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Dresdner Journal : 08.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-08
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 08.04.1875
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^79 DvmmMg, ren 8. April 187S . . . 1«K»rk « >l»rk »v kL »L«tW, Hl»»»«»»! »» kf. I»»«»t»»»r»I»»« MW» s» 8»aw «in» E«»p»tt«»«» kstit»«tt»i Ach DK. L»t«r „IinE»»nckr" cki» L«I»i t» kL Ai»«A»1»«»» IH»Uot» mit ^»«n»d»« ck» So»»- »»ö r«»«s^ ^tb—ä» «Ur 6« totE«nck» HE. -rW-ntrZournal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. I»»»r»t»»»»»»d»« LM-^E! F> Voi»»ü»«s«M M» vr««cko«r ^oorv»I«s - ^»A«n 7>'»<, L«»I»»»,-»«rU»-VI«».I»t^E l-»r—». ».: 7ra»»«»t«-, <- >«rU» Vi«-L»»d»rU-rr»,-l^ip^E-rr»L^»r» ».«.- «»»-!>«»: sko»«, I«rU»l s /»vatick«»- <ion^,L. >ÜLs«<N1,- Ir«»»»: L iSc^ott«, /, St«»-«,', Kür«»»; 0L,mviti: F>. 7r»irktiu1 » ».: L Fac-«-'»eb« v F <7. //-«'mann^oke Nuobk., Da»L«<F6o., SdrUt«: /»v D., L»mt«„r: 0. Schürzt«-, kvt»: //««», <7 0«, »lAttE^t: Da«S« «t So., L»«d«E: Z' L7«^A«»,- Vt«! n. Oxpeitt. Nvr»a»E«^»r« ^KMEt. 8»l>«Litiov ä«, ^««»EtBj HrocktL, !L»rE»r»Ut«»^r»», No. U Alle, daß Ich mich herzlich freue, Sie wieder begrüßen funden, trinke Ich auf das Wohl des Königs von welche mit getreuer Fürsorge unser Werk fördern. Dieses Tagesyeschichte. * Berlin, 6. April. Die heute Abend erschienene „N. Pr. Z." schreibt: Für den Fall, daß der Gesund heitszustand Sr. Majestät des Kaisers und Königs die Reise nach Italien gestattet, werde Se. Majestät diese Reise in der zweiten Hälfte dieses Monats antre ten und sich nach Florenz begeben. — Nach zuverlässi gen Nachrichten werden nicht nur in Bayern, sondern auch in Westfalen und am Rhein Sammlungen für die Carlisten veranstaltet und zugleich zu diesem Zwecke Anleihescheine in Umlauf gesetzt werden. Auch die hö- hern Gesellschaftskreise sollen sich daran betheiligen und die Subscription bis Ende Februar mehr, als l Million Francs eingebracht haben. Die „N. A.Z." bemerkt hierzu: Die diesseitigen Behörden werden nicht verfehlen, ihre Aufmerksamkeit auf diese Agitation zu richten, und wenn die Bestimmungen des deutschen Strafrechts verletzt wer den, unnachsichtlich einschreiten. Es wird sich aber fra gen, ob der bezügliche Artikel der deutschen Strafgesetz gebung, welcher von feindlichen Handlungen gegen be freundete Mächte handelt, zur Anwendung zu bringen ist, oder ob der Vorgang unter die Rubrik des Betruges fällt, da auch mancherlei betrügerische Mittel angewendet werden, um solche vermeintliche Antheilscheine als credit würdige Staatsanleihe unter das größere Publicum zu dringen. — Gestern fand im Handelsministerium die diesjährige Generalversammlung des vaterländischen Frauen Vereins Statt und erfreute sich der persönlichen Theilnahme der hohen Protectorin, I. Maj. der Kaiserin, welche an der Seite Ihrer- Tochter, der Frau Groß herzogin von Baden, inmitten der zahlreich erschienenen Damen und Herren Platz nahm. An der Versamm lung, zu welcher auch die Zweigvereine Delegirie ent sendet hatten, betheiligten sich u. A. auch die Herren Minister v. Kamele, Or. Achenbach, Oi. Friedenthal und mehrere höhere Militärs. Von den Vertretern fremder Vereine bemerkten wir Frau v. Nostitz-Wallwitz und Frau Märst Simon für den sächsischen Albert verein, Frau v. Homberg für deu Aliceverein in Darm stadt u. A. Dem Vortrage des Rechenschaftsberichts folgte ein längerer Bericht des Hrn. Rittergutsbesitzers vr. Max Bauer über die Verhandlungen des Frank furter Verbandstages und das gegründete Vercinsblatt: „Frauenverband", worauf oie hohe Protectorin folgende Ansprache an die