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Ausaabe iK und v SachMe oolksseiluns Nummer 133 — 31. Jahrgang erschein« «mal we»u. m» Illustr. GraüebeUage» .Helma! und »«II» nnd der Alnderdetlaae ,ltt>r unsre Minen Lenle', sowie den rerldeilaaen .Unlerhalluna nnd Wissen' .DlevrasslicheHau»» aau'. ,Ta» »ule Vuch'. MonnIIIcher Pe;i>aSPr«IS klnSgade N in» SI.-Benno-BIalt 2« 2,7N iindgabe 0 obne SI.-Benno-BIalt-« SSo kliijelnumnier 10 4 Connadend. u. Conntagnumnier SO Haus>»chri»Ietier Dr. w. DeSezhk, Dresden. Freilag, -en 1v.Juni 1932 PerlauSorti Dresden a«n,«Igeiipreiser Die laespaliene pe»i,e»e !»o ».gamMen- an,einen ii-SIellengelnche SO .s. Di» peliirellamezeiie, 89 nm>. breii. 1 .»c. gür «njeiacn ausierhaib des BerbreiinnaSgeb eieS 4«> is. die peliirellaniezeiie I Bricined.:»»^. Imgalle höherer Genial« erlisch! ,ede Berpslichlunn an! Viesernng wwie irrsiUInnn v. «lnzeigen . Rnsiriiacn n. Lcilinna v. Lchadeneriah GelchiMIicher Lett G. Minlel, Dresden. lSeschSst-ftelle, Druck «nd «Verlag« Germania, Buchdrucker«! und Beriaa OreSden-il. l, Pollerstr. N. Aernrus LlvIS. posischecklonto Dresden IOA>. Bank konto Stadtbank Dresden SIr.»17S7. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzeltnng vreSden-klttstad« 1. Poltcrstras,« 17. gernru- 2M1I und 2! Olt. Lenkt Frankreich ein? Ln London beurteilt man die Aussichten für Lausanne optimistisch London, 9. Juni. Laut „Morningpost" sollen gestern Abend bei der bri tischen Regierung wichtige Nachrichten eingegangen sein, die auf ein Einlenken Frankreichs in der Reparationssrage schliessen liessen. Britisch« Regierungskrelse beurteilten Infolgedessen die Aussichten auf eine Regelung des Reparationsproblems hoffnungsvoller denn se. „News Chronicle", „Daily Mail" und „Daily Express" berichten ebenfalls von einem griindlicl-en Wandel, der in den franzöfisci)en Ansichten bezüglich der Reparationssrage eingetreten sei und der die Aussichten auf eine Vereinbarung bessere. Paris, 9. Juni. „Matin" berichtet aus London, daß Macdonald di« Ab sicht haben solle, Herriot den Vorschlag zu machen, die Lausanner Konferenz nach der Aussprache Uber die Reparationssrage zu vertagen und die Arbeiten entiveder in der Schweiz oder in London zur Prüfung des zweiten Teiles der Tagesordnung zu einem Zeitpunkt wieder aufzunehmen, an dem es den Vereinigten Staaten möglich sein werde, Delegierte zu entsenden. Man wird abwarten müssen, welche Nachrichten in England die Erwartungen für Lausanne so freundlich beein flusst haben. Das; auch konservative Blätter, die an sich der neuen französiscljen Linksregierung nicht sehr freundlich ge- geniiberstehen, in solchem Sinne schreiben, läßt immerhin dar auf schliessen, dass für die Stellungnahme der englisäien Presse nicht lediglich der Wunsch massgebend ist, wieder ein mal vor einer grossen internationalen Konferenz so etwas wie eine englisch-französisck>e Einlseitsfront l;erzustellen. Aller- dings muss man sich immer vor Augen halten, das; man in England auch in Regicrungskreisen im besten Falle ein Kom- promis; zwischen der deutschen und französischen Auffassung erwartet und daß daher Nachrichten, die amtlick^ englisclp! Kreise zum Optimismus geneigt maclien, in Deutschland noch lange nicht die gleiche Beurteilung finden können. Das; in Lausanne nur die Reparationssrage behandelt iverden kann, darf als feststehend betrachtet werden. Aller dings wird von deutsclw'r Seite zu fordern sein, das; in die ser Frage ein endgültiger Abschluß erreicht wird, el>e die Konferenz vertagt wird. Ein anderes Verfahren mär« sinn los auch im Hinblich auf die Absicht. Amerika an den späte ren Verhandlungen zu beteiligen. Amerika ist bereit zu einer Ausspraä;« über Mahnahmen zur Milderung der Wirtschafts krise, aber nicht bereit sich aufs neue in die Erörterung der Reparationssrage hineinziel;en zu lassen. Eingreifen Macdonalds in Genf wtb. London, 9. Juni. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" spricht heule von der Möglichkeit. daß Macdonald angesichts der verfahrenen Lage ans der Abrüstungskonferenz sein Programm ändert und den Versuch macht, die Dinge in Genf wieder in Gang zu bringen. Britische Kreise seien jedoch über den Ersolg eines solchen Versuches ziemlich pessimistisch, zumal die Sachver- st ä n d i ge n a u s sch ü s se, wenn man von ihrer einmütigen Stellungnahme gegen den chemischen und bakteriologisck-en Krieg absieht, in jeder wesentlichen Frage uneinig seien. Das Blatt betont, das; jetzt tatsächlich weniger Hossnung auf ein greifbares Ergebnis bestehe, als vor Ernennung der Ausschüsse, und weist daraus hin, das; die Politiker sich mehr fach in nicht sehr schmeichelhaften Wendungen über die Sach verständigen gcäuhert haben. Der parlamentarische Korrespondent der „Times" meldet. Premierminister Macdonald und der Staatssekretär des Aeu- hern, Sir John Simon, werden den Dienstag und Mittwoch in Genf verbringen und rechtzeitig zur Eröffnung der Repara tionskonferenz am Donnerstag in Lausanne sein. Es l>errscht die bestimmte Ansicht, dah die britische Delegation in Gens bei der Sihung des allgemeinen Ausschusses der Abrüstungskonfe renz am Dienstag Vorschläge machen wird, die daraus abzielen, der in den Arbeiten der Konferenz eingetretenen Stockung ein Ende zu machen. Etat-Ausgleich in Preußen Zwangssparkaffe für Beamte - Einführung -er Schlachtsteuer Berlin, S. Juni. Da» Preußische Kabinett hak gestern abend die ange- kündigte neue Bolverordnung ertasten. Der Wortlaut der Notverordnung wird heute veröffentlicht werden. Bei der Ausstellung des Etat» für 1SZ2/3Z war mit einer Mindereinnahme von 47S,ö Millionen RM gerechnet wor- den. Davon wurden 207,2 Millionen durch Abstriche am Personaletat und 16S,4 Millionen durch Al-striche am Sach- etat eingespart sowie zwei Millionen durch Erhöhung des Staatsanteil» an den Rotariatsgebühren gedeckt. Der Rest von 100 Millionen sollte ursvrünglich durch die Ausgleichs- Zahlungen de» Reiche» gedeckt werden. Angesichts de» Fort- falle» dieser Ausgleichszahlungen hat die Preußische Regie rung nunmehr in der Rotverordnung die Einführung der Schlachlsteuer vom 1. Juni diele, Jahre» an beschlossen, die einen Ertrag von rund SO Millionen bringen soll. Darüber hinau» waren aber zum völligen Ausgleich de, Etals noch weilere Maßnahmen notwendig, da im laufenden Etatsjahr mit etwa 50 Millionen Mlnderauskommen an Steuern ge rechnet wird. Die Rolverordnung fleht deshalb eine Kürzung der Be- amlen- und Angestelltengehälter, und zwar in Höhe von 5 Prozent für Ledige und kinderlose Verheiratete und von 2 k Prozent für Beamte und Angestellte mit Kindern vor. Diese Gehaltskürzung, die nur vorübergehend sein soll, ist al» eine Zwangsanleihe gedacht, und soll nach fünf Jahren vom 1. Juli 1SZ7 ab in monatlichen Raten, die dem monatlichen Abzug entsprechen, wieder zurückgezahll werden. In Todesfällen ist der ganze abgezogene Betrag an die Hinterbliebenen sofort auszuzahlen. Ebenso erfolgt dle sofortige Auszahlung de« gesamten Betrage» beim Ausschel- den von Staat»angeslellteu und von Beamten unter Fort fall