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In München wurde gestern der deutsche Handwerls- nnd Gewerbelmumertag eröffnet. Tie Enthüllung -es Tanncnberg-National-enkmals findet am 18. September statt. Zwei amerikanische Torpedobootszerstörer sind im Hafen von Tanzig eingclaufen. In Moskau wurden die beiden Generale Annenkow und Denissow erschossen. Tas Acner in Skutart ist gelöscht. Bei Nachtmanöycrn der japanischen Flotte stieszcu 2 Kreuzer mit 2 Torpedobootszerstörern zusammen. Das amerikanische Flottenbanprogramm soll um 1W Prozent verwehrt werden. 'Waldenburg, 26. August 1927. Der Streit um die Besatzungs Minderung hat zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen der Londoner und der Pariser Presse geführt. Im fran zösischen Kabinett hat sich der auch von Poincarä vertretene militärische Standpunkt vollkommen gegen über Briand durchgesetzt, der schon im Interesse seiner Locarnopolitik wünschen muß, daß die Deutschland ge machten Zusagen erfüllt werden. Was die franzö sischen Militärs allenfalls bewilligen wollen, sind nur einige Scheinzugeständnisse. 50 000 Franzosen sollen am Rhein bleiben,'abschieben will man nur ein Paar Tausend Mann, die überdies zumeist gar keine eigent lichen Soldaten sind. England, das ernstlich besatzungs müde ist, andrerseits aber auch Gründe hat, sich nicht ganz vom Rhein zurückzuziehen, wie es vordem schon die Amerikaner getan haben, hat bisher noch nicht dem französischen Verlangen nachgegeben. Vielleicht will es dadurch von Frankreich wenigstens Zugeständnisse auf andrem Gebiete erzielen. Für Deutschland ist jedenfalls bei diesem Streit nicht viel zu hoffen. Der Vorschlag Vanderveldes, die zwischen Deutsch land und Belgien strittigen Kriegsfragen durch eine unparteiische Instanz untersuchen zu lassen, hat bei der Pariser Chauvinistenpresse ein wahres Wut geheul hervorgcrufen, und rückwirkend hat sich dann auch in Belgien eine scharfe Opposition gegen den Vor schlag Vanderveldes bemerkbar gemacht. Es zeigt sich darin deutlich das böse Gewissen; man fürchtet, daß ein unparteiisches Schiedsgericht Deutschland recht geben könnte und daß dadurch womöglich die Kriegsschuld frage neu aufgcrollt werden könnte. Der Flaggenstreit hat in Berlin jetzt zu einem Konflikt zwischen dem Magistrat und dem Hotel gewerbe geführt, in den auch etwas die internationale Politik hineinspielt. Zu Ehren des zur Zeit in Berlin weilenden Bürgermeisters von New Aork, Walker, ver anstalteten die Berliner amerikanischen Kreise am Don nerstag im Hotel Kaiserhof ein Festessen. Der Ber liner Oberbürgermeister Böß hatte die an ihn er gangene Einladung abgelehnt, wobei er sich auf einen Magistratsbeschluß stützte, wonach der Magistrat an keinen Veranstaltungen teilnehmen soll, die in Hotels stattftnden, die am Verfassungstage nicht geflaggt hat ten. Die Hotels vertreten demgegenüber den Stand punkt, daß sie mit Rücksicht auf ihre aus allen Partei lagern stammenden Gäste volle Neutralität zu wahren und sich daher nicht in den Flaggenstreit zu mischen haben. Ein Versuch, dadurch einen Ausgleich zu schaf fen, daß der Kaiserhof wenigstens gelegentlich der amerikanischen Veranstaltung neben der amerikanischen auch die Reichsflagge setzen sollte, scheiterte, da das Hotel Kaiserhof dieses Verlangen ablehnte. Gleich zeitig haben sich fast alle bekannten Berliner Hotels mit