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Die in unserer innern Politik schon seit längerer Zeit eingetretene Ruhepause ist in unerwarteter Weise unterbrochen worden. Durch kaiser liche Verordnung wird der Bundesrath auf den 27., der Reichstag auf den 29. August einberufen, und als Grund dafür giebt man die Ratifikation des deutsch spanischen Handelsvertrages an, welcher der Reichstag seine Genehmigung ertheilen soll. (Näheres im Leit artikel.) — Die Kaiserzusammenkunst in Ischl scheint gleichsam der Vorläufer von einer ganzen Reihe von Monarchen-Neisen und Begegnungen gewesen zu sein, welche fast sämmtlich mehr oder weniger einen poli tischen Hintergrund haben. Den Neigen hat Köniz Karl von Rumänien mit seiner Berliner Reise eröffnet, welcher hiermit zwar zunächst nur einer Einladung Kaiser Wilhelms zu den jüngsten Tauffeierlichkeiten am Berliner Hofe Folge leistete, dessen Reise aber auch bezüglich einer Annäherung Rumäniens an das deutsch österreichische Bündniß von hoher politischer Bedeutung ist. Von Berlin begiebt sich der rumänische Herrscher nach Wien, wo er mit König Milan von Serbien zu sammentrifft. Während dann König Karl direkt nach Bukarest zurückreist, begiebt sich König Milan im Laufe des nächsten Monats weiter nach Homburg v. d. H., um hier Kaiser Wilhelm zu begrüßen und den Kaiser- Manövern beizuwohnen. In Homburg trifft endlich such König Alfonso von Spanien ein, um ebenfalls -als Gast des Kaisers den Manöoern beizuwohnen. Schließlich ist noch zu erwähnen, daß König Fernando, Vater des regierenden Königs von Portugal, Anfang dieser Woche zu einem Besuch seiner Tochter, der Prin zessin Georg zu Sachsen, in Dresden eingetroffen ist. — Auch die Reise des Serbenkönigs wird gleich der jenigen des rumänischen Herrschers mit der deutsch österreichischen Allianz in Verbindung gebracht; man schließt hieraus wohl nicht mit Unrecht, daß Serbien, gleich seinem rumänischen Nachbar, bestrebt ist, sich dem russischen Einfluß zu entziehen und in das Fahrwasser der deutsch-österreichischen Politik einzulenken, und daß dieses Bestreben in Berlin gewürdigt wird, zeigt klar die Verleihung des Großkreuzes des rothen Adler- Ordens an den serbischen Minister-Präsidenten Pi- rotschanatz. — Der deutsche Kronprinz weilt gegen wärtig in Süddeutschland behufs Jnspizirung der zur 4. Armee-Inspektion gehörigen Truppen; auch stattete derselbe dem zur Kur in Wiesbaden weilenden König von Gri-chenland einen anderthalbstündigen Besuch ab. Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Kaiser staate haben sich während der letzten Tage wieder ein mal jene nationalen Eifersuchtsscenen abgespielt, welche nachgerade ein fester Bestandtheil des österreichisch ungarischen Völkerlebens geworden zu sein scheinen. In Triest benutzten die Irredentisten den Geburtstag des Kaisers Franz Josef, um durch Werfen einer Pulverpetarde ihren antiösterreichischen Gefühlen Luft zu machen, und der italienische Turnverein in Triest setzte diese Demonstration durch einen argen Exzeß in der Nacht vom 19. zum 20. August fort, wobei meh rere Wachmänner und der Redakteur des deutschlibe ralen „Triester Tageblattes" mißhandelt wurden. Auch die antimagyarischen Exzesse in Agram haben an andern Orten Kroatiens ihre Fortsetzung gesunden, wie in Zengg und Karlstadt, wo gleichfalls die Amts schilder mit ungarischer Sprache heruntergerissen wurden. Frankreich. Die französische Presse widmet der bevorstehenden Reise des Königs Alfonso von Spanien eine Aufmerksamkeit, welche weder durch das zu er wartende Bombardement von Hue, der Hauptstadt Annams, noch durch die am Dienstag begonnene Session der französischen Generalräthe beeinträchtigt wird. Die Pariser Blätter erblicken in der spanischen Königsreise lediglich eine gegen Frankreich gerichtete