Volltext Seite (XML)
Wchmtz-ZkitiW 61. Jahrgang Dienstag, den 16. Juli 1895 Nr. 82 Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt^.Mit land- und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage, Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. So wäre denn der ersteVogelschieß- tag als wohlgelungen zu Ende. Nachdem um 5 Uhr durch Böllerschuß das Zeichen gegeben war, daß der große Mnigsvogel ausgezogen sei, erklang der Weckruf durch die Straßen der Stadt. Um 11 Uhr versammelten sich die Schützen im Rathhaussaale zum Festessen, an dem sich auch der Verein „Glück zu" in gröberer Zahl Letheiligtc. Unter den Ehrengästen bemerkte man Herrn Amtshauptmann vr. Uhlemann und Herrn Major Dietrich. Den ersten Toast brachte der 1. Vorstand der Schützengesellschaft, Herr Oberlehrer 6. Hellriegel, auf Se. Majestät König Albert, der 2. Vorstand, Herr Stadtrath Liebel, auf die Herren Schlossermeister Nestler als Vogel-, Bäckermeister Berger als Scheiben- und Bäckermeister Siegelt als Reiterkönig, worauf Herr Berger der Gesellschaft selbst die besten Wünsche aussprach. Herr Schuhmacher meister Jäckel, Kassirer der Schützengesellschast, gedachte der 3 Marschälle, der Herren Bäckermeister Gietzolt, Kürschnermeister Reichel und Stadtrath Liebel, die auch schon die Königswürde getragen hatten, Herr Reichel allerdings in Niederfrauendors, woraus Herr Liebel die Einmüthigkeit in der Gesellschaft lobend hervor hob. Herr Stadtrath Heinrich begrüßte die Herren AmtShauptmann I)r. Uhlemann und Major Dietrich, führung in der Kirche vom Pirnaer Stadtmusikchor unter Leitung des Herrn Musikdirektor Franke auS- geführt. Für die andere Hälfte des Festes wird da hiesige Musikchor engagirt werden. Dresden. Die zwischen der Falken- und Hohen- Brücke befindlichen Geleise des ehemaligen Böhmi schen Bahnhofes sind bis auf ein einziges stadt- wärts belegenes abgebrochen. Dieses letzte GeleiS hat noch Verbindung mit den Hochgeleisen durch eine in < der Nähe der Eisengießerei Barnewitz befindliche Weiche und dient zum Materialientransport von und nach der Abbruchstelle des Bahnhofes. Pirna. Die Hauptverhandlung in dem Straf prozeß der Pirnaer Bank findet erst nach Ablauf der Gerichtsferien, und zwar am 23., 24. und 2S. i September, statt. Riesa. In einer in diesen Tagen abgehaltenen Versammlung von Deputieren der Militärvereine im Amtsgerichtsbezirke Riesa wurde beschlossen, den Ar beitsnachweis für Reservisten und ehemalige Mi litärs auch im hiesigen Bezirke unter Vorbehalt zu nächst auf ein Jahr einzuführen. - Z Leipzig. Die Kesselschmiedsehesrau A. nahm das Kind einer Fabrikarbeiterin in Pflege, und diese so wohl, als deren Mann gewannen den kleinen E. so lieb, daß sie ihn zu adoptiren beschlossen. Am 28. April d. I. nun setzte Frau A. leichtsinniger Weise 1 das Kind in einem Stühlchen auf das ^5 Centimeter breite Küchenfenster, dessen rechter Flügel offen stand, und als sie sich nur einen Moment nach der Koch maschine wandte, um dort die Semmel des Kleinen in einen Topf mit Kaffee zu tauchen, geschah das Un glück: mitsammt dem Stühlchen stürzte der Kleine in den Hof hinab und verstarb in Folge der erlittenen Verletzungen. Zu dem Schmerze der leichtsinnigen Frau tritt nunmehr auch noch ein Monat Gefängniß, auf welche Strafe das Landgericht wegen fahrlässiger Tödtung erkannte. Hainichen. Innerhalb kurzer Frist sind hier mehrere falsche Einmarkstücke in Verkehr gebracht und angehalten worden. Die Falschstücke tragen das Münzzeichen und die Jahreszahlen 1887 oder 1881. Die mit der Jahreszahl 1887 sind ausgez.ichnet ge arbeitet, fühlen sich auch nicht, wie sonst dergleichen Stücke, fettig an, sondern sind nur durch das Minder gewicht von 1,5 Gramm erkenntlich. Diejenigen mit der Jahreszahl 1881 sind weniger sauber gearbeitet und bedeutend leichter im Gewicht. Ferner befinden sich zahlreiche Falsifikate von Fünfzigpfennig stücken im Umlauf mit der Jahreszahl 1877 und undeutlichem Münzzeichen. Sie sind aus Blei, sehr unsauber gearbeilet und im Gegensätze zu den Ein markstücken, welche geprägt sind, gegossen. Man ver- muthet, daß diese Falschstücke