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M 97 Weißerttz-Zeitung Wrenstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Post anstalten. 11. December 1860. Preis ,>ro Quartal 10 Ngr. Inserate die' 4 Spalten-Zettr 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemtcr and Stadtrathe M Dippoldiswalde, /ravensteiu und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesqeschichte. Dippoldiswalde. Zu den verschiedenartigen kleinen Drangsalen des menschlichen Lebens ist seit einigen Tagen eine neue hinzugetreten; der Preis des einfachen Bieres ist (jedoch nicht in allen Wirthschastcn unserer Stadt) pro Krügel um 1 Pfennig gestiegen. Diese brennende Frage, in der wir bei uns nicht vereinzelt dastehen, hat in größeren Städten, z. B. Leipzig, Berlin, bereits nicht geringe Aufregung hervorgebracht, indem auch hier die Lagerbierpreise erhöht werden sollten. Es haben sich dort die Gastwirthe vereinigt, um durch Herbciziebuiig auswärtiger Biere die Brauer in und um Leipzig und Berlin von der Preissteigerung abzu bringen; mit welchem Erfolg, weiß man noch nicht. Auch in unserer Gegend haben sich eine Anzahl Brau meister, wie wir jüngst aus diesem Blatte ersahen, zu einer Erhöhung der Preise für das einfache Bier ver einigt. Woher nun dieser Preisaufschlag? Als Grund hört man die diesjährigen allerdings sehr hohen Hopfen preise angeben. Zeilher wurde uns immer versichert, daß der Hopfen auf die Blerpreise wenig oder gar keinen Einfluß ausübe, sondern einzig und allein die Gerste. Der Hopfen mache das Bier weder theuer, noch billig. Das Letztere haben wir bis jetzt bewährt gefunden. Denn wenn der Eentner Hopfen 30—40 Thlr. kostete, so fanden sich die Brauer deshalb nicht veranlaßt, das Bier deshalb billiger zu geben. Nun sollte man glauben, daß auch bei dem hohen Hopsen preise keine Steigerung des Bicrpreises eintreten würde, dem ist aber nicht so! Wenn wir nun jetzt eine solche Steigerung des theuern Hopfens wegen uns gefallen lassen müssen, so erwarten mir auch bei sehr billigem Hopfen eine angemessene Ermäßigung des Bier preises. Was nach der einen Seite hin recht ist, ist nach der andern gewiß auch billig. Schmiedeberg. Das in voriger Woche abgehaltene zweite Eoneert der Vollmondsgcsellschaft gewährte den Mitgliedern recht erfreuliche Genüsse, die früher wenig stens nicht in dem jetzigen Umfange üblich waren, und eine angenehme Abwechselung zwischen Jnstrumental- und Vocalmusik schufen. Zuvörderst fand man sich durch die Loncertstücke befriedigt, welche das Musik chor des Herrn StadtmustknS Fischer in sehr gelungener Weise vortrug. Durch Gewinnung einiger tüchtiger Gehilfen vermag Herr Fischer dermalen eine Loncert- mustk vorzuführen, die ihm wahrlich alle Ehre macht. Insbesondere erfreut man sich an der Gewandtheit und Reinheit, mit welcher der eine Gehilfe die Trompete zu brauchen versteht. Hierauf wurde die Gesellschaft durch Gesang und Dcelamationen angenehm überrascht. Nachdem Herr Lehrer Hengst, der eine sehr hübsche Tenorstimme besitzt, das liebliche Liedchen „ein Ton aus Deiner Kehle" vorgetragen batte, erfreute ein Mitglied die Anwesenden durch zwei launige Decla- mationen, und zum Schsuß sangen die Lehrer Hengst, Bieber und Döbler, sowie der als Gast anwesende Kreuzschüler Fischer, ein Quartett, welches mit rauschen dem Beifall ausgenommen wurde. Die Mitternachts stunde war längst schon verstrichen, als das bekanntlich sehr lustige Völkchen die sehr verschiedenen Heimwege aufsuchte. * Frauenstein, 6. Decbr. Wie ans ziemlich sicherer Quelle verlautet, ist vor kurzer Zeit dem hiesigen Königlichen Gerichtsamte angezeigt worden, daß der Forstgehilfe Müller in Rechenberg auf einige arme Leute, welche er bei einem Walddiebstahle ertappte, geschossen habe, ohne jedoch eine Person zu verwunden. In wie weit diese Anzeige wahr ist, wird durch die eingeleitcte Untersuchung der obengenannten Behörde erörtert werden. Dresden. Nachdem I. k. Hoh. die Frau Kron prinzessin seit einigen Tagen von einer Maserkrankheit vollständig genesen ist, erkrankte am 7. Decbr. S. k. Hoh. der Kronprinz an derselben Krankheit, die einen guten Verlauf zu nehmen scheint. — Die Vorstellungen im Circus Carrs Hierselbst (am Jüdentcich) haben bis jetzt den Beweis geliefert, daß die Gesellschaft sich kühn mit den Productionen messen kann, die wir bisher im Renz'schen Eircus als das Höchste und Vortrefflichste angestaunt haben. Was die Arrangements im Innern des Circus und die Garderobe betrifft, überhaupt die Sorgfalt, womit Herr Carrö das Ganze überwacht, so ist nicht zu läugnen, daß er hierin seine Vorgänger übertrifft. Dresden. (Landtag.) Die zweite Kammer berathet noch über dem Gewerbegesetz. Am 4. Decbr. übergab der Abgeordnete Cichorius mit 25 Genossen eine Petition wegen der churbesstschcn Verfassung. Nämlich die freisinnige hessische Verfassung von 183 k war durch eine» deutschen Bundesbeschluß im Jahre 1852 aufgehoben und die Aufhebung durch einen neuen Bundesbeschluß vom 24. März dieses Jahres bestätigt worden. Die sächsische Regierung hatte damals durch ihren BundcSgesandten mit für die Aufhebung gestimmt. Die Petenten ersuchen daher in ihrer Petition die StaatSregicrung, ihren Bundesgesandten dahin zu in« struiren, daß er die churhessische Verfassung von 1831, soweit sie dem Bundesgesetz nicht widerspricht, anerkenne. Denn bereits seit 10 Jahren ringe in Churhesscn das Volk vergeblich um seine Rechte. Die Eintracht zwischen