Versammlung richtete: „Sie wissen Wie di« Mailänder „Persrveranza" erfährt, sagte der Kaiser bei seinem Empfange zum Mini ster deS Aeußern, BiSconti-Lenosta, Folgendes: „Ich bin sehr befriedigt, daß Ich dem Wunsche, den Besuch des Königs Victor Emanuel zu erwidern, nach kommen und Meincrn königlichen Bruder den Beweis aufrichtiger Freundschaft und warmer Sympathie für Italien geben konnte. Ich beglückwünsche Mich zu der zwischen beiden Ländern bestehenden, auf gegenseitiger Achtung und Gemeinschaft der Interessen begründeten Freundschaft, bin von deren Dauer überzeugt, hoffe eine noch engere Gestaltung derselben und hege lebhafte Wünsche für Italiens Wohl." Heute Bormittag 10 Uhr erfolgt die Abreise deS Kaisers von Venedig. Die italienischen Prin zen Haden daS Großkreuz deS St. StephanSordenS erhalten. Graf Andrassy conferirte mit Luzzati wegen eines Handelsvertrages. Rew-Uork, Dienütag, 6. April (W. T B.) In Connecticut ist der Candidat der demokrati schen Partei zum Gouverneur gewählt worden. Die demokratische Partei hat außerdem die Ma jorität in der gesetzgebenden Versammlung erlangt und 2 Sitze im Congreß der Bereinigten Staaten gewonnen, indem 3 demokratische Deputiere in denselben gewählt find. nichtamtlicher Timi. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 7. April, Nachmittags. (Tel. d. Drrsdn. Jonrn.) Der Kaiser hat die pro- lectirte Reise nach Italien infolge der gestern er folgten ärztlichen Erklärung, daß die Verschieden heit deS deutschen und deS italienischen KlimaS für den Gesundheitszustand Sr. Majestät nicht zweck mäßig erscheine, aufgegrben. Mlt Bezug auf die sen Entschluß hat bereits der Kronprinz auf tele graphischem Wege dem König Victor Emanuel den Wunsch auSgetzrochen, mit der Kronprinzessin einen Besuch beim König von Italien abzustatten. Der König Victor Emanuel wurde um Bestimmung deS OrteS und der Zeit einer Zusammenkunft ge- beten. Venedig, DienStag, 6. April, AbendS (W. T. B.) Der Kaiser Fran; Joseph und der König Victor Emanuel find heute Vormittag um '^10 Uhr in Begleitung der königlichen Prinzen, der Kronprinzessin Margarethe und deS beiderseitigen Gefolges zur Militärrevue nach Liaonza abge reist. Die Truppen wurden von dem Generallieu- tenant Grafen Pianell, Commandirrnden »u Ve rona, befehligt, und waren 2 Jnfanteriedivifio- nen, 2 Geniecompagnien, 1 Bersaglieriregiment, 4 Batterien und 1 Cavaleriebrigade ausgestellt. Nach der in den ersten RachmittagSstundrn er- folgten Rückkehr hierher unternahm der Kaiser mit seinem nächsten Gefolge einen Ausflug nach Lido. Ueberall wurde der Kaiser von der Bevöl. kerung mit Enthusiasmus empfangen. Um ^7 Uhr indet Hofdiner und nach demselben eine Kestvor- tellung im Theater Kenice Statt. (Vgl. die aus- ührlicheu Mittheilungen über den Empfang des Kaisers von Oesterreich in Venedig in der „Tagesgeschichte" unter Wien.) Venedig, Mittwoch, 7. April, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Jonrn.) Zu dem gestern Abend stattge habten Hofdiner waren 80 Personen geladen. Zur Rechten deS Königs saß der Kaiser, ihm zur Seite die Kronprinzessin Margarethe. Bei dem dritten Gange brachte der König folgenden Toast auS: „Ich trinke auf das Wohl Sr. Majestät des Kai sers von Oesterreich und Königs von Ungarn, Meines erlauchten Gastes, Bruders und Freundes, sowie auf das Glück und die immerwährende Eintracht (union) beider Staaten." Der Kaiser von Oesterreich erwiderte Fol gendes: „Mit den Gefühlen Meiner lebhaftesten Dankbar keit für den herzlichen Empfang, welchen Ich hier ge Amtlicher Theil. Dresden, 2. April. Mit Genehmigung Sr. Maje stät des Königs ist der bisherige Hüttenmeister bei dem Eisenwerke zu Gröditz Karl Heinrich Adolf Bernhard Ledebur zum Professor der Eisenhüttenkunde, mechanisch metallurgischen Technologie und Salinenkunde an der Bergakademie zu Freiberg ernannt worden. Sr. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Bürgermeister August Friedrich Ela uh zu Frei berg das Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Chausseewärter Gottlob Birkigt in Blumroda die zum Albrechtsorden gehörige silberne Medaille zu verleihen geruht. Italien, Meines Bruders und theuern Freundes, auf ??zu können, diesmal in Gegenwart meiner geliebten das Wohl der königlichen Familie und auf die Wohl-A Tochter und im Sinne der Fürstinnen Deutschlands, fahrt und das Gedeihen Italiens." welche mit getreuer Fürsorge unser Werk fördern. Dieses Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 6. ?lpril: „Die Sirene", Lustspiel in 4 Acten von Mosenthal (zum ersten Male). „Ein Stündchen auf dem Comptoir", Gesangsposie von Siegmund Haber (zum ersten Male). Beide Novitäten, die ein zahlreiches Publicum ver sammelt hatten, waren vom Herrn Regisseur Meister sorgsam in Scene gesetzt und mit regem Fleiß wohl ein- studirt. Auch ihre Wahl ist vollkommen zu billigen, denn während es gegenüber dem ersten Stück zu den Obliegenheiten jeder größeren Bühne gehört, eine Pro duction eines renommirtrn Bübnenschriftstellers wie Mo- senthal zu berücksichtigen und ihrem Publicum möglichst bald vorzuführen, empfiehlt sich der kleine Schwank von Haber durch seine harmlose hcitere Natur und kann als loser Rahmen sehr passend zu extemporirten Einlagen benutzt werden. Die Wirkung solcher kleinen pikanten Localbeziehungen ist nicht zu unterschätzen und gestaltet sich dankbar und wohlerlaubt, wenn dabei Vorsicht und Tact obwalten. In jeder großen Stadt reiten gar Viele spazieren, die sich ohne Kränkung für die Gemeinde ge troffen fühlen dürfen, wenn ihr Esel oder Steckenpferd einen Peitschenhieb empfängt. Ohne Uebergriffen irgend das Wort reden zu wollen, finde ich es bei Hrn. Engelhard, der als Comptoir- diener Neese der komische Träger dieses Stückes war und dabet von Hrn. JaffS und Meister als Bläh- lämmel und Henneberg lebhaft unterstützt wurde, durch aus dankenswerth, daß er seine Gabe für das Auf- suchrn von L-calbtjirhungrn regsam erhält. Mosenthal's „Sirene" bekundet leider keine gern ge hoffte Frische seines Bühnentalents. Es hat sich allem Anscheine nach nicht gut conservirt, denn seine scenischen Bewegungen sind muhevoll und steif, seine Einfälle trocken und dürftig. Wir befinden uns — und das stimmt jwehmüthiger als andere Mängel — einen: Dialog gegenüber, der mit knapper Noth die Forderungen der Situation so weit befriedigt, daß sie ohne Unklar heit fortschrciten darf. Dian würde zufrieden sein, wenn auch die Konversation und Gefühlsäußerung ihre Aus gabe schuldig blieben: im Bunde mit der Action eine feine Charakterzeichnung hinzustellen; aber sie müßten bei dieser Einseitigkeit wenigstens stark sein in der Ver tretung des Selbstzweckes, uns durch Witz, Humor und spirituelle Ideen trefflich zu amusiren. Für Lustspieldichter, denen es an Kraft und specieller Befähigung fehlt, ein Theaterstück so zu gestalten, daß es von einer geistig interessanten, sich natürlich steigern den Handlung erfüllt ist und diese Handlung als einen freien Willen oder Conflict der Charaktere hinstellt, giebt es außer der Plauderei eines ergötzlichen Dialogs noch ein anderes Palliativmittel, um das Leben der Bühnen wirkung Hinzufristen. Dieses Palliativ besteht in den spannenden Reizungen, die durch übliche Jntrigue, drollige Situationskomik und spaßhafte Verwechselungen