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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000815026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900081502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900081502
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-15
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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Abend-Ausgabe ' . I 22.80 k I S1, und r»o. Druck and Verlag vo« E Polz bl LeipzlH. N3 Jahrgang Mittwoch den 15. August 1906» a 131 >700 Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um b Uhr. >»»eo/Lakr v»rdot«a.) 0,0b). «). s »ns »Itsa »sdl- ItoeuscUsn 77S 150 !525 .450 MX) >725 1675 82b 175 2575 1500 100 18800 1170 3825 1150 1S8Ü0 400 3800 »SO 2825 10800 1250 ,U tk. 8r«m»o, L»>n»>r, !) „v«lia»i' n»vk 0»t »r ,V«rr»" nptvo (138, »»«", d«iä» captva (1L/8) Leuillotsn. Ämtsötatt -es ÄömgkiciM Land- und Äitttsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. S^xtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbrförderung 70.—. Gleichfalls aus unserer Colo nie berichtet der „Ostas. Lloyd" aus Tsingtau vom 29. Juni: Am 28. Juni 1900 veröffentlichte der Gouverneur, Capitäu zur See Jaefchke, die folgende Bekannt machung: Der Wunsch, sich an einer eventuellen Bertheidigung der Colo nie actio zu betheiligen, hat sowohl seitens Personen des Beurlaubtenstandes als auch solcher Personen, welche nicht gedient haben, mehrfach zu der Bitte um Einziehung bei den hiesigen Besatzungstruppen geführt. Zu dieser Maßregel liegt bsiS jetzt kein Grund vor. Jedoch bin ich bereit, den diesbezüglichen Wünschen in folgender Weise nachzukommen: Sämmtliche Personen, welche gedient haben und den Wunsch hegen, durch Schießübungen ihre Fertigkeit wieder auszusrijchen, sowie diejenigen Personen, welche nicht gedient haben und die Handhabung Les Gewehrs zu erlernen wünschen, wollen sich morgen, den 29. Juni er., Nachmittags 5 Uhr auf dem Platz vor dem Uamenlager einfinden, dort werden seitens Les stell vertretenden Commandeurs des 3. Seebataillons aus diesen Personen zwei Abteilungen fvrmirt werden. Abteilung H.: aus solchen be stehend, welche noch nicht gedient haben. Dieselben werden zunächst unter Leitung eines Osficiers und einer Anzahl activen Ausbildungs personals, sowie der Beihilfe von Personen des Beurlaubtenstandes in der Handhabung des Gewehrs unterwiesen werden. Wenn dann die Ausbildung entsprechend vorgeschritten ist, werden sie zu Schießübungen herangezogen werden. Abteilung L: bestehend aus Personen des Beurlaubtenstandes. Mit diesen werden, unter Leitung von Osficicren, Schießübungen gemacht werden, resp. werden dieselben gebeten werden, sich an der Ausbildung der Abteilung mit zu betheiligen. Das Weitere wird der stellvertretende Commandeur Les HI. Scebataillons veranlassen. Die Hebungen werden bis auf Weiteres täglich Nachmittags um 5'/, Uhr beginnend bis etwa 7 Uhr stattfinLcn. Auch die Betätigung einiger jüngerer Lssiciere des Beurlaubtenstandes wird gerne hierbei entgegen genommen. Tie Versammlung am 29. Juni war ungemein stark besucht. Ter Gouverneur war mit seinen Adjutanten anwesend. Haupt mann Christian! dankte den Erschienenen für das für die Sicher heit dec Colonie bezeigte Interesse und machte die nötigen Mit- tlieilungcn. Etwa 200 Personen nehmen nunmehr an den Uebungen Theil, die jeden Nachmittag von 5Vs bis 7 Uhr auf dem Stande der 4. Compagnie am