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Adoner Grenzome Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amts, anwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf. Diese Zeitung erscheint an jedem Wochentage nachmittag mit dem Tatum de» folgenden Tage». Sonnabend» liegt die Sseitige AomaneBeilage »Neue Illustrierte" bei. Fernprecher Nr. 14 Verantwortlicher Schriftleiter und Verleger Otto Meyer in Adorf. PoM^Kto. Leipzig 37369 Nr. 239. Dimnerstag, Äs» 3V. Oktober 1924. IahNK. 89. NW« »kl WMe», Mven rrn» AWMVM br! Wlk Skit. Wir weisen auf unsere Polizeiverordnung vom II. September 1911 hin, wonach Fluren, Treppen und TreppenvorpILtze von Menschen bewohnter oder dem mensch- «chen Verkehr osfenstehender Häuser nach Eintritt der Dunkelheit bis zum Schlüsse der vaupizrgangstür so zu erleuchten sind, daß der Verkehr im Hause ohne Gefahr möglich ist. Adorf, am 28. Oktober 1924. Der Stadtrat. Die nächste Sprechstunde der Säuglings- und Mütterberatungsstelle findet Montag, 3. November 1924, nachmittag von 2—4 Uhr im Zeichens««! der Mädchen» Hule statt- Für die Zukunft werden die Sprechstunden regelmäßig an jedem 2. und 4. Montag Monat von 2—4 Uhr nachmittag abgchalten. Adors, den 27. Oktober 1924. Der Stadtrat- An die Bezahlung der am 15. Oktober fällig gewesenen Gruudstener (S.Termin) wird hiermit erinne-t. Schriftliche Mahnung erfolgt nicht. Mahngebühren sind nunmehr mit abzuführen. Nach einer Woche müssen die Rückstände zwangsweise beigetrieben werden. Adorf i. B., 27. Oktober 1924. Der Stadtrat. Doauerstag, den 30. Oktober 1924, vormittag 9 Uhr sollen im Restaurant zur Wolfsschlucht verschiedene Textilwaren meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. y 661, 664 und 710/24. Adorf, den 29. 10. 24. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts. Der Plan über die Herstellung einer unterirdischen Linie an der Markneuktrchner Straße in Adorf-Vogtl. liegt bei dem Postamt Adorf-Vogtl. auf die Dauer von 4 Wochen öffentlich aus. Plauen-Vogtl., 26. Oktober 1924. Telegraphenbauamt. Sie verkaufte Entente. . Als die Entente Italien veranlaßt hatte, den gro- M mitteleuropäischen Friedensbund, zu dem es mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn mehrere Jahr- »Hnte lang gehört hatte, zu verkaufen, oder, deut scher gesprochen, zu verraten, hatten die Herren in Paris und London nicht daran gedacht, daß es ihnen ^ch mal so ergehen könnte. Jetzt scheint sich so etwas Mzubereiten, wenn es nicht schon Tatsache geworden N- Skrupel kennt der Italiener in seinem „heiligen Uoismus" nicht, und der heutige Ministerpräsident in Mussolini, ist mit dieser Schwäche noch weniger glastet als alle seine Vorgänger. Also kümmert er j^ch den Kuckuck um Verträge und Freundschaft, sondern Nht seinem Profit nach. Warum hat Italien vor zehn Jahren seine Teil- Mme am Dreibunde verkauft? Weil Deutschland und Oesterreich als ehrliche Staaten ihm nicht die große Ge bietserweiterung auf Unkosten anderer Länder zugeste- konnten. Frankreich und England versprachen ihm U Kosten von Oesterreich und der Türkei, was es Men wollte, wenn es in den Weltkrieg ein- Me, und das ist dann auch geschehen. Aber nach dem MedenSschluß erkannte die Regierung in Rom, daß Frankreich und England sich mehr angeeignet hatten, ihnen nach italienischer Meinung zukam, und da Mite sie Nachforderungen, die indessen wenig oder M nicht berücksichtigt wurden. Namentlich wollte man " Paris und London nichts davon wissen, daß das Mtelländische Meer als ein italienisches Gewässer an- Wehen sei. Die ersten italienischen Nachkriegsmini- Mien ließen die Sache noch auf sich beruhen, aber ^lssolini hatte den Plan, den Grafen Cavour, den Hüpfer des modernen Italien, noch übertrumpfen A wollen und . . . verkaufte die Entente, weil er M der nichts mehr zu erwarten hatte. Er sah sich «/.Europa um und verfiel auf Rußland als Helfershel- . f^nen Ehrgeiz. Man geht um die Sache her- will angeblich von nichts wissen; aber daß sich hier ' w>as angesponnen hat, ist kaum zu bezweifeln. . Mussolini hat mit der italienischen Annäherung Rußland