und Miß verständnisse erregt werden. Das fragwürdige Ragout solcher Mittel ist seit einem halben Jahrhundert eigent lich das theatralische Leibgericht vom Gros des deutschen Publicums, für welches dasselbe unter dem Vorwande, anspruchslos, nämlich trivial und hirnlos lachen und geistig rin paar Stündchen faulprlzen zu wollen, alle höheren Ansprüche ohne Schmerzen aufgiebt. Auch dieses Familienessen hat ihm Mosenthal nicht gekocht. Er hätte es indeß als Aushilfe nicht verschmähen sollen, andere Autoren der modernen behaglichen Bühnenbanalttät, Werk vereint alle Theile des Vaterlandes, alle Stände, alle Gesinnungen in dem Bedürfniß helfender Liebe und in rastlosem Fleiß. Ich danke Ihnen für Alles, was Sie leisten, und weiß, daß wir in derselben Eintracht Uns Wiedersehen werden." — Im Anschluß an die Ge neralversammlung wurde Mittags 12 Uhr im Saale der kurmärkischen Ritterschaft im Beisein Ihrer Maje stät der Kaiserin und der Frau Großherzogin von Vaden der Delegirtentag des vaterländischen Frauen- »rrrins eröffnet. — Von den, der Reichstag s;u st iz- «ommtssion angehörigen Abgeordneten aus Bayern, soweit solche auch dem bayerischen Landtage angehören, ist mit Rücksicht auf die Arbeiten des letzteren ein ander- »rtter Antrag auf Verschiebung der Sitzungen der Hommisston bis auf den 2ö. d. M. gestellt worden. Die « mehreren Zeitungen enthaltene Nachricht, daß der Entwurf der Concursordnung an die Reichstagsjustiz- oommisston werde verwiesen werden, ist unrichtig, da die Einsetzung der Commission auf einem besonderen Reichs- gesetze, in welchem die, der Commission überwiesenen Ge setzentwürfe spcciell verzeichnet sind, beruht, zu diesen Entwürfen aber der Entwurf der Concursordnung nicht gehört. 0. Berlin, 6. April. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses, welcher der Cultusminister Or. Falk beiwohnte, stand die dritte Berathung des Ent wurfs eines Gesetzes, betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch katholischen Aisthümer und Geistlichen, als einziger Gegenstand auf dSr Tagesordnung. Vor Eröffnung der Generaldiscus- sitzn bemerkt zunächst der Abg. Or. Windthorst (Meppen) zur Geschäftsordnung, daß, soviel er wisse, eine große Attzahl von Petitionen gegen den Erlaß dieses Gesetzes eisigegangen seien, ohne daß bis jetzt darüber Bericht erstattet worden. Der Präsident der Petitionscommission, Atzg. vr. Gneist, erklärt hierauf, daß ein Bericht über ditse Petitionen noch vor der definitiven Beschlußfassung über das vorliegende Gesetz erstattet werden würde. Zu der folgenden Generaldiscussion haben sich 7 Redner gegen und 3 für die Vorlage gemeldet, und eröffnet die Debatte Abg llr. Reichensperger: Die durch das vorliegende Gesetz emzustellendc staatliche Rcchlsverpflichtung beruhe we sentlich aus der Säkularisation der Kirchengüter, nicht aus einem Vertrage, und sei bisher unbeanstandet, wenn auch nur in verbättnißmäßig sehr bescheidenem Maßstabe erfüllt worden. Diese StaatSleistungen seien im wahren Sinne des Wortes Alimente, welche zu leisten sich der Staat verpflichtet habe, und Alimente pflege man sonst bei civilisirlen Völkern mit be sonderer Rücksicht zu behandeln. Der vorliegende Gesetzent wurf widerspreche außerdem direct dem Wortlaute der Ver fassung, da dieselbe jeder Religionsgesellschaft den Genuß der für ihre Culiurzwecke destlmmten Fonds sichere. Er habe sich schon wiederholt gefragt, warum alle von seinen Parteigenossen auf Grund der Verfassung gegen Erlaß dieses Gesetzes ge machten Anführungen so odne Effect geblieben seien, und könne ich diese Frage nur damit beantworten, daß in Religions achen die Gegner einer