Strandlager unter Leitung des Leutnants Häseler stattfinden. Der Lrieg in Südafrika. Vom Feldzüge in Südafrika. General Christian De Wet hält die Engländer andauernd in Äthern, und selbst Lord Kitchener scheint der schlauen Ge wandtheit dieses unvergleichlichen Buren-Strategen nicht ge wachsen zu sein. Selbst die schlimmsten Jingos fangen an, aus ihrer Bewunderung für De Wet, der ihnen wie der Matador in einem großartigen, kriegerischen Sport-Spiele rorkommt, kein Hehl mcbr zu machen, und eS werden bereits seit einiger Zeit regelrechte Wetten abgeschlossen, ob De Wet überhaupt zu fangen ist oder nickt. Als er vor ungefähr drei Wochen bei Reitzburg endlich einmal „gestellt" wurde, hieß cs siegesbewußt, daß er nun mehr cndgiltig niedergerannt sei. Trotz dieser Prophezeiungen entschlüpfte er wiederum, ging über den Vaalfluß, indem er den General Mcthuen einfach links liegen ließ, und hielt eine sehr starke Nachhut auf einer ausgedehnten Hügelkette mit Erfolg gegen die ihn verfolgenden Generäle Kitchencr und Methuen in Action. Die britischen Führer versuchten bis jetzt vergebens, De Wet zwischen ihre Eolonnen zu bringen und zu Kampf und Aus -cm deutsche» Schutzgebiete, Zur Lage in Tsingtau bringen die „Nachrichten aus Kiautschau" vom 6. Juli folgende Darstellung: Die großen Ereignisse im Norden spülen ihre Wellen auch in unser deutsches Schutzgebiet und halten die Gemüiher in begreiflicher Aufregung. Unter den Chinesen sind Flugblätter verbreitet, die die Heldenthaten der Boxer schildern, welche unverwundbar sind gegen feindliches Geschoß und mit Hilse der Götter durch Zer störungen von Fremdcnansiedelungen große Erfolge crrrungen nicht bei ihm bleiben könne, wenn sie ihm ihren wahren Namen und Stand nennen würde, wenn sie gesellschaftlich als völlig gleichberechtigt ihm gegenübertrat. Und sic wollte sich noch nicht von ihm trennen! Ihn zu pflegen, ihm zu dienen, unter ihrer sorgsamen Hand seine Ge sundheit neu aufblühen zu sehen, seine Dankbarkeit, das freudige Aufleuchten seiner Augen, sein frohes Lächeln, wenn sie zu ihm trat, war ihr einziges Glück. Sic fühlte es nur zu tief, wie sich die Liebe zu ihm, den sie, den ihre Pflege dem sicheren Tode ent rissen, in ihr Herz geschlichen und dort immer festere Wurzeln trieb. Und sic wußte auch, daß er sie liebte; sein Blick, sein inniger Händedruck, sein frohes Lächeln, das Suchen seiner Augen nach ihr, Alles sagte ihr, daß er sie liebte. Deshalb konnte sie aber nur in dem Gewände der pflegenden Schwester bei ihm bleiben. Der vornehmen jungen Dame würde er nicht das Vertrauen cntgegengebracht haben, das sie jetzt so unendlich beglückte. Doch dann kamen die Nachrichten von der Kapitulation des Generals Cronje — von den Siegen der Engländer, dem Rück zug der Bocren aus Natal, der Besetzung Bloemfonteins durch die Engländer und die Concentrirung der Boerenstreitmacht an den Grenzen Transvaals. Die Begeisterung der englischen Be völkerung das Caplandes war eine enthusiastische — schon glaubte man, die Boerenfreistaaten bezwungen zu haben, und sprach von der Einverleibung derselben in das britische Gebiet. Irene hoffte jetzt Nachrichten von ihrem Bruder zu erhalten. Aber Tag um Tag, Woche um Woche verstrich, ohne daß die geringste Nachricht eintraf. Auch die Nachfragen bei den eng lischen und Transvaal-Militärverwaltungen führten zu keinem Ergebniß ... er mußte gefallen und nicht aufgefunden sein. Dieser Gedanke