Bismarck'schc Jntrigue, bestimmt, Frankreich gänzlich zu isoliren, und ein Theil der tonangebenden Pariser Presse strotzt geradezu von beleidigenden und maßlosen Angriffen gegen Deutschland. An leitender Stelle in Berlin macht diese chauvinistische Sprache begreiflicher weise einen sehr Übeln Eindruck; so sagt die „Nordd. Allg. Ztg." in ihrer Morgenausgabe vom 22. August, daß die maßlosen Hetzereien der französischen Presse gegen den deutschen Nachbar und die Heftigkeit seiner Revancheprediger Frankreich als den einzigen Staat darstellten, welcher den Frieden Europas bedrohe. Das offiziöse Organ bemerkt, ein solcher Zustand könne nicht andauern, ohne den Frieden schwer zu schädigen, denn je höher die Fluth der Leidenschaften anschwelle, welche eine gewissenlose Agitation für ihre verschieden artigen Zwecke anzufachen nicht ermüde, um so weniger lasse sich vorhersehen, ob und wie lange dieselbe noch innerhalb der Dämme des äußerlichen Friedens zurück gehalten werden könne. Hoffentlich beachtet inan in Paris diese ernste Mahnung. Spanien. Der enthusiastische Empfang, welcher König Alfonso auf seiner Rundreise durch das nord östliche Spanien allerorten zu Theil wird, beweist zur Genüge, daß die Pronunciamentos der Anhänger Zor- rillas durchaus keinen Rückhalt im spanischen Volke gefunden haben. Selbst in Barcelona, dem Hauptsitz der spanischen Radikalen, sowie der Sozialisten, von wo aus mehr als einmal erfolgreiche Ausstände gegen das bestehende Regierungssustem ausgegangen sind, ist der König von allen Klaffen der Bevölkerung sym pathisch begrüßt worden. Man darf daher wohl nicht mehr an der Wahrheit der offiziellen Madrider De peschen zweifeln, denen zufolge die Ruhe in ganz Spa nien nunmehr vollständig wieder hergestellt ist. Türkei. Fürst Nikolaus von Montenegro ist in Konstantinopel eingetroffen und von Sultan Abdul Hamid in höchst ehrenvoller Weise empfangen worden. Unter Anderm wurde ihm vom Sultan der Großcordon des Osmanie-Ordens — die höchste türkische Ordens- Auszeichnung — verliehen. Der eigentliche Zweck der Anwesenheit des Fürsten Nikolaus in Konstantinopel, welcher als der erste montenegrinische Herrscher in der türkischen Hauptstadt weilt, besteht in der definitiven Erledigung der noch zwischen der Pforte und Monte negro schwebenden Grenz-Differenzen. Egypten. In Egypten macht plötzlich der Mahdi, der „falsche Prophet", wieder von sich reden. Derselbe hat die am rothen Meere wohnenden Beduinen zum Aufstand veranlaßt und soll selbst mit einem neuge worbenen Heere gegen Chartrum, die Hauptstadt der Provinz Sudan, ziehen. Von Alexandrien aus sind per Dampfer 300 Gensdarmen nach der Hafenstadt Suakim am rothen Meere abgesendet ivorden, um die Nnhe unter den Beduinen wieder herzustellen. Die Einberufung des Bundesrathes und des Reichstages. Durch kaiserlichen Erlaß ist der Bundesrath für den 27. und der Reichstag auf den 29. August ein berufen ivorden. Die Einberufung ist erfolgt auf Grund des Artikels 12 der Neichsverfaffung, betreffend den Abschnitt der Neichsfinanzen; da indessen keine außerordentliche Kalamität des Reiches die ungewöhn liche Einberufung des Bundesrathes und des Reichs tages hervorgerufen hat, so muß man diese außer ordentliche Maßregel zwar auf Schwierigkeiten, jedoch auf solche von nicht beunruhigender Natur zurückführen. Die allgemeine Annahme, welche auch von der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" bestätigt wird, geht dahin, daß es sich hinsichtlich des Zwecks der ausier- gemöhnlichen Einberufung um die verfassungsmäßige Regelung des deutsch - spanischen Handelsvertrages handele. Am 12. Juli wurde der Handelsvertrag mit Spanien unterzeichnet, aber in definitive Kraft kann er nur durch Zustimmung des Reichstages treten. Da nun aber bereits am 12. Juni