Konfession niemals zu einer richtigen Bcurtheilung der Sachlage gelangen, und daß dergleichen Fra gen daher nie durch Majoritätsbeschlüsse entschieden werden dürfen. Man habe das Gesetz damit rechtfertigen wollen, daß man sich heute in einem Kriege zwischen Staat und Kir be be finde. Wolle denn die Regierung in den katholischen Bischöfen und Geistlichen eine kriegführende Macht anerkennen? Das sei doch wahrlich nicht zu denken, ebenso, wie sich die Bischöfe nicht als dem Staat gegenüber kriegführende, sondern gleich den Andern als treue und gehorsame Unlcrthanen des Königs fühlten. Der Abg vr. Gneist habe in die so erregten Ge- müthcr durch seine Rede nur noch weitern Zündstoff geworfen. Der Zweck dieses Kämpfes könne seiner Ansicht nach doch nur die Herstellung eines dauernden Friedens zwischen den ver schiedenen Cousessionen sein, wenn der Staat nicht in seinen Grundfesten erschüttert und geschädigt werden solle. Aeuße- rungen, wie sie Aba. Gneist hier einer katholischen Minorität gegenüber gethan, seien daher zu bedauern. Er erwarte von der liberalen Majorität, daß sie sich die Sache trotz Alledem noch einmal überlegen werde, denn die Annahme dieses Ge setzes sei zugleich der Ruin des Princips des constilutionellcn Parlamentarismus. (Lebhaftes Bravo im Centrnm.) Abg Jung: In den Ferien habe man sich über die Stimmung im Volke orientiren können. So habe er in Er fahrung gebracht, daß im Rheinlande dieses Gesetz als richtige Antwort auf die Encqklika betrachtet werde. Namentlich auch in katholischen Kreisen (Gelächter im Centrum) habe inan dies Gesetz freudig begrüßt, denn in diesen Kreisen wünsche man lebhaft das Ende dieses Culturkampfes, sie litten darunter. Auch seien die Landbewohner einem derartigen Terrorismus unterworfen (Widerspruch im Centrum), daß sie sehnlichst den Kampf beendet wünschten, aber zur Ehre und zu Gunsten deS Staates. Man verlange Energie der Regierung, da man im mer noch nicht an den Ernst derselben in diesem Kampfe glaube. Preußen habe durch Schonung der Hierarchie :m Rheinlande d:e Leute schonungslos in die Gewalt der Geist lichen gegeben. Eigenthümlich sei der Hinweis aus das Ge wissen. Es handle sich hier um ein vom Papst vorgeschriebe- nes Gewissen. Der Papst, so scheine es, habe einen Telegra- vhenapparat. auf dem er nach Belieben Herumspiele und da durch auf daS Gewissen der Katholiken drücke. Ein Druck auf deu großen Knopf bedeute für die ganze katholische Kirche Gc- wiffensnoth. In diesem Kampfe handle eS sich einfach um Souvcränetät des Staats gegen Souveränetäl des Papstes. Jeder, der die Sache so auffasse, werde energisches Vorgehen der Regierung wünschen, um der Schlangenlist von anderer Seite wirksam zu begegnen Man spreche von der großen Opferwilligkeit deS katholischen Volkes im letzten Kriege, ja von katholischer besonderer Tapferkeit. Dies könne man nicht sagen, da eS bisher keine confessioncllen Regimenter gegeben. Wie in geistlichen Dingen, so sei es auch früher in weltlichen gewesen. Als Stein und Hardenberg die Leibeigenschaft auf gehoben, habe es bei der Junkerpartei, Hr. v. d Marwitz an der Spitze, auch geheißen: „Das ist gegen Gottes Ordnung!" Als Entgelt dafür hätten die schlesischen Gutsbesitzer Mil lionen Thaler gefordert und. als sie diese nicht bekamen, die Bauern gegen die Staatsgewalt aufgehetzt.. Alle damaligen Reden seien mit denselben Hinweisungen auf die göttliche Ord nung gespickt gewesen, wie sie gegenwärtig im Centrum gehal ten würden. Der Staat habe damals den Aufstand leicht unterdrückt, die aufgchetzten Bauern hätten eine ungezählte Menge Prügel bekommen und die hohen Herrschaften selber