dem Kaiserhof solidarisch erklärt, und zwar Adlon, Esplanade, Bristol, Continental, Zentral, Fürstenhof, Palast, Baltic, Habsburger Hof usw., desgleichen die Saalbetriebe des Zoologischen Gartens. Die nunmehr nach siebenjähriger Dauer des Pro zesses Endlich durchgeführte Hinrichtung Saccos uno BanzetttS hat vesonders tn Paris zu schwe ren nächtlichen Ruhestörungen geführt. Die Freunde der Abgeurteilten sind sich vielleicht nicht ganz klar darüber, daß gerade sie mit ihrem lärmenden Gebühren am meisten dazu beigetragen haben, daß keine Begnadi gung erfolgt ist. Es war für Amerika nachgerade zu einer Prestigefrage geworden, dem Gesetz seinen Lauf zu lassen, denn kein souveräner Staat kann es sich gefallen lassen, daß durch Straßenkundgebungen, noch dazu im Ausland, in letzter Instanz über Kapital verbrecher entschieden wird. Es mögen in der ameri kanischen Rechtspflege Mängel vorhanden sein, es mag insbesondere dem menschlichen Empfinden widerspre chen, wenn man zwei zum Tode Verurteilte sieben Jahre auf die Vollstreckung des Urteils warten läßt; auch das Urteil selbst mag auf einem Rechts irrtum berufen; das alles aber sind Dinge, die nur Amerika angehen. Die zahlreichen Fälle von Lynch justiz, die jahraus jahrein aus Amerika gemeldet wer den, geben jedenfalls mehr Anlaß zur Kritik, als die Vollstreckung eines Urteils, bei dem alle in Amerika geltenden Rechtsnormen gewahrt sind. Die deutsche Delegation in Genf. Unter Führung Stresemanns. Zu deutschen Delegierten ans der am 5. September beginnenden achten Bötkerbundsvcrsammlnng sind wie im Vorjahre Reichsminister des Aeußern Tr. Strese mann, Staatssekretär des Auswärtigen Amts Tr. v. Schubert, sowie Ministerialdirektor Tr. Gans erlannt worden: außerdem werden als Delegierte wiederum Vertreter der großen Parteien des Reichstags an der Bundesversammlung teilnehmcn, und zwar die Ab geordneten Graf Bernstorff, Dr. Breitschcid, Prof. Tr. Hoetzsch, Prälat Dr. Kaas und Freiherr von Rhein- baben. Der Delegation werden ferner der Staatssekre tär der Reichskanzlei Dr. Pünder und der Staats sekretär im Preußischen Staatsministerium Dr. Weis mann angehören, außerdem eine Reihe von Sachver ständigen die Delegation begleiten, darunter Frau Lang-Brumann, M. d. R., der Chef der Presseab teilung der Reichsregierung Ministerialdirektor Zechlin und Vortragender Legationsrat v. Bülow. Sas RmderheilenprMem. Dramatischer Abschluß des Natlonalitä- tenkongresses. Der dritte europäische Nationalitätenkongreß hat seine Genfer Tagung beendet. In seiner Schlußsitzung nahm er eine Reihe von Entschließungen an. Am Schluß gab es noch einen lebhaften Zwischenfall, in dem Dr. Kaczmarek, einer der Führer der Polnischen Minderheit in Deutschland, im Namen dieser Gruppe sowie im Namen der übrigen nationalen Minderheiten Deutschlands die Erklärung abgab, daß sich die Ver treter dieser Gruppen vorläufig vom Kongreß zurück zögen, um eine abwartende Haltung einzunehmcn. Direktor Christiansen, Vertreter der dänischen Min derheiten in Deutschland, schloß sich dieser Erklärung an, worauf diese Gruppen zusammen mit den Ver tretern der slawischen Minderheiten anderer Länder den Saal verließen. Der Präsident des Kongresses, Dr. Wilfan, sprach sein Bedauern über das Vorgehen dieser Gruppen aus und erklärte mit Bestimmtheit, daß keine Rede davon sein könnte, daß der Minderheitenkongreß