der Versoraunasvezüae. Line entsprechend« Regelung ist den Gemeinden für ihre Beamten und Angestellten vorgeschrieben. Vie Rolverordnung sieht weiter zur Sicherstellung de« Etat» eine Aenderuna der bisherigen Bestimmungen über dle Riederfchlagung der yau»zin,steuer in der Weise vor. dak bei vedarftiakeit die Sau«,in,steuer nicht mehr auf Antrag durch die kalasterämter erlassen wird, sondern daß in Zukunft den Gemeinden ein enlsvrechender Betrag über wiesen wird, der dazu dienen soll, aus Antrag an wohlsahrks- unterslühungsempfänger zum Ausgleich für die Hauszins steuerzahlungen gegeben zu werden. In preußischen Regierungvkrelsen lst man davon über zeug«, das; durch dle ln dieser Rotverordnung vorgesehenen Maßnahmen der Etatausgleich durchgeführt werden kann. Im übrigen wird entgegen den verschiedenen in der Oesfentlichkeit umlaufenden Gerüchten mit Rachdruck betont, daß hinsichtlich der Kassenlage Preußens keinerlei Bedenken bestehen. Die Kassen tage ist für das lausende Etats- jahr allen allen Umständen sichergestellt. wenn die Einführung der Schlachtsteuer in den interes- sierten Kreisen Unruhe Hervorrufen sollte, so wird demgegen- über in Kreisen der Preußischen Regierung darauf hinge- wiesen, dah die Auswirkungen dieser Steuer zweifellos über schätzt werden. Die Schlachtsteuer, die in Bayern und Sach sen bereits besteht, hat dort keine Anhaltspunkte dafür er geben, dah die Fleischpreise durch sie beeinflußt worden sind. Der Finanzminisler ist außerdem ermächtigt, bei Hausschlach tungen von der Erhebung der Schlachlsteuer Abstand zu neh men und er wird von dieser Ermächtigung soweit wie möglich Gebrauch machen. Preußenparlamenl am 14. Mi? Dem Ersuchen des Reichskanzlers, den Preußischen Landtag früher als zum 22. Juni einzuberufen, wird vom Aeltestenrat, der bekanntlich am Freitag Zusammentritt, wahrscheinlich entsprochen werden. Man nimmt m parlamcn-- torischen Kreisen an, daß der Landtag voraussichtlich am Dienstag, 14. Juni, zusammentreten wird. Auf der Tagesordnung der nächsten Landtagssitzung wird die Wahl des Ministerpräsidenten stehen, vorausgesetzt, daß darüber eine Einigung im Aeltestenrat erzielt wird. " Der Relchsbund der höheren Beamten «rlzebt gegen die Absichten der preußischen Regierung, die Veamlenzpchälter zu kür^n, Einspruch. Der Kampf des Zentrums Oie Kundgebung des Reichsparteivorstandes Berlin, 9. Juni. Der Reichsparteivorstand der Deutschen Zcntrumspartei hat gestern morgen im Reichstag eine Sitzung abgehalten, die aus allen Teilen des Reiches außerordentlich gut besucht war. Die Verhandlungen standen unter der Leitung des Parteivorsitze,i- dcn Dr. Kaas, der trotz seiner noch nicht völlig wiederher gestellten Gesundheit erschienen war, um, wie er in seinen Ve- grüßungswortcn sagte, zum Ausdruck zu bringen, daß er nach wie vor in unerschütterlicher Treue zu jenem Manne stehe, der in den letzten Jahren de, Exponent der deutschen Politik ge wesen sei. Der Parteivorsitzende streifte kurz die Entwicklung der letzten Zeit und richtete an alle Parteifreunde den Appell, sich der Größe der Stunde gewachsen zu zeigen. Es komme jetzt weniger darauf an, wer Recht bekomme, als wer Recht habe. Der Tag würde kommen, wo auch die Männer der heutigen Re gierung einfchen würden, daß sie nicht nur einen Umweg «in geschlagen haben, sondern Irrwege gegangen seien. Er Habs nirgcndwo und an keiner Stelle einen Zweifel darüber gelaßen, daß er die plötzliche Beendigung der Arbeit des Kabinetts Brü ning für einen schweren Fehler halte. Jede halbe