wären bis auf einzelne Rädelsführer leer ausgcgauaen Heute wiederholt sich dieselbe Erscheinung. Die hohen Geistlichen, die katholischen Journalisten thäten alles Mögliche, um das Volk aufzuhetzen, daS schließlich die Kosten tragen werde, sinte mal man ja Alles aufbiete, die „Märtyrer der heiligen Sache", die modernen „Lorenzien" rc durch Selbstbeköstigung in den Gefängnissen und sonstige Vergünstigungen, so wenig wie nur irgend möglich leiden zu lassen. Seit diese Leute in den Ge fängnissen sitzen, habe man sorgfältig alle Räume derselben durchgestöbert, um zu erfahren, ob die Herren auch ja recht human behandelt würden. Um das verführte Volk bekümmere sich aber Niemand, das werde schließlich immer der Prügel knabe sein. Von der Zeit an, wo man die Interpretation ge schaffen habe, „der Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden ist der einzige Interpret seines Willens", müsse der Staat die Glaubensfreiheit einem Willen gegenüber aufrecht erhalten, der in der katholischen Kirche Gebete zur Ausrottung der Ketzer und Irrgläubigen anordne. Was würden die Herren vom Centrum dazu sagen, wenn man in der evangelischen Kirche Gebete zur Ausrottung der Katholiken anordncn wollte ? Alle revolutionären Geister zögen sich nach Rom zusammen. Man möge das Chor der Rache sich selbst überlassen, Preußen würden sie nicht in Schrecken setzen, sic seien sich der Ausgadc PreußenS seit dem 16 Jahrhundert vollkommen bewußt und würden die Kraft besitzen, die Prätentionen des päpstlichen Stuhles mit aller Energie zurückzuweisen. Abg ^ras Praschma: DaS vorliegende Gesetz stelle nicht den Frieden her, sondern schärfe den Conflict. Die jetzt be stehenden Zustände müsse inan aber mit allen möglichen Mit teln beteil,gen. »ich, »u« Macht des Valertaudes, was nützen die Lo, beeren der vergangenen Jahre, wenn der innere Frieden fehle? Der Conflict habe Preußen größere Wunden geschlagen, als alle die letzten großen Kriege zusammen Als er hier vor 2 Jahren gegen die Acnderung der Grundrechte gesprochen, habe er an das Gewissen der Protestanten und Katholiken appellirt. Trotzdem habe sich die Majorität nicht abhalten lassen, die 25 Jahre bestandene Verfassung in Trüm mer zu schlagen (Oho!) und auf diesen Trümmern den Con flict mit der katholischen Kirche ausgebaut. Man greife jetzt noch immer nach neuen Maßregeln zur Herstellung der Ge setzesautorität. Bei Staalsgesetzen könne diese HerNeUung durch Abänderung derselben erfolgen, kirchliches Princip und Ge wissen hingegen könnten nicht geändert werden Die Mehrzahl der Katholiken stehe unzweifelhaft aus der Seite der Bischöfe, man möge daher die Gefühle der Katholiken mehr respectiren. Wenn man nicht Nachweisen könne, daß die katholische Kirche nach 187» eine andere Stellung zum Staate eingenommen habe, als sie vor jenem Jahre halte, so trage auch die Kirche an diesem Conflict keine Schuld. Wenn der Herr Reichskanzler gesagt habe, daß er Gott zu dienen glaube, wenn er seinem Könige biene, so glaube er, Redner, daß es besser sei, dem Könige und der Religion zu dienen Die Zumuthung, bie in diesem Ge setz an die Bischöfe gestellt werde, würden dieselben mit Ent rüstung zurückweiscn; das sei nichts als die Verleitung zum Bruch deS Fahneneides. Die Bischöfe würden auch nach ihrer staatlichen Absetzung die rechtmäßigen katholischen Bischöfe blei ben, ebenso wie der König der rechtmäßige König von Gottes Gnaden für die Katholiken bleiben würde, wenn eS einer re volutionären Kammer jemals einfallen sollte, ihn seines Thro nes für verlustig zu erklären Durch solche Maßregeln werde aber, was tief zu beklagen sei, das religiöse Gefühl