für einseitige machtpolitische Bestrebungen mißbraucht wer den solle. , Amenkas Panama-Protektorat. Wird Panama den Vertrag ratifizieren? Seit der Vollendung des Panamakanals ist Ame rika bekanntlich eifrig darauf bedacht, die kleine Repu blik, durch die der strategisch wichtige Kanal fließt, friedlich zu durchdringen, und schon jetzt steht Panama unter einer Art amerikanischer Schutzherrschaft. Ein im vorigen Jahre zwischen den Vereinigten Staaten und Panama abgeschlossener Vertrag sollte Amerika seinem Endziel wieder einen Schritt näher bringen. Die Erörterung der Aussichten für die Ratifi zierung dieses Vertrages durch Panama hat jetzt das amerikanische Staatsdepartement zu der inoffiziellen. Feststellung veranlaßt, daß die Völkerbundsatzung Ver träge zwischen den Vereinigten Staaten und Mit gliedern des Völkerbundes nicht berühre. Bekanntlich haben die Vereinigten Staaten im Jahre 1903 die- Republik Panama anerkannt und ihre Unabhängig keit garantiert. In dem neuen Vertrage überläßt Panama dew Vereinigten Staaten kleinere Gebiete zur AbrnndunD der Kanalzone und zur Errichtung einer Funkstation: es wird im Falle eines Krieges der Vereinigten Stau ten mit einer dritten Macht automatisch als im Kriegs zustand befindlich betrachtet. Im Kongreß von Panama wurde in seiner letzten Session der Einwand erhoben, daß diese Bestimmung gegen Artikel 20 der Satzung des Völkerbundes verstoße und daher für das Bundes- Mitglied Panama unannehmbar sei. Im Staatsdepartement wurde demgegenüber der Standpunkt vertreten, daß die Satzung des Völker bundes in erster Linie die Unantastbarkeit der einzel nen Staaten und ihren Schutz gegen einen kriege rischen Angriff bezwecke. Das gleiche Ziel verfolgen die Verträge mit Panama von 1903 und 1926, und man hoffe, daß Panama den Vertrag von 1926 rati fizieren werde, da die Klausel über den Kriegszustand lediglich eine taktische unerläßliche Vorsichtsmaßregel zum Schutz der Kanalzone darstelle, aber der Republik keine Verpflichtung zur Kriegführung auferlege. U ß Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Einnahmen des Reiches an Sienern, Zöllen und Abgaben zeigen mit 948 Millionen eine günstige Entwick lung. Sie übelsteigen die Einnahmen der Vormonate beträchtlich, weil Im Juli nicht nur die vierteljährlichen Vorauszahlungen fällig waren, sondern teilweise auch die Abschlußzahlungen auf die Einkommen-, Körperschofls- und Umsatzsteuer für das Jahr 1926 entrichtet worden sind. Die EnthüllungdesTannenberg-Nationaldenkmals wird km Beisein des Reichspräsidenten am 18. September staiifinden Die Feier wird politisch und religiös neutral gestaltet sein. In Kreisen der preußischen Regierung teilt man die. Stellungnahme des Berliner Magistrats in der Flaggen frage. Auch die preußischen Minister werden daher in Zukunft von Veranstaltungen, die in Hotels stattfinden, die am Verfossungstoge nicht die verfassungsmäßigen Farben zeigen, fernbleiben. Dagegen werden die Ver treter des auswärtigen Amtes an dem Bankett zu Ehren des Neuyorker Bürgermeisters Walker teilnehmen. Heute findet in Berlin eine Sitzung des Reichsverbandes der Hotelbesitzer Deutschlands statt, in der über den Beschluß der Berliner Hotelbesitzer, nicht in den Reichs farben zu flaggen, verhandelt werden soll. Der Berliner Magistrat, der sich erneut mit der Angelegenheit beschäftigt hat, hat