zerstörte das Glück Irenens, das sie in der Liebe zu Henry Walter gefunden. Zugleich erfaßte sie aber auch ein fieberhaftes Verlangen, wieder nach Transvaal zu gehen, um dort selbst die Nachforschungen nach ihrem Bruder zu betreiben. Eine geheime Stimme sagte ihr, daß er irgendwo schwer ver wundet liege und keine Nachricht geben könne. Das ließ ihr keine Ruhe. Es erschien ihr fast wie ein Verbrechen, daß sie hier in behaglicher Ruhe und Nichtsthun lebte, während ihr Platz an dem Leidenslager ihres Bruders oder seiner verwundeten Kampfesbrüder sein sollte. Henry war ja soweit wieder her gestellt, daß er ihrer Pflege kaum noch bedurfte; seine Schwester Mary konnte jetzt die Pflege allein übernehmen." „Wollen Sie sich nicht zu mir setzen, Irene?" fragte Henry bittend. „Sie sind jetzt so selten bei mir." Sie zog einen Stuhl neben seinen Sessel und nahm Platz. „Sie haben ja meine Pflege nicht mehr nöthig, Mister Walter", entgegnete sie leise. „Bald werden Sie mich ganz ent behren müssen, ich muß an meine Abreise denken. . . ." Ein tiefes Erröthen huschte Uber sein Gesicht, und in seinen Augen flackerte es erschreckt auf. „Sie wollen fort?! — Nein. daS dürfen Sie nicht!" Nedaction und Expedition Johaunisgafle 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhc. Filialen: Alsre- Hahn vorm. v. Klemm'» Lorti«. Uuiyeriitütsstraße 3 (Paolinum^, Louis Lösche, Nathaebmchr. 1«, -ort. und KSnigSpla- A l»n»durr- k»ka Xr. lS >N»troSsu. 1»" (w/8) in 8) iu 8aer, U»a»s- ct», -Hock- ia UovM«, !»" (128) iu 4«r Molo» c (13/8) i» 4ori»" (13/8) lK« 8eMy. vov«r a»ck cd» U»a»»- ec 6aa»i<t- Gold und Llut. Roman aus Südafrika von O. Elster. Nachdruck verbot«!. Wie Sie befehlen, Miß Mary", entgegnete Graf Sellien höflich, „'s ist ja eigentlich doch auch zu dumm, hier Ball zu schlagen, während sich die Menschen am Oranje- und Modder rioer noch immer die Knochen entzweischießen." Mary lächelte betrübt. Dann nahm sie auf einer Bank im Schatten einer hohen Agave Platz und blickte eine Weile sinnend vor sich nieder, während der Graf dem kleinen schwarzen „Boy" befahl, die Bälle und Tennisschläger in das Haus zu tragen. Dann setzte er sich neben Mary. „Ich werd' wohl bald von hier abreisen, Miß Mary", sagt« er. „Abreisen? — doch nicht wieder nach Transvaal?" „Nein, nach Wien — zum Soldaten bin ich verdorben. Was soll ich da in Transvaal? Goldsuchen brauch ich nit und mag ich nit. Ich hab' genug von diesem Lande, in dem sich Alles um Gold und Blut dreht. Außerdem schreibt mir mein Mutterle, daß sie Sehnsucht nach ihrem Sohn verspürt, unld da mein Mut terle schon siebenzig Jahre alt ist, so möchte ich ihr die Freud machen, ihren Sohn noch einmal zu sehen." „Ich verdenke es Ihnen durchaus nicht, Herr Graf, wenn Sie Heimreisen wollen. Aber es thut mir doch loid, daß Sic von uns gehen . . ." „Ja, mir thut's auch leid, Miß Mary. Aber man ist ja nicht aus der Welt, so lange man lebt . . Beide schweigen eine Weile. Es war, als wenn aufsteigende Thränen die blauen Augen Mary's verdunkelten. Mit gepreßter Stimm« fragt« sie: „Und von Ihrem Freund, Herrn von Ehren stein, haben Sie nichts mehr gehört?" „Nix, Miß Mary! Und das macht mich so unmUthig — daS schmerzt Mich! — Ich hab' mich an das britische Oberkommando gewandt — in britischer Gefangenschaft befindet er sich nicht . . . auch unter den Tobten und Verwundeten ist er nicht aufgcfunden. Dann hab ich mich an dre Freistaatregierungen gewandt — auch