kaum einen völlig neuen Weg eingeschlagen, heute nur vergessen worden, daß schon uni die Mshundertwende sich die Anfänge einer italienisch- ^uschen Intimität zeigten. Als König Victor Ema- den « H' nach der Ermordung seines Paters Humbert u italienischen Thron bestiegen hatte, machte er, was L,H^nein auffiel, seinen ersten Besuch in Petersburg, ^.utzlands Absichten auf Konstantinopel und Italiens j^°^ken an die Vorherrschaft im Mittelmeer wider- achen einander nickt und hätten wohl schon früher Was gibt es Aeues. » — Pur Bildung von Kreiswahlvorschlägen für dit Mchstagswahl hat der Reichsinnenminister eine besondere Verordnung erlassen. . — Reichsfinanzminister Dr. Luther sprach in Hamburg ^s^Einwirkung der Dawesgesetze auf die Finanzlage , — Nach einer Meldung aus München ist das Ver- Mren gegen den Frontbund jetzt auch aus den General Adendorfs eingeleitet worden. ... — Auf dem Zentrumsparteitag in Berlin bekannten alle Redner für die vom Reichskanzler Marx ver- Wgte Politik. — .Bayern hat gegen die Zusammensetzung des Se- Nis beim Prozeß gegen die Organisation Consul bei der ^eichsregicrung Protest erhoben. q — Blättermeldungen aus Rom zufolge soll zwischen -Italien und Rußland ein Abkommen abgeschlossen worden Nn, das Italien eine Konzession auf 33 Jahre in dem ^rgwerksgebiet des Donez gewähre. Folgen gehabt, wenn nicht der russisch-japanische Krieg und" die Gründung der Entente dazwischen gekommen wären. Heute, wo Mussolini Ellenbogenfreiheit auch zur See haben will, nimmt er die so lange zurück gestellten Pläne wieder auf. Und er hat dafür bereits ein Lob des russischen auswärtigen Ministers Tschitsche rin geerntet, der in einer Rede die unabhängige und selbständige italienische Politik feierte. Es ist allerdings ein sehr seltsames Bild, welches das faschistische Italien und das bolschewistische Rutz, land Arm in Arm darbieten. Denn das faschistische Grundprinzip ist die Niederwerfung der internationalen Revolution, die doch gerade von den Bolschewisten an» gestrebt wird, wie neuerdings die Agitation der Mos kowiter sogar in England beweist. Aber schließlich be weist dieses Zusammengehen nur, daß in Rom eben sowenig wie in Moskau Bedenken über die Wahl der Helfershelfer und der Mittel bestehen, wenn es gilt, bedeutende Ziele zu erreichen. Wer gedacht hat, daß die Sowjets keine Ausdehnungs- oder Eroberungs- Pläne haben, und daß Italien sich scheuen würde, mit Erzrevolutionären Hand in Hand zu gehen, war eben im Irrtum. » Frankreich und England sind dieser russisch-ita lienischen Anbändelei schon länger auf die Spur gekom men, aber überrascht waren sie doch. Daß Italien und Spanien Vereinbarungen getroffen hatten, regte sie nicht auf, aber dies Techtelmechtel mit Rußland ging ihnen zu weit. Sie sahen sich von ihrem Bundesbru der Italien verraten und verkauft und zogen nun andere Seiten auf. Frankreich veranstaltete große Ma rinemanöver im mittelländischen Meere, und England hat bei seiner Insel Malta ein so gewaltiges Geschwader von Kriegsschiffen vereinigt, wie man es dort noch nicht gesehen hat. Das war ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl für Italien, nicht den Herrn dort spielen zu wollen, wo es nicht der Herr ist. Was praktisch im Gebiete des Mittelmeeres geschehen wird, ist, wie oben gesagt, nicht vorauszusehen, aber so viel ist wohl sicher, daß sich Mussolini diese englisch-französischen Demon strationen schwerlich zu Herzen nehmen wird. Deutschlands Finanzlage. Dr. Luther über den Dawesplan. Auf Einladung des Hamburger Ueberseeklubs hat der Reichsfinanzminister Dr. Luther dort einen Vor trag über das Thema „Die finanzielle Lage nach dem Dawes-Abkommen gehalten. Der Minister steht auf dem Standpunkt, daß man nach Annahme des Londoner Abkommens alles tun müsse, um es loyal durchzuführen. Jedoch dürfe man nicht Dinge von uns verlangen, die außerhalb unserer Leistungsfähigkeit liegen. Luther erklärte: „Eins möchte ich mit voller Bestimmtheit betonen, daß Deutschland sich auf keinen Fall zu der verlangten Leistungsfähigkeit entwickeln kann, wenn cs nicht in den freien