war, vermied er stets sich einem Extrem zuzuneigcn und blieb dem Absolutismus ivie dem Radikalismus gleich abhold. Jur Frankfurter Parlament bekämpfte er die Demo kratie und vertrat damals schon die Idee, Deutschland unter preußischer Führung geeint zu sehen. Energisch bekämpfte er in dem folgenden Berliner Landtage das rcactionäre Ministerium und Herrn von Bismarck, welcher damals eine Parteistellung »innahm, deren der heutige Reichskanzler sich sicher ungern erinnert. Verstimmt trat damals Vincke von dein frucht losen Kampfe zurück, doch mit der neuen Aera des Prinz- Regenten nahm er 1861 die parlamentarische Thätigkeit wieder auf, ehrlich bestrebt im Sinne des Fortschritts und der Verfassungs mäßigkeit. Der Unmuth über die entstandenen Meinungsver schiedenheiten in der von ihm vertretenen Partei ließ seine Freude am politischen Leben noch einmal ermatten, bis ihn die deutsche Politik des neuen Ministerpräsidenten Bismarck auf's Neue wach rief. Mit aufrichtiger Genugthuung sah Vincke seinen ehemaligen schroffen Gegner, der von der Zeit und den Verhältnissen unendlich Viel gelernt hatte, durch Thaten Das erreichen, was er mit Worten bisher vergeblich erstrebt. Mit Freuden hätte jetzt Vincke mitge wirkt an dem begonnenen Werk der Einigung Deutschlands unter vreußischer Führung, aber Kränklichkeit zwang ihn davon abzustehen und bis zu seinem am 5. Juni erfolgten Hingang ein müssiger Zu schauer der großen Ereignisse zu bleiben. In der Verfassungsge schichte Preußens und Deutschlands gebührt aber dem ehrlichen Politiker und dem mit einem wunderbaren Redetalent begabten volksfrcundlichen Aristokraten ein Ehrenplatz. Jin politischen Leben ist die Achtung ritterlicher Gegner eine Pflicht. So wenig wir uns deshalb für das Klostern> esen be geistern können, so ungem wir es sehen, wenn die todte Hand der Klöster Reichthümer häuft, wie der Ankauf einer Herrschaft in Mähren uin 200,000 Thlr. durch unsere sächsischen Klöster beweist, so gern nehmen wir von der günstigen Schilderung Akt, welche uns über deren neuen geistlichen Oberhirten wird. Der neue »Prälat von Offegg, Oe. Salesius Mayer, dem unsere beiden sächsischen Cisterzienserklöster unterstehen, hat sich auf dem Konzil als ein Gegner der Unfehlbarkeit deS Papstes gezeigt und hat als Professor der Theologie in Prag stets eine gut deutsche Gesinnung documentirt. »Bewahrheitet sich noch dazu die Ernennung des milden älteren »Präses Bewert zum apostolischen Vicar in Sachsen, so sind ivir in der erfreulichen Lage, die drohende Wolke religiöser Eonslikte ge fahrlos über unser engeres »Vaterland hinwcgzichcn zu sehen. Die älteren Bürger der Hauptstadt Sachsens erinnern sich noch mit Gc- nugthuung der Zeit, wo alle Eonfessionen sich bei dem »Bau der katholischen Pfarrkirche in Neustadt-Dresden helfend betheiligten. Diese glückliche Lage Sachsens macht uns für die anderwärts waltenden Schäden aber nicht gleichgiltig und wir beobachten mit einigein Antheil, wie gleich dem Heerwurm sich eine schwarze Auswanderung mit Hab und Gut vom deutschen Rhein hcrüber nach Belgien und Holland vollzieht. Die Schwestern vom heiligen Herzen Jesu in »Aachen haben im Limburgischen ein adliges Gut erkauft und ziehen dorthin; die Karmeliterinnen und Karmeliter, die Schwestern von der Heimsuchung und die vom guten Hirten u. s. w, u. s. w. folgen ihnen nach. Die Franziskaner haben sogar ein eigenes Schiff gemicthet und wollen nach »Amerika auswandern. So vollzieht sich halb öffentlich, halb geheimnißvoll eine Auswan derung im Großen, welche einen alten, auf dem Volksleben ruhenden Bann löst. Deutschland