dies« wissen nix von ihm . . . zuletzt ist er im Lagrr General Cronje's gewesen; in der Nacht vor der Capitulation hat ihn llronj« mit Nachrichten an Oom Krüger fortgcschickt — 'S ist sehr wahrscheinlich, daß er von einem englischen Posten oder Patrouille erschossen wurde. Wer weiß, wo sein« Knochen jetzt ruhen.. . Der arme, wackere Bursch!" Mary legte die Hand über die Augen; sie athmete hastig und Thri»n»n perlten ihr über die Wangen. Graf Sellien stört« sie haben. „Wie der Blitz waren sie La und im Nu verschwanden sie wieder." Daß der abergläubische Sinn des Volkes durch solche Darstel lungen immer mehr Nahrung erhält und so der Boden vorbereitet wird für plötzlich austretende Gewaltthaten, liegt auf der Hand. Es vergeht wohl kein Tag, wo nicht räuberisches Gesindel hier und da in« deutschen Schutzgebiet ein Dorf überfällt, wo nicht Las Ge rücht herandringt, bewaffnete Boxerhorden würden auch die Colonie angreifcn. Indessen hat man bisher von diesen „großen Messer helden" noch nichts gesehen und unser Tsingtau liegt in Ruh und Frieden da und die großen Bölkerbewegungen auf dem Wege nach Peking ziehen wie ein fernes Gewitter au uns vorüber. Daß man hier auf der Hut ist und für alle Fälle sich gerüstet hat, bedarf wohl keiner Erwähnung. Die Bucht wird scharf bewacht, auch in der Dunkelheit durch Scheinwerfer erhellt und jede verdächtige Dschunke wird untersucht. Des Nachts ziehen Pa trouillen durch das Gebiet und die deutsche Bevölkerung ist durch Maueranjchläge angewiesen, Frauen und Kinder in Sicherheit zu bringen, wenn ein Ansturm der chinesischen Massen geschehen sollte. Trotz der kleinen Garnison — der größte Theil der Soldaten ist sofort auf den Schauplatz der Unruhen geschickt worden — würden die Horden einen heißen Empfang bekommen. Wer es immer nur kann, hat sich in Liesen unruhigen Zeiten einen Revolver gekauft. Die Wassenbändler haben gute Geschäfte gemacht; selbst Dolche wurden verkauft, die sonst rastend und rostend iin Laden lagen. Auch an die gedienten Leute unter den Civilisten sind Gewehre vertheilt worden, so Laß Alles vorbereitet ist, um einen etwaigen Angriff männlich zu bestehen. Aber wir glauben nicht, baß irgend welche Gefahr für Tsingtau im Anzuge ist. Selbst die Chinesen meinen, Tsingtau wäre augen blicklich der sicherste Ort in China. Mau merkt es in Liesen Zeitläuften wieder, wie wichtig cS ist, daß Deutschland einen Waffenplatz hier im Norden Chinas errichtet hat, von wo aus es sofort thätig cingreisen und ein gewichtiges Wort mitsprechen kann im dem Ringen der Böller in Ostasien. Um noch weitere Schritte zum Schutze der Colonie zu thun, ist die in Litshun stationirte Chinesen-Truppe nach Kiautschau beordert. Zu diesen haben sich noch 100 Mann des Scebataillons gesellt. Am 26. Juni Abends traf hier bei dem Missionar Bergen ein Telegramm aus Fangtse ein, in welchen mitgetheilt wird, Laß die evangelische amerikanische Mission in Weihsien (au der projcctirteu Eisenbahnstrecke Tsingtau — Tsinan etwa 120 von der deutschen Niederlujjuug gelegen) durch Räuber cingeüschert wurde. Die Mission in Weihsien bildete mit den Wohnhäusern, Schulen und Krankenhäusern eine kleine wohlgeordnete Stadt und mancher deutsche Pionier aus Tsingtau, der das Hinterland bereiste, hat bei den evangelischen Missionaren gastliche Ausnahme und freundlichen Ralhschlag gefunden. Es stellt sich nachträglich heraus, daß die Missionare auf Bitten der Mandarine