die Session des Reichs tages geschlossen morden war, bedarf es eben einer besonderen Berufung desselben, um die Angelegenheit des deutsch-spanischen Handelsvertrages definitiv zu ordnen. Dasselbe gilt von der verfassungsmäßigen Theilnahme des Bundesraths an den Handelsverträgen. Nach einer Bekanntmachung des Staatssekretärs von Burchard vom 9. August sollten laut Vereinbarung mit Spanien ein Theil der Tarife des deutsch-spani schen Handelsvertrages provisorisch in Kraft treten und das Definitivum in der nächsten gewöhnlichen Session des Reichstags geschaffen werden. Diesem Plane scheinen neben verfassungsmäßigen Bedenken aber auch solche wirthschastlicher Natur entgegengestanden zu haben, denn man weiß, daß einige industrielle und kommerzielle Kreise Deutschlands, zumal die Spiritus exporteure, über die Art des endgiltigen Abschlusses des deutsch-spanischen Handelsvertrages in Verlegen heit sind. Ueber olle diese Zweifel und Bedenken wird nun hoffentlich im Reichstage bald Klarheit und Be ruhigung geschaffen werden. Ganz unmöglich ist es auch nicht, daß der Reichstag neben der Vorlage des deutsch-spanischen Handelsvertrages sich noch mit einem anderen Gesetzentwürfe zu beschäftigen haben wird, doch wäre es selbstredend ein eiteles Beginnen, sich hierüber in Vermuthungen zu ergehen. Für die Mit glieder des Bundesrathes und Reichstags ist die außer ordentliche Zusammenberufung zur Sommerszeit und nach einer vorhergegangenen langen parlamentarischen Session ohne Zweifel persönlich nicht angenehm, aber Staatsmänner, niögen sie nun Minister, Bundesraths mitglieder oder Abgeordnete sein, müssen alle Zeit bereit sein, für das Wohl des Vaterlandes den Arbeiten der Gesetzgebung obzuliegen und Niemand aus den Reihen des Bundesrathes oder Reichstages wird diese Pflicht zu schwer finden, wenn er nicht durch zwingende Hin dernisse von der Erfüllung derselben abgehalten wird. -Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. August. In dem heutigen Frühzuge von Hainsberg befand sich auch ein festlich mit Papierkahnen und -Guirlanden geschmückter Pack wagen. Derselbe enthielt volle Ladung, ca. 54 Ctr., Zeitungspapier für die „Weißeritz-Zeitung" und war dies Papier die erste Sendung, welche die Thode'sche Papierfabrik in Hainsberg auf der Schmalspurbahn verfrachtete. — Der hiesige Gewerbe-Verein hält heute Freitag einen Familienabend ab, bei dem außer einem Vortrag noch die Vertheilung von Erinnerungszeichen an diejenigen Lehrlinge stattsinden soll, die bei letzter Ausstellung betheiligt waren. Den Beschluß wird ein Tänzchen bilden. — Der deutsche und österreichische Alpenverein, dessen 92 Sektionen über ganz Deutschland und Oester reich sich erstrecken und dessen Centralleitung z. Z. sich in Salzburg befindet, hat für die im vorigen Jahre durch Ueberschwemmungen geschädigten Tyroler die Summe von 145154 Gulden 44 Kreuzer gesammelt und zur Vertheilung gebracht. — Ueber den Stand der künstlichen Fisch zucht in Sachsen hat Herr Professor vr. Nitzsche aus Tharandt jetzt an das Ministerium des Innern einen Bericht erstattet, welcher nun auch im Drucke er schienen ist. Dieser Bericht beruht auf den Ergebnissen der von der Regierung vor mehreren Jahren ange stellten Erörterungen wegen der Verunreinigung der fließenden Wässer, beziehentlich der in Verbindung da mit gepflogenen Erhebungen über die im Königreiche Sachsen vorhandenen Anstalten für künstliche Fischzucht. Die Gesammtzahl der letzteren beträgt 73, von denen 13 auch als Handelsanstalten gelten können; die meisten Fischzuchtanstalten befinden sich in den Amts- hanptinannschaften Pirna (13), Freiberg und Dippol diswalde (je 7) und Schwarzenberg (6); gar keine Anstalten dieser Art sind in den Amtshauptmannschaften Leipzig, Dresden-Neustadt, Grimma, Oschatz, Döbeln,