sämmtlich ihren Ursprung in England haben. Da jedenfalls auch andere Städte und Ortschaften mit solchen Falsifikaten bedacht werden, so ist Vorsicht bei der Einnahme und Ausgabe von Mark- und Fünfzigpfennigstücken geboten. Chemnitz. Die Leiche des Prokuristen Becker von hier, welcher sich bekanntlich mit auf dem unter gegangenen Dampfer „Elbe" befand, ist nach einem eingegangenen Telegramm in England ans Land ge schwemmt worden. Die Angehörigen BeckerS wollen die Leiche nach Chemnitz überführen lassen. Zöblitz. Donnerstag gegen Abend trug sich in dem nahen Dorfe Ansprung ein schreckliches Un glück zu. Der Gutsbesitzer Thiele machte mit einer Mähmaschine das GraS auf seinem Felde nieder. Sein 3jähriges Söhnchen hat wahrscheinlich den Vater auf dem Felde ausgesucht und setzte sich, unbemerkt von demselben, in das Gras, in dessen Nähe die Mäh maschine arbeitete. Auf das Schmerzensgeschrei des unglücklichen Kindes hin sah der beklagenswerthc Vater, daß dasselbe mit den Füßen in die Mähmaschine ge kommen war, welche dieselben entsetzlich zerfleischte, so daß sie abgenommen werden müssen. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend für die Königliche UmtslMptmMiischaft, das Königliche Amtsgericht und den Sl-dtrath zu Dippoldiswalde. Die „Weißeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2S Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ltalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile LU Pfg. Vor fünfundzwanzig Jahren. I«. Juli. Kronprinz Albert von Sachsen erläßt die Mobil machungsordre für die sächsischen Truppen. Dieselben bestanden aus 2 Infanterie-Divisionen Nr. 23 und 24, 1 Kavallerie-Division und der Corps-Artillerie. Ober befehlshaber war der Kronprinz. Sein Generalstabschef war Oberstlieutenant v. Zezschwitz. Prinz Georg kommandirte die 23. Division und General Nehrhoff von Holderberg die 24. Division; an der Spitze der Reiter-Division stand General Graf zu Lippe, und die Corps-Artillerie befehligte Oberst Funke. — In ganz Sachsen herrscht die gehobenste Stimmung und die waffenfähigen Mannschaften eilen zu den Fahnen. — Auch in Württemberg wird die Kriegsbereitschaft ver fügt. In einer an diesem Tage in Stuttgart abge haltenen Volksversammlung wurde folgende Erklärung zum einstimmigen Beschluß erhoben: „Der Krieg zwischen Frankreich und Preußen ist ein natio naler Krieg! Sein Ausgang entscheidet iiber die Zukunft unseres Volkes. Unter nichtigem Vorwande ist er von Frankreich herauf beschworen, um Deutschland in die alte Ohnmacht und Zer stückelung zurückzustoßen und deutsche Länder vom vaterländischen Boden abzureißen. In einem solchen Kriege darf es unter den Deutschen keine Parteien geben. Für die Bündnißverträge ist die Stunde der Probe gekommen. Von der württembergischcn Negierung insbesondere erwarten wir, daß sie fest zur deutschen Sache halte, mit allen Mitteln und auf alle Gefahr. Das Volk wird einer Negierung kräftig zur Seite stehen, welche sich in der Zeit der Prüfung als eine deutsche erweist." 17. Juli. Die von England angebotene Vermittlung zur Beilegung des Konflikts mit Frankreich wird durch den Bundeskanzler Grafen Bismarck Namens des Königs von Preußen abgelehnt. Aus dem fernsten Auslande treffen von dort lebenden Deutschen eine Menge zu stimmender Depeschen an Bismarck ein. — König Karl von Württemberg trifft Morgens 5 Uhr in Stuttgart ein. Tausende von Menschen bringen ihm am Abend vor seinem Palais eine begeisterte Huldigung. — In München zieht Nachmittags 4>/e Uhr trotz strömenden Regens eine unabsehbare Menge Volks vor das königliche Residcnzschloß und bringt dem König Ludwig II. für seine deutschnationale und bundestreue Entschließung ein begeistertes, weithin donnerndes Hoch aus. Dann singt die Menge die Volkshymne und das deutsche Vaterlandslied, wäh rend der König am geöffneten Fenster sich wiederholt vereinigt. Ganz München war auf den Beinen und der Jubel, die Freude grenzenlos. der Freude Ausdruck gebend, daß sich die Schützen gesellschaften des Wohlwollens und der Unterstützung der Regierung erfreuen könnten. Als Antwort pries Herr Amtshauptmann vr. Uhlemann