und auf Anordnung des amerikanischen Consuls ihre Station verlassen haben, die dann nicht durch Boxer, sondern durch räuberisches Gesindel in Weihsien und Umgegend sofort geplündert und ver brannt wurde. Bald nach der That sandte der Gck..berneur Z)uan Shi-kai zwei höhere Beamte, um Maßregeln gegen die Brandstifter zu treffen, auch machte er den Kreismaudarin verantwortlich für jede weitere Ausschreitung gegen Leben und Eigenthum der Fremden. Da inan die Familien der Missionare und andere Europäer in großer Gefahr wähnte, entschloß sich kurz eine Anzahl deutscher Herren — Ingenieur Borjchulte und Eisenbahndirector Schmidt an der Spitze —, den Bedrängten zu Hilse zu eilen. Im Nu waren die wohlbewasi- neten Manner zu Pferde und nun ging es im scharfen Ritt hinein ins Land. In 2'/., Tagen erreichten sie Weihsien und wenige Tage später kehrte die kapsere Schaar mit den befreiten Missionaren und im Innern eingeschlvssenen Bergwerksingenieuren rc. nach Tsingtau zurück. "Xnnahmeschlnß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Marge u-Au-gabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eia» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expe-ttto» »» richten. „Die Pflicht ruft mich an das Lager der Verwundeten und Kranken." „Die Pflicht gegen sich selbst hält Sie hier zurück", sagte er hastig. „Sie sehen bleich und verstört aus, Irene. Sie müssen sich erholen, Sie sind krank. . . ." „Nein, nein. . . .!" „iSe sind ein: Andere geworden, als früher, Iren«. Sonst konnten Sie lachen und fröhlich plaudern, jetzt sind Sie so ernst und so schweigsam. . . ." „Ich sagte Ihnen schon, daß mein Bruder in dem Kampfe gefallen ist. . . ." „Ja, ja — dieser furchtbare Krieg! — Ihr Schmerz ist auch der meinige, Irene. Es zerreiß) mir das Herz, wenn ich Sie so leiden sehe. Denken Sie doch auch einmal an sich selbst — an Ihre Gesundheit, an Ihr Leben und Ihr Glück. . . ." Sie senkte das Haupt und vermochte nichts zu erwidern. Da ergriff ec ihre Hand und blickte sie innig an. — „Irene", sprach er leise. „Ihr Leid ist auch mein Leid, Ihr Glück ist auch mein Glück. Sie dürfen nicht wieder von mir gehen. Wissen Sie, was ich geträumt habe, wenn ich auf meinem Lager ruhte, noch zu schwach, mich zu erheben, und kaum im Stande, Ihnen mit den Augen zu folgen, wenn Sie so leicht und leise wie eine freundliche Fee durch das Zimmer schwebten oder sich gleich einem gütigen Engel über mich beugten? Wissen Sie, daß ich dann von einer schönen, glücklichen Zukunft träumte, in der ich Ihnen Alles vergelten könnte, was Sie Gutes und Liebes an mir gethan haben. . . ." „Sprechen Sie nicht weiter, Herr Walter ... ich that ja nur meine Pflicht ... es war mein Dienst, Sie zu pflegen." „Ach, so dürfen Sie nicht sprechen, Irene, als wären Sie eine bezahlte Krankenpflegerin! Das dulde ich nicht! Sie waren mir Freundin, Schwester — Sie waren der Engel der Liebe, der Güte, der den finsteren Schatten des Todes von meinem Lager verscheuchte. Ach, Irene, wenn Sie mich auch schlafend wähnten, ich habe es doch bemerkt, wie oft Sie, an meinem Lager sitzend, die Hände falteten und den allgütigen Gott um die Erhaltung meines Lebens baten. . . ." Eine heiße Gluth llberflammte ihr Antlitz, das sie beschämt in die Hände barg. „Und da", fuhr er fort, „erhielt auch das Leben erst wieder für mich seinen wahren Werth, Irene. Ich betete auch zu Gott, daß er mir das Leben schenke, daß er mir die Gesundheit wieder- gäbe, damit ich Ihnen einst vergelten könnte, waS Sie an mir gethan. Irene, bleiben Sie bei mir . . . ich liebe Sie, Sie wissen es ja schon lange ... und Sie, Sie müssen mich auch lieb haben, denn sonst würden Sie nicht in heißem Gebbt um die Erhaltung meines Lebens gerungen haben . . . Irene, bleiben Sie bei mir. . . ." Er hatte wieder ihre Hände ergriffen und versuchte ihr bittend in die Augen zu sehen, die sie in Verwirrung und Scham j niederschlug. -8 cod ,L. I. .8. 