Lösung wäre aber nur eine Fortführung dieses Fehlers. Diejenigen, die immer nach der Macht gerufen hätten, hätten jetzt auch voll und ganz die Verantwortung übernehmen müssen; da diese Regie rung den Reichstag aufgelöst habe, ohne sich ihm zu zeigen, müsse im Wahlkampf nachgeholt werden, was sich sonst vor der Volksvertretung vollzogen hätte. Herr Reichskanzler Brüning, dem der Vorstand eine lebhafte Kundgebung darbrachte, dankte zunächst der Partei und der Reichstagsfraktion für die Unterstützung, die er jederzeit während seiner Kanzlerschaft gefunden hätte, und gab dann in einem eingehenden Bericht über die Ereignisse der letzten Zeit. Sie wurden ergänzt durch Ausführungen des Abgeordneten Joos und des früheren Reichsarbcitsininisters St eger- mald. Die Aussprache, die von dem Geiste völliger Einigkeit und Geschlossenheit getragen war, endete mit der einstimmigen Annahme folgender Entschließung: „Der Neichspartcivorftand der Deutschen Zcntrumspartei bekundet in diesem Augenblick innenpolitischer Wirrnis und autzenpolitischer Bedrängnis sein überzeugtes und un« «rschütterliches Fe st halten an den Grund linien der Politik, die durch das staatspolttijche Wollen und Wirken des bisherigen Reichskanzlers Dr. Brüning gekennzeichnet ist. In Besorgnis um das Schicksal von Volk und Nation steht der Rrichspartcivorstand die Linie dieser staatsmännischen 'Aufbauarbeit in einem besonders gesahr- vollen Augenblick jäh unterbrochen und durch ein Ex periment abgelöst, für das aus zwingenden Gründen unserer, seits keinerlei Mitverantwortung übernommen werden kann. Dem aus seinem Amt ausgcschiedcncn Herrn Dr. Brüning und seinem treuen Mitarbeiter Sieger, wald, der Parteileitung und der Rcichstagvsraktion spricht der Reichsparteivorstand sein dankbares Vertrauen aus. Der Vorstand erwartet von allen Organisationen und Freunden der illartci im Lande, daß sie alles tun, um in dem kommenden Wahlkamps die Schlagkraft des Zentrums zu steigern. Versuche, die Einheit und Geschlossen heit des Zentrums zu »ersetzen und zu zer- splittern, müssen rücksichtslos abgc wiesen werden. Das Zentrum sührt den Kamps in völlig unabhängiger Stellung und aus einem unerschütterlichen gedanklichen Funda, men«. Es geht seinen Weg sür sich, ohn« seine Selb ständigkeit von rechts oder links bestimmen zu lasten. Unser Kamps wird sich gegen diejenigen richten, welch« die politisch- parlamentarisch« Mitverantwortung ablehnen, zu einer Zeit, in der sie ihre Machtansprllche angcmeldet haben, um Kabinett« zu bestimmen und zu zerstören. Da die Lcbenskrast der deut- schen Kultur stets durch die W i r k u n g s m ö g l i chk«»t christlicher Lebensgrundsätze bestimmt sein wird, wird di« Zentrumopartei auch den von der Regierung Brüning eingeleiteten Kamps gegen Verbände und Bewegungen, die das christlich-religiös« Erbgut des deutsch«» Volkes unterminieren, weitersllhren. Der islarteivorstand sordert alle Parteisreunde aus, in Treue und Tatkoast dasllr zu sorg«n, daß «ine starke, von d«r Gesolgschast writester, den Bolkostaat und die Bolksgcmeinschast ehrlich bejahender Kräste aus allen Volksschichten unterstützter Ordnungsblock als Garant einer sriedlichen und organi schen Weiterentwicklung Deutschland» gesichert bleibt. Uns«r« Parole war und blribt: Deutschland." (Die Rede des Abg. Joos ist im Innern des Blattes ausführlich wiedergegeben.) * Di« Stadt Münster hat Dr. Brüning das Ehren- biir^rrecht verteilen. " D«r ägyptische Zlgar«tt«nkönlg Nestor Gianaclis ist Im Aller von 94 Jahren in Kairo gestorben.