die Königs- und Reichstreue der Schützen. Auf ein Hoch des Herrn Feldwebel Mende auf die städtischen Behörden ant wortete Herr Bürgermeister Voigt mit den besten Wünschen für die Gesellschaft, die Bitte an die Bürger schaft einflechtend, die Maßnahmen der städtischen Kollegien nicht mit persönlicher Gehässigkeit zu be- urtheilen, und gipfelte sein Wort in einem Hoch auf die Vorsteher. Herr Amtsbaumeister Otto Schmidt bewillkommnete die Gäste, für die der Vorstand des „Glück zu", Herr Technicker Grammberg und Herr Bäckermeister Fuchs aus Freiberg ihren Dank und ihre Anerkennung für die Gastfreundschaft der Schützen aussprachen. Hr. Feuerwehrhauptmann Stadtrath Reichel gedachte des verhängnißvollen, für Deutschland so wich tigen 14. Juli 1870 und fand sein Hoch auf die Armee brausende Unterstützung. Von den damaligen Mitkämpfern waren 4 anwesend. Herr Getreidehändler Graul dankte dem Osfizierkorps der Schützen, das außer dem Hrn. Hauptmann Ebert neu gewählt worden ist. Nach Verlesung eines humoristisch-poetischen Telegramms von der Wartburg von Herrn Buchdruckereibes. Jehne, wandt? sich Herr Oberlehrer 0. Hellriegel an die Herren Hauptmann Ebert, Kaufmann Frenzel, Bäckermeister Grundig und Bäckermeister Schneider und überreichte ihnen zur Anerkennung für 25jährige treue Mitglied schaft schön ausgeführte Ehrendiplome, wofür Herr Hauptmann Ebert zugleich im Namen der übrigen 3 Herren besten Dank aussprach und Alle zu Treue und zu gegenseitigem Vertrauen ermunterte. Die Auf stellung der Musik in der Nebenstube erwies sich so wohl bei der Tafelmusik, als auch bei Begleitung des Taselliedes nicht als vortheilhast. Nachdem noch Herr Neilerkönig Siegelt im Namen der anderen Majestäten die Anwesenden auf Montag zu einem Frühstück eingeladen hatte, schickte man sich zur Ausstellung für den Aus zug, an dem sich die Feuerwehr, „Glück zu" und der Militärverein betheiligten. Zwar hatte ein gewaltiger Sturm den Himmel stark bewölkt, doch hielt sich das Wetter trocken bis gegen 7 Uhr, wo allerdings ein heftiger Regenguß die dichtgedrängten Massen auf der Festwiese auseinander jagte. Possendorf. Die hiesige freiwillige Feuer wehr hat beschlossen, ihr diesjähriges 19. Stiftungs fest am 11. August zu feiern. Glashütte. In der am 11. Juli stattgehabten Sitzung des Jubiläumsausschusses ist nun auch das Programm sür die Festtage endgiltig beralhen und sestgestellt worden. Die Feier wird sich demnach in folgender Weise vollziehen: Sonnabend, den 3l. August, Vormittags: Empfang der Gäste; '/,I2 Uhr Aufstellung des Festzuges aus dem Bahnhöfe, Zug durch die Stadt nach dem Denkmalsplatze, Gesang, Ansprache, Enthüllung und Weihe des Denkmals, Uebernabme desselben in Besitz und Schutz der Stadt durch seinen Bürgermeister. Schluß gesang. Der Zug bewegt sich hierauf nach dem Ausstellungs lokale. Eröffnung der Ausstellung durch Herrn Direktor Strasser. Besichtigung derselben. Nachmittags 3 Uhr Festmahl im Kaiser- Hose, Festrede re., Abends 7 Uhr Freiconcert im Postgartcn. — Sonntag, den 1. September, früh: Neveille. 8 Ubr Ausstellung des Zuges aus dem Bahnhose. Zug nach der Kirche. Fcstgottes- dienst und Aufführung eines Festgesanges durch deu Kirchenchor unter Mitwirkung der Pirnaer Stadlkapclle. Nach dem Gottes dienste Speisung der Armen in einem oder mehreren, vom Stadt gemeinderath »och zu bestimmenden Gasthöfen. Frühschoppen im Postgarien. Nachmittags 4 Uhr Eoncert des Mannergesang- Vereins im Gasthof zum „Goldenen Glas". Nach dem Eonccrt Ball. — Montag, den 2. September, früh: Reveille. Vormit tags Schulaktus zur Sedanfeier. Nachmittags 3 Uhr Pflanzung der Judiläumsbäumc an den 4 Ecken des Denkmals seitens der Stadtgemeinde, der Schützengesellschast, des Gebirgsvcreins und der Schuljugend. Zug nach der Vogelwiese, wo der Turnverein Turnspiele und Volksbelustigungen veranstaltet. Abends 7 llhr Scdanfest-Eommers, veranstaltet vom Militärvcrein. Festrede des Herrn Direktor Roth. Außerdem soll in einem oder mehreren Gasthöfen freie Tanzmusik gestattet sein. Die Festmusik wird am 31. August und I. Sep tember bis nach Beendigung der musikalischen Aus