1200 Ikslck. L»II- äsrsdLussll 188,75 205',25 342,— 180,10 179.— 19825 14/,40 120.— 108,50 108,90 -«ll 8cdtv«, »m»rkt <I«r 2ast»a<ts- in ihrem Schmerze nicht, er wußte schon lange, welches innige > ihres Pflegebefohlenen. Sie hatte die Empfindung, daß sie Band Mary mit seinem Freunde verband. Nach einiger Zeit sagte der Gras: „Ihr Bruder Henry be ¬ findet sich außer Gefahr . . ." „Ja, — Gott sei Dani — und Dank der aufopfernden Pflege der lieben Schwester Irene. Sehen Sic nur, auch jetzt ist sie wieder bei ihm, sie ist unermüdlich in ihrer Sorge um ihn." Ein melancholisches Lächeln huschte über das sonst so fröh liche Gesicht des Grafen. „Ja, Ihr Bruder hat's gut", sagte er, „das ist's auch, was mich forttrvibt . . ." „Ich verstehe Sie nicht, Herr Gras." „Nun — ich möcht' auch eine solche Pflegerin haben — aber für's ganze Leben . . ." „Ah — jetzt verstehe ich Sie! — Aber so fragen Sie doch Irene, ob sie Ihnen folgen will ... Ob sie Ihnen vertraut und Sie liebt . . ." „Ich brauch nit zu fragen, Gnädigste", sagte der kleine Graf wehmiithig. „Ich seh's, daß Irene mich nicht liebt... Schaun's nur, wie der Henry ihre Hand in der seinigen hält und wie er sie anblickt. — Nein, mich hat Irene gewiß nicht lieb .. ." „Aber Irene hat mir davon gesprochen, daß sie demnächst unser Haus verlassen will, um auf den Kriegsschauplatz zurück- zukshren." „Daraus wird nix!" rief der Graf lebhaft. „Des dürfen's nit dulden, Miß Mary. Sehens doch nur die blassen Wangen und die müden Augen Irenens an — und sie will wieder ins Hos pital? — Nein, das giebt es nit!" „Ich habe sie auch gebeten, bei uns zu bleiben. Aber sie sagt, sie sei hier jetzt überflüssig und müsse den Befehlen ihrer Oberin gehorchen, die sie wieder nach Johannesburg schicken möchte." „Des is ein Unsinn! Aber ich weiß schon, Mister Henry wird nit dulden. . . ." „Auf Irenens Seele scheint ein geheimer Kummer zu lasten", entgegnete Mary nachdenklich. „Sie verfolgt die kriegerischen Nachrichten mit fieberhafter Hast, sie liest die Listen der Ver wundeten, Gefangenen und Gefallenen immer und immer wieder, mir ist's, als ob sie Jemanden unter ihnen suchte, der ihrem Herzen sehr nahe steht." „Wissen Sie nit, ob sie einen Verwandten beim Heere hat?" „Ich weiß es nicht, ich glaube eS fast...." Irene hatte sich noch immer nicht entschließen können, ihr Jncognito zu lüften. Selbst Mary gegenüber, mit der sie doch jetzt die innigste Freundschaft verband, schwieg sie und nannte ihr ihren wahren Namen nicht. Oft war sie allerdings nahe daran gewesen, sich zu verrathen, wenn der Graf von seinen Nachforschungen über das Schicksal ihres Bruders erzählte; aber ein unbestimmtes Gefühl hielt sie zurück, nicht die Scham, daß sie, die Tochter eines altadeligen, vornehmen Hauses, jetzt eine dienende Stellung einnahm, sondern die Scheu vor den großen, I so oft fragend und flehend fest auf sie gerichteten Augen Henry'S, Anzeigen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter demRedactionSstrich (»ge spalten) öO-4, vor den Familirnnachrichtra (6 gespalten) 40/H. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsa- nach höherem Tarif. BezrrgS-PreV her Hauptexpedition oder den i» Gko-t, bezirk und den Vororten errichteten AuS- Ulbestrllen abgeholt: vierteljährliche4.50, ori zweimaliger täglicher Zustellung in- hau- e 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich e 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung ins Ausland: monatlich e 7.50. .des Corvettencapitäns Land, die soeben bei seinen hiesigen Verwandten eingetroffen sind, wurden der „Weseler Zeitung" zum Abdruck übergeben: S. M. S. „Kaiserin Augusta", Taku, 27. Juui 1900. Ihr Lieben! Mein erster Versuch, mit einer Füllfeder zu schreiben, soll Euch herzliche Grüße bringen und Euch nnt- theilen, daß eS mir verhältnißmäßig gut geht. Was war das für eine schwere, aber interessante Zeit, die wir auf dem „Jltiö" durckgcmacht haben. Den 17. Juui werde ich so leicht nicht vergessen. Fünf Stunden dauerte der Kampf. Der „Iltis" wurde wohl von den Chinesen als einer der Hauptgegner angesehen und dementsprechend mit einem Granatfeuer beehrt, das eines schweren Panzer schiffes würdig gewesen wäre. 17 Volltreffer an Granaten (12 bis 21 em Kaliber) haben wir bekommen, von denen die bei weitem größere Zahl im Schiff crepirt ist und hier leider so viele meiner braven Leute gelobtet oder verwunvet hat. Das Verhalten meiner Osficiere und Mannschaften war ein fach großartig. Es war eine Freude, mit ihnen zu kämpfen. Auch die am Kampf betheiligten Schiffe der anderen Nationen „Lion" (französisch), „Algerine" (englisch), »Bodoe", „Korctz", „Giljack" (russisch) haben sich tapfer geschlagen. Ich habe bauptsächlick mit dem Engländer Seile an Seite gekämpft. Dreiviertel Stunden vor Beendigung des Kampfes — wir batten schon zwei Forts ganz uiedergekämpft, gegen 6 Uhr früh — kam ich au die Reihe. Eine dicht bei mir auf der Brücke krepirende Granate zerschlägt beide Knochen deS linken Unterschenkels zwei Finger breit über den Knöcheln und zerreißt daS Fleisch. Gleichzeitig in beiden Beinen, Brust, Gefickt etwa 25 kleine Splitterwunden; das ganze linke Gesicht verbrannt. Der Kerl sah schon aus! Ich blieb aber bei Besinnung, war gleich wieder auf den Beinen, d. h. nur auf dein rechten. (Heute gchts nicht mehr weiter mit dem Schreiben.) 28. Juni 1900. Ich mutzte aber bald das Commando abgeben. Wie ich heruntertranportirt werden sollte, crcpirle wieder eine Granate in der Nähe, riß die Treppe fort und ich falle mit allen Trümmern 15 Fuß tief an Deck. Davon spüre ich jetzt noch alle Knochen! Um 6 Uhr 10 verkündigte eine furchtbare Explosion iin Fort und brausende HurrahS meiner Mannschaft das Ende des Kampfes und den Sieg. Mir siel damit ein Stein vom Herzen. WaS hätte aus dem Iltis werden können! Ein Treffer in Kessel- und MunitionSräume — und der gute Iltis wäre erledigt gewesen! Unsere Kameraden draußen aus den großen Schiffen mußten unthcitige Zuschauer bleiben. Näher als lO Seemeilen, gleich 2^ deutsche Meilen, konnten sie wegen des flachen Wassers nicht heran. Mein Telegramm vom 18. Juni („Befinden gut") werdet Ihr erhalten haben. Es geht mir jetzt wieder ziemlich gut, aber die vielen kleinen Wunden und die beim Sturz zcrschundenen Knochen ließen mich in den ersten sechs Tagen nur wenig Schlaf finden. Ich habe vorzügliche ärztliche Pflege. Sie hoffen, da bisher alles gut heilt und kein Fieber hinzugekominen ist, den Fuß zu erhalten. Jeden zweiten Taz Morgens Verbandwechsel. Großes Freudenfest! Die Aerzte haben mir versprochen, ein Lexikon anzulegen, worin alle Ehrentitel, mit denen ich sie bombardire, gesammelt werden. 