beschlossen, seine Stellungnahme in vollem Um fange aufrecht zu erhalten. Im alten Rathaussaal in München fand gestern Donners tag die Vertreterversammlung des deutschen Handwerks und Gewerbekammertages statt. Der Präsident der Handwerkskammer Hannover, Plate, begrüßte die Teil^ nehmer, ebenso Ministerpräsident Held namens der bayerischen Regierung, Ministerialdirektor vr. Reichardt namens der Relchsregierung und Vizepräsident Esser namens des Reichstags. Die beleidigte Fremdenlegion. Zum zweiten Male hatte sich vor dem französischen Kriegsgericht in Landau der verantwortliche Schriftleiter der Pirmasen ser Zeitung, Redakteur Max Steigner, diesmal wegen eines Artikels über die französische Fremdenlegion zu verantworten. Der Artikel „Legionärtragödie" stellt einen Auszug aus den Schilderungen des Engländers Harro Peel im Daily Expreß dar. Steigner erklärte, er babe in keiner Weise Vie Absicht gahabt, die fran- Schönburger Tageblatt Nr. 200 Sommlrcnd, den 27. August 1927 Rußland nimmt Rache für Saeeo-Banzetti Sogleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba -Nederhain, Langenleuba-Oberhain, LangenchurSdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwtnkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheinr. Der Reichstag wird voraussichtlich Anfang Oktober znr Beratung -cs Schnlgtsclzentwnrfs zusammentrete». Tie fällige Halbjahrsrate der Jn-ustric-Obligations- zinscn sind an den Rcparationsagenten bezahlt worden. In Hamburg kam es zu Zusammenstöfzen zwischen Kommunisten nnd der Polizei, wobei ein Polizist er mordet wnrde. und Val-enburger Anzeiger Dieses Blatt euthLlt di« amtliche» Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des StadtratS zn Waldenburg. Ferner veröffentlichen zahlreiche andere staatliche, städtische «. Gemeinde-Behörden ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. DUlgHed d«» Sächsische und d<« Deutschen Zeltungrverlegtr-Dcrelnü (T. B.) — Verlngeort Waldenburg Sachsen, 50. Jahrgang. Erscheint werktägl. Nach«. Bezugspreis monat- Ach im vo^au« I50R.-Pfg. freibl, uuSschl. Träger!. Etn-elü« Nr. lOReichspf., Sonntags-Nr.30 R.-Pf. Anzeigenpreise: öaesp Petitzeile O,lS R.-Mark, tz, außerhalb de« Bezirke« 0,20 R.-Mark, Zgesp. Reklamezeil« 0,45 R.-Mark, Linweis« auf Anzei tz«« und Eingesandt« 0,10 R.-Mark, Nachweise- «nd Offertenaebühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. I37S. Fernsprecher Mr. ». Postschließfach Mr. S. P«psch«lkt»nt» Am« Leip,la Mr. 442S. Bankkonto: vereln«b,nk «I Lotdltz, gllial« Wasdenaura. Ttadtairokonto Waldenburg SO. Rabatte getten nur bat pünktlicher Zahlung, bei »wangiweise» Matreltung der Rechnung,betrüg« wird jeder Nachlaß hinfüllig. Anzeigen bi« vorm. S Ahr am Äusgabeiag AuSgabr nachmittag« Ahr ln brr GeschäftssteÄ in Waldenburg Sa., Obergaffe Z8. Erfüllung», ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster' in Eallenbcrg bei Lcrr» Friedr. Lermann Richler; in LangenchurSdorf b«K Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerru Linu« Friedemann; in Penig bet Firma Wilheln» Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinen brück, Storungen im Betrieb der Druckerei oder unserer Liesers hat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung vd^rs Rückzahlung des Bezugspreises. Für Richtigkeit der durch sprecher ausgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine GervLd«