im Volke tief geschädigt. Wenn man seine Staatsfreundlichkeit am besten dadurch beweisen könne, daß man von seiner Kirche ab- Talente wie v. Moser an ihrer Spitze, floriren durch dies Surrogat. Der Inhalt des Stückes ist, daß eine ehrgeizige Fa milie, in welcher die Frau den Kopf und der Gatte den Kürbis hat, einen jungen talentvollen Mann von übri gens unklarer öffentlicher und staatlicher Stellung zum Minister hcraufprotegirt, um ihn vortheilhaft gegen den Wunsch ihrer Tochter zum Schwiegersohn machen zu können. Seine „Gesinnungstüchtigkeit" weicht jedoch dieser Gunst aus, er verliebt sich in eine Gesellschaf terin, die er heirathen wird, um in Almerika die Besserung des verkommenen Vaterlandes abzuwMen. Diesem Hintergründe fehlt in seiner Beleuchtung vor allem das Licht eines sittlichen Ernstes. Viel schlimmer aber ist's, daß dieser würdige, überreife Eggenburg sich in die Arme eines Mädchens wirst, die zwar als sehr jung, hübsch, übermüthig und leichtlebig, aber zugleich als gehaltlos, oberflächlich und in jeder Weise, nur nicht im saden Lachen, untüchtig gezeichnet ist. Ihr einziges Verdienst, vielleicht noch unschuldig zu sein, kann selbst den verliebtesten Thoren für solche Mängel nicht schad los halten, auf das Innere kommt es endlich an, denn eine taube Nuß ennuyirt uns neben überflüssigen äußeren Merkmalen besonders dadurch, daß sie keinen Kern hat. Die Tante Toni hat ganz recht, diesem Kinde, welches zum Leben nichts taugt, das Theater zu empfehlen, um dort vielleicht Backfische zu spielen, wie sie jetzt leider üblich sind. Das neue Stück spielt sich leicht; die Rollen sind zwar nicht dankbar, aber nach gebräuchlichen Schablonen gearbeitet. Besonders waren darin mit Glück thätig Frau Bayer und Hr. Jaffs in den Rollen des Ehepaars v. Wollersdorf: Frl. Guinand als coquette Wittwe v. Wallsee; Hr. Dettmer, Frl. Berg und Hr. Richel ¬ sen als Egaenburg, Tante Toni und v. Rechtem, der ein langweiliger Pylades ist. Hr. Marcks spielte einen Redacteur Saftgrün. Es ist auffallend, daß in modernen Bühnenstücken, die doch nicht von Prudel- witzen, sondern von Schriftstellern geschrieben werden, die Mitglieder der Presse fast immer Lumpen der nied rigsten Art find. In Wahrheit wird doch die öffent liche Presse von einer gemischten Gesellschaft geleitet, in deren Mttte sich neben verkommenen Gestalten eine An zahl der ersten und für Staat und Gesellschaft einfluß reichsten Köpfe unserer Zeit befinden. Frl. Both spielte die Titelrolle. Ich sah sie zum ersten Male und möchte vorläufig nur hervorheben, daß mir ihreJugcndfrische und mädchenhafte Erscheinung einen sehr angenehmen Eindruck gemacht hat. Otto Banck. AuS dem Kreislauf der Geschichte. (Schluß auS Nr- 73.) Wer zu Reichthum gelangte, der stand in hohen Ehren und kein Mensch fragte danach, auf welche Weise die Reichthümer erworben wurden. „Das Unrecht — sagt unser Autor — herrscht durch das Land hin und wer es ausübt, der verdient daran." Daß das durch Schwindel erworbene Geld kein ganz ehrenhafter Besitz sei, diese Vorstellung war den Aegyptern, wie es scheint, noch nicht so ganz geläufig wie uns, die wir Dank den geläuterten jüdisch-christlichen Moralbrgriffen sehr genau zwischen gerechtem und ungerechtem Besitze zu unterschei den vermögen. Ja, die alten Aegyptcr rechneten so sehr mit den thatsächlichen Verhältnissen des Lebens, daß, wie uns Herodot erzählt, der König Rampsinit die Hand seiner Lieblingstochter dem größten Gauner des Reiches gab, obwohl ihm derselbe den reichen königlichen Schatz geplündert hatte, aber bei diesen seinen höchst gefähr-
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