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Schönburger Tageblatt abends und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg Donnerstag, den 3. November 1881 Rchtr. II. rg den demagogische Schriften bethören ;el n v> 2. 8 lU8 hi- >d Druck stunden 5 Uhr. Borm. Feier. Am 31. Oct. König und die >t, bei bei 1 Ä 3 eben leicht durch lassen. Oesterreich. Vormittag um neun Uhr sind der Königin von Italien von Wien obschon die Anzahl der von ihr abgegebenen Stim men sich vermindert hat, doch den großen Erfolg errungen, in einer sehr bedeutenden Anzahl von Kreisen ihre Candidalen in die engere Wahl zu bringen, was sich besonders aus der ungewöhnlichen Zersplitterung der Parteien erklärt. Wenn die liberale Presse jetzt dis Behauptung aufstellt, daß das Wahlresultat beweise, wie schwach die conservative Strömung in der deutschen Bevölkerung sei, so ist eine solche Behauptung als Humbug zu bezeichnen. Allgemein bekannt ist es, mit welchen Mitteln die Bevölkerung seitens der secessionistischen und fortschrittlichen Führer von Berlin aus bearbeitet worden ist und wie sehr man sich auf jener Seite bemühte, durch Millionen von Flugblättern in mehr als 20 verschiedenen Formen, deren Inhalt nur den Zweck hatte, der Bevölkerung den Glauben einzuimpfen, daß Fürst Bismarck durch seine innere Politik das Volk auszusaugen trachte, die Stimmen jener Elemente einzufangen, die sich ster tenö tr. nst von > 2-5 Bor- Sonr» twockS Ruhland. Man schreibt aus Petersburg vom 25. October: Daß man hier für den Fall eines plötzlichen Putsches, wie man ihn von Seiten der Nihilisten vermuthet, die umfassendsten Vorbereitungen trifft, a Oschatz stritz mit mt Elise oda mit — Otto chandau. Unanns- -Leipzig. Müller Alwin chmnann Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5V Pf. S- 12 12 ig ab), lbothen Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Bekanntmachung. Diejenigen, welche von der nach § 8 alin. 6 des für hiesige Stadt be stehenden Anlagen-Regulativs eingeräumten Selbftabfchätzung zur Ge meinde-Anlagen Einschätzuug für das Jahr 1882 Gebrauch zu machen gedenken, werden hiermit aufgefordert, ihre diesfallsigen Erklärungen Der Stadtrath. In Vertretung: Limmer, Stadtrath. mtags - am- u. Rach- abgereist; der Kaiser und sämmtliche Erzherzöge waren zur Verabschiedung auf dem Südbahnhofe anwesend. Der Kaiser reichte der Königin den Arm, während der König von J'alien, welcher die Oberstuniform seines österreichischen Regiments trug, der Erzherzogin Rainer den Arm bot. Der Kaiser küßte die Hand der Königin Margherita. Beide Monarchen umarmten und küßten sich und waren sichtlich sehr bewegt. Schweiz. Vom 1. Januar an wird der große Gotthard- Tunnel (Göschenen-Airolo) dem öffentlichen Ver kehr übergeben. Die eidgenössische Postverwaltung übernimmt den Personendienst auf ihre Rechnung und entschädigt hierfür die Gotlhardbahn, während den Güterverkehr die Gotlhardbahn selbst besorgt. Italien. Im vatikanischen Kreisen circulirt das Gerücht, der Papst habe mit Bestimmtheit geäußert, daß er abreisen würde, falls Kaiser Franz Josef Rom zum Gegenbesuche des Königs betrete. Das Gerücht steht in Verbindung mit der Anwesenheit des Wiener Erzbischofs Ganglbauer. Das italienische Königspaar ist am 1. d. morgens in bestem Wohlsein zu Monza eingetroffen. Auf der Reise wurde es überall, besonders in Mai land, begeistert begrüßt. Mancini verblieb in Mai land, Dcprelis setzte die Reise nach Stradella fort. England. Am 26. October wurde in verschiedenen Baum wollballen, die von Liverpool nach Oldham gesandt worden waren, eine Menge von Patronen gefun den. Glücklicherweise wurden sie entdeckt, ehe die Baumwolle zur Maschine gelangte; nur eine wurde zerdrückt, wobei aber die explosive Masse unberührt blieb. Zügen: >m. 35 10. 23, bis zum 18. November dieses Jahres bei Verlust des Rechts der Selbsteinschätzung in der Rathsexpedition abzugeben. Waldenburg, am 2. November 1881. Der „Mgd. Ztg." wird aus Berlin geschrieben: Das italienische Königspaar kehrt, wie jetzt als sicher gemeldet werden kann, von Wien aus zwar direct nach Italien (Rom) zurück, begiebt sich aber noch im Laufe dieses Jahres, vielleicht schon im November, zum Besuche, des preußischen Hofes nach Berlin. Die „National-Zeitung" berechnet unter Berück sichtigung der wahrscheinlichen Ergebnisse der Stich wahlen folgende Zusammensetzung des neuen Reichstags, dem zur Vergleichung in Klammern die Stärke der betreffenden Partei in dem vorigen deutschen Reichstage hinzugefügt sind, und zwar unter Einrangirung einiger „Wilden": Conserva tive 56 (früher 58), Freiconservalioe 29 (48), Cen trum 100, dazu 10 Welfen, macht 110 (früher 105), Nationalliberale 47 (64), Secsssionisten 41 (22), Fortschrittspartei 59 (25), andere Liberale 7 (9), Volkspartei 7 (4), Socialdemokraten 8 (10), Polen 17 (14), Elsaß-Lolhringer Protestler 14, 1 Däne. Wenn diese Berechnung zuträfe, würde die Entschei dung bei den Polen, Welfen, Socialdemokraten, Protestlern rc. liegen. Weder eine conscrvativ-kleri- kale, noch eine conservativ-liberale Mehrheit wäre danach möglich. Von den 397 Wahlen zum deutschen Reichs tage sind 395 definitiv bekannt. Eserhielten hier bei Sitze: 44 die Conservatioen, 22 die Reichs partei, 100 das Centrum, 31 die Nationalliberalen, 2 die Liberalen, 24 die Sccelsionisten, 25 die Fort schrittspartei, 3 die Volkspartei, 15 die Polen, 17 die Particularisten, Welfen und Protestler. 