29. Juni 1900. Gott sei Dank, daß wir die Takusorts genommen haben und damit die Verbindung mit unseren Truppen in Tientsin gesichert ist. Das Expeditionscorps nach Peking zur Sicherung der Gesandtschaften hat bei Lang fang wieder umkehren müssen und ist nach furchtbaren An strengungen und unter dauernden Kämpfen vor drei Tagen nach Tientsin zurückgekehrt. Tientsin war von ungeheuren Mengen wohlbewaffneter Boxer belagert und die Verbindung mit Taku abgeschnitten. Neu gelandete Truppen, darunter zwei Compagnien Seesoldaten unter Major Christ (Wesel), haben vor fünf Tagen die Verbindung mit Tientsin wieder erkämpft. Tientsin und Taku sind jetzt sicher. Im Ganzen sind elwa 14 000 Mann, darunter 1400 Deutsche, gelandet. Aber, was wird aus den Gesandtschaften geworden sein? Es verlautet, sie seien aus Peking unter militärischer Bedeckung ausgewiesen. Ich fürchte saft, sie sind alle getödtet. — Gestern Abend kam der Admiral Bendemann mit einem Telegramm des Kaisers zu mir. Ich habe vom Kaiser den Orden pour le mörito erhalten. DaS ist doch zn viel! Ich habe nur meine Pflicht gethan. Ich war ganz gerührt. — Heute Vormittag kamen meine Peiniger und haben mir unter Chloroform-Narkose einen GipSverband angelegt, in den morgen ein Fenster zur Beobachtung der Wunde eingeschnitten werden soll. Voraus sichtlich fahre ich in einigen Tagen nach N^obama ins deutsche Hospital. — Mit den besten Grüßen u. s. w. Corvettencapitän Lans erhielt, wie der „Ostasiatische Lloyd" mittbeilt, vom Commandanten dcS englischen Kanonenbootes „Algerine", Commander Slade, ein Schreiben, in dein dieser unter anderem ausdrücklich hervorbebt, daß Capitän LanS „tlio liko null soul" der ganzen Beschießung und Eroberung der Takusorts gewesen sei. Die Wirren in China. -p. Nachrichten von besonderem Interesse sind bis heute Mittag nicht eingelaufen, namentlich darüber nicht, ob die Entsatztruppen vor Peking angelangt sind. Alles, was von mittheilenSwerthem Material vorliegt, ist retrospecliver Natur. Wir greifen das Folgende heraus: Nach einer gestern in London eingetroffenen amtlichen Depesche des Generals Gaselee vom 11. d. M. betrugen die Verluste der Engländer bei Pcitsang und Uangtsuu 50 Mann, darunter ein verwundeter Officier. Ter Kampf um die Takusorts. Wesel, 13. August. Nachstehende Briefe 540 550 374 345 293 880 k/1« »k» 92,30 82,60 >.18 91,50 a.8 98,25 10 98,75 . S 90,90 llb. 56K0 io. 103,10 sa 6480 id. —- 16,35 ar. 110,50 :is. 72,75 >d. 142.— »t 88.61 cm 79,75 m 175.75 cd. 109,— 132.— l>a. 137,— 156,50 ak » — ak 130,— 144,50 «a 133,50 vd 135,25 dk. 103,— 8. 43,60 (4 155,25 >»d , - sr 101,50 l.k 81,80 187,50 rv 144,75 »u 140,25 211,80 »k. 180,50 dr. 156,— KI. 1S!>— ä.. , — 5.. 143.— Ut. 18",50 cd. 340, - itr 198,50 k« 158,60 :»p 146,— 83,80 74 — 152,— kd 168.50 68,75 »ii 202,25 112.— >sl 203,— 8l,30 t« — — —» »t« 213,— de —- io 81.45 >. 216.05 «c — !it> — j öriek — 7800 — 80 ,500 4600 1525 2625 17500 — 3750 3875 >000 2075 10250 — 17700 —— 9400 — 12300 '200 7300 — 14400 5125 2800 >900 3950 550 625 625 1675 !400 3475 900 850 >125 2200 !6llc 2700 3450 — 15300 1325 1050 2125
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