bereitet sich zum Fest des am längsten erhellten Tages, wo das Licht am »Mächtigsten waltet, wo die alten Germanen den Gott Froh auf dem leuchtenden Eber die Welt durchreitend wähnten und das Christenthum den Lichtvcrkünder Johannes feiert. Nicht blos auf unfern Bergen, nein in den Herzen aller Deutschen entzünden sich jetzt die Johannes feuer der Aufklärung und der allgemeinen »Menschenliebe! VocalcS und Sächsisches. — I. Maj. die Königin hat gestern die k. Villa zu Strehlen verlassen und das Hoflager zu Pillnitz bezogen. — Der Staatsminister Freiherr von Friesen hat vom König von Schweden das Großkreuz des St. Olaf-Ordens, der Geheime Finanz-Secretür Theodor Ludwig Schmidt und Heinrich Julius Hartmann das Prädicat „Eommissionsrath" und der Erb- und Lehn richter Earl Friedrich Thümer zu Gahlenz das Ehrenlreuz vom Albrechtsorden erhalten. — Len vorgestrigen Vormittag widmete Se. Majestät König »Albert in Leipzig wiederum dem Besuche mehrerer Professoren-Vorlesungen; ein späterer »Ausflug führte ihn mittelst Extrazugcs der Thüringer Bahn nach Eythra und Pegau, und von da pr. Equipage über Wiederau und Zwenkau nach Leipzig zurück. »Nach dem Diner im kgl. »Palais besichtigte der König noch die Sternwarte und wohnte sodann Abends dem Eommers dcr Eorpsstudenten in der Eentralhallc (KaiscrsaaP bei. --Wie wir schon vor einigen Tagen mittheilten, findet die Eröffnung der bevorstehenden Gewerbe- und Industrie- Ausstellung definitiv am 1ö. dieses Monats statt und wird die ser Aet durch eine solenne Feierlichkeit begangen werden. Wie man wohl hoffen darf, wird unser KönigSpaar den ErösfnungSact bei wohnen, und ist auch eine große »Anzahl hervorragender Männer unseres engeren »Vaterlandes hierzu eingcladen. Zu bedauern wäre es wirklich, sollte durch die Unzuverlässigkeit vieler Aussteller, die Ausstellung an diesem Tage noch vielfache Lücken zeigen und um so bedauerlicher, als von Seiten des GewerbcvcreinS »Alles gethau worden ist, um selbst unter so schwierigen Umständen die Localilälen zur rechten Zeit für »Ausnahme der Maaren fertig herzustellen. Der Eintrittspreis ist am Eröffnungstage aus zwei Mark festgesetzt und treten die billigeren Preise vom 16. d. ein, also vom 2.Tagc der »Aus stellung an. »Partoutkarten für die ganze Dauer der Ausstellung geltend, sind an der Kasse auch schon am 15). d. Al. zu erhalten, nur muß man seine »Photographie mitbringen, weil auf dieselbe die Legi timation gedruckt werden soll. »Nach dem großen Interesse zu ur- theilen, welches sich schon jetzt in allen Ständen der »Bevölkerung für dieses Unternehmen zeigt, darf inan wohl erwarten, daß der Besuch der Ausstellung auch am ersten Tage ein recht zahlreicher sein wird. — Wenn ein Privatgeschäfts»««:» eine geräuschvolle Maschine im Gang hat oder ein die Geruchsorganc molcstirendeS Gewerbe treibt, so hält die hohe Behörde, welcher die Wohlfahrt aller Bür ger gleich wichtig erscheint, darauf: daß die Nachbarschaft gegen überhandnehmendcn oder vermeidlichen Spektakel oder gegen pene trante Gase, geschützt wird. Selbst das Klaviertrommeln oder Singen bei nachtschlafender Zeit zieht polizeiliche Strafen nach sich. Nur die Eisenbahn-Verwaltungen scheinen in dieser Beziehung außerhalb der Gesetze zu stehen. Ist das z. B. ein Lärm Tag und Nacht auf dem Platze beim Leipziger und Schles. Bahnhofe! Lärm? Das Wort langt nicht zu! Der aufreibendste, betäubendste Spektakel ist's, was da vollführt wird. Wohlgczählt schrie dieser Tage eine in heiserm Baß pfeifende Rangir-Locomotive iin Leipziger Bahnhofe binnen der Zeit, die ein Fußwanderer von der