2 Wahlen sind noch unbestimmt, 109 Stichwahlen machen sich nothwendig. Der Etat der Reichsschuld auf das Etatjahr 1882/83 ist veranschlagt: die fortdauernden Aus gaben auf 13,702,500 Mk., 3,100,000 Mk. mehr als im Vorjahre. Dieses Mehr fällt auf die Ver zinsung der 4procenligen Reichsschuld (2,900,000 Mk.) und auf die Verzinsung der Mittel, welche auf Grund des Etatgesetzes zur vorübergehenden Verstärkung des ordentlichen Betriebsfonds der Reichshauptkaffe ausgenommen worden(200,000 Mk.) Dazu kommen an einmaligen Ausgaben für die Kosten zur Herstellung neuer, anstelle der jetzt um laufenden auszugebenden Reichskaffenscheine 227,300 Mk., 117,300 Mk. mehr als im Vorjahre. Inden Erläuterungen zu den beiden letzten Etats ist erwähnt, daß infolge des wiederholten Vorkommens von nach gemachten Neichskaffenscheinen eine neue Emission statlfinden solle. Die gesummten Herstellungskosten betragen 465,800 Mk. Davon sind in den beiden vorigen Etats zum Ansatz gelangt 232,500 Mk., so daß noch verbleiben 22,300 Mk. Die zur Reichskaffe gelaugte Jsteinnahme an Zöllen und Verbrauchssteuern betrug abzüglich der Vergütungen und Verwaltungskosten vom Beginn des Etatjahrs bis zum Schluffe vorigen Monats, also im ersten Halbjahr 167,346,967 Mk., oder 25,920,157 Mk. mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Das größte Mehr — über 14 Millio nen — halten die Zölle. Es folgen Rübenzucker steuer mit über 11 Millionen, Solzsteuer, Tabak steuer, Branntwein- und Brausteuer, bei welchen allen das höchste Plus 329,627 Mk. betrug. Die Socialdemokratie hat bei den Wahlen, "Waldenburg, 2. November 1881. Gambetta als Minister- Gambetta will also an die Spitze des französischen Ministeriums treten. Zwar schienen seither noch die auswärtigen Verwickelungen Frankreichs äußerst kritisch, sodaß die Ueb rnahme eines solchen Postens doppelter Ueberlegung bedurfte, allein die schlimmsten Angelegenheiten dürften doch wohl erledigt oder der Erledigung nahe gebracht sein. Aus den ägyptischen Gewässern haben Frankreich und England ihre Kriegsdampfer zurückgezogen, und in Tuuesicn ist durch die Besetzung der heiligen Stadt Kairuan ein Moment der Ruhe gekommen, der die Expedition zu einem baldigen friedlichen Abschlusse führen kann. Der neue Ministeipiäsident kann also sein Haupt augenmerk auf die inneren Zustände Frankreichs rich ten und daß er dies will, hat er bereits durch seine jüngste Rede in Havre angedeutet, in welcher er seine Reise nach Deutschland als eine solche Hin stellle, die keinen andern Zweck gehabt habe, als den, die Handels- und Verkehrsverhältnisse daselbst kennen zu lernen und diese Kenntniß im Interesse Frank reichs im edlen Wettstreit der beiden Staaten auf diesen Gebieten zu verwerthen. In seiner neuen Stellung ist Gambetta eigentlich von allen Staatsmännern sehr zu beneiden, am meisten vielleicht von Bismarck; denn während der Letztere auch durch die letzten Reichstagswahlen keine Majorität für seine Resormpläne erhalten hat, kann sich Gambetta auf eine ergebene Majorität in der französischen Deputirtenkammer stützen, ganz abge sehen davon, daß auch die nächsten Senatswahlcn jedenfalls im Sinne Gambetta's ausfallen werden. GambNta braucht nur seine Vorlagen zu machen und die Majorität wird denselben zustimmen, trotz der Opposition von links u d rechts. Noch eines Vorzuges vor allen anderen Staats leitern kann sich Gambetta erfreuen. In seiner Hand liegt es, durch die That zu beweisen, daß er eine aufrichtige Friedenspolitik befolgen will. Er darf nur den Vorschlag auf eine allgemeine Ab rüstung des bis an die Zähne bewaffneten Europas machen und darin mit einem guten Beispiel voran gehen. Frankreich ist durch Europa gezwungen wor den, seine Revonchepläne aufzugeben, Frankreich kann dafür Europa veranlassen, und das wäre doch die edelste Rache, durch die gleichzeitige Ent waffnung mit Frankreich zu zeigen, daß es auch von diesem nichts zu fürchten habe. Dadurch würde sich Gambetta den Dank der steuerzahlenden Bürger aller europäischen Staaten erwerben, ganz abgesehen "0" der Hebung des allgemeinen Wohlstandes, die durch Freiwerden eines Theiles der Militärlasten und deren Verwendung zu productiven Zwecken her beigeführt werden würde. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. "Waldenburg, 2. November 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Wie man hört, dürfte sich die Nachricht^bestätigen, daß der Reichstag am 17. oder 18. November eröffnet werden wird. !of. llovem-