Weltverkehr wieder eingespannt wird. Eine gelähmte deutsche Kraft kann die verlangten Leistun gen keineswegs vollbringen. Tie Transfcrfragc be findet sich meiner UcLerzeugnng nach überhaupt erst in den allerersten Anfängen der Entwicklung. Hinter den von uns verlangten Zahlungen stecken Unwahrscheinlich keiten, mit denen wir uns hente den Kopf nicht heiß machen wollen. Ter größte Teil Lieser Zahlungen soll aus laufenden Einnahmen bezahlt werden." Unbedingte Voraussetzung für jede Erfüllung sei aber, daß Deutschland die Verfügungsgewalt-über seine Wirtschaft haben müsse. Im übrigen brauche unsere Wirtschaft dringend Auslandskredite, welchem Zwecke aber keineswegs die 800-Millionenanleihe dienen könne. Alle sonstigen Kredite aber dürfen nur für un mittelbar produktive Zwecke ausgenommen werden. Zu der Reichstagsauflösung bemerkte de» Finanzminister, das er bis zur letzten Stunde gegew die Auslösung gewesen sei. Erst dann habe er dev Auflösung zugestimmt, nachdem sich gezeigt habe, dast ein anderer gangbarer Weg sticht mehr vorhanden war. Durch die Auflösung sind wir allerdings um drei bis vier Monate zurückgeworfen. Die Aufwertungsfrage. Auch zu dieser vielumstrittenen Frage nahm der Minister in seinem Vortrage kurz Stellung. Er meinte, hier müsse man versuchen, einen festen Punkt; zu finden. Der Minister stellt den sozialen Gesichts-« punkt so stark wie möglich in den Vordergrund. Durch die Reichstagsauflösung seien wir aber vorerst in eins äußerst schwierige Lage hineingeraten. Schließlich er-* innerte der Minister noch an die vergangenen Jnfla- tionsjahre. „Damals mußte die Regierung fest zu-, packen, um alles zu leisten. Jetzt müssen wir uns wie-- der anders umstellen. Aeußerste Arbeitsanspannung, Sparsamkeit und Bescheidenheit müssen gelten, sowohl für die öffentlichen Verbände wie auch für alle. Hier bei wollen wir aber nicht vergessen, daß wir Kredits auch nur durch Sparsamkeit erhalten können. Aus-« wärts kann es nur in Deutschland gehen durch Ar beit und Sparsamkeit." Aus der Wahlbewegung."' . Tic Bahcrischc Volkspartci für.den Bürgsrdloä ^ Die Bayerische Volkspartei-Korrespondenz be schäftigt sich in längeren Ausführungen mit den kom menden Reichstagswahlen und bezeichnet als deren Ziel: Die Reichstagsauflösung ist das Ergebnis der zielbe- wußten Politik der Sozialdemokralen, eine Einigung der nichtsozialistischen bürgerlichen Parteien auf ein gemein sames Regierungsprogramm zu hintertreiben. Diese Hofft nungen der Sozialdemokraten zu zertrümmern ist oder sollte wenigstens die Hauptaufgabe aller nichtsozialistischer bürgerlichen Parteien in diesem Wahlkampfe sein. Die Bayern hoffen, daß sich die Mehrzahl der bürgerlichen Parteien auf diesem Boden zusammen finden werden. Tr. Wirth vor dem Zentrnmsparteitag. Im weiteren Verlauf des in Berlin abgehaltenen Zentrumsparteitages verteidigte der frühere Reichs kanzler Dr. Wirth die bisherige Politik des Zentrums,, vobei er u. a. ausführte: Dem Reichskanzler müsse die Möglichkeit gegeben werden, seine bisherige Politik weiterzuführen. Diese» Problem sei nicht zu lösen mit der Frage, ob recht», ob links, sondern nur durch die Einhaltung einer Politischen Linie, die die Politik der Mitte gewährleiste. Die politische Linie des Kanzlers Marx sei vorgezeichnet gewesen durch die Arbeit seiner Vor gänger. Die Politik des Zentrums habe es ermöglicht, daß wir in der Welt Vertrauen gewinnen. Dieses Vertrauen sei abhängig von einer loyalen deutschen Politik und von einer gefestigten Staats-- form. Ein Abirren von der jetzigen politischen Linie wäre ein Unglück für die ganze Welt. ES gibt bet uns Meinungsverschiedenheiten, aber wenn wir uns verstehen wollen, dann zerstieben diese Mei nungsverschiedenheiten wie Nebelschwaden. Der Zu-- sammenbruch müßte kommen, wenn nach parteitakti-* scheu Gesichtspunkten gehandelt würde. Nur das Ge--l samtinteresse muß maßgebend sein. Wir find über die Gefahren noch nicht hinweg, die der Außen politik des Reichskanzlers Marx gedroht haben. E» p darf im Zentrum weder einen rechten nock . einen linken Klüael aeben. Die vom Zen-«