Meißnergaffe bis zum Bahnübergang gebraucht, Nachts halb 2 Uhr 30 Mal! Die angren zenden Häuser kommen aus dem Erzittern von den dröhnenden Zügen, deren Lokomotiven dein: Aufsteigen zur Marienbrücke sehr oft in erschreckender Weise „trommeln", dem »Anläuten der Signal glocke, dem Zischen deS Dampfes, dem Schreien der »Wagenschieber, dem Nöllen der Droschken nicht heraus, und das geht lustig die »Nächte durch. »Wehe dem, der dort in einem benachbarten Hause krank wird und Ruhe bedarf! Sollte denn nicht ein minder gemein schädliches Nachtsignalisiren auszufinden sein, wodurch dieser polizei widrige Höllenlärm beseitigt würde? — Auch im Bezirksschulbezirkc Meißen sind, wie neulich hier von einigen anderen Bezirken mitgetheilt wurde, eine Anzahl Schul neubauten in Aussicht genommen und theilS schon fest projectirt. Wir nennen nur Großdobritz, RöhrSdorf, Niederjahna, Zadel, Naustcdt, Taubenheim, Jessen, WeiStropp, Herzogswalde, Ostra bei Meißen re. In Weinböhla ist der Bau bereits in Angriff genommen. Gerühmt ivird die »Bereitwilligkeit der meisten Schulvorstände und ihr Verständniß für die Nothwendigkeit eine» zweckmäßig eingerich teten Schulhauses. Die Fortbildungsschule wurde zwar an vielen Orten mit Widerwillen angesehen, aber auch sur sie hat sich das rechte Verständnis; bald gesunden, so daß ihre Einrichtung dem Ver nehmen nach bereits in allen Gemeinden und ohne äußeren Zwang beschlossen worden und in den meisten schon ins Leben getreten ist. An einzelnen Orten soll man damit umgehen, sie zu landwirthschaft- lichcn Schulen zu erweitern und es scheint, als sollten schon im nächsten »Winter mehrere derartige Anstalten ins Leben treten. Ucbcr die Einrichtung derselben und ihre zweckmäßige »Verbindung mit der Fortbildungsschule, die leicht in ihrem allgemeinen Vharalter ge fährdet werden könnte, ist man wohl noch nicht iin Klaren. Es ist nicht immer leicht, zwei Zwecke auf einem Wege u erreichen. -Nun der Versuch wird ja zeigen, ob eine gute Frucht daraus erwächst. Aber Vorsicht! — Gegen den vormaligen Pfarrer Würlert, derzeit in Lieb chensmühle bei Leisnig wohnhaft, ist nach der „V. Z." cm Straf verfahren eingelerlct worden. Ter Angeschuldigte soll sich durch Veröffentlichungen in der vcn ihm seit einiger Zeit herausgcgebenen Zeitschrift „Freie Glocken" gegen den ss 166 des Reichsstrasgesetz buchcs, welcher von der Gotteslästerung handelt, vergangen haben. — Gestern Früh zwischen 4 und 5> Uhr erblickte der die Bade anstalt unterhalb vom Linckc'schcn Bade besitzende Fischer eine Frau, welche die Mauer der Tiaconissen-Anstalt entlang in schnellem Laufe der Elbe zulicf. Hinter ihr her kam ein Mann gelaufen, der sic ohne Zweifel einzuholen beabsichtigte. »An der Elbe angckom men, stürzte sich die Frau nach einigem Ringen der Hände und an dern Verzweisluugsgcsten in das Wasser, wurde aber von dem hin zutretenden Fischer sofort wieder herausgezogcn und dem inmittelst herangckommencn Alaune, der sich als ihr Ehegatte vorstcllte, über geben. Das Ehepaar zog darauf mit einander ab, ohne dem Fischcr über sich und die wirklichen Motive des Vorfalls nähern Aufschluß gegeben zu haben. — »Vorgestern »Nackmittag war der Trcchslcrmeistcr Herr Längefcld, Earusstraße 21, mit d m Sieden von Wachs beschäftigt und goß zur Verdünnung desselben Benzin aus einer Flasche zu, als das Benzin sich plötzlich entzündete, die dasselbe enthaltene Flasche zersprang und Herr Längefcld durch die herausspritzende brennende Flüssigkeit an Gesicht"' Hals, Brust und Händen ganz erheblich ver brannt wurde. — »Am Bau des neuen Polytechnikums wurden vorgestern »Nachmittag in der 5>. Stunde große Quadersteine abgeladen. Die dabei beschäftigten »Arbeiter scheinen damit nicht vorsichtig genug verfahren zu sein, denn plötzlich ist ein solcher Quaderstein unver- sehends herabgeglittcn und hat den beim Abladen mit thäligen »Ar beiter Heink auü Metzdorf in »Preußen auf der Stelle erschlagen Der Verunglückte war 34 Jahre alt und unverhciraihct. -- Gestern »Nachmittag gegen 4 Uhr wurden die hiesigen Feuerwehrinannschaften durch den Feuer-Telegraph nach dem Kauf haus gerufen. Zum Glück hatten dieselben nicht nöthig, ihre Thätigkeit zu entfalten. Ein Gehilfe bei Photograh Hösfer» hatte Silbcrabfälle ausgekocht und war dabei eine große Dampf verbreitende Explosion erfolgt, welche irgend welchen weitere» Schaden nicht veranlaßt hat. — Gestern Nachmittag in der 6. Stunde erregte auf der Ostra-Allee ein »Manu in anständiger Kleidung allgemeines »Aus sehen. Derselbe schob sich an den Wänden der Häuser hin und suchte unter den wunderlichsten Geberden mit Vorliebe alle Ecken und »Winkel auf, in denen er sich herumricb. wobei natürlich sein Anzug beschmiert und kallig ward. Ein »Polizist nalnn sich endlich des sicht lich geistig gestörten Mannes an und führte ihn die Ostra-Allee ent lang, vennuthlich nach dein Stadttranlenhause. — »An die »Polizei sind vorgestern Abend zwei Böhmen, ein Mann und eine Frau, anscheinend Erdarbeiter, abgeliesert worden, welche ein städtischer Steuer-Einnehmer auf dem von der Stadt nach Eotta zu führenden »Wege m Folge einer ihm gewordenen Mit thcilung von Eottacr Kindern bin, daß jene beiden Leute zuvor ein kleines K!nd in einem Tragkorb bei sich gehabt und unter sich Reden geführt hatten, die auf eine Gewaltlhat gegen das Kind schließen ließen, festgcnommcn hatte, weil sie daS fragliche Kind nicht mehr bei sich hatten und ein solches gar nicht bei sich gehabt haben wollten. Zur Aufklärung der Sache sind sofort polizeiliche Erörterungen ein geleitet worden. — Nach dem kürzlich in Blasewitz erfolgten frechen Ein bruch und ausgeführten Diebstahl haben sich Mannschaften der frei willigen Turner-Feuerwehr des Ortes mit Genehmigung ihres Commandos bereit erklärt, den behördlichen Sicherheits-Organen iin Nachtdienst zur Seite zu stehen. Mit Dank ist dies Entgegcnkom men nicht blos von den stetigen Ortsbewohnern, sondern vorzüglich von den daselbst Sommerwohnung habenden Fremden anerkannt worden. Hoffentlich werden dadurch die Strolche verscheucht und * mögen daher die benachbarten Ortschaften ein wachsames »Auge und Ohr sich wahren vor solchen unwillkommenen, nächtlichen Besuchern. — Ein alter Mann in den 70ger Jahren, welcher gegenwärtig bei einem seiner vcrheiratheten Kinder in der »Antonsladt gewohnt hat, hat vorgestern »Abend in seiner Wohnung den Versuch geinacht, sich mittelst Durchschneiden der Kehle zu tödtcn. Er hat nun zwar, dem Vernehmen nach, sich wirklich einen so bedenkenden Schnitt in den Hals beigebracht, daß die Luftröhre dadurch völlig durchschnitten worden ist; der Tod ist jedoch nicht eingetreten und der alte durch dm Blutverlust sehr erschöpfte Mann nach der Diakonissen Anstalt gebracht worden. — Am Dienstag Abend um 10 Uhr machte ein I njährigeo Dienstmädchen von hier, oberhalb der Dampffährc, auf »Altstädtcr Seite, den Versuch, sich in der Elbe zu ertränken. Ein vorüber gehender Stubcnmaler war Zeuge davon, verhinderte die That und führte daS Mädchen seinen Eltern zu. — Von der Berlln-Anl'altiselicn EIscnbasm wird am nacktsten Sonntag, dm 18. Juni o. trüb 5. 5N ein «rtrama van Ber'1»
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